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Die Bottroper <strong>ZWAR</strong>-<strong>Zeitung</strong> Die AKTIVE GENERATION <strong>Ausgabe</strong> 1 <strong>2016</strong> Seite 24<br />
„Gefunden wurde das Pergamentstück bei Trapazunt, heute heißt dieser Ort Trabzon, die<br />
Stadt liegt am Schwarzen Meer in der Türkei, nicht weit von Georgien entfernt. Dieser Ort<br />
ist auch eine Rückreisestation Marco Polos. Vermutlich die letzte vor seiner Ankunft in<br />
Venedig!―<br />
„Und du vermutest einen Zusammenhang von Fundort und einer sehr flexiblen Zone in der<br />
Zeitgrenze?―, fragte ich ihn gespannt.<br />
„Ja, sogar noch mehr. Marco Polo hatte ja einen Sklaven mitgebracht, welcher ihn immer<br />
begleitete. Meine Vermutung ist, dass dieser Sklave, sein Name ist geschichtlich erwähnt,<br />
der Wächter an der Zeitgrenze war!―<br />
Dora war ganz weiß im Gesicht und ihre Augen öffneten und schlossen sich unentwegt.<br />
Ich sah Jakob prüfend an und sagte einfach:<br />
„Nein, das kann nicht sein, die Zeitgrenze ist ungefähr zu Kleopatras Geburt, und Marco<br />
Polos Rückkehr war, soviel ich vom Geschichtsunterricht in der Schule noch weiß, kurz<br />
vor der Vollendung des 13. Jahrhunderts. Es liegen also mehr als 1.300 Jahre<br />
dazwischen!―<br />
„Unser Wächter besaß ja auch einen Nebel, wir wissen ja nicht wann sich sein Nebel<br />
auflöste―, erwiderte Jakob, „und über die Geheimnisse der flexiblen Zonen wissen wir noch<br />
weniger.―<br />
Inzwischen saßen wir im Schatten des Wandelganges auf einer einfachen Bank.<br />
Schweigend hingen wir unseren jeweiligen Gedanken nach, welche aber einen<br />
gemeinsamen Ausgang hatten.<br />
Dora wollte sich etwas Trinkbares holen, denn es war Nachmittag und sehr warm. Als sie<br />
aufstand um zur Küche zu gehen, kam Franz, der persönliche Diener Jakobs, und brachte<br />
ein Tablett mit drei schönen, gefärbten Pokalen. Wein und gekühltes Wasser waren im<br />
Angebot, und Franz erbot sich Nachschub zu holen. Jakob nickte und schickte Franz<br />
wieder zurück.<br />
Nach dem kühlen Trunk schaute Dora Jakob direkt an und fragte ihn nach seinen<br />
Vorhaben in dieser nicht nur für ihn, sondern auch für unsere Vereinigung der Zeitfahrer<br />
so wichtigen Sache. Jakob schaute sie an und sagte einfach:<br />
„Ich hatte zwei weitere Wächter dorthin beordert, aber noch keine Antwort erhalten. Es<br />
waren Freiwillige, ein Mann und eine Frau, beide kamen nicht zurück. Es ist ja noch nicht<br />
einmal gesagt, dass sie sich in der Vergangenheit gefunden haben; ob sie sich vorher<br />
abgesprochen hatten weiß ich nicht.―<br />
„Und wie geht es jetzt weiter?― Fragend schaute ich ihn an.<br />
„Meine Vermutung ist, dass der Ort an dieser flexiblen Grenze der Schlüssel zur Öffnung<br />
der Zeitgrenze ist. Ein Schlüsselpunkt, weil dieser Ort, auch eine Rückkehrstation von<br />
Doras Vater, Marco Polo, war. Es muss einfach so sein, denn diese Stadt ist uralt und<br />
außerdem eine Hafenstadt am Schwarzen Meer, welches ja in beide Zeitzonen reicht oder<br />
geteilt ist, also auch geheimnisvoll, genau wie die Entstehung dieses Meeres. Die<br />
Geschichte Noah’s soll sich hier zugetragen haben, also die Sintflut. Der Berg Ararat, auf<br />
dem die Arche gestrandet sein soll, ist auch nicht weit. Denkt auch an Jason und die<br />
Legende vom ‚Goldenen Vlies‘. Geschichtlich gesehen ist also das Schwarze Meer<br />
genauso geheimnisvoll wie das Land Ägypten!―<br />
„Willst du jetzt selbst dorthin?― Entsetzt schaute Dora ihn an, „dann will ich auch dorthin!―<br />
„Das kommt überhaupt nicht in Frage―, sagte Jakob sofort, „ du warst auch schon heimlich<br />
zu deines Vaters Zeiten in Trabzon, obwohl ich es dir nicht erlaubte. Außerdem hast du<br />
nichts entdecken können, sonst hättest du mich garantiert darüber informiert.―<br />
Franz kam mit frischen kalten Getränken und bediente jeden von uns. Es schmeckte<br />
etwas nach Wein, meine diesbezügliche Frage beantwortete Franz mit dem Hinweis auf<br />
verdünntem Wein, der in dieser Mischung nicht betrunken macht, sondern besser den<br />
Durst löscht.