Blasmusik-in-Tirol-1-2013
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panorama<br />
und 15 Musikanten, der früheste Kapellmeister,<br />
dessen Namen man aus Aufzeichnungen<br />
kennt, ist Franz Moll. Er leitete die Kapelle<br />
von 1871 bis zu se<strong>in</strong>em Tode im Jahre 1917.<br />
Das älteste Bild der Gramaiser stammt aus<br />
dem Jahre 1875, auch die Namen der Mitglieder<br />
wurden festgehalten.<br />
Wie überall, gab es auch <strong>in</strong> Gramais e<strong>in</strong><br />
Auf und Ab, sodass 1909 e<strong>in</strong>e Neugründung<br />
der Musikkapelle erforderlich wurde. Dies<br />
geschah <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vertrag zwischen dem<br />
Pfarrer Albert Beiler und 14 Musikern, die<br />
den Vertrag unterzeichneten. Zur ersten<br />
Ausrückung dieser Kapelle kam es schon am<br />
20. Juli 1909 anlässlich der E<strong>in</strong>weihung e<strong>in</strong>es<br />
Zubaues zur Hanauerhütte.<br />
In den folgenden Jahren wurden Auftritte<br />
der Kapelle auch außerhalb des Tales dokumentiert<br />
und das Können der Musikanten<br />
wurde gelobt. Bei e<strong>in</strong>em Musikfest <strong>in</strong> Imst<br />
sollen die Gramaiser sogar e<strong>in</strong>en 1. Rang erspielt<br />
haben. Übungsleiter der Musikkapelle<br />
war 1938 der Lehrer Ignaz Dreier, dessen<br />
Musiksammlung zu den bemerkenswerten<br />
Musik-Quellen unseres Landes zählt. Ihren<br />
letzten Auftritt absolvierte die Musikkapelle<br />
Gramais zum Herz-Maria-Fest 1939.<br />
Das Musizieren auf dem Kirchenchor hat<br />
sich noch lange Zeit <strong>in</strong>tensiv fortgesetzt,<br />
die Lehrer des Dorfes haben bis zu dreimal<br />
pro Woche geprobt, heißt es. Ke<strong>in</strong> Wunder,<br />
dass sogar die Mariazeller Messe von Joseph<br />
Haydn <strong>in</strong> den 1950iger Jahren zur Aufführung<br />
gelangte.<br />
So darf die kle<strong>in</strong>ste Geme<strong>in</strong>de Österreichs<br />
mit Stolz auf ihre große musikalische Vergangenheit<br />
blicken. Menschen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kargen<br />
Umgebung haben es verstanden, ihr Leben<br />
mit Musik zu bereichern und damit ihrer Geme<strong>in</strong>schaft<br />
Freude zu schenken. Sie verdienen<br />
unsere größte Bewunderung. <br />
n<br />
JoWe<br />
E<strong>in</strong> Marsch im Klavierauszug – Handschrift 19. Jahrhundert. <br />
Gramais, e<strong>in</strong> idyllischer Platz <strong>in</strong>mitten<br />
der Bergwelt.<br />
Fotos: JoWe<br />
Großer Erfolg für die Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong><br />
„La Pr<strong>in</strong>cipessa“ von Günter Dibiasi wurde vom ÖBV als Pflichtstück für die<br />
Stufe C ausgewählt.<br />
Das im Laufe der <strong>Tirol</strong>er Bläserwochen<br />
2009/2010 entstandene<br />
Werk des Leiters der Landesmusikschule<br />
Jenbach-Achental und Kapellmeisters<br />
der Knappenmusik-Schwaz, Günter Dibiasi,<br />
beschreibt Episoden aus dem Leben e<strong>in</strong>er<br />
jungen Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong>, die sich e<strong>in</strong>erseits sehr<br />
majestätisch und königlich gibt, andererseits<br />
aber doch noch ausgelassen, verspielt und<br />
k<strong>in</strong>dlich wirkt. E<strong>in</strong> junger Menschen eben<br />
im Zwiespalt zwischen der bevorstehenden<br />
Würde und Bürde e<strong>in</strong>es Herrscheramtes und<br />
der Verwirklichung der eigenen Persönlichkeit<br />
und Lebensziele.<br />
„La Pr<strong>in</strong>cipessa“ beg<strong>in</strong>nt mit e<strong>in</strong>er zarten,<br />
lyrischen Melodie – klanglich wunderschön<br />
gestaltet mit sonoren, weichen Melodiel<strong>in</strong>ien<br />
<strong>in</strong> den Tenorhörnern und Hörnern. Dieses<br />
Thema wird weiterentwickelt, bis es zu e<strong>in</strong>em<br />
heroischen ersten Höhepunkt erwächst, das<br />
den Pomp und Prunk des Hoflebens erahnen<br />
lässt.<br />
Im anschließenden Allegro giocoso wird<br />
mit dem sehr flotten, akzentuierten zweiten<br />
Thema die Verspieltheit und Ausgelassenheit<br />
der Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> charakterisiert. Nuancenreich<br />
und witzig, mit synkopischen E<strong>in</strong>schüben<br />
und rhythmischen Abweichungen <strong>in</strong> den 7/8<br />
Takt, bildet dieser Abschnitt e<strong>in</strong>en herrlichen<br />
Kontrast zum würdevollen, majestätischen<br />
ersten Teil.<br />
Der nächste musikalische Gedanke ist<br />
trotz flottem Tempo von e<strong>in</strong>em ruhigen, melodiösen<br />
Duktus geprägt. Harmonisch wechselt<br />
dieser Abschnitt <strong>in</strong> die Obermediante<br />
nach G-Dur. Nach der Rem<strong>in</strong>iszenz des Giocoso-Teiles<br />
leitet e<strong>in</strong> Paukenwirbel wieder<br />
auf die majestätische Hauptmelodie zurück,<br />
die diesmal noch mächtiger mit zusätzlichen<br />
fanfarenartigen E<strong>in</strong>würfen der Hörner und<br />
Posaunen ersche<strong>in</strong>t.<br />
Die ganz kurze Coda, wieder im Allegro<br />
giocoso, empf<strong>in</strong>de ich als e<strong>in</strong> Augenzw<strong>in</strong>kern<br />
des Komponisten, der vielleicht me<strong>in</strong>t:<br />
„Behaltet euch doch Teile eurer K<strong>in</strong>dlichkeit<br />
auch im Alltag“.<br />
Zu hören ist dieses Werk auf der neuesten<br />
CD des Landespolizeiorchesters Nordrhe<strong>in</strong>-<br />
Westfalen, „La Pr<strong>in</strong>cipessa“, unter dem Dirigenten<br />
Scott Lawton. Verlegt wurde „La Pr<strong>in</strong>cipessa“<br />
beim Klimentverlag.<br />
Wir gratulieren ganz herzlich!<br />
n<br />
Rudi Pascher<br />
März | BiT<br />
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