MITBESTIMMUNG 2035
p_mbf_mitbestimmung_2035
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DER BLICK NACH VORN<br />
Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit ist auch in Zukunft notwendig, um die materiellen<br />
Grundlagen für die Zukunft und für menschenfreundliche Arbeit zu schaffen. Jeder<br />
und jede ist verpflichtet, im Rahmen seiner bzw. ihrer Möglichkeiten daran mitzuwirken.<br />
Wirtschaften ist aber kein Selbstzweck – die Kunst wird darin bestehen, individuelle<br />
Wünsche, ökonomischen Erfolg und soziale Regelwerke auszubalancieren.<br />
In Deutschland existiert die geübte und bewährte Praxis, individuelle Konflikte und<br />
gesellschaftliche Interessengegensätze auf der Basis sozialstaatlicher Verfahren und<br />
Mitbestimmungsrechte auf zivilisierte Art und Weise auszutragen. Dies führt bei der<br />
großen Mehrheit dazu, dass sie sich mehr oder weniger abgesichert fühlt, ihre persönliche<br />
Arbeitsleistung anerkannt sieht und sich innerhalb der Gesellschaft verorten<br />
kann – man möchte nicht nur auf die Berechnungsgröße Arbeitskraft reduziert<br />
werden. Dieses Wissen um Zugehörigkeit ist die Grundlage dafür, dass der oder die<br />
Einzelne bereit ist, sich ohne „Furcht vor der Freiheit“ (so Erich Fromm 1941) auf das<br />
Risiko des Neuen einzulassen.<br />
Genau dieses Gefühl von sozialer Sicherheit, persönlicher Anerkennung und Chancengleichheit<br />
in der Arbeitswelt schwindet in den letzten Jahren für einen größeren<br />
Teil der Arbeitenden, ja schlägt sogar in Angst und Bedrohung durch Wandel um.<br />
Erfordert die neue Arbeitswelt deshalb nicht vollkommen andere,<br />
neue Spielregeln?<br />
Verkehren sich die bisher fördernden Faktoren nun nicht in behindernde Faktoren?<br />
Diese Fragen sind heute nicht zu beantworten, aber das Denken in Szenarien<br />
hilft dabei, Antworten besser zu antizipieren.<br />
Arbeit ist und bleibt auch in Zukunft zentral für den Einzelnen bzw. die Einzelne in<br />
marktwirtschaftlich geprägten Gesellschaften. An Arbeit (und Bildung) teilzuhaben,<br />
entscheidet auch weiterhin darüber, ob man genug zum Leben hat und sich Anerkennung<br />
in den Augen anderer verschaffen kann, also letztlich über die gesellschaftliche<br />
Stellung und das individuelle Selbstwertgefühl. Die arbeitenden Menschen von<br />
morgen werden sich auch weiterhin daran orientieren, dass Einkommen ihnen ein<br />
gutes Leben ermöglicht, dass sie eine interessante Arbeit haben, die ihnen Anerkennung<br />
ihrer Leistung verschafft, und dass sie wirksame Möglichkeiten zur demokratischen<br />
Beteiligung am wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben haben.<br />
Wie kann Mitbestimmung auch in Zukunft leistungsfähig bleiben?<br />
Wird Mitbestimmung – in welcher künftigen Ausprägung auch immer – unter<br />
den jeweils mehr oder weniger teilhabefördernden Rahmenbedingungen etwas<br />
erreichen können im Hinblick auf individuelle Chancengleichheit, menschenfreundliche<br />
Arbeit und soziale Sicherheit von Arbeitsmöglichkeit und Einkommen?<br />
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Mitbestimmung <strong>2035</strong> | Seite 13