Spanien aktuell - Online Version März 2016
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6 kommentar<br />
Gut geschmiert läuft´s besser<br />
Dass es auf unserem Globus nicht wirklich rund<br />
läuft ist nichts Neues. Was sich aber seit Ende<br />
2015 bzw. in den ersten 2 Monaten <strong>2016</strong> auf<br />
dem kleinen Stück vom Globus, das man „<strong>Spanien</strong>“<br />
nennt, auftut was Korruption und Schmiergeldaffären<br />
angeht, ist schon gewaltig.<br />
Oktober 2015 Mallorca: Jahrelang sollen Ordnungshüter<br />
im zwielichtigen Nachtleben Mallorcas mit harten<br />
Bandagen mitgemischt haben. In einem Sumpf aus<br />
Schutzgelderpressungen, Sexorgien und auch Drogengeschäften.<br />
Allein in der Inselhauptstadt Palma sollen<br />
mindestens 25 Beamte - darunter auch hohe Polizeioffiziere<br />
- verwickelt sein. Seit mehr als zwei Jahren<br />
ermittelt eine Anti-Korruptionseinheit innerhalb der<br />
Lokalpolizei Palmas, die im Zentrum dieses Skandals<br />
steht. Das ganze geschah offenbar mit Wissen der<br />
verantwortlichen Politiker in Palmas Rathaus, welche<br />
für ihr Schweigen mit Sexpartys belohnt worden sein<br />
sollen. Drei Prostituierte, die in Sexklubs im Ballermann-Viertel<br />
an der Playa de Palma arbeiteten, sagten<br />
aus, dass öfter Sex- und Champagnerpartys gefeiert<br />
wurden, zu denen mallorquinische Politiker eingeladen<br />
worden sein.<br />
Januar <strong>2016</strong>: Die staatliche Gesellschaft Acuamed,<br />
die für den Bau von Meerwasser-Entsalzungsanlagen<br />
zuständig ist, soll sich ebenfalls betrügerischen<br />
Machenschaften gewidmet und auch EU-Gelder in<br />
Millionenhöhe veruntreut haben. Das funktionierte<br />
anscheinend so: Beim Bau dieser Anlagen zur Gewinnung<br />
von Trinkwasser wurden die Aufträge bestimmten<br />
Baukonzernen zu überhöhten Preisen zugeschustert.<br />
Den Gewinn sollen sich dann Acuamed-Manager und<br />
Bauunternehmen geteilt haben. Hier wurden bisher 13<br />
Spitzenbeamte aus dem Umfeld der Volkspartei und<br />
Unternehmer beschuldigt.Die Spuren dieses Schmiergeldskandals<br />
führten die Ermittler inzwischen ins<br />
spanische Umweltministerium,<br />
zu dem die Staatsfirma Acuamed<br />
gehört. Dort hatte während des<br />
mutmaßlichen Millionenbetrugs<br />
der heutige EU-Kommissar Miguel<br />
Arias Cañete das Sagen, der von<br />
2011 bis 2014 Umweltminister<br />
war. Cañete war, so geht es aus<br />
E-Mails und Zeugenaussagen<br />
hervor, an der Aushandlung wenigstens<br />
eines der zweifelhaften<br />
Geschäfte beteiligt.<br />
Kai Ertel<br />
Januar <strong>2016</strong>: Bei einer ihrer jüngsten Fahndungsaktionen<br />
fanden die Korruptionsbekämpfer in der Mittelmeerregion<br />
Valencia in Rathäusern und Büros der konservativen<br />
Volkspartei reichlich Belastungsmaterial:<br />
Die beschlagnahmten Dokumente ließen die Ermittler<br />
zum Schluss kommen, dass die regionale Parteiorganisation<br />
Züge einer „kriminellen Organisation“ trage.<br />
Prominente konservative Politiker hätten ihre Ämter<br />
benutzt, um bei öffentlichen Aufträgen systematisch<br />
Schmiergelder zu kassieren. 24 Amtsträger und Unternehmer<br />
sitzen in Untersuchungshaft.<br />
Februar <strong>2016</strong> Badajoz: Im spanischen Fußball<br />
schlägt ein regionaler Manipulationsskandal von<br />
offenbar großem Ausmaß hohe Wellen. Auf Anordnung<br />
der dritten Kammer des Landgerichts Badajoz wurden<br />
gleich 19 Funktionäre festgenommen. Unter ihnen befindet<br />
sich neben zahlreichen Vereinspräsidenten auch<br />
der Chef des Regionalverbands Estremadura, Pedro<br />
Rocha. Rochas Wahl am 19. Juli 2013 soll aufgrund von<br />
gekauften Stimmen erfolgt sein.<br />
Februar <strong>2016</strong>: Die Affäre belastet die spanische<br />
Königsfamilie seit etwas mehr als einem Jahr: Iñaki<br />
Urdangarin, Ex-Handballer, Ehemann von Infantin<br />
Cristina und Schwiegersohn von König Juan Carlos,<br />
steht wegen Betrugs vor Gericht. Urdangarin soll als<br />
einer der Chefs der gemeinnützigen Stiftung „Instituto<br />
Noos“ Steuergelder in Millionenhöhe unterschlagen<br />
und Fördergelder auf private Konten abgezweigt<br />
haben. Der 45-Jährige wies bisher die meisten Vorwürfe<br />
zurück und schob seinem Ex-Geschäftspartner<br />
Diego Torres die Verantwortung zu. Torres ist ebenfalls<br />
angeklagt und hat nun vor Gericht scharf gegen die<br />
Königsfamilie geschossen, insbesondere gegen Prinzessin<br />
Cristina. Die zweitälteste Tochter von König<br />
Juan Carlos habe in der Stiftung alle Entscheidungen<br />
mitbeschlossen, sagte Torres bei seiner Vernehmung .<br />
Die Anweisung der Royals habe gelautet, „den Schein<br />
zu wahren“, sagte Torres weiter. Das Königshaus<br />
habe die Aktivitäten vom „Instituto Noos“ gekannt<br />
und beschützt. Im Wohnsitz von Juan Carlos, dem<br />
Zarzuela-Palast am Stadtrand von Madrid, seien sogar<br />
Geschäftsgespräche mit Partnern der Stiftung geführt<br />
worden. Die Frage von Ermittlungsrichter José Castro,<br />
ob der König zugegen gewesen sei, habe Torres allerdings<br />
verneint.<br />
Ja, läuft gut für die Ermittler oder?! Das Jahr hat gerade<br />
erst angefangen. Warten wir mal ab was noch alles<br />
gut geschmiert ist! Ob das mit dem Gefängnis auch so<br />
gut klappt?<br />
www.spanien<strong>aktuell</strong>.es - <strong>März</strong> <strong>2016</strong>