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Raumfahrt<br />
Nordkorea startet Rakete<br />
Mühsal des eigenen Weges<br />
Innerhalb von 20 Jahren brachte es Nordkoreas Weltraumprogramm auf zwei erfolgreiche<br />
Raketenstarts und vier oder fünf erfolglose kleine Satelliten. Der jüngste Start einer Unha-3<br />
im Februar sorgte vor allem in den USA, Südkorea und Japan für Empörung.<br />
Eine 30 Meter lange, nordkoreanische<br />
Rakete Unha-3 (deutsch:<br />
Milchstraße) startete am 7. Februar<br />
<strong>2016</strong> vom Raumhafen Sohae Space<br />
Center in der Nordprovinz Phyongan einen<br />
hundert Kilogramm kleinen Satelliten<br />
in eine polare Erdumlaufbahn.<br />
Pjöngjang hatte vorab über die vorgesehene<br />
Flugbahn informiert. Die Rakete<br />
nahm eine südliche Route – ausschließlich<br />
über dem Meer, also nicht über Südkorea<br />
und Japan. Wäre sie vom Kurs abgekommen,<br />
hätte sie von der Startkontrolle<br />
aus gesprengt werden können, ohne<br />
Schaden anzurichten. Zwei Minuten<br />
nach dem Start fiel die erste Stufe planmäßig<br />
in das vorgesehene Gebiet im<br />
Gelben Meer. Dabei hat sich die Stufe<br />
nach Angaben Südkoreas dieses Mal<br />
selbst zerstört, damit sie nicht wie zuletzt<br />
anderen Staaten in die Hände fällt.<br />
So konnte Südkoreas Marine jetzt bloß<br />
Im April 2012 ließ Nordkorea auch westliche Journalisten die Startrampe des<br />
Sohae Space Center besichtigen. Links ist die Unha-3-Rakete zu sehen.<br />
beide Teile der Nutzlastverkleidung bergen.<br />
Die zweite Stufe ging unweit der<br />
Philippinen im Ozean nieder. Die Drittstufe<br />
brachte, trotz eines Problems,<br />
knapp zehn Minuten nach dem Start den<br />
Erdbeobachtungssatelliten Kwangmyongsong-4<br />
(KMS; deutsch: hell leuchtender<br />
Stern) in einen 500 Kilometer hohen<br />
Orbit über beide Pole.<br />
Der Satellit soll Instrumente zur Erdund<br />
Wetterbeobachtung für die Landund<br />
Forstwirtschaft Nordkoreas tragen,<br />
hat Solarzellen zur Stromversorgung<br />
und Kameras für Aufnahmen von der<br />
Erde. Er geriet aber bald in unkontrolliertes<br />
Trudeln. Wenn er sich nicht stabilisieren<br />
lässt, wird er nur wertloser<br />
Schrott sein. Auch soll der Satellit bislang<br />
noch keine Loblieder über Kim<br />
Jong-il und Kim il-Sung, den Gründer<br />
der Volksrepublik, aus dem All gesendet<br />
haben. Jedenfalls wird KMS-4 einige Jahre<br />
lang die Erde umkreisen und dann in<br />
der Atmosphäre verglühen.<br />
Der Flug bis zum Abtrennen des Satelliten<br />
ist aus Sicht des Regimes aber<br />
ein Erfolg für Nordkorea und bedeutet<br />
einen eigenen Zugang in den Weltraum.<br />
Während mehrere Staaten die Führung<br />
in Pjöngjang vor dem Start gewarnt ha-<br />
78 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> April <strong>2016</strong><br />
www.flugrevue.de