ego Magazin Bitburg & Südeifel - Ausgabe 19
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Städter, die keinen Bezug zu Vierbeinern<br />
haben, sehen auf den ersten<br />
Blick, wenn sie sich auf den Wiesen<br />
rund um das Dorf Usch tummeln:<br />
Diese Schafe sind anders! Gaby und<br />
Hermann Schultheis, die es einst aus<br />
dem dicht bevölkerten Nordrhein-<br />
Westfalen in die Stille des Kylltals zog,<br />
halten eine kleine Herde Grauer Gehörnter<br />
Heidschnucken. Diese Rasse<br />
stammt nicht – wie die meisten anderen<br />
– vom russischen Wildschaf ab,<br />
sondern vom Mufflon, das auf Korsika<br />
und Sardinien beheimatet ist. Die sehr<br />
genügsamen Heidschnucken waren<br />
auch die typischen Landschaftsgestalter<br />
der Lüneburger Heide und begleiteten<br />
schon die Bronzezeitmenschen<br />
im Ostseeraum. Ihr Fleisch ist dunkel,<br />
fettarm und würzig im Geschmack.<br />
Es erinnert eher an Wild als an das<br />
Fleisch anderer Schafrassen. Schon gar<br />
nichts zu tun hat es mit dem leicht<br />
tranigen Aroma, das viele Menschen<br />
mit dem klassischen Hammelfleisch<br />
verbinden und das sie deswegen meiden.<br />
Heidschnuckenfleisch ist eine<br />
echte Delikatesse… und da die Tiere<br />
nur frei mit viel Bewegung auf der<br />
Wiese gehalten werden können, ist es<br />
auch sehr gesund und vitaminreich.<br />
Stallhaltung ist mit Heidschnucken<br />
nicht zu machen. Das Fleisch der<br />
Heidschnucken gibt es im Hofladen<br />
der Familie Schultheis. Im November<br />
gibt es auf Vorbestellung ganze oder<br />
halbe Heidschnuckenlämmer vom<br />
Hof, küchenfertig portioniert und vakuumiert.<br />
Tiefgefrorene Edelteile wie<br />
Filet, Hinter-Keule oder Rücken gibt<br />
es ganzjährig. Außerdem sind Heidschnucken-Salami,<br />
Landjäger, Würste<br />
im Glas oder auch Heidschnucken-<br />
Schinken eine Versuchung für Feinschmecker.<br />
Auf Tour mit einem<br />
echten Wanderschäfer<br />
Etwas anders sieht der Alltag für einen<br />
klassischen Wanderschäfer aus, der<br />
seine Herde nicht stationär auf den eigenen<br />
Weiden hält. Hier sind oft mehrere<br />
Hundert Tiere mit ihrem Besitzer<br />
unterwegs. Einiges hat es dennoch<br />
mit dem romantischen Bild zu tun,<br />
das man aus Filmen kennt: Ein Mann<br />
im wetterfesten Lodenmantel und mit<br />
Schlapphut lehnt tiefenentspannt an<br />
einem Stab, während um ihn herum<br />
dicke weißgraue Wollpakete am Gras<br />
rupfen, kleine Lämmer quicklebendig<br />
umherspringen und ein Schäferhund<br />
oder Collie dafür sorgt, dass alle beisammen<br />
bleiben. Sehr romantisch<br />
ist es auch im Ourtal bei Wallendorf.<br />
Hier betreiben zwei andere Ex-Städter<br />
aus Nordrhein-Westfalen, Birgit und<br />
Günther Czerkus, eine Wanderreitstation<br />
und zugleich eine Wanderschäferei<br />
mit rund 500 Mutterschafen und<br />
ihren Lämmern.<br />
Die Tiere werden in einem Gebiet<br />
von Trier-Saarburg bis zur belgischen<br />
Grenze von Weide zu Weide getrieben.<br />
Das so genannte Umsetzen geschieht<br />
immer zu Fuß und mit Hilfe<br />
von bis zu zwei Hütehunden. Bisweilen<br />
gesellt sich ein menschlicher Helfer<br />
dazu, der gern einmal etwas ganz<br />
anderes erleben will und talentiert ist<br />
für den Umgang mit robusten Vierbeinern.<br />
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<strong>ego</strong> N°<strong>19</strong>/2016 Eifel Schaf 17