03.03.2016 Aufrufe

ego Magazin Bitburg & Südeifel - Ausgabe 19

ego Magazin - das Lifestyle Magazin für unsere Region

ego Magazin - das Lifestyle Magazin für unsere Region

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Doch nur romantisch und entspannt ist<br />

eine Existenz als Wanderschäfer längst<br />

nicht mehr. „Früher waren Distanzen<br />

von zweihundert Kilometern für<br />

die Herden normal“, erzählt Günther<br />

Czerkus, „doch die Zersiedelung durch<br />

Straßen und Bebauung macht sich bemerkbar.“<br />

Geeignete Beweidungsflächen<br />

sind knapp geworden. Außerdem<br />

wiehert der Amtsschimmel. Es gibt<br />

teils sehr unterschiedliche Verordnungen<br />

für Wasserschutzgebiete, die nicht<br />

selten eine Nutzung durch die Schafherden<br />

verbieten. „Dabei ist nachweisbar,<br />

dass Schafe nicht nur ideale ökologische<br />

Landschaftspfleger sind, welche<br />

die Artenvielfalt unterstützen, sondern<br />

dass sie die Nitratbelastung im Grundwasser<br />

deutlich senken helfen.“<br />

Auch den Dokumentationspflichten,<br />

die zum Alltag jedes landwirtschaftlichen<br />

Tierhalters oder Fleischerzeugers<br />

gehören, entgeht der Wanderschäfer<br />

nicht. „Wir erholen uns draußen bei<br />

den Schafen vom Schreibtisch und<br />

am Schreibtisch von den Schafen.“<br />

Die Czerkus‘ vermarkteten bis 2010<br />

das Fleisch selbst und direkt,<br />

doch seit dem Verbot<br />

von so genannten<br />

Kleinschlachtstätten<br />

verkaufen<br />

sie die Schafe an Zwischenhändler.<br />

Auch die Wolle geht an Händler: „Das<br />

deckt aber gerade die Schurkosten“. Die<br />

Milch bleibt reserviert für die Lämmer.<br />

Schafe haben viele Freunde –<br />

und einen Feind<br />

Ein neu am Horizont der Schäferei<br />

auftauchendes Thema ist ein uraltes:<br />

Man rechnet damit, dass der Wolf über<br />

kurz oder lang in die Eifel zurückkommt.<br />

Czerkus sieht das mit relativer<br />

Gelassenheit. „Wir haben hier ein gutes<br />

Wolfsmanagement mit einem vernünftigen<br />

Maßnahmenkatalog aufgelegt“,<br />

lobt er die Vorbereitung auf das<br />

Kommen jenes Raubtiers, das zu einer<br />

intakten Ökologie in der Natur nun<br />

einmal gehört. Mit fast einen Meter<br />

hohen und auf 2500 Volt geschalteten<br />

Knotengitternetzen, die natürlich perfekt<br />

instand gehalten werden müssen,<br />

seien mögliche wölfische Übergriffe<br />

gut zu verhindern. Die Hütehunde,<br />

die drei Jahre lang ausgebildet werden,<br />

sorgen zusätzlich für Distanz zwischen<br />

Schafen und Wölfen. Auch der<br />

Mensch trachtet den Schafen<br />

natürlich nach dem Leben.<br />

Nur die jährliche<br />

Schur, im Sommer<br />

vor der buchstäblichen<br />

Schafskälte, kann den geduldigen<br />

Paarhufern nichts anhaben.<br />

Aber der Mensch profitiert nicht nur<br />

in Form von zartem Lammfleisch,<br />

auch die Seele kann mit ihnen wieder<br />

in Balance gebracht werden. Also<br />

doch Schäfchen zählen, bis der Schlaf<br />

kommt? „Die Tiere wirken ausgleichend<br />

auf die menschliche Psyche<br />

und öffnen Zugänge auch bei Menschen,<br />

die sonst eher aggressiv sind“,<br />

sagen die Czerkus‘. Sie müssen es wissen,<br />

denn sie sind ausgebildete Pädagogen<br />

und ermöglichen auch Kindern<br />

und Jugendlichen soziales Lernen im<br />

Umgang mit den Tieren.<br />

Sogar ungeduldige Autofahrer, die<br />

beim Umtrieb der Herde warten<br />

müssen, bis die Straße wieder frei<br />

von Schafen ist, werden beim Anblick<br />

der Wollknäuel friedlich. „Es ist nur<br />

ein einziges Mal vorgekommen, dass<br />

sich jemand wild hupend einen Weg<br />

durch die Herde gebahnt hat“, erinnert<br />

sich der Wanderschäfer. •<br />

18<br />

<strong>ego</strong> N°<strong>19</strong>/2016<br />

Eifel Schaf

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!