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Schlossallee_2-2016_ONLINE

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Leidenschaft & Laune | Seite 21<br />

Sein Stammplatz ist der „Affenfelsen“. Seit vielen Jahren hat<br />

er eine Dauerkarte. Nur in den 90ern legte er eine Babypause<br />

ein. Osnabrücker Grünkohlkönig sei er mit Augenzwinkern,<br />

schätze Deftiges wie die geräucherten Würste zum Grünkohl<br />

und vor allem Bratkartoffeln. Er weiß um den Wert persönlicher<br />

Kontakte: Fußballstar Grafite habe er als Schirmherr der<br />

Ausstellung „Im Fußballhimmel und auf Erden“ gewinnen<br />

können, weil dieser – zufällig – Nachbar des stellvertretenden<br />

Seelsorge-Amtsleiters des Bistums Hildesheim in<br />

Gifhorn war.<br />

„Zwar gibt es vielfältige<br />

Parallelen zwischen<br />

Fußball und Religion,<br />

doch der Sport beantwortet<br />

keine letzten<br />

Fragen“, sagt Queckenstedt.<br />

Das habe er bei der<br />

Ausstellung des Diözesanmuseums<br />

2010 ebenso<br />

erlebt wie beim Verein Hannover 96, den er zum<br />

Umgang mit dem Suizid Robert Enkes beriet. „Da stößt<br />

der Sport angesichts des Unfassbaren von Trauer, Ohnmacht<br />

und Hoffnungslosigkeit an seine Grenzen.“ Trotzdem könne<br />

er Erfüllung und Gemeinschaft stiften. „Wir leben in einer<br />

Gesellschaft, die zusehends vereinzelt.“ Sport sei eine wunderbare<br />

soziale Klammer, offen für Ergebnisse und Emotionen,<br />

die nicht in Gewalt und Feindschaft umschlagen dürften,<br />

helfe aber auch gegen die Folgen von falscher Ernährung und<br />

Bewegungsmangel. „Der Sport trägt große Verantwortung.“ So<br />

bringe die VfL-Schwimmabteilung in Kooperationsprojekten<br />

Kindern das Schwimmen bei, „die sonst womöglich durch ein<br />

Raster gefallen wären“. Dieses Potenzial weiterzuentwickeln,<br />

reize ihn.<br />

Aufbruchstimmung in Kirche und Sport<br />

2015 blieb wenig Raum für Privates: „Ich musste noch disziplinierter<br />

arbeiten.“ Geholfen habe ihm als Präsident, schon in der<br />

Bistumsarbeit „über Fußball und seine Kultur, seine Chancen<br />

und gesellschaftlichen Potenziale“ nachgedacht zu haben.<br />

„Mich beeindruckt am VfL, dass Spieler gern zurückkommen.“<br />

Das liege an der Fan- und Vereinskultur, der Verlässlichkeit und<br />

Atmosphäre an der Bremer Brücke.<br />

„Man ist unmittelbar am Spielfeldrand.<br />

„Wir leben in einer<br />

Gesellschaft,<br />

die zusehends<br />

vereinzelt.“<br />

Die große Nähe motiviert Spieler und<br />

Publikum. Die Region ist fußballverrückt<br />

und hält zu ihrem VfL.“ 2018<br />

werde das Diözesanmuseum 100 Jahre<br />

alt, auch da will dessen Direktor am<br />

Ball bleiben, mit Themen überraschen<br />

und wie die mittelalterliche Taubenfibel<br />

am Eingang an spannende Zeiten erinnern,<br />

etwa die Aufbruchstimmung der Kirche in den 1970ern<br />

mit Sacro-Pop und Jugendgottesdiensten.<br />

<strong>2016</strong> will er ruhiger angehen: Der Familienurlaub auf der<br />

dänischen Insel Møn ist gesetzt, für ihn ein ähnliches Paradies,<br />

wie der Felsen in Vancouver, auf dem sein Onkel wohnte.<br />

„Meine Tochter hat dort einmal gesagt: Man braucht nicht<br />

viel zu unternehmen, auf der Terrasse von Onkel Karl gibt‘s<br />

Urlaub pur, wenn man in die untergehende Sonne schaut. Von<br />

solchen Erinnerungen zehrt man, auch wenn es einem mal<br />

nicht so gut geht.“ Er hat den Felsen im Leben gefunden –<br />

und strahlt das aus.

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