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Soll-Ist Nr. 45 - Siemens

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<strong>Siemens</strong> ging viel stärker auf unsere<br />

Wünsche ein und bot uns auch eine<br />

höhere Einspargarantie als der Wettbewerb.<br />

<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Um den Auftrag haben sich<br />

ursprünglich 13 Firmen beworben.<br />

Zuletzt blieb nur noch <strong>Siemens</strong> Building<br />

Technologies übrig. Was war ausschlaggebend,<br />

dass der Auftrag an SBT ging?<br />

Breuer: Das Konzept von SBT war umfassender<br />

und ausgereifter. Während<br />

andere Bewerber unser Klinikum gerade<br />

mal zwei Tage inspizierten, nahmen sich<br />

die <strong>Siemens</strong>-Mitarbeiter zehn bis zwölf<br />

Tage Zeit, um die Liegenschaft und die<br />

Anlagen zu analysieren und Lösungen<br />

auszuarbeiten. Manche Bieter wollten<br />

beispielsweise nur die Ventilatoren der<br />

30 Jahre alten Klimaanlagen austauschen,<br />

<strong>Siemens</strong> bot uns dagegen die<br />

komplette Erneuerung an. Überhaupt<br />

ging <strong>Siemens</strong> viel stärker auf unsere<br />

Wünsche ein und bot uns auch eine<br />

höhere Einspargarantie als der Wettbewerb.<br />

Richter: Ein wichtiger Aspekt war für<br />

mich die Beratung durch die Bremer<br />

Energie-Konsens. Diese Hilfestellung<br />

machte uns die Entscheidung sehr viel<br />

leichter. Wir mussten uns ja verpflichten,<br />

über die Vertragslaufzeit die auf Grundlage<br />

der Baseline 2004 (Anmerkung<br />

der Redaktion: Referenz-Jahresenergieverbrauch<br />

des Klinikums vor Vertragsabschluss<br />

als Bezugsgröße für das Energiespar-Contracting)<br />

eingesparten Energiekosten<br />

über die Dauer von zwölf Jahren<br />

an <strong>Siemens</strong> weiterzubezahlen. Da sich<br />

jeder ausrechnen kann, dass die Energiepreise<br />

weiter steigen, war es nur konsequent,<br />

den Vertrag zu unterschreiben.<br />

Im Grunde genommen sind ja unsere<br />

Kosteneinsparungen aufgrund der steigenden<br />

Energiekosten nochmals deutlich<br />

höher als die vertraglich festgelegten<br />

Einsparungen. Wir haben durch das<br />

Energiespar-Contracting natürlich noch<br />

weitere Vorteile, wie weniger Wartungsund<br />

Instandhaltungskosten sowie entfallende<br />

fremdvergebene Wartungsverträge.<br />

<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Inwieweit hilft das Energiespar-Contracting<br />

dem Krankenhaus,<br />

sich im Gesundheitswesen besser zu<br />

positionieren?<br />

Richter: Häuser, die defizitär sind, haben<br />

natürlich Probleme, sich weiterzuentwickeln.<br />

Kurz gesagt, wer kein Geld hat,<br />

kann sich im medizinischen Bereich –<br />

unserem Kerngeschäft – nicht weiterentwickeln.<br />

Von daher ist Energiespar-<br />

Contracting für ein Krankenhaus auch<br />

eine strategische Option, damit man<br />

wirtschaftlich beweglich bleibt. Demnächst<br />

sanieren wir beispielsweise die<br />

Gebäudefassade. Mit einer modernen<br />

Fassade verschaffen wir uns neben einer<br />

weiteren erheblichen Energiekostenreduzierung<br />

einen Wettbewerbsvorteil,<br />

denn die Kunden achten heute auch<br />

auf die Äußerlichkeiten eines Krankenhauses.<br />

Man muss den medizinischen<br />

Fortschritt auch äußerlich präsentieren.<br />

Die Patienten legen einen immer größeren<br />

Wert auf Komfort. Nicht allein der<br />

medizinische Erfolg, auch die Begleitumstände<br />

eines Krankenhausaufenthaltes<br />

prägen immer mehr den Ruf einer<br />

Klinik.<br />

<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Mit welchem Zeithorizont muss<br />

man bei solch einem Energiespar-Contracting-Projekt<br />

rechnen? Wie lange hat<br />

es bei Ihnen vom Erstkontakt bis zum<br />

Vertrag bzw. bis zum Beginn und bis zum<br />

Ende der Maßnahmen gedauert?<br />

Breuer: Das ging alles sehr schnell. Im<br />

Februar 2005 entschieden wir uns für<br />

die Modernisierung mittels Energiespar-<br />

Contracting. Das Bieterverfahren dauerte<br />

– einschließlich der Ausschreibungserstellung<br />

– rund acht Monate, sodass<br />

wir bereits im November 2005 den Auftrag<br />

vergeben konnten. Die Umbauphase<br />

ging bis Ende April 2007, und ab 1. Mai<br />

2007 startete die Hauptleistungsphase.<br />

Vertragsende ist am 30. April 2019.<br />

<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Wie läuft so eine Brachialsanierung<br />

ab? Wie funktionierte die Zusammenarbeit<br />

zwischen dem Contractor<br />

<strong>Siemens</strong> und der Technikabteilung?<br />

Breuer: Die Projektingenieure von<br />

<strong>Siemens</strong> sind sehr teamorientiert vorgegangen.<br />

Man hat uns von Anfang an<br />

in das Projekt eingebunden. Es gab zum<br />

Beispiel eine Veranstaltung für das technische<br />

Personal, bei der der Leistungsumfang<br />

und die Vorgehensweise erklärt<br />

wurden. In diesem Zusammenhang<br />

wurde auch deutlich gesagt, dass es sich<br />

um kein Outsourcing-Projekt handelt und<br />

dass im Zusammenhang mit den Modernisierungsmaßnahmen<br />

keine Arbeitsplätze<br />

wegfallen. Unser technisches<br />

Personal ist auch in die Umsetzung mit<br />

einbezogen worden. Auch während des<br />

Projektes gab es Vorträge und Präsentationen<br />

über den Projektfortschritt und<br />

die eingesetzte Technik. Das war ganz<br />

hervorragend.<br />

Im Dialog<br />

Durch den offenen Umgang miteinander<br />

kam bei unseren Mitarbeitern deshalb<br />

nie das Gefühl auf, dass hier jemand ins<br />

Hintertreffen geraten könnte.<br />

Richter: Man muss ja auch die emotionale<br />

Ebene eines solchen Projektes sehen.<br />

Es geht um eine neue, zeitgemäße<br />

Technik, die manche unserer Mitarbeiter<br />

wie ein neues Auto erlebten. Wir haben<br />

hier eine wirklich tolle Technik bekommen,<br />

und die Arbeit damit macht jetzt<br />

mehr Spaß als mit den alten Anlagen.<br />

Das Heranführen an die neuen Anlagen<br />

war sehr behutsam, was auch notwendig<br />

war, denn zwischen der alten und<br />

der neuen Technik liegen gleich mehrere<br />

Generationen. Schulung und Nachqualifizierung<br />

waren deshalb Teil des Konzeptes.<br />

Durch den offenen Umgang miteinander<br />

kam bei unseren Mitarbeitern<br />

deshalb nie das Gefühl auf, dass hier<br />

jemand ins Hintertreffen geraten könnte.<br />

Alle waren mit Begeisterung dabei, hier<br />

etwas Neues zu schaffen.<br />

<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Was würden Sie Ihren Kollegen<br />

in anderen Krankenhäusern raten, die<br />

sich mit ähnlich veralteten Anlagen<br />

herumschlagen?<br />

Breuer: Lieber heute als morgen das<br />

Thema Energiespar-Contracting angehen.<br />

Nach all den Erfahrungen, die wir<br />

gemacht haben, kann ich das uneingeschränkt<br />

empfehlen. Eine derart professionelle<br />

Unterstützung wie durch die<br />

Bremer Energie-Konsens, die Berliner<br />

Energieagentur und <strong>Siemens</strong> hätte ich<br />

nie erwartet. Die Voraussetzungen für<br />

die Ausschreibung von Energiespar-<br />

Contracting-Verträgen sind ja heute<br />

durch die Energieagenturen viel besser<br />

als noch vor ein paar Jahren. Man kann<br />

sich wirklich auf die Energieagenturen<br />

verlassen. Falsch wäre es, diese Hilfe<br />

auszuschlagen, zumal die Beratung ja<br />

zum größten Teil gefördert wird.<br />

Richter: Für mich waren die Bremer<br />

Energie-Konsens und die Berliner Energieagentur<br />

als neutrale Instanzen der<br />

eigentliche Schlüssel zum Energiespar-<br />

Contracting. Auch als Nichttechniker<br />

fühlte ich mich von den Leuten verstanden<br />

und dort gut aufgehoben. Ich kann<br />

jedem Klinikdirektor nur dazu raten, seine<br />

Energiekosten von einer der Energieagenturen<br />

analysieren zu lassen und mit<br />

diesen Profis die verschiedenen Lösungsmöglichkeiten<br />

auszuloten.<br />

Herr Breuer, Herr Richter, vielen Dank<br />

für das aufschlussreiche Gespräch.<br />

04/2008 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 11

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