Soll-Ist Nr. 45 - Siemens
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Der Schwerpunkt liegt auf der Sicherheit<br />
von Informationen, Personen und Waren,<br />
auf dem effizienten Einsatz von Energie<br />
und einem komfortablen und produktiven<br />
Raumklima, jeweils abgestimmt auf die<br />
Bedürfnisse und die Prozesse des Nutzers“,<br />
betont Haas. Die Dynamisierung<br />
der Gebäude führe zu einer flacheren<br />
Systemarchitektur, zur Nutzung globaler,<br />
offener Standards auf IP-Basis sowie drahtlosen<br />
Kommunikationseinrichtungen.<br />
Künftig seien Lösungen mit kombinierter<br />
Funktionalität für HLK, Personenschutz<br />
und Sicherheit gefragt, wie beispielsweise<br />
die neuen Desigo-TX-I/O-Module. In<br />
diesem Zusammenhang gewinne der Service<br />
rund um die Gebäudetechnik weiter<br />
an Bedeutung. Haas: „Die Erfahrungen<br />
zeigen, dass Gebäude und deren Technik<br />
spätestens ein bis zwei Jahre nach der<br />
Inbetriebnahme nochmals auf die tatsächliche<br />
Nutzung abgestimmt werden<br />
müssen. Dadurch lassen sich rund 10 bis<br />
15 Prozent Energie einsparen.“ In den<br />
USA habe sich dafür schon der Begriff<br />
„Permanent Commissioning“ etabliert.<br />
Nutzerprofile beeinflussen<br />
Energieeffizienzklassen<br />
Welche enorm wichtige Rolle die<br />
Gebäudeautomation in der aktuellen<br />
Energieeffizienzdiskussion einnimmt,<br />
belegt die im Juni 2007 vom CEN verabschiedete<br />
Norm EN15252, „Energieeffizienz<br />
von Gebäuden – Auswirkungen<br />
der Gebäudeautomation und des Gebäudemanagements“.<br />
Ulrich Wirth, Leiter<br />
Market Support HVAC Products and BAC-<br />
Systems, unterstreicht die Bedeutung<br />
dieser Norm für die Branche: „<strong>Siemens</strong><br />
Building Technologies war bei den Vorbereitungen<br />
dieser Norm im CEN 247<br />
federführend. Mit dieser Initiative der<br />
Gebäudetechnikindustrie setzt die Branche<br />
wichtige Maßstäbe bei der Beurteilung<br />
der Funktionen von Gebäudeautomationssystemen.“<br />
Die Europanorm teilt die verschiedenen<br />
Regelungs- und Steuerungsfunktionen<br />
von Gebäudeautomationssystemen<br />
in vier Energieeffizienzklassen ein. Der<br />
Klasse D sind Systeme zugeordnet, mit<br />
denen praktisch keine Energie eingespart<br />
werden kann. Klasse C entspricht einer<br />
Standardausführung und ist gleichzeitig<br />
Referenzklasse. Zur Klasse B zählen höherwertigere<br />
Systeme, und in Klasse A finden<br />
sich Konzepte mit der höchsten Energieeffizienz.<br />
(siehe S.14/Beitrag „EN 15 232“)<br />
Europaweit einheitliche Zertifizierung<br />
Wegen des hohen Stellenwertes der<br />
Regelungstechnik bei der Verbesserung<br />
der Energieeffizienz von Gebäuden hat<br />
die europäische Gebäudeautomationsindustrie<br />
bereits 2003 die eu.bac – European<br />
Building Automation and Controls<br />
Association – gegründet. „Die eu.bac-<br />
Mitglieder wollen damit ein möglichst<br />
hohes Maß an Energieeffizienz und Qualität<br />
gewährleisten“, erklärt Ulrich Wirth<br />
den Zweck der Initiative. Entscheidend<br />
sei eine europaweit einheitliche Zertifizierung<br />
der Produkte, denn nur so könne<br />
man nationale Unterschiede bei der Zertifizierung<br />
vermeiden. In Folge entstand<br />
daraus die eu.bacCert, ein Gemeinschaftswerk<br />
von eu.bac und verschiedenen europäischen<br />
Zertifizierungsstellen und Testlabors.<br />
SBT als Vorreiter einer europäisch<br />
einheitlichen Zertifizierung hat bereits<br />
im September 2007 erste Produkte zertifiziert,<br />
darunter die Einzelraumregler<br />
Baureihe Desigo RX.<br />
Mehr Komfort mit weniger Energie<br />
durch Wettervorhersageregelung<br />
Eine spannende und für jeden Nutzer<br />
nachvollziehbare Möglichkeit, Energie<br />
einzusparen, ist die Einbindung der<br />
Wettervorhersage in die Regelung bzw.<br />
Steuerung von HLK-Anlagen. Dr. Jörg<br />
Tödtli, Leiter Forschung für HLK-Anwendungen<br />
bei SBT, ist überzeugt, dass mit<br />
der Verbesserung der Wetterprognose<br />
die Bedeutung der prädiktiven HLK-Regelung<br />
zunehmen wird. „Je präziser und<br />
detaillierter die Daten und der Zeitpunkt<br />
vorhersehbarer Wetteränderungen sind,<br />
desto eher eignen sie sich für die Aufschaltung<br />
auf die Regelung und Gebäudeautomation.“<br />
Obwohl noch weiterer<br />
Forschungsbedarf bestehe, beispielsweise<br />
bei der Entwicklung von Werkzeugen<br />
sowie Regelungs- und Steuerungsstrategien,<br />
gäbe es bereits Erfolg versprechende<br />
Praxiserfahrungen. So werden im Atrium<br />
des Bürogebäudes Grafenau in Zug<br />
Markisen und Lüftungsklappen saisonal<br />
unterschiedlich (Sommer/Winter) in Abhängigkeit<br />
der prognostizierten Sonnenscheindauer<br />
gesteuert. Ziel sei, die Temperatur<br />
im Atrium im Sommer so tief und<br />
im Winter so hoch wie möglich zu halten,<br />
um die Heiz- bzw. Kühllast in den angrenzenden<br />
Büroräumen zu minimieren.<br />
Für Gebäude mit thermoaktiven Bauteilsystemen<br />
habe SBT bereits zwei Großgebäude<br />
in Zürich mit Wettervorhersageregelungen<br />
ausgestattet. „Wir stimmen<br />
hier die Vorlauftemperatur nicht auf<br />
die gemessene Außentemperatur ab,<br />
sondern auf die vorhergesagte“, erklärt<br />
Tödtli die Regelstrategie. Mit dem im<br />
März 2007 gestarteten Forschungsprojekt<br />
Opti-Control wolle man jetzt die<br />
Entwicklung vorantreiben.<br />
Aktuell<br />
Abschließende Ergebnisse des Gemeinschaftsprojektes<br />
von ETH Zürich, Empa<br />
Dübendorf, MeteoSchweiz und SBT werden<br />
im Jahr 2010 erwartet. „Die Zeit ist<br />
reif für prädiktive HLK-Regler“, fasst Tödtli<br />
seine Ausführungen zusammen. Welches<br />
Energiesparpotenzial hinter der Wettervorhersageregelung<br />
steckt, verdeutlichten<br />
Aussagen verschiedener Wissenschaftler<br />
auf dem Kongress „Clima2007“ in Helsinki:<br />
Je nach Klimazone, Gebäudearchitektur,<br />
Gebäudetemperiersystem und Nutzung<br />
seien Energieeinsparungen von bis<br />
zu 35 Prozent möglich.<br />
Gesamtlösungen für<br />
Hochleistungsgebäude<br />
Doch nicht in allen Branchen stehen<br />
Energieeffizienz und Energieeinsparung<br />
an oberster Stelle. In Flughäfen werden<br />
Verfügbarkeit und Sicherheit bei Weitem<br />
höher bewertet als in einem Bürogebäude.<br />
Bei der pharmazeutischen und chemischen<br />
Industrie steht die hundertprozentige<br />
Qualität im Vordergrund, und im Gesundheitswesen<br />
spielen kostenoptimierte<br />
Dienstleistungen künftig die maßgebliche<br />
Rolle.<br />
Für Patrick Vanlombeek, Leiter Marketing<br />
<strong>Siemens</strong> Building Technologies Group, ist<br />
die schnelle Ausrichtung auf die Kundenbedürfnisse<br />
der Schlüssel zum Erfolg auf<br />
dem Weltmarkt. „Dank der raschen Innovationen<br />
bei Technologie und Portfolio,<br />
verbunden mit einem umfassenden Verständnis<br />
der Geschäftsprozesse unserer<br />
Kunden, verfügt <strong>Siemens</strong> für diese Branchen<br />
über einen großen Wettbewerbsvorteil.“<br />
Bei Flughäfen gelte es beispielsweise,<br />
Daten bislang autonom arbeitender<br />
Managementsysteme auszutauschen und<br />
den Betrieb über Informationsmanagementsysteme<br />
sicherer und effizienter abzuwickeln.<br />
Beim Industriesektor Pharma<br />
stünden Sicherheit, Schutz vor unbefugten<br />
Eingriffen und Verunreinigungen,<br />
eine hundertprozentige Verfügbarkeit,<br />
Schutz gegen Fehlalarme sowie eine<br />
konstant definierte und lückenlos dokumentierte<br />
Raumluft im Vordergrund.<br />
„Von besonderer Bedeutung im Pharmabereich<br />
ist die Validierung der Prozesse<br />
gemäß der jeweiligen Aufsichtsbehörden,<br />
zum Beispiel der US-amerikanischen<br />
FDA“, erklärt Vanlombeek. Zur Vereinfachung<br />
der komplexen Abläufe bietet<br />
SBT deshalb ein Electronic Validation<br />
Tool an, das Prozessbeschreibungen,<br />
Validierungsvorgaben und eine umfangreiche<br />
Bibliothek an vorbereiteten Validierungsdokumenten<br />
beinhaltet.<br />
04/2008 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 17