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Soll-Ist Nr. 45 - Siemens

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<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Was hat das Fass zum Überlaufen<br />

gebracht?<br />

Breuer: Eine kritische Havarie gab es<br />

nicht, aber wir mussten sie einkalkulieren,<br />

vor allem die Niederspannungshauptverteilung<br />

bereitete uns Sorgen. Da war wirklich<br />

Handlungsbedarf, aber die Investitionskosten<br />

in Höhe von rund einer Million<br />

Euro waren einfach nicht vorhanden.<br />

Daneben waren es noch viele andere<br />

Anlagen, die dringend erneuert werden<br />

mussten, zum Beispiel die Kältemaschinen<br />

für die Klimaanlagen – 700.000 Euro,<br />

die Geschirrspülmaschinen für die Küche<br />

– 400.000 Euro, die Erneuerung der<br />

Zentralsterilisation – 600.000 Euro:<br />

Da türmte sich ein riesiger Berg vor uns<br />

auf. Wir waren deshalb schon seit einiger<br />

Zeit auf der Suche nach einem passenden<br />

Contracting-Modell, das nicht so stark in<br />

unsere Personalstruktur eingreift.<br />

<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Gab es ein Vorbild, eine überzeugende<br />

Referenz?<br />

Breuer: Zunächst nicht. Uns war wichtig,<br />

dass wir unsere Betreiberkompetenz behalten<br />

und keine Leute entlassen müssen.<br />

Über verschiedene Veranstaltungen sind<br />

wir dann auf das Modernisierungs- und<br />

Finanzierungsmodell Energiespar-Contracting<br />

gestoßen. Nach einigen Überlegungen<br />

kamen wir zu dem Schluss, dass<br />

das die Lösung für unser Klinikum wäre.<br />

<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Wie ging es dann weiter?<br />

Breuer: Auf den Fachtagungen gab es<br />

natürlich Kontakte zu Referenten, zu<br />

Energieagenturen, beispielsweise zur<br />

Bremer Energie-Konsens und natürlich<br />

auch zu <strong>Siemens</strong>. Bei den Gesprächen<br />

mit unseren Kollegen von anderen Kliniken<br />

merkten wir jedoch, dass Energiespar-Contracting<br />

in der Größenordnung,<br />

wie wir es brauchten, bisher gar nicht<br />

üblich ist.<br />

Natürlich spielt in einem Krankenhaus<br />

die Anschaffung moderner Medizintechnik<br />

eine größere Rolle als die Erneuerung<br />

von Heizungs- und Klimaanlagen.<br />

<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Wie kam es, dass sich bei Ihnen<br />

eine derart hohe Investitionssumme<br />

anstaute?<br />

Richter: Das Hauptproblem für die Krankenhäuser<br />

liegt darin, dass sie für die<br />

Erneuerung ihrer gebäudetechnischen<br />

Anlagen keine Fördermittel bekommen.<br />

Wir haben im Gesundheitswesen eine<br />

duale Finanzierung, das heißt, das Land<br />

Bremen finanzierte die Erstausstattung<br />

des Klinikums mit Anlagen. Der Ersatz<br />

dieser Anlagen, ebenso Wartung, Instandhaltung<br />

oder Modernisierung, muss dann<br />

das Krankenhaus selbst aus dem laufenden<br />

Budget finanzieren. Natürlich spielt<br />

in einem Krankenhaus die Anschaffung<br />

moderner Medizintechnik eine größere<br />

Rolle als die Erneuerung von Heizungsund<br />

Klimaanlagen. Solange die gebäudetechnischen<br />

Anlagen funktionieren,<br />

ist die Bereitschaft zur Modernisierung<br />

gering. Ein neuer Computertomograph<br />

oder ein Röntgengerät ist für eine Klinik<br />

natürlich wichtiger.<br />

<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Gab es alternative Überlegungen<br />

zur Erneuerung der Anlagen in Ihrem<br />

Klinikum, zum Beispiel in eigener Regie<br />

oder als Intracting?<br />

Breuer: Wir haben natürlich jede Maßnahme<br />

für sich abgeklärt und die Kosten<br />

für eine Modernisierung ermittelt. Sicher<br />

wäre es möglich gewesen, jede einzelne<br />

Maßnahme für sich durchzuführen und<br />

gegebenenfalls auch zu finanzieren. Das<br />

Problem ist, dass man in diesem Fall keine<br />

Garantie hat, dass die prognostizierten<br />

Energiekosteneinsparungen auch erreicht<br />

werden. Beim Energiespar-Contracting<br />

erhalte ich eine Einspargarantie von beispielsweise<br />

25 Prozent. Schafft der Contractor<br />

nur 20 Prozent, bekommen wir<br />

die Differenz von fünf Prozent erstattet.<br />

Wir sind beim Energiespar-Contracting<br />

Im Dialog<br />

also immer auf der sicheren Seite. Das<br />

Risiko liegt allein beim Contractor.<br />

<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Wie würden Sie die Vorteile des<br />

Energiespar-Contractings Ihren Kollegen<br />

in anderen Krankenhäusern erklären?<br />

Breuer: Die Vorteile sehe ich in erster<br />

Linie darin, dass ein externer Dienstleister<br />

die Verantwortung für alle Maßnahmen<br />

übernimmt. Hinzu kommt, dass wir<br />

in unserem Fall zwölf Jahre Garantie für<br />

die ausgeführten Maßnahmen erhalten;<br />

das ist schon sehr außergewöhnlich,<br />

da wir sonst nur bis maximal fünf Jahre<br />

Gewährleistung bekommen. Jeder Regler,<br />

jeder Fühler, der innerhalb der Vertragslaufzeit<br />

von zwölf Jahren ausfällt, wird<br />

von <strong>Siemens</strong> ersetzt. Der Vorteil für uns<br />

ist außerdem, dass wir die Anlagen weiterhin<br />

betreuen und auch kleinere Wartungs-<br />

und Instandhaltungsmaßnahmen<br />

selbst ausführen. Durch diese Eigenleistungen<br />

verbessern sich außerdem unsere<br />

Konditionen für das Contracting, und<br />

unser Personal ist in das Projekt eingebunden.<br />

<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Welche Vorbereitungen waren<br />

nötig, um so ein Projekt in Bewegung<br />

zu setzen? Sie mussten ja EU-weit ausschreiben.<br />

Breuer: Wir hatten schon vor diesem<br />

Projekt eine dreijährige Kooperation mit<br />

der gemeinnützigen Klimaschutzagentur<br />

„Bremer Energie-Konsens GmbH“ zum<br />

Thema Energiesparen im Rahmen der<br />

Klinikinitiative „ENER:CARE!“ begonnen.<br />

Als dort die Bremer Contracting-Offensive<br />

„contract!“ als Fördermaßnahme<br />

ins Leben gerufen wurde, war für uns<br />

klar, dass wir das Thema Energiespar-<br />

Contracting zusammen mit der Bremer<br />

Energie-Konsens angehen.<br />

<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Heißt das, dass Sie bei der<br />

Ausschreibung von der Bremer Energie-<br />

Konsens unterstützt wurden? Die Ausschreibung<br />

von Contracting-Projekten<br />

gilt ja allgemein als komplex.<br />

Breuer: Die Bremer Energie-Konsens<br />

hat uns zunächst beraten; die eigentliche<br />

Ausschreibung und später auch die Vertragsgestaltung<br />

erfolgte dann über die<br />

„Berliner Energieagentur GmbH“. Die<br />

Berliner haben sehr viel Erfahrung auf<br />

diesem Gebiet. Die Kosten für die Leistungen<br />

der Berliner Energieagentur<br />

wurden überdies von der Bremer Energie-Konsens<br />

im Rahmen von „contract!“<br />

zu 50 Prozent übernommen.<br />

04/2008 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 9

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