Soll-Ist Nr. 45 - Siemens
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CO 2-Waschverfahren für<br />
konventionelle Kraftwerke<br />
Mit einem neuen Verfahren zur Abtrennung<br />
des klimaschädlichen Kohlendioxids<br />
sollen konventionelle Kraftwerke in<br />
Zukunft umweltfreundlicher betrieben<br />
werden. Der Schlüssel für die effiziente<br />
Abscheidung von Kohlendioxid (CO 2) ist<br />
ein speziell entwickeltes und integriertes<br />
Waschverfahren, das nach der Verbrennung<br />
bis zu 90 Prozent des Kohlendioxids<br />
aus dem Rauchgas entfernen soll. Auf<br />
dieser aussichtsreichen Technologie basiert<br />
die jüngste Kooperation von <strong>Siemens</strong><br />
und dem Energieversorger E.ON, um Kraftwerke<br />
mit fossilen Brennstoffen künftig<br />
klimafreundlicher zu gestalten.<br />
Knapp ein Viertel der weltweiten CO 2-<br />
Emissionen entfallen auf die Erzeugung<br />
elektrischen Stroms. Deshalb ist die<br />
Modernisierung wie auch die Optimierung<br />
der Brennstoffumsetzung ein Muss,<br />
um die CO2-Emissionen schnell und<br />
deutlich zu reduzieren. Großes Potenzial<br />
besteht vor allem in Schwellenländern:<br />
Allein 2006 gingen in China 174 Kohlekraftwerke<br />
der sogenannten 500-Megawatt-Klasse<br />
ans Netz, das ist etwa jeden<br />
zweiten Tag eines. Das Land verbraucht<br />
30 Prozent der Kohle, die weltweit verbrannt<br />
wird. Aber auch in Deutschland<br />
sind in den kommenden Jahren 14 Braunund<br />
Steinkohlekraftwerke geplant, die rund<br />
14 Gigawatt Leistung erzeugen sollen.<br />
<strong>Siemens</strong> entwickelt nun ein chemisches<br />
Kohlendioxid-Waschverfahren, das einen<br />
geringen Waschmittelschlupf in das Rauchgas<br />
und einen niedrigeren Eigenenergiebedarf<br />
im Vergleich zu bisher entwickelten<br />
Prozessen hat. Die zusätzliche Herausforderung<br />
dieses Abscheidungsprozesses<br />
– fachlich Post Combustion CO 2 Capture<br />
genannt – ist, einen guten Kraftwerks-<br />
wirkungsgrad zu erhalten und dabei die<br />
negativen Einflüsse durch schädliche<br />
Waschmittelemission zu vermeiden.<br />
<strong>Siemens</strong> verfügt seit der Übernahme<br />
der Axiva im Jahr 2000 (ehemals Hoechst<br />
AG) über hervorragende Kompetenz für<br />
chemische Prozessentwicklung und Engineering.<br />
Ein Laborprototyp ist bereits seit<br />
drei Jahren im Industriepark Frankfurt<br />
Höchst im Einsatz. Das neue Verfahren<br />
und die energetisch optimale Einkopplung<br />
in das konventionelle Kraftwerk werden<br />
dann 2010 in einer für die spätere<br />
Großanlage aussagekräftigen Pilotanlage<br />
unter realen Einsatzbedingungen in einem<br />
E.ON-Kraftwerk getestet.<br />
Zunächst liegt der Fokus auf Stein- und<br />
Braunkohlekraftwerken; für Erdgaskraftwerke<br />
wird es später eine adaptierte Variante<br />
geben. Die Technik soll auch für<br />
die Nachrüstung bestehender konventioneller<br />
Kraftwerke geeignet sein, sodass<br />
diese mit wirtschaftlich vertretbarem<br />
Wirkungsgradverlust ebenfalls klimafreundlicher<br />
betrieben werden können.<br />
Simulationssoftware<br />
verlagert Fabrik in den PC<br />
Mit einer speziellen Software von <strong>Siemens</strong><br />
können Unternehmen ihre Produkte und<br />
deren Fertigungsprozesse – also den kompletten<br />
Lebenszyklus – virtuell bis ins<br />
kleinste Detail entwickeln und testen. Die<br />
Hersteller beheben mit den Programmen<br />
am Computer mögliche Produktions- oder<br />
Funktionsfehler, bevor auch nur eine Komponente<br />
in der realen Welt hergestellt<br />
wird. Das Resultat sind enorme Kosteneinsparungen,<br />
niedrigere Verkaufspreise<br />
und eine verbesserte Produktqualität.<br />
Derzeit verknüpft <strong>Siemens</strong> die Product<br />
Lifecycle Management-Produkte (PLM)<br />
der im vergangenen Jahr an Bord gehol-<br />
Aktuell<br />
ten Software-Schmiede UGS mit seinen<br />
Systemen zur Fabrikautomatisierung.<br />
<strong>Siemens</strong> ist damit einer der weltweit<br />
führenden Anbieter von PLM-Lösungen.<br />
Damit können die Nutzer ihre Produkte,<br />
deren Funktionen und auch Fabrikationsabläufe<br />
entwerfen und simulieren – in 3-D<br />
und Echtzeit von jedem PC der Welt aus.<br />
Der US-Flugzeugbauer Eclipse Aviation<br />
brachte auf diese Weise eine neue Flugzeugklasse<br />
auf den Markt – zum halben<br />
Preis vergleichbarer Maschinen. Das<br />
amerikanische Unternehmen hat das<br />
sechssitzige Flugzeug der Very-Light-Jet-<br />
Klasse bis zum letzten Niet mit Software<br />
zur digitalen Produktentwicklung entworfen.<br />
Sämtliche Produktinformationen<br />
wurden mit der Software Teamcenter<br />
verwaltet, die Fabrik zur Herstellung des<br />
Fliegers wurde mit der Lösung Tecnomatix<br />
konzipiert sowie deren Prozessabläufe<br />
optimiert.<br />
Darüber hinaus integrierte Eclipse Daten<br />
von Flugzeugkomponenten verschiedenster<br />
Lieferanten. Der Luftfahrt-Spezialist<br />
erstellte 3-D-Simulationen und prüfte, ob<br />
im virtuellen Modell des Flugzeuges alle<br />
Teile optimal zusammenpassen und wie<br />
der Jet am kosteneffizientesten herzustellen<br />
ist – bei höchsten Qualitätsmaßstäben.<br />
Gleichzeitig analysierte Eclipse<br />
das Modell mit den <strong>Siemens</strong>-Systemen<br />
hinsichtlich mechanischer Belastbarkeit,<br />
Schwingungen, Temperaturen und<br />
Strömungsdynamik.<br />
Mit der virtuellen Entwicklung reduzierten<br />
sich die Entwicklungskosten und somit<br />
auch der Preis der Very Light Jets. Das Resultat:<br />
Gilt in der Luftfahrtindustrie bereits<br />
der Verkauf von jährlich 100 Flugzeugen<br />
als Erfolg, so sind bei Eclipse bereits über<br />
2.600 Bestellungen eingegangen.<br />
04/2008 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 13