Soll-Ist Nr. 45 - Siemens
Soll-Ist Nr. 45 - Siemens
Soll-Ist Nr. 45 - Siemens
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die wichtigsten Erkenntnisse aus<br />
dem Energiesparprojekt Klinikum<br />
Bremerhaven Reinkenheide<br />
� Die Energiekosten steigen jährlich<br />
zwischen 4 und 8 Prozent.<br />
Wer jetzt nicht in Energiesparmaßnahmen<br />
und Effizienzverbesserungen<br />
investiert, muss im Krankenhausbereich<br />
innerhalb der<br />
nächsten zehn Jahre mit Mehrkosten<br />
für Energie in Millionenhöhe<br />
rechnen<br />
� Beratung durch Energieagentur<br />
veranlassen; wird von Land zu<br />
Land unterschiedlich bezuschusst<br />
� Nicht warten, bis es zu Havarien<br />
kommt; wer energetische Schwachstellen<br />
ignoriert, gefährdet den<br />
Klinikbetrieb<br />
� Contracting-Angebote durch<br />
neutrale Sachverständige<br />
(Energieagentur) prüfen lassen<br />
� Vorsicht vor „Rosinenpickern“;<br />
seriöse Energiespar-Contractoren<br />
bieten auch Lösungen zur Modernisierung<br />
peripherer Anlagen, sogenannte<br />
Pflichtmaßnahmen, mit an<br />
� Ruhig den „Laden auseinandernehmen<br />
lassen“. Externe Energie-<br />
setzen die Krankenhäuser unter einen<br />
enormen Kostendruck. Viele Klinikbetreiber<br />
wissen, dass in ihren Technikzentralen<br />
eine Zeitbombe tickt. Deshalb ist jetzt<br />
der richtige Zeitpunkt, in Energiesparmaßnahmen<br />
zu investieren.“<br />
(Siehe auch Interview Seite 8).<br />
Administrativer<br />
Aufwand wird oft unterschätzt<br />
Nach den Erfahrungen von Ullrich Brickmann,<br />
Leiter Marketing Energy and<br />
Environmental Solutions von <strong>Siemens</strong><br />
Building Technologies, Frankfurt am<br />
Main, arbeiten die meisten Krankenhäuser<br />
an der Verbesserung der Energieeffizienz,<br />
jedoch sei das Einsparpotenzial<br />
bei Weitem nicht ausgereizt. „Der limitierende<br />
Faktor ist einerseits das Finanzproblem,<br />
andererseits wird von vielen<br />
Technikabteilungen der hohe administrative<br />
Aufwand nachhaltiger Energiesparstrategien<br />
bei Maßnahmen in<br />
Eigenregie unterschätzt“, so Brickmann.<br />
Dadurch werde das Energiesparpotenzial<br />
in den meisten Fällen nicht ausgeschöpft.<br />
„Unsere größte Energiequelle ist das<br />
Energieeinsparpotenzial. Das wissen wir<br />
aus unseren Energiespar-Contracting-<br />
fachleute handeln unvoreingenommen<br />
vor und opfern schon<br />
mal eine „heilige Kuh“<br />
� Klimaanlagen möglichst im Winter<br />
sanieren, so kommt man bei<br />
unvorhersehbaren Hitzeperioden<br />
nicht unnötig ins Schwitzen<br />
� Etat für „Unvorhergesehenes“<br />
einrichten. Manchmal geht es nur<br />
darum, „problematische“ Materialien<br />
umweltgerecht zu entsorgen,<br />
beispielsweise asbesthaltige<br />
Dichtungen<br />
� Den vom Umbau betroffenen<br />
Personenkreis lieber einmal zu viel<br />
als einmal zu wenig informieren<br />
� Die Wirkung von Einzelmaßnahmen<br />
ist oft limitiert; ein ganzheitlicher<br />
Energiesparansatz bringt<br />
oftmals mehr als 20 bis 30 Prozent<br />
Einsparung, gesichert über viele<br />
Jahre<br />
� Der Einbau eines BHKW ist in<br />
vielen Fällen sinnvoll, um zum<br />
Beispiel über den Verkauf von<br />
eigenerzeugtem Strom einen<br />
zusätzlichen Finanzbeitrag zu<br />
generieren – oder ein Grund,<br />
realitätsnahe Tarife mit dem<br />
Energieversorger auszuhandeln<br />
Projekten mit rund 1.600 Gebäuden<br />
allein in Deutschland“, betont Brickmann.<br />
Um die Modernisierung von gebäudetechnischen<br />
Anlagen schnell, neutral<br />
und VOB-konform voranzutreiben, sollten<br />
öffentliche Liegenschaftsverwalter die<br />
zuständigen Energieagenturen ansprechen,<br />
denn diese hätten inzwischen sehr<br />
viel Erfahrung mit der Ausschreibung<br />
und der Ausgestaltung von Energiespar-<br />
Contracting-Verträgen. Beim Klinikum<br />
Bremerhaven Reinkenheide steuerte<br />
beispielsweise die Klimaschutzagentur<br />
Bremer Energie-Konsens zusammen mit<br />
der Berliner Energieagentur den kompletten<br />
Vergabeprozess inklusive Vertragsgestaltung<br />
und Beratung während<br />
der Realisierungsphase.<br />
Laut einer Studie der Prognos AG im<br />
Auftrag der deutschen Energieagentur<br />
„dena“ gibt es in Deutschland rund<br />
186.200 öffentliche Liegenschaften,<br />
die – Stand 2005 – rund 3,6 Milliarden<br />
Euro an Wärme- und Stromkosten verursachen.<br />
Rund 38.000 dieser Liegenschaften<br />
ließen sich – heutiges Energiepreisniveau<br />
angenommen – wirtschaftlich<br />
sanieren. Dadurch könnten die Energie-<br />
Referenz<br />
kosten um 25 bis 30 Prozent gesenkt<br />
werden, was einem Energiesparpotenzial<br />
von etwa 1,95 Milliarden Euro entspricht.<br />
Bis zum Jahr 2016 könnten Bund, Länder<br />
und Kommunen durch Energiespar-<br />
Contracting ihre Energiekosten um jährlich<br />
bis zu 300 Millionen Euro senken,<br />
so die Studie. Bei weiter steigenden<br />
Energiepreisen sei mit einem zusätzlichen<br />
wirtschaftlich realisierbaren Einsparpotenzial<br />
von 900 Millionen Euro pro Jahr<br />
zu rechnen. Dies entspricht der energetischen<br />
Sanierung von weiteren 18.000<br />
Liegenschaften der öffentlichen Hand.<br />
Brickmann wies darauf hin, dass Einzelmaßnahmen<br />
nicht immer die erhofften<br />
Einsparungen bringen. Besser seien<br />
ganzheitliche Einsparstrategien nach<br />
Lifecycle-Kriterien unter Einbeziehung<br />
eines externen Dienstleisters.<br />
Mit 120 Einzelmaßnahmen<br />
25 Prozent Energie eingespart<br />
Dass es heute mit den bisher typischen<br />
Contracting-Maßnahmen, wie zum Beispiel<br />
Ventilatoren- und Pumpenaustausch,<br />
längst nicht mehr getan ist, zeigt die<br />
umfassende Energiesparstrategie von<br />
<strong>Siemens</strong> im Klinikum Bremerhaven. Um<br />
die vertraglich garantierte Energieverbrauchseinsparung<br />
von 25 Prozent abzusichern,<br />
wurden insgesamt 120 Einzelmaßnahmen<br />
umgesetzt. Darin enthalten<br />
waren auch von der Klinikleitung vorgegebene<br />
Pflichtmaßnahmen, die nicht<br />
oder nur in geringem Maße zur Energieeinsparung<br />
beitragen, wie beispielsweise<br />
die komplette Erneuerung der Niederspannungshauptverteilung.<br />
Jürgen Breuer,<br />
Technischer Leiter des Klinikums, war<br />
schon während des Bieterverfahrens<br />
beeindruckt von der professionellen<br />
Vorgehensweise der <strong>Siemens</strong>-Energieingenieure:<br />
„Die haben uns den Laden<br />
richtig auseinandergenommen und<br />
Schwachstellen aufgezeigt, die nicht<br />
mal wir kannten.“ Und weiter: „Auch die<br />
Umsetzung der Energiesparmaßnahmen<br />
vor der eigentlichen Hauptleistungsphase<br />
gab uns das Gefühl, auf den richtigen<br />
Partner gesetzt zu haben. Das war eine<br />
generalstabsmäßige Planung“, so Breuer.<br />
Dass alles so schnell und professionell<br />
ablief, sei aber auch ein Verdienst der<br />
Klimaschutzagentur Bremer Energie-<br />
Konsens und der Berliner Energieagentur.<br />
Breuer: „Ohne die beiden Energieagenturen<br />
wäre das alles nicht so schnell<br />
zu schaffen gewesen. In nur acht Monaten<br />
war der Vertrag mit <strong>Siemens</strong> unter<br />
Dach und Fach, inklusive EU-weiter Ausschreibung,<br />
Bieterauswahlverfahren und<br />
einem maßgeschneiderten Energiesparvertrag<br />
mit Einspargarantie.“<br />
04/2008 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 7