BOLD TRAVEL No.05
DEM HIMMEL EIN STÜCK NÄHER: JORDANIEN | ISRAEL: EILAT | ON TOUR: BELLA ITALIA | ONE DAY IN PORTUGAL | ABENTEUER: KANADA | SANTORINI | BEST PLACES: THE LUXURY LIVING
DEM HIMMEL EIN STÜCK NÄHER: JORDANIEN | ISRAEL: EILAT | ON TOUR: BELLA ITALIA | ONE DAY IN PORTUGAL | ABENTEUER: KANADA | SANTORINI | BEST PLACES: THE LUXURY LIVING
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60 | <strong>BOLD</strong> THE MAGAZINE REISE | ROCKY MOUNTAINS<br />
Ausgangspunkt unseres Abenteuers ist<br />
Vancouver am Pazifik, im Westen Kanadas.<br />
Die Metropole zählt zu den schönsten<br />
und lebenswertesten Städten der Welt<br />
mit einem ganzjährig milden Klima.<br />
Einwanderer britischer und deutscher<br />
Herkunft stellen die Mehrheit der Bevölkerung,<br />
aber auch Asiaten wie Chinesen,<br />
Japaner und Inder sind stark vertreten.<br />
Die China Town in Vancouver ist die<br />
größte Kanadas. In den von historischen<br />
Gebäuden mit Ziergärten in den Hinterhöfen<br />
gesäumten Straßen und Gassen<br />
reihen sich traditionelle Apotheken,<br />
Restaurants und Garküchen aneinander,<br />
in denen Köche in auf offener Gasflamme<br />
zischenden Woks die ganze Vielfalt der<br />
chinesischen Küche zubereiten. Im<br />
Stanley Park an der Küste, der größer als<br />
der Central Park in New York City ist, erinnern<br />
bunt bemalte Totempfähle an die<br />
First Nations, wie die indianischen Ureinwohner<br />
in Kanada bezeichnet werden.<br />
Morgens im Fairmont Hotel im City<br />
Centre, 1939 von Mitgliedern des britischen<br />
Königshauses eröffnet, erste<br />
Adresse der Stadt, betreten drei Hippies,<br />
zwei Frauen, ein Mann, den Aufzug.<br />
Sie tragen lässige Kleidung in schrillen<br />
Farben, bedruckt mit Blättern der<br />
Marihuana-Pflanze. Jack reicht mir einen<br />
Joint. „Etwas früh, um zu kiffen“, sage ich<br />
überrascht. Die Frauen kichern sympathisch,<br />
Jack lacht: „Dann rauch ihn heute<br />
Abend, guter Stoff.“ In einem Kunstzentrum<br />
in der Nähe sei eine Ausstellung<br />
über die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten<br />
der Pflanze, ergänzt er.<br />
Am Abend gebe es auch eine Demonstration<br />
für die völlige Legalisierung des<br />
Haschischkonsums. Der Kundgebungsplatz<br />
sei direkt hinter dem Hotel. Am<br />
Abend spielen Reggaebands, Tausende<br />
feiern, süßliche Rauchschwaden ziehen<br />
durch die wogende Menge. Vancouvers<br />
Bevölkerung ist stolz auf die ethnische<br />
Vielfalt, die kreative und liberale Atmosphäre<br />
ihrer Stadt, und die geographische<br />
Lage. Zwischen gläsernen Wolkenkratzern<br />
blitzen am Horizont Berge mit<br />
verschneiten Gipfeln auf. Bis fast an<br />
die Ufer der amphibischen Stadt mit<br />
ihren Stränden, Spazier- und Radwegen,<br />
Yacht- und Wasserflugzeughäfen reichen<br />
immergrüne, dichtbewaldete Inseln, auf<br />
denen Bären, Rotwild und Wölfe zu Hause<br />
sind.<br />
Der luxuriöse Panoramazug Rocky Mountaineer,<br />
in Gold, Blau und Weiß lackiert,<br />
lässt diese unvergleichliche Stadtlandschaft<br />
bald hinter sich, überquert mehrere<br />
Brücken und nimmt auf dem Weg durch<br />
das Küstengebirge der Provinz British<br />
Columbia Kurs auf die Rocky Mountains.<br />
Zwei Tage dauert die Fahrt mit<br />
einer Hotel-Übernachtung in Kamloops<br />
bis zur von hohen Bergen umgebenen,<br />
900 Kilometer entfernten Kleinstadt<br />
Jasper im gleichnamigen Nationalpark<br />
von Alberta.<br />
Das Fairmont-Hotel in Kamloops, mit<br />
Chalets an einem türkisfarbenen See<br />
vor dunklem Wald, der im Hintergrund<br />
überragt ist von schneebedeckten Berggipfeln,<br />
ist äußerst stilvoll. Elche weiden<br />
auf dem Grundstück und an Straßenkreuzungen.<br />
Schwarz- und Grizzlybären,<br />
Wapiti-Hirsche, Wölfe, Kojoten und<br />
Luchse ziehen in den Wäldern auf<br />
Nahrungssuche umher, während Pumas<br />
vorwiegend in den höheren Bergregionen<br />
leben.<br />
Beinahe geräuschlos zieht die Lokomotive<br />
die ein- und zweistöckigen<br />
Waggons durch eine zunächst sanfte,<br />
dann wilde und schroffe Landschaft. Auf<br />
weite Ebenen, wo Rinder und Schafe<br />
weiden, Pferde grasen und Getreide sowie<br />
Obst angebaut wird, folgt die Fraser-<br />
Schlucht mit reißendem Wildwasser,<br />
in denen die größten Lachsgründe der<br />
Welt beheimatet sind. Zum Greifen nah<br />
stürzen Wasserfälle von Felsmassiven<br />
herab. Der Zug gleitet an Flüssen entlang,<br />
durch Mischwälder und wüstenähnliche<br />
Hügellandschaften und vorbei an<br />
den höchsten Gipfeln der Rocky Mountains<br />
wie dem fast 4.000 Meter hohen<br />
Mount Robson. Gletscher speisen zahlreiche<br />
Seen, die bis zum Frühlingsende<br />
vereist sind und in den Sommermonaten<br />
smaragdgrün und türkisfarben leuchten.<br />
Freundliche und kompetente Zugbegleiter<br />
servieren nicht nur im Preis inbegriffene<br />
Getränke und Snacks, sondern<br />
informieren mit Entertainmentqualitäten<br />
auch über Geschichte und Natur<br />
der jeweiligen Reiseabschnitte sowie<br />
den beschwerlichen Bau der Eisenbahnstrecke<br />
und Pioniere der Region, wie den<br />
Forscher Simon Fraser, dessen Namen<br />
die Schlucht trägt. Er schrieb 1808 in<br />
sein Tagebuch: „Wir mussten ein Gebiet<br />
passieren, in das sich kein Mensch wagen<br />
sollte.“