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Foto: cronodon.com<br />

Journal Club<br />

Thomas Silhavy beschrieben worden war<br />

(PNaS 106: 8009-14). Zu diesem System<br />

gehört weiterhin das Lipoprotein VacJ,<br />

das an der Innenseite der äußeren Membran<br />

sitzt. Im periplasmatischen Raum<br />

zwischen äußerer und innerer Membran<br />

diffundiert YrbC und bindet, wenn es mit<br />

VacJ interagiert, Phospholipide der äußeren<br />

Membran. An der inneren Membran<br />

gibt YrbC die gebundenen Lipide dann an<br />

einen ABC-Transporter ab – einem Proteinkomplex<br />

aus weiteren Yrb-Proteinen. Ob<br />

die Lipide über den ABC-Transporter anschließend<br />

ins Cytoplasma gelangen und<br />

dort metabolisiert werden, oder ob sie in<br />

die innere Membran eingebaut werden,<br />

wisse man noch nicht, so Schild.<br />

Oberfläche zwangsgefaltet<br />

Fest steht aber, dass dieses VacJ/Yrb<br />

ABC-System durch den Abtransport verhindert,<br />

dass Phospholipide in der äußeren<br />

Membran akkumulieren. Schilds Team<br />

konnte zeigen, dass Deletionen in YrbE und<br />

VacJ auch bei E. coli und Vibrio cholerae<br />

die Produktion der Außenmembranvesikel<br />

hochschrauben. „Wenn ständig neue<br />

Phospholipide reingestopft werden, ohne<br />

dass sie woanders hinfließen können, dann<br />

muss es zwangsläufig zu einer Faltung<br />

der Oberfläche kommen. Irgendwo muss<br />

das zusätzliche Material ja hin“, skizziert<br />

Schild das Modell der Grazer. So kommt<br />

es dann zur Ausstülpungen und letztlich<br />

zur Bildung der Vesikel. Der Effekt lässt<br />

sich rückgängig machen, indem man funktionsfähige<br />

Wildtyp-Gene in die Zellen einbringt.<br />

Dann fahren die Bakterien ihre Vesikelproduktion<br />

auf Normalniveau herunter.<br />

Sequenzanalysen in rund einem Dutzend<br />

gramnegativer Bakterien zeigen, dass dieses<br />

Transportsystem, und damit wohl auch<br />

die Regulation der Außenmembranvesikel<br />

stark konserviert sind. „Wobei wir nicht<br />

ausschließen, dass es da noch weitere Mechanismen<br />

geben kann“, stellt Schild klar.<br />

Nachdem diese Ergebnisse auf dem<br />

Tisch lagen, fragte sich das Team, welche<br />

Umweltbedingungen die Vesikelbildung beeinflussen.<br />

„Mit ein bisschen Glück fanden<br />

wir, dass Eisenmangel dieses Transportsystem<br />

herunterreguliert“, erzählt Schild.<br />

Und dabei produzieren die Bakterien auch<br />

mehr Außenmembranvesikel. Ebenso bei<br />

einer Verlustmutation des ferric uptake<br />

regulators Fur. „Fur wurde ursprünglich<br />

publiziert als Repressor, der sich auf die<br />

DNA setzt und unter Eisenmangel abfällt“,<br />

erklärt Schild; Fur könne aber, wie man<br />

mittlerweile weiß, auch als Aktivator wirken<br />

– wie offenbar im Zusammenhang mit<br />

dem VacJ/Yrb-ABC-Transporter. Der Regulator<br />

fährt den Lipidtransport hoch und<br />

damit die Vesikelproduktion runter. „Ein<br />

pathogenes Bakterium verspürt aber Eisenmangel,<br />

sobald es in den Wirt gelangt“,<br />

verweist Schild auf eine Hürde, der sich<br />

beispielsweise die Cholera-Erreger stellen<br />

müssen. Der menschliche Organismus sei<br />

nämlich sehr gut darin, Eindringlingen das<br />

Spurenelement vorzuenthalten. Indem Fur<br />

nun infolge des Eisenmangels keine weitere<br />

Expression der ABC-Transportergene mehr<br />

induziert, sammeln sich Phospholipide in<br />

der äußeren Membran.<br />

Vesikel auf Nahrungssuche<br />

Da die erhöhte Vesikulierung bei Eisenmangel<br />

ebenfalls bei gramnegativen Bakterien<br />

konserviert ist, vermutet Schild, dass<br />

dies ein Hinweis auf die Evolution der Vesikelbildung<br />

sein könnte. Er sieht die Annahme<br />

bestätigt, dass die Außenmembranvesikel<br />

quasi auf Nahrungssuche gehen. Dabei<br />

könnten sie zum Beispiel Eisen aufnehmen<br />

und die Bakterien dann durch Rückfusionierung<br />

versorgen. „Bislang ist das aber<br />

noch nicht molekular gezeigt“. Und so bergen<br />

die Außenmembranvesikel noch einige<br />

Geheimnisse, die es aufzuklären gilt. Sicher<br />

scheint nur, dass gramnegative Bakterien<br />

sie zum Überleben brauchen, und dass sie<br />

den pathogenen Vertretern beim Infizieren<br />

des Wirts behilflich sind. Sollten sich<br />

die Außenmembranvesikel aber auch am<br />

Menschen als wirksamer Impfstoff bewähren,<br />

dann könnte man Cholera und Co. mit<br />

ihren eigenen Waffen schlagen.<br />

MaRIo REMBoLd<br />

Präsentieren stolz ihr Modell: Stefan Schild, Paul Kohl, Fatih Cakar,<br />

Sandro Roier, Franz G. Zingl, Sanel Durakovic und Joachim Reidl (v.l.n.r.)<br />

Foto: Stefan Schild<br />

Laborjournal<br />

4/2016<br />

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