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Special: SynthetiSche Biologie & Biotechnologie<br />

Weiße Bio­LEDs<br />

Leuchtmittel aus Bakterienproduktion<br />

Es werde Licht<br />

Lichtemittierende Dioden<br />

liegen voll im Trend. Sogar Biologen<br />

beschäftigen sich schon<br />

damit – und stellen biologische<br />

Leuchtmittel in Bakterien her.<br />

40<br />

Spätestens seit Abschaffung der guten alten,<br />

aber leider ziemlich viel Energie fressenden<br />

Glühbirne ist die Entwicklung neuer<br />

Leuchtmittel in vollem Gang. Vor allem<br />

Lichtemittierende Dioden, kurz LEDs, die<br />

sich durch enorm lange Haltbarkeit bei<br />

gleichzeitig sehr hoher Energieeffizienz<br />

auszeichnen, haben in den letzten Jahren<br />

einen kräftigen Entwicklungssprung getan.<br />

LEDs liefern Licht durch die Umwandlung<br />

von Spannung in Photonen, was von Halbleitermaterialien<br />

bewerkstelligt wird. Dieses<br />

Phänomen namens Elektrolumineszenz<br />

wurde 1907 entdeckt, kurz darauf aber<br />

nachhaltig wieder vergessen.<br />

Von der Wahl des Halbleiters hängt ab,<br />

welche Farbe das LED-Licht hat. Beispielsweise<br />

leuchtet Indiumgalliumnitrid<br />

(InGaN) blau, während Galliumnitrid<br />

(GaN) grünes Licht emittiert. LEDs,<br />

die weißes Licht emittieren (WLEDs)<br />

gibt es nicht. Weißlicht entsteht durch<br />

eine RGB-Kombination, also durch die<br />

Verwendung von roten, grünen und<br />

blauen LEDs. Die additive Mischung<br />

der Spektralfarben nimmt der Mensch<br />

als weißes Licht wahr. Eine andere<br />

Möglichkeit, weißes Licht zu erzeugen,<br />

ist die so genannte Down Conversion<br />

oder Lumineszenzkonversion.<br />

Hier nutzt man Lumineszenzfarbstoffe<br />

(meist Phosphorverbindungen), die<br />

sich durch energiereiches, blaues Licht<br />

dazu anregen lassen, längerwelliges<br />

Licht zu emittieren. Durch die Kombination<br />

verschiedener Farbstoffe lassen<br />

sich (fast) jeder Farbton und auch<br />

verschiedene Weißtöne erreichen.<br />

Inzwischen kann man LEDs für Licht von<br />

blau bis hellrot, kalt- und warmweiß, dazu<br />

dimmbar, sowie auf der Rolle und auch in<br />

Form von Glühbirnen und Halogenleuchten<br />

kaufen. Zwar sind gute LEDs noch<br />

immer teurer als vergleichbar effiziente<br />

Leuchtstofflampen – aber das wird sich<br />

wohl bald ändern.<br />

Jetzt wird’s bio!<br />

Was hat nun dieser Exkurs in die Physik<br />

mit Lebenswissenschaften, speziell mit<br />

Synthetischer Biologie, zu tun? Tatsächlich<br />

sind auch Biologen in die Entwicklung von<br />

LEDs eingestiegen. Okay, genaugenommen<br />

ist es ein Team aus Materialwissenschaftlern<br />

und Biologen, die sich an der<br />

Universität Erlangen damit beschäftigen:<br />

die Gruppe des Chemikers und Materialwissenschaftlers<br />

Rubén Costa und die des<br />

Biologen Uwe Sonnewald.<br />

Wie bei (Molekular-)Biologen wohl<br />

nicht anders zu erwarten, setzen sie, wenn<br />

es um Licht geht, auf Fluoreszenzmoleküle,<br />

also auf GFP und dessen inzwischen zahllose<br />

Varianten. Die Erlanger entwickelten<br />

nun organische LEDs auf der Basis von rot,<br />

grün und blau leuchtenden GFPs, nämlich<br />

Uwe Sonnewald (h., l.), Rubén Costa (h., m.)<br />

und ihr „Beleuchter­Team“.<br />

mCherry (rot), eGFP (grün) und mTagBFP<br />

(blau). Transgene E. coli-Bakterien produzieren<br />

die Proteine – sie sind der „Bio-Anteil“<br />

an dieser Entwicklung.<br />

Fotos (2): AG Costa<br />

Natürlich gibt es bereits LEDs auf der<br />

Basis organischer Moleküle, nämlich solche<br />

mit Polymeren. Diese leuchten angeregt<br />

durch die Delokalisation von Pi-Elektronen,<br />

die über die Länge der Polymermoleküle<br />

konjugiert sind. Man nennt solche<br />

Bauteile OLEDs. Die Polymere lassen sich<br />

auf biegsame, flexible Folien drucken und<br />

liefern hohen Kontrast. Daher werden sie<br />

vorwiegend für Displays in Mobiltelefonen,<br />

Digitalkameras und so weiter verwendet.<br />

Es gibt auch OLED-Fernsehbildschirme –<br />

aber die sind noch sehr teuer, daher nicht<br />

weit verbreitet.<br />

Wenn aber die OLEDs doch schon so<br />

gut funktionieren, warum soll man dann<br />

noch weitere Farbstoffe testen? Und mit<br />

biologischen Fluoreszenzmolekülen ausgerechnet<br />

auch noch solche, die bekanntermaßen<br />

eine endliche Lebensdauer haben<br />

und ziemlich schnell irreversibel ausbleichen?<br />

Sonnewald erklärt: „Wir haben einen<br />

Trick: Eine Matrix, in die wir die Fluoreszenzmoleküle<br />

einbetten.“ Diese Matrix<br />

entwickelte Kollege Costa. Entscheidend<br />

ist, dass die Licht-aussendenden<br />

Moleküle auch bei zunehmendem Wasserentzug<br />

und mildem Vakuum – die<br />

technischen Voraussetzungen für den<br />

Betrieb von LEDs – stabil bleiben. Vakuum<br />

deshalb, weil die leuchtenden<br />

Substanzen empfindlich auf Sauerstoff<br />

reagieren. Wichtig ist außerdem:<br />

Hitze vermeiden. „Diese Matrix ist<br />

kein Hexenwerk, sondern besteht aus<br />

kommerziell erhältlichen Polymeren,<br />

die gummiartig und damit biegsam<br />

werden, wenn sie eintrocknen. Sie<br />

schützt so die Proteine. Und auch die<br />

optischen Eigenschaften der Matrix,<br />

etwa der Brechungsindex, passen prima<br />

zu einer LED“, sagt Costa. Und so<br />

haben die Forscher eine Bio-inspirierte<br />

Hybrid-WLED oder kurz bioHLED gebastelt.<br />

Hybrid deshalb, weil Halbleiter,<br />

wie man sie in klassischen LEDs benutzt,<br />

das kurzwellige Anregungslicht erzeugen,<br />

welches die Proteine zur Fluoreszenz anregen<br />

(Adv. Mater. 2015, 27: 5493).<br />

4/2016 Laborjournal

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