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Special: Synthetische Biologie & Biotechnologie<br />

& Biotechnologie<br />

Illustr: techNyouvids<br />

men, der spezifisch in Astrozyten gehemmt<br />

wird. Dann leuchten alle Zellen außer den<br />

Astrozyten. In diesem Fall hat man eine<br />

NICHT-Bedingung implementiert: Falls<br />

der Astrozytenmarker NICHT vorhanden<br />

ist, dann produziere GFP.<br />

Bei solchen Booleschen Funktionen<br />

spricht man auch von Logikgattern, und<br />

diese kann man weiter ausbauen: Falls<br />

Signal A UND Signal B vorhanden sind,<br />

dann produziere GFP. Signal A könnte<br />

ein Transkriptions-Aktivator sein, der<br />

sich nur in Gegenwart eines Chaperons<br />

korrekt faltet und andernfalls nicht funktioniert.<br />

Das Chaperon wäre dann Signal<br />

B. Und nur wenn Aktivator und Chaperon<br />

gleichzeitig vorhanden sind, produziert<br />

die Zelle GFP.<br />

Man kann mehrere solcher Systeme<br />

hintereinanderschalten, indem<br />

zum Beispiel der generierte Output<br />

wieder als Input für das nächste molekulare<br />

Logikgatter dient. Idealerweise<br />

hat man einen modularen Baukasten,<br />

um sich beliebig komplexe Verrechnungseinheiten<br />

zu konstruieren. Upstream der<br />

Recheneinheit braucht man Sensoren, die<br />

Eingangssignale in die Sprache der Verrechnungseinheit<br />

übersetzen – Transkriptionsfaktoren<br />

oder auch regulatorische<br />

RNAs. Downstream gibt es ein oder mehrere<br />

Ausgangssignale, wie ein Fluoreszenzsignal<br />

oder ein bestimmtes Verhalten der<br />

Zelle. (Anschauliche Beispiele für solche<br />

molekularen Logikgatter bietet ein Review<br />

von Jennifer Brophy und Christopher Voigt:<br />

Nat Methods 11(5): 508-20).<br />

Ein genetischer Schaltkreis kann auch<br />

Information speichern. Timothy Gardner<br />

et al. stellten bereits 1999 einen einfachen<br />

Schalter für E. coli vor, den man mit einem<br />

kurzen Signal dauerhaft in die eine oder<br />

andere Richtung kippen kann (Nature<br />

403: 339-42). Auf einem Plasmid liegt eine<br />

Prinzip eines genetischen Kippschalters:<br />

Tetracyclin schaltet die Fluoreszenz über GFP ein,<br />

IPTG schaltet sie wieder ab.<br />

kodierende Sequenz für den Tet-Repressor<br />

(TetR). Davor ein Promotor, der vom<br />

Lac-Repressor (LacI) abgeschaltet werden<br />

kann. Kommt es zur TetR-Expression, dann<br />

blockiert TetR wiederum den Promotor, der<br />

direkt vor der LacI-Sequenz liegt. Somit<br />

wird klar: Die E. colis können nicht gleichzeitig<br />

LacI und TetR produzieren, weil beide<br />

Repressoren ihre Expression gegenseitig<br />

hemmen.<br />

Nicht ganz dicht<br />

Allerdings kann man zwischen beiden<br />

Zuständen hin und her schalten. Gibt<br />

Illustr: Mario Rembold<br />

man nämlich IPTG zu, dann blockiert<br />

man das LacI-Protein und schaltet somit<br />

auf TetR um. Und die Repressorwirkung<br />

des TetR-Proteins wiederum lässt sich mit<br />

Tetracyclin abschalten. Als Reporter nahmen<br />

die Autoren damals GFP hinter dem<br />

Promotor, der auch die LacI-Expression<br />

steuert. Dann schaltet Tetracyclin die<br />

Fluoreszenz ein, IPTG schaltet sie wieder<br />

aus. Wichtig hierbei ist, dass IPTG<br />

oder Tetracyclin nicht dauerhaft im<br />

Medium enthalten sein müssen. Es ist<br />

jeweils nur ein kurzer Puls notwendig,<br />

um den Schalter zu kippen. Dann bleibt<br />

das System stabil und merkt sich die Einstellung.<br />

Zumindest theoretisch.<br />

In der Realität sind Promotoren aber<br />

häufig „undicht“. Das stellten Tom Ellis<br />

und seine Kollegen fest, als sie 2009<br />

erwähnten TetR/LacI-Schalter in der<br />

Bäckerhefe implementierten (Nat Biotechnol<br />

27(5): 465-71). Denn bei diesem<br />

Konstrukt war LacI nicht in der Lage, die<br />

TetR-Expression vollständig zu blockieren.<br />

Daher kippt der Schalter allmählich<br />

zurück zur TetR-Einstellung. „Undichte<br />

Promotoren sind häufig problematisch in<br />

der synthetischen Biologie“, resümiert Tom<br />

Ellis, der heute am Imperial College London<br />

forscht. „Es ist ziemlich schwer, einen vollständigen<br />

Off-Promotor mit null Prozent<br />

Expression zu bekommen.“<br />

Kurzerhand haben Ellis und Kollegen<br />

aus dem Bug ein Feature gemacht: „Wir<br />

nutzen das als Timer“, erklärt er. Mit einer<br />

Tetracyclin-Gabe startet man die molekulare<br />

Zeitschaltuhr. Die Hefezellen produzieren<br />

jetzt mehrere Stunden lang viel LacI<br />

und wenig TetR. Innerhalb von ein bis zwei<br />

Laborjournal<br />

4/2016<br />

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