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Wirtschaft<br />

Gebäude zwischen 90 und 95 Prozent ausgelastet“,<br />

sagt Günnewig zufrieden. Eine<br />

Vollauslastung sei nicht gewollt, erläutert<br />

er, um jungen Unternehmen auch spontan<br />

freie Büro- und Laborflächen anbieten zu<br />

können. Günnewig beschreibt die Kernaufgaben<br />

der Technologieförderung so: Angebot<br />

von Miet- und Gewerbeflächen, stetiger<br />

Ausbau der Infrastruktur für Forschung<br />

und Entwicklung (F&E), Vernetzung von<br />

Grundlagenforschung und Industrie. Etwa<br />

70 Unternehmen tummeln sich inzwischen<br />

in mehreren Gebäuden unter den Fittichen<br />

der Technologieförderung.<br />

„Sonst wären wir ins Ruhrgebiet“<br />

Die regionalen Aktivitäten und Kooperationen<br />

kommen auch den Firmen im<br />

2002 erbauten Biotechnologiezentrum<br />

(BioZ) zugute. Eine davon ist die Cilian<br />

AG, eine Ausgründung der Uni Münster mit<br />

inzwischen 14 Mitarbeitern, die therapeutische<br />

Proteine mittels Einzellern (Ciliaten)<br />

produzieren. Geschäftsführer Marcus Hartmann<br />

ist sich zwar sicher, dass die Firma<br />

auch ohne die Technologieförderung existieren<br />

würde, aber: „Die Technologieförderung<br />

hat mit der Erstellung des BioZ die<br />

Arbeit von echten Biotech-Unternehmen in<br />

Münster überhaupt erst möglich gemacht.“<br />

Denn: „Ohne den Bau des BioZ hätte unsere<br />

Firma ins Ruhrgebiet ziehen müssen.“ Und<br />

mit ihr sicher auch so manch andere Firma.<br />

Wie zum Beispiel die Luminartis GmbH:<br />

Die Firma fand 2012 ihre neue Wirkstätte<br />

im Nano-Bioanalytik-Zentrum (NBZ). Lutz<br />

Haalck gründete das Unternehmen bereits<br />

2009 und stellt mit seinen drei Mitarbeitern<br />

Fluoreszenzmarker für bioanalytische Anwendungen<br />

her. „Was gut funktioniert, ist<br />

das gegenseitige Aushelfen bei bestimmten<br />

Geräten oder Methoden. Das klappt auf<br />

dem kleinen Dienstweg am schnellsten“,<br />

schreibt er. „Auch gemeinsame Messeauftritte<br />

gab es in der Vergangenheit, zum<br />

Beispiel mit dem Bioanalytikverein oder<br />

lokalen Mitstreitern.“ Allein sei so ein Auftritt<br />

für kleine Firmen nicht finanzierbar,<br />

ist Haalck sich sicher, und ergänzt: „Regionale<br />

Cluster sind dann sinnvoll, wenn man<br />

dort kompetente Ansprechpartner, sprich<br />

erfahrene Kollegen, findet, die einem beispielsweise<br />

Tipps für die Beantragung bestimmter<br />

Projekte geben können.“<br />

Aber Haalck berichtet zugleich von<br />

massiven Problemen bei der Suche nach<br />

regionalem Kapital. Auch ein weiterer<br />

Geschäftsführer eines Münsteraner Unternehmens,<br />

der seinen Namen an dieser<br />

Stelle lieber nicht gedruckt sehen möchte,<br />

beklagt sich: „Die deutliche Zurückhaltung<br />

regionaler institutioneller Geldgeber beim<br />

Angebot von Beteiligungskapital für Biotech-Unternehmen<br />

ist die größte Bedrohung<br />

für innovative Unternehmen aus der<br />

Region im internationalen Wettbewerb.“<br />

Da scheint es in Münster durchaus<br />

Nachholbedarf zu geben.<br />

Schwerpunktbildung: wichtig<br />

Fast so wichtig wie die regionale Vernetzung<br />

sei eine Schwerpunktbildung, ist<br />

sich Technologieförderer Günnewig sicher.<br />

Und Münsters Schwerpunkt ist winzig:<br />

Nanotechnologie.<br />

Im Jahr 2000 gründete sich der Verein<br />

„Bioanalytik-Münster“. Bei Nano2life,<br />

einem Programm zur Vernetzung europäischer<br />

Expertise in der Nanotechnologie,<br />

präsentierte Münster sich als ernstzunehmender<br />

Partner, ist sich Bioanalytik-Geschäftsführer<br />

Klaus-Michael Weltring<br />

sicher. Das nächste Projekt sei der Aufbau<br />

eines europäischen Nanocharakterisierungslabors,<br />

und dessen Ziel sei es,<br />

standardisierte präklinische Verfahren für<br />

Nanopartikel auf dem Weg zur medizinischen<br />

Anwendung zu etablieren, erklärt<br />

Weltring. „Damit sollen die Materialien<br />

schneller und sicherer in den Markt gebracht<br />

werden.“<br />

Interview: Jörg Fregien<br />

„Wir brauchen solche Strukturen“<br />

Foto: LSI<br />

Der promovierte Mediziner<br />

Jörg Fregien ist seit 2009 Geschäftsführer<br />

des Life Science<br />

Inkubators (LSI) am Bonner<br />

Forschungszentrum Caesar<br />

(„Center of advanced european<br />

studies and research“).<br />

Sie betreiben ein in Deutschland einzigartiges Gründerprogramm,<br />

den Life Sciene Inkubator in Bonn. Was macht ihn so<br />

besonders?<br />

Jörg Fregien: Wir finanzieren im Gegensatz zu anderen Programmen<br />

unsere Start-Ups über eine eigene Fondsgesellschaft,<br />

wenn auch nicht im vollem Umfang. 2009 haben wir das erste<br />

Projekt bei uns aufgenommen, die erste Ausgründung erfolgte<br />

2013. Seitdem gab es drei Ausgründungen.<br />

Das klingt erst einmal nach nicht viel.<br />

Fregien: Von etwa 100 Projekten, die wir uns im Vorfeld<br />

anschauen, übernehmen wir eines. Und die aufgenommenen<br />

Projekte wollen wir zur Hälfte ausgründen. Das haben wir<br />

bisher geschafft. Voraussetzung ist, dass die Vorhaben von<br />

Investoren als zu früh eingeschätzt werden, und sie dementsprechend<br />

keiner finanziert. Wenn wir in dieser risikoreichen<br />

Phase die biotechnologischen Projekte aufnehmen und von<br />

diesen Hochrisikoprojekten 50% nachhaltig ausgründen, dann<br />

ist das ein Erfolg.<br />

Wie hilft Ihnen dabei die Nähe zu Technologiezentren?<br />

Fregien: Es hilft uns vor allen Dingen, früh auf Projekte<br />

aufmerksam zu werden. Wir kooperieren unter anderem mit<br />

dem Life Science Center und der Universität in Düsseldorf.<br />

Wir lernen darüber wissenschaftliche und industrielle Kooperationspartner<br />

kennen. Finanzierungen sind heute schwieriger<br />

als vor 15 Jahren. Risikokapital steht nicht in diesem Maße<br />

zur Verfügung. Deshalb müssen Projekte gut vorbereitet und<br />

validiert sein, damit sie im Konkurrenzkampf um das internationale<br />

Venture-Kapital erfolgreich sind. Dafür brauchen wir solche<br />

Strukturen.<br />

Wie steht es um den Biotechnologie-Standort NRW?<br />

Fregien: Ich denke, dass sich der Biotech-Standort NRW<br />

erheblich entwickelt hat und konkurrieren kann mit den Standorten<br />

in Bayern und im Rhein-Main-Gebiet. Dazu beigetragen<br />

haben Spezialisierungen wie beispielsweise die Schwerpunktbildung<br />

des DZNE (Deutsches Zentrum für Neurodegenerative<br />

Erkrankungen). Netzwerke, Inkubatoren und entsprechende<br />

Beratungsgremien haben wesentlich dazu beigetragen, dass<br />

der Standort heute in dieser vernetzten Art und Weise existiert.<br />

Interview: Sigrid März<br />

50<br />

4/2016 Laborjournal

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