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WIRTSCHAFT<br />
Effizienz der deutschen Gründer-Förderung<br />
Statt Biotech<br />
bald Bio-weg?<br />
Foto: wk<br />
Ist die deutsche Biotech-<br />
Szene am Ende? Fließen<br />
Jahr für Jahr Millionen an<br />
Fördergeldern in ein marodes<br />
System? Technologieparks,<br />
Gründerwerkstätten, Inkubatoren<br />
– alles für die Katz‘?<br />
Laborjournal wagt einen Blick<br />
auf die deutsche Biotechnologie-Landschaft.<br />
„Eine verlorene Generation“, so klagte Holger<br />
Bengs im Kapitalmarkt-Magazin going-<br />
Public im Jahr 2014. Der Unternehmensberater<br />
zeichnet ein düsteres Bild: „Das<br />
Gesamtergebnis in der deutschen Biotech-Landschaft<br />
ist ökonomisch gesehen<br />
noch sehr ernüchternd.“ Gründe<br />
dafür kennt Bengs viele: Des Deutschen<br />
Forschungslust statt Gründungsfieber,<br />
politische Steuerknebel, Risikoscheue.<br />
Besonders plakativ sticht folgende These<br />
von Bengs heraus: „Das Geschäftsmodell<br />
‚Wagniskapital‘ ist hierzulande tot.“<br />
Laut dem Bundesministerium für<br />
Bildung und Forschung (BMBF) fließen<br />
48<br />
jährlich etwa 300 Millionen Euro Risikokapital<br />
in deutsche Biotech-Unternehmen.<br />
Das klingt recht ordentlich. Die IHK Düsseldorf<br />
berichtet für das Jahr 2014 gar von<br />
1,3 Milliarden US-Dollar Wagniskapital für<br />
die gesamte Technologiebranche.<br />
In den USA stehen dem etwa 48 Milliarden<br />
US-Dollar gegenüber. Gut, die USA<br />
haben knapp viermal soviele Einwohner<br />
wie Deutschland, aber das Bruttoinlandsprodukt<br />
pro Einwohner liegt mit 53.000<br />
US-Dollar nur geringfügig höher (Deutschland:<br />
gut 46.000 US-Dollar).<br />
Anders gesagt: Amerikaner sind in<br />
Gelddingen neunmal „wagemutiger“ als<br />
die Deutschen. Woher stammt die deutsche<br />
Finanzierungsscheu?<br />
1997: die Bioregio-Initiative<br />
Wir drehen die Uhr zurück: Vor zwanzig<br />
Jahren hatte ein gewisser Jürgen Rüttgers<br />
(Bundesforschungsminister von 1994-98)<br />
eine Idee: Um die durch das 1990 verabschiedete<br />
Gentechnikgesetz ausgebremste<br />
biotechnologische Forschung anzukurbeln,<br />
rief sein Ministerium den Bioregio-Wettbewerb<br />
ins Leben. Denn ein Blick über den<br />
großen Teich hatte gezeigt, dass die Schaffung<br />
regionaler Forschungscluster den angestrebten<br />
Technologietransfer beschleunigt.<br />
Drei Regionen setzten sich durch<br />
und konnten sich in den Förderjahren von<br />
1997 bis 2005 über insgesamt 90 Millionen<br />
Euro freuen: Bioriver (Rheinland), Bioregion<br />
Rhein-Neckar-Dreieck und Bioregion<br />
München. Und da clusterten sie nun, die<br />
Forschungsbetriebe, Technologiezentren<br />
und Gründerbrutstätten. Es wurde fleißig<br />
Wissen und Technologie transferiert, von<br />
der Wissenschaft zur Wirtschaft. Der Plan<br />
schien aufzugehen.<br />
Die Evaluation durch das BMBF zeigte<br />
2011, dass in den Jahren von 1998 bis 2001<br />
etwa hundert neue Firmen pro Jahr das<br />
Licht der Welt erblickten. Das Signal der<br />
öffentlichen Förderung verfehlte seine Wirkung<br />
nicht, und so flossen zusätzlich noch<br />
viele Millionen Euro Wagniskapital in die<br />
Start-Ups. 2001 investierten Risikokapitalgeber<br />
gar mehr als eine halbe Milliarde<br />
Euro. Der Technologie-Markt boomte, egal<br />
ob nun Biotech, Internet oder Kommunikation.<br />
Die derart gepushten jungen Firmen<br />
drängten an die Börse, unreif und eigenständig<br />
kaum überlebensfähig.<br />
So platzte im Jahr 2000 erst die Dotcom-Blase,<br />
wenig später auch ihr biotechnologisches<br />
Pendant. Firmen starben wie<br />
die Maiszünsler am Bt-Mais, enttäuschte<br />
Anleger zogen sich zurück und mit ihnen<br />
die privaten Investoren. 2002 flossen nur<br />
noch knapp 200 Millionen Euro Risikokapital<br />
in die deutsche Biotech-Branche. Die<br />
4/2016 Laborjournal