viewpoint - das Unternehmensmagazin der Repower Gruppe
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Effiziente Energie.<br />
Wird Energiesparen auf<br />
freiwilliger Basis lang-<br />
fristig genügen, o<strong>der</strong><br />
werden Lenkungsmass-<br />
nahmen erfor<strong>der</strong>lich sein?<br />
Betty Legler:<br />
Ein effizienter Umgang mit Energie bedeutet<br />
nicht unbedingt Verzicht, son<strong>der</strong>n mit zunehmen<strong>der</strong><br />
Smartness <strong>der</strong> Menschen und Systeme sogar<br />
Komfortgewinn. Unsere Kin<strong>der</strong> und Kindeskin<strong>der</strong><br />
werden einst den Preis für unseren Umgang mit<br />
Ressourcen bezahlen, allem voran für unseren<br />
heutigen Umgang mit Energie. Eine langfristige<br />
Energy Roadmap ist ein probates Mittel, diesen<br />
Gestaltungsauftrag in seiner ganzen Komplexität<br />
auszuformulieren. Dies kann jedoch nicht länger<br />
alleine die Aufgabe <strong>der</strong> Energiewirtschaft sein.<br />
Die besten Köpfe aus den Sektoren Energie, Mobilität<br />
und intelligente Netzwerke müssen gemeinsam<br />
zukunftsfähige Konzepte, Geschäftsmodelle<br />
und Dienste erarbeiten sowie Innovationsprozesse<br />
einleiten. Diese Interdisziplinarität, aber auch<br />
<strong>der</strong> Mut zu branchenübergreifenden Energieund<br />
Mobilitätskonzepten sind entscheidend für<br />
die Zukunftsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandorts,<br />
um auch international zum Leuchtturm für<br />
Nachhaltigkeit und Innovationskraft zu werden.<br />
Jasmin Staiblin:<br />
Am meisten Energie sparen wir, wenn wir sie effizienter<br />
bereitstellen und nutzen. Statistiken <strong>der</strong><br />
Internationalen Energie-Agentur zeigen, <strong>das</strong>s<br />
dies fast die Hälfte <strong>der</strong> Einsparmöglichkeiten<br />
ausmacht. Die bisher niedrigen Kosten für Energie<br />
führten dazu, <strong>das</strong>s viele Effizienzpotenziale<br />
aus Wirtschaftlichkeitsgründen nicht erschlossen<br />
wurden, obwohl bereits technische Lösungen<br />
zur Verfügung stehen. Dies wird sich in Zukunft<br />
zweifelsfrei än<strong>der</strong>n. In <strong>der</strong> Industrie wurden 2011<br />
die Weichen in diese Richtung gestellt: EU-Regelungen<br />
für effizientere Motoren sollen bis 2020<br />
zu einer jährlichen Einsparung von 135 TWh elektrischer<br />
Energie führen. Hier machen wir die Er-<br />
fahrung, <strong>das</strong>s Investitionen in entsprechende Produkte<br />
nicht nur ökologisch, son<strong>der</strong>n auch ökonomisch<br />
sinnvoll sind. Um auch die Bürger zum Umdenken<br />
zu bewegen, braucht es wohl ebenfalls<br />
neue Anreize. Wirkungsvoll<br />
wäre eine Lenkungsabga- « Wegen <strong>der</strong> niedrigen Energiekosten<br />
be auf alle Energieträger, wurden viele Effizienzpotenziale<br />
die CO -Emissionen verur- bisher nicht erschlossen.»<br />
2<br />
sachen. Diese sollte für alle<br />
Energieträger gleich hoch sein und vollumfänglich<br />
an die Bevölkerung rückvergütet werden.<br />
Hans-Josef Fell:<br />
Es macht sehr viel Sinn, Effizienz zu för<strong>der</strong>n. Was<br />
man den Leuten früher unter dem Titel «Den Gürtel<br />
enger schnallen» schmackhaft machen wollte,<br />
wird auch in Zukunft nicht gelingen. Auf brachiale<br />
Art Verhaltensän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Menschen herbeiführen<br />
zu wollen, hat immer nur Inakzeptanz<br />
zur Folge. Deshalb wird Energiesparen vor allem<br />
über eine Technologierevolution realisiert werden<br />
– in Form von markanten<br />
Verbrauchssenkungen bei « Auf brachiale Art Verhaltensän<strong>der</strong>un-<br />
Haushaltsgeräten und Lichtgen herbeiführen zu wollen, hat<br />
anwendungen.Gesetzgebe- immer nur Inakzeptanz zur Folge.»<br />
rische Ansätze erachten wir<br />
nur dort als sinnvoll, wo Effi zienz und Technologie<br />
auf Forschungs- und Entwicklungsebene vorangetrieben<br />
werden – unabhängig von <strong>der</strong> momentanen<br />
Kundennachfrage.<br />
Felix Vontobel:<br />
Lenkungsmassnahmen sind bereits heute in grossem<br />
Stil im Einsatz – etwa über den CO -Handel,<br />
2<br />
wo Zertifikate kontinuierlich verknappt werden,<br />
um so die erneuerbaren Energien konkurrenzfähiger<br />
zu machen. Dazu kommen die vielfältigen<br />
För<strong>der</strong>massnahmen für erneuerbare Energien,<br />
die in vielen Län<strong>der</strong>n einen wesentlichen<br />
Teil <strong>der</strong> Stromkosten ausmachen. Nach meinem<br />
Dafürhalten werden erzielbare Einsparungen<br />
beim Stromverbrauch durch den Ersatz von Elektrogeräten<br />
und den Einsatz smarter Technologien<br />
überschätzt. Beim Ersatz von Geräten geht<br />
häufig die zu ihrer Herstellung benötigte Energie<br />
vergessen. Klar ist, <strong>das</strong>s unsere Gesellschaft<br />
sich praktisch nur über monetäre Anreize steuern<br />
lässt. Die Kunst besteht wohl darin, erstens den<br />
Überblick zu behalten und zweitens, wie bei einem<br />
Flugzeug, nur so stark zu lenken, <strong>das</strong>s es <strong>der</strong><br />
Mehrheit <strong>der</strong> Passagiere dabei nicht übel wird.<br />
Viewpoint 1/2012<br />
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