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OCEAN7 2011-05

Über eine abenteuerliche Reise mit seiner kleinen Shark 24 von Wien bis in die Ägäis berichtet Dominic Marsano. Und Schriftsteller und Segler Dr. Alfred Zellinger schreibt unter dem Titel "Approaching Venice", wie er auf eigenem Kiel zur Biennale di Venezia gesegelt ist.

Über eine abenteuerliche Reise mit seiner kleinen Shark 24 von Wien bis in die Ägäis berichtet Dominic Marsano. Und Schriftsteller und Segler Dr. Alfred Zellinger schreibt unter dem Titel "Approaching Venice", wie er auf eigenem Kiel zur Biennale di Venezia gesegelt ist.

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Platz gefunden; gut so). Und wer von meinen Lesern demnächst<br />

in der Fiorita vorbeikommt, möge bitte der schönen Signora<br />

Federica vom Marinabüro und dem motivierten Marineur Giacomo<br />

meine Grüße übermitteln!<br />

La Biennale. Thema der Biennale ist heuer „ILLUMInations“.<br />

Erleuchtung – möge sie kommen, über Kunst & Welt.<br />

Soll auf die aufklärende Wirkung der Kunst verweisen. Kuratorin<br />

ist diesmal die ausgewiesene Expertin Bice Curinger, gern beschrieben<br />

als „nonnenhaftes Wesen bis auf ihren Lippenstift“.<br />

Sie sagt: Ich verbinde Illuminationen mit Aufklärung und Abstand<br />

zu Gott. Egal welches Thema: La Biennale ist immer ein<br />

bunter Haufen. Oft faszinierend, oft eitel & banal. Und sie ist<br />

immer auch ein Modehaus für des Kaisers neue Kleider. Es gibt<br />

Kritik am angeblich überholten Konzept nationaler Ausstellungen.<br />

Ist die Biennale bloß eine Art Songcontest der bildenden<br />

Kunst? Gewiss: ein nationaler Wettbewerb der Kunst ist so antiquiert<br />

wie der Sängerstreit auf der Wartburg. Habe dennoch<br />

nichts gegen die Länderpavillons: bin stets neugierig, wie Kunst<br />

in verschiedenen Regionen der Welt gerade definiert wird.<br />

Meine Follower wollen informiert sein, also ein paar Biennale -<br />

tweets: „La Biennale: Aus jeder Ecke schreit es einem BEDEUTUNG!<br />

entgegen.“<br />

Wenn vor einem Pavillon eine Menschenschlange steht, heißt<br />

das nicht unbedingt, dass die Kunst darin so groß ist. Der Zustand<br />

wird oft künstlich herbeigeführt. Etwa indem der Künstler<br />

den Raum so zumüllt, dass Besucher nur einzeln durchkommen.<br />

Durchaus in der Absicht, Menschenschlangen zu generieren.<br />

Vielleicht stellen sich aber auch die Menschen gern dorthin wo<br />

schon andere stehen. Übrigens stehen die Menschen mit derselben<br />

Miene vor der Kunst Schlange wie vor dem Snackstandl.<br />

Ich liebe Ausstellungen. Weil sie mich immer auf gute Ideen<br />

bringen. Und seien es bloß bissige Bemerkungen.<br />

Ahh, schon ein Lieblingswerk: im restaurierten Padiglionie di<br />

Venezia Fabrizio Plessi, „Vertical Seas“: aufgestellt ein Dutzend<br />

Holzboote, den Bug im gleichen Winkel nach oben; in die Decks<br />

Screens eingeschnitten die Filme verschieden bewegter Wässer<br />

zeigen..<br />

Mein zweites Lieblingswerk im ungarischen Pavillon: „Crash –<br />

passive Interview“ – ein Autocrash, böse und schön als Opernduett<br />

ergründet.<br />

Christian Boltanski im französischen Pavillon – eine gewichtige,<br />

beachtlich klare, kalte Installation.<br />

Vor dem US-Pavillon ein ganzer Panzer auf dem „Dach“ liegend,<br />

Raupen in die Höh, oben drauf läuft einer auf der Treadmill im<br />

Tempo der laufenden Ketten.<br />

Griechischer Pavillon: Dem Budget entsprechend – puristisch.<br />

Nur Wasser, das den Boden der Räume bedeckt. Licht & sound.<br />

Schön wie hier das Wasser bis zum Hals steht.<br />

Überall in Venedig rote Tragtaschen mit der Aufschrift: Free<br />

Willy … äh … Free Ai Wei Wei (der in China inzwischen tatsächlich<br />

freigelassen wurde).<br />

Schlingensief im Deutschen Pavillon. Die Ausstellung, die er<br />

selbst hätte gestalten sollen, ist zu einem Gedenkgottesdienst<br />

geworden, eine Kirche mit Altar und Filme als Heiligenbilder.<br />

Eine Messe der Kunst. Goldener Löwe für den besten Länderpavillon.<br />

Viele Ideen, bei denen es durchaus genügen würde, sie einfach<br />

aufzuschreiben, findet man hier unter offensichtlich obszönen<br />

Kosten realisiert. Von Sponsoren finanziert. Was meine Defini-<br />

Foto: Isabella Gaupmann<br />

Kunst ist, was einen Sponsor findet

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