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OCEAN7 2011-05

Über eine abenteuerliche Reise mit seiner kleinen Shark 24 von Wien bis in die Ägäis berichtet Dominic Marsano. Und Schriftsteller und Segler Dr. Alfred Zellinger schreibt unter dem Titel "Approaching Venice", wie er auf eigenem Kiel zur Biennale di Venezia gesegelt ist.

Über eine abenteuerliche Reise mit seiner kleinen Shark 24 von Wien bis in die Ägäis berichtet Dominic Marsano. Und Schriftsteller und Segler Dr. Alfred Zellinger schreibt unter dem Titel "Approaching Venice", wie er auf eigenem Kiel zur Biennale di Venezia gesegelt ist.

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verband auf Backbord, wir gehen gegenüber auf Slip, dann<br />

schnappt die Falle zu und wir schweben, in die verpflichteten<br />

Rettungswesten eingepackt und einem kleinen Bier in der Hand,<br />

16 Meter in die Tiefe. Drei unserer Fender erweisen sich beim<br />

Sinken als unwürdig, womit einer bleibt, der sich ob der Größe<br />

und des Volumens genügend Platz zwischen uns und der Schleusenwand<br />

verschafft. Also helfen wir mit. Es dauert ewig, bis der<br />

Tiefpunkt erreicht ist und wir quasi auf dem Boden der Mausefalle<br />

angekommen sind. Überall strahlt Wasser aus den Wänden,<br />

es ist finster geworden, alles in allem befinden sich nicht gerade<br />

viele Schenkeklopfer um uns. Die Pforten öffnen sich, die Ampel<br />

geht auf grün. Wir propellern unseren dottergelben Wohnwagen<br />

in die zweite, 310 Meter lange Kammer und sinken weitere 16<br />

Meter. Diesmal trinken wir zwei Bier, das beklemmende Gefühl<br />

will trotzdem nicht weichen. Nach gefühlten drei Jahren ist das<br />

Prozedere geschafft, wir feiern mit dem dritten Bier und läuten<br />

einen gemütlichen Abend ein.<br />

Mangelndes Stehvermögen. Wir überqueren Stromkilometer<br />

963 und somit die imaginäre Halbzeitlinie. Also schenken<br />

wir den Göttern und uns einen ordentlichen Schluck Fernet<br />

ein und nehmen gleichzeitig die Grenzstadt Kladovo aufs Korn.<br />

Routiniert rasseln wir durch die Formalitäten, einzig der Zollbeamten<br />

lässt die halbe Nacht auf sich warten. Wir treffen einen<br />

Werftarbeiter, der uns freundlicherweise mit selbstgebranntem<br />

Sliwowitz abfüllt und – nach dem morgigen Wetter befragt – eine<br />

gute Stunde mit todesernster Mine den Kosovokrieg erörtert. Als<br />

der Zöllner eintrifft, sehe ich zwei Beamte. Ich gebe mir die<br />

größte Mühe intelligent aus dem Ölzeug zu blicken und werde<br />

von dem Uniformierten in eine Unterhaltung verwickelt ohne<br />

zu wissen, worum es überhaupt geht. Irgendetwas passt mit unseren<br />

Papieren nicht, also zücke ich den vollgestempelten internationalen<br />

Impfpass, der bereits in Ungarn ordentlich Eindruck<br />

gemacht hat und kratze neuerlich die Kurve. Wir werden wieder<br />

in den Strom entlassen und dümpeln ordentlich abgefüllt und<br />

weit nach Mitternacht an unseren Steg zurück.<br />

Die Crew<br />

<strong>OCEAN7</strong>-Redakteur Dominic Marsano und Andreas Handl, ein<br />

freiberuflicher Kameramann aus Wien, bringen eine gelbe<br />

Shark24 von Wien nach Volos. An sich zwischen Luvtonne und<br />

Leegate beheimatet, bewegen die beiden erstmals ihre bescheidene<br />

Einzimmerwohnung gemütlich über die Gewässer. Keine<br />

IWB, keine Stressmanöver, kein Angleichen und schon gar nicht<br />

in den Gurten hängen. Auf die Donau folgt das Schwarze Meer,<br />

dann geht es auf dem Bosporus an Istanbul vorbei und ins<br />

Marmarameer hinein. Eine Gegend, die wenig befahren wird<br />

und umso schöner ist. Die Dardanellen sollen das Trio in die<br />

Ägäis spülen, wo Volos und das Ziel der<br />

Reise wartet.

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