Wochenblick Ausgabe 06/2016
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4 WOCHENTHEMA<br />
Durch EU-Plan könnten radikale türkische Gruppen Zulauf bekommen:<br />
Visafreiheit?<br />
„Avrasya“ ist der bekannteste türkische Verein in Oberösterreich<br />
– es wird ihm eine Nähe zu den militanten „Grauen Wölfen“<br />
vorgeworfen. Vereine wie dieser dürften durch die Visafreiheit<br />
für türkische Staatsbürger weiter Zulauf bekommen.<br />
Ob das gut für Österreich ist, darf bezweifelt werden.<br />
Am 4. Mai wird die EU-Kommission<br />
vorschlagen, dass<br />
die Visafreiheit kommen soll.<br />
Ansonsten würde der Flüchtlings-Deal<br />
platzen, verkündet<br />
man selbstbewusst aus Ankara.<br />
Die EU sitzt scheinbar in der<br />
Falle: Kündigt die Türkei die<br />
Zusammenarbeit auf, kommen<br />
wieder tausende „Flüchtlinge“.<br />
Kommt die Visafreiheit, könnten<br />
bald Millionen aus der Türkei<br />
ihre Reise antreten.<br />
Die Lage in der Türkei ist<br />
nämlich nicht rosig. Mehr als<br />
11 Millionen Türken leben<br />
ständig in Armut. Das bedeutet,<br />
dass ihr monatliches Einkommen<br />
als Tagelöhner oder<br />
Feldarbeiter nicht mehr als 135<br />
Euro beträgt. Davon haben<br />
rund 6,5 Millionen nicht einmal<br />
110 Euro pro Monat. Viele<br />
von diesen Menschen träumen<br />
von einer Ausreise nach Mitteleuropa.<br />
Selbst die nun gekürzte<br />
Mindestsicherung für<br />
Flüchtlinge in Oberösterreich<br />
entspricht noch dem vierfachen<br />
Einkommen dessen, was<br />
sechs Millionen Türken durchschnittlich<br />
verdienen.<br />
Bis jetzt wurden jährlich rund<br />
210.000 Schengen-Visa für<br />
Deutschland in der Türkei beantragt<br />
und genehmigt – trotz<br />
mühsamer Prozedur. Denn für<br />
ein Visum müssen zahlreiche<br />
Dokumente vorgelegt werden.<br />
Einkommensnachweise, Steuerbescheide,<br />
Kontoauszüge,<br />
Versicherungsurkunden und<br />
so weiter. Das alles fällt ab Juni<br />
weg, ab dann können türkische<br />
Staatsbürger problemlos in die<br />
EU einreisen.<br />
In der Türkei leben auch mehr<br />
als 14 Millionen Kurden, welche<br />
sich unterdrückt fühlen<br />
und als Minderheit nicht anerkannt<br />
werden. In der Türkei<br />
herrscht de facto Bürgerkrieg,<br />
die kurdische Bevölkerung ist<br />
in den östlichen Gebieten unter<br />
Druck.<br />
Viele Kurden werden hierher<br />
aufbrechen, weil in Europa bereits<br />
eine starke, gut vernetzte<br />
Diaspora der kurdischen Vereine<br />
besteht.<br />
Kommt Kurdenexodus?<br />
Wenn der türkische Präsident<br />
Recep Erdogan nach Österreich<br />
kommt, feiern ihn tausende<br />
Anhänger wie den Erlöser.<br />
Seine Landsleute spricht<br />
er ungeniert als die „Enkel von<br />
Kara Mustafa“ an. Das war der<br />
Oberbefehlshaber jener türkischen<br />
Armee, die Wien das<br />
zweite Mal Wien belagerte und<br />
schon vor 300 Jahren gerne<br />
die Macht übernommen hätte.<br />
In Wien halten die Anhänger<br />
dann auch Schilder, die an die<br />
Türkenbelagerungen erinnern:<br />
1529, 1683 – und heute!<br />
3. Türkenbelagerung<br />
Nicht alle türkischen Einwanderer<br />
sehnen sich türkische<br />
Verhältnisse herbei und schon<br />
gar keinen Erdogan. Viele<br />
wandern deswegen nach Österreich<br />
aus und viele türkische<br />
Migranten sind fleißige<br />
Geschäftsleute, die mit Politik<br />
und Islamisierung nichts am<br />
Hut haben.<br />
Die SPÖ umwirbt die türkische<br />
Gemeinde, immerhin zahlreiche<br />
Wählerstimmen, auch<br />
in Oberösterreich. Die Linzer<br />
SPÖ holte sogar den Verein<br />
„Avrasya“ in den Integrationsbeirat<br />
der Stadt Linz, wo<br />
er allerdings vor einem Mo-<br />
Foto: AKP