Wochenblick Ausgabe 06/2016
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8 BRAUCHTUM<br />
Eigener Kinderbaum<br />
Im kommenden „Wonnemonat“<br />
erhalten Oberösterreichs<br />
Stadt- und<br />
Ortsbilder wieder einen<br />
zusätzlichen Schmuck – die<br />
Maibäume. Deren Zahl übertrifft<br />
deutlich jene der offiziellen<br />
Gemeinden, zudem ja auch<br />
die Ortsteile ihre in den Himmel<br />
ragenden Brauchtumszeugen<br />
in Platz-Auslage stellen.<br />
Der Maibaum reiht sich in<br />
die Reihe der Baumbräuche<br />
ein und hat darin wohl den<br />
bedeutendsten Platz. Weitere<br />
Zeugen dieser Spezies<br />
sind der Sonnwendbaum, der<br />
im Juni zur Feier der Sommer-Sonnenwende<br />
um den<br />
Feuerplatz aufgestellt wird,<br />
der Hüterbaum als Zeichenund<br />
Rechtsbrauch der Weingarthüter<br />
sowie der Kirtagsbaum.<br />
Im 20. Jahrhundert<br />
haben sich noch der „Christbaum<br />
für alle“ und der „Osterbaum<br />
für alle“ dazu gesellt.<br />
Erste schriftliche Erwähnungen<br />
eines Gemeinde-Maibaumes<br />
gibt es aus Aachen (1224)<br />
und Wien (1230), die Quellen<br />
überliefern, dass die Aufstellung<br />
und das Schmücken des<br />
Baumes der weltlichen Obrigkeit<br />
oblag. Aus der Barockzeit<br />
ist überliefert, dass viele<br />
junge Stämme vor Privathäusern<br />
und sogar in Zimmern<br />
aufgerichtet wurden. Heutzutage<br />
teilen sich das Maibaum-Aufstellen<br />
zahlreiche Organisationen,<br />
Gruppen und<br />
Veranstalter wie Gemeinden,<br />
Tourismusverbände, Feuer-<br />
Der Maibaum wir sorgfältig<br />
ausgesucht. Er muss<br />
gerade an Form und hoch<br />
gewachsen sein.<br />
wehren, Sport- oder Brauchtumsvereine<br />
und andere<br />
mehr, bei denen es auf Grund<br />
der Bewirtung von Helfern<br />
und Zuschauern auch in den<br />
Kassen klingelt. Das Unterhaltungsprogramm<br />
rund um<br />
den geschmückten Maibaum<br />
mit Bräuchen wie Kraxeln,<br />
Singen, Volks- oder Bandltanz<br />
garantiert ein kurzweiliges<br />
Fest, das schließlich auch<br />
die Gemeinschaft der Stadt-<br />
und Dorfbewohner fördert.<br />
Auf eine reiche Erfahrung<br />
in Sachen Maibaum blickt<br />
zum Beispiel Poldi Schmidthaler,<br />
der ehemalige Kommandant-Stellvertreter<br />
der<br />
Freiwilligen Feuerwehr<br />
Schwaming (Gemeindegebiet<br />
Garsten) zurück. „Der Baum<br />
wird am Tag der Aufstellung,<br />
also meistens am 30. April,<br />
geschnitten und präpariert.<br />
Mit dem knappen Termin<br />
Schöner alter Bra<br />
Maibäume<br />
wieder ges<br />
werden...<br />
beugen wir einem Diebstahl<br />
vor, der seit jeher auch zum<br />
Maibaum-Brauchtum zählt.<br />
In den ersten drei Tagen wird<br />
der Baum zudem durch unsere<br />
Feuerwehrleute bewacht“,<br />
erläutert er die Maßnahmen<br />
rund um das bestens besuchte<br />
Maibaumfest im Dorf. Durchwegs<br />
werden Fichten aufgestellt,<br />
die bis zu 27 Meter hoch<br />
in den Himmel ragen können.<br />
In Schwaming wird üb-<br />
Der „<strong>Wochenblick</strong>“ hat die Mundartdichter Josc<br />
Sie schreiben wie d<br />
Foto: <strong>Wochenblick</strong><br />
Sie sind echte Koryphäen der<br />
heimischen Mundartdichtung:<br />
Der 1958 geborene Altlichtenberger<br />
Joschi Anzinger veröffentlicht<br />
seit 1996 Mundartgedichte.<br />
Ein Jahr zuvor begann<br />
der Mühlviertler Engelbert<br />
Lasinger (Jahrgang 1960) eigene<br />
Werke in oberösterreichischem<br />
Dialekt zu publizieren.<br />
Für dessen Erhalt und Zukunft<br />
engagieren sich beide im 1882<br />
gegründeten und vom Land<br />
Oberösterreich geförderten<br />
„Stelzhamerbund“, einer Vereinigung<br />
von Mundartautoren,<br />
der im Internet unter www.<br />
stelzhamerbund.at vertreten<br />
ist. „Stelzhamer hat die oberösterreichische<br />
Landeshymne gedichtet,<br />
die österreichweit die<br />
einzige in Mundart ist“, erklärt<br />
Vorstandsmitglied Anzinger<br />
stolz. Neue, junge Autoren zu<br />
finden, sei freilich schwer, auch<br />
wenn das Interesse bei der Jugend<br />
oft groß ist. „Wir gehen in<br />
die Schulen, machen Projekte