Glareana_35_1986_#2

in einer beispielshaften Organisation , Aufnahmen aus ganz
Italien und zwar vom Piemont bis Sizilien zusammenzutragen .
Dem zwar billig hergestellten , aber aufschlussreichen , mil Zeichnungen,
Notenbeispielen und Karten ergänzten Kommentar lässt sich
entnehmen, dass die Hälfte der Aufnahmen zwischen 1973 und
1983 entstanden. Sie spiegeln die exemplarischen Feldforschungen
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der italienischen Kollegen aus den letzten Jahren .
Die vorliegende Anthologie lässt sich mit ganz verschiedenen Ohren
hören .
Einmal ist diese authentische Volksmusik ganz einfach ein
variationsreicher Ohrenschmaus .
Dann kann sich der systematisch
interessierte Organeloge in die zahlreichen Klangnuancen zum Beispiel
aller Sackpfeifentypen hineinhören ( 39- 4 7) . Aber auch
der Vol kskundler kommt auf die Rechnung ,
sind doch viele Stücke
als Begleitmusik. von Volksbräuchen aufgenommen worden wie
zum Beispiel das Muschelhorn aus Salerno zum Jahresbeginn
(48) , Klapperbrett, Posaune und grosse Trommel zur Karfreitagsprozession
, aufgenommen in Catanzaro (Calabrien) (17a) , sardische und
sizilianische Prozessionsmusiken auf Pfeife und Trommel oder auf
Längspfeifen (29 , 33) , Pasnachtsmusik aus Ivrea (Torino) (34).
allerlei Musik zur Weihnachtszeit wie zum Beispiel die wandernden
Musikanten aus der Lombardei (52) , Musik am Fasnachtstanz
in Bagolino bei Brescia ( 62) , die in der Besetzung und im Repertoire
a~ die Appenzeller Streichmusik erinnert , dann der Tanz ums
Bett der Braut aus der italo-albanischen Gemeinde Pallagorio
(Calabrien) (l) oder die "Tarantella na r~tina "
Stück volkstümliche ~usik -Medizin
aus der Puglia , ein
(65). Eine Tarantella, auf "ciaramella"
und Sackpfeife interpretiert, wurde 1917 in New York auf ­
genommen und weitet den Blick auf die gerade für die Volksmusik so
interessante Emigrantenkultur (75-77) . Dass Roberto Leydi und Febo
Guizzi
ihr territorial riesiges Forschungsfeld aber auch mit
Volksmusik aus Grenzgebieten (z . B . 37 , eine venezianisch-istrische
Furlana aus Kroatien oder 53 ,
die Bandella Tremonese aus dem
schweizerischen Mendrisiotto) bestücken , beweist , wie umfassend
sie ihre Aufgabe definieren .
Man darf nur hoffen, die exemplarische Arbeit werde auf dauerhaftere
Tonträger (z . B. Langspielplatten) gepresst und von einem Album
mit Uebersetzungen auf Englisch begleitet .
Brigitte Bachmann-Geiser