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FINE - Ein Magazin für Wein und Genuss

ESSEN, DUFT UND WEIN Bürgerspital Würzburg

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Bürgerspital Würzburg

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Würzburg <strong>und</strong> sein Bürgerspital<br />

Das Bürgerspital in Würzburg feiert sein 700-jähriges Jubiläum. Durch<br />

die Jahrh<strong>und</strong>erte prägt es die fränkische Metropole am Main mit seinem<br />

uralten Dualismus aus <strong>Wein</strong> <strong>und</strong> sozialer Fürsorge. <strong>Ein</strong>gebettet in die<br />

bewegte Geschichte der Stadt formen sowohl die Stiftung als auch das<br />

dazugehörende <strong>Wein</strong>gut das Bewusstsein der Würzburger bis heute.<br />

Von Kristine Bäder<br />

Fotos Christof Herdt<br />

Die Geschichte der Stadt Würzburg ist reich an Anekdoten, Auszeichnungen <strong>und</strong><br />

Besonder heiten: die alte Mainbrücke, die älteste große Steinbrücke in Deutschland;<br />

die Salvatorglocke im Dom, mit knapp zehn Tonnen Gewicht die größte in Bayern; der<br />

älteste trinkbare <strong>Wein</strong> der Welt, ein 1540er Steinwein, der im <strong>Wein</strong>gut Bürgerspital steht.<br />

Auch die Wahl des aktuellen Oberbürgermeisters<br />

der Stadt, Christian Schuchardt,<br />

hat eine außergewöhnliche Fußnote. Seit gut<br />

eineinhalb Jahren ist er das Oberhaupt der<br />

125 000-<strong>Ein</strong>wohner Metropole, der »historischen<br />

Hauptstadt« der Region, wie er mit einem<br />

Augenzwinkern betont. Der gebürtige Hesse ist<br />

in seiner Wahlheimat mit einem CDU-Parteibuch<br />

angetreten – <strong>und</strong> wurde zum ersten CDU-<br />

Bürgermeister in Bayern gewählt. Die Kandidatur<br />

ergab sich aus der Biographie des Politikers.<br />

Vor seiner Bewerbung war er schon als Kämme-<br />

rer <strong>und</strong> Personal referent im Würzburger Magistrat<br />

tätig gewesen. Seine Kandi datur <strong>für</strong> das Amt<br />

des Bürger meisters wurde von bürgerlichen Kräften<br />

mitgetragen; Ministerpräsident <strong>und</strong> Parteivorsitzender<br />

Horst Seehofer erteilte der Kandidatur<br />

auch offiziell »die Absolution«. Und das, obwohl<br />

1945 ausgerechnet in Würzburg die Christlich-<br />

Soziale Union in Bayern e.V. (CSU) gegründet<br />

worden war.<br />

Würzburg kann mit solchen Widersprüchen<br />

gut leben. Vielleicht profitiert die Stadt sogar<br />

davon. Wie dem auch sei, Würzburg zählt zu den<br />

dynamischsten Städten Deutschlands – immerhin<br />

auf Rang drei hinter Wolfsburg <strong>und</strong> Ingolstadt,<br />

wie die Wirtschaftswoche ermittelte. Mit einem<br />

Durchschnittsalter ihrer Bevölkerung von ein<strong>und</strong>vierzig<br />

Jahren gehört die Stadt auch zu den jüngsten<br />

in Deutschland. Dabei gibt es auch in Würzburg<br />

nicht mehr Geburten als anderswo. Doch die<br />

Julius-Maximilians-Universität zieht ebenso viele<br />

junge Menschen in die Stadt wie die Hochschule<br />

<strong>für</strong> Musik oder die Fachhochschule Würzburg-<br />

Steinfurt. »Die Bevölkerungsprognosen <strong>für</strong> Würzburg<br />

sind stabil«, meint Christian Schuchardt<br />

zuversichtlich.<br />

Nicht nur Studenten bringen Leben in die<br />

Stadt, zehn Millionen Tagestouristen <strong>und</strong> eine<br />

Million Übernachtungsgäste kommen jährlich<br />

nach Würzburg <strong>und</strong> sorgen <strong>für</strong> einen weiteren<br />

Widerspruch: »Man hat hier das Gefühl, alles<br />

geht etwas langsamer, entschleunigt voran, <strong>und</strong><br />

zugleich haben wir in Würzburg einen spürbaren<br />

Drive«, sagt der Oberbürgermeister. Angenehm<br />

großstädtisch, nennt er das. »Wenn Sie nachts auf<br />

der Main brücke unterwegs sind, ist das fast wie auf<br />

der Karlsbrücke in Prag.«<br />

Würzburg ist mit mehr als dreißig Studentenverbindungen<br />

nicht nur eine der »Verbindungshauptstädte«<br />

in Deutschland, sondern<br />

auch Stiftungshauptstadt. Nirgendwo sonst hierzulande<br />

ist die Dichte an Stiftungen pro tausend<br />

<strong>Ein</strong>wohner höher. Es gibt – unter mehr als achtzig<br />

Stiftungen – eine Mainfränkische Theaterstiftung<br />

zur Unterstützung des Mainfranken Theaters<br />

sowie die Würzburger Kulturstiftung, die Kunst<br />

<strong>und</strong> Kultur in Museen <strong>und</strong> Ausstellungen vor Ort<br />

fördert <strong>und</strong> die Leni-Geissler-Stiftung, die Studenten<br />

der Musikhochschule unterstützt. Der Basketballstar<br />

Dirk Nowitzki, der aus Würzburg stammt,<br />

fördert mit seiner Dirk-Nowitzki-Stiftung Projekte<br />

<strong>und</strong> Vereine, in denen benachteiligte Jugendliche<br />

<strong>und</strong> Kinder Sport treiben können.<br />

Die Mutter aller Würzburger Stiftungen ist<br />

jedoch das Bürgerspital zum Heiligen Geist. Das<br />

700-jährige Jubiläum der Stiftung in diesem Jahr<br />

ist ein deutliches Zeichen <strong>für</strong> die lange zurückreichende<br />

Stiftungstradition der Stadt, die sich bis<br />

in die heutige Zeit fortsetzt. »Natürlich ist die<br />

Außenwirkung des <strong>Wein</strong>guts erst einmal stärker«,<br />

weiß der Oberbürgermeister Christian Schuchardt.<br />

Zusammen mit dem <strong>Wein</strong>gut der Stiftung Juliusspital<br />

<strong>und</strong> dem Staatlichen Hofkeller prägen gleich<br />

drei <strong>Wein</strong>güter das Bild der Stadt als Herkunftsort<br />

bester fränkischer <strong>Wein</strong>e. Als VDP-Güter gehören<br />

sie zur deutschen Spitze <strong>und</strong> stehen repräsentativ<br />

<strong>für</strong> Frankens Entwicklung als <strong>Wein</strong>region in<br />

jüngster Zeit. »Vor zwanzig Jahren waren es einzelne<br />

Winzer, die an der Qualität des Frankenweins<br />

gearbeitet haben, heute ist es eine Breiten-<br />

bewegung«, sagt der Oberbürgermeister mit Blick<br />

auf den fränkischen <strong>Wein</strong>.<br />

Der Anteil des <strong>Wein</strong>guts Bürgerspital ist daran<br />

nicht gering. Seit im Jahr 2007 Robert Haller als<br />

Direktor das Zepter übernahm, hat sich im <strong>Wein</strong>gut<br />

viel verändert. Nicht nur wirtschaftlich, auch<br />

stilistisch <strong>und</strong> im Selbstverständnis. Das wahrscheinlich<br />

zweitälteste <strong>Wein</strong>gut Frankens hat unter<br />

seiner Leitung viele neue Wege beschritten, die<br />

<strong>Ein</strong>es von dreien: In festlichem Licht erglänzt das historische Haus des Bürgerspitals; aber auch das <strong>Wein</strong>gut der Stiftung<br />

Julius spital <strong>und</strong> der Hofkeller dienen dem exzellenten Ruf der fränkischen <strong>Wein</strong>e r<strong>und</strong> um die geschichtsträchtige Stadt.<br />

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<strong>FINE</strong> 1 | 2016 | EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS EIN MAGAZIN FÜR WEIN UND GENUSS | <strong>FINE</strong> 1 | 2016

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