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OCEAN7 2016-04

Stefan Detjen testete für OCEAN7 die neueste Motoryacht aus Giebelstadt und er berichtet, was an der R40 Fly alles tatsächlich innovativ und revolutionär ist. Ein junges Seglerpaar auf Weltumsegelung gibt Tipps, wie man richtig ankert.

Stefan Detjen testete für OCEAN7 die neueste Motoryacht aus Giebelstadt und er berichtet, was an der R40 Fly alles tatsächlich innovativ und revolutionär ist. Ein junges Seglerpaar auf Weltumsegelung gibt Tipps, wie man richtig ankert.

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Editorial<br />

Zweierlei Maß<br />

Toleranz ist nicht nur ein Wort! Wir Fahrtensegler sollten weltoffen,<br />

tolerant und voller Neugier sein. Neuem unbefangen zu<br />

begegnen ist doch einer der Hauptgründe, warum wir unbekannte<br />

Küsten ansteuern, fremde Länder bereisen, Menschen,<br />

deren Leben und Geschichten kennenlernen wollen, so unterschiedlich<br />

sie auch sind. Oder nicht?<br />

Ich jedenfalls halte es so.<br />

Vor einigen Monaten war ich ein paar Wochen mit einem Katamaran<br />

von Trend Travel & Yachting auf den Inseln der Kapverden<br />

unterwegs. Ich habe dort ausschließlich höfliche, freundliche<br />

Menschen kennengelernt. Alle sauber gekleidet, die Kinder gepflegt<br />

und ordentlich, die Mädchen mit liebevoll geflochtenen<br />

kleinen Zöpfchen mit Perlen geschmückt. Bei unseren Fahrten<br />

über die eindrucksvollen und landschaftlich reizvollen Inseln auf<br />

den Ladeflächen der heimischen Pickups ist meiner Crew und<br />

mir immer wieder sehr angenehm aufgefallen, dass nirgendwo<br />

Müll herumlag und die Menschen in ihrer Einfachheit und Bescheidenheit<br />

im Einklang mit der Natur leben. Woher soll Müll<br />

auch kommen, in einem derart armen Land, in dem von der<br />

Hand in den Mund gelebt wird und nie genug da ist, was achtlos<br />

weggeworfen werden könnte?<br />

Männer fahren nachts zum Fischfang aus, verarbeiten nach der<br />

Rückkehr ihre Beute so, dass keine Reste übrig bleiben. Die<br />

Frauen bringen die Tunas meist barfuß und über steile Fußwege<br />

in Wannen, die sie auf den Köpfen tragen, in etliche Stunden<br />

entfernte Dörfer in den Bergen. Dort tauschen sie ihre Fische<br />

gegen einfache landwirtschaftliche Produkte – Mais, Maniok,<br />

Süßkartoffel, Gemüse.<br />

Es ist eine andere, eine sehr bescheidene Welt, in die wir vorsichtig<br />

und zurückhaltend eingetaucht sind, als Gäste, als Besucher.<br />

Unaufdringlich. Nicht als Eroberer wie die Portugiesen, die<br />

vor Generationen ganze afrikanische Dörfer auf diese kargen<br />

Inseln verschleppt, zu Sklaven gemacht und verkauft haben. Uns<br />

ist kein einziger Einheimischer aggressiv oder feindselig begegnet.<br />

Ganz im Gegenteil. Ich habe mit vielen der Menschen auf<br />

den Kapverden gesprochen, habe sie fotografiert, habe immer<br />

vorher höflich gefragt, um niemanden zu verletzen und habe nie<br />

eine Ablehnung erfahren. Kein einziges Mal.<br />

Über all diese Eindrücke habe ich in zwei großen Reportagen in<br />

den Ausgaben 01 und 02/<strong>2016</strong> von <strong>OCEAN7</strong> berichtet.<br />

Jetzt hat mich dieser Tage ein Segler angerufen. Ich würde<br />

Schönfärberei betreiben. Ich sei vermutlich gekauft. Ich würde<br />

Wahrheiten verschweigen, wenn sie mir nicht in mein Konzept<br />

passen würden. Er sei gerade auf den Kapverden segeln gewesen.<br />

Die Menschen wären unfreundlich, aggressiv, würden wütend,<br />

wenn man sie fotografiere. Die Inseln wären zugemüllt.<br />

Sie seien „ausgeraubt“ worden. Auch darüber müsse ich berichten.<br />

Das sei meine Pflicht, meinte der Segler. Bei Fortdauer des<br />

Gespräches stellte sich heraus, dass der „Raub“ ein angeblicher<br />

einfacher Diebstahl von einem Gegenstand war, den die Crew<br />

im offenen Cockpit hatte liegen lassen.<br />

So unterschiedlich erleben wir andere Kulturen und Welten. Ist<br />

es doch immer eine Erwartungshaltung, die uns voreingenommen<br />

macht. Und ein „von oben herab“ auf andere Lebensumstände<br />

blicken, das uns, aus der reichen, westlichen Welt kommend,<br />

häufig arrogant auftreten lässt. Wir machen die Menschen<br />

aus der Dritten und Vierten Welt nicht mehr zu Sklaven. Aber<br />

wir glauben, sie mit unserem Geld kaufen zu können.<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen mit dieser Ausgabe ein<br />

abgerundetes Lesevergnügen.<br />

Ganz herzlich, Ihr<br />

Thomas D. Dobernigg<br />

thomas.dobernigg@ocean7.at<br />

Juli/August <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>04</strong>/<strong>2016</strong> 3

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