De:Bug 169
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SINGLES<br />
Frank & Tony - Breath Game / Walter's Orange<br />
[Frank & Tony/003]<br />
"Breath Game" kickt mit einem smart swingend reduziert charmanten<br />
Groove, in dem sich eine Stimme als<br />
Schluckauf eingenistet hat. Diese Stimme<br />
wird dann im Verlauf des extrem intensiven<br />
Tracks immer weiter ausgearbeitet und es<br />
dampft und knistert im Hintergrund so perfekt,<br />
dass man den Track einfach wie schon<br />
bei der letzten EP von ihnen vom ersten<br />
Moment an genießt und nichts von den 12<br />
Minuten verpassen möchte. "Walter's Orange" ist mit den souligeren<br />
Vocals und der Acid-Bassline dafür ein klein wenig überladen,<br />
es sei denn, man liebt diese Vocals, die manchmal etwas sehr<br />
schreiend pseudoverzweifelt wirken.<br />
bleed<br />
Immer - Quite Baked as Ol'Ways, It's A Lovely Balance EP<br />
[Fullbarr/006]<br />
Hm. Was für ein umständlicher Titel. Kommt wohl zustande, wenn<br />
man die Titel der Tracks einfach irgendwie<br />
zusammenfügen will. "Lovely Balance" ist<br />
für mich der Hit der EP mit seinen harmonisch<br />
tränenden Chords und diesem abenteuerlich<br />
jazzig stapfigen Swing, der etwas<br />
verwaschen im Sound wirkt, aber genau<br />
dadurch seine Eleganz erzeugt. Ein jazzig<br />
relaxter Houseausflug mit vielen Stimmen<br />
im Hintergrund und einer zeitlos dahinfloatenden Haltung. "As<br />
Ol'Ways" ist die klassische <strong>De</strong>ephouse-Nummer voller warmer<br />
Chords und zischelnder Grooves, die Kris Wadsworth perfekt in einen<br />
Track umsetzt, der den harschen Funk und alle Sounds hat, die<br />
man an ihm immer so liebt. "Quite Baked" rundet die EP dann mit<br />
Bonusvinylknistern und einem fast erstickt jazzigen Flair so ab, als<br />
hätte man auf alles einen Snaredämpfer gelegt und dann mit den<br />
Besen ordentlich durchgerührt. Sehr schöne EP.<br />
bleed<br />
Alejandro Vivanco - Cirrus<br />
[Gua Camole Music/LTD004]<br />
<strong>De</strong>ep swingende Housetracks mit sehr minimaler Attitude und<br />
Sounds die gelegentlich wirken, als würde sich jemand in den kleinen<br />
Hallräumen suhlen und räkeln als wären sie ein Bett in dem<br />
man einfach nicht mehr aufstehen möchte. Funky und luftig auch<br />
im Gua Camole Remix, der sich gar nicht weit vom Original entfernt.<br />
Ein Track für die heissen Stunden in denen der eigene Schweiß von<br />
dem der anderen nicht mehr zu unterscheiden ist.<br />
bleed<br />
Vera - Attachments Of The Past<br />
[Hello Repeat/022]<br />
Vera pumpt hier vom ersten Moment an mit einem klassischen<br />
Groove voller hintergründigem Funk und<br />
steppender Attitude los und lässt aus dem<br />
Titeltrack nach und nach einen pumpend<br />
swingenden Klassiker werden, der sich bei<br />
aller Zurückhaltung auf dem Floor immer<br />
stärker entwickelt, bis am Ende dann im<br />
Piano und den Vocals endlich aufgelöst<br />
wird, warum der Track eigentlich so heißt.<br />
<strong>De</strong>nn so oldschool war das wirklich nicht. "Now Not No" pumpt mit<br />
einem sehr abstrakt komprimierten Sound in den Bässen einfach<br />
weiter um dieses Thema und macht daraus die Hymne für alle, die<br />
es lieben, im Raum durch den Magen gesteuert zu tanzen. Zwei<br />
sehr konzentrierte Tracks, die sich in ihrer reduziert swingenden Art<br />
dennoch sehr konkret zeigen.<br />
www.hellorepeat.com<br />
bleed<br />
Brett Johnson feat. Dave Barker - Broken Remixes Part 1<br />
[Homecoming Music]<br />
Vor allem Brett Johnsons "Bang The Box Remix" ist ein Killer mit<br />
seinen staubigen Basslines, dem steppenden<br />
Funk und der eleganten Schlittenfahrt<br />
auf Rides. Die krabbeligen Sounds erinnern<br />
einen manchmal ein wenig an<br />
Matthew <strong>De</strong>ar, der einen ja auch oft genug<br />
an Johnson erinnert hat, und die Vocals<br />
dürften dem Track selbst in den poppigsten<br />
Umgebungen einen Vorteil bringen,<br />
sind aber nicht so überzogen, dass man ihren Popcharme auf dem<br />
Floor nicht ertragen würde. Das Original allerdings ist fast schon<br />
schlabbrig übertriebener Discopop für die Radios, Phil Weeks<br />
könnte grandios sein, aber irgendwie clashen seine Stimme und die<br />
Vocals doch ein wenig und The Midnight Perverts sind so pseudodark.<br />
bleed<br />
V.A. - Animal Knights EP<br />
[Hive Audio/011 - <strong>De</strong>cks]<br />
Round Table Knights & Animal Trainer teilen sich diese EP mit zwei<br />
Kollaborationen, die für mich einfach einen Hauch zu dreißt in den<br />
Discohimmel der hochgepumpten Effektbreaks und Sommerwanderafterhourhits<br />
wollen. Man merkt beiden sehr deutlich an aus<br />
welcher Handschrift sie stammen, aber irgendwie klingen sie in<br />
meinen Ohren doch einen Hauch überproduziert.<br />
bleed<br />
<strong>De</strong>stronauts - High Tides / Lunar Temple<br />
[Honeywax Records/006]<br />
Aus irgendeinem Grund, vermutlich weil im Groove so ein rülpsendes<br />
Vocal steckt, erinnert mich "Lunar<br />
Temple" an frühe Hits der ersten Warp-Ära,<br />
auch wenn es im Hintergrund eher flächig<br />
verheißungsvoll unheimlich zugeht und die<br />
Dubs den Track doch fest im Griff zu haben<br />
scheinen. Auch die ravigen Basslinestabs<br />
mittendrin kicken oldschoolig auf diese<br />
Weise und lassen der bleepig klingelnden<br />
Melodie freien Lauf. Hallig wie eine Erinnerung aus den besten Zeiten.<br />
"High Tides" ist ein warmer dubbiger Herbstregen, in dem mir<br />
alles etwas zu sehr aufgeplustert harmonisch wirkt, die trällernde<br />
70er-Synthline verstärkt den Eindruck eher noch, deshalb, leichter<br />
Abzug in der B-Note.<br />
bleed<br />
Alex Coulton - Adventures In 4x4 Ep<br />
[Hypercolour/LTD009]<br />
Vor allem "Fade Realisation" mit seinen Playgroundsounds im Hintergrund<br />
und dem breit angelegten Dubflair kickt hier allem davon.<br />
Ein dunkler Killertrack mit breakigem Grundgefühl, das immer wieder<br />
in den Schwingen seiner Chords und den tiefen Harmonien für<br />
eine Überraschung und eine Intensität sorgt, die selbst Freunde der<br />
geraden Bassdrum mitschwingen lässt. Manchmal erinnert mich<br />
dieser Sound daran, was hätte passieren können, wenn jemand den<br />
abstrakten Sound der ersten SND-Platten in Dancefloorklassiker<br />
umgemünzt hätte. <strong>De</strong>r Rest der EP schwingt zwischen Dubtechnoansätzen<br />
und steppenden Grooves hin und her und kann für mich<br />
selbst im säuselnden <strong>De</strong>troitsound in klassischer UK-Manier von<br />
"Dance, Max" diese Intensität nicht mehr toppen.<br />
www.hypercolour.co.uk<br />
bleed<br />
Ossie - Ignore<br />
[Hyperdub/HDB067 - Cargo]<br />
Zwei neue, nervös und positiv aufgekratzt klingende Tracks von<br />
Ossie aus London. Sehr frisch wirkt die<br />
Mischung aus House und Breakbeats, aus<br />
Acidsounds, scheinbar handgespieltem<br />
Schlagzeug, tropischen Klängen und dem<br />
klaren souligen Gesang von Tilz. Stilistisch<br />
irgendwo bei UK Garage, Funky, Dubstep<br />
und 2 Step, swingen beide Titel wie verrückt,<br />
haben aber auch genug spannendes<br />
musikalisches Gewicht, um zuhause gehört werden zu können.<br />
www.hyperdub.net<br />
asb<br />
DVA - Fly Juice EP<br />
[Hyperdub/HDB066 - Cargo]<br />
Im Gegensatz zu seinem soulig dubsteppigen "Pretty Ugly“-Album<br />
ist die Stoßrichtung bei "Fly Juice“ ganz<br />
klar der Tanzboden. Hier geht es auch eher<br />
um House und UK Funky. Souljazzsounds<br />
und Rhodesklänge treffen endlos repetitive<br />
Vocalkurzsamples, die manchmal erst<br />
durch ihre vermeintliche Stumpfheit auch<br />
außerhalb des Clubs interessant werden.<br />
Vier Tracks gibt es auf Vinyl, der Download<br />
bietet noch vier Bonustitel zwischen deepem Dancehalldub, wobbeligen<br />
Bässen und 8bit-Feeling.<br />
www.hyperdub.net<br />
asb<br />
Jerome Sydenham - Animal Social Club<br />
[Ibadan]<br />
Was für ein Spaß. Das Album von Jerome Sydenham mit diversen<br />
Freunden kickt vom ersten Moment an mit<br />
einer so dreisten Emphase in die Pianohouse-Ecke,<br />
dass einem vor lauter Euphorie<br />
fast schwindelig wird. Ein Hit säuseliger<br />
und treibender als der nächste, ob voller<br />
Energie losgestampft oder lässig in den<br />
Tasten hängend, spielt hier keine Rolle,<br />
denn alles ist wie von selbst auf Peaktime<br />
getrimmt und alles so klassisch bis in die letzten <strong>De</strong>tails der Pianochords,<br />
dass man eigentlich jeden Track gleich mitsummen kann.<br />
Das mag einem manchmal zu viel sein, aber irgendwie kann man<br />
diese Tracks in ihrer ruhig sonnig pumpenden Killerattitude einfach<br />
nicht vergessen. Wenn House der klassischsten Art einen Popmoment<br />
bekommen könnte, dann vielleicht so, aber vor allem dürften<br />
die Stücke erst mal einer nach dem anderen die Peaktime für sich<br />
entscheiden, wie sonst nur Toni Lionni.Slammer.<br />
bleed<br />
Knox - Here EP<br />
[Last Night On Earth/LNOE012]<br />
Sehr schöne Bass-Tracks mit schwebenden Stimmen, Sounds, die<br />
immer aus dem Nichts ihrer rückwärts gedrehten<br />
Hallräume zu kommen scheinen<br />
und dabei den sanften, aber doch komplex<br />
knatternden Breaks das perfekte Spielfeld<br />
liefern. "Here" ist nicht nur Titeltrack, sondern<br />
auch der Hit der EP, und die Remixe<br />
von John Tejada (hingepfuscht) und Kuxxan<br />
SUUM (smooth in Oldschoolbreakbeat<br />
übersetzt) kommen da nicht ran. Auf "Fault" zeigen sich Knox fast<br />
schon als Gruftiband, auch "Mornings" ist mehr Stimmung als<br />
Groove, alles zusammen bildet aber eine sehr indiehaft poppige EP<br />
für den elektronischen Weihnachtsbaum in Texas.<br />
bleed<br />
Fundamental Harmonics - Event Horizon<br />
[Lepton Quark/003]<br />
Schon die erste EP auf Lepton Quark von Fundamental Harmonics<br />
gefiel uns, jetzt geht er mit "Event Horizon"<br />
einen Schritt weiter und zeigt auf "Black<br />
Hole Blue Sun", dass er auch als eine monumentale<br />
elektronische Indieband funktioneren<br />
kann, in einem Track, der fast schon<br />
wie ein Krautrock-Stück wirkt, dass den<br />
besten Indietronica-Hymnen Konkurrenz<br />
machen kann. Ein Monster in purem Slow-<br />
Mo. <strong>De</strong>r Titeltrack ist ein feiner pumpender Housetrack mit sehr<br />
luftigem Funk und upliftendem Break, reicht aber an "Black Hole<br />
Blue Sun" nicht ran, auch die beiden dubbigeren und housigeren<br />
Remixe ändern daran nichts.<br />
bleed<br />
Benedikt Frey - <strong>De</strong>linquencies EP<br />
[Lopasura/001]<br />
Benedikt Frey startet jetzt sein eigenes Label und lässt seiner Vorliebe<br />
für langsam herbeihalluzinierte Arrangements<br />
mit sehr oldschooligen Drummachines<br />
freien Lauf, was wir natürlich nur<br />
genießen können. Drei perfekte Tracks mit<br />
sattem Soul, verrückten Momenten voller<br />
Funk, deepen sphärischen Momenten, in<br />
denen einem der Sound unter den Ohren<br />
wegzuschwimmen scheint und tragisch<br />
breiten <strong>De</strong>troitnuancen wie auf dem Titeltrack. Eine Platte, die<br />
schon durch ihren spartanischen Swing und die klassisch neu konstellierten<br />
Drumsounds immer wieder heraussticht.<br />
bleed<br />
Ambassadeurs - M.O.P.E. EP<br />
[Lost Tribe/001]<br />
Klassisch euphorisierende Bass-Tracks, oder nennen wir das doch<br />
einfach HipHop-Instrumentals, mit zerhackten<br />
Samples, gerne auch voller Soul-<br />
Kitsch in den Vocals und perfekt inszenierten<br />
flackernd klassischen Sounds aus<br />
Gitarrenzupfen, Discosynths, die sich in ihren<br />
Harmonien nahezu suhlen. Eine Platte,<br />
bei der man immer wieder an die ersten<br />
Tracks dieser Art zurückdenkt und dabei<br />
dennoch einen Schauer über den Rücken gejagt bekommt. Zerstückelt,<br />
symphonisch, überzogen schleppend und dabei doch süßlich<br />
funky. Eine Platte voller Hits, die gerne schon mal an die Grenze<br />
gehen, dabei aber dennoch nie zu tief in den Autotune-Topf fallen.<br />
bleed<br />
Chubby Dubz - See It Thru<br />
[Loungin Recordings/029]<br />
Von Chubby Dubz soll ein Album folgen, und darauf bin ich nach<br />
dieser EP wirklich gespannt. Knochentrockene<br />
Grooves mit einem rabiaten Oldschoolflavour,<br />
perfekte Vocals, smoothe<br />
Chords, alles klingt hier einfach vom ersten<br />
Moment an wie ein perfekter Hit für den<br />
deepen Housefloor, der vor allem die dunklen<br />
Kicks liebt. "Inn Town" ist ein deeperer<br />
jazzigerer schleppenderer Swingtrack mit<br />
einem ähnlich zeitlosen Flair, und "Get Lifed" mit Elbee Bad ist vielleicht<br />
einen Hauch zu diskoid smooth und klingt manchmal ein<br />
wenig nach HipHouse, aber irgendwie bleibt es doch so charmant,<br />
dass man die Vorfreude auf das Album kaum zügeln kann.<br />
bleed<br />
Bad Business - Lawless EP<br />
[Luna Records/015]<br />
Eigentümlich waviger Track dieses "Time Again" mit seinen abgedämpften<br />
Vocals und einer tragischen Melodie<br />
aus Glöckchensounds, dunklen Bässen<br />
und purer Melancholie. Irgendwie<br />
gefällt mir der Track aber doch sehr, auch<br />
wenn die Stimmen manchmal etwas nah<br />
ans Ohr geflüstert kommen, weil im slicken<br />
dunklen Groove einfach alles so schleppend<br />
und verloren dahinfließt. <strong>De</strong>r Titeltrack<br />
ist housiger und dabei doch voll von dieser Lethargie erfasst,<br />
die klingt, als hätte Bad Business zu viel von der Welt gesehen. Kaputt,<br />
aber irgendwie doch auf seine Weise voller Gerechtigkeit.<br />
bleed<br />
Tele Vizion - Like A Robot Ep<br />
[Love International/039 - WAS]<br />
Ich liebe einfach diese Tracks, in denen der Groove so blubbernd<br />
glücklich herumspringt und die minimalen Sounds sich in ihrem<br />
krabbelnden Funk perfekt darauf abgestimmt haben. "Like A<br />
Robot" tänzelt so unbekümmert herum, dass man vom ersten<br />
Moment an auf den Floor will und sich auf einen Abend voller<br />
smartem Wahnsinn freuen kann, und auch "Rain" ist ein sehr schön<br />
gedämpfter Minimal-Funk-Track, der mich ein wenig an die großen<br />
Tage von Floppy Sounds und Ähnlichen erinnert, und mit dieser<br />
unwahrscheinlichen Flötmelodie ist dann sowie so alles klar. Brilliante<br />
Exkurse in melodisch minimale Welten, die etwas vergessen<br />
scheinen, zu Unrecht.<br />
www.myspace.com/loveintl<br />
bleed<br />
Sex Judas feat. Ricky - My Girls<br />
[Marketing Music/019]<br />
Die erste EP von Sex Judas war schon ein Killer, das setzten sie hier<br />
auch fort. "Salvador" ist ein stampfend relaxtes<br />
Ungetüm mit slidend funkiger Bassline,<br />
den typisch überzogenen Killervocals<br />
und einer so lässigen <strong>De</strong>epness, dass es<br />
einem das Hirn durch die Nase rauszieht.<br />
"My Girls" wird schon fast zum Funk-Hörspiel<br />
und überall flattern die klassischen<br />
Funk-Licks herum, die immer so klingen,<br />
als hätte ein US-Schlitten irgendwo einen frischen Bremsstreifen<br />
gezogen. Die Remixe von Chicago Damn und My Favorite Robot<br />
sind eigentlich passend gewählt, hier überragt aber dennoch immer<br />
das Original.<br />
bleed<br />
Ludwig Amadeus Horzon feat. Peaches - Me, My Shelf & I<br />
[Martin Hossbach Records/01 - Kompakt]<br />
Rafael Horzon, das ist der Typ, der nicht nur Regale hochstapelt.<br />
Und wie man aus dem Umfeld des Suhrkamp Verlags hören konnte,<br />
ist Horzons Regalserie gar der eigentliche Grund für die Ikea-Pleite.<br />
Horzon muss man sich also als gemachten Mann vorstellen. Warum<br />
also Zeit in die Optimierung seiner Blockbustermöbel stecken?<br />
Ein perfektes Produkt kann man eben nicht verbessern. Wohl aber<br />
kann man es besingen! Da Horzon alles, nur nicht singen kann,<br />
überlässt es das einer Grande Dame des Berliner Pop-Betriebs.<br />
Peaches singt hier einen Text aus Horzons spitzer Feder, eine Ode<br />
ans Regal: "Ich brauche keinen Wal, ich brauche ein Regal" heißt es<br />
da etwa, oder: "Stahl, Saal, Zahl, Gral, Pfahl, Schakal". Famos! Auch<br />
die Musik: ein Streich eines Genies. Horzons neuer Doppelvorname<br />
"Ludwig Amadeus" scheint angesichts dieses amtlichen Instant-<br />
Classic-Synthie-Smashers in (überwiegend) G-Dur geradezu bescheiden<br />
gewählt. Das feine Gehör von Martin Hossbach hat das<br />
als erstes erkannt. Hossbach gründete auf der Stelle ein Plattenlabel,<br />
um uns, der Öffentlichkeit, "Me, My Shelf & I" zu schenken. Das<br />
verdient Applaus. <strong>De</strong>r wird – toll! – auf dem Megamix der Vinylversion<br />
frei Haus mitgeliefert.<br />
blumberg<br />
Sawf - Sand EP<br />
[Modal Analysis/MA03 - D&P]<br />
Die verschiedenen Versionen des Tracks klingen nach purem darkem<br />
Sounddesign. Knarrig, verrauscht, digital und doch mit einem<br />
Hang zu industriellen Technoklängen. Da wird gnadenlos gescheppert<br />
und an den Floor braucht hier keiner zu denken. Musik für<br />
Freunde der abstrakten Technonachgeschmackswelten.<br />
bleed<br />
Jack Dice - Block Motel<br />
[Modern Love/Love 082 - Boomkat]<br />
John Twells – früher bekannt als Xela – ist heute vor allem der Kopf<br />
von Type Records, wo er vor einigen Monaten<br />
das <strong>De</strong>but des Rap-Duos Main Attrakionz<br />
veröffentlichte. Mit deren Manager bildet<br />
Twells nun das Duo Jack Dice und hier<br />
geht es um Bassmusik. Von ihren vier ersten<br />
Tracks bleibt vor allem das Skwee-artige<br />
"Radiant City" wegen des schön quengeligen<br />
Rumgezirpes, der fast schon<br />
crunken Synthline und des späteren Euphorie-Breaks hängen. Die<br />
übrigen drei Tracks sind eher langsam und durchaus gefällig, bleiben<br />
aber seltsam verhalten, da fehlt schlicht der Kick.<br />
www.modern-love.co.uk<br />
blumberg<br />
Carlo Ruetz - Bad Taste EP<br />
[Moonplay/011]<br />
Sehr intensive minimale Tracks mit untergründig swingend jazzigem<br />
Bass und einer langsamen Modulation<br />
der Sounds, die einen an die perfekt inszenierten<br />
Minimaltracks von vor einigen<br />
Jahren erinnern, in denen eine Idee so gut<br />
ausgefeilt wurde, dass man am Ende gar<br />
nichts anderes daneben braucht. Zerfledderte<br />
Vocals, abenteuerliche Effekte, aber<br />
alles mit dieser Intensität, die einen nicht<br />
eine Sekunde in Ruhe lässt. <strong>De</strong>r Remix von Alfred Heinrichs kickt<br />
mit einem bestimmenden Floorsound und einer gewissen Nuance<br />
Oldschool im Arrangement, bewahrt aber dennoch die resolut minimale<br />
Art des Originals und hat selbst die kleinsten Halleffekte<br />
noch voll im Griff. Sehr intensive und unbekümmert abstrakte EP,<br />
die mit "Dub Freak" und dem magisch schönen "You <strong>De</strong>cide" noch<br />
mehr Hits für den zerbröselt reduzierten Geschmack hat.<br />
bleed<br />
8. Ambientfestival<br />
‚Zivilisation der Liebe‘<br />
17. –– 20. 01. 2013<br />
Basilika St. Aposteln, Köln<br />
E‘de cologne<br />
www.ambientfestival.de<br />
IN<br />
Æ<br />
TER<br />
NUM<br />
<strong>169</strong>–73