WIRTSCHAFT+MARKT 4/2016
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20 | W+M SCHWERPUNKT BRANDENBURG<br />
200 Millionen Euro für die Region<br />
Brandenburgs Filmwirtschaft wirkt wie ein Konjunkturprogramm<br />
Die Studios Babelsberg aus der Luft.<br />
Brandenburgs Filmwirtschaft hat viele<br />
Facetten, aber nur einen Namen:<br />
Babelsberg. Dieser Ort ist international<br />
bekannt bei allen Filmschaffenden,<br />
ohne dass den Spielbergs dieser Welt<br />
wohl so richtig klar ist, dass Babelsberg<br />
zwar bei Berlin, aber eigentlich in Brandenburg<br />
liegt. Die Filmwirtschaft ist international<br />
und gedacht wird global. Produzenten<br />
und Regisseure können heute überall<br />
drehen. Wenn Sie sich für einen Standort<br />
entscheiden, hat das immer gute Gründe.<br />
Früh fiel die Entscheidung, den Filmstandort<br />
Brandenburg weiter zu entwickeln. Die<br />
traditionsreiche Infrastruktur, welche die<br />
DEFA überlebte, bot dafür ideale Voraussetzungen.<br />
Obwohl so ein Studio wie in<br />
Babelsberg mit seinen Außenkulissen eigentlich<br />
ein Dinosaurier in Zeiten der Digitalisierung<br />
ist, hat man sich doch bewusst<br />
für diese Alleinstellung entschieden. Hier<br />
steckt aber auch das besondere Risiko. Die<br />
immer besseren Möglichkeiten, mit digitalen<br />
Mitteln, Filme zu produzieren, machen<br />
kostenintensive Bindungen an einen bestimmten<br />
Ort immer öfter unnötig. Nur für<br />
große Produktionen werden heute noch<br />
die aufwendigen „echten“ Außenkulissen<br />
gebraucht. Und genau darauf ist Babelsberg<br />
spezialisiert.<br />
Die „Neue Berliner Straße“ wird eine der<br />
größten und modernsten Außenkulissen<br />
Europas. Dazu passt auch ihre Einweihung<br />
mit dem Dreh „Babylon Berlin“, die wohl<br />
zur aufwändigsten deutsche Serie aller<br />
Zeiten wird. Auch die Bindung hochkarätiger<br />
internationaler Serien, wie zum Beispiel<br />
"Homeland" sind große Babelsberger<br />
Erfolge, denn sie treffen den Nerv der<br />
Zeit und binden Kapazitäten. Die UFA in<br />
Babelsberg ist schon heute der deutsche<br />
Marktführer für Serien. UFA-Produktionen<br />
wie „Deutschland 83“ oder „Kudamm 56“<br />
sind zudem auch ein Stück verfilmte Zeitgeschichte<br />
– beeindruckend authentisch<br />
und bis ins Detail recherchiert.<br />
Von der Filmwirtschaft der Hauptstadtregion<br />
profitieren viele, darunter der Tourismus.<br />
Märkische Städte wie<br />
Potsdam, Nauen oder Beelitz-<br />
Heilstätten haben regelrechte<br />
Filmkarrieren hinter sich, die<br />
neue Besucher anziehen.<br />
In erster Linie profitiert aber der<br />
Wirtschaftsstandort. Von den<br />
30,5 Millionen Euro, die jährlich<br />
in die Filmförderung fließen,<br />
bekommt die Region circa<br />
200 Millionen Euro zurück.<br />
Zu Recht ist man stolz auf diesen<br />
Regionaleffekt. Hier sind<br />
Land und Bund aber auch in<br />
Zukunft gefordert, die hiesige<br />
Filmwirtschaft im internationalen<br />
Wettbewerb zu unterstützen. Dieser<br />
Wettbewerb ist hart und attraktive steuerbegünstigende<br />
Modelle für die großen<br />
internationalen Produktionen, die es bereits<br />
in vielen Ländern gibt, fehlen hierzulande<br />
und erschweren die Akquisition für<br />
den Babelsberger Standort.<br />
Brandenburgs Wirtschaftsminister Albrecht<br />
Gerber ist sich sicher: „Gute Filme<br />
und Serien sind Standortmarketing vom<br />
Feinsten. Und das Beste: Diese Werbung<br />
kostet keinen Cent zusätzlich. Jeder Film,<br />
der hier entsteht, ist ein kleines Konjunkturpaket<br />
für die Region.“<br />
Frank Nehring<br />
Die Macher der Brandenburger Filmwirtschaft beim<br />
WirtschaftsForum im April: Stefan Arndt, Holger Lehmann,<br />
Dr. Carl Woebcken, Kirsten Niehuus, Albrecht Gerber und<br />
Dr. Miloš Stefanović (v. l.).<br />
Fotos: XStudio Babelsberg AG (oben), Medienboard Berlin Brandenburg (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2016</strong>