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Starnberger Bote 12 Notizen aus dem Rat<br />
Notizen aus dem Rat<br />
Konstituierende<br />
Ratssitzung<br />
Was passierte nach der ratlosen Zeit?<br />
11. Mai 20<strong>15</strong>: Vereidigung der neuen<br />
Stadträte, Wahl von Dr. Rieskamp/BLS und<br />
I. Ziebart/FDP als 2. und 3. Bürgermeister.<br />
Besetzung von 9 Ausschüssen, die<br />
Wahl der Referenten wird vertagt. Auf<br />
Vorschlag der Verwaltung wird die alte<br />
Geschäftsordnung „im Wesentlichen“<br />
übernommen.<br />
Eine CSU-Anfrage klärt: der Vertrag<br />
mit dem kommunalen Ordnungsdienst<br />
(KOD) wurde nicht verlängert.<br />
Klärungsbedarf auch bei der im März<br />
20<strong>15</strong> von Bgm. John abgeschafften<br />
Straßenausbaubeitragssatzung (SABS).<br />
29.06.20<strong>15</strong>: Auf Anfrage der BI „Pro-<br />
Schulbus“ gibt die Bgm. bekannt: das<br />
Schulbusthema wird im September beraten<br />
und entschieden. Einstimmig wird<br />
der Jahreshaushalt 2014 festgestellt und<br />
mit 28:4 Stimmen die Bürgermeister<br />
Pfaffinger und John entlastet.<br />
Auf Antrag von Prof. Picker/WPS wird<br />
gegen das Votum der Fachverwaltung die<br />
Baumschutzverordnung mit <strong>15</strong>:14 (incl.<br />
Stimme der Bgm.) aufgehoben.<br />
Es zeigt sich, dass die im Mai übernommene<br />
Geschäftsordnung auch wesentlich<br />
Neues beinhaltet, was die Ratsmitglieder<br />
überrascht. Lt. Eva John sind die<br />
Verfahrensschritte der Verwaltung aber<br />
noch die gleichen. Nur „das Hemmnis“<br />
des Stadtrats bzw. der Information des<br />
Bauausschusses falle weg. Ein Zurück<br />
zur alten Geschäftsordnung wird mit<br />
11:<strong>16</strong> abgelehnt.<br />
27.07.20<strong>15</strong>: Der vor 6 Monaten vom<br />
Rat beschlossene Auftrag für einen<br />
„Verkehrsentwicklungsplan“ (VEP) wurde<br />
inzwischen erteilt. SHP-Ingenieure,<br />
Hannover, sollen wohl keinen klassischen<br />
VEP, sondern eine Art Obergutachten<br />
erstellen. Vorstellung der Vorgehensweise<br />
Okt. 20<strong>15</strong>, Fertigstellung ca. Ende 20<strong>16</strong>.<br />
Ein Antrag der GRÜNEN zum Stopp der<br />
Planungen zur Westumfahrung (wegen<br />
des laufenden VEP) wird mit 28:2<br />
Stimmen abgelehnt.<br />
Das Landratsamt hält die Aufhebung<br />
der Ausbaubeitragssatzung für rechtswidrig.<br />
Es lägen in Starnberg nicht die<br />
erforderlichen Voraussetzungen einer<br />
„herausragenden Finanzlage“ vor. Dr.<br />
Busse/UWG sieht, wie das LRA, die<br />
Rücklagen der Stadt bald aufgebraucht.<br />
In der emotional geführten Diskussion<br />
erhebt sich die Frage, ob Stadträte aufgrund<br />
eines vermuteten Bürgerwillens<br />
(zur Aufhebung) gegen geltendes Recht<br />
verstoßen sollten?<br />
Mit 20:10 Stimmen erfolgt die<br />
Zustimmung zur Aufrechterhaltung der<br />
Abschaffung der SABS. Weil die Stadt<br />
die erbetene Stellungnahme bisher nicht<br />
geliefert hat, wurde eine Nachfrist bis<br />
zum 23.09.20<strong>15</strong> gesetzt. Sollte auch<br />
die verstreichen, wird das LRA ohne<br />
Anhörung entscheiden.<br />
Umstritten, die Anzahl der<br />
Referentenposten. Der WPS-Antrag<br />
(Reduzierung auf 12, früher 28) wird<br />
mit <strong>16</strong>:14 angenommen. Sie werden z.T.<br />
durch „Kampfabstimmung“, aber ohne<br />
„Qualifikationsnachweis“ gewählt. Auf<br />
ein Referat für Asyl/Migration (Vorschlag<br />
v. Czettritz/GRÜNE) wird verzichtet. Für<br />
Bgm. John ist das „Chefsache“.<br />
Heftige Diskussion auch beim Angebot<br />
von Dr. M. Krenn das fast völlig leerstehende<br />
Centrum auf eigene Kosten<br />
umzubauen und an die Stadt für VHS,<br />
Stadtarchiv, Marionettentheater und evtl.<br />
für Teile der Stadtverwaltung zu vermieten.<br />
Die Chance die Innenstadt zu<br />
beleben und mit der Alten Oberschule<br />
mehr Platz für das Hotel Bayerischer Hof<br />
zu schaffen, wird mit <strong>15</strong>:11 Stimmen<br />
abgelehnt, weil die Miethöhe 11,00<br />
Euro/qm beträgt. „Der Eigentümer<br />
soll sich wieder melden, wenn der ein<br />
„gescheites“ Angebot unterbreitet” so<br />
ein BMS-Stadtrat. Das zeigt: Begriffe<br />
wie Investitionsmathematik und<br />
Umwegrendite scheinen hier fremd zu<br />
sein. Inzwischen will der Eigentümer das<br />
Gebäude, falls nötig, in Teilen verkaufen.<br />
Anschließend werden Vertreter für<br />
die Zweckverbände bestellt und den<br />
Lenkungskreis der STAgenda benannt.<br />
Auch der AB-Halbanschluss Schorn,<br />
das inzwischen durch Beschluss des<br />
Kreistages erledigte Thema Schmalzhof<br />
und die Schulbusse werden behandelt.<br />
12.08.20<strong>15</strong> Ferienausschuss:<br />
Einstimming angenommen wird<br />
der Vorschlag des LRA Flüchtlinge,<br />
Asylbegehrende und wohnungslose<br />
Personen in Containern in der<br />
Petersbrunner Straße unterzubringen.<br />
Verzögerung des Baubeginns der<br />
Westumfahrung. Der Grundstückskauf<br />
geht nicht so voran, wie im Wahlkampf<br />
kolportiert („Bau ab Sommer“). Die<br />
Regierung von Oberbayern hat die Trasse<br />
daher nicht ins Förderprogramm 20<strong>15</strong><br />
aufgenommen.<br />
Andere Projekte, wie am Georgenbach,<br />
am „Seufzerberg“, in der Leutstettener<br />
und Hanfelder Strasse laufen wie geplant.<br />
Kleine Nachbesserungswünsche werden<br />
diskutiert, sind aber nicht mehr umsetzbar.<br />
Auch der Straßenbau in Söcking<br />
schreitet voran, so dass auf die Frage von<br />
Bgm. John, ob der Ferienausschuss die<br />
Arbeit der Verwaltung anerkennt, vielerlei<br />
Klopfen zu hören ist.<br />
Weitere Infos zu Ratssitzungen<br />
in der Lokalpresse, auf<br />
http://www.starnberg.de/<br />
und dem „Stadtratsblog“<br />
http://www.stadtrat-starnberg.de/<br />
Neues Ungemach für Architekten - Vorsicht bei Gesprächen mit der Bauherrschaft?<br />
Ist der Architekt Generalist oder<br />
Spezialist? Das OLG Schleswig<br />
(Beschluss vom 22.11.2012 – 1 U 8/12 –<br />
BGH, Beschluss vom 12.<strong>03</strong>.20<strong>15</strong> – VII ZR<br />
333/12, NZB zurückgewiesen) hat entschieden:<br />
er ist Generalist, im Zweifelsfall<br />
für alles zuständig und fast immer (auch<br />
subsidiär für andere) in der Haftung. Als<br />
Treuhänder des Bauherren muss er auf<br />
die Gesamtkosten achten, obwohl er das<br />
Bauwerk nur plant, aber nicht baut.<br />
Ab jetzt ist Vorsicht geboten! Wenn<br />
ihm bekannt ist, dass der Bauherr nur<br />
begrenzte Mittel hat, bzw. zur Verfügung<br />
stellen will. Oft meinen Architekten, dass<br />
eine verbindliche Baukostenobergrenze<br />
nur im Vertrag oder sonstwie schriftlich<br />
vereinbart werden muss. Falsch! Sogar<br />
mündliche - in diesem Fall eine protokollierte<br />
Unterhaltung vor Vertragsabschluss<br />
zur Höhe der Finanzierungsmittel - kann<br />
bei Überschreitung (von wem eigentlich?)<br />
die „Planung unbrauchbar“ machen. Und<br />
das obwohl im Architektenvertrag keine<br />
Baukostenobergrenze vereinbart wurde!<br />
http://tinyurl.com/ph226q3<br />
Architekten hatte man - als die BRD noch<br />
jung war - kein Dienstleistungsstatus<br />
(beratend) zuerkannt. Ausgestattet<br />
mit Werkverträgen haften sie für den<br />
Gesamterfolg.<br />
Das o.a. Urteil und die Zurückweisung des<br />
BGH lassen berechtigte Zweifel aufkommen,<br />
ob diese Entwicklung noch realistisch<br />
ist. An die Randbedingungen einer<br />
Kostenobergrenze werden keine hohen<br />
Anforderungen gestellt, wohl aber überhöhte<br />
an den beauftragten Architekten.<br />
Wo bleibt da der Auftraggeber? Schon<br />
zu Beginn der 90er Jahre entschied das<br />
OLG Köln auf Rückzahlung des vollen<br />
Architekten- und Statikerhonorars für<br />
ein EFH bei Überschreitung einer vagen<br />
vertraglich fixierten „Zirka-Bausumme“<br />
(unklar ob netto oder brutto). Die hatte der<br />
Bauherr durch überzogene Forderungen<br />
in der Planung aber selbst zunichte<br />
gemacht. Trotzdem wies der BGH die<br />
darauf basierende Revision zurück.<br />
Fazit: die Rechtsprechung orientiert<br />
sich offenbar immer noch am Bild des<br />
Architekten als Demiurg (Schöpfergott).<br />
Als Rädchen im profitorientierten<br />
Baugetriebe ist er das aber längst nicht<br />
mehr, weshalb die Architektenkammern<br />
umgehend Stellung beziehen sollten,<br />
denn das Prinzip der Vertragsgleicheit<br />
scheint durchbrochen.<br />
Schließlich steht der Professionalität des<br />
Architekten nicht ein privat motivierter<br />
Laie gegenüber, der von den Gerichten<br />
gern als unkundiger Verbraucher gesehen<br />
wird, sondern in vielen Fällen eine<br />
Bauherrschaft, die dem architektonischen<br />
„Auftragskünstler“ genau sagt, wo es<br />
lang geht. Dem droht Honorarabzug vom<br />
Auftraggeber wie von den Gerichten. Das<br />
kann wegen der Koppelung von Honorar<br />
an die Nettobausumme existenzgefährdend<br />
werden.<br />
Durch dieses tatsächliche Ungleichgewicht<br />
(hier: Protokoll kippt Vertragswollen)<br />
wird die Vertragsgleicheit zur Fiktion,<br />
denn die Vertragsfreiheit wird außer Kraft<br />
gesetzt..<br />
Vertragsfreiheit bedeutet, dass aufgrund<br />
der rechtlichen Gleichheit jedem die freie<br />
Entscheidung zur Vertragseingehung<br />
offen steht, die, einmal getroffen,<br />
Bindungswirkung entfaltet, um gleichzeitig<br />
die Freiheitsentfaltung des Gegenüber<br />
zu sichern.<br />
Ein Gebäude ist keine vorproduzierte<br />
Ware, sondern entsteht in einem Prozess,<br />
der ohne Mitwirkung des Auftraggebers<br />
nicht möglich ist. Wird er aber nicht<br />
genau aus dieser Mitwirkungspflicht<br />
höchstrichterlich entlassen?<br />
Der folgende Passus im verlinkten<br />
Kommentar zeigt: you can´t have the<br />
cake and eat it.<br />
„Als der Architekt nämlich bemerkte,<br />
dass der besprochene Kostenrahmen<br />
überschritten würde, hat er das<br />
Bauprogramm reduziert, um diesen<br />
doch einhalten zu können. Damit war<br />
der Bauherr aber nicht einverstanden<br />
so dass es zu einer Beendigung der<br />
Zusammenarbeit kam, ohne dass die<br />
Planung des Architekten umgesetzt<br />
wurde.“<br />
Die Mitwirkungserfüllung des Architekten<br />
wurde durch die Mitwirkungsverweigerung<br />
des Bauherren nicht möglich. Das<br />
verstehe wer will…<br />
Consulting + Mediation,<br />
Altostrasse <strong>16</strong>, 82319 Starnberg<br />
08<strong>15</strong>1 - 979 66 <strong>16</strong> und 0171 - 451 3560<br />
Peter Riemann, Dipl.Ing./Master of<br />
Architecture (USA)