IM KW 31
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
M ENSCHEN <strong>IM</strong> GESPRÄCH<br />
„Fight! Smile! Love!“<br />
Bergsportlerin Gela Allmann über ihren Weg zurück ins Leben<br />
Die aus Deutschland stammende Angelika „Gela“ Allmann ist<br />
ganz und gar dem Bergsport verfallen. Zusätzlich ist sie als Model<br />
aktiv und reist um die halbe Welt. Nach einem tragischen Unfall<br />
änderte sich ihr Leben drastisch – doch sie hat nie aufgegeben<br />
und mit aller Kraft ums Überleben gekämpft. Beim heurigen 2.<br />
Trail Running Symposium im Pitztal wird sie ebenfalls als Hauptreferentin<br />
mit dabei sein, um ihre Geschichte zu erzählen. Jenen,<br />
die ebenfalls mit Schicksalsschlägen zu kämpfen haben, möchte<br />
sie den Glauben an eine zweite Chance wiedergeben.<br />
Von Eva Eiter<br />
RUNDSCHAU: Sie sind als Model<br />
und Bergsportlerin erfolgreich. Wie<br />
haben Sie Gefallen daran gefunden, vor<br />
der Kamera zu stehen und Gipfel zu<br />
erklimmen?<br />
Gela Allmann: Das hat sich so<br />
ergeben. Ich war schon immer gerne<br />
draußen unterwegs. Da ich aber nicht<br />
direkt in den Bergen aufgewachsen<br />
bin, habe ich mit dem Wettkampf-<br />
Braucht Ihr Parkettboden einen<br />
neuen Schliff? Wir schleifen und<br />
versiegeln Ihren Parkettboden.<br />
Raumausstattung Hackl Hubert,<br />
6474 Jerzens 43. Tel. 0664 1<strong>31</strong>1142<br />
Bergsport erst reichlich spät angefangen.<br />
Während der Uni und mit eigenem<br />
Auto bin ich dann immer viel<br />
zum Training an den Berg gefahren.<br />
Es hat mir einfach wahnsinnig viel<br />
Spaß gemacht. In der Sport-Uni<br />
wurde ich dann mal angequatscht,<br />
ob ich einen Job als Laufmodel machen<br />
möchte. Ich hab ja gesagt und<br />
in Kombi mit dem Bergsport haben<br />
sich dann immer mehr Shootings ergeben,<br />
ohne dass ich es forciert hätte.<br />
RS: Wie sehr hat sich ihr Leben verändert,<br />
als Sie im April 2014 bei einem<br />
Fotoshooting in Island 800 Meter in die<br />
Tiefe stürzten?<br />
Allmann: Dramatisch. Was soll ich<br />
sagen, fast jedes meiner Körperteile<br />
war schwer verletzt und ich konnte<br />
meiner Leidenschaft, dem Bergsport,<br />
nicht mehr nachgehen. Das war wie<br />
kalter Entzug für einen Sportjunkie<br />
wie mich. Ich war es gewohnt, mich<br />
durch den Sport auszudrücken, mich<br />
abzureagieren, zu meiner Mitte zu<br />
finden. Es war meine Art der Meditation,<br />
mich zu bewegen, zu laufen.<br />
Alles war von jetzt auf gleich weg und<br />
ich hatte Angst, ob ich denn jemals<br />
wieder laufen kann. Noch immer<br />
kann ich nicht wirklich laufen, aber<br />
ich habe mich super arrangiert: Ich<br />
bin jetzt viel auf dem Rad unterwegs,<br />
Speed-Hike-Uphill und fahre mit der<br />
Bahn wieder runter, weil mein Knie<br />
abwärts noch nicht so mitspielt.<br />
RS: Wie sind Sie mit der damaligen<br />
Situation umgegangen? War es schwer,<br />
die Hoffnung aufrecht zu erhalten?<br />
Allmann: Ich hatte zum Glück von<br />
Beginn an so wahnsinnig tolle Unterstützung<br />
durch meine Familie und<br />
Freunde, das war ganz wichtig. Klar<br />
gab es Tage da habe ich den Kopf<br />
hängen lassen, hatte Angst vor der<br />
Zukunft. Aber ich habe mich immer<br />
wieder schnell aufgerafft und zusammengerissen.<br />
Ich war und bin einfach<br />
so dankbar, dass ich diesen Höllensturz<br />
überhaupt überlebt habe. Und<br />
alles, was in meiner eigenen Macht<br />
steht, was ich selbst tun kann, um zu<br />
meiner Genesung beizutragen, das<br />
war ich von vorneherein absolut bereit<br />
zu tun.<br />
RS: Wer oder was hat Ihnen beim<br />
Kampf gegen Ihre Verletzungen am<br />
meisten Kraft gegeben?<br />
Allmann: Meine Freunde, Familie<br />
und mein Mann. Das Wissen, nicht<br />
alleine zu sein, und die Tatsache,<br />
dass ich dankbar war, den Sturz so<br />
unbeschadet überlebt zu haben. Ich<br />
sah und sehe dies als Wunder, eine<br />
zweite Chance an, die ich in jedem<br />
Fall nutzen werde. Das Leben ist so<br />
wunderbar.<br />
RS: Welche Therapien haben Sie genutzt,<br />
um Ihren Körper wieder funktionstüchtig<br />
zu machen? Wie lange haben<br />
diese angedauert?<br />
Allmann: Ich gehe auch heute<br />
noch zwei- bis dreimal die Woche für<br />
je drei Stunden zur Reha und ein- bis<br />
zweimal die Woche zur Physiotherapie.<br />
Mein rechtes Bein ist schon noch<br />
eine kleine Baustelle. Mein Fußhebernerv<br />
wächst immer noch und braucht<br />
viel sensorischen Input, Reize und<br />
Elektrotherapie. Zudem gilt es, die<br />
Muskeln – vor allem um mein rechtes<br />
Knie – aufzubauen. Dazu gehört Ausdauertraining,<br />
das ich gerne draußen<br />
Die 32-jährige Gela Allmann aus Tegernsee ist eine begeisterte Bergsportlerin, die<br />
sich nicht so leicht unterkriegen lässt.<br />
Foto: Martin Erd<br />
am Berg mache. Schwimmen ist für<br />
meine angeknacksten Gelenke natürlich<br />
auch gut.<br />
RS: Wann waren Sie nach dem Unfall<br />
das erste Mal wieder als Sportlerin<br />
unterwegs? Hat es viel Überwindung<br />
gekostet?<br />
Allmann: Nein! Ich habe nach<br />
Sport gelechzt! Ich wollte mit jeder<br />
Pore wieder hinauf auf den Berg und<br />
nach einem halben Jahr stationärem<br />
Aufenthalt in diversen Kliniken bin<br />
ich am selben Tag mit zwei Freundinnen<br />
mit Krücken und Orthesen<br />
an Knie und Fuß auf meinen Hausberg,<br />
den Wallberg am Tegernsee, von<br />
ganz unten nach oben marschiert.<br />
Der hat knapp 900 Höhenmeter. Das<br />
war eine Befreiung für mich. Nach<br />
und nach sind die orthopädischen<br />
Hilfsmittel dann weniger geworden.<br />
Heute gehe ich nur mehr mit Stöcken<br />
bergauf, die mir helfen, mein Knie zu<br />
entlasten. Letzten Winter habe ich<br />
meine erste Skiabfahrt auf Tourenskiern<br />
versucht. Vom Wettkampfsport<br />
bin ich noch weit entfernt, aber das<br />
ist für mich okay.<br />
RS: Der Film „One Step“ berichtet<br />
über Ihren Unfall und über Ihren<br />
Kampf zurück ins Leben. Dazu haben<br />
Sie noch das Buch „Sturz in die Tiefe“<br />
geschrieben. Hat es Ihnen bei der Verarbeitung<br />
dieses Schocks geholfen?<br />
Allmann: Jeder hat sicher seine<br />
ganz eigene Art, Traumata zu verarbeiten.<br />
Für mich war es richtig und<br />
wichtig, meinen Weg zu teilen, weil<br />
ich gemerkt habe, dass ich damit etwas<br />
Positives aus diesem doch so schlimmen<br />
Ereignis herausholen kann. Ich<br />
bin nun mal eine ewige Optimistin<br />
und jetzt wo ich so tolles Feedback<br />
zu Film und Buch bekomme, wo ich<br />
merke, dass mein Weg auch andere<br />
motiviert, weiß ich, dass ich alles richtig<br />
gemacht habe.<br />
RS: Am 4. August 2016 sind Sie als<br />
Referentin beim 2. Trail Running Symposium<br />
im Pitztal mit dabei. Welche<br />
wichtigen Tipps haben Sie für andere,<br />
die ebenfalls mit einer schlimmen Verletzung<br />
zu kämpfen haben?<br />
Allmann: Mein Motto lautet<br />
„Fight! Smile! Love!“: Kämpfe mit<br />
deinem ganzen Herzen, auch wenn<br />
andere mal nicht an dich glauben...<br />
Glaube immer an dich! Lächle auch,<br />
wenn etwas mal nicht so läuft, denn<br />
im Leben läuft nun mal nicht alles<br />
nach Plan! Liebe vielmehr jeden Tag,<br />
jeden Moment und die Menschen<br />
um dich herum. Das macht dich<br />
glücklich und dankbar.<br />
RS: Derzeit machen Sie Urlaub in Island.<br />
Gibt es einen bestimmten Grund,<br />
warum Sie das Land gewählt haben,<br />
in dem sich der Unfall vor zwei Jahren<br />
ereignete?<br />
Allmann: Ja, ich fand, es war an der<br />
Zeit zurückzukehren. Zu den wundervollen<br />
Leuten, die sich damals alle<br />
so toll um mich gekümmert haben.<br />
Ich will danke sagen und dieses tolle<br />
Land diesmal nun endlich erkunden,<br />
wo es mir damals verwehrt geblieben<br />
ist.<br />
RS: Welche Pläne haben Sie für die<br />
Zukunft? Haben Sie einen besonderen<br />
Wunsch?<br />
Allmann: Ich wünsche mir, dass<br />
meine Genesung immer weiter voranschreitet<br />
und meine Lieben und ich<br />
gesund bleiben. Dann hat man den<br />
Rest und sein Glück selbst in der<br />
Hand!<br />
RUNDSCHAU Seite 10 3./4. August 2016