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IM KW 31

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M ENSCHEN <strong>IM</strong> GESPRÄCH<br />

„Fight! Smile! Love!“<br />

Bergsportlerin Gela Allmann über ihren Weg zurück ins Leben<br />

Die aus Deutschland stammende Angelika „Gela“ Allmann ist<br />

ganz und gar dem Bergsport verfallen. Zusätzlich ist sie als Model<br />

aktiv und reist um die halbe Welt. Nach einem tragischen Unfall<br />

änderte sich ihr Leben drastisch – doch sie hat nie aufgegeben<br />

und mit aller Kraft ums Überleben gekämpft. Beim heurigen 2.<br />

Trail Running Symposium im Pitztal wird sie ebenfalls als Hauptreferentin<br />

mit dabei sein, um ihre Geschichte zu erzählen. Jenen,<br />

die ebenfalls mit Schicksalsschlägen zu kämpfen haben, möchte<br />

sie den Glauben an eine zweite Chance wiedergeben.<br />

Von Eva Eiter<br />

RUNDSCHAU: Sie sind als Model<br />

und Bergsportlerin erfolgreich. Wie<br />

haben Sie Gefallen daran gefunden, vor<br />

der Kamera zu stehen und Gipfel zu<br />

erklimmen?<br />

Gela Allmann: Das hat sich so<br />

ergeben. Ich war schon immer gerne<br />

draußen unterwegs. Da ich aber nicht<br />

direkt in den Bergen aufgewachsen<br />

bin, habe ich mit dem Wettkampf-<br />

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Bergsport erst reichlich spät angefangen.<br />

Während der Uni und mit eigenem<br />

Auto bin ich dann immer viel<br />

zum Training an den Berg gefahren.<br />

Es hat mir einfach wahnsinnig viel<br />

Spaß gemacht. In der Sport-Uni<br />

wurde ich dann mal angequatscht,<br />

ob ich einen Job als Laufmodel machen<br />

möchte. Ich hab ja gesagt und<br />

in Kombi mit dem Bergsport haben<br />

sich dann immer mehr Shootings ergeben,<br />

ohne dass ich es forciert hätte.<br />

RS: Wie sehr hat sich ihr Leben verändert,<br />

als Sie im April 2014 bei einem<br />

Fotoshooting in Island 800 Meter in die<br />

Tiefe stürzten?<br />

Allmann: Dramatisch. Was soll ich<br />

sagen, fast jedes meiner Körperteile<br />

war schwer verletzt und ich konnte<br />

meiner Leidenschaft, dem Bergsport,<br />

nicht mehr nachgehen. Das war wie<br />

kalter Entzug für einen Sportjunkie<br />

wie mich. Ich war es gewohnt, mich<br />

durch den Sport auszudrücken, mich<br />

abzureagieren, zu meiner Mitte zu<br />

finden. Es war meine Art der Meditation,<br />

mich zu bewegen, zu laufen.<br />

Alles war von jetzt auf gleich weg und<br />

ich hatte Angst, ob ich denn jemals<br />

wieder laufen kann. Noch immer<br />

kann ich nicht wirklich laufen, aber<br />

ich habe mich super arrangiert: Ich<br />

bin jetzt viel auf dem Rad unterwegs,<br />

Speed-Hike-Uphill und fahre mit der<br />

Bahn wieder runter, weil mein Knie<br />

abwärts noch nicht so mitspielt.<br />

RS: Wie sind Sie mit der damaligen<br />

Situation umgegangen? War es schwer,<br />

die Hoffnung aufrecht zu erhalten?<br />

Allmann: Ich hatte zum Glück von<br />

Beginn an so wahnsinnig tolle Unterstützung<br />

durch meine Familie und<br />

Freunde, das war ganz wichtig. Klar<br />

gab es Tage da habe ich den Kopf<br />

hängen lassen, hatte Angst vor der<br />

Zukunft. Aber ich habe mich immer<br />

wieder schnell aufgerafft und zusammengerissen.<br />

Ich war und bin einfach<br />

so dankbar, dass ich diesen Höllensturz<br />

überhaupt überlebt habe. Und<br />

alles, was in meiner eigenen Macht<br />

steht, was ich selbst tun kann, um zu<br />

meiner Genesung beizutragen, das<br />

war ich von vorneherein absolut bereit<br />

zu tun.<br />

RS: Wer oder was hat Ihnen beim<br />

Kampf gegen Ihre Verletzungen am<br />

meisten Kraft gegeben?<br />

Allmann: Meine Freunde, Familie<br />

und mein Mann. Das Wissen, nicht<br />

alleine zu sein, und die Tatsache,<br />

dass ich dankbar war, den Sturz so<br />

unbeschadet überlebt zu haben. Ich<br />

sah und sehe dies als Wunder, eine<br />

zweite Chance an, die ich in jedem<br />

Fall nutzen werde. Das Leben ist so<br />

wunderbar.<br />

RS: Welche Therapien haben Sie genutzt,<br />

um Ihren Körper wieder funktionstüchtig<br />

zu machen? Wie lange haben<br />

diese angedauert?<br />

Allmann: Ich gehe auch heute<br />

noch zwei- bis dreimal die Woche für<br />

je drei Stunden zur Reha und ein- bis<br />

zweimal die Woche zur Physiotherapie.<br />

Mein rechtes Bein ist schon noch<br />

eine kleine Baustelle. Mein Fußhebernerv<br />

wächst immer noch und braucht<br />

viel sensorischen Input, Reize und<br />

Elektrotherapie. Zudem gilt es, die<br />

Muskeln – vor allem um mein rechtes<br />

Knie – aufzubauen. Dazu gehört Ausdauertraining,<br />

das ich gerne draußen<br />

Die 32-jährige Gela Allmann aus Tegernsee ist eine begeisterte Bergsportlerin, die<br />

sich nicht so leicht unterkriegen lässt.<br />

Foto: Martin Erd<br />

am Berg mache. Schwimmen ist für<br />

meine angeknacksten Gelenke natürlich<br />

auch gut.<br />

RS: Wann waren Sie nach dem Unfall<br />

das erste Mal wieder als Sportlerin<br />

unterwegs? Hat es viel Überwindung<br />

gekostet?<br />

Allmann: Nein! Ich habe nach<br />

Sport gelechzt! Ich wollte mit jeder<br />

Pore wieder hinauf auf den Berg und<br />

nach einem halben Jahr stationärem<br />

Aufenthalt in diversen Kliniken bin<br />

ich am selben Tag mit zwei Freundinnen<br />

mit Krücken und Orthesen<br />

an Knie und Fuß auf meinen Hausberg,<br />

den Wallberg am Tegernsee, von<br />

ganz unten nach oben marschiert.<br />

Der hat knapp 900 Höhenmeter. Das<br />

war eine Befreiung für mich. Nach<br />

und nach sind die orthopädischen<br />

Hilfsmittel dann weniger geworden.<br />

Heute gehe ich nur mehr mit Stöcken<br />

bergauf, die mir helfen, mein Knie zu<br />

entlasten. Letzten Winter habe ich<br />

meine erste Skiabfahrt auf Tourenskiern<br />

versucht. Vom Wettkampfsport<br />

bin ich noch weit entfernt, aber das<br />

ist für mich okay.<br />

RS: Der Film „One Step“ berichtet<br />

über Ihren Unfall und über Ihren<br />

Kampf zurück ins Leben. Dazu haben<br />

Sie noch das Buch „Sturz in die Tiefe“<br />

geschrieben. Hat es Ihnen bei der Verarbeitung<br />

dieses Schocks geholfen?<br />

Allmann: Jeder hat sicher seine<br />

ganz eigene Art, Traumata zu verarbeiten.<br />

Für mich war es richtig und<br />

wichtig, meinen Weg zu teilen, weil<br />

ich gemerkt habe, dass ich damit etwas<br />

Positives aus diesem doch so schlimmen<br />

Ereignis herausholen kann. Ich<br />

bin nun mal eine ewige Optimistin<br />

und jetzt wo ich so tolles Feedback<br />

zu Film und Buch bekomme, wo ich<br />

merke, dass mein Weg auch andere<br />

motiviert, weiß ich, dass ich alles richtig<br />

gemacht habe.<br />

RS: Am 4. August 2016 sind Sie als<br />

Referentin beim 2. Trail Running Symposium<br />

im Pitztal mit dabei. Welche<br />

wichtigen Tipps haben Sie für andere,<br />

die ebenfalls mit einer schlimmen Verletzung<br />

zu kämpfen haben?<br />

Allmann: Mein Motto lautet<br />

„Fight! Smile! Love!“: Kämpfe mit<br />

deinem ganzen Herzen, auch wenn<br />

andere mal nicht an dich glauben...<br />

Glaube immer an dich! Lächle auch,<br />

wenn etwas mal nicht so läuft, denn<br />

im Leben läuft nun mal nicht alles<br />

nach Plan! Liebe vielmehr jeden Tag,<br />

jeden Moment und die Menschen<br />

um dich herum. Das macht dich<br />

glücklich und dankbar.<br />

RS: Derzeit machen Sie Urlaub in Island.<br />

Gibt es einen bestimmten Grund,<br />

warum Sie das Land gewählt haben,<br />

in dem sich der Unfall vor zwei Jahren<br />

ereignete?<br />

Allmann: Ja, ich fand, es war an der<br />

Zeit zurückzukehren. Zu den wundervollen<br />

Leuten, die sich damals alle<br />

so toll um mich gekümmert haben.<br />

Ich will danke sagen und dieses tolle<br />

Land diesmal nun endlich erkunden,<br />

wo es mir damals verwehrt geblieben<br />

ist.<br />

RS: Welche Pläne haben Sie für die<br />

Zukunft? Haben Sie einen besonderen<br />

Wunsch?<br />

Allmann: Ich wünsche mir, dass<br />

meine Genesung immer weiter voranschreitet<br />

und meine Lieben und ich<br />

gesund bleiben. Dann hat man den<br />

Rest und sein Glück selbst in der<br />

Hand!<br />

RUNDSCHAU Seite 10 3./4. August 2016

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