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Hinz&Kunzt 281 Juli 2016

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Stadtgespräch<br />

Kein schöner Anblick. Das Bezirksamt Altona lässt am Nobistor aber nicht nur den Müll, sondern auch die DECKEN, LATTENROSTE UND MATRATZEN<br />

der Obdachlosen entsorgen. Vasile (links) sucht in Hamburg eine Wohnung und einen Job – und findet das eine ohne das andere nicht. Deswegen schläft er im Park.<br />

In Hamburg gibt es immer mehr<br />

Obdachlose – und die Stadt hat<br />

kein Konzept, um ihnen nachhaltig<br />

zu helfen. An einem Donnerstagmorgen<br />

im Juni wird das offenbar.<br />

Um kurz nach 7 Uhr rückt das Altonaer<br />

Ordnungsamt mit der Unterstützung<br />

mehrerer Mannschaftswagen der Polizei<br />

im Park am Nobistor an. Ein Mann mit<br />

Aktentasche weckt die Obdachlosen, die<br />

dort unter einem Dach Schutz gesucht<br />

hatten. „Guten Morgen, das Bezirksamt<br />

Hamburg-Altona“, ruft er ihnen zu.<br />

„Aufstehen!“ Dann zückt er seinen<br />

Dienstausweis und spricht denen, die<br />

hier auf alten Matratzen schlafen, einen<br />

Platzverweis aus. Wo sie stattdessen<br />

hinsollen? Keine Auskunft dazu vom<br />

Bezirk. Unterkunftsangebote für die<br />

Obdachlosen? Fehlanzeige.<br />

Natürlich löst man mit Platzverweisen<br />

keine sozialen Probleme. Nachdem<br />

die Altonaer Ordnungshüter Lattenroste,<br />

Kleidungsstücke und Müll von der<br />

Platte am Nobistor entsorgt haben,<br />

kommen die Obdachlosen schnell wieder<br />

in den Park. Einige hatten ihre Matratzen<br />

und Zelte für die Dauer des Einsatzes<br />

einfach kurz um die Ecke gelagert<br />

und sie danach wieder zurückgebracht.<br />

Die Männer, die wir im Park treffen,<br />

kommen aus Bulgarien und suchen<br />

in Hamburg Arbeit. „Wir würden jede<br />

Arbeit annehmen“, sagte der 38-jährige<br />

13<br />

Adrian unserer Dolmetscherin. Bislang<br />

schlage er sich mit Gelegenheitsjobs<br />

durch – oder mit Flaschensammeln.<br />

Sein Freund Valentin würde sich gerne<br />

regelmäßig rasieren und duschen: „Ich<br />

brauche eine Wohnung, aber die kann<br />

ich mir nicht leisten“, sagt er. Der Wohnungsmarkt<br />

in Hamburg bietet den<br />

Wanderarbeitern kaum eine Chance<br />

auf ein richtiges Zuhause. Und weil sie<br />

nicht wissen, wohin sie sonst gehen sollen,<br />

beziehen sie am Abend nach der<br />

Räumung wieder ihre Platte an der<br />

Königstraße.<br />

Am nächsten Morgen kommt dann<br />

erneut die Polizei und schickt die Menschen<br />

wieder weg. Tagelang geht das so

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