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Stadtgespräch<br />
Kein schöner Anblick. Das Bezirksamt Altona lässt am Nobistor aber nicht nur den Müll, sondern auch die DECKEN, LATTENROSTE UND MATRATZEN<br />
der Obdachlosen entsorgen. Vasile (links) sucht in Hamburg eine Wohnung und einen Job – und findet das eine ohne das andere nicht. Deswegen schläft er im Park.<br />
In Hamburg gibt es immer mehr<br />
Obdachlose – und die Stadt hat<br />
kein Konzept, um ihnen nachhaltig<br />
zu helfen. An einem Donnerstagmorgen<br />
im Juni wird das offenbar.<br />
Um kurz nach 7 Uhr rückt das Altonaer<br />
Ordnungsamt mit der Unterstützung<br />
mehrerer Mannschaftswagen der Polizei<br />
im Park am Nobistor an. Ein Mann mit<br />
Aktentasche weckt die Obdachlosen, die<br />
dort unter einem Dach Schutz gesucht<br />
hatten. „Guten Morgen, das Bezirksamt<br />
Hamburg-Altona“, ruft er ihnen zu.<br />
„Aufstehen!“ Dann zückt er seinen<br />
Dienstausweis und spricht denen, die<br />
hier auf alten Matratzen schlafen, einen<br />
Platzverweis aus. Wo sie stattdessen<br />
hinsollen? Keine Auskunft dazu vom<br />
Bezirk. Unterkunftsangebote für die<br />
Obdachlosen? Fehlanzeige.<br />
Natürlich löst man mit Platzverweisen<br />
keine sozialen Probleme. Nachdem<br />
die Altonaer Ordnungshüter Lattenroste,<br />
Kleidungsstücke und Müll von der<br />
Platte am Nobistor entsorgt haben,<br />
kommen die Obdachlosen schnell wieder<br />
in den Park. Einige hatten ihre Matratzen<br />
und Zelte für die Dauer des Einsatzes<br />
einfach kurz um die Ecke gelagert<br />
und sie danach wieder zurückgebracht.<br />
Die Männer, die wir im Park treffen,<br />
kommen aus Bulgarien und suchen<br />
in Hamburg Arbeit. „Wir würden jede<br />
Arbeit annehmen“, sagte der 38-jährige<br />
13<br />
Adrian unserer Dolmetscherin. Bislang<br />
schlage er sich mit Gelegenheitsjobs<br />
durch – oder mit Flaschensammeln.<br />
Sein Freund Valentin würde sich gerne<br />
regelmäßig rasieren und duschen: „Ich<br />
brauche eine Wohnung, aber die kann<br />
ich mir nicht leisten“, sagt er. Der Wohnungsmarkt<br />
in Hamburg bietet den<br />
Wanderarbeitern kaum eine Chance<br />
auf ein richtiges Zuhause. Und weil sie<br />
nicht wissen, wohin sie sonst gehen sollen,<br />
beziehen sie am Abend nach der<br />
Räumung wieder ihre Platte an der<br />
Königstraße.<br />
Am nächsten Morgen kommt dann<br />
erneut die Polizei und schickt die Menschen<br />
wieder weg. Tagelang geht das so