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Hinz&Kunzt 281 Juli 2016

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Stadtgespräch<br />

Massenunterkunft vorziehen? Tatsächlich erscheint mir die<br />

Begründung vorgeschoben. Große Umbauten stehen an. Ein<br />

Einkaufszentrum ist geplant. Die Horner Rennbahn soll eine<br />

Doppelrennbahn erhalten. Da stört vermutlich eine<br />

Flüchtlingsunterkunft.<br />

Freunde hatten bereits im Vorfeld meine Begeisterung<br />

gedämpft: „Wenn so viel Datenmaterial vorliegt, warum<br />

kann die Stadt dann nicht selber alle Flächen untersuchen?“<br />

An der Kritik ist leider einiges dran. Denn ebenfalls „nicht<br />

weiter geprüft“ wird die ehemalige Monopolverwaltung für<br />

Branntwein. Dabei wäre ausreichend Platz für mehr als 200<br />

Flüchtlinge, hatten wir Workshop-Teilnehmer entschieden.<br />

Am Ende überwiegen<br />

eben doch wieder<br />

ökonomische Interessen.<br />

Die Fläche gegenüber dem Elbpark Entenwerder gehört<br />

aber nicht der Stadt, sondern dem Bund. Und der, das wird<br />

aus der Antwort deutlich, ist nicht am Verkauf oder wenigstens<br />

an einer Zwischennutzung interessiert.<br />

Das ist mehr als nur schade. Ich hatte das Gelände besichtigt.<br />

Und war hin und weg. Zwei Wohn- und Verwaltungsgebäude<br />

in gutem Zustand, ein großer Innenhof und alte,<br />

schöne Lagerhallen. Perfekt! Eventuell wären auch Gewerbezeilen<br />

oder gar Wohnungsbau mit Blick auf die Elbe möglich.<br />

Der Bund aber sieht das anders – und die Gebäude wurden<br />

sicherheitshalber mit einem neuen Zaun abgesperrt.<br />

Das nervt. Noch ein Vorschlag unseres Workshops scheitert:<br />

das Flurstück zwischen der U-Bahn Feldstraße und dem<br />

Bunker auf dem Heiligengeistfeld, weil es als Fluchtweg für<br />

den Dom nicht bebaut werden kann.<br />

Diese formalen Gründe spiegeln zugleich die Schwierigkeiten<br />

wider, vor denen Behörden und Bezirke real stehen.<br />

Umso größer ist daher Mitte Juni meine Freude, als die ZKF<br />

schließlich doch noch zwei Vorschläge aus dem Workshop für<br />

„geeignet in Ersteinschätzung“ erachtet. Die ehemaligen<br />

Fliegenden Bauten auf St. Pauli seien „sozial sowie verkehrstechnisch<br />

gut angebunden“, heißt es aus der Behörde. 160<br />

Flüchtlinge könnten auf der Brachfläche neben Planten un<br />

Blomen nach Einschätzung des Workshops leben. In direkter<br />

Nachbarschaft zu einem Innenhof im Karoviertel, den das<br />

ZKF ebenfalls als „geeignet“ für 50 Menschen erachtet.<br />

Zurück aber bleibt ein Geschmäckle. Anwohner bringen<br />

beeindruckende Kenntnisse ein, bieten von sich aus Flächen<br />

in ihrer Nachbarschaft an. Tatsächlich ungenutzte Flächen<br />

aber, wie der Rand der freizügigen Horner Rennbahn und<br />

die ehemalige Monopolverwaltung für Branntwein, bleiben<br />

unangetastet. Denn am Ende überwiegen eben doch wieder<br />

ökonomische Interessen. •<br />

Workshop-Anmeldung unter www.findingplaces.hamburg<br />

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