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Stadtgespräch<br />
Massenunterkunft vorziehen? Tatsächlich erscheint mir die<br />
Begründung vorgeschoben. Große Umbauten stehen an. Ein<br />
Einkaufszentrum ist geplant. Die Horner Rennbahn soll eine<br />
Doppelrennbahn erhalten. Da stört vermutlich eine<br />
Flüchtlingsunterkunft.<br />
Freunde hatten bereits im Vorfeld meine Begeisterung<br />
gedämpft: „Wenn so viel Datenmaterial vorliegt, warum<br />
kann die Stadt dann nicht selber alle Flächen untersuchen?“<br />
An der Kritik ist leider einiges dran. Denn ebenfalls „nicht<br />
weiter geprüft“ wird die ehemalige Monopolverwaltung für<br />
Branntwein. Dabei wäre ausreichend Platz für mehr als 200<br />
Flüchtlinge, hatten wir Workshop-Teilnehmer entschieden.<br />
Am Ende überwiegen<br />
eben doch wieder<br />
ökonomische Interessen.<br />
Die Fläche gegenüber dem Elbpark Entenwerder gehört<br />
aber nicht der Stadt, sondern dem Bund. Und der, das wird<br />
aus der Antwort deutlich, ist nicht am Verkauf oder wenigstens<br />
an einer Zwischennutzung interessiert.<br />
Das ist mehr als nur schade. Ich hatte das Gelände besichtigt.<br />
Und war hin und weg. Zwei Wohn- und Verwaltungsgebäude<br />
in gutem Zustand, ein großer Innenhof und alte,<br />
schöne Lagerhallen. Perfekt! Eventuell wären auch Gewerbezeilen<br />
oder gar Wohnungsbau mit Blick auf die Elbe möglich.<br />
Der Bund aber sieht das anders – und die Gebäude wurden<br />
sicherheitshalber mit einem neuen Zaun abgesperrt.<br />
Das nervt. Noch ein Vorschlag unseres Workshops scheitert:<br />
das Flurstück zwischen der U-Bahn Feldstraße und dem<br />
Bunker auf dem Heiligengeistfeld, weil es als Fluchtweg für<br />
den Dom nicht bebaut werden kann.<br />
Diese formalen Gründe spiegeln zugleich die Schwierigkeiten<br />
wider, vor denen Behörden und Bezirke real stehen.<br />
Umso größer ist daher Mitte Juni meine Freude, als die ZKF<br />
schließlich doch noch zwei Vorschläge aus dem Workshop für<br />
„geeignet in Ersteinschätzung“ erachtet. Die ehemaligen<br />
Fliegenden Bauten auf St. Pauli seien „sozial sowie verkehrstechnisch<br />
gut angebunden“, heißt es aus der Behörde. 160<br />
Flüchtlinge könnten auf der Brachfläche neben Planten un<br />
Blomen nach Einschätzung des Workshops leben. In direkter<br />
Nachbarschaft zu einem Innenhof im Karoviertel, den das<br />
ZKF ebenfalls als „geeignet“ für 50 Menschen erachtet.<br />
Zurück aber bleibt ein Geschmäckle. Anwohner bringen<br />
beeindruckende Kenntnisse ein, bieten von sich aus Flächen<br />
in ihrer Nachbarschaft an. Tatsächlich ungenutzte Flächen<br />
aber, wie der Rand der freizügigen Horner Rennbahn und<br />
die ehemalige Monopolverwaltung für Branntwein, bleiben<br />
unangetastet. Denn am Ende überwiegen eben doch wieder<br />
ökonomische Interessen. •<br />
Workshop-Anmeldung unter www.findingplaces.hamburg<br />
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