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Stadtgespräch<br />
Jetzt sollen es also die Hamburger richten. Sollen<br />
nachschauen, ob Senat und Bezirke Flächen für die<br />
Unterbringung von Flüchtlingen übersehen haben.<br />
Das neue Beteiligungsverfahren heißt „Finding<br />
Places“. Entwickelt wurde es an der Hafencity Universität<br />
(HCU). In 42 Workshops werden mithilfe<br />
eines interaktiven Stadtmodells städtische Flächen durchforstet.<br />
Jeder, wirklich jeder kann daran teilnehmen. „Und ich<br />
bin mir sicher, Sie werden etwas finden“, so Bürgermeister<br />
Olaf Scholz bei der Präsentation Mitte Mai. Und diese<br />
Fundstücke, so seine Devise, sollen dann auch bebaut werden.<br />
Schließlich benötige Hamburg schnellstmöglich 20.000<br />
weitere Plätze für Flüchtlinge.<br />
Mich hat die Idee fasziniert. Selber prüfen, ob nicht doch<br />
vielleicht rund um meinen Wohnort Flächen bereitstehen.<br />
Ich wohne im Karoviertel. Hier wurden im vergangenen<br />
Sommer Hunderte Flüchtlinge in einer Hauruck-Aktion in<br />
Faszinierende Idee: Jeder,<br />
wirklich jeder kann an den<br />
Workshops teilnehmen.<br />
der Messehalle einquartiert. Ein Notbehelf, der nur durch die<br />
Unterstützung der Anwohner funktionierte. Dass die Flüchtlinge<br />
später wegen der Hanseboot weichen mussten und in<br />
Baumärkte verfrachtet wurden, während nur wenige Meter<br />
entfernt zwei Saga-GWG-Häuser und ein altes Schulgebäude<br />
leer standen, habe ich nie verstanden.<br />
Deswegen melde ich mich für Finding Places an: In einem<br />
zweistündigen Workshop können die Teilnehmer alle<br />
städtischen Flächen einsehen und festlegen, welche Baufelder,<br />
sogenannte Flurstücke, sie für Modulbauten für geeignet halten.<br />
Diese zweistöckigen Leichtbauten sollen höchstens fünf<br />
Jahre stehen bleiben. Deswegen sind langwierige Genehmigungsverfahren<br />
hinfällig. Bereits nach zwei Wochen, so der<br />
Senat, sollten die Ergebnisse von der Zentralen Koordinierungsstelle<br />
Flüchtlinge (ZKF) überprüft sein.<br />
Wir sind 16 Leute: keine Politiker, vereinzelte Stadtteilaktivisten,<br />
aber sonst normale Bewohner aus dem Bezirk Mitte,<br />
zwischen Mitte 20 und Ende 60. Gleich mit den ersten Wortmeldungen<br />
blitzt erstaunliches Expertenwissen auf. Am südlichen<br />
Ende der Horner Rennbahn sei ausreichend Platz, erklärt<br />
ein Anwohner. Die Rennstrecke bliebe unberührt. „Und<br />
den Fußballplatz am Gehölzgraben könnte man auch noch<br />
bebauen“, so sein Vorschlag. Aus dem Stegreif listete er acht<br />
Fußballfelder in der Umgebung auf, die den Vereinen als<br />
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