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Hinz&Kunzt 281 Juli 2016

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<strong>Kunzt</strong>&Kult<br />

„ICH BIN<br />

NUR DER<br />

NARR –<br />

IM BESTEN<br />

SINNE!“<br />

Gabriela Maria Schmeide gehört zu den renommiertesten Schauspielerinnen<br />

Deutschlands und zum Ensemble des Thalia Theaters.<br />

Ein Gespräch über ihren langen Weg zum Theater, ihre Rolle als Jugendamtsmitarbeiterin<br />

Sylvia und warum die Welt bunter werden wird.<br />

TEXT: FRANK KEIL<br />

FOTOS: ANDREAS HORNOFF<br />

Vom Berliner Ensemble ging<br />

Gabriela Maria Schmeide ans<br />

Bremer Theater und 2009 ans<br />

THALIA THEATER.<br />

Doch Bremen ist ihr<br />

Lebensmittelpunkt geblieben.<br />

Wohin soll sie schauen?<br />

Direkt in die Kamera<br />

oder knapp darüber<br />

hinweg? Und wie soll sie<br />

sich auf den Hocker setzen, wie drehen,<br />

damit das Licht, das seitlich durch ein<br />

schmales Fenster auf sie fällt, ihr Gesicht<br />

gut erhellt? Allzu viel Zeit bleibt<br />

nicht, eigentlich sofort beginnen die<br />

Proben für ihr nächstes Stück. „Immer<br />

wollt ihr eine Schauspielerin vorstellen“,<br />

sagt Gabriela Maria Schmeide augenzwinkernd<br />

zum Abschluss. „Warum<br />

nehmt ihr nicht mal jemand Interessantes?<br />

Einen Arzt oder eine Ärztin?“<br />

Ärztin – das wäre die heute 51-Jährige<br />

gerne geworden. Ein Medizinstudium<br />

entsprechend ihr Traum, nur leider<br />

unerfüllbar. „Ein Jahr vor meinem<br />

Abitur hat mein Vater unser Land, die<br />

DDR, illegalerweise verlassen“, erzählt<br />

sie. „Da war mir klar, dass ich trotz<br />

einer Abiturnote von 1,0 keinen Studienplatz<br />

bekommen würde.“ Sie konnte<br />

sich bewerben wo sie wollte, sie wurde<br />

nicht genommen.<br />

Durch Zufall landet sie als Souffleuse<br />

am deutsch-sorbischen Volkstheater,<br />

einem staatlichen Haus in Bautzen. In<br />

der Stadt wurde sie 1965 geboren, ganz<br />

in der Nähe wuchs sie auf. Als Angehörige<br />

der Volksgruppe der Sorben spricht<br />

sie sowohl Deutsch als auch Sorbisch.<br />

„Ich hatte keinerlei Theater-Ambitionen,<br />

ich kam ja aus der Provinz, alle<br />

waren katholisch, alles hatte seine Ordnung,<br />

und da fand ich dieses Schauspielerleben<br />

damals doch sehr anrüchig.“<br />

Was seinerzeit auch seinen politischen<br />

Hintergrund hat, denn das Theater<br />

ist in der DDR eine Art Auffangbecken<br />

für die Leute, die sonst geächtet<br />

sind: die Unangepassten, die politisch<br />

Verfolgten, die Homosexuellen. „Bei uns<br />

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