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<strong>Kunzt</strong>&Kult<br />
„ICH BIN<br />
NUR DER<br />
NARR –<br />
IM BESTEN<br />
SINNE!“<br />
Gabriela Maria Schmeide gehört zu den renommiertesten Schauspielerinnen<br />
Deutschlands und zum Ensemble des Thalia Theaters.<br />
Ein Gespräch über ihren langen Weg zum Theater, ihre Rolle als Jugendamtsmitarbeiterin<br />
Sylvia und warum die Welt bunter werden wird.<br />
TEXT: FRANK KEIL<br />
FOTOS: ANDREAS HORNOFF<br />
Vom Berliner Ensemble ging<br />
Gabriela Maria Schmeide ans<br />
Bremer Theater und 2009 ans<br />
THALIA THEATER.<br />
Doch Bremen ist ihr<br />
Lebensmittelpunkt geblieben.<br />
Wohin soll sie schauen?<br />
Direkt in die Kamera<br />
oder knapp darüber<br />
hinweg? Und wie soll sie<br />
sich auf den Hocker setzen, wie drehen,<br />
damit das Licht, das seitlich durch ein<br />
schmales Fenster auf sie fällt, ihr Gesicht<br />
gut erhellt? Allzu viel Zeit bleibt<br />
nicht, eigentlich sofort beginnen die<br />
Proben für ihr nächstes Stück. „Immer<br />
wollt ihr eine Schauspielerin vorstellen“,<br />
sagt Gabriela Maria Schmeide augenzwinkernd<br />
zum Abschluss. „Warum<br />
nehmt ihr nicht mal jemand Interessantes?<br />
Einen Arzt oder eine Ärztin?“<br />
Ärztin – das wäre die heute 51-Jährige<br />
gerne geworden. Ein Medizinstudium<br />
entsprechend ihr Traum, nur leider<br />
unerfüllbar. „Ein Jahr vor meinem<br />
Abitur hat mein Vater unser Land, die<br />
DDR, illegalerweise verlassen“, erzählt<br />
sie. „Da war mir klar, dass ich trotz<br />
einer Abiturnote von 1,0 keinen Studienplatz<br />
bekommen würde.“ Sie konnte<br />
sich bewerben wo sie wollte, sie wurde<br />
nicht genommen.<br />
Durch Zufall landet sie als Souffleuse<br />
am deutsch-sorbischen Volkstheater,<br />
einem staatlichen Haus in Bautzen. In<br />
der Stadt wurde sie 1965 geboren, ganz<br />
in der Nähe wuchs sie auf. Als Angehörige<br />
der Volksgruppe der Sorben spricht<br />
sie sowohl Deutsch als auch Sorbisch.<br />
„Ich hatte keinerlei Theater-Ambitionen,<br />
ich kam ja aus der Provinz, alle<br />
waren katholisch, alles hatte seine Ordnung,<br />
und da fand ich dieses Schauspielerleben<br />
damals doch sehr anrüchig.“<br />
Was seinerzeit auch seinen politischen<br />
Hintergrund hat, denn das Theater<br />
ist in der DDR eine Art Auffangbecken<br />
für die Leute, die sonst geächtet<br />
sind: die Unangepassten, die politisch<br />
Verfolgten, die Homosexuellen. „Bei uns<br />
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