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Aus- und Weiterbildung fördern

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<strong>Aus</strong>- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong> <strong>fördern</strong><br />

Programme <strong>und</strong> Initiativen für eine starke berufliche Bildung


1<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort 2<br />

Wegweiser 4<br />

Flüchtlinge durch Bildung <strong>und</strong> Arbeit integrieren 6<br />

Abschluss als Schlüssel zum Erfolg für jeden Jugendlichen 11<br />

Initiative Bildungsketten.................................................................................................................................................... 12<br />

JOBSTARTER plus................................................................................................................................................................ 16<br />

JOBSTARTER CONNECT.................................................................................................................................................... 20<br />

Überbetriebliche Berufsbildungsstätten......................................................................................................................... 21<br />

Auf jeden Abschluss folgt ein guter Anschluss 23<br />

Modernisierung der Fortbildungsordnungen................................................................................................................. 24<br />

BMBF/BIBB-Initiative Berufsbildung 4.0........................................................................................................................ 24<br />

DQR Bridge 5......................................................................................................................................................................... 25<br />

Triale Bildungsangebote..................................................................................................................................................... 25<br />

Offene Hochschulen............................................................................................................................................................ 26<br />

Studienabbrecherinnen <strong>und</strong> Studienabbrecher in die berufliche Bildung................................................................ 28<br />

ValiKom.................................................................................................................................................................................. 29<br />

Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz (AFBG)............................................................................................................ 30<br />

Anerkennungsgesetz........................................................................................................................................................... 32<br />

Aufstieg – Weiterlernen wird für jeden selbstverständlich 35<br />

Informationskampagne „Du + Deine <strong>Aus</strong>bildung = Praktisch unschlagbar!“ .......................................................... 36<br />

Bildungsprämie..................................................................................................................................................................... 37<br />

Arbeitsplatzorientierte Alphabetisierung........................................................................................................................ 38<br />

Infotelefon <strong>Weiterbildung</strong>sberatung............................................................................................................................... 39<br />

Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement................................................................................................. 39<br />

Aufstiegs- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong>sstipendium..................................................................................................................... 40<br />

Internationale Öffnung der deutschen Berufsbildung 43<br />

Erasmus+ Berufsbildung..................................................................................................................................................... 44<br />

GOVET.................................................................................................................................................................................... 46<br />

Europäische <strong>Aus</strong>bildungsallianz........................................................................................................................................ 47<br />

OECD-Studie „Work-based learning in vocational education and training“............................................................ 47<br />

DEQA-VET − Deutsche Referenzstelle für Qualitätssicherung in der beruflichen Bildung.................................. 48<br />

Impressum 49


2 CHANCE BERUF<br />

Vorwort<br />

Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren,<br />

„Die Gr<strong>und</strong>lage eines jeden Staates ist die <strong>Aus</strong>bildung<br />

seiner Jugend“, stellte der antike Philosoph Diogenes<br />

um 400 vor Christus fest. Seine Erkenntnis, dass die<br />

<strong>Aus</strong>bildung von jungen Menschen das F<strong>und</strong>ament ist,<br />

auf das eine Gesellschaft ihren Wohlstand baut, wirkt<br />

bis heute. Die Wissens- <strong>und</strong> Informationsgesellschaft,<br />

in der wir heute leben, verlangt allerdings noch mehr<br />

von ihren Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern: die Bereitschaft<br />

zum lebenslangen Lernen.<br />

Gut ausgebildete, engagierte <strong>und</strong> motivierte Fachkräfte<br />

tragen entscheidend dazu bei, dass sich Deutschland<br />

erfolgreich im internationalen Wettbewerb bewähren<br />

kann. Und weil die duale <strong>Aus</strong>bildung dabei eine Schlüsselrolle<br />

einnimmt, liefert sie eine wichtige Gr<strong>und</strong>lage<br />

für die Zukunft <strong>und</strong> den Wohlstand unseres Landes.<br />

Das gilt auch für die Flüchtlinge, die derzeit nach<br />

Deutschland kommen. Solide <strong>Aus</strong>bildungen mit Abschlüssen<br />

bieten ihnen bessere Perspektiven als einfache<br />

Helfertätigkeiten, mit denen sich viele vielleicht<br />

erst einmal zufriedengeben würden. Das Verständnis<br />

<strong>und</strong> den Wert von dualer <strong>Aus</strong>bildung zu vermitteln ist<br />

daher eine der zentralen Aufgaben in der Integrationsarbeit.<br />

Der Erfolg der dualen <strong>Aus</strong>bildung ist ein wesentlicher<br />

Gr<strong>und</strong>, warum in Deutschland weniger Jugendliche erwerbslos<br />

sind als in jedem anderen EU-Mitgliedsland.<br />

Fast jeder zweite Erwerbstätige in Deutschland bildet<br />

sich im Beruf weiter <strong>und</strong> nutzt so die vielfältigen Karriereoptionen<br />

– auch hier liegt Deutschland deutlich über<br />

dem EU-Durchschnitt. Verständlich, dass sich immer<br />

mehr Länder am deutschen Erfolgsmodell der dualen<br />

Berufsausbildung orientieren wollen. Deshalb kooperiert<br />

das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />

(BMBF) im Bereich Berufsbildung mit zahlreichen<br />

EU- <strong>und</strong> anderen Staaten. Doch wollen wir es nicht bei<br />

diesem international anerkannten Erfolg belassen,<br />

sondern ihn vielmehr als Ansporn nehmen, unser<br />

Modell mit den Ländern, Sozialpartnern <strong>und</strong> Bildungsträgern<br />

fortzuschreiben. Damit wir gemeinsam sicherstellen,<br />

dass es auch für zukünftige Berufsfelder noch<br />

genügend qualifizierte Fachkräfte geben wird.<br />

Gebraucht werden sowohl engagierte <strong>Aus</strong>zubildende<br />

als auch qualifizierte Akademikerinnen <strong>und</strong> Akademiker.<br />

Beide Optionen bieten attraktive Entwicklungsmöglichkeiten.<br />

An den deutschen Hochschulen stehen<br />

viele interessante Fachrichtungen zur <strong>Aus</strong>wahl. Ebenso<br />

eröffnen betriebliche <strong>Aus</strong>bildungen viele attraktive<br />

Wege. So ist es möglich, sich zum Meister fortzubilden,<br />

ein eigenes Unternehmen zu gründen oder das Fachwissen<br />

anschließend an einer Hochschule zu vertiefen.<br />

Leider suchen gerade kleine sowie handwerkliche Betriebe<br />

zunehmend vergeblich nach geeignetem Nachwuchs<br />

<strong>und</strong> auch in strukturschwachen Regionen finden<br />

Betriebe <strong>und</strong> Azubis schwerer zueinander. Die Zahl der<br />

unbesetzten Lehrstellen hat einen neuen Höchststand<br />

erreicht, auch weil es immer weniger Schulabgänger<br />

gibt <strong>und</strong> viele das Studium einer Lehre vorziehen. Das<br />

BMBF arbeitet deshalb gemeinsam mit Berufsbildungsverantwortlichen<br />

daran, die duale <strong>Aus</strong>bildung noch<br />

attraktiver zu gestalten sowie den regionalen, branchenbezogenen<br />

<strong>und</strong> qualifikatorischen Herausforderungen<br />

auf dem <strong>Aus</strong>bildungsmarkt besser zu begegnen. So<br />

werden etwa gezielt Anreize gesetzt, um die Mobilität<br />

<strong>und</strong> Flexibilität auf beiden Seiten – von <strong>Aus</strong>zubildenden<br />

<strong>und</strong> künftigen Arbeitgebern – zu stärken.


VORWORT 3<br />

Daneben verändert der demografische <strong>und</strong> digitale<br />

Wandel unser Arbeitsleben. Das berufsbegleitende Lernen<br />

rückt zunehmend in den Mittelpunkt der Bildungspolitik.<br />

Eine kontinuierliche <strong>Weiterbildung</strong> trägt dazu<br />

bei, den schnellen technischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />

Fortschritt mitzugehen. Hier sind maßgeschneiderte<br />

Angebote gerade für eine berufserfahrenere Klientel<br />

gefragt. Das BMBF setzt sich dafür ein, optimale Bedingungen<br />

für die Qualifizierung zu schaffen, etwa mit individuellen<br />

Finanzierungshilfen oder mit Programmen,<br />

welche <strong>Weiterbildung</strong> <strong>und</strong> Hochschulbildung<br />

besser verzahnen.<br />

Es sind diese Herausforderungen, die uns anspornen,<br />

die berufliche Bildung stetig zu modernisieren, damit<br />

der hohe Stellenwert <strong>und</strong> die hohe Qualität unseres<br />

Systems erhalten bleiben. Das duale System soll auch in<br />

Zukunft eine tragende Säule in der Bildungslandschaft<br />

sein. Dem gilt unsere Initiative „Chance Beruf“. Im Vordergr<strong>und</strong><br />

stehen dabei vier Handlungsfelder: den Abschluss<br />

als Schlüssel zum Erfolg für jeden Jugendlichen<br />

zu gestalten; auf jeden Abschluss einen guten Anschluss<br />

folgen zu lassen; den Aufstieg zu ermöglichen, indem<br />

das Weiterlernen für jeden selbstverständlich wird, <strong>und</strong><br />

die deutsche Berufsbildung international zu öffnen.<br />

Die 24 Programme <strong>und</strong> Initiativen, welche diese Publikation<br />

vorstellt, prägen <strong>und</strong> verbessern das Leben einzelner<br />

Menschen. Sieben persönliche Geschichten zeigen:<br />

Eine gute <strong>Aus</strong>bildung oder die passende <strong>Weiterbildung</strong><br />

eröffnen Chancen für ein erfolgreiches <strong>und</strong> erfülltes<br />

Berufsleben. Gerne möchte ich junge wie berufserfahrene<br />

Menschen motivieren: Informieren Sie sich <strong>und</strong><br />

nutzen Sie die vielseitigen Möglichkeiten für Ihren<br />

Berufsweg! Die Zukunft Deutschlands liegt im Wissen<br />

<strong>und</strong> in der Leistungskraft jedes Einzelnen.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen.<br />

Prof. Dr. Johanna Wanka<br />

B<strong>und</strong>esministerin für Bildung <strong>und</strong> Forschung


4 CHANCE BERUF<br />

Wegweiser<br />

Mit dieser Broschüre stellen wir Ihnen die Initiativen, Programme <strong>und</strong> Projekte vor, die das B<strong>und</strong>esminis terium für<br />

Bildung <strong>und</strong> Forschung im Laufe dieser Legislaturperiode unter dem Dach „Chance Beruf“ gebündelt hat.<br />

Im ersten Kapitel „Abschluss als Schlüssel zum Erfolg<br />

für jeden Jugendlichen“ geht es darum, jeden ausbildungswilligen<br />

<strong>und</strong> -fähigen jungen Menschen nach der<br />

Schule ohne Warteschleifen in eine betriebliche <strong>Aus</strong>bildung<br />

zu führen <strong>und</strong> bis zum Abschluss der <strong>Aus</strong>bildung<br />

zu begleiten. Das BMBF hat verschiedene Programme<br />

aufgelegt, um Jugendliche fit zu machen für den Start<br />

ins Berufsleben. Die Initiative Bildungsketten verzahnt<br />

bestehende <strong>und</strong> neue Förderinstrumente zum Übergang<br />

Schule – Beruf miteinander, unterstützt die individuelle<br />

Begleitung <strong>und</strong> sichert so präventiv <strong>und</strong> ganzheitlich<br />

den Bildungserfolg junger Menschen. Das<br />

Programm JOBSTARTER plus fördert Innovationen in<br />

der Berufsbildung <strong>und</strong> ebnet jungen Menschen wie Betrieben<br />

den Weg in die <strong>Aus</strong>bildung. In den vergangenen<br />

zehn Jahren sind durch dieses Förderprogramm 63.000<br />

zusätzliche <strong>Aus</strong>bildungsplätze entstanden.<br />

Die Leistungsfähigkeit der beruflichen Bildung wird<br />

sich in den kommenden Jahren noch stärker beweisen,<br />

wenn sie dazu beiträgt, die große Zahl der Flüchtlinge<br />

in die Gesellschaft zu integrieren. Diesen Menschen,<br />

von denen über die Hälfte jünger als 25 Jahre alt sind,<br />

Chancen zu bieten, stellt eine humanitäre <strong>und</strong> zugleich<br />

fachkräftesichernde Aufgabe dar: Bildung ist Voraussetzung<br />

für Integration. Das BMBF investiert r<strong>und</strong> 130<br />

Millionen Euro zusätzlich in Programme, die beispielsweise<br />

den Erwerb der deutschen Sprache <strong>fördern</strong>, dazu<br />

beitragen, Kompetenzen <strong>und</strong> Potenziale zu erkennen<br />

<strong>und</strong> Geflüchtete in <strong>Aus</strong>bildung <strong>und</strong> Beruf integrieren.<br />

Das zweite Kapitel „Auf jeden Abschluss folgt ein<br />

guter Anschluss“ bündelt Maßnahmen, die auf die veränderten<br />

Anforderungen der Arbeitswelt Antworten<br />

geben. Durch längere Beschäftigungszeiten <strong>und</strong> veränderte<br />

Bildungsbiografien ist die Gesellenprüfung längst<br />

nicht mehr das Ende der beruflichen Bildung, sondern<br />

häufig nur Auftakt einer lebenslangen Karriere- <strong>und</strong><br />

Qualifikationsentwicklung. Bei der Finanzierung von<br />

aufwändigen – <strong>und</strong> oft mehrjährigen – Aufstiegsfortbildungen<br />

helfen B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Länder mit dem sogenannten<br />

Meister-BAföG. Seit 1996 wurden r<strong>und</strong> 1,7 Millionen<br />

berufliche Aufstiege zu Fachkräften, Führungskräften<br />

<strong>und</strong> selbstständigen Unternehmern ermöglicht. Das<br />

Programm ist das größte <strong>und</strong> erfolgreichste in der beruflichen<br />

Bildung. Mit der Novelle des Meister-BAföGs<br />

wird das BMBF ab Mitte 2016 die Leistungen <strong>und</strong> den<br />

anspruchsberechtigten Personenkreis zu einem Aufstiegs-BAföG<br />

ausweiten.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der absehbaren Engpässe bei<br />

Fachkräften mit einer Berufsausbildung ist es auch<br />

erforderlich, leistungsstarke Jugendliche für die berufliche<br />

<strong>Aus</strong>- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong> zu gewinnen. Deshalb<br />

werden wir die Durchlässigkeit zwischen beruflicher<br />

<strong>und</strong> hochschulischer Bildung verbessern <strong>und</strong> dabei<br />

auch Studienabbrecherinnen <strong>und</strong> Studienabbrechern<br />

neue Chancen in der beruflichen Bildung bieten. Denn<br />

Studienabbrecher bringen häufig wichtige Vorqualifikationen<br />

mit. Doch finden Betriebe <strong>und</strong> Studienabbrecher<br />

oft nicht zueinander. Das soll sich durch die entsprechende<br />

BMBF-Initiative ändern.


WEGWEISER 5<br />

Auch in die andere Richtung haben wir mit der Idee<br />

der offenen Hochschule die Durchlässigkeit zwischen<br />

beruflicher <strong>und</strong> akademischer Bildung erhöht. Schließlich<br />

schaffen es junge Menschen aus bildungsfernen<br />

Schichten oder alleinerziehende Mütter <strong>und</strong> Väter immer<br />

noch seltener an eine Hochschule. Schon jede vierte<br />

Hochschule macht dabei mit, auch für diese <strong>und</strong><br />

ähnliche Zielgruppen das Studieren zu erleichtern.<br />

Im dritten Kapitel „Aufstieg − Weiterlernen wird für<br />

jeden selbstverständlich“ geht es darum, Menschen<br />

zum lebenslangen Lernen zu motivieren. Exemplarisch<br />

lässt sich das an den staatlichen Finanzierungshilfen<br />

verdeutlichen. So hat z. B. das <strong>Weiterbildung</strong>sstipendium<br />

in 25 Jahren weit über 100.000 Menschen zur beruflichen<br />

Fortbildung animiert. Eine Erfolgsgeschichte, die das<br />

BMBF seit 2008 mit dem Aufstiegsstipendium wiederholt.<br />

Schon über 3.000 beruflich Qualifizierte haben<br />

mithilfe dieses Programms ihr Studium abgeschlossen.<br />

Zudem motiviert die B<strong>und</strong>esregierung mit der Bildungsprämie<br />

seit 2008 Menschen zum lebenslangen<br />

Lernen. Bislang wurden mithilfe dieser Prämie über<br />

300.000 <strong>Weiterbildung</strong>en kofinanziert.<br />

Im vierten Kapitel „Internationale Öffnung der deutschen<br />

Berufsbildung“ geht es schließlich um internationale<br />

Zusammenarbeit <strong>und</strong> den <strong>Aus</strong>tausch mit dem<br />

<strong>Aus</strong>land. Denn die Herausforderungen an das Bildungssystem<br />

enden nicht an Landesgrenzen. Auch in anderen<br />

Ländern gibt es erfolgreiche Ansätze, von denen<br />

Deutschland lernen könnte. Deutschland wiederum<br />

ist als Exportnation abhängig davon, ob es gelingt, das<br />

Bildungs- <strong>und</strong> Beschäftigungssystem international zu<br />

öffnen. Wir wollen deshalb auch die Mobilität der <strong>Aus</strong>zubildenden<br />

verbessern. Azubis sollten stärker von Erfahrungen<br />

in anderen Ländern profitieren <strong>und</strong> sich auf<br />

den internationalen Arbeitsmarkt vorbereiten können.<br />

Deshalb sollten die EU-Mobilitätsprogramme noch<br />

stärker auf <strong>Aus</strong>zubildende ausgerichtet werden. So ist<br />

etwa Erasmus+ ein glänzendes Beispiel dafür, wie sehr<br />

<strong>Aus</strong>zubildende von einem <strong>Aus</strong>landsaufenthalt profitieren.<br />

Bis 2020 werden EU-weit vier Millionen Menschen<br />

die finanzielle Unterstützung durch Erasmus+ beanspruchen<br />

können.<br />

Vom <strong>Aus</strong>bildungsabschluss über den beruflichen Anschluss<br />

<strong>und</strong> die <strong>Weiterbildung</strong> bis hin zur internationalen<br />

Kooperation – auf diesem Weg wollen wir möglichst<br />

viele Menschen <strong>und</strong> Betriebe erreichen <strong>und</strong> für die berufliche<br />

Bildung begeistern. Dabei spielt auch die erfolgreiche<br />

Vermittlung von Geflüchteten in eine berufliche<br />

<strong>Aus</strong>bildung eine wichtige Rolle.


6 CHANCE BERUF<br />

FLÜCHTLINGE<br />

Flüchtlinge durch Bildung <strong>und</strong> Arbeit integrieren<br />

Der beruflichen <strong>Aus</strong>bildung kommt bei der Integration der Flüchtlinge eine Schlüsselrolle zu. Das B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Bildung <strong>und</strong> Forschung investiert 130 Millionen Euro, um den Einstieg in die <strong>Aus</strong>bildung möglich zu machen – eine<br />

gesellschaftspolitische Herkules-Aufgabe.<br />

Zunächst war die Friseurmeisterin Laura Tiefel skeptisch,<br />

als sie gefragt wurde, ob sie den 24-jährigen Iraker<br />

Bakhtiar Hamamin Hassan zum Friseur ausbilden<br />

würde. Im Vorstellungsgespräch konnte sie sich mit ihm<br />

kaum verständigen. Trotzdem erklärte sie sich bereit,<br />

dass der junge Mann in ihrem Friseursalon ein Probepraktikum<br />

absolvieren könne. Ab dann war sie begeistert<br />

von Hamamin Hassan: „Er war so fleißig <strong>und</strong> hat<br />

selbstständig gearbeitet“, sagt sie. Seit September ist<br />

Hamamin Hassan nun einer von drei Azubis in Tiefels<br />

Salon in Fürth – fast sechs Jahre hat er auf diese Chance<br />

warten müssen, seit er 2009 aus dem Irak geflohen ist.<br />

Hamamin Hassans Fall ist nur ein Beispiel für die gelungene<br />

Vermittlungsarbeit des JOBSTARTER-Projekts<br />

„<strong>Aus</strong>bildung meistern“, eine von zahlreichen Initiativen<br />

des B<strong>und</strong>esministeriums für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />

(BMBF), die nun auch zur Integration von Flüchtlingen<br />

angepasst werden. Das Ministerium investiert r<strong>und</strong><br />

130 Millionen Euro zusätzlich in Maßnahmen, die den<br />

Erwerb der deutschen Sprache <strong>fördern</strong>, dazu beitragen,<br />

Kompetenzen <strong>und</strong> Potenziale zu erkennen <strong>und</strong> Geflüchtete<br />

schneller in <strong>Aus</strong>bildung <strong>und</strong> Beruf zu integrieren.<br />

„Ihnen Perspektiven zu bieten, ist eine humanitäre<br />

Aufgabe. Bildung <strong>und</strong> Arbeit sind der beste Weg<br />

zur Integration der Geflüchteten in unsere Gesellschaft.<br />

Der dualen <strong>Aus</strong>bildung kommt deshalb eine<br />

Schlüsselrolle zu“, sagt B<strong>und</strong>esbildungsministerin<br />

Prof. Dr. Johanna Wanka.<br />

Integration durch <strong>Aus</strong>bildung<br />

Mehr als die Hälfte der Menschen, die nach Deutschland<br />

kommen, ist jünger als 25. Viele haben wie Hamamin<br />

Hassan in ihren Heimatländern noch keinen Abschluss<br />

machen können. Ihnen den Weg in die <strong>Aus</strong>bildung zu<br />

ebnen ist eines der Ziele der KAUSA Servicestellen, die<br />

heute schon Selbstständige, Jugendliche <strong>und</strong> Eltern mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> erfolgreich in allen Fragen r<strong>und</strong><br />

um die duale <strong>Aus</strong>bildung unterstützen. Die Zahl der<br />

KAUSA Servicestellen wird in diesem Jahr mehr als verdoppelt,<br />

damit mehr Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

Flüchtlinge <strong>und</strong> ihre Familien beim Einstieg in die<br />

<strong>Aus</strong>bildung unterstützen. So wie im Februar 2016 auf<br />

dem Marktplatz der Begegnungen, einer Initiative<br />

der Handels- <strong>und</strong> der Handwerkskammer Hamburg,<br />

Sechs Jahre hat er auf diese Chance gewartet: Nun ist Bakhtiar Hamamin<br />

Hassan einer von drei Azubis in einem Friseursalon.<br />

der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie <strong>und</strong> Integration,<br />

der Agentur für Arbeit <strong>und</strong> des Jobcenters Hamburg<br />

sowie der UV Nord zur Integration von Flüchtlingen in<br />

den <strong>Aus</strong>bildungs- <strong>und</strong> Arbeitsmarkt. In den Börsensälen<br />

der Handelskammer Hamburg trafen sich mehr als<br />

1.000 Zuwanderer mit 48 Unternehmerinnen <strong>und</strong> Unternehmern.<br />

„Die meisten Flüchtlinge kamen aus Syrien,<br />

Afghanistan <strong>und</strong> dem Irak“, erzählt Hakim Chohbishat,<br />

Mitarbeiter der KAUSA Servicestelle Hamburg, die die<br />

Flüchtlinge beraten <strong>und</strong> an Unternehmen <strong>und</strong> ihre<br />

Netzwerkpartner vermittelt hat. „Die Flüchtlinge wollen<br />

Gabelstaplerfahrer werden, Automechaniker oder<br />

Elektriker. Sie waren sehr dankbar, dass sie die Möglichkeit<br />

bekommen haben, an einem Tag verschiedene


Flüchtlinge durch Bildung <strong>und</strong> Arbeit integrieren 7<br />

Firmen <strong>und</strong> Betriebe kennenzulernen“, sagt Chohbishat,<br />

der die Flüchtlinge auf Arabisch, Dari <strong>und</strong> Farsi über<br />

die duale <strong>Aus</strong>bildung in Deutschland informierte.<br />

Um Flüchtlinge gut auf eine <strong>Aus</strong>bildung vorzubereiten,<br />

hat das BMBF gemeinsam mit der BA <strong>und</strong> dem Zentralverband<br />

des Deutschen Handwerks im Februar 2016<br />

die Initiative Wege in <strong>Aus</strong>bildung für Flüchtlinge<br />

gestartet. Ziel ist die Integration von bis zu 10.000 Flüchtlingen<br />

in eine Handwerksausbildung. Allein im Jahr<br />

2016 stellt das BMBF hierfür weitere 20 Millionen Euro<br />

zur Verfügung. Das Angebot richtet sich an nicht mehr<br />

schulpflichtige junge Flüchtlinge, die bereits einen<br />

Integrationskurs des B<strong>und</strong>esamtes für Migration <strong>und</strong><br />

Flüchtlinge (BAMF) durchlaufen haben. Zunächst erhalten<br />

sie durch Perspektiven für junge Flüchtlinge<br />

im Handwerk der BA eine erste Berufsorientierung,<br />

die anschließend in der Berufsorientierung für Flüchtlinge<br />

des BMBF vertieft wird. Die Vorbereitung findet<br />

in überbetrieblichen Berufsbildungsstätten der Handwerksorganisationen<br />

<strong>und</strong> in Betrieben statt. Im Anschluss<br />

werden die Flüchtlinge in einen <strong>Aus</strong>bildungs betrieb<br />

vermittelt. Während der gesamten Zeit werden sie individuell<br />

sozialpädagogisch begleitet <strong>und</strong> fachsprachlich<br />

weiterqualifiziert.<br />

Der dualen <strong>Aus</strong>bildung<br />

kommt bei der Integration<br />

der Geflüchteten eine<br />

Schlüsselrolle zu.“<br />

B<strong>und</strong>esbildungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka<br />

Das BMBF kann dafür auf Instrumente aus der Initiative<br />

Bildungsketten <strong>und</strong> dem Berufsorientierungsprogramm<br />

(BOP) zurückgreifen. Diese Initiative begleitet<br />

junge Men schen von der Schule in die <strong>Aus</strong>bildung.<br />

Dieser bewährte Ansatz ist nun auch für schulpflichtige<br />

Flüchtlinge geöffnet. Sie erhalten damit in jungen Jahren<br />

einen Einblick in unsere Berufswelt. Das unterstützt ihre<br />

früh zeitige Inte gration in unsere Gesellschaft.<br />

Spracherwerb<br />

Am Anfang dieses Prozesses steht natürlich das Deutsch -<br />

lernen. Nur mit Sprachkenntnissen kann Integration<br />

gelingen. Zusätzlich zu hauptamtlichen Lehrkräften<br />

werden deshalb Ehrenamtliche, vor allem auch Zugewanderte<br />

mit ausreichenden Sprachkenntnissen, zu<br />

Lernbegleitern qualifiziert. Das b<strong>und</strong>esweite Programm<br />

Einstieg Deutsch beim Deutschen Volkshochschul-<br />

Gut beraten: Auf dem Marktplatz der Begegnungen führte Hakim Chohbishat, Mitarbeiter der KAUSA Servicestelle Hamburg, zahlreiche Gespräche mit<br />

Zuwanderern.


8 CHANCE BERUF<br />

verband wird deshalb 3.200 Freiwillige schulen, die –<br />

beginnend im 2. Quartal 2016 – Einstiegskurse für<br />

bis zu 35.000 Flüchtlinge pro Jahr anbieten.<br />

Zudem besteht mit der begleitenden Lern-App<br />

Einstieg Deutsch eine niedrigschwellige erste Sprachorientierung<br />

in den Herkunftssprachen von Flüchtlingen.<br />

Sie steht jedermann kostenfrei zur Verfügung<br />

<strong>und</strong> schafft eine Verbindung zum Lernportal<br />

www.ich-will-deutsch-lernen.de.<br />

Die App Deutsch für den Beruf vermittelt berufsbezogene<br />

Sprachkompetenzen <strong>und</strong> r<strong>und</strong>et dieses Angebot ab.<br />

Kompetenzen ermitteln<br />

Die Fülle von Beispielen zeigt eines: dass es bei der Integration<br />

vor allem darauf ankommt, bereits erprobte<br />

Instrumente intelligent einzubringen <strong>und</strong> miteinander<br />

zu verzahnen. So bietet zum Beispiel das Anerkennungsgesetz<br />

Geflüchteten die Möglichkeit, ihre Berufsqualifikationen<br />

anerkennen zu lassen. Denn viele von ihnen<br />

haben in ihrem Heimatland einen Berufsabschluss<br />

erworben <strong>und</strong> dürfen in Deutschland arbeiten. Für sie<br />

stellt sich aber die Frage, ob auch in ihrem erlernten<br />

Beruf? Die Anerkennung des ausländischen Berufs -<br />

ab schlusses ist in einigen Berufen zwingende Voraussetzung,<br />

etwa bei Ärzten, Lehrern oder Krankenschwestern.<br />

Aber auch in anderen Berufen erhöht eine<br />

Anerkennung die Chancen auf dem Arbeitsmarkt, weil<br />

Arbeitgeber besser einschätzen können, was die Bewerberin<br />

oder der Bewerber gelernt hat. Alle wichtigen<br />

Fragen zu diesem Thema werden beim Internetportal<br />

www.anerkennung-in-deutschland.de in neun<br />

Sprachen – darunter auch Arabisch – beantwortet. Die<br />

gleichnamige, kostenlose App in Deutsch, Englisch<br />

<strong>und</strong> den fünf wichtigsten Flüchtlingssprachen ergänzt<br />

das Angebot.<br />

Sprachförderung für Flüchtlinge: kostenlose Lernplattform<br />

www.ich-will-deutsch-lernen.de<br />

Um Flüchtlingsfamilien zum Lesen <strong>und</strong> Vorlesen zu<br />

motivieren <strong>und</strong> an die deutsche Sprache heranzuführen,<br />

erhalten alle Flüchtlingskinder bis zum Alter von<br />

fünf Jahren in Erstaufnahmeeinrichtungen ein speziell<br />

konzipiertes Lesestart-Set. Alle Einrichtungen bekommen<br />

eine Lese- <strong>und</strong> Medienbox für die pädagogische<br />

Arbeit mit den Kindern vor Ort. Ehrenamtliche Vorlese -<br />

paten in Erstaufnahmeeinrichtungen können zudem<br />

Unterstützung erhalten, um sich auf die Arbeit mit<br />

Flüchtlingskindern vorzubereiten. Auch von dem<br />

bereits laufenden Programm Lesestart – Drei Meilensteine<br />

für das Lesen profitieren Flüchtlingskinder.<br />

Allerdings sollten Flüchtlinge auch dann eine Chance<br />

auf Anerkennung ihrer Abschlüsse haben, wenn notwendige<br />

Dokumente fehlen. Denn viele Flüchtlinge<br />

können ihre Unterlagen nicht mehr vorlegen. Das Anerkennungsgesetz<br />

bietet die Möglichkeit, dann bei <strong>Aus</strong>bildungsberufen<br />

– zum Beispiel durch Fachgespräche<br />

<strong>und</strong> Arbeitsproben – die vorhandenen Kompetenzen<br />

festzustellen. Diese Qualifikationsanalysen entwickelt<br />

das BMBF gemeinsam mit den Kammern. Noch werden<br />

Die Anerkennung im<br />

Heimatland erworbener<br />

Berufsqualifikationen ist<br />

ein wichtiger Schritt der<br />

Geflüchteten in Richtung<br />

Arbeitsmarkt.“<br />

B<strong>und</strong>esbildungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka


FLÜCHTLINGE DURCH BILDUNG UND ARBEIT INTEGRIEREN 9<br />

diese Verfahren nicht von allen zuständigen Stellen angeboten.<br />

Damit sich das ändert, fördert das BMBF das<br />

Projekt Prototyping Transfer – Berufsanerkennung<br />

mit Qualifikationsanalysen mit insgesamt 2,2 Millionen<br />

Euro. Schließlich gibt es unter den Geflüchteten<br />

auch viele Menschen, die keinen Berufsabschluss,<br />

sondern Berufserfahrung durch ihre Arbeit in den<br />

Herkunftsländern erworben haben <strong>und</strong> nun in Deutschland<br />

mangels formalem Berufsabschluss das Anerkennungsgesetz<br />

nicht nutzen können. Abhilfe schafft hier<br />

das Pilotprojekt ValiKom (Validierung non-formal<br />

<strong>und</strong> informell erworbener Kompetenzen) des BMBF.<br />

Für Menschen mit Berufserfahrung, aber ohne Abschluss<br />

wird die Tür geöffnet für eine Feststellung der<br />

Gleichwertigkeit: Sie können sich ihre Berufserfahrung<br />

<strong>und</strong> Kompetenzen analog zu einem vergleich baren<br />

Berufsabschluss anrechnen lassen. Dies gilt auch für<br />

praxiserfahrene Flüchtlinge.<br />

Unterstützung von Kommunen<br />

Die Leistungsfähigkeit der beruflichen Bildung wird<br />

sich in den kommenden Jahren noch stärker beweisen,<br />

wenn sie dazu beiträgt, die große Zahl der Flüchtlinge<br />

in die Gesellschaft zu integrieren. Entscheidend wird<br />

dabei sein, das Bündel an Maßnahmen auf B<strong>und</strong>es-,<br />

Landesebene sowie regionaler Ebene vor Ort zu koordinieren<br />

<strong>und</strong> klug an die Bedürfnisse der Geflüchteten<br />

anzupassen. Das BMBF fördert die Kommunale<br />

Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte.<br />

Seit 2016 können sich alle 400 Kreise <strong>und</strong><br />

kreisfreien Städte um die Finanzierung von bis zu drei<br />

Koordinatoren <strong>und</strong> Koordinatorinnen bewerben, die<br />

die Vielzahl der Angebote zur Bildung <strong>und</strong> Integration<br />

aufeinander abstimmen <strong>und</strong> neue Angebote bedarfsgerecht<br />

entwickeln. Sie bringen Bildungsakteure wie<br />

Volkshochschulen <strong>und</strong> Kindertagesstätten, Berufskammern<br />

<strong>und</strong> Jobcenter, Jugendhilfe <strong>und</strong> Schulamt<br />

zusammen. Und haben dadurch den Überblick, welche<br />

Sprach- <strong>und</strong> Integrationskurse, <strong>Weiterbildung</strong>s- <strong>und</strong><br />

Qualifizierungsmaßnahmen es vor Ort gibt <strong>und</strong> welche<br />

fehlen.<br />

Die Initiative ist Teil des BMBF-Maßnahmenpakets zur<br />

Integration von Flüchtlingen <strong>und</strong> eingebettet in die<br />

Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement.<br />

Besonders die zahlreichen zivilgesellschaftlichen Initiativen<br />

– beispielsweise der lokal aktiven Stiftungen, der<br />

Vereine <strong>und</strong> der ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen<br />

<strong>und</strong> Bürger – sollen dadurch systematisch eingeb<strong>und</strong>en<br />

werden. Denn das Engagement <strong>und</strong> die Hilfsbereitschaft<br />

der vielen Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger sind <strong>und</strong> bleiben<br />

ein wichtiger Baustein, damit Integration gelingen kann.<br />

Türöffner <strong>Aus</strong>bildung: Für Flüchtlinge ist das Erlernen eines Berufs ein wichtiger Schritt für eine gelingende Integration.


11<br />

Abschluss als Schlüssel zum Erfolg<br />

für jeden Jugendlichen<br />

Die betriebliche <strong>Aus</strong>bildung hat eine Menge zu bieten. Mit einer<br />

erfolgreich abgeschlossenen Berufsausbildung sind der persönlichen<br />

Entwicklung junger Menschen nahezu keine Grenzen gesetzt. Unternehmen<br />

bilden so ihre künftigen Fachkräfte aus <strong>und</strong> helfen dabei,<br />

die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Deutschland zu sichern.<br />

Das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung verfolgt deshalb mit<br />

einem ganzen Bündel von Ideen <strong>und</strong> Maßnahmen das Ziel,<br />

möglichst viele Betriebe <strong>und</strong> Jugendliche für die duale <strong>Aus</strong>bildung<br />

zu gewinnen, <strong>und</strong> unterstützt sie dabei, diese auch erfolgreich zu Ende<br />

zu bringen.


12 CHANCE BERUF<br />

INITIATIVE „ABSCHLUSS UND ANSCHLUSS – BILDUNGSKETTEN BIS ZUM AUSBILDUNGSABSCHLUSS“<br />

Schule abschließen, im Beruf durchstarten<br />

Von der 7. Klasse bis zum erfolgreichen <strong>Aus</strong>bildungsabschluss: Mit der Initiative Bildungsketten unterstützen das<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung, das B<strong>und</strong>esministerium für Arbeit <strong>und</strong> Soziales, die B<strong>und</strong>esagentur für<br />

Arbeit <strong>und</strong> die Länder Jugendliche dabei, sich selbst zu verwirklichen <strong>und</strong> den Start ins Berufsleben zu meistern.<br />

Was wünschen sich junge Menschen für ihre berufliche<br />

Zukunft? Welche Begabungen bringen sie mit, wofür<br />

interessieren sie sich? Jugendliche brauchen häufig<br />

Unterstützung, wenn es darum geht, sich zu Beginn<br />

ihres Berufslebens zu orientieren, sich um einen <strong>Aus</strong>bildungsplatz<br />

zu bewerben oder um die Lehre bis zur<br />

erfolgreichen Abschlussprüfung durchzuhalten.<br />

Diese Unterstützung bietet die Initiative „Abschluss <strong>und</strong><br />

Anschluss – Bildungsketten bis zum <strong>Aus</strong>bildungs abschluss“.<br />

Beteiligte Akteurinnen <strong>und</strong> Akteure der Initiative<br />

helfen jungen Menschen, sich gezielt auf ihren<br />

Schulabschluss <strong>und</strong> beruflichen Einstieg vorzubereiten.<br />

„Das BMBF hat sich mit der Initiative Bildungsketten<br />

zum Ziel gesetzt, dass alle ausbildungsreifen <strong>und</strong> ausbildungswilligen<br />

Jugendlichen genau die betriebliche<br />

<strong>Aus</strong>bildung finden, die zu ihnen passt <strong>und</strong> den eigenen<br />

Talenten <strong>und</strong> Kompetenzen entspricht“, sagt B<strong>und</strong>es -<br />

bildungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka.<br />

Dafür stehen verschiedene Förderinstrumente zur Verfügung.<br />

Die Angebote beginnen in der 7. Klasse in der<br />

Schule <strong>und</strong> reichen bis zum Ende der betrieblichen <strong>Aus</strong>bildung<br />

(siehe Grafik S. 13). Dazu zählen die Potenzialanalyse,<br />

der Berufswahlpass, das Berufsorientierungsprogramm<br />

(BOP) mit seinen praxisorientierten<br />

Werkstatttagen, die Berufseinstiegsbegleitung, die Berufsorientierungsmaßnahmen<br />

der B<strong>und</strong>esagentur für<br />

Arbeit, die Praktika, verschiedene Maßnahmen des<br />

Übergangs <strong>und</strong> die Initiative „Verhinderung von <strong>Aus</strong>bildungsabbrüchen“<br />

(VerA). Die Initiative Bildungsketten,<br />

initiiert vom B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />

(BMBF), vom B<strong>und</strong>esministerium für Arbeit <strong>und</strong><br />

Soziales (BMAS) <strong>und</strong> von der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />

(BA), ist ein zentrales Element der Allianz für <strong>Aus</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Weiterbildung</strong>. Gemeinsam mit den Ländern <strong>und</strong> der<br />

BA unterstützt die B<strong>und</strong>esregierung eine stärkere Verzahnung<br />

der Förderinstrumente. Ziel ist es, erfolgreiche<br />

<strong>und</strong> bewährte Förderinstrumente zu einem ganzheitlichen<br />

Berufsorientierungs- <strong>und</strong> auch Fördersystem sowie<br />

einen gelungenen Übergang Schule – Beruf zu gestalten,<br />

zu verknüpfen <strong>und</strong> den Fachkräftenachwuchs<br />

der Wirtschaft zu sichern.<br />

B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Länder haben sich darauf verständigt, die Situation<br />

von Schulabgängerinnen <strong>und</strong> Schulabgängern<br />

sowie ausbildungsfähigen jungen Menschen ohne Berufsabschluss<br />

zu verbessern. Deshalb ist es für einen<br />

erfolg reichen Übergang von der Schule in die Berufsausbildung<br />

wichtig, dass die Berufs orientierung bereits<br />

in der Schule beginnt – nach dem Motto „Prävention<br />

statt Reparatur“.<br />

So kümmert sich ein weit verzweigtes Netzwerk aus<br />

Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrern, Berufsberaterinnen <strong>und</strong><br />

Berufsberatern, Berufseinstiegsbegleiterinnen <strong>und</strong><br />

Berufseinstiegsbegleitern, ehrenamtlichen Coaches,<br />

<strong>Aus</strong>bilderinnen <strong>und</strong> <strong>Aus</strong>bildern sowie Unternehmerinnen<br />

<strong>und</strong> Unternehmern von der siebten Klasse an um<br />

die Jugendlichen <strong>und</strong> ist bei Bedarf bis zum <strong>Aus</strong>bildungsabschluss<br />

für sie da, wenn sie Rat <strong>und</strong> Unterstützung<br />

benötigen.<br />

Die Potenzialanalyse ist der Start in die strukturierte<br />

Berufsorientierung <strong>und</strong> soll die Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler dazu anregen, sich mit ihren eigenen Stärken<br />

<strong>und</strong> Interessen zu beschäftigen. Dazu bewältigen die<br />

Jugendlichen alleine <strong>und</strong> in der Gruppe handlungsorientierte<br />

Aufgaben oder Übungen aus der Erlebnispädagogik<br />

<strong>und</strong> geschultes Personal beobachtet sie<br />

dabei. Die Übungen werden den Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

Initiative Bildungsketten<br />

(BK): 2010 – 2020; Berufsorientierungsprogramm<br />

(BOP):<br />

Förderzeitraum<br />

seit 2008, unbefristet;<br />

Berufseinstiegsbegleitung<br />

(BerEb): 2010 – 2018<br />

BK (2010– 2014): 460 Millionen Euro,<br />

Fördervolumen<br />

BK (2014– 2018): 1,3 Milliarden Euro<br />

www.bildungsketten.de<br />

Website www.berufsorientierungs<br />

programm.de<br />

Kontakt<br />

info@bildungsketten.de<br />

i


ABSCHLUSS ALS SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG FÜR JEDEN JUGENDLICHEN 13<br />

Bildungsketten<br />

Schulisches Berufsorientierungskonzept<br />

Potenzialanalyse<br />

Coaching: Berufseinstiegsbegleitung<br />

Berufsorientierung<br />

z. B. BOP, BOM,<br />

Praktika<br />

Gestaltungs- <strong>und</strong> Begleitinstrument: Berufswahlpass<br />

Regionale Koordinierung<br />

Übergangsbereich<br />

z. B. EQ, schulische<br />

Angebote<br />

Integration in<br />

<strong>Aus</strong>bildung<br />

<strong>Aus</strong>bildung<br />

z. B. abH, assistierte<br />

<strong>Aus</strong>bildung<br />

VerA<br />

Berufsabschluss<br />

BOP<br />

BOM<br />

EQ<br />

Berufsorientierungsprogramm<br />

Berufsorientierungsmaßnahmen nach<br />

§ 48 Drittes Sozialgesetzbuch (SGB III)<br />

Einstiegsqualifizierung<br />

abH<br />

VerA<br />

ausbildungsbegleitende Hilfen<br />

Initiative VerA für „Verhinderung von <strong>Aus</strong>bildungsabbrüchen“<br />

Quelle: Servicestelle Bildungsketten<br />

Schülern vor der Durchführung erklärt <strong>und</strong> im Anschluss<br />

gemeinsam ausgewertet. In einem persönlichen Feedbackgespräch<br />

können die Jugendlichen ihre Selbsteinschätzung<br />

damit abgleichen, wie ihr Umfeld sie sieht −<br />

das kann ihnen helfen, neue Seiten an sich zu entdecken<br />

<strong>und</strong> ihr eigenes Verhalten zu reflektieren. Sie erhalten<br />

so die Chance, sich besser kennenzulernen, ihr Selbstbewusstsein<br />

zu stärken <strong>und</strong> Verantwortung zu übernehmen.<br />

<strong>Aus</strong> den Ergebnissen dieses Erkenntnisprozesses werden<br />

für jeden jungen Menschen ein individuelles Kompetenzprofil<br />

erstellt <strong>und</strong> Entwicklungsziele vereinbart.<br />

Damit ist noch keine Empfehlung für einen bestimmten<br />

Beruf verb<strong>und</strong>en. Die jungen Menschen erhalten<br />

Hinweise, in welche Bereiche ihre Interessen <strong>und</strong> Fähigkeiten<br />

sie führen <strong>und</strong> wo ein erstes Praktikum interessant<br />

sein könnte.<br />

Die Potenzialanalyse ist auch im Rahmen des Berufsorientierungsprogramms<br />

(BOP) vorgesehen. In den<br />

Werkstatttagen des BOP in Klasse 8 erhalten die Jugendlichen<br />

einen praxisnahen Einblick in verschiedene<br />

Berufsfelder. Ob Chemielabor, Schreinerwerkstatt,<br />

Maleratelier oder Technikkabinett − in geschütztem<br />

Raum können Jugendliche unter Anleitung erfahrener<br />

<strong>Aus</strong>bilderinnen <strong>und</strong> <strong>Aus</strong>bilder verschiedene Berufsfelder<br />

ausprobieren, indem sie eigene Werkstücke<br />

anfertigen <strong>und</strong> berufsfeldbezogene Aufgaben lösen.<br />

So entwickeln sie eine erste Vorstellung davon, in welche<br />

Richtung es beruflich für sie gehen könnte. Am Ende<br />

erhalten die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler eine persönliche<br />

Rückmeldung <strong>und</strong> ein Zertifikat, das sie bei Bewerbungen<br />

um Praktikumsplätze oder einen <strong>Aus</strong>bildungsplatz<br />

vorlegen können.<br />

Für Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler, die zusätzliche Unterstützung<br />

<strong>und</strong> Motivation beim Übergang Schule – Beruf<br />

brauchen, gibt es die sogenannte Berufseinstiegsbegleitung<br />

als festen Bestandteil der Ini tiative Bildungsketten.<br />

Die Berufseinstiegsbegleitung unterstützt zurzeit<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler an etwa 3.000 Schulen<br />

der Sek<strong>und</strong>arstufe I.<br />

Sie richtet sich an Jugendliche, die auf einen Hauptschul-<br />

oder Förderschulabschluss <strong>und</strong> anschließend<br />

eine <strong>Aus</strong>bildung hinarbeiten, auf diesem Weg aber<br />

Unterstützung benötigen. Jugendliche wie Sebastian<br />

Höffelmann. Er lernt das Bäckerhandwerk. Davor wusste<br />

er nicht so recht, was er anstellen sollte mit seiner Zeit.<br />

Er war einer von sechs Jugendlichen aus der 9. Klasse<br />

einer Förderschule. Er sagt heute, ohne die intensive<br />

Betreuung seiner Berufseinstiegsbegleiterin wäre er wohl<br />

nicht dort, wo er heute ist. Berufseinstiegsbegleiterinnen


14 CHANCE BERUF<br />

planen zu können. Damit dokumentieren <strong>und</strong> reflektieren<br />

die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler ihre Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> Erkenntnisse, die sie im Laufe ihres Berufswahlprozesses<br />

erwerben. Der Berufswahlpass begleitet die<br />

Jugendlichen u. a. dabei, Betriebspraktika auszuwerten,<br />

den Bewerbungsprozess zu gestalten oder den nächsten<br />

Lernabschnitt zu organisieren.<br />

Seinen Weg so konsequent zu verfolgen wie Höffelmann,<br />

das gelingt nicht allen Jugendlichen. In Deutschland<br />

bricht immerhin jeder sechste <strong>Aus</strong>zubildende die <strong>Aus</strong>bildung<br />

ab, oft schon im ersten Lehrjahr. Um diese Zahl<br />

zu verringern, stehen Unterstützungsangebote zur Verfügung,<br />

die das <strong>Aus</strong>bildungsverhältnis stabilisieren.<br />

Unabhängig vom Berufsorientierungsprogramm oder<br />

der Berufseinstiegsbegleitung können Jugendliche zum<br />

Beispiel ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) in Anspruch<br />

nehmen oder die ehrenamtlichen <strong>Aus</strong>bildungsbegleiterinnen<br />

<strong>und</strong> <strong>Aus</strong>bildungsbegleiter der Initiative „Verhinderung<br />

von <strong>Aus</strong>bildungsabbrüchen“ (VerA) beim Senior<br />

Experten Service (SES) hinzuziehen.<br />

Sebastian Höffelmann ist einer von 115.000 Jugendlichen in Deutschland,<br />

die von der Berufseinstiegsbegleitung profitieren.<br />

<strong>und</strong> -begleiter helfen den Jugendlichen dabei, ihren<br />

Schulabschluss zu erreichen, eine realistische Berufswahl<br />

zu treffen, einen passenden <strong>Aus</strong>bildungsplatz zu<br />

finden <strong>und</strong> erfolgreich in die <strong>Aus</strong>bildung zu starten.<br />

Vor allem kümmern sie sich um Fragen des Übergangs<br />

in die Berufsausbildung: Sie helfen bei Bewerbungsunterlagen,<br />

bei der Vermittlung von Praktika, bei der<br />

Berufsorientierung <strong>und</strong> bei der Suche nach einem<br />

<strong>Aus</strong>bildungsplatz. Bei Bedarf organisieren sie weitere<br />

Unterstützungsangebote, zum Beispiel Nach hilfe unterricht.<br />

Die Begleitung erfolgt in enger Abstimmung mit<br />

der Berufsberatung. Somit bildet die Berufseinstiegsbegleitung<br />

die bindende Klammer im Berufsorientierungsprozess<br />

der Jugendlichen. Aber auch während der<br />

<strong>Aus</strong>bildung müssen die Jugendlichen nicht auf Unterstützung<br />

verzichten, falls sie sie brauchen.<br />

Sebastian Höffelmann hat seine Fortschritte gemeinsam<br />

mit seiner Berufseinstiegsbegleiterin im sogenannten<br />

Berufswahlpass dokumentiert, um gemeinsam die<br />

nächsten Schritte auf dem Weg in die <strong>Aus</strong>bildung besser<br />

Die Initiative VerA, die der SES 2009 zusammen mit den<br />

Spitzenverbänden der deutschen Industrie, des Handwerks<br />

<strong>und</strong> der freien Berufe aufgelegt hat, ist ein Angebot<br />

an alle, die in der <strong>Aus</strong>bildung auf Schwierigkeiten<br />

stoßen oder sogar mit dem Gedanken spielen, ihre Lehre<br />

abzubrechen. Berufs- <strong>und</strong> lebenserfahrene Senior Expertinnen<br />

<strong>und</strong> Experten stehen den <strong>Aus</strong>zubildenden<br />

zur Seite – gegebenenfalls bis zum Ende der <strong>Aus</strong>bildung.<br />

Über 6.000 Jugendliche sind seit 2009 von VerA begleitet<br />

worden, künftig sollen es jährlich 3.000 sein. Die ehrenamtlich<br />

tätigen Senior Expertinnen <strong>und</strong> Experten ergänzen<br />

damit hauptamtliche Unterstützungsangebote<br />

wie die Berufseinstiegsbegleitung. Sie gewährleisten im<br />

Bedarfsfall eine lückenlose Begleitung bis zum <strong>Aus</strong>bildungsabschluss.<br />

Die vom BMBF geförderte Initiative<br />

VerA ist fester Bestandteil der Initiative Bildungsketten.<br />

Eine lückenlose Unterstützung für junge Menschen auf<br />

dem Weg ins Berufsleben, angefangen bei Siebtklässlerinnen<br />

<strong>und</strong> Siebtklässlern <strong>und</strong> erst dann erfolgreich<br />

beendet, wenn die jungen Menschen das Zeugnis über<br />

ihren <strong>Aus</strong>bildungsabschluss in den Händen halten: Das<br />

BMBF ist mit der Initiative Bildungsketten der Federführer<br />

beim Aufbau einer systematisierten Berufsorientierung<br />

sowie eines strukturierten <strong>und</strong> verbesserten<br />

Übergangs Schule – Beruf.


15<br />

INITIATIVE BILDUNGSKETTEN<br />

„Ich bin endlich erwachsen geworden.“<br />

Mit 16 hatte Sebastian Höffelmann keine Ahnung, was<br />

er nach der Schule anstellen sollte. Doch dann hat er seinen<br />

Weg gef<strong>und</strong>en – mit Unterstützung seiner Berufseinstiegsbegleiterin.<br />

Ohne Frau Klinkenbusch wüsste Sebastian Höffelmann<br />

vielleicht nicht, wie es sich anfühlt, Menschen glücklich<br />

zu machen. „Es ist doch toll, mit den eigenen Händen<br />

etwas zu backen, über das sich Menschen zum Frühstück<br />

freuen“, sagt er.<br />

Sebastian Höffelmann lernt das Bäckerhandwerk,<br />

im dritten Jahr jetzt schon. Sein <strong>Aus</strong>bilder ist die<br />

Uniklinik Münster, das einzige Krankenhaus in<br />

Deutschland mit angeschlossener Bäckerei. Im<br />

Sommer wird er seine Gesellenprüfung ablegen −<br />

so schnell kann es gehen.<br />

Vor vier Jahren war Sebastian Höffelmann noch ein<br />

schüchterner Teenager. Er war nicht besonders kommunikativ,<br />

immer etwas langsamer als die anderen,<br />

musste stets viel üben, um etwas zu können. Er wusste<br />

damals nicht so recht, wohin ihn das Leben schubsen<br />

würde. Aber dann, eines Morgens, stand Annette Klinkenbusch<br />

in seinem Klassenraum.<br />

Die 63-Jährige arbeitet als Berufseinstiegsbegleiterin<br />

für den Bildungsträger SBH-West in Münster. Ihr Job<br />

ist es, Menschen wie Sebastian Höffelmann in die für<br />

sie geeignete Richtung zu bringen <strong>und</strong> sie auf ihrem<br />

Weg so lange zu begleiten, bis sie alleine weitergehen<br />

können.<br />

Höffelmann ist einer von 200 Schülern, die die SBH in<br />

Münster begleitet hat. Über 115.000 Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler sind es b<strong>und</strong>esweit, die über die Berufseinstiegsbegleitung<br />

individuell gefördert werden. Menschen<br />

wie Annette Klinkenbusch geleiten Jugendliche<br />

schon ab der 9. Klasse bis zur Berufsausbildung. Das<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung hat<br />

dazu beigetragen, dass die Berufseinstiegsbegleitung<br />

b<strong>und</strong>esweit zur Verfügung steht.<br />

Obwohl Klinkenbusch etwa 20 Jugendliche zeitgleich<br />

betreut, erinnert sie sich noch gut an Sebastian. Er war<br />

einer von sechs Jugendlichen aus der 9. Klasse einer<br />

Förderschule, die ihr von den Lehrern anvertraut<br />

wurden. In wöchentlichen Gesprächen versuchte sie,<br />

zunächst Vertrauen <strong>und</strong> eine Beziehung aufzubauen,<br />

Stärken, Schwächen, versteckte Talente <strong>und</strong> Leidenschaften<br />

aufzuspüren, <strong>und</strong> half den Teenagern dann,<br />

passende Schülerpraktika zu finden, <strong>und</strong> auch dabei,<br />

vernünftige Bewerbungen zu schreiben.<br />

Bei Sebastian Höffelmann gelang das nicht auf Anhieb.<br />

Er erprobte sich erst drei Wochen im Landschaftsbau,<br />

in der 10. Klasse dann drei Wochen als Lagerist. „War<br />

beides nicht das Richtige“, sagt sie. Frau Klinkenbusch<br />

war klar, dass eine dreijährige <strong>Aus</strong>bildung für ihn<br />

noch zu früh sein würde, <strong>und</strong> sie riet ihm, nach dem<br />

Hauptschul abschluss zunächst ein Berufsgr<strong>und</strong>schuljahr<br />

mit Schwerpunkt Hauswirtschaft einzuschieben.<br />

Bei einem ihrer Treffen war auch Höffelmanns Mutter<br />

dabei <strong>und</strong> schlug vor, er solle es doch mal in einer<br />

Bäckerei versuchen, er habe doch immer so gerne mit<br />

ihr Kuchen <strong>und</strong> Plätzchen gebacken. Gemeinsam fanden<br />

sie zwei Bäckereien in Münster, in denen er jeweils<br />

einen Monat ein Praktikum absolvierte. Fortan wollte<br />

er nichts anderes mehr machen. Eine davon war die<br />

Backstube der Uniklinik. Im Abschlussgespräch zum<br />

Praktikum bekam er das Signal, dass er dort womöglich<br />

einen <strong>Aus</strong>bildungsplatz bekommen könnte. Annette<br />

Klinkenbusch unterstützte ihn bei der Bewerbung.<br />

Sebastian Höffelmann hat seine Berufung gef<strong>und</strong>en.<br />

Und er will auf jeden Fall weitermachen, will sich nach<br />

der Prüfung bei einer Biobäckerei bewerben. Und er<br />

glaubt, gute Chancen zu haben, schließlich wolle den<br />

Job ja kaum noch einer machen.


16 CHANCE BERUF<br />

JOBSTARTER PLUS<br />

Für die Zukunft ausbilden<br />

Betriebe unterstützen, <strong>Aus</strong>bildung gestalten, Fachkräfte gewinnen. JOBSTARTER unterstützt kleine <strong>und</strong> mittelgroße<br />

Betriebe (KMU) beim Einstieg in die <strong>Aus</strong>bildung. Seit zehn Jahren fördert das <strong>Aus</strong>bildungsstrukturprogramm regionale<br />

Projekte, um die duale <strong>Aus</strong>bildung in KMU besser zu verankern.<br />

Moritz Weichsel <strong>und</strong> Sandra Fischer wären einander<br />

ohne JOBSTARTER wohl nie begegnet. Weichsel kommt<br />

aus Braunschweig <strong>und</strong> fand dort keinen <strong>Aus</strong>bildungsplatz.<br />

Sandra Fischer führt in Magdeburg die Geschäfte<br />

der mittelständischen IT-Firma Q-fin <strong>und</strong> suchte vergangenen<br />

Herbst händeringend nach einem Azubi.<br />

Das JOBSTARTER-Projekt <strong>Aus</strong>bildungsverb<strong>und</strong> (ABV)<br />

der Wirtschaftsregion Braunschweig/Magdeburg e. V.<br />

brachte beide zusammen.<br />

Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

Januar 2015 – Dezember 2020<br />

Förderzeitraum (JOBSTARTER plus); Januar 2006 –<br />

Dezember 2014 (JOBSTARTER)<br />

108,8 Millionen Euro<br />

(2015 – 2020, JOBSTARTER plus),<br />

125 Millionen Euro<br />

Fördervolumen<br />

(2006 – 2014, JOBSTARTER),<br />

Kofinanzierung durch den<br />

Europäischen Sozialfonds (ESF)<br />

i<br />

Dieses Beispiel zeigt, dass es Unternehmen <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

nicht immer von alleine gelingt, zueinander zu<br />

finden. Im Gegenteil: Zu Beginn des neuen <strong>Aus</strong>bildungsjahres<br />

im Herbst 2015 blieben in Deutschland r<strong>und</strong><br />

41.000 <strong>Aus</strong>bildungsplätze unbesetzt – zehn Prozent<br />

mehr als 2014. Gleichzeitig suchten jedoch fast 21.000<br />

junge Menschen vergeblich nach einem <strong>Aus</strong>bildungsplatz.<br />

Moritz Weichsel ist nicht mehr Teil dieser Statistik; er<br />

lernt in Sandra Fischers Firma inzwischen den Beruf des<br />

Fachinformatikers für Anwendungsentwicklung. Dank<br />

der erfolgreichen Vermittlung durch den ABV der Wirtschaftsregion<br />

Braunschweig/Magdeburg. Der Verein<br />

setzt eines von über 400 Projekten in Deutschland um,<br />

die das <strong>Aus</strong>bildungsstrukturprogramm JOBSTARTER<br />

gefördert hat <strong>und</strong> fördert. Das Programm des B<strong>und</strong>esministeriums<br />

für Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF), das<br />

das B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung (BIBB) durchführt,<br />

steht seit nunmehr zehn Jahren Unternehmen<br />

zur Seite, die ausbilden wollen. B<strong>und</strong>esweit setzen<br />

sich die JOBSTARTER-Projekte − seit 2015 unter dem<br />

Namen JOBSTARTER plus − dafür ein, regionale <strong>Aus</strong>bildungsstrukturen<br />

zu verbessern. Denn jeder <strong>Aus</strong>bildungsplatz,<br />

der in einem Unternehmen unbesetzt<br />

bleibt, führt mittelfristig zu einer Fachkräftelücke.<br />

EXAM: Hilfe zur Selbsthilfe<br />

Mittleren <strong>und</strong> großen Unternehmen fällt es noch verhältnismäßig<br />

leicht, Nachwuchs zu finden. Bei den<br />

Kleinstbetrieben <strong>und</strong> kleineren Mittelständlern hingegen<br />

ist die <strong>Aus</strong>bildungsbetriebsquote in den vergangenen<br />

Jahren stetig gesunken. „Wir wollen, dass kleine<br />

<strong>und</strong> mittlere Betriebe weiterhin eine zentrale Rolle bei<br />

Website<br />

Kontakt<br />

www.jobstarter.de<br />

info@jobstarter.de<br />

der <strong>Aus</strong>bildung von Fachkräften spielen“, bekräftigt<br />

B<strong>und</strong>esbildungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka.<br />

„Schließlich brauchen wir auch in Zukunft viele qualifizierte<br />

Fachkräfte in Deutschland.“ Das BMBF setzt<br />

deshalb mit den JOBSTARTER-Projekten ein ganzes<br />

Bündel an Instrumenten <strong>und</strong> Maßnahmen dafür<br />

ein, vor allem diese Betriebe bei ihren Anstrengungen<br />

zu unterstützen. Im Rahmen dieses sogenannten<br />

Externen <strong>Aus</strong>bildungsmanagements (EXAM) fördert<br />

JOBSTARTER Projekte, die Betrieben maßgeschneiderte<br />

Beratung <strong>und</strong> organisatorische Unterstützung<br />

zur Akquise <strong>und</strong> <strong>Aus</strong>bildung ihres Fachkräftenachwuchses<br />

vermitteln.<br />

Dafür kooperieren die Projektpartner mit Initiativen<br />

des B<strong>und</strong>es, der Länder <strong>und</strong> Kommunen sowie mit<br />

Partnern aus der Wirtschaft <strong>und</strong> den Gewerkschaften –<br />

<strong>und</strong> halten somit zahlreiche Dienstleistungen <strong>und</strong><br />

Fördermöglichkeiten für Betriebe <strong>und</strong> Jugendliche<br />

bereit. EXAM-Berater unterstützen Unternehmen in<br />

allen <strong>Aus</strong>bildungsbelangen – von A wie <strong>Aus</strong>bildungsberechtigung<br />

bis zu Z wie Zusatzqualifikationen, von<br />

der Stellenausschreibung bis zum Abschluss. EXAM<br />

ist als Hilfe zur Selbsthilfe gedacht, die die Betriebe<br />

letztendlich in die Lage versetzen soll, eine <strong>Aus</strong>bildung<br />

komplett in Eigenregie durchzuführen. Ergänzt wird<br />

das EXAM-Angebot der Projekte durch die Entwicklung<br />

von regionalen Unterstützungsstrukturen für<br />

KMU.


17<br />

Die Projektmitarbeiterinnen <strong>und</strong> -mitarbeiter von<br />

JOBSTARTER kreieren nicht nur effiziente <strong>und</strong> unkomplizierte<br />

Lösungen, die die Bedürfnisse von potenziellen<br />

<strong>Aus</strong>bildern <strong>und</strong> <strong>Aus</strong>zubildenden in Einklang bringen –<br />

sie sorgen auch dafür, diese neuen Modelle zu vermarkten.<br />

Sie schaffen verbesserte strukturelle Rahmenbedingungen,<br />

um all diese Informationen einem möglichst<br />

großen Kreis von Unternehmen zugänglich machen.<br />

Ziel ist es, Transparenz herzustellen <strong>und</strong> Anlaufstellen<br />

einzurichten, damit benötigte Unterstützungsleistungen<br />

für Betriebe leichter abrufbar sind.<br />

Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten bilden noch<br />

zu selten aus<br />

Ein wichtiges Themenfeld des Programms JOBSTARTER<br />

ist die Integration von Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in<br />

die betriebliche Berufsausbildung. <strong>Aus</strong>schlaggebend sind<br />

zwei Zielrichtungen: mehr Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

für die <strong>Aus</strong>bildung zu gewinnen <strong>und</strong> bei<br />

Unternehmer(n)/-innen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>Aus</strong>bildungsplätze<br />

einzurichten.<br />

Mit über 700.000 Betrieben sind Unternehmerinnen<br />

<strong>und</strong> Unternehmer mit Migrationshintergr<strong>und</strong> ein<br />

wichtiger Stützpfeiler der deutschen Wirtschaft <strong>und</strong><br />

Arbeitgeber für über zwei Millionen Menschen. Diese<br />

tragen mit ihren Betrieben nicht nur zum Bruttoinlandsprodukt<br />

bei, sondern auch zur Vielfalt des Wirtschaftsstandortes<br />

Deutschland. Jenseits der klassischen<br />

Branchen wie Einzelhandel <strong>und</strong> Gastronomie sind<br />

selbstständige Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in über 90<br />

verschiedenen Wirtschaftszweigen tätig, darunter viele<br />

mit hohem Wachstums- <strong>und</strong> Innovationspotenzial.<br />

Während durchschnittlich jeder vierte Betrieb in<br />

Deutschland ausbildet, ist dies bei den Selbstständigen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> nur jeder siebte. In vielen<br />

Betrieben wäre eine duale <strong>Aus</strong>bildung möglich; doch<br />

scheitert dies noch zu oft an mangelnden Informationen,<br />

aber auch an fehlenden Erfahrungen mit dem dualen<br />

System der Berufsbildung.<br />

Der JOBSTARTER-Programmbereich KAUSA, die Koordinierungsstelle<br />

<strong>Aus</strong>bildung <strong>und</strong> Migration, fördert<br />

deshalb <strong>Aus</strong>bildung in Unternehmen mit Inhaberinnen<br />

<strong>und</strong> Inhabern mit Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> organisiert<br />

ein Netzwerk der beteiligten Institutionen. Mit der<br />

Förderung im Rahmen von KAUSA will das BMBF auch<br />

erreichen, dass mehr Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

in <strong>Aus</strong>bildung gelangen <strong>und</strong> ihre Eltern besser<br />

über berufliche <strong>Aus</strong>bildung informiert werden. Um dies<br />

zu erreichen, etabliert KAUSA seit 2013 durch die regionalen<br />

KAUSA Servicestellen − derzeit an 29 Standorten −<br />

mit Akteuren vor Ort dauerhafte Unterstützungsstrukturen.<br />

Hier können sich Jugendliche beraten lassen <strong>und</strong><br />

erfahren alles darüber, wie eine duale <strong>Aus</strong>bildung funktioniert<br />

<strong>und</strong> welche Unterstützung sie bekommen können.<br />

Inzwischen gibt es eine weitere Gruppe potenzieller<br />

<strong>Aus</strong>zubildender: Seit Anfang 2016 haben die KAUSA<br />

Servicestellen zusätzlich die Aufgabe, junge Flüchtlinge<br />

für die <strong>Aus</strong>bildung zu gewinnen.<br />

Das Potenzial an Azubis ist längst nicht<br />

ausgeschöpft<br />

Viele begabte <strong>und</strong> motivierte junge Menschen suchen<br />

eine Chance, um mit der <strong>Aus</strong>bildung zu starten.<br />

JOBSTARTER erweitert den Bewerberkreis nicht nur<br />

um Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, sondern<br />

auch um engagierte junge Frauen <strong>und</strong> Männer, mit<br />

durchaus unterschiedlichen Vorbildungen, Qualifikationen,<br />

Leistungsvermögen <strong>und</strong> Problemlagen – <strong>und</strong><br />

eröffnet so neue Horizonte im <strong>Aus</strong>bildungsmarkt.<br />

So setzen sich JOBSTARTER-Projekte etwa dafür ein,<br />

Studienabbrecher/-innen für die berufliche Bildung<br />

zu gewinnen. Schließlich sind die vermeintlich gescheiterten<br />

Studentinnen <strong>und</strong> Studenten oft umworben, viele


18 CHANCE BERUF<br />

Unternehmen suchen verzweifelt nach Fachkräftenachwuchs.<br />

Doch finden Betriebe <strong>und</strong> Studien ab brecher/<br />

-innen oft nicht zueinander. Hier setzen die JOBSTARTER-<br />

Projekte mit ihren Serviceleistungen an.<br />

Zudem klären JOBSTARTER-Projekte über Möglichkeiten<br />

wie die Teilzeitausbildung auf, denn noch immer wissen<br />

viel zu wenige Betriebe von dieser Variante, die sich vor<br />

allem an junge Alleinerziehende richtet. So verzichten<br />

bisher (zu) viele Unternehmen ohne Not auf motivierte<br />

<strong>Aus</strong>zubildende − <strong>und</strong> damit letztendlich auf fachlich<br />

hochqualifizierte <strong>und</strong> loyale Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong><br />

Arbeitnehmer, eine ihrer wichtigsten Ressourcen.<br />

JOBSTARTER-Projekte entwickeln – auf der Basis<br />

von Berufsbildungsgesetz <strong>und</strong> Handwerksordnung −<br />

gemeinsam mit den Betrieben innovative <strong>Aus</strong>bildungskonzepte,<br />

testen neue Wege der <strong>Aus</strong>bildung sowie<br />

Konzepte, die <strong>Aus</strong>- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong> miteinander<br />

verbinden: Beispiel hierfür ist etwa die Möglichkeit für<br />

<strong>Aus</strong>zubildende, schon während der <strong>Aus</strong>bildung Zusatzqualifikationen<br />

zu erwerben <strong>und</strong> sich so Expertenwissen<br />

zu verschaffen.<br />

Darüber hinaus <strong>fördern</strong> JOBSTARTER-Projekte die<br />

interregionale Mobilität, um ausbildungssuchende<br />

Jugendliche in die Regionen zu holen, in denen sie<br />

<strong>Aus</strong>bildungsplätze finden können, <strong>und</strong> bemühen sich<br />

um eine bessere Kooperation zwischen den <strong>Aus</strong>bildungsmärkten<br />

der sehr unterschiedlichen <strong>Aus</strong>bildungsregionen.<br />

Mit der Förderung im Rahmen von JOBSTARTER wurde<br />

inzwischen eine Menge erreicht. In der ersten Phase<br />

zwischen 2006 <strong>und</strong> 2014 hat JOBSTARTER in sechs<br />

Förder r<strong>und</strong>en insgesamt 310 regionale Projekte gefördert,<br />

die mit ihren Dienstleistungsangeboten b<strong>und</strong>esweit<br />

r<strong>und</strong> 63.000 <strong>Aus</strong>bildungsplätze geschaffen haben − viele<br />

davon in Unternehmen, die mithilfe von JOBSTARTER<br />

erstmals ausgebildet haben. Die Programm stelle<br />

JOBSTARTER sichert den Transfer der im Programm<br />

gewonnenen Ergebnisse <strong>und</strong> Erkenntnisse – durch<br />

Print- <strong>und</strong> Online-Veröf fen tlichungen sowie Veranstaltungen.<br />

So steigert JOBSTARTER auch weiterhin die<br />

Attraktivität <strong>und</strong> Qualität betrieblicher <strong>Aus</strong>bildung<br />

in kleineren <strong>und</strong> mittleren Unternehmen, stärkt die<br />

Berufsbildung nachhaltig <strong>und</strong> leistet einen wichtigen<br />

Beitrag zur Fachkräftesicherung.<br />

Alles unter Kontrolle: Moritz Weichsel kann sich an seinem <strong>Aus</strong>bildungsplatz entfalten.


19<br />

JOBSTARTER PLUS<br />

Ein Netzwerk für mehr <strong>Aus</strong>bildung<br />

Moritz Weichsel hätte ohne JOBSTARTER keinen <strong>Aus</strong>bildungsplatz.<br />

Und die Q-fin GmbH keinen Azubi.<br />

Moritz Weichsel hat im vergangenen Jahr sein Abitur<br />

versemmelt. Prüfungsangst. Das gibt er offen zu. Eigent -<br />

lich wollte er studieren, aber daraus wurde nun nichts.<br />

Dass der 20-Jährige in Braunschweig dann aber auch<br />

keinen <strong>Aus</strong>bildungsplatz finden würde, das hätte er<br />

nicht gedacht. Mehr als 20 Bewerbungen hatte er geschrieben.<br />

Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung<br />

wollte er werden.<br />

Nun pendelt er jeden Tag nach Magdeburg zur Q-fin<br />

GmbH, weil er Glück hatte, dass Sandra Fischer auf<br />

ihn gestoßen ist. Sie führt die Geschäfte der mittelständischen<br />

IT-Firma, 30 Mitarbeiter, Jahresumsatz<br />

1,5 Millionen Euro. Das Unternehmen entwickelt Software<br />

für kommunale Versorgungswerke <strong>und</strong> berät<br />

Banken. Sandra Fischer kümmert sich auch um’s<br />

Personal <strong>und</strong> um den Nachwuchs. „Q-fin hat seit der<br />

Gründung 2003 eigentlich immer ausgebildet“, sagt sie.<br />

Aber es sei viel schwieriger geworden, <strong>Aus</strong>zubildende<br />

zu finden, geschweige denn, sie ans Unternehmen zu<br />

binden. Ihr letzter Azubi hat es keine zwei Monate ausgehalten.<br />

Plötzlich stand sie ohne da.<br />

Zum Glück kannte sie Jacqueline Kozak vom <strong>Aus</strong> bildungs<br />

verb<strong>und</strong> (ABV) der Wirtschaftsregion Braunschweig/Magdeburg<br />

e. V. – ein gefördertes JOBSTARTER-<br />

Projekt. Und die wiederum kannte Moritz Weichsel.<br />

Im Sommer hatte er sich auch auf eine Stelle einer<br />

Braunschweiger IT-Firma beworben <strong>und</strong> Kozaks Kollegen<br />

in Braunschweig kümmerten sich seinerzeit um<br />

die <strong>Aus</strong>wahl der Bewerber. Moritz Weichsel habe einen<br />

bleibenden Eindruck hinterlassen, auch wenn damals<br />

ein anderer besser gewesen sei, erinnert sich Kozak.<br />

Und sie erinnerte sich an den jungen Mann, als Sandra<br />

Fischer beim letzten <strong>Aus</strong>bildungsstammtisch von ihrem<br />

abtrünnigen Azubi <strong>und</strong> davon erzählte, dass sie einen<br />

neuen Fach informatiker <strong>und</strong> Anwendungsentwickler<br />

suche. Also brachte sie beide zusammen. „Schon im<br />

Vorstellungsgespräch überzeugte er mich“, sagt Fischer.<br />

Mit seinen 20 Jahren sei er deutlich reifer als die meisten<br />

Realschul abgänger, die sich sonst bei ihnen bewerben.<br />

„Schulnoten sagen nicht alles aus <strong>und</strong> ein bestandenes<br />

Abi ist uns eigentlich nicht so wichtig“, sagt die 45-Jährige.<br />

Bis heute hat sie ihre Entscheidung nicht bereut.<br />

Moritz Weichsel mache seine Sache gut.<br />

Jacqueline Kozak <strong>und</strong> der <strong>Aus</strong>bildungsverb<strong>und</strong> sind genau<br />

dafür da, solche Win-win-Situationen zu nutzen.<br />

Der <strong>Aus</strong> bildungsverein ist eines von über 400 Projekten<br />

in Deutschland, die das <strong>Aus</strong>bildungsstrukturprogramm<br />

JOBSTARTER gefördert hat <strong>und</strong> fördert. Bis 2018 läuft<br />

das Projekt noch in Magdeburg. Gemeinsam mit ihren<br />

drei Kolleginnen berät Kozak kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen<br />

in Sachen dualer Berufsausbildung <strong>und</strong> hilft<br />

ihnen ganz konkret dabei, passende <strong>Aus</strong>zubildende zu<br />

finden. Das klare Ziel: die Zahl der <strong>Aus</strong>bildungsplätze<br />

in der Börde-Region zu erhöhen <strong>und</strong> so den Mangel an<br />

Fachkräften zu bekämpfen.<br />

Kein einfacher Job in einer Region, in der der demografische<br />

Wandel stärker zuschlägt als anderswo. Und<br />

noch verstärkt wird durch Jugendliche, die von Großstädten<br />

<strong>und</strong> insbesondere vom nahen Berlin angelockt<br />

werden. Unternehmen wie Q-fin profitieren von Projekten<br />

wie JOBSTARTER <strong>und</strong> der Arbeit von Kozak, insbesondere,<br />

weil verstärkt große Unternehmen um die<br />

wenigen Azubis konkurrieren. „Ohne den <strong>Aus</strong>bildungsverein“,<br />

sagt Sandra Fischer, „hätte ich wohl zum ersten<br />

Mal keinen <strong>Aus</strong>zubildenden gef<strong>und</strong>en.“


20 CHANCE BERUF<br />

JOBSTARTER CONNECT<br />

Raus aus dem Übergang<br />

Anhand von <strong>Aus</strong>bildungsbausteinen kann berufliche Kompetenzentwicklung transparent <strong>und</strong> damit für Betriebe<br />

nachvollziehbar gestaltet werden. So können Bildungsangebote im Übergangsbereich zwischen Schule <strong>und</strong> Berufsausbildung<br />

<strong>und</strong> zur beruflichen Qualifizierung an- <strong>und</strong> ungelernter Erwachsener wirtschaftsnäher <strong>und</strong> damit für die<br />

Fachkräftesicherung besser verwertbar ausgestaltet werden.<br />

Nicht alle Jugendlichen finden nach der Schule sofort<br />

einen <strong>Aus</strong>bildungsplatz. Viele besuchen daher zunächst<br />

berufsvorbereitende Bildungsgänge im Übergangsbereich,<br />

um ihre Chance auf eine betriebliche <strong>Aus</strong>bildung<br />

zu verbessern. Oft führen allerdings auch diese Angebote<br />

nicht in eine betriebliche <strong>Aus</strong>bildung. Im Interesse<br />

von Jugendlichen, die einen Berufsabschluss erwerben,<br />

<strong>und</strong> Betrieben, die ihren Fachkräftenachwuchs sichern<br />

wollen, sollten diese Bildungsangebote konkreter auf<br />

die Inhalte einer Berufsausbildung ausgerichtet <strong>und</strong><br />

der für den jeweiligen Beruf relevante Kompetenzerwerb<br />

nachvollziehbar ausgewiesen werden.<br />

<strong>Aus</strong>bildungsbausteine liegen inzwischen für<br />

folgende 22 <strong>Aus</strong>bildungsberufe vor:<br />

∙∙<br />

Änderungsschneider/-in<br />

∙∙<br />

Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs<strong>und</strong><br />

Klimatechnik<br />

∙∙<br />

Bauten- <strong>und</strong> Objektbeschichter/-in<br />

∙∙<br />

Berufskraftfahrer/-in<br />

∙∙<br />

Chemikant/-in<br />

∙∙<br />

Elektroniker/-in für Betriebstechnik<br />

∙∙<br />

Elektroniker/-in für Energie- <strong>und</strong> Gebäudetechnik<br />

∙∙<br />

Fachkraft für Abwassertechnik<br />

∙∙<br />

Fachkraft für Lagerlogistik<br />

∙∙<br />

Fachkraft für Schutz <strong>und</strong> Sicherheit<br />

∙∙<br />

Fachkraft im Gastgewerbe<br />

∙∙<br />

Fachlagerist/-in<br />

∙∙<br />

Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk<br />

∙∙<br />

Industriemechaniker/-in<br />

∙∙<br />

Kaufleute für Spedition <strong>und</strong> Logistikdienstleistung<br />

∙∙<br />

Kauffrau/Kaufmann im Einzelhandel<br />

∙∙<br />

Konstruktionsmechaniker/-in<br />

∙∙<br />

Kraftfahrzeugmechatroniker/-in<br />

∙∙<br />

Maler/-in <strong>und</strong> Lackierer/-in<br />

∙∙<br />

Servicekraft für Schutz <strong>und</strong> Sicherheit<br />

∙∙<br />

Verkäufer/-in<br />

∙∙<br />

Zerspanungsmechaniker/-in<br />

Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

Förderzeitraum 2009 – 2015<br />

Gesamtförderung: 21,4 Millionen<br />

Fördervolumen Euro, davon 12,3 Millionen Euro<br />

ESF-Ko finanzierung<br />

Website<br />

Kontakt<br />

www.jobstarter-connect.de<br />

info@jobstarter.de<br />

In Deutschland haben laut B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung<br />

über 1,9 Millionen Menschen im Alter zwischen<br />

20 <strong>und</strong> 34 Jahren keinen Berufsabschluss. Häufig<br />

wechseln (prekäre) Arbeitsverhältnisse <strong>und</strong> Phasen der<br />

Arbeitslosigkeit einander ab. Hier werden möglichst<br />

einheitliche <strong>und</strong> flexible Qualifizierungsmodelle benötigt,<br />

die berufliche Vorerfahrung berücksichtigen <strong>und</strong><br />

Unterbrechungen der Qualifizierung ermöglichen.<br />

Anhand b<strong>und</strong>eseinheitlicher <strong>Aus</strong>bildungsbausteine<br />

können erworbene berufliche Kompetenzen der jeweiligen<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Geschäftsprozesse dokumentiert<br />

werden. So können Betriebe sich ein klares Bild davon<br />

machen, welche Handlungsfelder die Lernenden bereits<br />

erfolgreich bewältigen können <strong>und</strong> welche Kompetenzen<br />

noch erworben werden müssen. Dies erleichtert die<br />

Entscheidung zur Übernahme in betriebliche, auch<br />

zeitlich verkürzte <strong>Aus</strong>bildung, da bereits vorliegende<br />

Kompetenzen nicht mehr durch den Betrieb vermittelt<br />

werden müssen. Anhand eines über <strong>Aus</strong>bildungsbausteine<br />

gegliederten Bildungsweges<br />

können zudem auch an- <strong>und</strong> ungelernte<br />

Erwachsene mit <strong>und</strong> ohne<br />

Beschäftigungsverhältnis zur Externenprüfung<br />

<strong>und</strong> damit zu einem<br />

Berufsabschluss geführt werden. Über<br />

das B<strong>und</strong>esprogramm JOBSTARTER<br />

CONNECT wurden 40 Projekte mit<br />

dem Ziel gefördert, modellhaft die<br />

<strong>Aus</strong>bildungsbau steine in der Praxis<br />

zu erproben – <strong>und</strong> zwar im Übergangsbereich<br />

Schule – Berufsausbildung, in<br />

der außerbetrieblichen <strong>Aus</strong>bildung<br />

<strong>und</strong> in der Nachqualifizierung an- <strong>und</strong><br />

ungelernter junger Erwachsener.<br />

i


ABSCHLUSS ALS SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG FÜR JEDEN JUGENDLICHEN 21<br />

ÜBERBETRIEBLICHE BERUFSBILDUNGSSTÄTTEN FÜR DEN MITTELSTAND<br />

<strong>Aus</strong>bildungssicherung für den Mittelstand<br />

Kleine <strong>und</strong> mittlere Betriebe können oftmals nicht alle Facetten <strong>und</strong> Anforderungen einer betrieblichen <strong>Aus</strong>bildung<br />

abdecken. Eine hochqualitative Unterstützung erhalten sie für ihre <strong>Aus</strong>zubildenden bei einer der über 1.000 überbetrieblichen<br />

Berufsbildungsstätten b<strong>und</strong>esweit.<br />

Der Mittelstand gilt als Rückgrat der deutschen Volkswirtschaft.<br />

Mittelständische Firmen erwirtschaften<br />

mehr als die Hälfte des deutschen Bruttoinlandsproduktes<br />

<strong>und</strong> mehr als ein Drittel des gesamten Umsatzes<br />

deutscher Unternehmen. Mehr noch, die mittelständischen<br />

Betriebe sind auch Pfeiler der dualen <strong>Aus</strong>bildung<br />

in Deutschland. Doch vielen kleinen <strong>und</strong> mittleren<br />

Betrieben fällt es aufgr<strong>und</strong> ihrer Größe oder Spezialisierung<br />

schwer, sämtliche Lehrinhalte einer Berufsausbildung<br />

abzudecken. Gerade die <strong>Aus</strong>bildungen in Be -<br />

reichen, die auf modernste Technologien angewiesen<br />

<strong>und</strong> deshalb kapitalintensiv sind – wie z. B. die <strong>Aus</strong>bildungen<br />

in der IKT-Branche oder auf dem Gebiet der<br />

Elektromobilität – können kleinere Betriebe nicht<br />

alleine leisten.<br />

Um <strong>Aus</strong>zubildende dennoch gut <strong>und</strong> umfassend auf<br />

ihren Beruf vorbereiten zu können, haben insbesondere<br />

das Handwerk sowie Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft überbetriebliche<br />

Berufsbildungsstätten (ÜBS) gegründet.<br />

Die r<strong>und</strong> 1.000 ÜBS unterstützen vor allem kleine <strong>und</strong><br />

mittlere Betriebe bei der <strong>Aus</strong>-, Fort- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong>,<br />

indem deren <strong>Aus</strong>zubildende während ihrer Lehrzeit die<br />

ÜBS als Lernort besuchen. Das B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF) finanziert die Infrastruktur<br />

der ÜBS bereits seit 1973. Dank der unbefristeten<br />

Förderung, zu der auch das B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Energie (BMWi) auf dem Gebiet der<br />

Fort- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong> beiträgt, verfügen ÜBS über<br />

Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

Förderzeitraum<br />

Fördervolumen<br />

Website<br />

Kontakt<br />

seit 1973 (unbefristet)<br />

42 Millionen Euro im Jahr 2015<br />

durch das BMBF (insgesamt<br />

2,1 Milliarden Euro seit Förderbeginn),<br />

weitere Mittel stellt das<br />

BMWi bereit (für den Bereich der<br />

Fort- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong>)<br />

www.bmbf.de/de/586.php<br />

www.bibb.de/uebs<br />

kurz@bibb.de<br />

moderne Gebäude, Werkstätten <strong>und</strong> <strong>Aus</strong>stattung.<br />

Gerade in Zeiten des technologischen Wandels beschleunigen<br />

ÜBS den Wissenstransfer in die betriebliche<br />

Praxis – <strong>und</strong> stärken die Wettbewerbs- <strong>und</strong><br />

Zukunftsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft.<br />

„Damit leisten die überbetrieblichen Berufsbildungsstätten<br />

einen wertvollen Beitrag, um die Qualität der<br />

betrieblichen <strong>Aus</strong>bildung zu sichern <strong>und</strong> die Zukunftschancen<br />

der <strong>Aus</strong>zubildenden zu erhöhen“, sagt B<strong>und</strong>esbildungsministerin<br />

Prof. Dr. Johanna Wanka. „Zugleich<br />

stärken sie die Wettbewerbsposition von kleinen <strong>und</strong><br />

mittleren Unternehmen.“ Seit 2001 bauen BMBF <strong>und</strong><br />

BMWi die ÜBS zu sogenannten Kompetenz zentren aus<br />

(Komzet). Dazu spezialisieren sich die ÜBS auf ganz unterschiedliche<br />

Schwerpunkte – etwa auf zukunftsorientiertes<br />

Bauen oder Automatisierung – <strong>und</strong> bieten dort<br />

exzellente <strong>Aus</strong>- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong>en an. Dafür kooperieren<br />

die ÜBS mit Her stellern, Hochschulen <strong>und</strong> Forschungseinrichtungen.<br />

Um die <strong>Aus</strong>bildung zukunftssicher zu machen, wurden<br />

zusätzliche Sonderprogramme aufgelegt: In dieser<br />

Legislaturperiode fördert das BMBF die Elektromobilität<br />

mit fünf Millionen Euro <strong>und</strong> die Digi talisierung in ÜBS<br />

<strong>und</strong> Komzet für einen Zeitraum von 2016 bis 2019 mit bis<br />

zu 74 Millionen Euro. Näheres hierzu unter<br />

https://www.bmbf.de/de/digitalisierung-in-derberuflichen-bildung-2418.html.<br />

i


23<br />

Auf jeden Abschluss folgt ein<br />

guter Anschluss<br />

Ein Abschluss kann ein Sprungbrett für den weiteren Karriereweg sein.<br />

Das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung engagiert sich<br />

deshalb für eine stärkere Nutzung von Anpassungs- <strong>und</strong> insbesondere<br />

von Aufstiegsfortbildungen sowie für mehr Durchlässigkeit zwischen<br />

den beruflichen <strong>und</strong> akademischen Bildungswegen in Deutschland.<br />

Es ebnet Studien abbrechern den Weg in die duale <strong>Aus</strong>bildung, ermöglicht<br />

jungen Menschen ohne Hochschulreife den Weg an die Uni <strong>und</strong><br />

erleichtert die Anrechen barkeit <strong>und</strong> Akzeptanz der Vorbildung in beiden<br />

Welten.


24 CHANCE BERUF<br />

MODERNISIERUNG DER FORT BILDUNGSORDNUNGEN<br />

Für mehr Vertrauen <strong>und</strong> Transparenz<br />

Wer sich fortbildet, braucht eine klare Perspektive.<br />

Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

Förderzeitraum<br />

Fördervolumen<br />

Website<br />

Kontakt<br />

Daueraufgabe<br />

kein gesondertes Budget<br />

https://www.bmbf.de/de/<br />

fortbildungsordnungen.php<br />

wolfgang.bischoff@bmbf.b<strong>und</strong>.de<br />

Ein modernes Bildungssystem sollte jungen Menschen,<br />

die sich fortbilden <strong>und</strong> neue berufliche Ziele erreichen<br />

wollen, möglichst wenig Steine in den Weg legen. Das<br />

gilt für einen Hauptschüler ebenso wie für einen Studienabbrecher,<br />

der sich neu orientiert. Sie alle brauchen<br />

Transparenz <strong>und</strong> Verlässlichkeit, dass sich der Aufwand,<br />

der mit beruflicher <strong>Weiterbildung</strong> verb<strong>und</strong>en ist, auszahlen<br />

wird. Das macht die r<strong>und</strong> 100 Fortbildungsordnungen,<br />

die das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong><br />

Forschung (BMBF) für verschiedene Branchen <strong>und</strong><br />

Tätigkeitsfelder erlassen hat, so wichtig: Sie stellen verlässliche<br />

Strukturen <strong>und</strong> Profile der beruflichen <strong>Weiterbildung</strong><br />

dar. Sie orientieren sich an den Bedürfnissen<br />

der Unternehmen <strong>und</strong> versprechen damit eine gute<br />

Verwertbarkeit. Die <strong>Weiterbildung</strong>sprofile – etwa der<br />

Fachwirte oder Industriemeister u. a. sind Qualifikationen<br />

für gehobene <strong>und</strong> höhere Fach- <strong>und</strong> Führungsaufgaben.<br />

Um auch Studienabbrechern Perspektiven<br />

aufzuzeigen, hat das BMBF im Jahr 2014 in den beiden<br />

Novellen für den „Geprüften Fachwirt im Einzelhandel“<br />

<strong>und</strong> den „Geprüften Fachwirt für Vertrieb im Einzelhandel“<br />

erstmals geregelt, dass auch Studienleistungen<br />

bei der Zulassung zur Prüfung berücksichtigt werden.<br />

Ein Weg, den das Ministerium fortsetzen wird.<br />

i<br />

BMBF/BIBB-INITIATIVE BERUFSBILDUNG 4.0<br />

Den Wandel gestalten<br />

Die Welt wird digital – <strong>und</strong> mit ihr auch die Arbeitswelt. Unternehmen <strong>und</strong> Fachkräfte stehen damit vor neuen Herausforderungen,<br />

denen das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung <strong>und</strong> das B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung<br />

(BIBB) mit der Gemeinschaftsinitiative „Berufsbildung 4.0“ begegnen.<br />

Mit der zunehmenden Automatisierung <strong>und</strong> Digitalisierung<br />

entstehen neue Formen der Arbeitsorganisation,<br />

die passgenaue <strong>Aus</strong>bildungskonzepte <strong>und</strong> Qualifizierungsmaßnahmen<br />

erfordern: Anlagenmechaniker setzen<br />

Smart-Home-Technik ein, Dachdecker inspizieren Gebäude<br />

mithilfe von Drohnen, in der Landwirtschaft ist<br />

Hightech längst Alltag. Der Einsatz digitaler Medien<br />

bietet enorme Potenziale: Neue Formen der Kommunikation,<br />

Kooperation <strong>und</strong> Vernetzung sind ebenso möglich<br />

wie neue, effektive Wege der Vermittlung von Lehr<strong>und</strong><br />

Lerninhalten. Digitale Kompetenzen werden neben<br />

Lesen, Rechnen <strong>und</strong> Schreiben zur vierten Schlüsselkompetenz<br />

in der Berufsbildung.<br />

In Zusammenarbeit mit Unternehmen <strong>und</strong> Fachleuten<br />

wird analysiert, welche Kompetenzen die Facharbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Facharbeiter mitbringen müssen, um den<br />

Anforderungen einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt<br />

gerecht zu werden. Berufsbildung 4.0 bündelt diese<br />

Analysen mit laufenden Neuordnungsverfahren <strong>und</strong><br />

bestehenden Initiativen, wie dem BMBF-Förderprogramm<br />

„Digitale Medien in der beruflichen Bildung“.<br />

Auf dieser breiten Gr<strong>und</strong>lage macht die Initiative die<br />

<strong>Aus</strong>wirkungen der Digitalisierung <strong>und</strong> die veränderten<br />

Bedarfe im deutschen Berufsbildungssystem sichtbar<br />

<strong>und</strong> gibt Handlungsempfehlungen zur Weiterentwicklung<br />

der <strong>Aus</strong>- <strong>und</strong> Fortbildungsordnungen. Ein wichtiger<br />

Baustein wird der intensive <strong>Aus</strong>tausch mit Wissenschaft,<br />

Politik, Praxis <strong>und</strong> der Öffentlichkeit sein.<br />

Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

Förderzeitraum<br />

15. April 2016 –<br />

31. Oktober 2018<br />

Fördervolumen r<strong>und</strong> 2,7 Millionen Euro (BMBF)<br />

Kontakt<br />

christoph.acker@bmbf.b<strong>und</strong>.de<br />

zinke@bibb.de<br />

i


AUF JEDEN ABSCHLUSS FOLGT EIN GUTER ANSCHLUSS 25<br />

DQR BRIDGE 5<br />

Keine Einbahnstraße<br />

Wenn Branchen wie die IT-Industrie <strong>und</strong> das Automobilhandwerk von Berufsbildung <strong>und</strong> Hochschule profitieren<br />

wollen, müssen sich beide Welten stärker füreinander öffnen.<br />

Hochinnovative Branchen wie die IT-Industrie oder das<br />

Automobilhandwerk suchen nach Kompetenzen, die<br />

Hochschulen <strong>und</strong> berufliche Bildung alleine nicht liefern<br />

können. Hier setzt das Projekt „DQR Bridge 5“ an, das<br />

das B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung (BIBB) mit Mitteln<br />

des B<strong>und</strong>esministeriums für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />

(BMBF) Ende 2013 gestartet hat. Es verzahnt die Bildungsangebote<br />

der beruflichen <strong>und</strong> der hochschulischen<br />

Bildung miteinander – mit einem klaren Ziel:<br />

den Einstieg in die IT-Branche <strong>und</strong> das Automobilhandwerk<br />

zu erleichtern <strong>und</strong> mehr Menschen für<br />

diese beruflichen Fachgebiete zu gewinnen. Dazu entwickeln<br />

Kooperationspartner aus Wirtschaft <strong>und</strong><br />

Wissenschaft in zwei Teilprojekten bis Juni 2016 zwei<br />

Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

Förderzeitraum Dezember 2013 – Juni 2016<br />

Fördervolumen<br />

Website<br />

Kontakt<br />

800.000 Euro<br />

www.bibb.de/de/25789.php<br />

hemkes@bibb.de<br />

bereichsübergreifende Bildungsangebote auf DQR-<br />

Niveau 5. Diese sollen sowohl in der beruflichen<br />

Bildung als auch für ein Studium anrechenbar sein<br />

<strong>und</strong> dadurch die Durchlässigkeit in beide Richtungen<br />

erhöhen.<br />

i<br />

TRIALE BILDUNGSANGEBOTE<br />

Innovative <strong>Weiterbildung</strong>en für Berufspädagogen<br />

Menschen für Bildung zu begeistern, das geht nur mit bestens ausgebildeten Pädagogen. Doch braucht auch das<br />

Lehrpersonal klare berufliche Perspektiven. Das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung hat deshalb seit 2012<br />

neue Studiengänge gefördert, die „Geprüften Berufspädagogen“ weitere Perspektiven eröffnen.<br />

Das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />

(BMBF) hat seit 2012 vier innovative Studiengänge für<br />

die Inhaber der beruflichen Fortbildungsabschlüsse<br />

„Geprüfter Berufspädagoge“ <strong>und</strong> „Geprüfter <strong>Aus</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Weiterbildung</strong>spädagoge“ entwickelt. Das klare Ziel:<br />

dem Lehrpersonal systematische Fortbildungsmöglichkeiten<br />

aus einem Guss anzubieten <strong>und</strong> damit eine klare<br />

berufliche Perspektive aufzuzeigen.<br />

Dabei kooperieren Unternehmen sowohl mit klassischen<br />

<strong>Weiterbildung</strong>seinrichtungen als auch mit Hochschulen.<br />

Jeder der drei Partner bringt dabei seine eigenen<br />

Schwerpunkte <strong>und</strong> Kompetenzen ein. Die Lehrpläne<br />

sind bis zum Jahr 2015 ausgearbeitet worden – bis Ende<br />

2018 werden sie getestet.<br />

Denn ohne bestens ausgebildetes Personal können<br />

Unternehmen der wachs enden Bedeutung betrieblicher<br />

<strong>Aus</strong>- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong> nicht gerecht werden.<br />

Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

Realisierung eines Trialen <strong>Weiterbildung</strong>sgangs<br />

für das Personal in der betrieblichen <strong>Aus</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Weiterbildung</strong> („Berufspädagoge@Kompetenzerweiterung<br />

Phase II“)<br />

Februar 2012 – Juli 2016<br />

Förderzeitraum (vier Einzelprojekte mit unterschiedlichem<br />

Förderzeitraum)<br />

Fördervolumen r<strong>und</strong> 2,2 Millionen Euro<br />

Kontakt<br />

wolfgang.bischoff@bmbf.b<strong>und</strong>.de<br />

i<br />

Die einheitlichen Studiengänge sollen für attraktive<br />

Fortbildungsoptionen <strong>und</strong> eine größere Durchlässigkeit<br />

zwischen beruflicher <strong>und</strong> hochschulischer Bildung<br />

sorgen – <strong>und</strong> so den Berufsweg attraktiver machen.


26 CHANCE BERUF<br />

BUND-LÄNDER-WETTBEWERB „AUFSTIEG DURCH BILDUNG: OFFENE HOCHSCHULEN“<br />

Mehr Durchlässigkeit wagen<br />

Junge Menschen aus bildungsfernen Schichten, Arbeitslose, alleinerziehende Mütter oder Väter – sie alle schaffen es<br />

selten an eine Hochschule. Die Idee der offenen Hochschulen versucht, das Gegenteil zu erreichen. Schon jede vierte<br />

Hochschule macht mit.<br />

Eigentlich hätte Julian Schlosser nie studieren dürfen.<br />

Er hat nur einen qualifizierten Hauptschulabschluss.<br />

Dass er trotzdem momentan bereits sein zweites<br />

Studium abschließt, verdankt er dem Wettbewerb<br />

„Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“.<br />

Das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />

(BMBF) hat diese Initiative 2011 gestartet, um deutsche<br />

Hochschulen <strong>und</strong> ihre weiterbildenden Studienprogramme<br />

auch für Berufstätige wie Julian Schlosser zu<br />

öffnen. R<strong>und</strong> 100 Hochschulen werden dabei gefördert,<br />

spezielle Studienangebote u. a. für beruflich Qualifizierte<br />

aufzulegen <strong>und</strong> zu testen. Damit ist jede vierte Hochschule<br />

in Deutschland auf dem Weg zur „offenen<br />

Hochschule“.<br />

Julian Schlosser gehörte zu den Ersten, die sich für eines<br />

der Pilotprojekte des B<strong>und</strong>-Länder-Wettbewerbs an der<br />

Hochschule für angewandte Wissenschaften in München<br />

bewarben. Schlossers Studium des Bachelor of Arts in<br />

Unternehmensführung ist nur eine von vielen weiterbildenden<br />

Studienmöglichkeiten: Das Angebot umfasst<br />

flexible, berufsbegleitende Bachelor-Studiengänge, Zertifikats-<br />

oder Master-<strong>Weiterbildung</strong>en sowie Beratungsangebote<br />

<strong>und</strong> Brückenkurse – von der Mechatronik<br />

über die Pflegewissenschaft oder die nachhaltige Landwirtschaft<br />

bis hin zur IT-Sicherheit.<br />

Für mehr Durchlässigkeit zwischen <strong>Aus</strong>bildung<br />

<strong>und</strong> Hochschule<br />

Das BMBF will die Durchlässigkeit zwischen beruflicher<br />

<strong>und</strong> akademischer Bildung <strong>und</strong> damit die Zahl der<br />

Fachkräfte erhöhen. Dafür entwickelt <strong>und</strong> erprobt es<br />

gemeinsam mit den „offenen Hochschulen“ spezielle<br />

Studienangebote, die sich an Personen mit Familienpflichten,<br />

Berufsrückkehrer/-innen, Studienabbrecher/<br />

-innen, arbeitslose Akademiker/-innen oder beruflich<br />

Qualifizierte − wie Julian Schlosser – auch ohne schulische<br />

Hochschulzugangsberechtigung richten. Nach erfolgreichem<br />

Projektverlauf sollen die Hochschulen ihre<br />

neuen, durchlässigen Studiengänge dauerhaft anbieten.<br />

Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

Förderzeitraum 2011 – 2020<br />

Fördervolumen<br />

Website<br />

Kontakt<br />

250 Millionen Euro<br />

www.wettbewerb-offenehochschulen-bmbf.de<br />

info.woh@vdivde-it.de<br />

Jede vierte Hochschule in Deutschland öffnet sich<br />

Der Wettbewerb fördert keine Einzelpersonen, sondern<br />

– eine erfolgreiche Bewerbung vorausgesetzt – einzelne<br />

Hochschulen oder auch Verbünde aus Universitäten,<br />

Hochschulen der angewandten Wissenschaften, Fachhochschulen<br />

<strong>und</strong> Forschungseinrichtungen.<br />

Es sind Hochschulen aus allen 16 B<strong>und</strong>esländern im<br />

Wettbewerb vertreten: Derzeit erhalten 95 verschiedene<br />

deutsche Hochschulen sowie drei außeruniversitäre<br />

Forschungseinrichtungen eine Förderung im Rahmen<br />

des Wettbewerbs.<br />

i<br />

„Süchtig nach Bildung“: Julian Schlosser begeistert sich für sein Studium.


27<br />

OFFENE HOCHSCHULEN<br />

„Und irgendwann mache ich auch noch meinen Doktor!“<br />

Hochschule trotz Hauptschule? Julian Schlosser hat bald<br />

seinen zweiten Uni-Abschluss in der Tasche. Obwohl er<br />

nur einen qualifizierten Hauptschulabschluss hat.<br />

Julian Schlosser ist mit 16 von der Schule abgegangen.<br />

Dass er sich 13 Jahre später einmal Bachelor <strong>und</strong> bald<br />

auch Master nennen <strong>und</strong> bei einem Mittelständler für<br />

ein ganzes Team verantwortlich sein würde – darauf<br />

hätte damals keiner gewettet. Aber damals gab es auch<br />

noch keine Hochschulen in Deutschland, die weiterbildende<br />

Studienprogramme für Berufstätige wie ihn anbieten.<br />

Julian Schlosser ist einer der Ersten, der von der<br />

Idee einer durchlässigen Uni profitierte. Heute sagt er:<br />

„Ich bin süchtig nach Bildung.“<br />

Aber der Reihe nach. Vor 13 Jahren war das noch anders.<br />

Frontalunterricht ist einfach nichts für ihn. Schon in<br />

der Gr<strong>und</strong>schule hat Julian Schlosser Probleme in<br />

Deutsch <strong>und</strong> Englisch, er wiederholt die zweite Klasse.<br />

Aufgewachsen auf dem Land in Erding bei München<br />

schreibt er nach dem Hauptschulabschluss über 50 Bewerbungen,<br />

er will unbedingt eine technische <strong>Aus</strong>bildung<br />

machen. Bei einem großen Telekommunikationsunternehmen<br />

klappt es schließlich, der Konzern sucht<br />

angehende IT-System-Elektroniker <strong>und</strong> lädt ihn zum<br />

Assessment Center ein. „Mein Glück, dass ich mich persönlich<br />

vorstellen durfte“, sagt der 29-Jährige. „Mit meinem<br />

Zeugnis allein hätte ich wohl keine Chance gehabt.“<br />

Während der <strong>Aus</strong>bildung kommt er auf den Geschmack<br />

des Lernens: Direkt im Anschluss verpflichtet er sich<br />

für vier Jahre bei der B<strong>und</strong>eswehr <strong>und</strong> nutzt diese Zeit,<br />

um seinen Meister zu machen – <strong>und</strong> nach seiner Entlassung<br />

gleich noch den Betriebswirt (HWK) draufzupacken,<br />

alles berufsbegleitend. Bei der Abschlussfeier<br />

fällt ihm der Flyer der offenen Hochschule in München<br />

in die Hände – seine Eintrittskarte für den Hörsaal.<br />

Eigentlich hätte Julian Schlosser nie studieren dürfen.<br />

Aber glücklicherweise unterstützt das B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF) deutsche<br />

Hochschulen seit 2011 dabei, ihre Studienprogramme<br />

auch für Berufstätige wie Julian Schlosser zu öffnen.<br />

Er gehörte zu den Ersten, die sich für das Pilotprojekt<br />

des B<strong>und</strong>-Länder-Wettbewerbs „offene Hochschulen“<br />

an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in<br />

München bewarben. Schlosser schrieb sich im berufsbegleitenden<br />

Studium des Bachelor of Arts in Unternehmensführung<br />

ein. Vor kurzem hat er erfolgreich<br />

abgeschlossen.<br />

In seinem Jahrgang waren alle Teilnehmenden Meisterinnen<br />

<strong>und</strong> Meister sowie Betriebswirtinnen <strong>und</strong> Betriebs<br />

wirte, alle hatten wie er Berufserfahrung. „Wer vorher<br />

an der Hauptschule war oder wer Abitur hatte, war<br />

völlig egal“, sagt Julian Schlosser. Er ist eher ein rationaler<br />

Typ, wenn er sich aber an das praxisorientierte Lernen<br />

<strong>und</strong> die Teamarbeit im Studium erinnert, gerät er regelrecht<br />

ins Schwärmen. „Wir haben alles zusammen im<br />

Team gemacht. Das hat mich unglaublich motiviert.“<br />

Schlossers Engagement hat sich beruflich längst ausgezahlt:<br />

Seit Februar 2015 ist der Münchner als Teamleiter<br />

bei einem Heizungsunternehmen für zwölf Mitarbeiter<br />

verantwortlich. Aber das soll es längst noch nicht gewesen<br />

sein: Inspiriert von seinen positiven Erfahrungen<br />

an der Fachhochschule absolviert er zurzeit an der Technischen<br />

Hochschule in Nürnberg seinen Master of Facility<br />

Management. Bis 2017 pendelt er dafür neben dem<br />

Job von München nach Franken. Für diese <strong>Weiterbildung</strong>,<br />

die er aus eigener Tasche bezahlt, opfert Julian Schlosser<br />

sogar seinen Urlaub. Sein nächstes Ziel hat er dabei klar<br />

vor Augen: „Ich will Abteilungsleiter werden!“<br />

Julian Schlosser weiß inzwischen, was er erreichen will<br />

<strong>und</strong> kann. Sein Lebenslauf scheint im Nachhinein ohne<br />

jeden Bruch zu verlaufen. Die Franzosen sagen: „Der<br />

Appetit kommt beim Essen.“ So ging es Schlosser mit<br />

der Bildung. Deshalb erstaunt es nicht, dass er es auch<br />

nicht beim Master belassen will: „Irgendwann“, sagt er,<br />

„mache ich auch noch meinen Doktor!“


28 CHANCE BERUF<br />

BMBF-INITIATIVE ZUR GEWINNUNG VON STUDIENABBRECHERN UND STUDIENABBRECHERINNEN<br />

FÜR DIE BERUFLICHE BILDUNG<br />

Von der Uni in die Werkstatt<br />

Jedes Jahr brechen fast 100.000 junge Menschen ihr Studium ab. Das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />

fördert Projekte, die ihnen neue Chancen in der beruflichen Bildung bieten.<br />

Nach zwölf Semestern wollte Christian Petters nicht<br />

mehr. Er studierte Fahrzeugantriebstechnik an der<br />

FH Aachen. Doch das Studium war ihm „viel zu theoretisch“,<br />

sagt der 27-Jährige heute. Zum Glück hörte er<br />

von „Switch“, einem JOBSTARTER plus-Projekt aus<br />

Aachen, das Studienabbrecherinnen <strong>und</strong> Studienabbrecher<br />

an <strong>Aus</strong>bildungsbetriebe vermittelt. Switch<br />

kooperiert mit Hochschulen <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 150 kleineren<br />

<strong>und</strong> mittleren Firmen der Region. Petters fand über<br />

das Projekt eine Lehrstelle als Mechatroniker bei einem<br />

Hersteller von Textilmaschinen. „Für mich war das der<br />

richtige Schritt.“<br />

Petters ist einer von fast 100.000 Studierenden in<br />

Deutschland, die jedes Jahr ihr Studium abbrechen.<br />

Schließlich zieht es in den letzten Jahren immer mehr<br />

Schulabgänger an die Hochschulen <strong>und</strong> weniger in die<br />

duale <strong>Aus</strong>bildung. Viele Studienabbrecher/-innen wissen<br />

aber nicht, dass ihnen eine berufliche <strong>Aus</strong>bildung<br />

gute Chancen für den Einstieg ins Berufsleben bietet.<br />

„Leider wird oft vermittelt, dass man mit dualer <strong>Aus</strong>bildung<br />

weniger verdient oder schlechtere Karrieremöglichkeiten<br />

hat“, sagt Lutz Goebel, Präsident des Verbandes<br />

der Familienunternehmer <strong>und</strong> Gesellschafter<br />

des Maschinenbauers Henkelhausen. Goebel bildet<br />

einige Studienabbrecher/-innen im eigenen Unternehmen<br />

aus. „Die machen einen tollen Job, sind leistungsstark<br />

<strong>und</strong> meist reifer als Azubis, die direkt von der<br />

Schule kommen.“<br />

Die vermeintlich gescheiterten Studentinnen <strong>und</strong><br />

Studenten sind oft umworben. Denn viele Unternehmen<br />

suchen verzweifelt nach Fachkräftenachwuchs.<br />

So waren zu Beginn des <strong>Aus</strong>bildungsjahres im Herbst<br />

2015 noch r<strong>und</strong> 41.000 Berufsausbildungsstellen unbesetzt.<br />

Doch finden Betriebe <strong>und</strong> Studienabbrecher/<br />

-innen oft nicht zueinander, da es bislang zu wenige<br />

Informations-, Beratungs- <strong>und</strong> Vermittlungsangebote<br />

für die Betroffenen gibt.<br />

Im Rahmen der Initiative zur Gewinnung von Studienabbrecher(n)/-innen<br />

für die berufliche Bildung fördert<br />

das BMBF deshalb seit Anfang 2015 b<strong>und</strong>esweit 18 re -<br />

gionale Vermittlungs- bzw. Integrationsprojekte über<br />

das Programm JOBSTARTER plus, die Studienabbrecher/<br />

-innen <strong>und</strong> Betriebe, insbesondere Klein- <strong>und</strong> Mittelbetriebe,<br />

beraten <strong>und</strong> zusammenbringen. 2015 wurden<br />

darüber hinaus vier landesweite sogenannte Leuchtturmprojekte<br />

im Rahmen der B<strong>und</strong>-Länder-Vereinbarungen<br />

zur Initiative Bildungsketten in Hessen, Hamburg,<br />

Berlin <strong>und</strong> NRW in die Förderung aufgenommen, um<br />

den <strong>Aus</strong>- bzw. Aufbau von kooperativen <strong>und</strong> nachhaltig<br />

bestehenden Beratungsangeboten für Studienabbrecher/<br />

-innen über alternative Qualifizierungswege in der<br />

be ruflichen Bildung an den wesentlichen Hochschulstandorten<br />

dieser Länder zu ermöglichen.<br />

Außerdem ist das BMBF dabei, seine Informationsangebote<br />

für Studienzweifler/-innen über alternative<br />

Qualifizierungswege in <strong>und</strong> außerhalb der Hochschulen<br />

zu verbessern. Zentrale Anlaufstelle wird ab Frühsommer<br />

2016 ein neues Online-Informationsportal sein, das<br />

mithilfe von Erfahrungsberichten über Karrieremöglichkeiten<br />

in der dualen <strong>Aus</strong>bildung informiert <strong>und</strong><br />

motiviert. Auf einer interaktiven Karte können junge<br />

Menschen zudem nach Service- <strong>und</strong> Beratungsstellen<br />

in ihrer Region recherchieren, um sich von Expertinnen<br />

<strong>und</strong> Experten beraten zu lassen. Etwa über die Möglichkeiten,<br />

Leistungen aus dem Studium auf die Dauer<br />

der Lehre anrechnen zu können. Denn in einigen Fällen<br />

können Studienabbrecher/-innen ihre <strong>Aus</strong>bildungszeit<br />

verkürzen. Davon hat auch Christian Petters profitiert.<br />

Für ihn steht inzwischen fest, dass er sich in zwei Jahren<br />

zum Techniker weiterbilden will. Die Vollzeit-Fortbildung<br />

ist mit seinem Arbeitgeber bereits abgesprochen.<br />

Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

Förderzeitraum Januar 2015 – Dezember 2018<br />

Fördervolumen<br />

Website<br />

Kontakt<br />

r<strong>und</strong> 15 Millionen Euro<br />

http://www.jobstarter.de/<br />

studienabbrecher<br />

www.studienabbruch-<strong>und</strong>-dann.de<br />

(ab Juli 2016)<br />

marlene.lohkamp@bmbf.b<strong>und</strong>.de<br />

i


AUF JEDEN ABSCHLUSS FOLGT EIN GUTER ANSCHLUSS 29<br />

KAMMERVERBUNDPROJEKT VALIKOM<br />

<strong>Aus</strong> Erfahrung gut<br />

Es gibt Menschen, die haben keinen Berufsabschluss, aber Berufserfahrung. Und das Problem, dass ihnen deshalb so<br />

mancher Karriereweg verbaut ist. Das Pilotprojekt ValiKom will das ändern.<br />

Thomas Riedel arbeitet bei einem Logistikunternehmen<br />

in Heidelberg. Er ist in den Lagern der Firma in Deutschland,<br />

Österreich <strong>und</strong> den Niederlanden für die Qualitätssicherung<br />

verantwortlich. Riedel ist Quereinsteiger.<br />

Eigentlich wollte er Architektur studieren, sein Studium<br />

hat er aber ebenso geschmissen wie die <strong>Aus</strong>bildung zum<br />

Speditionskaufmann, die er danach begonnen hatte.<br />

Private Probleme hatte er damals. Nur weil ihn ein Fre<strong>und</strong><br />

vermittelte, bekam er einen Job in der Logistikfirma –<br />

zunächst als <strong>Aus</strong>fahrer. Das war vor sieben Jahren.<br />

Inzwischen ist Riedel 32 <strong>und</strong> gilt unter Kollegen als die<br />

Zuverlässigkeit in Person. Hochgearbeitet hat er sich,<br />

Stück für Stück. Aber er würde sich gerne zum Fachwirt<br />

für Güterverkehr <strong>und</strong> Logistik weiterbilden, sein Arbeitgeber<br />

würde ihn sogar dabei unterstützen, Führungsverantwortung<br />

habe er ja schon, erzählt er. „Aber eben<br />

keinen Abschluss.“<br />

Wie Riedel geht es vielen Menschen mit Berufserfahrung<br />

in Deutschland. Menschen, die keinen formalen Abschluss<br />

vorweisen können – aus welchen Gründen<br />

auch immer. Sie alle wünschen sich, durch ihre Berufserfahrung<br />

<strong>und</strong> ihre Kompetenz den fehlenden Abschluss<br />

ersetzen <strong>und</strong> somit die Lücke im Lebenslauf<br />

schließen zu können.<br />

Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

Förderzeitraum<br />

Fördervolumen<br />

Website<br />

Kontakt<br />

1. November 2015 –<br />

31. Oktober 2018<br />

1,5 Millionen Euro insgesamt<br />

www.validierungsverfahren.de<br />

erik.hess@bmbf.b<strong>und</strong>.de<br />

Dieses Ziel verfolgt das Pilotprojekt ValiKom (Validierung<br />

non-formal <strong>und</strong> informell erworbener Kompetenzen),<br />

das das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />

(BMBF) im Jahr 2015 gemeinsam mit dem Dachverband<br />

der Industrie- <strong>und</strong> Handelskammern <strong>und</strong> dem Zentralverband<br />

des Handwerks initiiert hat. Der Westdeutsche<br />

Handwerkskammertag koordiniert die Entwicklung<br />

des Validierungsmodells, an der je vier Industrie- <strong>und</strong><br />

Handels- sowie vier Handwerkskammern <strong>und</strong> die<br />

Universität Köln beteiligt sind. Menschen wie Thomas<br />

Riedel können sich dann Praxiserfahrung analog zu einem<br />

vergleichbaren Berufsabschluss anrechnen lassen.<br />

Nutznießer einer solchen Feststellung der Gleichwertigkeit<br />

sind junge Menschen mit Berufserfahrung <strong>und</strong><br />

Quereinsteiger mit untypischen Bildungs- <strong>und</strong> Erwerbsbiografien.<br />

Aber auch Flüchtlinge, die gearbeitet haben<br />

<strong>und</strong> mangels formalem Berufsabschluss das Anerkennungsgesetz<br />

nicht nutzen können.<br />

i<br />

Gute Perspektiven: Die Fortbildung zur Fachwirtin/zum Fachwirt für Güterverkehr <strong>und</strong> Logistik – ein Karriereschritt zur Führungskraft in der Logistikbranche.


30 CHANCE BERUF<br />

AUFSTIEGSFORTBILDUNGSFÖRDERUNGSGESETZ (AFBG)<br />

Karriereturbo AFBG – Vom Meister- zum<br />

Aufstiegs-BAföG<br />

1,7 Millionen Menschen haben mithilfe des Meister-BAföG ihre Karriere angetrieben. Weil aus dem Meister- nun das<br />

Aufstiegs-BAföG wird, dürften es bald noch mehr sein.<br />

„Ohne Meister-BAföG hätte ich es mir nicht erlauben<br />

können, diesen Abschluss zu machen“, sagt Julia Herbst.<br />

Die 32-Jährige ist gelernte Zahntechnikerin, sie erzieht<br />

allein zwei Kinder. „Mein Gehalt als Gesellin hätte auf<br />

Dauer nicht für meine Familie gereicht“, erzählt sie,<br />

„aber eben auch nicht, um die teure <strong>Aus</strong>bildung zu bezahlen.“<br />

Da kam ihr das AFBG gerade recht.<br />

Julia Herbst ist eine der 1,7 Millionen, die mithilfe des<br />

Meister-BAföG ihre Karriere angetrieben haben. Weil<br />

aus dem Meister- nun das Aufstiegs-BAföG wird, dürften<br />

es bald noch mehr sein. Dabei ist das Programm<br />

schon heute das größte <strong>und</strong> erfolgreichste in der beruflichen<br />

Bildung. Seit 1996 sind 6,9 Milliarden Euro in<br />

diese Förderung geflossen.<br />

Als Herbst vor drei Jahren ihre Meisterprüfung bestand,<br />

gab es das Programm schon 16 Jahre. Die Idee damals<br />

war simpel: Wer sich beruflich fortbilden möchte, bekommt<br />

Geld vom Staat.<br />

Aufstieg für alle<br />

Gedacht ist das Meister-BAföG längst nicht nur für<br />

künftige Handwerksmeister, sondern für alle, die ihre<br />

Chance auf eine Karriere im dualen System nutzen<br />

wollen. Deshalb wird das Programm auch zum sogenannten<br />

Aufstiegs-BAföG ausgebaut. Staatliche Zuschüsse<br />

<strong>und</strong> zinsgünstige Darlehen der KfW Bankengruppe<br />

gibt es nicht nur für Meisterkurse. Die Förderung kann<br />

auch für andere Lehrgänge <strong>und</strong> Kurse beantragt werden,<br />

die auf einen vergleichbaren Abschluss vorbereiten. Und<br />

zwar einkommensunabhängig bei den Lehrgangskosten.<br />

Bei der zusätzlichen Unterhaltsförderung in Vollzeitlehrgängen<br />

kommt es nur auf das eigene, nicht das<br />

Einkommen der Eltern an. Gefördert wird in allen Berufsbereichen,<br />

egal ob sich die Teilnehmer in Voll- oder<br />

Teilzeit, schulisch oder außerschulisch, mediengestützt<br />

oder durch Fernunterricht fortbilden. Ob Erzieher <strong>und</strong><br />

Erzieherinnen, Handelsfachwirte oder eben Zahntechniker/-innen<br />

– es wurden bisher schon fast alle Berufsgruppen<br />

gefördert.<br />

Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

Förderzeitraum seit 1996<br />

gesetzliche Leistung<br />

Fördervolumen (6,9 Milliarden Euro bis<br />

einschl. 2014)<br />

Website<br />

Kontakt<br />

www.meister-bafoeg.info<br />

Gebührenfreie AFBG Info-<br />

Hotline: 0800 – 62 23 63 45<br />

Der volle Name des Gesetzes heißt Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz<br />

(AFBG). Es richtet sich vor allem an angehende<br />

Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte, aber auch an potenzielle<br />

Existenzgründer, natürlich mit dem Ziel, dass diese<br />

neue Jobs <strong>und</strong> <strong>Aus</strong>bildungsplätze schaffen. Allein im Jahr<br />

2014 entwickelten sich r<strong>und</strong> 172.000 Menschen mithilfe<br />

des Karriereturbos weiter – stiegen zur Führungskraft auf,<br />

gründeten eine eigene Firma oder wurden selbst <strong>Aus</strong>bilder.<br />

So ist Julia Herbst in der Privatpraxis, in der sie<br />

arbeitet, jetzt auch für die <strong>Aus</strong>zubildenden verantwortlich.<br />

Für die Handwerkskammer arbeitet sie regelmäßig<br />

als Dozentin – <strong>und</strong>: „Wer weiß! Vielleicht mache ich<br />

mich ja irgendwann auch noch selbstständig“, so Herbst.<br />

Ihre Investition in den Meister hat sich längst ausgezahlt,<br />

ihr Einkommen hat Julia Herbst mehr als verdoppelt.<br />

Förderung soll familienfre<strong>und</strong>licher werden<br />

Das Meister-BAföG leistet schon heute einen wichtigen<br />

Beitrag, um die Innovations- <strong>und</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

des Wirtschaftsstandortes Deutschland zu sichern. Und<br />

demnächst liefert es noch bessere Argumente dafür,<br />

die Förderung zu beantragen. Mit Inkrafttreten der von<br />

B<strong>und</strong>estag <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esrat beschlossenen Novelle im<br />

August 2016 haben noch mehr Menschen Zugang zu<br />

dieser Förderung, dann zum sogenannten Aufstiegs-<br />

BAföG – zum Beispiel Bachelorabsolventinnen <strong>und</strong><br />

-absolventen. Diese bekommen dann sogar noch mehr<br />

Unterstützung: Für Lehrgangs- <strong>und</strong> Prüfungskosten gibt<br />

es künftig bis zu 15.000 Euro, fast 5.000 Euro mehr als bis -<br />

her. Und Alleinstehende, die ihre Fortbildung in Vollzeit<br />

absolvieren, bekommen dann monatlich bis zu 768 Euro<br />

Unterhalt, davon 333 Euro als Zuschuss, den Rest als<br />

zinsgünstiges Darlehen der KfW.<br />

i


31<br />

AUFSTIEGSFORTBILDUNGSFÖRDERUNGSGESETZ (AFBG)<br />

„Ohne die Unterstützung wäre ich heute kein Meister.“<br />

Ohne AFBG wäre Julia Herbst nicht das, was sie heute<br />

ist − eine erfolgreiche Zahntechnikermeisterin, die alleine<br />

ihre Familie versorgen kann.<br />

Julia Herbst hat ziemlich viel richtig gemacht in ihrem<br />

Leben. Sie war eine gute Schülerin <strong>und</strong> hat ihr Fachabitur<br />

mit gutem Notendurchschnitt abgeschlossen. Julia<br />

Herbst hätte Medizin studieren können, wollte aber<br />

lieber arbeiten <strong>und</strong> Geld verdienen. Also entschied sie<br />

sich für die <strong>Aus</strong>bildung zur Zahntechnikerin, schloss<br />

im Jahr 2005 ihre Gesellenprüfung erfolgreich ab, war<br />

Bezirkssiegerin <strong>und</strong> Drittbeste in ganz Nordrhein-Westfalen.<br />

Zunächst blieb Julia Herbst in ihrem Lehrlabor in<br />

ihrer Heimatstadt Siegen im Siegerland. Alles bestens.<br />

Dann heiratete sie, bekam zwei Kinder, blieb zu Hause,<br />

war vor allem Mutter. Doch die Ehe hielt nicht. Plötzlich<br />

stand die junge Frau da – allein mit den Kindern.<br />

Zwar arbeitete sie wieder in einem Praxislabor, doch<br />

ihr Einkommen reichte hinten <strong>und</strong> vorne nicht.<br />

Julia Herbst hatte sich auch schon früher vorgenommen,<br />

irgendwann Meister in ihrem Beruf zu werden. Jetzt<br />

aber musste sie Meister werden. „Ich brauchte einfach<br />

mehr Geld“, sagt die 32-Jährige. „Sonst hätte ich mir einen<br />

neuen Job suchen müssen.“ Das wollte sie aber nicht,<br />

denn sie mag ihren Beruf. Wenn sie davon erzählt, wie<br />

sie eine Krone in mühevoller Handarbeit fertigt, dann<br />

klingt das fast nach Kunst. Zuerst stellt sie anhand eines<br />

Abdrucks ein formidentisches Modell der Patientensituation<br />

her, auf dem sie dann mit filigranen Sonden<br />

<strong>und</strong> Instrumenten ihre Arbeit modelliert. Diese Modellation<br />

wird nun eingebettet <strong>und</strong> die daraus entstehende<br />

Form aus Gold gegossen oder mit geschmolzener<br />

Keramik ausgepresst. Dann verblendet sie die Form mit<br />

einem Keramik-Pulvergemisch <strong>und</strong> brennt den Zahnersatz<br />

im Ofen. Beim Feinschliff wird schließlich die<br />

Form natürlicher Zähne nachgeahmt. Für jeden Patienten<br />

eine individuelle Sonderanfertigung. „Ich mag besonders<br />

das Filigrane an meiner Arbeit“, erklärt Herbst.<br />

Sie wollte einen tieferen Einblick in ihren Beruf, als die<br />

<strong>Aus</strong>bildung ihr gewährt hatte. Julia Herbst wollte mehr<br />

wissen. Irgendwie würde sie die Meisterausbildung<br />

schon hinbekommen. Immerhin hatte sie den kaufmännischen<br />

Teil schon während der Lehre absolviert – das<br />

Modul konnte sie sich anrechnen lassen. Es fehlten also<br />

nur noch drei <strong>Aus</strong>bildungsteile. Das <strong>Aus</strong>bildermodul<br />

holte sie sich an der Abendschule, neben dem Job, drei<br />

Monate lang, in denen sich ihre Eltern abends um die<br />

Kinder kümmerten. „Das muss ich nicht noch einmal<br />

haben“, sagt sie heute. Die restlichen zwei Meistermodule<br />

wollte Julia Herbst in Vollzeit durchziehen. Wie<br />

aber sollte sie die teure <strong>Aus</strong>bildung finanzieren? Im<br />

Netz erfuhr sie vom Aufstiegs-BAföG – eine staatliche<br />

Förderung, die für ihren Fall so maßgeschneidert zu<br />

sein scheint wie eine von ihr gefertigte Krone.<br />

„Wer sich beruflich fortbilden möchte, bekommt Geld<br />

vom Staat“, stand da. Für Menschen, die Karriere im dualen<br />

System machen wollen, gibt es staatliche Zuschüsse<br />

oder zinsgünstige Darlehen der KfW Bankengruppe.<br />

Es ist das größte <strong>und</strong> erfolgreichste Förderprogramm<br />

in der beruflichen Bildung, 1,7 Millionen Menschen hat<br />

der Staat seit 1996 mit über sechs Milliarden Euro unterstützt.<br />

Also bewarb sich auch Julia Herbst. Und ihr Antrag wurde<br />

bewilligt. Für zehn Monate würde sie einen monatlichen<br />

Zuschuss in Höhe von 558,50 Euro erhalten. „Ohne das<br />

Geld hätte ich das niemals hinbekommen“, sagt sie heute.<br />

Es war eine Investition, die sich schnell rechnen sollte.<br />

Ihre Meisterprüfung bestand sie 2013 mit Bravour.<br />

Heute arbeitet sie halbtags in dem Dentallabor einer<br />

Kölner Privatpraxis. Den Rest der Zeit arbeitet sie an<br />

der Handwerkskammer als Dozentin <strong>und</strong> bildet den<br />

Nachwuchs aus, ihr Gehalt hat sie mehr als verdoppelt.<br />

Und wer weiß, vielleicht macht sich Julia Herbst irgendwann<br />

auch mal selbstständig. „Spätestens“, sagt sie,<br />

„wenn die Kinder aus dem Gröbsten raus sind.“


32 CHANCE BERUF<br />

ANERKENNUNGSGESETZ<br />

So geht Integration heute<br />

Seit 2012 haben Zuwanderinnen <strong>und</strong> Zuwanderer einen gesetzlichen Anspruch, prüfen zu lassen, ob ihr ausländischer<br />

Berufsabschluss in Deutschland anerkannt werden kann. Das Anerkennungsgesetz wird seitdem intensiv genutzt.<br />

Bei fast allen Anträgen wurde der Abschluss voll oder teilweise anerkannt.<br />

Margareta Marek kommt aus dem polnischen Stargard,<br />

50 Kilometer entfernt von Stettin. Im Jahr 2004 zog sie<br />

nach Deutschland, nach Neumünster, der Liebe wegen.<br />

Nach ihrer Scheidung war sie in Deutschland eine junge,<br />

alleinerziehende Frau mit kleinem Kind. Und ohne<br />

Arbeit. Zwar hatte sie in Polen den Beruf der Umweltschutztechnikerin<br />

erlernt. Doch weil es diese Berufsbezeichnung<br />

in Deutschland nicht gibt, sah sie in diesem<br />

Bereich keine berufliche Perspektive.<br />

Dass sie heute dennoch wieder in ihrem eigentlichen<br />

Beruf arbeitet, hat sie vor allem dem Anerkennungsgesetz<br />

zu verdanken, das 2012 in Kraft trat. Im <strong>Aus</strong>land<br />

erworbene Berufsqualifikationen lassen sich seither in<br />

Deutschland leichter anerkennen. Für die junge Polin<br />

kam es genau im richtigen Moment.<br />

Mit dem „Gesetz zur Verbesserung der Feststellung <strong>und</strong><br />

Anerkennung im <strong>Aus</strong>land erworbener Berufsqualifikationen“,<br />

so der offizielle Name, hat das B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF) ein effektives<br />

Instrument zur Arbeitsmarktintegration ausländischer<br />

Fachkräfte geschaffen. Erstmals hatten Zuwanderer wie<br />

Margareta Marek einen gesetzlichen Anspruch darauf,<br />

dass geprüft wird, ob ihr ausländischer Berufsabschluss<br />

in Deutschland anerkannt werden kann.<br />

Das Gesetz verfolgt zwei Ziele: Menschen wie Frau<br />

Marek besser zu integrieren <strong>und</strong> leichter dringend benötigte<br />

Fachkräfte für den deutschen Arbeitsmarkt zu<br />

gewinnen. Und das bislang ziemlich erfolgreich: „Allein<br />

bis Ende 2014 haben über 44.000 Zuwanderer einen<br />

Antrag auf Anerkennung gestellt. Und bei fast allen<br />

Anträgen wurde der Abschluss voll oder teilweise anerkannt.<br />

„Damit ist das Anerkennungsgesetz Teil unserer<br />

Willkommens- <strong>und</strong> Anerkennungskultur“, bilanziert<br />

B<strong>und</strong>es bil dungs ministerin Prof. Dr. Johanna Wanka.<br />

Einen Großteil der Anträge stellen Ärzte, Apotheker,<br />

Zahnärzte, Psychotherapeuten oder Hebammen.<br />

„Damit zeigt das Gesetz genau dort Wirkung, wo es<br />

benötigt wird – bei Berufen, für die die Anerkennung<br />

zwingende Voraussetzung für die Berufsausübung ist<br />

Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

Inkrafttreten des<br />

1. April 2012<br />

Gesetzes<br />

Haushaltsmittel für<br />

derzeit ca. 7,5 Millionen<br />

gesetzesbegleitende<br />

Euro p. a.<br />

Maßnahmen<br />

www.anerkennung-in-<br />

Website<br />

deutschland.de<br />

Kontakt<br />

anerkennungsportal@bibb.de<br />

<strong>und</strong> bei denen bereits ein hoher Fachkräftemangel<br />

herrscht“, so Wanka weiter. Jeder fünfte Antrag entfällt<br />

– wie im Fall von Margareta Marek – auf <strong>Aus</strong>bildungsberufe<br />

im dualen System. Zwar ist die Anerkennung in<br />

ihrem Fall nicht Jobvoraussetzung, sie erhöht aber die<br />

Chancen auf eine Anstellung, die ihrer Qualifikation<br />

entspricht.<br />

Mit bald vier Millionen Besuchen ist das Internetportal<br />

„Anerkennung in Deutschland“ (www.anerkennung-indeutschland.de)<br />

die zentrale Anlaufstelle für Zugewanderte<br />

mit Fragen zur beruflichen Anerkennung.<br />

Das B<strong>und</strong>esinstitut für Berufs bil dung (BIBB) bietet die<br />

Webseite im Auftrag des BMBF inzwischen in neun<br />

Sprachen (Deutsch, Englisch, Arabisch, Grie ch isch, Italienisch,<br />

Polnisch, Rumänisch, Spanisch <strong>und</strong> Türkisch) an.<br />

Darüber hinaus gibt es die wesentlichen Informationen<br />

auch als App in Deutsch, Englisch <strong>und</strong> den fünf wichtigsten<br />

Herkunftssprachen von Geflüchteten. Nützliches<br />

Tool auf der Startseite ist der „Aner kennungs- Finder“,<br />

der mit wenigen Klicks zu der rich tigen zuständigen<br />

Stelle führt <strong>und</strong> individuell zum gewählten Beruf informiert.<br />

Zugewanderte <strong>und</strong> zuwanderungsinteressierte<br />

Fachkräfte, Studierende <strong>und</strong> <strong>Aus</strong>zubildende haben<br />

zusätzlich unter der kostenlosen Hotline „Arbeit <strong>und</strong><br />

Leben in Deutschland“ +49 (0)30-1815-1111 <strong>und</strong> in<br />

einer der über 90 Anlaufstellen des Förderprogramms<br />

„Integration durch Qualifizierung (IQ)“ die Möglichkeit,<br />

sich persönlich zum Thema Berufsanerkennung <strong>und</strong><br />

Nachqualifizierung beraten zu lassen.<br />

i


33<br />

ANERKENNUNGSGESETZ<br />

„Davon träumt doch jeder.“<br />

In Polen war Margareta Marek ausgebildete Umweltschutztechnikerin.<br />

In Deutschland war sie alleinerziehende<br />

Mutter, ohne <strong>Aus</strong>bildung, ohne Job. Heute<br />

arbeitet die 34-Jährige wieder in ihrem <strong>Aus</strong>bildungsberuf<br />

– dank des Anerkennungsgesetzes.<br />

„Ich habe endlich einen richtigen Job <strong>und</strong> sammle Be rufs -<br />

erfahrung“, freut sich Margareta Marek. Vor drei Jahren<br />

hat die junge Polin nicht daran geglaubt, jemals so weit<br />

kommen zu können. Dass es ihr gelungen ist, hat sie<br />

dem sogenannten Anerkennungsgesetz zu verdanken.<br />

Margareta Marek kommt aus dem polnischen Stargard,<br />

50 Kilometer entfernt von Stettin. Nach Schule, <strong>Aus</strong>bildung<br />

<strong>und</strong> ersten Berufsjahren zog es sie im Jahr 2004<br />

nach Deutschland, nach Neumünster, der Liebe wegen.<br />

Ihr Mann, ebenfalls gebürtiger Pole, lebte dort schon seit<br />

1986. „Die ersten Jahre waren nicht einfach“, erinnert<br />

sich die 34-Jährige. Sie tat sich schwer mit der Sprache,<br />

auch wenn sie Gr<strong>und</strong>kenntnisse aus der Schulzeit mitbrachte.<br />

Sie wurde Mutter, kümmerte sich um das<br />

Kleinkind <strong>und</strong> verdiente mit Mini-Jobs als Haushaltshilfe<br />

<strong>und</strong> Pflegekraft etwas dazu.<br />

Dabei hatte sie doch in Polen einen Beruf erlernt: Margareta<br />

Marek ist ausgebildete Umweltschutztechnikerin<br />

– in Deutschland gibt es diese Berufsbezeichnung<br />

allerdings nicht. Nach ihrer Scheidung 2012 war sie in<br />

Deutschland eine junge, geschiedene Frau mit kleinem<br />

Kind. Und ohne Arbeit. „Im Jobcenter haben sie mir zuerst<br />

vorgeschlagen, als Bürokraft zu arbeiten“, erzählt<br />

sie. Aber ihr war gleich klar, dass das nicht zu ihr passen<br />

würde. Dass sie heute wieder in ihrem eigentlichen Beruf<br />

arbeitet, hat sie vor allem dem Anerkennungsgesetz<br />

zu verdanken, das 2012 in Kraft trat: Dieses Gesetz erleichtert<br />

es, im <strong>Aus</strong>land erworbene Berufsqualifikationen<br />

in Deutschland anerkennen zu lassen. Für die junge<br />

Frau auf Arbeitssuche kam es genau im richtigen<br />

Moment. „Dadurch hatte ich plötzlich eine Chance“,<br />

sagt sie. „Auch wenn es nicht gleich danach aussah.“ An<br />

der deutschen dualen Berufsausbildung schätzt Margareta<br />

Marek besonders den Praxis bezug. Sie selbst jedoch<br />

hatte ihren Beruf fast nur in der Theorie erlernt.<br />

Genau das wurde zum Problem, als sie sich dafür entschied,<br />

ihre <strong>Aus</strong>bildung in Deutschland anerkennen zu<br />

lassen. Mithilfe ihres Betreuers beim Jobcenter bemühte<br />

sie sich darum, als „Fachkraft für Abwassertechnik“<br />

anerkannt zu werden – dem deutschen Beruf, der<br />

ihrem polnischen Abschluss als Umwelttechnikerin<br />

ähnlich ist. Weil ihr die Praxis fehlte, erhielt sie von der<br />

IHK FOSA (Foreign Skills Approval) zunächst einen<br />

Bescheid über eine teilweise Gleichwertigkeit: Ihre Enttäuschung<br />

war erst einmal groß. Doch das Anerkennungsgesetz<br />

bietet die Möglichkeit, wesent liche Unterschiede<br />

innerhalb von fünf Jahren auszu gleichen. Das<br />

bedeutete: Nach einem zehnmonatigen Praktikum<br />

konnte für sie die vollständige Anerkennung erfolgen.<br />

Margareta Marek kniete sich rein: Über ein halbes Jahr<br />

lang schrieb sie Bewerbungen, bis sie bei den Stadtwerken<br />

Nortorf, ein paar Kilometer von Neumünster entfernt,<br />

eine Praktikumsstelle fand: „Das ist doch meistens<br />

so im Leben – Kurz bevor man aufgeben will, bietet<br />

sich auf einmal eine Lösung.“ Eine Lösung, die sich als<br />

viel besser herausstellte, als erwartet: Im Praktikum bewährte<br />

sich Margareta Marek so gut, dass die Stadtwerke<br />

sie zum 1. Mai 2015 einstellten. „Seitdem bin ich weg<br />

vom Jobcenter, benötige keine Leistungen mehr“, sagt<br />

sie stolz. „Davon träumt doch jeder: in seinem Beruf<br />

zu arbeiten, eigenes Geld zu verdienen <strong>und</strong> nicht auf<br />

Unterstützung angewiesen zu sein.“ Das Wichtigste<br />

aber sind für sie die Kollegen, die sie von Anfang an<br />

herzlich aufgenommen haben <strong>und</strong> unterstützten: „Ich<br />

habe richtig gute, fre<strong>und</strong>liche Menschen getroffen <strong>und</strong><br />

bin sehr stolz, mit ihnen zusammenzuarbeiten.“


35<br />

Aufstieg – Weiterlernen wird für<br />

jeden selbstverständlich<br />

Die duale <strong>Aus</strong>bildung bildet zusammen mit der beruflichen Fortbildung<br />

ein starkes Gespann für ein erfolgreiches <strong>und</strong> langes Berufsleben.<br />

Das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung unterstützt<br />

Menschen deshalb beim lebenslangen Lernen, zum Beispiel über<br />

Beratungsangebote, Know-how-Transfer bis auf die kommunale Ebene<br />

oder staatliche Zuschüsse wie die Bildungsprämie oder das Aufstiegs<strong>und</strong><br />

<strong>Weiterbildung</strong>sstipendium. Damit kreiert das BMBF berufliche<br />

Pers pektiven für potenzielle Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte <strong>und</strong> sichert so<br />

die Innovationskraft <strong>und</strong> Zukunftsfähigkeit Deutschlands.


36 CHANCE BERUF<br />

BMBF-INFORMATIONSKAMPAGNE „DU + DEINE AUSBILDUNG = PRAKTISCH UNSCHLAGBAR!“<br />

<strong>Aus</strong>bildung, die ankommt<br />

In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Schulabgänger deutlich gesunken. Gr<strong>und</strong>: der demografische Wandel.<br />

Gleichzeitig beginnen aber immer mehr junge Menschen nach ihrem Schulabschluss ein Studium. Zur Sicherung des<br />

Fachkräftebedarfs in der beruflichen Bildung hat das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung deshalb im<br />

April 2016 die Informationskampagne „Du + Deine <strong>Aus</strong>bildung = Praktisch unschlagbar!“ gestartet.<br />

Auf einer deutschlandweiten Infotour mit alleine r<strong>und</strong><br />

90 Stopps 2016 geben geschulte Beraterinnen <strong>und</strong> Berater<br />

den Jugendlichen vor Ort Tipps <strong>und</strong> Infos zur Berufsorientierung<br />

<strong>und</strong> den Chancen einer beruflichen<br />

<strong>Aus</strong>- <strong>und</strong> Fortbildung. Hier bleibt keine Frage r<strong>und</strong> um<br />

die berufliche Bildung unbeantwortet. Die individuell<br />

gestalteten Infomobile stehen auf Bildungsmessen, in<br />

Schulen <strong>und</strong> Unternehmen, auf öffentlichen Plätzen,<br />

Festivals <strong>und</strong> Konzerten. Dabei werden auch spezielle<br />

Beratungsformate angeboten: mit Info-Abenden für<br />

Eltern, kreativ gestalteten Schuldoppelst<strong>und</strong>en sowie<br />

mit einem interaktiven Quiz sollen junge Menschen<br />

<strong>und</strong> ihre Eltern motiviert werden, sich mit dem Thema<br />

duale Berufsausbildung auseinanderzusetzen. Wichtige<br />

Partner bei den Stopps der Infotour sind die allgemein<strong>und</strong><br />

berufsbildenden Schulen, die Beratungsstellen der<br />

örtlichen Agenturen für Arbeit sowie die Industrie- <strong>und</strong><br />

Handelskammern <strong>und</strong> Handwerkskammern.<br />

Mission <strong>Aus</strong>bildung: Vier Piaggio Api sind unterwegs durch Deutschland,<br />

um die duale <strong>Aus</strong>bildung in den verschiedensten Regionen zu bewerben.<br />

Begeisterung von jungen Menschen für die berufliche<br />

<strong>Aus</strong>bildung – das will die Kampagne erreichen. Der<br />

Wert der beruflichen Bildung – ein Erfolgsmodell mit<br />

Weltklasse – soll auch in Deutschland wieder stärker<br />

in der Gesellschaft verankert werden.<br />

Beim Design der Kampagne wurden ganz gezielt Eyecatcher<br />

gewählt, die Jugendliche ansprechen. Mit<br />

ungewöhnlichen Berufsbezeichnungen – z. B. „Gesellschafts<br />

beweger/-in“ oder „Alles-Zusammen-Halter/-in“<br />

– soll das Interesse der Jugendlichen an Informationen<br />

zur beruflichen Bildung geweckt werden. Es wird gezeigt,<br />

dass das duale System viel mehr Potenziale <strong>und</strong> Karrierechancen<br />

bietet als oft gedacht.<br />

Ergänzt wird dieses Angebot durch die Kampagnenwebsite<br />

www.praktisch-unschlagbar.de, eine starke Präsenz<br />

in den sozialen Netzwerken (Facebook, Instagram,<br />

YouTube), Werbemaßnahmen wie Plakate <strong>und</strong> Kinospots<br />

sowie eine umfangreiche Presse- <strong>und</strong> Medienarbeit<br />

u. a. in Jugendzeitschriften <strong>und</strong> überregionalen<br />

Zeitungen.<br />

Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

Förderzeitraum Januar 2016 – Dezember 2018<br />

Fördervolumen<br />

Website<br />

Kontakt<br />

15 Millionen Euro<br />

www.praktisch-unschlagbar.de<br />

marlene.lohkamp@bmbf.b<strong>und</strong>.de<br />

i


AUFSTIEG – WEITERLERNEN WIRD FÜR JEDEN SELBSTVERSTÄNDLICH 37<br />

BILDUNGSPRÄMIE<br />

Motivationsspritze für lebenslanges Lernen<br />

Mit dem Programm Bildungsprämie will die B<strong>und</strong>esregierung Menschen für die individuelle berufliche <strong>Weiterbildung</strong><br />

motivieren. Wer in seine Bildung investiert, bekommt seit 2008 etwas vom Staat dazu. Ein Erfolgsmodell: Bislang wurden<br />

mithilfe der Bildungsprämie über 300.000 Gutscheine zur <strong>Weiterbildung</strong>sförderung ausgegeben.<br />

Man lernt nie aus – das gilt besonders für die Bürgerinnen<br />

<strong>und</strong> Bürger einer Wissensgesellschaft wie der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland. Denn deren wirtschaftlicher<br />

Erfolg hängt stark von der Innovationskraft ihrer Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> damit von dem Know-how der Mitarbeiter<br />

ab. Mit der Bildungsprämie hat die B<strong>und</strong>esregierung<br />

ein neues Finanzierungsmodell entwickelt, das Menschen<br />

beim lebenslangen Lernen unterstützt. Wer in<br />

seine individuelle berufliche <strong>Weiterbildung</strong> investiert,<br />

kann staatliche Zuschüsse erhalten. Damit kann die<br />

Bildungs prämie Erwerbstätigen dabei helfen, sich weiterzubilden.<br />

Das durch den Europäischen Sozialfonds mitfinanzierte<br />

B<strong>und</strong>esprogramm richtet sich vor allem an diejenigen<br />

Menschen, die sich eine <strong>Weiterbildung</strong> bisher nicht<br />

ohne Weiteres leisten konnten. Die Förderung besteht<br />

aus einem Prämien- <strong>und</strong> einem Spargutschein, die sich<br />

miteinander kombinieren lassen. Wer einen solchen<br />

Gutschein erhalten möchte, der muss sich an eine der<br />

etwa 530 Beratungsstellen in Deutschland wenden<br />

(Adressen auf www.bildungspraemie.info).<br />

Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

Förderzeitraum<br />

Fördervolumen<br />

Website<br />

Kontakt<br />

Dezember 2008 –<br />

Dezember 2017 (3. Förderphase<br />

seit Juli 2014)<br />

85 Millionen Euro<br />

(ESF-Kofinanzierung von<br />

Juli 2014 – Dezember 2020)<br />

www.bildungspraemie.info<br />

bildungspraemie@<br />

buergerservice.b<strong>und</strong>.de<br />

i<br />

Über den Prämiengutschein bekommen Interessierte<br />

die Hälfte der <strong>Weiterbildung</strong>skosten erstattet, maximal<br />

500 Euro. Der Spargutschein erlaubt es Arbeitnehmerinnen<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmern, angespartes Geld aus ihren<br />

vermögenswirksamen Leistungen vorzeitig für <strong>Weiterbildung</strong>en<br />

zu verwenden, ohne auf die staatliche Förderung,<br />

die Arbeitnehmersparzulage, verzichten zu müssen.<br />

Die über 300.000 bisher ausgegebenen Gutscheine zeigen<br />

die positive Resonanz der Bevölkerung auf die<br />

Bildungsprämie. Die erste Förderphase – von Dezember<br />

2008 bis November 2011 – wurde vom Rheinisch-Westfälischen<br />

Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) Essen<br />

evaluiert. Dabei gaben 77 Prozent der Befragten an,<br />

dass sie die Bildungsprämie zu mehr <strong>Weiterbildung</strong><br />

angeregt habe. Und mit r<strong>und</strong> 75 Prozent Beteiligung<br />

haben vor allem Frauen vom B<strong>und</strong>esprogramm Bildungsprämie<br />

profitiert.


38 CHANCE BERUF<br />

ARBEITSPLATZORIENTIERTE ALPHABETISIERUNG<br />

Liebesgrüße aus dem Hafen<br />

Fast jeder Zehnte in Deutschland kann nicht oder nicht richtig lesen <strong>und</strong> schreiben. Deshalb investiert das B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Bildung <strong>und</strong> Forschung in den kommenden zehn Jahren bis zu 180 Millionen Euro, um das Land zu<br />

alphabetisieren.<br />

Uwe Boldt arbeitet seit 18 Jahren im Hamburger Hafen.<br />

Die Schule hat er nach der 9. Klasse verlassen. Rech nen,<br />

Sport <strong>und</strong> Werken fielen ihm leicht, nur mit dem Schreiben<br />

hatte er immer Probleme. „In meinem Zeugnis stand:<br />

‚versetzt aus pädagogischen Gründen‘ “, erinnert er sich.<br />

Im Klassenraum saß er in der letzten Reihe, dort, wo er<br />

nicht weiter auffiel. Ein Abschlusszeugnis besitzt er nicht.<br />

Trotzdem hat er nach der Schule eine <strong>Aus</strong>bildung zum<br />

Hafenfacharbeiter absolviert. Boldt liebt seine Arbeit –<br />

aber ohne richtig lesen <strong>und</strong> schreiben zu können, kam<br />

er beruflich nicht voran.<br />

Uwe Boldt ist funktionaler Analphabet, einer von 7,5 Mil -<br />

lionen in Deutschland. Ein Umstand, den das B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF) seit<br />

Jahren mit einer Vielzahl von Initiativen bekämpft.<br />

Allein seit 2012 engagierte sich der B<strong>und</strong> mit insgesamt<br />

20 Millionen Euro für die Alphabetisierung am Arbeitsplatz.<br />

Dabei förderte das Ministerium etwa Selbstlern-<br />

Kurse, die auf Smartphones funktionieren, zum Beispiel<br />

über die Lernplattform www.ich-will-deutsch-lernen.de<br />

des Deutschen Volkshochschul-Verbands e. V. (DVV).<br />

Die Hemmschwelle für Betroffene soll dabei so niedrig<br />

wie möglich sein. Auch wurden Angebote wie „ABCami<br />

– Alphabetisierung <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>bildung in der Moschee“<br />

ausgebaut. Vor allem aber hat die Initiative Unternehmen<br />

motiviert, Lesen <strong>und</strong> Schreiben stärker als bislang in die<br />

betriebliche <strong>Weiterbildung</strong> einzubauen.<br />

Denn der Großteil der Menschen, die wie Boldt kaum<br />

lesen <strong>und</strong> nicht schreiben können, sind Erwachsene –<br />

Analphabeten, die seit Jahren mit diesem Manko leben.<br />

60 Prozent der Betroffenen haben Jobs, meist sind es<br />

Ungelernte in Industrie, Bau, Gastronomie oder Gebäudereinigung.<br />

Nicht lesen zu können ist in vielen Betrieben<br />

kein Tabu: Man arrangiert sich, die Kollegen helfen,<br />

füllen Formulare aus, bei Putzkräften markieren sie die<br />

Reinigungsmittel mit verschiedenen Farben. Ein eingeübtes<br />

Miteinander, so dass ein Großteil der Analphabeten<br />

gar keine Notwendigkeit sieht, vielleicht doch noch<br />

lesen <strong>und</strong> schreiben zu lernen.<br />

Genau das aber macht es so schwierig, diese Menschen<br />

abseits des Schulsystems zu erreichen. B<strong>und</strong>esbildungsministerin<br />

Prof. Dr. Johanna Wanka hat deshalb im<br />

September 2015 die Nationale Dekade für Alphabetisierung<br />

in Deutschland ausgerufen <strong>und</strong> dabei verkündet,<br />

dass das BMBF in den kommenden zehn Jahren bis zu<br />

180 Millionen Euro investiert, um gegen Analphabetismus<br />

vorzugehen. Im Rahmen dieser Initiative werden<br />

B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Länder gemeinsam eine breite Informationskampagne<br />

durchführen, die für das Thema sensibilisiert,<br />

sowie ihre Beratungs- <strong>und</strong> Lernangebote weiter ausbauen.<br />

Uwe Boldt hat es mühsam geschafft, lesen <strong>und</strong> schreiben<br />

zu lernen. Weil er sich auf Kollegen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e<br />

verlassen konnte, die ihn in den vergangenen Jahren<br />

immer wieder ermuntert haben, die Kurse an der<br />

Volkshochschule zu besuchen <strong>und</strong> weiter zu lernen.<br />

Heute sitzt er in schwindelerregender Höhe <strong>und</strong> hievt<br />

mit seinem Kran schwere Frachten durch den Hafen.<br />

Vom Hafenarbeiter zum ausgebildeten Kran- <strong>und</strong> Containerbrückenfahrer<br />

– ohne den Analphabetismus zu<br />

besiegen, wäre er nicht so weit gekommen. „Ich liebe<br />

meine Arbeit, ich wollte beruflich aufsteigen“, erzählt<br />

er. Kürzlich hat er sogar eine Qualifizierung zum Gefahrengütertransporter<br />

absolviert. Und das Beste ist:<br />

Seiner Frau schickt er inzwischen sogar Liebesbriefe.<br />

Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

Förderzeitraum<br />

August 2012 – September 2015;<br />

September 2015 – September 2025<br />

Fördervolumen<br />

ca. 20 Millionen Euro insgesamt;<br />

ca. 180 Millionen Euro insgesamt<br />

Website<br />

Kontakt<br />

www.alphab<strong>und</strong>.de<br />

alphadekade@bibb.de<br />

i


AUFSTIEG – WEITERLERNEN WIRD FÜR JEDEN SELBSTVERSTÄNDLICH 39<br />

INFOTELEFON WEITERBILDUNGSBERATUNG<br />

Auch Lebensläufe brauchen Bewegung<br />

Fragen zur <strong>Weiterbildung</strong>? 030/2017 9090 – das Infotelefon berät Sie gern!<br />

Sie wollen sich beruflich weiterentwickeln <strong>und</strong> suchen<br />

eine zu Ihnen passende <strong>Weiterbildung</strong>? Das BMBF-<br />

Infotelefon für <strong>Weiterbildung</strong>sberatung unterstützt<br />

Sie als Ihr persönlicher <strong>Weiterbildung</strong>sratgeber. Die<br />

kostenlose Beratung hilft Ihnen, Ihre <strong>Weiterbildung</strong>sabsichten<br />

zu konkretisieren <strong>und</strong> die individuellen<br />

Bedarfe zu ermitteln. Am Infotelefon erreichen Sie<br />

werktags zwischen 10 <strong>und</strong> 17 Uhr qualifizierte <strong>Weiterbildung</strong>sberaterinnen<br />

<strong>und</strong> -berater.<br />

Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

Förderzeitraum<br />

Januar 2015 –<br />

Dezember 2016 (Erprobung)<br />

Website<br />

www.derweiterbildungsratgeber.de<br />

Kontakt<br />

weiterbildungsratgeber@dlr.de<br />

Für eine vertiefende Beratung können Ratsuchende,<br />

die in Berlin, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen,<br />

Sachsen, Schleswig-Holstein <strong>und</strong> Baden-Württemberg<br />

leben, zu Beraterinnen <strong>und</strong> Beratern in Wohnortnähe<br />

weitergeleitet werden. Weitere Partner der b<strong>und</strong>esweiten<br />

telefonischen <strong>Weiterbildung</strong>sberatung sind die<br />

B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit <strong>und</strong> die Hotline „Arbeiten<br />

<strong>und</strong> Leben in Deutschland“ zur Anerkennung ausländischer<br />

Berufsabschlüsse im B<strong>und</strong>esamt für Migration<br />

<strong>und</strong> Flüchtlinge (BAMF).<br />

i<br />

TRANSFERINITIATIVE KOMMUNALES BILDUNGSMANAGEMENT<br />

Gemeinsam kommunale Bildungslandschaften<br />

gestalten<br />

Bildung findet in den Kommunen statt. Damit alle Bildungsakteure vor Ort effizient zusammenarbeiten, bietet die<br />

Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement Strukturlösungen für ein modernes Bildungsmanagement.<br />

Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

Förderzeitraum 2014 – 2017<br />

Fördervolumen<br />

Website<br />

Kontakt<br />

bis zu 10 Millionen Euro jährlich<br />

www.transferagenturen.de<br />

transferagenturen@dlr.de<br />

Die Transferinitiative zielt darauf ab, Bildungslandschaften<br />

nachhaltig zu gestalten. Und zwar vor Ort, also<br />

dort, wo Bildung stattfindet. B<strong>und</strong>esweit werden Kreise<br />

<strong>und</strong> kreisfreie Städte dabei unterstützt, ein ressortübergreifendes<br />

<strong>und</strong> bedarfsorientiertes Bildungsmanagement<br />

aufzubauen. Gr<strong>und</strong>idee ist, die für Bildung <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong><br />

zuständigen Akteure vor Ort ämter- <strong>und</strong> institutionenübergreifend<br />

zusammenzubringen. Bildungsangebote<br />

<strong>und</strong> -bedarfe werden zusammengeführt – um<br />

sie besser aufeinander abzustimmen <strong>und</strong> bedarfsorientiert<br />

anbieten zu können. Bildungsmonitoring <strong>und</strong><br />

-berichterstattung dienen dabei als Steuerungs instrumente<br />

<strong>und</strong> liefern die Datenbasis für bildungspolitische<br />

Entscheidungen. Um alle Kräfte vor Ort zu bündeln<br />

<strong>und</strong> die Zivilgesellschaft zu stärken, werden Akteure<br />

wie beispielsweise lokale <strong>und</strong> regionale (Bildungs-)Stiftungen<br />

systematisch in diesen Prozess einbezogen. Zur<br />

flächendeckenden Verbreitung dieses datenbasierten<br />

kommunalen Bildungsmanagements wurde ein b<strong>und</strong>esweites<br />

Netzwerk aus neun Transferagenturen aufgebaut –<br />

die seit Mitte 2014 Kommunen im gesamten Bun desgebiet<br />

kostenlos beraten, qualifizieren <strong>und</strong> begleiten.<br />

Die Transferinitiative baut auf den Ergebnissen des<br />

Förderprogramms „Lernen vor Ort“ auf. Zwischen 2009<br />

<strong>und</strong> 2014 hatte das BMBF gemeinsam mit einem Netzwerk<br />

deutscher Stiftungen bereits 40 Kommunen beim<br />

Aufbau <strong>und</strong> der Weiterentwicklung des datenbasierten<br />

kommunalen Bildungsmanagements unterstützt.<br />

i


40 CHANCE BERUF<br />

AUFSTIEGS- UND WEITERBILDUNGSSTIPENDIUM<br />

Man lernt niemals aus<br />

Das <strong>Weiterbildung</strong>sstipendium hat in 25 Jahren weit über 100.000 Menschen zur beruflichen Fortbildung animiert.<br />

Eine Erfolgsgeschichte, die das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung seit 2008 mit dem Aufstiegs stipendium<br />

wiederholt. Schon über 3.000 Qualifizierte haben mithilfe dieses Programms ihr Studium abgeschlossen.<br />

Ronny Handke ist einer von inzwischen weit über<br />

100.000 jungen Menschen, die nach ihrer <strong>Aus</strong>bildung<br />

noch mehr erreichen wollten. Im Jahr 1991 als „Begabtenförderung<br />

berufliche Bildung“ gestartet, richtet sich<br />

das <strong>Weiterbildung</strong>sstipendium bis heute an Menschen<br />

wie ihn, die bei der Aufnahme jünger als 25 Jahre sind<br />

<strong>und</strong> ihre Berufsausbildung besonders erfolgreich abgeschlossen<br />

haben. Es finanziert beispielsweise fachliche<br />

Lehrgänge zur Technikerin/zum Techniker oder zur<br />

Fachwirtin/zum Fachwirt oder fachübergreifende <strong>Weiterbildung</strong>en<br />

wie etwa IT- oder Sprachkurse – oder wie<br />

bei Handke den Lehrgang zum Industriemeister. Beim<br />

<strong>Weiterbildung</strong>sstipendium sind die r<strong>und</strong> 300 Kammern<br />

b<strong>und</strong>esweit wichtige Partner.<br />

Es hat „klick“ gemacht – Ronny Handke ist auf dem Weg zum Industriemeister.<br />

Ronny Handke hatte gerade erst seine <strong>Aus</strong>bildung abgeschlossen.<br />

Zum Konstruktionsmechaniker bei einem<br />

mittelständischen Betrieb in Grevesmühlen. Da hatte<br />

sein <strong>Aus</strong>bilder schon die Idee mit der <strong>Weiterbildung</strong><br />

zum Industriemeister. Außerdem solle es ein <strong>Weiterbildung</strong>sstipendium<br />

geben, das einem dabei helfe. Dass<br />

er sich darum bewerben würde, war Ronny Handke<br />

gleich klar: „Solche Chancen gibt es ja nicht oft.“ Aber<br />

ohne das Stipendium hätte er niemals so jung in die<br />

<strong>Weiterbildung</strong> starten können: „Die <strong>Weiterbildung</strong><br />

kostet über 4.000 Euro, ohne die Unterstützung wäre<br />

das bei mir nicht drin gewesen.“<br />

Studieren mit Berufserfahrung<br />

Eine Erfolgsgeschichte, die die Stiftung Begabtenförderung<br />

berufliche Bildung (SBB) im Auftrag <strong>und</strong> mit Mitteln<br />

des BMBF seit 2008 mit dem Aufstiegsstipendium<br />

wiederholt. Dieses richtet sich an begabte Fachkräfte,<br />

die besonderes Talent <strong>und</strong> Engagement bewiesen haben<br />

<strong>und</strong> studieren möchten. Im Gegensatz zum<br />

<strong>Weiterbildung</strong>sstipendium gibt es für Bewerber keine<br />

Altersgrenze; auch berufsbegleitende Studiengänge<br />

werden gefördert. In der Praxis blicken drei von vier<br />

Stipendiatinnen <strong>und</strong> Stipendiaten auf mehr als drei<br />

Jahre Berufserfahrung zurück. Herausragende Absolventinnen<br />

<strong>und</strong> Absolventen eines Erststudiums können<br />

zudem für ihren Master die Förderung beantragen.<br />

Finanzielle <strong>und</strong> ideelle Förderung<br />

Seit dem Start des Programms haben jedes Jahr r<strong>und</strong><br />

1.000 Fachkräfte ein Aufstiegsstipendium erhalten.<br />

Über die finanzielle Unterstützung hinaus profitieren<br />

die Stipendiaten auch von einer ideellen Förderung, die<br />

kontinuierlich ausgebaut wird. Diese besteht aus einem<br />

virtuellen Stipendiatennetzwerk, einem vielfältigen<br />

Seminarangebot <strong>und</strong> regionalen <strong>Aus</strong>tauschgruppen.<br />

Beide Förderungen sind Teil der Qualifizierungsinitiative<br />

„Aufstieg durch Bildung“ der B<strong>und</strong>esregierung.<br />

Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

<strong>Weiterbildung</strong>sstipendium:<br />

Förderzeitraum seit 1991, Aufstiegsstipendium:<br />

seit Oktober 2008<br />

<strong>Weiterbildung</strong>sstipendium:<br />

fast 400 Millionen Euro<br />

Fördervolumen<br />

Aufstiegsstipendium:<br />

117,7 Millionen Euro (Stand 2015)<br />

www.weiterbildungsstipendium.de<br />

Website<br />

www.aufstiegsstipendium.de<br />

Kontakt<br />

info@sbb-stipendien.de<br />

i


41<br />

WEITERBILDUNGSSTIPENDIUM<br />

„Eine Chance, die man nutzen muss.“<br />

Seine erste Lehre hatte Ronny Handke noch abgebrochen.<br />

Erst bei der zweiten <strong>Aus</strong>bildung machte es „klick“ – wie<br />

er das ausdrückt. Jetzt ist er 25 <strong>und</strong> auf dem direkten<br />

Weg zum Industriemeister – auch dank des <strong>Weiterbildung</strong>sstipendiums.<br />

Vor nicht mal zehn Jahren hätte sich Ronny Handke<br />

niemals vorstellen können, dass er es bis 2017 zum<br />

Industriemeister bringen würde. Sein Leben wäre wohl<br />

ziemlich anders verlaufen – hätte er nicht einen so guten<br />

<strong>Aus</strong>bildungsbetrieb gef<strong>und</strong>en, der Selbstvertrauen<br />

<strong>und</strong> Ehrgeiz aus ihm herausgekitzelt hat. „Ohne meinen<br />

<strong>Aus</strong>bilder wäre ich niemals da, wo ich heute bin“, sagt<br />

der 25-Jährige. „Und ohne das <strong>Weiterbildung</strong>sstipendium<br />

auch nicht − das war eine Chance, die ich unbedingt<br />

nutzen wollte.“<br />

Nach seinem Hauptschulabschluss hatte der junge<br />

Mecklenburger zunächst eine <strong>Aus</strong>bildung zum Stahlbetonbauer<br />

begonnen − <strong>und</strong> ziemlich schnell wieder<br />

abgebrochen. Der Beruf lag ihm nicht, im Betrieb kam<br />

er nicht klar. Er gab auf − glücklicherweise nicht vollständig<br />

–, schrieb weiter Bewerbungen <strong>und</strong> fand so<br />

einen neuen <strong>Aus</strong>bildungsplatz: Ein mittelständisches<br />

Metallunternehmen in Grevesmühlen stellte Ronny<br />

Handke als <strong>Aus</strong>zubildenden zum Konstruktionsmechaniker<br />

Fachrichtung Feinblech/Bautechnik ein. Von Anfang<br />

an fühlte er sich wohl: „Es hat einfach ‚klick‘ gemacht!<br />

Ich habe etwas gef<strong>und</strong>en, das ich gut kann <strong>und</strong><br />

das mich interessiert − <strong>und</strong> vor allem hatte ich auf einmal<br />

Menschen um mich, die an mich geglaubt haben.“<br />

Von seinem <strong>Aus</strong>bilder, selbst Industriemeister, erfuhr er,<br />

dass sich nach der <strong>Aus</strong>bildung noch viele weitere Wege<br />

für ihn öffnen. Und dass besonders<br />

gute Absolventinnen <strong>und</strong><br />

Absolventen auf diesen Wegen<br />

finanzielle Unterstützung durch<br />

das <strong>Weiterbildung</strong>sstipendium<br />

bekommen können.<br />

„Meine 87 Punkte waren auch Voraussetzung für mein<br />

Stipendium.“ Dass er sich darum bewerben würde, war<br />

ihm gleich klar: „Solche Chancen gibt es ja nicht oft.“<br />

Hätte er das alleine finanzieren müssen, hätte er niemals<br />

so jung in die Weiterbil dung starten können. „Das<br />

sind Kosten von über 4.000 Euro, die hätte ich so schnell<br />

niemals zusammengespart.“<br />

Von 40 Bewerbern auf ein <strong>Weiterbildung</strong>sstipendium<br />

bei der IHK Schwerin erhielten nur 17 den Zuschlag –<br />

<strong>und</strong> Ronny Handke war einer von ihnen. Kurz zögerte<br />

er dann doch − schon wieder lernen? Aber dann habe er<br />

sich gesagt: „Jetzt ist das Wissen noch frisch, ich bleibe<br />

im Stoff, <strong>und</strong> dann habe ich wirklich was in der Tasche.“<br />

Seither schiebt er im Betrieb ausschließlich Frühschichten<br />

− sein Arbeitgeber ermöglicht ihm das. Jeden Dienstag,<br />

jeden Donnerstag <strong>und</strong> jeden zweiten Samstag drückt<br />

er nun wieder die Schulbank: „Manchmal muss ich mich<br />

schon überwinden, mich abends noch mal zum Lernen<br />

hinzusetzen“, sagt er.<br />

Auch für die Zukunft hat Ronny Handke Pläne: „Ich kann<br />

mir gut vorstellen, andere anzuleiten.“ Am liebsten würde<br />

er später einmal als Werkstattleiter arbeiten, so könnte<br />

er eine Führungsaufgabe mit der konkreten praktischen<br />

Arbeit verbinden, die ihm so viel Freude macht.<br />

Seinen <strong>Aus</strong>bilderschein hat er jetzt schon in der Tasche,<br />

den hat er gleich in den ersten Monaten der <strong>Weiterbildung</strong><br />

absolviert: „Das bedeutet mir echt was“, schwärmt<br />

er. „Mein Vorbild ist mein eigener <strong>Aus</strong>bilder. Ich würde<br />

auch gerne andere junge Menschen motivieren, etwas<br />

aus sich zu machen.“<br />

Handke klingt immer noch ein<br />

wenig erstaunt, wenn er erzählt,<br />

dass er, der „nur einen Hauptschulabschluss<br />

hat“, seine <strong>Aus</strong>bildung<br />

zum Konstruktionsmechaniker<br />

mit <strong>Aus</strong>zeichnung<br />

bestanden hat.


43<br />

Internationale Öffnung der<br />

deutschen Berufsbildung<br />

Die berufliche Bildung gilt im <strong>Aus</strong>land als Erfolgsmodell, weil junge<br />

Menschen in Deutschland für die Jobs ausgebildet werden, die es gibt.<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung fördert deshalb den internationalen Know-how-<br />

Transfer, den <strong>Aus</strong>tausch von <strong>Aus</strong>zubildenden innerhalb Europas <strong>und</strong><br />

knüpft Allianzen gegen Jugendarbeitslosigkeit.


44 CHANCE BERUF<br />

ERASMUS+ BERUFSBILDUNG<br />

Über den Tellerrand hinauslernen<br />

Das EU-Programm Erasmus+ legt <strong>Aus</strong>zubildenden <strong>und</strong> <strong>Aus</strong>bildern Europa zu Füßen. Dank der Unterstützung tauchen<br />

sie ein in neue Arbeitswelten, bewegen sich in fremden Kulturen <strong>und</strong> verbessern nebenbei noch ihre Fremdsprachenkenntnisse.<br />

Sarah Büchert hat vor ein paar Wochen ihre <strong>Aus</strong>bildung<br />

bei BASF erfolgreich abgeschlossen. Drei Jahre lang hat<br />

sie den Beruf der Chemikantin erlernt. Wenn man sie<br />

nach ihrem Highlight während dieser Zeit fragt, dann<br />

erzählt sie mit leuchtenden Augen von ihrem <strong>Aus</strong>tauschprogramm<br />

in Norwegen. „Diese vier Wochen werde ich<br />

nicht so schnell vergessen.“<br />

Die 25-Jährige ist eine von 22.000 <strong>Aus</strong>zubildenden,<br />

Berufsschülern <strong>und</strong> Berufsbildungsexperten, die es im<br />

vergangenen Jahr mithilfe von Erasmus+ ins europäische<br />

<strong>Aus</strong>land verschlagen hat – dem EU-Programm für allgemeine<br />

<strong>und</strong> berufliche Bildung, Jugend <strong>und</strong> Sport.<br />

Seit 2014 motiviert die EU-Kommission damit <strong>Aus</strong>zubildende<br />

<strong>und</strong> <strong>Aus</strong>bildungspersonal, den eigenen Horizont<br />

zu erweitern, indem sie in neue Arbeitswelten<br />

eintauchen <strong>und</strong> sich in fremden Kulturen bewegen.<br />

Unternehmen, aber auch Kammern, Berufsschulen <strong>und</strong><br />

andere Bildungsträger können sich um die EU-Förderung<br />

bewerben, die vor allem aus Zuschüssen für Reise<strong>und</strong><br />

Aufenthaltskosten besteht. „Uns geht es allerdings<br />

um mehr als das“, sagt Doris Lenhart, Referentin für<br />

<strong>Aus</strong>- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong> beim Hanauer Technologiekonzern<br />

Heraeus. „Schließlich ist die <strong>Aus</strong>landserfahrung<br />

für alle unsere Azubis prägend.“<br />

Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

Förderzeitraum 2014 – 2020<br />

Fördervolumen<br />

Website<br />

Kontakt<br />

Gesamtmittel für alle Bereiche<br />

<strong>und</strong> Länder: 14,7 Milliarden Euro –<br />

davon 2016 44,73 Mil lionen Euro<br />

für berufliche Bildung in<br />

Deutschland<br />

www.erasmusplus.de <strong>und</strong><br />

www.na-bibb.de<br />

mobilitaet-berufsbildung@bibb.de<br />

Sarah Büchert von BASF arbeitete in Norwegen bei einem<br />

Partnerbetrieb in der Siliciumproduktion <strong>und</strong> konnte<br />

in ganz andere Bereiche als zu Hause einen Einblick<br />

gewinnen. Neben den neuen Erfahrungen im Arbeitsumfeld<br />

konnte Sarah aber auch für sich ganz persönlich<br />

einiges aus dem <strong>Aus</strong>landsaufenthalt lernen. Vor<br />

allem habe sie gemerkt, dass sie im <strong>Aus</strong>land ganz gut<br />

zurechtkomme <strong>und</strong> neugierig auf die Menschen gewesen<br />

sei. Das Fernweh lasse sie jedenfalls nicht mehr los.<br />

Sie könne sich auf jeden Fall vorstellen, später noch mal<br />

für länger ins <strong>Aus</strong>land zu gehen.<br />

i<br />

Auch Heraeus schickt seine Azubis mithilfe von Erasmus+<br />

ins europäische <strong>Aus</strong>land – nach England, Belgien, Frankreich,<br />

Schweden, in die Türkei, Polen oder nach Österreich.<br />

„Die jungen Menschen lernen, sich selbst zu organisieren,<br />

flexibel zu sein, sich in einer fremden Firma<br />

zu integrieren, sich auszudrücken, mutig selber Nachfragen<br />

zu stellen. Bisher haben sich alle zum Positiven<br />

verändert“, erzählt Lenhart. Sowohl BASF als auch<br />

Heraeus setzen ihre Azubis im <strong>Aus</strong>land vor allem in<br />

jenen Bereichen der <strong>Aus</strong>bildung ein, die sie an ihren<br />

Standorten selbst nicht so abbilden können. „Da wir in<br />

Hanau kaum Möglichkeiten haben, unseren angehenden<br />

Industriekaufleuten Einblicke in die Produktion<br />

zu geben, eignet sich hierfür der <strong>Aus</strong>landsaufenthalt“,<br />

sagt Lenhart.<br />

Ab in den Norden: Sarah Büchert sammelte <strong>Aus</strong>landserfahrung<br />

in Norwegen.


45<br />

ERASMUS+ BERUFSBILDUNG<br />

Dem Fernweh entgegen<br />

Vier Wochen ihrer <strong>Aus</strong>bildung verbrachte Sarah Büchert<br />

in Norwegen. Für sie war es eine unvergessliche Erfahrung.<br />

Dank des EU-Förderprogramms Erasmus+.<br />

Die meisten Menschen wissen nicht, wo Kyrksæterøra<br />

liegt. Geschweige denn, wie man den Namen dieser norwegischen<br />

Kleinstadt ausspricht. Sarah Büchert hat<br />

dort, zweieinhalb St<strong>und</strong>en nördlich von Trondheim,<br />

eine kurze Zeit ihrer <strong>Aus</strong>bildung verbracht. Im Winter.<br />

Freiwillig. Und wenn sie von ihrer Zeit in Kyrksæterøra<br />

redet, braucht man gar nicht weiterfragen, ob sie ihren<br />

ersten <strong>Aus</strong>landsaufenthalt bereut habe. Sie fängt nämlich<br />

einfach an zu schwärmen. Skilanglauf durch tiefverschneite<br />

Wälder habe sie ausprobiert. Die Nordpolarlichter<br />

gesehen. Ein H<strong>und</strong>eschlittenrennen angefeuert.<br />

Vor allem aber habe sie zum ersten Mal gesehen, wie<br />

Silicium hergestellt wird. „Die Schmelze <strong>und</strong> den Hochofen<br />

– so etwas hatte ich hier in Ludwigshafen noch<br />

nicht zu sehen bekommen.“<br />

Dort arbeitet Sarah Büchert als Chemikantin für BASF.<br />

Ihre Abschlussprüfung hat sie vor ein paar Monaten erfolgreich<br />

abgelegt. Und wurde von ihrem Arbeitgeber<br />

übernommen. „Highlight der <strong>Aus</strong> bildung waren für<br />

mich die vier Wochen im <strong>Aus</strong>land“, schwärmt sie. Dabei<br />

können sich die <strong>Aus</strong>zubildenden für einen Platz in Spanien,<br />

Frankreich oder Norwegen bewerben. „Ich wollte<br />

unbedingt nach Norwegen“, sagt Büchert. „Ich mag<br />

Sonne, aber Schnee noch lieber.“<br />

In Kyrksæterøra arbeitete Sarah Büchert bei Wacker<br />

Holla, einem Partnerbetrieb von BASF, <strong>und</strong> entdeckte<br />

dort einiges, was sie aus ihrem Alltag in Deutschland<br />

nicht kannte: „Überall gab es kostenloses Wlan – im<br />

Supermarkt, in der Schule, wirklich überall.“ Sie staunte,<br />

dass ihre norwegischen Azubi-Kollegen wie Hipster<br />

im Kapuzenpulli, in Jogginghose <strong>und</strong> mit Laptop in die<br />

Berufsschule kamen. „Das war völlig normal. Und die<br />

Notebooks gehörten eigentlich der Berufsschule.“<br />

Büchert lernte, wie die automatische Frischwasserzufuhr<br />

in der Lachszucht funktioniert, <strong>und</strong> vor allem,<br />

wie Silicium aus Quarz, Holz, Kohle <strong>und</strong> Koks hergestellt<br />

wird. „Zum ersten Mal sah ich riesige Schmelzöfen<br />

mit genauso riesigen, für mich unvorstellbaren<br />

Elektroden <strong>und</strong> diesen hellen Lichtbögen. Hitze, Staub,<br />

Lärm <strong>und</strong> Spannung erfüllten die Luft der Fabrik – das<br />

war wirklich sehr beeindruckend!“<br />

Bei BASF gibt es deutlich mehr Bewerberinnen <strong>und</strong><br />

Bewerber als Plätze für das <strong>Aus</strong>tauschprogramm. „Man<br />

braucht einen guten Notenschnitt“, erklärt Sabrina van<br />

der Pütten, Sprecherin von BASF. Das Unternehmen<br />

schickt einmal im Jahr r<strong>und</strong> 20 <strong>Aus</strong>zu bildende nach<br />

Norwegen, <strong>und</strong> im Gegenzug kommen Azubis aus<br />

Kyrksæterøra, Trondheim oder Røros nach Deutschland.<br />

Unterstützt wird der <strong>Aus</strong>tausch durch das EU-<br />

Programm Erasmus+, mit dem die Europäische Union<br />

seit 2014 mehr Mobilität von <strong>Aus</strong>zubildenden, Berufsfachschülern<br />

<strong>und</strong> Berufsbildungspersonal innerhalb<br />

Europas anregt. Nicht nur große Unternehmen wie<br />

BASF nehmen daran teil, auch Mittelständler, Kammern,<br />

Berufsschulen <strong>und</strong> Bildungsträger können sich um die<br />

EU-Förderung bewerben, die vor allem aus Zuschüssen<br />

für Reise- <strong>und</strong> Aufenthaltskosten besteht. Aber Erasmus+<br />

ist weit mehr als das: „Die Möglichkeit zu einem <strong>Aus</strong>landsaufenthalt<br />

steigert den Wert unserer <strong>Aus</strong>bildung“, sagt<br />

van der Pütten. „So profitieren die norwegischen <strong>Aus</strong>zubildenden<br />

von den <strong>Aus</strong>bildungsmöglichkeiten bei<br />

BASF – <strong>und</strong> für die deutschen <strong>Aus</strong>zubildenden wie Sarah<br />

Büchert ist vor allem der Zugewinn an sprachlicher<br />

<strong>und</strong> interkultureller Kompetenz eine Bereicherung.“<br />

Sarah Büchert könnte noch st<strong>und</strong>enlang weiter von<br />

Kyrksæterøra <strong>und</strong> den Menschen dort erzählen. Ganz<br />

nebenbei hat sie bemerkt, dass sie mit ihrem Englisch<br />

inzwischen schon recht weit kommt. „Und sogar ein<br />

wenig auf Norwegisch“, lacht sie. Seit ihrem Winter unter<br />

den Polarlichtern lässt sie das Fernweh nicht mehr<br />

los. Sarah Büchert möchte auf jeden Fall gerne noch<br />

einmal nach Norwegen.


46 CHANCE BERUF<br />

GOVET − ZENTRALSTELLE DER BUNDESREGIERUNG FÜR INTERNATIONALE BERUFSBILDUNGSKOOPERATION<br />

Von deutschen Erfahrungen profitieren<br />

Das Erfolgsmodell duale <strong>Aus</strong>bildung ist auch im <strong>Aus</strong>land anerkannt. Die B<strong>und</strong>esregierung hat deshalb eine zentrale<br />

Anlaufstelle für <strong>Aus</strong>tausch <strong>und</strong> internationale Kooperationen eingerichtet.<br />

Das deutsche Modell der dualen Berufsbildung hat auch<br />

im <strong>Aus</strong>land einen guten Ruf. Spätestens seit Barack<br />

Obama von der deutschen Berufsausbildung öffentlich<br />

schwärmte. „Diese deutschen Kids sind bereit für den<br />

Job, wenn sie die Schule abschließen. Sie werden für die<br />

Jobs ausgebildet, die es gibt“, sagte der US-Präsident<br />

2013 in Washington.<br />

Kein W<strong>und</strong>er, dass sich immer mehr Länder am deutschen<br />

Erfolgsmodell orientieren <strong>und</strong> die Idee vom<br />

praxisorientierten Lernen in die <strong>Aus</strong>bildung integrieren<br />

wollen. Deshalb kooperiert das B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF) im Bereich Berufsbildung<br />

mit zahlreichen EU- <strong>und</strong> Nicht-EU-Staaten.<br />

Bilaterale Arbeitsgruppen treiben den <strong>Aus</strong>tausch zwischen<br />

Akteuren aus Praxis, Politik <strong>und</strong> Wissenschaft<br />

voran.<br />

Auf Initiative des BMBF hat die B<strong>und</strong>esregierung im<br />

Jahr 2013 das „German Office for International Cooperation<br />

in Vocational Education and Training“ (GOVET)<br />

eröffnet, das sich seit dem Start erfolgreich als zentraler<br />

Ansprechpartner <strong>und</strong> Marke für nationale <strong>und</strong> internationale<br />

Akteure im Bereich der beruflichen Bildung<br />

etabliert hat. Ziel ist es, ein Zusammenwirken der deutschen<br />

Akteure in der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit<br />

zu be<strong>fördern</strong>. Als zentrale deutsche<br />

Ansprechstelle bündelt GOVET die Informationen, vernetzt<br />

die Akteure untereinander, schafft Synergien <strong>und</strong><br />

kann bei Anfragen gebündelte Antworten geben <strong>und</strong><br />

zu den zuständigen Stellen bzw. zum bestmöglichen<br />

Kooperationspartner lotsen. Zur Unterstützung haben<br />

sowohl das <strong>Aus</strong>wärtige Amt (AA) als auch das B<strong>und</strong>esministerium<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit <strong>und</strong><br />

Entwicklung (BMZ) jeweils Mitarbeiter/-innen an<br />

GOVET entsandt.<br />

Neben dieser Lotsenfunktion konzentrieren sich die<br />

engagierten Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter auf zwei<br />

weitere Kernfelder: Zum einen leiten sie die Geschäftsstelle<br />

des „R<strong>und</strong>en Tisches für internationale Berufsbildungszusammenarbeit“<br />

– einem Forum, in dem die<br />

Akteure ihr Vorgehen abstimmen können, so dass jeder<br />

gleichzeitig seine spezifischen Kompetenzen einbringen<br />

<strong>und</strong> seine Interessen wahren kann.<br />

Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

Förderzeitraum<br />

Fördervolumen<br />

Website<br />

Kontakt<br />

seit 2013 (unbefristet)<br />

r<strong>und</strong> 500.000 Euro<br />

Programm-Mittel p. a.<br />

www.govet.international<br />

govet@govet.international<br />

An diesem Tisch bewirken Vertreterinnen <strong>und</strong> Vertreter<br />

verschiedener B<strong>und</strong>esressorts, der B<strong>und</strong>esländer, Sozialpartner,<br />

Kammern, Bildungsträger <strong>und</strong> Durchführungsorganisationen<br />

ein gemeinsames Auftreten in den<br />

internationalen Bildungskooperationen.<br />

Zum anderen begleitet GOVET die internationale Berufsbildungszusammenarbeit<br />

des BMBF mit fachlicher<br />

Expertise. Zurzeit handelt es sich dabei um Kooperationen<br />

mit China, Costa Rica, Ecuador, Griechenland, Indien,<br />

Italien, Lettland, Mexiko, Portugal, Russland, der<br />

Slowakei, Südafrika, Südkorea, Thailand, der Türkei <strong>und</strong><br />

den USA. Seit der Gründung von GOVET wurden einige<br />

vielversprechende bzw. erfolgreiche Maßnahmen durchgeführt.<br />

Als gemeinsame Erfolge sind z. B. zu werten,<br />

dass in Italien <strong>und</strong> in der Slowakei neue Berufsbildungsgesetze<br />

erlassen wurden, die duale Strukturen ermöglichen.<br />

In der Slowakei ist GOVET zudem an dem Pilotprojekt<br />

in Nové Mesto nad Váhom beteiligt, bei dem auf<br />

Gr<strong>und</strong> lage des neuen Gesetzes erstmalig in dualen<br />

Klassen ausgebildet wird <strong>und</strong> welches Modellcharakter<br />

für eine landesweite Umsetzung haben soll. Auch Mexiko<br />

ist sehr engagiert bei der Reform seines Berufsbildungssystems.<br />

GOVET berät hier sowohl im Bereich<br />

des rechtlichen Rahmens als auch zu Finanzierungsmodellen<br />

<strong>und</strong> zur Berufsbildungsberichterstattung. In<br />

Russland wurde unter anderem der Aufbau einer Internetplattform<br />

für <strong>Aus</strong>bildungspersonal unterstützt.<br />

i


INTERNATIONALE ÖFFNUNG DER DEUTSCHEN BERUFSBILDUNG 47<br />

EUROPÄISCHE AUSBILDUNGSALLIANZ<br />

EU-Initiative für <strong>Aus</strong>bildung <strong>und</strong> Beschäftigung<br />

Um die Jugendarbeitslosigkeit in Europa zu verringern, hat die EU-Kommission die Europäische <strong>Aus</strong>bildungsallianz<br />

ins Leben gerufen.<br />

Die Jugendarbeitslosigkeit in Europa ist seit der Finanzkrise<br />

vor allem in Südeuropa alarmierend hoch. In Portugal<br />

ist fast jeder Dritte unter 25 Jahren ohne Job, in<br />

Griechenland <strong>und</strong> Spanien sogar fast jeder Zweite. Die<br />

EU-Kommission hat deshalb 2013 die Europäische <strong>Aus</strong>bildungsallianz<br />

initiiert, um die Beschäftigungsfähigkeit<br />

junger Erwachsener mithilfe einer praxisnahen <strong>Aus</strong>bildung<br />

<strong>und</strong> des arbeitsweltbezogenen Lernens zu verbessern.<br />

Ein praxisnahes Netzwerk, das sich an der dualen<br />

<strong>Aus</strong>bildung in Deutschland orientiert. Die Kommission<br />

setzt dabei auf das gemeinsame Engagement von Politik,<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Sozialpartnern, um die Übergänge<br />

in <strong>Aus</strong>bildung <strong>und</strong> Arbeitsmarkt zu erleichtern. Als<br />

Partner auf deutscher Seite agiert in der <strong>Aus</strong>bildungsallianz<br />

vor allem das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong><br />

Forschung (BMBF). Hervorzuheben ist ein EU-Projekt<br />

unter Leitung des dänischen Ministeriums, in dem neben<br />

Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

Förderzeitraum<br />

Fördervolumen<br />

Website<br />

Kontakt<br />

Start am 2. Juli 2013 in<br />

Leipzig im Rahmen der<br />

World Skills<br />

Projektförderung durch<br />

EU-Programme<br />

http://ec.europa.eu/social/<br />

main.jsp?catId=1147&langId=de<br />

erik.hess@bmbf.b<strong>und</strong>.de<br />

dem BMBF <strong>und</strong> dem B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung<br />

die B<strong>und</strong>esministerien aus Österreich, der Schweiz <strong>und</strong><br />

Luxemburg mitarbeiten. Das Projekt entwickelt einen<br />

Instrumentenkasten, der interessierte Länder beim<br />

Aufbau dualer <strong>Aus</strong> bildung unterstützt.<br />

i<br />

OECD-STUDIE „WORK-BASED LEARNING IN VOCATIONAL EDUCATION AND TRAINING“<br />

Optimal lernen am eigenen Arbeitsplatz<br />

Das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung beteiligt sich an einer OECD-Studie, die sich mit der Rolle des Arbeitsplatzes<br />

als Lernort auseinandersetzt. Damit unterstützt das BMBF die internationale Verankerung der beruflichen Bildung<br />

<strong>und</strong> stärkt den <strong>Aus</strong>tausch zwischen den wichtigsten Wirtschaftsnationen.<br />

Die Volkswirtschaften der OECD benötigen qualifizierte<br />

Fachkräfte, die sich auf den sich immer schneller verändernden<br />

Arbeitsmärkten behaupten können. Die berufliche<br />

<strong>Aus</strong>bildung in Deutschland ist international anerkannt<br />

– auch wegen der geringen Jugendarbeitslosigkeit.<br />

Während die OECD gemeinsame Indikatoren in vielen<br />

Bereichen der Bildung definiert, ist die berufliche Bildung<br />

in den Mitgliedsländern unterschiedlich aufgestellt,<br />

die <strong>Aus</strong>bildung ist in vielen Ländern vor allem<br />

schulisch ausgerichtet. Umso wichtiger sind die deutschen<br />

Erfahrungen im Umgang mit dem arbeitsweltbezogenen<br />

Lernen (Work-based Learning). Deshalb hat<br />

die OECD 2015 eine länderübergreifende Studie zur<br />

„Bildung am Arbeitsplatz“ initiiert, bei der Deutschland<br />

in drei von sechs thematischen Modulen aktiv vertreten<br />

ist. Untersucht werden etwa positive Kosten-Nutzen-<br />

Relationen, die gerade für Betriebe entscheidend sind<br />

für die Teilnahme am dualen System. In diesem Projekt<br />

Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

Förderzeitraum<br />

Fördervolumen<br />

Website<br />

Kontakt<br />

Januar 2015 – Dezember 2016<br />

(voraussichtlich)<br />

ca. 1,1 Millionen Euro<br />

(Gesamtfördersumme durch<br />

OECD <strong>und</strong> andere Mitgliedstaaten),<br />

115.000 Euro vom<br />

BMBF<br />

www.oecd.org/edu<br />

oliver.diehl@bmbf.b<strong>und</strong>.de<br />

engagieren sich neben der OECD auch die EU sowie die<br />

Bildungsministerien von Norwegen, <strong>Aus</strong>tralien, Kanada,<br />

Großbritannien, Schottland, den USA <strong>und</strong> der Schweiz.<br />

Die Ergebnisse werden Anfang 2017 veröffentlicht.<br />

i


48 CHANCE BERUF<br />

DEQA-VET – DEUTSCHE REFERENZSTELLE FÜR QUALITÄTSSICHERUNG IN DER BERUFLICHEN BILDUNG<br />

Für eine Kultur der Qualitätssicherung<br />

Das deutsche <strong>Aus</strong>bildungssystem genießt europaweit einen ausgezeichneten Ruf. Gr<strong>und</strong> genug für Deutschland, sich<br />

bei EQAVET zu engagieren. Ein europäisches Netzwerk, das sich für Qualitätssicherung in der beruflichen <strong>Aus</strong>bildung<br />

stark macht.<br />

Das Netzwerk EQAVET (European Quality Assurance in<br />

Vocational Education and Training) verfolgt das Ziel,<br />

die verschiedenen europäischen Qualitätssicherungssysteme<br />

in der beruflichen Bildung weiterzuentwickeln.<br />

Dafür bringt das Programm EU-Mitgliedstaaten, Sozialpartner<br />

<strong>und</strong> die EU-Kommission zusammen. Die deutsche<br />

Referenzstelle (DEQA-VET) ist fachlich für das<br />

Thema Qualitätssicherung verantwortlich. Gemeinsam<br />

mit dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische<br />

Forschung (DIPF) vernetzt DEQA-VET Akteure<br />

<strong>und</strong> Institutionen miteinander, bündelt Informationen,<br />

stellt Best-Practice-Beispiele vor <strong>und</strong> richtet Fachveranstaltungen<br />

aus. Eine Internetplattform unterstützt<br />

diese Arbeit. Künftig will DEQA-VET das bestehende<br />

Netzwerk mithilfe regionaler Kooperationen ausbauen.<br />

Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

Förderzeitraum<br />

Fördervolumen<br />

Website<br />

Kontakt<br />

März 2009 – Dezember 2016<br />

(Referenzstelle wurde bereits<br />

2008 eingerichtet)<br />

r<strong>und</strong> 2,1 Millionen Euro<br />

(660.000 Euro in der letzten<br />

Förderphase von März 2015 –<br />

Dezember 2016)<br />

www.deqa-vet.de<br />

sabbagh@bibb.de<br />

i<br />

Guter Ruf: Die deutsche Referenzstelle DEQA-VET hat sich der europaweiten Qualitätssicherung in der beruflichen Bildung verschrieben.


Impressum<br />

Herausgeber<br />

B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF)<br />

Referat Gr<strong>und</strong>satzfragen der beruflichen<br />

<strong>Aus</strong>- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong><br />

53170 Bonn<br />

Bestellungen<br />

schriftlich an<br />

Publikationsversand der B<strong>und</strong>esregierung<br />

Postfach 48 10 09<br />

18132 Rostock<br />

E-Mail: publikationen@b<strong>und</strong>esregierung.de<br />

Internet: http://www.bmbf.de<br />

oder per<br />

Tel.: 030 18 272 272 1<br />

Fax: 030 18 10 272 272 1<br />

Stand<br />

Juni 2016<br />

Druck<br />

Silber Druck oHG, Niestetal<br />

Gestaltung<br />

PRpetuum GmbH, München<br />

Bildnachweis<br />

Shutterstock – 211production (Titel), Steffen Kugler,<br />

Presse- <strong>und</strong> Informationsamt der B<strong>und</strong>esregierung (S. 2),<br />

JOBSTARTER/Silvia Kröger-Steinbach, Christian Ahrens<br />

(S. 3, 10, 17, 20/21, 22, 34, 42), iStock – sturti (S. 4), iStock –<br />

Yuri_Arcurs (S. 5), Birgit Gaßner/Stadt Fürth, Bürgermeister<strong>und</strong><br />

Presseamt (S. 6), ASM e. V./Susanne Dorn (S. 7),<br />

www.ich-will-deutsch-lernen.de (S. 8), iStock – monkeybusinessimages<br />

(S. 9), JOBSTARTER/Markus Mielek (S. 14, 15,<br />

18, 19, 26, 27, 29, 31, 33, 40, 41, 44, 45), BMBF/BMWi (S. 36),<br />

iStock – Yuri_Arcurs (S. 37), Fotolia − industrieblick (S. 48)<br />

Konzept & Text<br />

Sigrid Meiborg, Charlotte Schmitz, Julia Herwartz,<br />

JOBSTARTER beim B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung<br />

(BIBB), Bonn<br />

Marcus Pfeil, Wortlaut & Söhne, Berlin<br />

Das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF)<br />

richtet mit der Initiative „Chance Beruf – Zukunft der beruflichen<br />

Bildung gestalten“ den Blick auf die Stärkung <strong>und</strong> Modernisierung<br />

der beruflichen <strong>Aus</strong>- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong>.<br />

Mit der Dachinitiative „Chance Beruf“ will das BMBF die Integrationskraft<br />

der allgemeinen <strong>und</strong> beruflichen Bildung weiter<br />

stärken. Zielsetzung der Initiative ist, dass jeder Jugendliche einen<br />

Abschluss erreicht, dass auf jeden Abschluss ein guter Anschluss<br />

folgt <strong>und</strong> dass Weiterlernen für jeden <strong>und</strong> jede selbstverständlich<br />

wird. Das BMBF verfolgt diese Ziele mit zahlreichen Maßnahmen<br />

<strong>und</strong> Fördervorhaben.<br />

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit<br />

vom B<strong>und</strong>es ministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung unentgeltlich<br />

abgegeben. Sie ist nicht zum gewerblichen Vertrieb bestimmt.<br />

Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen/Wahlwerbern<br />

oder Wahlhelferinnen/Wahlhelfern während eines<br />

Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden.<br />

Dies gilt für B<strong>und</strong>estags-, Landtags- <strong>und</strong> Kommunalwahlen sowie<br />

für Wahlen zum Europäischen Par lament. Missbräuchlich sind<br />

insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen <strong>und</strong> an Informationsständen<br />

der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken<br />

oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel.<br />

Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke<br />

der Wahlwerbung. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg<br />

<strong>und</strong> in welcher Anzahl diese Schrift der Empfängerin/dem Empfänger<br />

zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer<br />

bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise verwendet werden,<br />

die als Parteinahme der B<strong>und</strong>esregierung zugunsten einzelner<br />

politischer Gruppen verstanden werden könnte.


www.bmbf.de

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