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ANERKENNUNGSGESETZ<br />
„Davon träumt doch jeder.“<br />
In Polen war Margareta Marek ausgebildete Umweltschutztechnikerin.<br />
In Deutschland war sie alleinerziehende<br />
Mutter, ohne <strong>Aus</strong>bildung, ohne Job. Heute<br />
arbeitet die 34-Jährige wieder in ihrem <strong>Aus</strong>bildungsberuf<br />
– dank des Anerkennungsgesetzes.<br />
„Ich habe endlich einen richtigen Job <strong>und</strong> sammle Be rufs -<br />
erfahrung“, freut sich Margareta Marek. Vor drei Jahren<br />
hat die junge Polin nicht daran geglaubt, jemals so weit<br />
kommen zu können. Dass es ihr gelungen ist, hat sie<br />
dem sogenannten Anerkennungsgesetz zu verdanken.<br />
Margareta Marek kommt aus dem polnischen Stargard,<br />
50 Kilometer entfernt von Stettin. Nach Schule, <strong>Aus</strong>bildung<br />
<strong>und</strong> ersten Berufsjahren zog es sie im Jahr 2004<br />
nach Deutschland, nach Neumünster, der Liebe wegen.<br />
Ihr Mann, ebenfalls gebürtiger Pole, lebte dort schon seit<br />
1986. „Die ersten Jahre waren nicht einfach“, erinnert<br />
sich die 34-Jährige. Sie tat sich schwer mit der Sprache,<br />
auch wenn sie Gr<strong>und</strong>kenntnisse aus der Schulzeit mitbrachte.<br />
Sie wurde Mutter, kümmerte sich um das<br />
Kleinkind <strong>und</strong> verdiente mit Mini-Jobs als Haushaltshilfe<br />
<strong>und</strong> Pflegekraft etwas dazu.<br />
Dabei hatte sie doch in Polen einen Beruf erlernt: Margareta<br />
Marek ist ausgebildete Umweltschutztechnikerin<br />
– in Deutschland gibt es diese Berufsbezeichnung<br />
allerdings nicht. Nach ihrer Scheidung 2012 war sie in<br />
Deutschland eine junge, geschiedene Frau mit kleinem<br />
Kind. Und ohne Arbeit. „Im Jobcenter haben sie mir zuerst<br />
vorgeschlagen, als Bürokraft zu arbeiten“, erzählt<br />
sie. Aber ihr war gleich klar, dass das nicht zu ihr passen<br />
würde. Dass sie heute wieder in ihrem eigentlichen Beruf<br />
arbeitet, hat sie vor allem dem Anerkennungsgesetz<br />
zu verdanken, das 2012 in Kraft trat: Dieses Gesetz erleichtert<br />
es, im <strong>Aus</strong>land erworbene Berufsqualifikationen<br />
in Deutschland anerkennen zu lassen. Für die junge<br />
Frau auf Arbeitssuche kam es genau im richtigen<br />
Moment. „Dadurch hatte ich plötzlich eine Chance“,<br />
sagt sie. „Auch wenn es nicht gleich danach aussah.“ An<br />
der deutschen dualen Berufsausbildung schätzt Margareta<br />
Marek besonders den Praxis bezug. Sie selbst jedoch<br />
hatte ihren Beruf fast nur in der Theorie erlernt.<br />
Genau das wurde zum Problem, als sie sich dafür entschied,<br />
ihre <strong>Aus</strong>bildung in Deutschland anerkennen zu<br />
lassen. Mithilfe ihres Betreuers beim Jobcenter bemühte<br />
sie sich darum, als „Fachkraft für Abwassertechnik“<br />
anerkannt zu werden – dem deutschen Beruf, der<br />
ihrem polnischen Abschluss als Umwelttechnikerin<br />
ähnlich ist. Weil ihr die Praxis fehlte, erhielt sie von der<br />
IHK FOSA (Foreign Skills Approval) zunächst einen<br />
Bescheid über eine teilweise Gleichwertigkeit: Ihre Enttäuschung<br />
war erst einmal groß. Doch das Anerkennungsgesetz<br />
bietet die Möglichkeit, wesent liche Unterschiede<br />
innerhalb von fünf Jahren auszu gleichen. Das<br />
bedeutete: Nach einem zehnmonatigen Praktikum<br />
konnte für sie die vollständige Anerkennung erfolgen.<br />
Margareta Marek kniete sich rein: Über ein halbes Jahr<br />
lang schrieb sie Bewerbungen, bis sie bei den Stadtwerken<br />
Nortorf, ein paar Kilometer von Neumünster entfernt,<br />
eine Praktikumsstelle fand: „Das ist doch meistens<br />
so im Leben – Kurz bevor man aufgeben will, bietet<br />
sich auf einmal eine Lösung.“ Eine Lösung, die sich als<br />
viel besser herausstellte, als erwartet: Im Praktikum bewährte<br />
sich Margareta Marek so gut, dass die Stadtwerke<br />
sie zum 1. Mai 2015 einstellten. „Seitdem bin ich weg<br />
vom Jobcenter, benötige keine Leistungen mehr“, sagt<br />
sie stolz. „Davon träumt doch jeder: in seinem Beruf<br />
zu arbeiten, eigenes Geld zu verdienen <strong>und</strong> nicht auf<br />
Unterstützung angewiesen zu sein.“ Das Wichtigste<br />
aber sind für sie die Kollegen, die sie von Anfang an<br />
herzlich aufgenommen haben <strong>und</strong> unterstützten: „Ich<br />
habe richtig gute, fre<strong>und</strong>liche Menschen getroffen <strong>und</strong><br />
bin sehr stolz, mit ihnen zusammenzuarbeiten.“