Aus- und Weiterbildung fördern
Aus_und_Weiterbildung_foerdern
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<strong>Aus</strong>- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong> <strong>fördern</strong><br />
Programme <strong>und</strong> Initiativen für eine starke berufliche Bildung
1<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorwort 2<br />
Wegweiser 4<br />
Flüchtlinge durch Bildung <strong>und</strong> Arbeit integrieren 6<br />
Abschluss als Schlüssel zum Erfolg für jeden Jugendlichen 11<br />
Initiative Bildungsketten.................................................................................................................................................... 12<br />
JOBSTARTER plus................................................................................................................................................................ 16<br />
JOBSTARTER CONNECT.................................................................................................................................................... 20<br />
Überbetriebliche Berufsbildungsstätten......................................................................................................................... 21<br />
Auf jeden Abschluss folgt ein guter Anschluss 23<br />
Modernisierung der Fortbildungsordnungen................................................................................................................. 24<br />
BMBF/BIBB-Initiative Berufsbildung 4.0........................................................................................................................ 24<br />
DQR Bridge 5......................................................................................................................................................................... 25<br />
Triale Bildungsangebote..................................................................................................................................................... 25<br />
Offene Hochschulen............................................................................................................................................................ 26<br />
Studienabbrecherinnen <strong>und</strong> Studienabbrecher in die berufliche Bildung................................................................ 28<br />
ValiKom.................................................................................................................................................................................. 29<br />
Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz (AFBG)............................................................................................................ 30<br />
Anerkennungsgesetz........................................................................................................................................................... 32<br />
Aufstieg – Weiterlernen wird für jeden selbstverständlich 35<br />
Informationskampagne „Du + Deine <strong>Aus</strong>bildung = Praktisch unschlagbar!“ .......................................................... 36<br />
Bildungsprämie..................................................................................................................................................................... 37<br />
Arbeitsplatzorientierte Alphabetisierung........................................................................................................................ 38<br />
Infotelefon <strong>Weiterbildung</strong>sberatung............................................................................................................................... 39<br />
Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement................................................................................................. 39<br />
Aufstiegs- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong>sstipendium..................................................................................................................... 40<br />
Internationale Öffnung der deutschen Berufsbildung 43<br />
Erasmus+ Berufsbildung..................................................................................................................................................... 44<br />
GOVET.................................................................................................................................................................................... 46<br />
Europäische <strong>Aus</strong>bildungsallianz........................................................................................................................................ 47<br />
OECD-Studie „Work-based learning in vocational education and training“............................................................ 47<br />
DEQA-VET − Deutsche Referenzstelle für Qualitätssicherung in der beruflichen Bildung.................................. 48<br />
Impressum 49
2 CHANCE BERUF<br />
Vorwort<br />
Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren,<br />
„Die Gr<strong>und</strong>lage eines jeden Staates ist die <strong>Aus</strong>bildung<br />
seiner Jugend“, stellte der antike Philosoph Diogenes<br />
um 400 vor Christus fest. Seine Erkenntnis, dass die<br />
<strong>Aus</strong>bildung von jungen Menschen das F<strong>und</strong>ament ist,<br />
auf das eine Gesellschaft ihren Wohlstand baut, wirkt<br />
bis heute. Die Wissens- <strong>und</strong> Informationsgesellschaft,<br />
in der wir heute leben, verlangt allerdings noch mehr<br />
von ihren Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern: die Bereitschaft<br />
zum lebenslangen Lernen.<br />
Gut ausgebildete, engagierte <strong>und</strong> motivierte Fachkräfte<br />
tragen entscheidend dazu bei, dass sich Deutschland<br />
erfolgreich im internationalen Wettbewerb bewähren<br />
kann. Und weil die duale <strong>Aus</strong>bildung dabei eine Schlüsselrolle<br />
einnimmt, liefert sie eine wichtige Gr<strong>und</strong>lage<br />
für die Zukunft <strong>und</strong> den Wohlstand unseres Landes.<br />
Das gilt auch für die Flüchtlinge, die derzeit nach<br />
Deutschland kommen. Solide <strong>Aus</strong>bildungen mit Abschlüssen<br />
bieten ihnen bessere Perspektiven als einfache<br />
Helfertätigkeiten, mit denen sich viele vielleicht<br />
erst einmal zufriedengeben würden. Das Verständnis<br />
<strong>und</strong> den Wert von dualer <strong>Aus</strong>bildung zu vermitteln ist<br />
daher eine der zentralen Aufgaben in der Integrationsarbeit.<br />
Der Erfolg der dualen <strong>Aus</strong>bildung ist ein wesentlicher<br />
Gr<strong>und</strong>, warum in Deutschland weniger Jugendliche erwerbslos<br />
sind als in jedem anderen EU-Mitgliedsland.<br />
Fast jeder zweite Erwerbstätige in Deutschland bildet<br />
sich im Beruf weiter <strong>und</strong> nutzt so die vielfältigen Karriereoptionen<br />
– auch hier liegt Deutschland deutlich über<br />
dem EU-Durchschnitt. Verständlich, dass sich immer<br />
mehr Länder am deutschen Erfolgsmodell der dualen<br />
Berufsausbildung orientieren wollen. Deshalb kooperiert<br />
das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />
(BMBF) im Bereich Berufsbildung mit zahlreichen<br />
EU- <strong>und</strong> anderen Staaten. Doch wollen wir es nicht bei<br />
diesem international anerkannten Erfolg belassen,<br />
sondern ihn vielmehr als Ansporn nehmen, unser<br />
Modell mit den Ländern, Sozialpartnern <strong>und</strong> Bildungsträgern<br />
fortzuschreiben. Damit wir gemeinsam sicherstellen,<br />
dass es auch für zukünftige Berufsfelder noch<br />
genügend qualifizierte Fachkräfte geben wird.<br />
Gebraucht werden sowohl engagierte <strong>Aus</strong>zubildende<br />
als auch qualifizierte Akademikerinnen <strong>und</strong> Akademiker.<br />
Beide Optionen bieten attraktive Entwicklungsmöglichkeiten.<br />
An den deutschen Hochschulen stehen<br />
viele interessante Fachrichtungen zur <strong>Aus</strong>wahl. Ebenso<br />
eröffnen betriebliche <strong>Aus</strong>bildungen viele attraktive<br />
Wege. So ist es möglich, sich zum Meister fortzubilden,<br />
ein eigenes Unternehmen zu gründen oder das Fachwissen<br />
anschließend an einer Hochschule zu vertiefen.<br />
Leider suchen gerade kleine sowie handwerkliche Betriebe<br />
zunehmend vergeblich nach geeignetem Nachwuchs<br />
<strong>und</strong> auch in strukturschwachen Regionen finden<br />
Betriebe <strong>und</strong> Azubis schwerer zueinander. Die Zahl der<br />
unbesetzten Lehrstellen hat einen neuen Höchststand<br />
erreicht, auch weil es immer weniger Schulabgänger<br />
gibt <strong>und</strong> viele das Studium einer Lehre vorziehen. Das<br />
BMBF arbeitet deshalb gemeinsam mit Berufsbildungsverantwortlichen<br />
daran, die duale <strong>Aus</strong>bildung noch<br />
attraktiver zu gestalten sowie den regionalen, branchenbezogenen<br />
<strong>und</strong> qualifikatorischen Herausforderungen<br />
auf dem <strong>Aus</strong>bildungsmarkt besser zu begegnen. So<br />
werden etwa gezielt Anreize gesetzt, um die Mobilität<br />
<strong>und</strong> Flexibilität auf beiden Seiten – von <strong>Aus</strong>zubildenden<br />
<strong>und</strong> künftigen Arbeitgebern – zu stärken.
VORWORT 3<br />
Daneben verändert der demografische <strong>und</strong> digitale<br />
Wandel unser Arbeitsleben. Das berufsbegleitende Lernen<br />
rückt zunehmend in den Mittelpunkt der Bildungspolitik.<br />
Eine kontinuierliche <strong>Weiterbildung</strong> trägt dazu<br />
bei, den schnellen technischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />
Fortschritt mitzugehen. Hier sind maßgeschneiderte<br />
Angebote gerade für eine berufserfahrenere Klientel<br />
gefragt. Das BMBF setzt sich dafür ein, optimale Bedingungen<br />
für die Qualifizierung zu schaffen, etwa mit individuellen<br />
Finanzierungshilfen oder mit Programmen,<br />
welche <strong>Weiterbildung</strong> <strong>und</strong> Hochschulbildung<br />
besser verzahnen.<br />
Es sind diese Herausforderungen, die uns anspornen,<br />
die berufliche Bildung stetig zu modernisieren, damit<br />
der hohe Stellenwert <strong>und</strong> die hohe Qualität unseres<br />
Systems erhalten bleiben. Das duale System soll auch in<br />
Zukunft eine tragende Säule in der Bildungslandschaft<br />
sein. Dem gilt unsere Initiative „Chance Beruf“. Im Vordergr<strong>und</strong><br />
stehen dabei vier Handlungsfelder: den Abschluss<br />
als Schlüssel zum Erfolg für jeden Jugendlichen<br />
zu gestalten; auf jeden Abschluss einen guten Anschluss<br />
folgen zu lassen; den Aufstieg zu ermöglichen, indem<br />
das Weiterlernen für jeden selbstverständlich wird, <strong>und</strong><br />
die deutsche Berufsbildung international zu öffnen.<br />
Die 24 Programme <strong>und</strong> Initiativen, welche diese Publikation<br />
vorstellt, prägen <strong>und</strong> verbessern das Leben einzelner<br />
Menschen. Sieben persönliche Geschichten zeigen:<br />
Eine gute <strong>Aus</strong>bildung oder die passende <strong>Weiterbildung</strong><br />
eröffnen Chancen für ein erfolgreiches <strong>und</strong> erfülltes<br />
Berufsleben. Gerne möchte ich junge wie berufserfahrene<br />
Menschen motivieren: Informieren Sie sich <strong>und</strong><br />
nutzen Sie die vielseitigen Möglichkeiten für Ihren<br />
Berufsweg! Die Zukunft Deutschlands liegt im Wissen<br />
<strong>und</strong> in der Leistungskraft jedes Einzelnen.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen.<br />
Prof. Dr. Johanna Wanka<br />
B<strong>und</strong>esministerin für Bildung <strong>und</strong> Forschung
4 CHANCE BERUF<br />
Wegweiser<br />
Mit dieser Broschüre stellen wir Ihnen die Initiativen, Programme <strong>und</strong> Projekte vor, die das B<strong>und</strong>esminis terium für<br />
Bildung <strong>und</strong> Forschung im Laufe dieser Legislaturperiode unter dem Dach „Chance Beruf“ gebündelt hat.<br />
Im ersten Kapitel „Abschluss als Schlüssel zum Erfolg<br />
für jeden Jugendlichen“ geht es darum, jeden ausbildungswilligen<br />
<strong>und</strong> -fähigen jungen Menschen nach der<br />
Schule ohne Warteschleifen in eine betriebliche <strong>Aus</strong>bildung<br />
zu führen <strong>und</strong> bis zum Abschluss der <strong>Aus</strong>bildung<br />
zu begleiten. Das BMBF hat verschiedene Programme<br />
aufgelegt, um Jugendliche fit zu machen für den Start<br />
ins Berufsleben. Die Initiative Bildungsketten verzahnt<br />
bestehende <strong>und</strong> neue Förderinstrumente zum Übergang<br />
Schule – Beruf miteinander, unterstützt die individuelle<br />
Begleitung <strong>und</strong> sichert so präventiv <strong>und</strong> ganzheitlich<br />
den Bildungserfolg junger Menschen. Das<br />
Programm JOBSTARTER plus fördert Innovationen in<br />
der Berufsbildung <strong>und</strong> ebnet jungen Menschen wie Betrieben<br />
den Weg in die <strong>Aus</strong>bildung. In den vergangenen<br />
zehn Jahren sind durch dieses Förderprogramm 63.000<br />
zusätzliche <strong>Aus</strong>bildungsplätze entstanden.<br />
Die Leistungsfähigkeit der beruflichen Bildung wird<br />
sich in den kommenden Jahren noch stärker beweisen,<br />
wenn sie dazu beiträgt, die große Zahl der Flüchtlinge<br />
in die Gesellschaft zu integrieren. Diesen Menschen,<br />
von denen über die Hälfte jünger als 25 Jahre alt sind,<br />
Chancen zu bieten, stellt eine humanitäre <strong>und</strong> zugleich<br />
fachkräftesichernde Aufgabe dar: Bildung ist Voraussetzung<br />
für Integration. Das BMBF investiert r<strong>und</strong> 130<br />
Millionen Euro zusätzlich in Programme, die beispielsweise<br />
den Erwerb der deutschen Sprache <strong>fördern</strong>, dazu<br />
beitragen, Kompetenzen <strong>und</strong> Potenziale zu erkennen<br />
<strong>und</strong> Geflüchtete in <strong>Aus</strong>bildung <strong>und</strong> Beruf integrieren.<br />
Das zweite Kapitel „Auf jeden Abschluss folgt ein<br />
guter Anschluss“ bündelt Maßnahmen, die auf die veränderten<br />
Anforderungen der Arbeitswelt Antworten<br />
geben. Durch längere Beschäftigungszeiten <strong>und</strong> veränderte<br />
Bildungsbiografien ist die Gesellenprüfung längst<br />
nicht mehr das Ende der beruflichen Bildung, sondern<br />
häufig nur Auftakt einer lebenslangen Karriere- <strong>und</strong><br />
Qualifikationsentwicklung. Bei der Finanzierung von<br />
aufwändigen – <strong>und</strong> oft mehrjährigen – Aufstiegsfortbildungen<br />
helfen B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Länder mit dem sogenannten<br />
Meister-BAföG. Seit 1996 wurden r<strong>und</strong> 1,7 Millionen<br />
berufliche Aufstiege zu Fachkräften, Führungskräften<br />
<strong>und</strong> selbstständigen Unternehmern ermöglicht. Das<br />
Programm ist das größte <strong>und</strong> erfolgreichste in der beruflichen<br />
Bildung. Mit der Novelle des Meister-BAföGs<br />
wird das BMBF ab Mitte 2016 die Leistungen <strong>und</strong> den<br />
anspruchsberechtigten Personenkreis zu einem Aufstiegs-BAföG<br />
ausweiten.<br />
Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der absehbaren Engpässe bei<br />
Fachkräften mit einer Berufsausbildung ist es auch<br />
erforderlich, leistungsstarke Jugendliche für die berufliche<br />
<strong>Aus</strong>- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong> zu gewinnen. Deshalb<br />
werden wir die Durchlässigkeit zwischen beruflicher<br />
<strong>und</strong> hochschulischer Bildung verbessern <strong>und</strong> dabei<br />
auch Studienabbrecherinnen <strong>und</strong> Studienabbrechern<br />
neue Chancen in der beruflichen Bildung bieten. Denn<br />
Studienabbrecher bringen häufig wichtige Vorqualifikationen<br />
mit. Doch finden Betriebe <strong>und</strong> Studienabbrecher<br />
oft nicht zueinander. Das soll sich durch die entsprechende<br />
BMBF-Initiative ändern.
WEGWEISER 5<br />
Auch in die andere Richtung haben wir mit der Idee<br />
der offenen Hochschule die Durchlässigkeit zwischen<br />
beruflicher <strong>und</strong> akademischer Bildung erhöht. Schließlich<br />
schaffen es junge Menschen aus bildungsfernen<br />
Schichten oder alleinerziehende Mütter <strong>und</strong> Väter immer<br />
noch seltener an eine Hochschule. Schon jede vierte<br />
Hochschule macht dabei mit, auch für diese <strong>und</strong><br />
ähnliche Zielgruppen das Studieren zu erleichtern.<br />
Im dritten Kapitel „Aufstieg − Weiterlernen wird für<br />
jeden selbstverständlich“ geht es darum, Menschen<br />
zum lebenslangen Lernen zu motivieren. Exemplarisch<br />
lässt sich das an den staatlichen Finanzierungshilfen<br />
verdeutlichen. So hat z. B. das <strong>Weiterbildung</strong>sstipendium<br />
in 25 Jahren weit über 100.000 Menschen zur beruflichen<br />
Fortbildung animiert. Eine Erfolgsgeschichte, die das<br />
BMBF seit 2008 mit dem Aufstiegsstipendium wiederholt.<br />
Schon über 3.000 beruflich Qualifizierte haben<br />
mithilfe dieses Programms ihr Studium abgeschlossen.<br />
Zudem motiviert die B<strong>und</strong>esregierung mit der Bildungsprämie<br />
seit 2008 Menschen zum lebenslangen<br />
Lernen. Bislang wurden mithilfe dieser Prämie über<br />
300.000 <strong>Weiterbildung</strong>en kofinanziert.<br />
Im vierten Kapitel „Internationale Öffnung der deutschen<br />
Berufsbildung“ geht es schließlich um internationale<br />
Zusammenarbeit <strong>und</strong> den <strong>Aus</strong>tausch mit dem<br />
<strong>Aus</strong>land. Denn die Herausforderungen an das Bildungssystem<br />
enden nicht an Landesgrenzen. Auch in anderen<br />
Ländern gibt es erfolgreiche Ansätze, von denen<br />
Deutschland lernen könnte. Deutschland wiederum<br />
ist als Exportnation abhängig davon, ob es gelingt, das<br />
Bildungs- <strong>und</strong> Beschäftigungssystem international zu<br />
öffnen. Wir wollen deshalb auch die Mobilität der <strong>Aus</strong>zubildenden<br />
verbessern. Azubis sollten stärker von Erfahrungen<br />
in anderen Ländern profitieren <strong>und</strong> sich auf<br />
den internationalen Arbeitsmarkt vorbereiten können.<br />
Deshalb sollten die EU-Mobilitätsprogramme noch<br />
stärker auf <strong>Aus</strong>zubildende ausgerichtet werden. So ist<br />
etwa Erasmus+ ein glänzendes Beispiel dafür, wie sehr<br />
<strong>Aus</strong>zubildende von einem <strong>Aus</strong>landsaufenthalt profitieren.<br />
Bis 2020 werden EU-weit vier Millionen Menschen<br />
die finanzielle Unterstützung durch Erasmus+ beanspruchen<br />
können.<br />
Vom <strong>Aus</strong>bildungsabschluss über den beruflichen Anschluss<br />
<strong>und</strong> die <strong>Weiterbildung</strong> bis hin zur internationalen<br />
Kooperation – auf diesem Weg wollen wir möglichst<br />
viele Menschen <strong>und</strong> Betriebe erreichen <strong>und</strong> für die berufliche<br />
Bildung begeistern. Dabei spielt auch die erfolgreiche<br />
Vermittlung von Geflüchteten in eine berufliche<br />
<strong>Aus</strong>bildung eine wichtige Rolle.
6 CHANCE BERUF<br />
FLÜCHTLINGE<br />
Flüchtlinge durch Bildung <strong>und</strong> Arbeit integrieren<br />
Der beruflichen <strong>Aus</strong>bildung kommt bei der Integration der Flüchtlinge eine Schlüsselrolle zu. Das B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Bildung <strong>und</strong> Forschung investiert 130 Millionen Euro, um den Einstieg in die <strong>Aus</strong>bildung möglich zu machen – eine<br />
gesellschaftspolitische Herkules-Aufgabe.<br />
Zunächst war die Friseurmeisterin Laura Tiefel skeptisch,<br />
als sie gefragt wurde, ob sie den 24-jährigen Iraker<br />
Bakhtiar Hamamin Hassan zum Friseur ausbilden<br />
würde. Im Vorstellungsgespräch konnte sie sich mit ihm<br />
kaum verständigen. Trotzdem erklärte sie sich bereit,<br />
dass der junge Mann in ihrem Friseursalon ein Probepraktikum<br />
absolvieren könne. Ab dann war sie begeistert<br />
von Hamamin Hassan: „Er war so fleißig <strong>und</strong> hat<br />
selbstständig gearbeitet“, sagt sie. Seit September ist<br />
Hamamin Hassan nun einer von drei Azubis in Tiefels<br />
Salon in Fürth – fast sechs Jahre hat er auf diese Chance<br />
warten müssen, seit er 2009 aus dem Irak geflohen ist.<br />
Hamamin Hassans Fall ist nur ein Beispiel für die gelungene<br />
Vermittlungsarbeit des JOBSTARTER-Projekts<br />
„<strong>Aus</strong>bildung meistern“, eine von zahlreichen Initiativen<br />
des B<strong>und</strong>esministeriums für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />
(BMBF), die nun auch zur Integration von Flüchtlingen<br />
angepasst werden. Das Ministerium investiert r<strong>und</strong><br />
130 Millionen Euro zusätzlich in Maßnahmen, die den<br />
Erwerb der deutschen Sprache <strong>fördern</strong>, dazu beitragen,<br />
Kompetenzen <strong>und</strong> Potenziale zu erkennen <strong>und</strong> Geflüchtete<br />
schneller in <strong>Aus</strong>bildung <strong>und</strong> Beruf zu integrieren.<br />
„Ihnen Perspektiven zu bieten, ist eine humanitäre<br />
Aufgabe. Bildung <strong>und</strong> Arbeit sind der beste Weg<br />
zur Integration der Geflüchteten in unsere Gesellschaft.<br />
Der dualen <strong>Aus</strong>bildung kommt deshalb eine<br />
Schlüsselrolle zu“, sagt B<strong>und</strong>esbildungsministerin<br />
Prof. Dr. Johanna Wanka.<br />
Integration durch <strong>Aus</strong>bildung<br />
Mehr als die Hälfte der Menschen, die nach Deutschland<br />
kommen, ist jünger als 25. Viele haben wie Hamamin<br />
Hassan in ihren Heimatländern noch keinen Abschluss<br />
machen können. Ihnen den Weg in die <strong>Aus</strong>bildung zu<br />
ebnen ist eines der Ziele der KAUSA Servicestellen, die<br />
heute schon Selbstständige, Jugendliche <strong>und</strong> Eltern mit<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong> erfolgreich in allen Fragen r<strong>und</strong><br />
um die duale <strong>Aus</strong>bildung unterstützen. Die Zahl der<br />
KAUSA Servicestellen wird in diesem Jahr mehr als verdoppelt,<br />
damit mehr Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />
Flüchtlinge <strong>und</strong> ihre Familien beim Einstieg in die<br />
<strong>Aus</strong>bildung unterstützen. So wie im Februar 2016 auf<br />
dem Marktplatz der Begegnungen, einer Initiative<br />
der Handels- <strong>und</strong> der Handwerkskammer Hamburg,<br />
Sechs Jahre hat er auf diese Chance gewartet: Nun ist Bakhtiar Hamamin<br />
Hassan einer von drei Azubis in einem Friseursalon.<br />
der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie <strong>und</strong> Integration,<br />
der Agentur für Arbeit <strong>und</strong> des Jobcenters Hamburg<br />
sowie der UV Nord zur Integration von Flüchtlingen in<br />
den <strong>Aus</strong>bildungs- <strong>und</strong> Arbeitsmarkt. In den Börsensälen<br />
der Handelskammer Hamburg trafen sich mehr als<br />
1.000 Zuwanderer mit 48 Unternehmerinnen <strong>und</strong> Unternehmern.<br />
„Die meisten Flüchtlinge kamen aus Syrien,<br />
Afghanistan <strong>und</strong> dem Irak“, erzählt Hakim Chohbishat,<br />
Mitarbeiter der KAUSA Servicestelle Hamburg, die die<br />
Flüchtlinge beraten <strong>und</strong> an Unternehmen <strong>und</strong> ihre<br />
Netzwerkpartner vermittelt hat. „Die Flüchtlinge wollen<br />
Gabelstaplerfahrer werden, Automechaniker oder<br />
Elektriker. Sie waren sehr dankbar, dass sie die Möglichkeit<br />
bekommen haben, an einem Tag verschiedene
Flüchtlinge durch Bildung <strong>und</strong> Arbeit integrieren 7<br />
Firmen <strong>und</strong> Betriebe kennenzulernen“, sagt Chohbishat,<br />
der die Flüchtlinge auf Arabisch, Dari <strong>und</strong> Farsi über<br />
die duale <strong>Aus</strong>bildung in Deutschland informierte.<br />
Um Flüchtlinge gut auf eine <strong>Aus</strong>bildung vorzubereiten,<br />
hat das BMBF gemeinsam mit der BA <strong>und</strong> dem Zentralverband<br />
des Deutschen Handwerks im Februar 2016<br />
die Initiative Wege in <strong>Aus</strong>bildung für Flüchtlinge<br />
gestartet. Ziel ist die Integration von bis zu 10.000 Flüchtlingen<br />
in eine Handwerksausbildung. Allein im Jahr<br />
2016 stellt das BMBF hierfür weitere 20 Millionen Euro<br />
zur Verfügung. Das Angebot richtet sich an nicht mehr<br />
schulpflichtige junge Flüchtlinge, die bereits einen<br />
Integrationskurs des B<strong>und</strong>esamtes für Migration <strong>und</strong><br />
Flüchtlinge (BAMF) durchlaufen haben. Zunächst erhalten<br />
sie durch Perspektiven für junge Flüchtlinge<br />
im Handwerk der BA eine erste Berufsorientierung,<br />
die anschließend in der Berufsorientierung für Flüchtlinge<br />
des BMBF vertieft wird. Die Vorbereitung findet<br />
in überbetrieblichen Berufsbildungsstätten der Handwerksorganisationen<br />
<strong>und</strong> in Betrieben statt. Im Anschluss<br />
werden die Flüchtlinge in einen <strong>Aus</strong>bildungs betrieb<br />
vermittelt. Während der gesamten Zeit werden sie individuell<br />
sozialpädagogisch begleitet <strong>und</strong> fachsprachlich<br />
weiterqualifiziert.<br />
Der dualen <strong>Aus</strong>bildung<br />
kommt bei der Integration<br />
der Geflüchteten eine<br />
Schlüsselrolle zu.“<br />
B<strong>und</strong>esbildungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka<br />
Das BMBF kann dafür auf Instrumente aus der Initiative<br />
Bildungsketten <strong>und</strong> dem Berufsorientierungsprogramm<br />
(BOP) zurückgreifen. Diese Initiative begleitet<br />
junge Men schen von der Schule in die <strong>Aus</strong>bildung.<br />
Dieser bewährte Ansatz ist nun auch für schulpflichtige<br />
Flüchtlinge geöffnet. Sie erhalten damit in jungen Jahren<br />
einen Einblick in unsere Berufswelt. Das unterstützt ihre<br />
früh zeitige Inte gration in unsere Gesellschaft.<br />
Spracherwerb<br />
Am Anfang dieses Prozesses steht natürlich das Deutsch -<br />
lernen. Nur mit Sprachkenntnissen kann Integration<br />
gelingen. Zusätzlich zu hauptamtlichen Lehrkräften<br />
werden deshalb Ehrenamtliche, vor allem auch Zugewanderte<br />
mit ausreichenden Sprachkenntnissen, zu<br />
Lernbegleitern qualifiziert. Das b<strong>und</strong>esweite Programm<br />
Einstieg Deutsch beim Deutschen Volkshochschul-<br />
Gut beraten: Auf dem Marktplatz der Begegnungen führte Hakim Chohbishat, Mitarbeiter der KAUSA Servicestelle Hamburg, zahlreiche Gespräche mit<br />
Zuwanderern.
8 CHANCE BERUF<br />
verband wird deshalb 3.200 Freiwillige schulen, die –<br />
beginnend im 2. Quartal 2016 – Einstiegskurse für<br />
bis zu 35.000 Flüchtlinge pro Jahr anbieten.<br />
Zudem besteht mit der begleitenden Lern-App<br />
Einstieg Deutsch eine niedrigschwellige erste Sprachorientierung<br />
in den Herkunftssprachen von Flüchtlingen.<br />
Sie steht jedermann kostenfrei zur Verfügung<br />
<strong>und</strong> schafft eine Verbindung zum Lernportal<br />
www.ich-will-deutsch-lernen.de.<br />
Die App Deutsch für den Beruf vermittelt berufsbezogene<br />
Sprachkompetenzen <strong>und</strong> r<strong>und</strong>et dieses Angebot ab.<br />
Kompetenzen ermitteln<br />
Die Fülle von Beispielen zeigt eines: dass es bei der Integration<br />
vor allem darauf ankommt, bereits erprobte<br />
Instrumente intelligent einzubringen <strong>und</strong> miteinander<br />
zu verzahnen. So bietet zum Beispiel das Anerkennungsgesetz<br />
Geflüchteten die Möglichkeit, ihre Berufsqualifikationen<br />
anerkennen zu lassen. Denn viele von ihnen<br />
haben in ihrem Heimatland einen Berufsabschluss<br />
erworben <strong>und</strong> dürfen in Deutschland arbeiten. Für sie<br />
stellt sich aber die Frage, ob auch in ihrem erlernten<br />
Beruf? Die Anerkennung des ausländischen Berufs -<br />
ab schlusses ist in einigen Berufen zwingende Voraussetzung,<br />
etwa bei Ärzten, Lehrern oder Krankenschwestern.<br />
Aber auch in anderen Berufen erhöht eine<br />
Anerkennung die Chancen auf dem Arbeitsmarkt, weil<br />
Arbeitgeber besser einschätzen können, was die Bewerberin<br />
oder der Bewerber gelernt hat. Alle wichtigen<br />
Fragen zu diesem Thema werden beim Internetportal<br />
www.anerkennung-in-deutschland.de in neun<br />
Sprachen – darunter auch Arabisch – beantwortet. Die<br />
gleichnamige, kostenlose App in Deutsch, Englisch<br />
<strong>und</strong> den fünf wichtigsten Flüchtlingssprachen ergänzt<br />
das Angebot.<br />
Sprachförderung für Flüchtlinge: kostenlose Lernplattform<br />
www.ich-will-deutsch-lernen.de<br />
Um Flüchtlingsfamilien zum Lesen <strong>und</strong> Vorlesen zu<br />
motivieren <strong>und</strong> an die deutsche Sprache heranzuführen,<br />
erhalten alle Flüchtlingskinder bis zum Alter von<br />
fünf Jahren in Erstaufnahmeeinrichtungen ein speziell<br />
konzipiertes Lesestart-Set. Alle Einrichtungen bekommen<br />
eine Lese- <strong>und</strong> Medienbox für die pädagogische<br />
Arbeit mit den Kindern vor Ort. Ehrenamtliche Vorlese -<br />
paten in Erstaufnahmeeinrichtungen können zudem<br />
Unterstützung erhalten, um sich auf die Arbeit mit<br />
Flüchtlingskindern vorzubereiten. Auch von dem<br />
bereits laufenden Programm Lesestart – Drei Meilensteine<br />
für das Lesen profitieren Flüchtlingskinder.<br />
Allerdings sollten Flüchtlinge auch dann eine Chance<br />
auf Anerkennung ihrer Abschlüsse haben, wenn notwendige<br />
Dokumente fehlen. Denn viele Flüchtlinge<br />
können ihre Unterlagen nicht mehr vorlegen. Das Anerkennungsgesetz<br />
bietet die Möglichkeit, dann bei <strong>Aus</strong>bildungsberufen<br />
– zum Beispiel durch Fachgespräche<br />
<strong>und</strong> Arbeitsproben – die vorhandenen Kompetenzen<br />
festzustellen. Diese Qualifikationsanalysen entwickelt<br />
das BMBF gemeinsam mit den Kammern. Noch werden<br />
Die Anerkennung im<br />
Heimatland erworbener<br />
Berufsqualifikationen ist<br />
ein wichtiger Schritt der<br />
Geflüchteten in Richtung<br />
Arbeitsmarkt.“<br />
B<strong>und</strong>esbildungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka
FLÜCHTLINGE DURCH BILDUNG UND ARBEIT INTEGRIEREN 9<br />
diese Verfahren nicht von allen zuständigen Stellen angeboten.<br />
Damit sich das ändert, fördert das BMBF das<br />
Projekt Prototyping Transfer – Berufsanerkennung<br />
mit Qualifikationsanalysen mit insgesamt 2,2 Millionen<br />
Euro. Schließlich gibt es unter den Geflüchteten<br />
auch viele Menschen, die keinen Berufsabschluss,<br />
sondern Berufserfahrung durch ihre Arbeit in den<br />
Herkunftsländern erworben haben <strong>und</strong> nun in Deutschland<br />
mangels formalem Berufsabschluss das Anerkennungsgesetz<br />
nicht nutzen können. Abhilfe schafft hier<br />
das Pilotprojekt ValiKom (Validierung non-formal<br />
<strong>und</strong> informell erworbener Kompetenzen) des BMBF.<br />
Für Menschen mit Berufserfahrung, aber ohne Abschluss<br />
wird die Tür geöffnet für eine Feststellung der<br />
Gleichwertigkeit: Sie können sich ihre Berufserfahrung<br />
<strong>und</strong> Kompetenzen analog zu einem vergleich baren<br />
Berufsabschluss anrechnen lassen. Dies gilt auch für<br />
praxiserfahrene Flüchtlinge.<br />
Unterstützung von Kommunen<br />
Die Leistungsfähigkeit der beruflichen Bildung wird<br />
sich in den kommenden Jahren noch stärker beweisen,<br />
wenn sie dazu beiträgt, die große Zahl der Flüchtlinge<br />
in die Gesellschaft zu integrieren. Entscheidend wird<br />
dabei sein, das Bündel an Maßnahmen auf B<strong>und</strong>es-,<br />
Landesebene sowie regionaler Ebene vor Ort zu koordinieren<br />
<strong>und</strong> klug an die Bedürfnisse der Geflüchteten<br />
anzupassen. Das BMBF fördert die Kommunale<br />
Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte.<br />
Seit 2016 können sich alle 400 Kreise <strong>und</strong><br />
kreisfreien Städte um die Finanzierung von bis zu drei<br />
Koordinatoren <strong>und</strong> Koordinatorinnen bewerben, die<br />
die Vielzahl der Angebote zur Bildung <strong>und</strong> Integration<br />
aufeinander abstimmen <strong>und</strong> neue Angebote bedarfsgerecht<br />
entwickeln. Sie bringen Bildungsakteure wie<br />
Volkshochschulen <strong>und</strong> Kindertagesstätten, Berufskammern<br />
<strong>und</strong> Jobcenter, Jugendhilfe <strong>und</strong> Schulamt<br />
zusammen. Und haben dadurch den Überblick, welche<br />
Sprach- <strong>und</strong> Integrationskurse, <strong>Weiterbildung</strong>s- <strong>und</strong><br />
Qualifizierungsmaßnahmen es vor Ort gibt <strong>und</strong> welche<br />
fehlen.<br />
Die Initiative ist Teil des BMBF-Maßnahmenpakets zur<br />
Integration von Flüchtlingen <strong>und</strong> eingebettet in die<br />
Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement.<br />
Besonders die zahlreichen zivilgesellschaftlichen Initiativen<br />
– beispielsweise der lokal aktiven Stiftungen, der<br />
Vereine <strong>und</strong> der ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen<br />
<strong>und</strong> Bürger – sollen dadurch systematisch eingeb<strong>und</strong>en<br />
werden. Denn das Engagement <strong>und</strong> die Hilfsbereitschaft<br />
der vielen Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger sind <strong>und</strong> bleiben<br />
ein wichtiger Baustein, damit Integration gelingen kann.<br />
Türöffner <strong>Aus</strong>bildung: Für Flüchtlinge ist das Erlernen eines Berufs ein wichtiger Schritt für eine gelingende Integration.
11<br />
Abschluss als Schlüssel zum Erfolg<br />
für jeden Jugendlichen<br />
Die betriebliche <strong>Aus</strong>bildung hat eine Menge zu bieten. Mit einer<br />
erfolgreich abgeschlossenen Berufsausbildung sind der persönlichen<br />
Entwicklung junger Menschen nahezu keine Grenzen gesetzt. Unternehmen<br />
bilden so ihre künftigen Fachkräfte aus <strong>und</strong> helfen dabei,<br />
die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Deutschland zu sichern.<br />
Das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung verfolgt deshalb mit<br />
einem ganzen Bündel von Ideen <strong>und</strong> Maßnahmen das Ziel,<br />
möglichst viele Betriebe <strong>und</strong> Jugendliche für die duale <strong>Aus</strong>bildung<br />
zu gewinnen, <strong>und</strong> unterstützt sie dabei, diese auch erfolgreich zu Ende<br />
zu bringen.
12 CHANCE BERUF<br />
INITIATIVE „ABSCHLUSS UND ANSCHLUSS – BILDUNGSKETTEN BIS ZUM AUSBILDUNGSABSCHLUSS“<br />
Schule abschließen, im Beruf durchstarten<br />
Von der 7. Klasse bis zum erfolgreichen <strong>Aus</strong>bildungsabschluss: Mit der Initiative Bildungsketten unterstützen das<br />
B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung, das B<strong>und</strong>esministerium für Arbeit <strong>und</strong> Soziales, die B<strong>und</strong>esagentur für<br />
Arbeit <strong>und</strong> die Länder Jugendliche dabei, sich selbst zu verwirklichen <strong>und</strong> den Start ins Berufsleben zu meistern.<br />
Was wünschen sich junge Menschen für ihre berufliche<br />
Zukunft? Welche Begabungen bringen sie mit, wofür<br />
interessieren sie sich? Jugendliche brauchen häufig<br />
Unterstützung, wenn es darum geht, sich zu Beginn<br />
ihres Berufslebens zu orientieren, sich um einen <strong>Aus</strong>bildungsplatz<br />
zu bewerben oder um die Lehre bis zur<br />
erfolgreichen Abschlussprüfung durchzuhalten.<br />
Diese Unterstützung bietet die Initiative „Abschluss <strong>und</strong><br />
Anschluss – Bildungsketten bis zum <strong>Aus</strong>bildungs abschluss“.<br />
Beteiligte Akteurinnen <strong>und</strong> Akteure der Initiative<br />
helfen jungen Menschen, sich gezielt auf ihren<br />
Schulabschluss <strong>und</strong> beruflichen Einstieg vorzubereiten.<br />
„Das BMBF hat sich mit der Initiative Bildungsketten<br />
zum Ziel gesetzt, dass alle ausbildungsreifen <strong>und</strong> ausbildungswilligen<br />
Jugendlichen genau die betriebliche<br />
<strong>Aus</strong>bildung finden, die zu ihnen passt <strong>und</strong> den eigenen<br />
Talenten <strong>und</strong> Kompetenzen entspricht“, sagt B<strong>und</strong>es -<br />
bildungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka.<br />
Dafür stehen verschiedene Förderinstrumente zur Verfügung.<br />
Die Angebote beginnen in der 7. Klasse in der<br />
Schule <strong>und</strong> reichen bis zum Ende der betrieblichen <strong>Aus</strong>bildung<br />
(siehe Grafik S. 13). Dazu zählen die Potenzialanalyse,<br />
der Berufswahlpass, das Berufsorientierungsprogramm<br />
(BOP) mit seinen praxisorientierten<br />
Werkstatttagen, die Berufseinstiegsbegleitung, die Berufsorientierungsmaßnahmen<br />
der B<strong>und</strong>esagentur für<br />
Arbeit, die Praktika, verschiedene Maßnahmen des<br />
Übergangs <strong>und</strong> die Initiative „Verhinderung von <strong>Aus</strong>bildungsabbrüchen“<br />
(VerA). Die Initiative Bildungsketten,<br />
initiiert vom B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />
(BMBF), vom B<strong>und</strong>esministerium für Arbeit <strong>und</strong><br />
Soziales (BMAS) <strong>und</strong> von der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />
(BA), ist ein zentrales Element der Allianz für <strong>Aus</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Weiterbildung</strong>. Gemeinsam mit den Ländern <strong>und</strong> der<br />
BA unterstützt die B<strong>und</strong>esregierung eine stärkere Verzahnung<br />
der Förderinstrumente. Ziel ist es, erfolgreiche<br />
<strong>und</strong> bewährte Förderinstrumente zu einem ganzheitlichen<br />
Berufsorientierungs- <strong>und</strong> auch Fördersystem sowie<br />
einen gelungenen Übergang Schule – Beruf zu gestalten,<br />
zu verknüpfen <strong>und</strong> den Fachkräftenachwuchs<br />
der Wirtschaft zu sichern.<br />
B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Länder haben sich darauf verständigt, die Situation<br />
von Schulabgängerinnen <strong>und</strong> Schulabgängern<br />
sowie ausbildungsfähigen jungen Menschen ohne Berufsabschluss<br />
zu verbessern. Deshalb ist es für einen<br />
erfolg reichen Übergang von der Schule in die Berufsausbildung<br />
wichtig, dass die Berufs orientierung bereits<br />
in der Schule beginnt – nach dem Motto „Prävention<br />
statt Reparatur“.<br />
So kümmert sich ein weit verzweigtes Netzwerk aus<br />
Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrern, Berufsberaterinnen <strong>und</strong><br />
Berufsberatern, Berufseinstiegsbegleiterinnen <strong>und</strong><br />
Berufseinstiegsbegleitern, ehrenamtlichen Coaches,<br />
<strong>Aus</strong>bilderinnen <strong>und</strong> <strong>Aus</strong>bildern sowie Unternehmerinnen<br />
<strong>und</strong> Unternehmern von der siebten Klasse an um<br />
die Jugendlichen <strong>und</strong> ist bei Bedarf bis zum <strong>Aus</strong>bildungsabschluss<br />
für sie da, wenn sie Rat <strong>und</strong> Unterstützung<br />
benötigen.<br />
Die Potenzialanalyse ist der Start in die strukturierte<br />
Berufsorientierung <strong>und</strong> soll die Schülerinnen <strong>und</strong><br />
Schüler dazu anregen, sich mit ihren eigenen Stärken<br />
<strong>und</strong> Interessen zu beschäftigen. Dazu bewältigen die<br />
Jugendlichen alleine <strong>und</strong> in der Gruppe handlungsorientierte<br />
Aufgaben oder Übungen aus der Erlebnispädagogik<br />
<strong>und</strong> geschultes Personal beobachtet sie<br />
dabei. Die Übungen werden den Schülerinnen <strong>und</strong><br />
Daten <strong>und</strong> Fakten<br />
Initiative Bildungsketten<br />
(BK): 2010 – 2020; Berufsorientierungsprogramm<br />
(BOP):<br />
Förderzeitraum<br />
seit 2008, unbefristet;<br />
Berufseinstiegsbegleitung<br />
(BerEb): 2010 – 2018<br />
BK (2010– 2014): 460 Millionen Euro,<br />
Fördervolumen<br />
BK (2014– 2018): 1,3 Milliarden Euro<br />
www.bildungsketten.de<br />
Website www.berufsorientierungs<br />
programm.de<br />
Kontakt<br />
info@bildungsketten.de<br />
i
ABSCHLUSS ALS SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG FÜR JEDEN JUGENDLICHEN 13<br />
Bildungsketten<br />
Schulisches Berufsorientierungskonzept<br />
Potenzialanalyse<br />
Coaching: Berufseinstiegsbegleitung<br />
Berufsorientierung<br />
z. B. BOP, BOM,<br />
Praktika<br />
Gestaltungs- <strong>und</strong> Begleitinstrument: Berufswahlpass<br />
Regionale Koordinierung<br />
Übergangsbereich<br />
z. B. EQ, schulische<br />
Angebote<br />
Integration in<br />
<strong>Aus</strong>bildung<br />
<strong>Aus</strong>bildung<br />
z. B. abH, assistierte<br />
<strong>Aus</strong>bildung<br />
VerA<br />
Berufsabschluss<br />
BOP<br />
BOM<br />
EQ<br />
Berufsorientierungsprogramm<br />
Berufsorientierungsmaßnahmen nach<br />
§ 48 Drittes Sozialgesetzbuch (SGB III)<br />
Einstiegsqualifizierung<br />
abH<br />
VerA<br />
ausbildungsbegleitende Hilfen<br />
Initiative VerA für „Verhinderung von <strong>Aus</strong>bildungsabbrüchen“<br />
Quelle: Servicestelle Bildungsketten<br />
Schülern vor der Durchführung erklärt <strong>und</strong> im Anschluss<br />
gemeinsam ausgewertet. In einem persönlichen Feedbackgespräch<br />
können die Jugendlichen ihre Selbsteinschätzung<br />
damit abgleichen, wie ihr Umfeld sie sieht −<br />
das kann ihnen helfen, neue Seiten an sich zu entdecken<br />
<strong>und</strong> ihr eigenes Verhalten zu reflektieren. Sie erhalten<br />
so die Chance, sich besser kennenzulernen, ihr Selbstbewusstsein<br />
zu stärken <strong>und</strong> Verantwortung zu übernehmen.<br />
<strong>Aus</strong> den Ergebnissen dieses Erkenntnisprozesses werden<br />
für jeden jungen Menschen ein individuelles Kompetenzprofil<br />
erstellt <strong>und</strong> Entwicklungsziele vereinbart.<br />
Damit ist noch keine Empfehlung für einen bestimmten<br />
Beruf verb<strong>und</strong>en. Die jungen Menschen erhalten<br />
Hinweise, in welche Bereiche ihre Interessen <strong>und</strong> Fähigkeiten<br />
sie führen <strong>und</strong> wo ein erstes Praktikum interessant<br />
sein könnte.<br />
Die Potenzialanalyse ist auch im Rahmen des Berufsorientierungsprogramms<br />
(BOP) vorgesehen. In den<br />
Werkstatttagen des BOP in Klasse 8 erhalten die Jugendlichen<br />
einen praxisnahen Einblick in verschiedene<br />
Berufsfelder. Ob Chemielabor, Schreinerwerkstatt,<br />
Maleratelier oder Technikkabinett − in geschütztem<br />
Raum können Jugendliche unter Anleitung erfahrener<br />
<strong>Aus</strong>bilderinnen <strong>und</strong> <strong>Aus</strong>bilder verschiedene Berufsfelder<br />
ausprobieren, indem sie eigene Werkstücke<br />
anfertigen <strong>und</strong> berufsfeldbezogene Aufgaben lösen.<br />
So entwickeln sie eine erste Vorstellung davon, in welche<br />
Richtung es beruflich für sie gehen könnte. Am Ende<br />
erhalten die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler eine persönliche<br />
Rückmeldung <strong>und</strong> ein Zertifikat, das sie bei Bewerbungen<br />
um Praktikumsplätze oder einen <strong>Aus</strong>bildungsplatz<br />
vorlegen können.<br />
Für Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler, die zusätzliche Unterstützung<br />
<strong>und</strong> Motivation beim Übergang Schule – Beruf<br />
brauchen, gibt es die sogenannte Berufseinstiegsbegleitung<br />
als festen Bestandteil der Ini tiative Bildungsketten.<br />
Die Berufseinstiegsbegleitung unterstützt zurzeit<br />
Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler an etwa 3.000 Schulen<br />
der Sek<strong>und</strong>arstufe I.<br />
Sie richtet sich an Jugendliche, die auf einen Hauptschul-<br />
oder Förderschulabschluss <strong>und</strong> anschließend<br />
eine <strong>Aus</strong>bildung hinarbeiten, auf diesem Weg aber<br />
Unterstützung benötigen. Jugendliche wie Sebastian<br />
Höffelmann. Er lernt das Bäckerhandwerk. Davor wusste<br />
er nicht so recht, was er anstellen sollte mit seiner Zeit.<br />
Er war einer von sechs Jugendlichen aus der 9. Klasse<br />
einer Förderschule. Er sagt heute, ohne die intensive<br />
Betreuung seiner Berufseinstiegsbegleiterin wäre er wohl<br />
nicht dort, wo er heute ist. Berufseinstiegsbegleiterinnen
14 CHANCE BERUF<br />
planen zu können. Damit dokumentieren <strong>und</strong> reflektieren<br />
die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler ihre Erfahrungen<br />
<strong>und</strong> Erkenntnisse, die sie im Laufe ihres Berufswahlprozesses<br />
erwerben. Der Berufswahlpass begleitet die<br />
Jugendlichen u. a. dabei, Betriebspraktika auszuwerten,<br />
den Bewerbungsprozess zu gestalten oder den nächsten<br />
Lernabschnitt zu organisieren.<br />
Seinen Weg so konsequent zu verfolgen wie Höffelmann,<br />
das gelingt nicht allen Jugendlichen. In Deutschland<br />
bricht immerhin jeder sechste <strong>Aus</strong>zubildende die <strong>Aus</strong>bildung<br />
ab, oft schon im ersten Lehrjahr. Um diese Zahl<br />
zu verringern, stehen Unterstützungsangebote zur Verfügung,<br />
die das <strong>Aus</strong>bildungsverhältnis stabilisieren.<br />
Unabhängig vom Berufsorientierungsprogramm oder<br />
der Berufseinstiegsbegleitung können Jugendliche zum<br />
Beispiel ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) in Anspruch<br />
nehmen oder die ehrenamtlichen <strong>Aus</strong>bildungsbegleiterinnen<br />
<strong>und</strong> <strong>Aus</strong>bildungsbegleiter der Initiative „Verhinderung<br />
von <strong>Aus</strong>bildungsabbrüchen“ (VerA) beim Senior<br />
Experten Service (SES) hinzuziehen.<br />
Sebastian Höffelmann ist einer von 115.000 Jugendlichen in Deutschland,<br />
die von der Berufseinstiegsbegleitung profitieren.<br />
<strong>und</strong> -begleiter helfen den Jugendlichen dabei, ihren<br />
Schulabschluss zu erreichen, eine realistische Berufswahl<br />
zu treffen, einen passenden <strong>Aus</strong>bildungsplatz zu<br />
finden <strong>und</strong> erfolgreich in die <strong>Aus</strong>bildung zu starten.<br />
Vor allem kümmern sie sich um Fragen des Übergangs<br />
in die Berufsausbildung: Sie helfen bei Bewerbungsunterlagen,<br />
bei der Vermittlung von Praktika, bei der<br />
Berufsorientierung <strong>und</strong> bei der Suche nach einem<br />
<strong>Aus</strong>bildungsplatz. Bei Bedarf organisieren sie weitere<br />
Unterstützungsangebote, zum Beispiel Nach hilfe unterricht.<br />
Die Begleitung erfolgt in enger Abstimmung mit<br />
der Berufsberatung. Somit bildet die Berufseinstiegsbegleitung<br />
die bindende Klammer im Berufsorientierungsprozess<br />
der Jugendlichen. Aber auch während der<br />
<strong>Aus</strong>bildung müssen die Jugendlichen nicht auf Unterstützung<br />
verzichten, falls sie sie brauchen.<br />
Sebastian Höffelmann hat seine Fortschritte gemeinsam<br />
mit seiner Berufseinstiegsbegleiterin im sogenannten<br />
Berufswahlpass dokumentiert, um gemeinsam die<br />
nächsten Schritte auf dem Weg in die <strong>Aus</strong>bildung besser<br />
Die Initiative VerA, die der SES 2009 zusammen mit den<br />
Spitzenverbänden der deutschen Industrie, des Handwerks<br />
<strong>und</strong> der freien Berufe aufgelegt hat, ist ein Angebot<br />
an alle, die in der <strong>Aus</strong>bildung auf Schwierigkeiten<br />
stoßen oder sogar mit dem Gedanken spielen, ihre Lehre<br />
abzubrechen. Berufs- <strong>und</strong> lebenserfahrene Senior Expertinnen<br />
<strong>und</strong> Experten stehen den <strong>Aus</strong>zubildenden<br />
zur Seite – gegebenenfalls bis zum Ende der <strong>Aus</strong>bildung.<br />
Über 6.000 Jugendliche sind seit 2009 von VerA begleitet<br />
worden, künftig sollen es jährlich 3.000 sein. Die ehrenamtlich<br />
tätigen Senior Expertinnen <strong>und</strong> Experten ergänzen<br />
damit hauptamtliche Unterstützungsangebote<br />
wie die Berufseinstiegsbegleitung. Sie gewährleisten im<br />
Bedarfsfall eine lückenlose Begleitung bis zum <strong>Aus</strong>bildungsabschluss.<br />
Die vom BMBF geförderte Initiative<br />
VerA ist fester Bestandteil der Initiative Bildungsketten.<br />
Eine lückenlose Unterstützung für junge Menschen auf<br />
dem Weg ins Berufsleben, angefangen bei Siebtklässlerinnen<br />
<strong>und</strong> Siebtklässlern <strong>und</strong> erst dann erfolgreich<br />
beendet, wenn die jungen Menschen das Zeugnis über<br />
ihren <strong>Aus</strong>bildungsabschluss in den Händen halten: Das<br />
BMBF ist mit der Initiative Bildungsketten der Federführer<br />
beim Aufbau einer systematisierten Berufsorientierung<br />
sowie eines strukturierten <strong>und</strong> verbesserten<br />
Übergangs Schule – Beruf.
15<br />
INITIATIVE BILDUNGSKETTEN<br />
„Ich bin endlich erwachsen geworden.“<br />
Mit 16 hatte Sebastian Höffelmann keine Ahnung, was<br />
er nach der Schule anstellen sollte. Doch dann hat er seinen<br />
Weg gef<strong>und</strong>en – mit Unterstützung seiner Berufseinstiegsbegleiterin.<br />
Ohne Frau Klinkenbusch wüsste Sebastian Höffelmann<br />
vielleicht nicht, wie es sich anfühlt, Menschen glücklich<br />
zu machen. „Es ist doch toll, mit den eigenen Händen<br />
etwas zu backen, über das sich Menschen zum Frühstück<br />
freuen“, sagt er.<br />
Sebastian Höffelmann lernt das Bäckerhandwerk,<br />
im dritten Jahr jetzt schon. Sein <strong>Aus</strong>bilder ist die<br />
Uniklinik Münster, das einzige Krankenhaus in<br />
Deutschland mit angeschlossener Bäckerei. Im<br />
Sommer wird er seine Gesellenprüfung ablegen −<br />
so schnell kann es gehen.<br />
Vor vier Jahren war Sebastian Höffelmann noch ein<br />
schüchterner Teenager. Er war nicht besonders kommunikativ,<br />
immer etwas langsamer als die anderen,<br />
musste stets viel üben, um etwas zu können. Er wusste<br />
damals nicht so recht, wohin ihn das Leben schubsen<br />
würde. Aber dann, eines Morgens, stand Annette Klinkenbusch<br />
in seinem Klassenraum.<br />
Die 63-Jährige arbeitet als Berufseinstiegsbegleiterin<br />
für den Bildungsträger SBH-West in Münster. Ihr Job<br />
ist es, Menschen wie Sebastian Höffelmann in die für<br />
sie geeignete Richtung zu bringen <strong>und</strong> sie auf ihrem<br />
Weg so lange zu begleiten, bis sie alleine weitergehen<br />
können.<br />
Höffelmann ist einer von 200 Schülern, die die SBH in<br />
Münster begleitet hat. Über 115.000 Schülerinnen <strong>und</strong><br />
Schüler sind es b<strong>und</strong>esweit, die über die Berufseinstiegsbegleitung<br />
individuell gefördert werden. Menschen<br />
wie Annette Klinkenbusch geleiten Jugendliche<br />
schon ab der 9. Klasse bis zur Berufsausbildung. Das<br />
B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung hat<br />
dazu beigetragen, dass die Berufseinstiegsbegleitung<br />
b<strong>und</strong>esweit zur Verfügung steht.<br />
Obwohl Klinkenbusch etwa 20 Jugendliche zeitgleich<br />
betreut, erinnert sie sich noch gut an Sebastian. Er war<br />
einer von sechs Jugendlichen aus der 9. Klasse einer<br />
Förderschule, die ihr von den Lehrern anvertraut<br />
wurden. In wöchentlichen Gesprächen versuchte sie,<br />
zunächst Vertrauen <strong>und</strong> eine Beziehung aufzubauen,<br />
Stärken, Schwächen, versteckte Talente <strong>und</strong> Leidenschaften<br />
aufzuspüren, <strong>und</strong> half den Teenagern dann,<br />
passende Schülerpraktika zu finden, <strong>und</strong> auch dabei,<br />
vernünftige Bewerbungen zu schreiben.<br />
Bei Sebastian Höffelmann gelang das nicht auf Anhieb.<br />
Er erprobte sich erst drei Wochen im Landschaftsbau,<br />
in der 10. Klasse dann drei Wochen als Lagerist. „War<br />
beides nicht das Richtige“, sagt sie. Frau Klinkenbusch<br />
war klar, dass eine dreijährige <strong>Aus</strong>bildung für ihn<br />
noch zu früh sein würde, <strong>und</strong> sie riet ihm, nach dem<br />
Hauptschul abschluss zunächst ein Berufsgr<strong>und</strong>schuljahr<br />
mit Schwerpunkt Hauswirtschaft einzuschieben.<br />
Bei einem ihrer Treffen war auch Höffelmanns Mutter<br />
dabei <strong>und</strong> schlug vor, er solle es doch mal in einer<br />
Bäckerei versuchen, er habe doch immer so gerne mit<br />
ihr Kuchen <strong>und</strong> Plätzchen gebacken. Gemeinsam fanden<br />
sie zwei Bäckereien in Münster, in denen er jeweils<br />
einen Monat ein Praktikum absolvierte. Fortan wollte<br />
er nichts anderes mehr machen. Eine davon war die<br />
Backstube der Uniklinik. Im Abschlussgespräch zum<br />
Praktikum bekam er das Signal, dass er dort womöglich<br />
einen <strong>Aus</strong>bildungsplatz bekommen könnte. Annette<br />
Klinkenbusch unterstützte ihn bei der Bewerbung.<br />
Sebastian Höffelmann hat seine Berufung gef<strong>und</strong>en.<br />
Und er will auf jeden Fall weitermachen, will sich nach<br />
der Prüfung bei einer Biobäckerei bewerben. Und er<br />
glaubt, gute Chancen zu haben, schließlich wolle den<br />
Job ja kaum noch einer machen.
16 CHANCE BERUF<br />
JOBSTARTER PLUS<br />
Für die Zukunft ausbilden<br />
Betriebe unterstützen, <strong>Aus</strong>bildung gestalten, Fachkräfte gewinnen. JOBSTARTER unterstützt kleine <strong>und</strong> mittelgroße<br />
Betriebe (KMU) beim Einstieg in die <strong>Aus</strong>bildung. Seit zehn Jahren fördert das <strong>Aus</strong>bildungsstrukturprogramm regionale<br />
Projekte, um die duale <strong>Aus</strong>bildung in KMU besser zu verankern.<br />
Moritz Weichsel <strong>und</strong> Sandra Fischer wären einander<br />
ohne JOBSTARTER wohl nie begegnet. Weichsel kommt<br />
aus Braunschweig <strong>und</strong> fand dort keinen <strong>Aus</strong>bildungsplatz.<br />
Sandra Fischer führt in Magdeburg die Geschäfte<br />
der mittelständischen IT-Firma Q-fin <strong>und</strong> suchte vergangenen<br />
Herbst händeringend nach einem Azubi.<br />
Das JOBSTARTER-Projekt <strong>Aus</strong>bildungsverb<strong>und</strong> (ABV)<br />
der Wirtschaftsregion Braunschweig/Magdeburg e. V.<br />
brachte beide zusammen.<br />
Daten <strong>und</strong> Fakten<br />
Januar 2015 – Dezember 2020<br />
Förderzeitraum (JOBSTARTER plus); Januar 2006 –<br />
Dezember 2014 (JOBSTARTER)<br />
108,8 Millionen Euro<br />
(2015 – 2020, JOBSTARTER plus),<br />
125 Millionen Euro<br />
Fördervolumen<br />
(2006 – 2014, JOBSTARTER),<br />
Kofinanzierung durch den<br />
Europäischen Sozialfonds (ESF)<br />
i<br />
Dieses Beispiel zeigt, dass es Unternehmen <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
nicht immer von alleine gelingt, zueinander zu<br />
finden. Im Gegenteil: Zu Beginn des neuen <strong>Aus</strong>bildungsjahres<br />
im Herbst 2015 blieben in Deutschland r<strong>und</strong><br />
41.000 <strong>Aus</strong>bildungsplätze unbesetzt – zehn Prozent<br />
mehr als 2014. Gleichzeitig suchten jedoch fast 21.000<br />
junge Menschen vergeblich nach einem <strong>Aus</strong>bildungsplatz.<br />
Moritz Weichsel ist nicht mehr Teil dieser Statistik; er<br />
lernt in Sandra Fischers Firma inzwischen den Beruf des<br />
Fachinformatikers für Anwendungsentwicklung. Dank<br />
der erfolgreichen Vermittlung durch den ABV der Wirtschaftsregion<br />
Braunschweig/Magdeburg. Der Verein<br />
setzt eines von über 400 Projekten in Deutschland um,<br />
die das <strong>Aus</strong>bildungsstrukturprogramm JOBSTARTER<br />
gefördert hat <strong>und</strong> fördert. Das Programm des B<strong>und</strong>esministeriums<br />
für Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF), das<br />
das B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung (BIBB) durchführt,<br />
steht seit nunmehr zehn Jahren Unternehmen<br />
zur Seite, die ausbilden wollen. B<strong>und</strong>esweit setzen<br />
sich die JOBSTARTER-Projekte − seit 2015 unter dem<br />
Namen JOBSTARTER plus − dafür ein, regionale <strong>Aus</strong>bildungsstrukturen<br />
zu verbessern. Denn jeder <strong>Aus</strong>bildungsplatz,<br />
der in einem Unternehmen unbesetzt<br />
bleibt, führt mittelfristig zu einer Fachkräftelücke.<br />
EXAM: Hilfe zur Selbsthilfe<br />
Mittleren <strong>und</strong> großen Unternehmen fällt es noch verhältnismäßig<br />
leicht, Nachwuchs zu finden. Bei den<br />
Kleinstbetrieben <strong>und</strong> kleineren Mittelständlern hingegen<br />
ist die <strong>Aus</strong>bildungsbetriebsquote in den vergangenen<br />
Jahren stetig gesunken. „Wir wollen, dass kleine<br />
<strong>und</strong> mittlere Betriebe weiterhin eine zentrale Rolle bei<br />
Website<br />
Kontakt<br />
www.jobstarter.de<br />
info@jobstarter.de<br />
der <strong>Aus</strong>bildung von Fachkräften spielen“, bekräftigt<br />
B<strong>und</strong>esbildungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka.<br />
„Schließlich brauchen wir auch in Zukunft viele qualifizierte<br />
Fachkräfte in Deutschland.“ Das BMBF setzt<br />
deshalb mit den JOBSTARTER-Projekten ein ganzes<br />
Bündel an Instrumenten <strong>und</strong> Maßnahmen dafür<br />
ein, vor allem diese Betriebe bei ihren Anstrengungen<br />
zu unterstützen. Im Rahmen dieses sogenannten<br />
Externen <strong>Aus</strong>bildungsmanagements (EXAM) fördert<br />
JOBSTARTER Projekte, die Betrieben maßgeschneiderte<br />
Beratung <strong>und</strong> organisatorische Unterstützung<br />
zur Akquise <strong>und</strong> <strong>Aus</strong>bildung ihres Fachkräftenachwuchses<br />
vermitteln.<br />
Dafür kooperieren die Projektpartner mit Initiativen<br />
des B<strong>und</strong>es, der Länder <strong>und</strong> Kommunen sowie mit<br />
Partnern aus der Wirtschaft <strong>und</strong> den Gewerkschaften –<br />
<strong>und</strong> halten somit zahlreiche Dienstleistungen <strong>und</strong><br />
Fördermöglichkeiten für Betriebe <strong>und</strong> Jugendliche<br />
bereit. EXAM-Berater unterstützen Unternehmen in<br />
allen <strong>Aus</strong>bildungsbelangen – von A wie <strong>Aus</strong>bildungsberechtigung<br />
bis zu Z wie Zusatzqualifikationen, von<br />
der Stellenausschreibung bis zum Abschluss. EXAM<br />
ist als Hilfe zur Selbsthilfe gedacht, die die Betriebe<br />
letztendlich in die Lage versetzen soll, eine <strong>Aus</strong>bildung<br />
komplett in Eigenregie durchzuführen. Ergänzt wird<br />
das EXAM-Angebot der Projekte durch die Entwicklung<br />
von regionalen Unterstützungsstrukturen für<br />
KMU.
17<br />
Die Projektmitarbeiterinnen <strong>und</strong> -mitarbeiter von<br />
JOBSTARTER kreieren nicht nur effiziente <strong>und</strong> unkomplizierte<br />
Lösungen, die die Bedürfnisse von potenziellen<br />
<strong>Aus</strong>bildern <strong>und</strong> <strong>Aus</strong>zubildenden in Einklang bringen –<br />
sie sorgen auch dafür, diese neuen Modelle zu vermarkten.<br />
Sie schaffen verbesserte strukturelle Rahmenbedingungen,<br />
um all diese Informationen einem möglichst<br />
großen Kreis von Unternehmen zugänglich machen.<br />
Ziel ist es, Transparenz herzustellen <strong>und</strong> Anlaufstellen<br />
einzurichten, damit benötigte Unterstützungsleistungen<br />
für Betriebe leichter abrufbar sind.<br />
Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten bilden noch<br />
zu selten aus<br />
Ein wichtiges Themenfeld des Programms JOBSTARTER<br />
ist die Integration von Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in<br />
die betriebliche Berufsausbildung. <strong>Aus</strong>schlaggebend sind<br />
zwei Zielrichtungen: mehr Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
für die <strong>Aus</strong>bildung zu gewinnen <strong>und</strong> bei<br />
Unternehmer(n)/-innen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>Aus</strong>bildungsplätze<br />
einzurichten.<br />
Mit über 700.000 Betrieben sind Unternehmerinnen<br />
<strong>und</strong> Unternehmer mit Migrationshintergr<strong>und</strong> ein<br />
wichtiger Stützpfeiler der deutschen Wirtschaft <strong>und</strong><br />
Arbeitgeber für über zwei Millionen Menschen. Diese<br />
tragen mit ihren Betrieben nicht nur zum Bruttoinlandsprodukt<br />
bei, sondern auch zur Vielfalt des Wirtschaftsstandortes<br />
Deutschland. Jenseits der klassischen<br />
Branchen wie Einzelhandel <strong>und</strong> Gastronomie sind<br />
selbstständige Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in über 90<br />
verschiedenen Wirtschaftszweigen tätig, darunter viele<br />
mit hohem Wachstums- <strong>und</strong> Innovationspotenzial.<br />
Während durchschnittlich jeder vierte Betrieb in<br />
Deutschland ausbildet, ist dies bei den Selbstständigen<br />
mit Migrationshintergr<strong>und</strong> nur jeder siebte. In vielen<br />
Betrieben wäre eine duale <strong>Aus</strong>bildung möglich; doch<br />
scheitert dies noch zu oft an mangelnden Informationen,<br />
aber auch an fehlenden Erfahrungen mit dem dualen<br />
System der Berufsbildung.<br />
Der JOBSTARTER-Programmbereich KAUSA, die Koordinierungsstelle<br />
<strong>Aus</strong>bildung <strong>und</strong> Migration, fördert<br />
deshalb <strong>Aus</strong>bildung in Unternehmen mit Inhaberinnen<br />
<strong>und</strong> Inhabern mit Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> organisiert<br />
ein Netzwerk der beteiligten Institutionen. Mit der<br />
Förderung im Rahmen von KAUSA will das BMBF auch<br />
erreichen, dass mehr Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
in <strong>Aus</strong>bildung gelangen <strong>und</strong> ihre Eltern besser<br />
über berufliche <strong>Aus</strong>bildung informiert werden. Um dies<br />
zu erreichen, etabliert KAUSA seit 2013 durch die regionalen<br />
KAUSA Servicestellen − derzeit an 29 Standorten −<br />
mit Akteuren vor Ort dauerhafte Unterstützungsstrukturen.<br />
Hier können sich Jugendliche beraten lassen <strong>und</strong><br />
erfahren alles darüber, wie eine duale <strong>Aus</strong>bildung funktioniert<br />
<strong>und</strong> welche Unterstützung sie bekommen können.<br />
Inzwischen gibt es eine weitere Gruppe potenzieller<br />
<strong>Aus</strong>zubildender: Seit Anfang 2016 haben die KAUSA<br />
Servicestellen zusätzlich die Aufgabe, junge Flüchtlinge<br />
für die <strong>Aus</strong>bildung zu gewinnen.<br />
Das Potenzial an Azubis ist längst nicht<br />
ausgeschöpft<br />
Viele begabte <strong>und</strong> motivierte junge Menschen suchen<br />
eine Chance, um mit der <strong>Aus</strong>bildung zu starten.<br />
JOBSTARTER erweitert den Bewerberkreis nicht nur<br />
um Jugendliche mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, sondern<br />
auch um engagierte junge Frauen <strong>und</strong> Männer, mit<br />
durchaus unterschiedlichen Vorbildungen, Qualifikationen,<br />
Leistungsvermögen <strong>und</strong> Problemlagen – <strong>und</strong><br />
eröffnet so neue Horizonte im <strong>Aus</strong>bildungsmarkt.<br />
So setzen sich JOBSTARTER-Projekte etwa dafür ein,<br />
Studienabbrecher/-innen für die berufliche Bildung<br />
zu gewinnen. Schließlich sind die vermeintlich gescheiterten<br />
Studentinnen <strong>und</strong> Studenten oft umworben, viele
18 CHANCE BERUF<br />
Unternehmen suchen verzweifelt nach Fachkräftenachwuchs.<br />
Doch finden Betriebe <strong>und</strong> Studien ab brecher/<br />
-innen oft nicht zueinander. Hier setzen die JOBSTARTER-<br />
Projekte mit ihren Serviceleistungen an.<br />
Zudem klären JOBSTARTER-Projekte über Möglichkeiten<br />
wie die Teilzeitausbildung auf, denn noch immer wissen<br />
viel zu wenige Betriebe von dieser Variante, die sich vor<br />
allem an junge Alleinerziehende richtet. So verzichten<br />
bisher (zu) viele Unternehmen ohne Not auf motivierte<br />
<strong>Aus</strong>zubildende − <strong>und</strong> damit letztendlich auf fachlich<br />
hochqualifizierte <strong>und</strong> loyale Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong><br />
Arbeitnehmer, eine ihrer wichtigsten Ressourcen.<br />
JOBSTARTER-Projekte entwickeln – auf der Basis<br />
von Berufsbildungsgesetz <strong>und</strong> Handwerksordnung −<br />
gemeinsam mit den Betrieben innovative <strong>Aus</strong>bildungskonzepte,<br />
testen neue Wege der <strong>Aus</strong>bildung sowie<br />
Konzepte, die <strong>Aus</strong>- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong> miteinander<br />
verbinden: Beispiel hierfür ist etwa die Möglichkeit für<br />
<strong>Aus</strong>zubildende, schon während der <strong>Aus</strong>bildung Zusatzqualifikationen<br />
zu erwerben <strong>und</strong> sich so Expertenwissen<br />
zu verschaffen.<br />
Darüber hinaus <strong>fördern</strong> JOBSTARTER-Projekte die<br />
interregionale Mobilität, um ausbildungssuchende<br />
Jugendliche in die Regionen zu holen, in denen sie<br />
<strong>Aus</strong>bildungsplätze finden können, <strong>und</strong> bemühen sich<br />
um eine bessere Kooperation zwischen den <strong>Aus</strong>bildungsmärkten<br />
der sehr unterschiedlichen <strong>Aus</strong>bildungsregionen.<br />
Mit der Förderung im Rahmen von JOBSTARTER wurde<br />
inzwischen eine Menge erreicht. In der ersten Phase<br />
zwischen 2006 <strong>und</strong> 2014 hat JOBSTARTER in sechs<br />
Förder r<strong>und</strong>en insgesamt 310 regionale Projekte gefördert,<br />
die mit ihren Dienstleistungsangeboten b<strong>und</strong>esweit<br />
r<strong>und</strong> 63.000 <strong>Aus</strong>bildungsplätze geschaffen haben − viele<br />
davon in Unternehmen, die mithilfe von JOBSTARTER<br />
erstmals ausgebildet haben. Die Programm stelle<br />
JOBSTARTER sichert den Transfer der im Programm<br />
gewonnenen Ergebnisse <strong>und</strong> Erkenntnisse – durch<br />
Print- <strong>und</strong> Online-Veröf fen tlichungen sowie Veranstaltungen.<br />
So steigert JOBSTARTER auch weiterhin die<br />
Attraktivität <strong>und</strong> Qualität betrieblicher <strong>Aus</strong>bildung<br />
in kleineren <strong>und</strong> mittleren Unternehmen, stärkt die<br />
Berufsbildung nachhaltig <strong>und</strong> leistet einen wichtigen<br />
Beitrag zur Fachkräftesicherung.<br />
Alles unter Kontrolle: Moritz Weichsel kann sich an seinem <strong>Aus</strong>bildungsplatz entfalten.
19<br />
JOBSTARTER PLUS<br />
Ein Netzwerk für mehr <strong>Aus</strong>bildung<br />
Moritz Weichsel hätte ohne JOBSTARTER keinen <strong>Aus</strong>bildungsplatz.<br />
Und die Q-fin GmbH keinen Azubi.<br />
Moritz Weichsel hat im vergangenen Jahr sein Abitur<br />
versemmelt. Prüfungsangst. Das gibt er offen zu. Eigent -<br />
lich wollte er studieren, aber daraus wurde nun nichts.<br />
Dass der 20-Jährige in Braunschweig dann aber auch<br />
keinen <strong>Aus</strong>bildungsplatz finden würde, das hätte er<br />
nicht gedacht. Mehr als 20 Bewerbungen hatte er geschrieben.<br />
Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung<br />
wollte er werden.<br />
Nun pendelt er jeden Tag nach Magdeburg zur Q-fin<br />
GmbH, weil er Glück hatte, dass Sandra Fischer auf<br />
ihn gestoßen ist. Sie führt die Geschäfte der mittelständischen<br />
IT-Firma, 30 Mitarbeiter, Jahresumsatz<br />
1,5 Millionen Euro. Das Unternehmen entwickelt Software<br />
für kommunale Versorgungswerke <strong>und</strong> berät<br />
Banken. Sandra Fischer kümmert sich auch um’s<br />
Personal <strong>und</strong> um den Nachwuchs. „Q-fin hat seit der<br />
Gründung 2003 eigentlich immer ausgebildet“, sagt sie.<br />
Aber es sei viel schwieriger geworden, <strong>Aus</strong>zubildende<br />
zu finden, geschweige denn, sie ans Unternehmen zu<br />
binden. Ihr letzter Azubi hat es keine zwei Monate ausgehalten.<br />
Plötzlich stand sie ohne da.<br />
Zum Glück kannte sie Jacqueline Kozak vom <strong>Aus</strong> bildungs<br />
verb<strong>und</strong> (ABV) der Wirtschaftsregion Braunschweig/Magdeburg<br />
e. V. – ein gefördertes JOBSTARTER-<br />
Projekt. Und die wiederum kannte Moritz Weichsel.<br />
Im Sommer hatte er sich auch auf eine Stelle einer<br />
Braunschweiger IT-Firma beworben <strong>und</strong> Kozaks Kollegen<br />
in Braunschweig kümmerten sich seinerzeit um<br />
die <strong>Aus</strong>wahl der Bewerber. Moritz Weichsel habe einen<br />
bleibenden Eindruck hinterlassen, auch wenn damals<br />
ein anderer besser gewesen sei, erinnert sich Kozak.<br />
Und sie erinnerte sich an den jungen Mann, als Sandra<br />
Fischer beim letzten <strong>Aus</strong>bildungsstammtisch von ihrem<br />
abtrünnigen Azubi <strong>und</strong> davon erzählte, dass sie einen<br />
neuen Fach informatiker <strong>und</strong> Anwendungsentwickler<br />
suche. Also brachte sie beide zusammen. „Schon im<br />
Vorstellungsgespräch überzeugte er mich“, sagt Fischer.<br />
Mit seinen 20 Jahren sei er deutlich reifer als die meisten<br />
Realschul abgänger, die sich sonst bei ihnen bewerben.<br />
„Schulnoten sagen nicht alles aus <strong>und</strong> ein bestandenes<br />
Abi ist uns eigentlich nicht so wichtig“, sagt die 45-Jährige.<br />
Bis heute hat sie ihre Entscheidung nicht bereut.<br />
Moritz Weichsel mache seine Sache gut.<br />
Jacqueline Kozak <strong>und</strong> der <strong>Aus</strong>bildungsverb<strong>und</strong> sind genau<br />
dafür da, solche Win-win-Situationen zu nutzen.<br />
Der <strong>Aus</strong> bildungsverein ist eines von über 400 Projekten<br />
in Deutschland, die das <strong>Aus</strong>bildungsstrukturprogramm<br />
JOBSTARTER gefördert hat <strong>und</strong> fördert. Bis 2018 läuft<br />
das Projekt noch in Magdeburg. Gemeinsam mit ihren<br />
drei Kolleginnen berät Kozak kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen<br />
in Sachen dualer Berufsausbildung <strong>und</strong> hilft<br />
ihnen ganz konkret dabei, passende <strong>Aus</strong>zubildende zu<br />
finden. Das klare Ziel: die Zahl der <strong>Aus</strong>bildungsplätze<br />
in der Börde-Region zu erhöhen <strong>und</strong> so den Mangel an<br />
Fachkräften zu bekämpfen.<br />
Kein einfacher Job in einer Region, in der der demografische<br />
Wandel stärker zuschlägt als anderswo. Und<br />
noch verstärkt wird durch Jugendliche, die von Großstädten<br />
<strong>und</strong> insbesondere vom nahen Berlin angelockt<br />
werden. Unternehmen wie Q-fin profitieren von Projekten<br />
wie JOBSTARTER <strong>und</strong> der Arbeit von Kozak, insbesondere,<br />
weil verstärkt große Unternehmen um die<br />
wenigen Azubis konkurrieren. „Ohne den <strong>Aus</strong>bildungsverein“,<br />
sagt Sandra Fischer, „hätte ich wohl zum ersten<br />
Mal keinen <strong>Aus</strong>zubildenden gef<strong>und</strong>en.“
20 CHANCE BERUF<br />
JOBSTARTER CONNECT<br />
Raus aus dem Übergang<br />
Anhand von <strong>Aus</strong>bildungsbausteinen kann berufliche Kompetenzentwicklung transparent <strong>und</strong> damit für Betriebe<br />
nachvollziehbar gestaltet werden. So können Bildungsangebote im Übergangsbereich zwischen Schule <strong>und</strong> Berufsausbildung<br />
<strong>und</strong> zur beruflichen Qualifizierung an- <strong>und</strong> ungelernter Erwachsener wirtschaftsnäher <strong>und</strong> damit für die<br />
Fachkräftesicherung besser verwertbar ausgestaltet werden.<br />
Nicht alle Jugendlichen finden nach der Schule sofort<br />
einen <strong>Aus</strong>bildungsplatz. Viele besuchen daher zunächst<br />
berufsvorbereitende Bildungsgänge im Übergangsbereich,<br />
um ihre Chance auf eine betriebliche <strong>Aus</strong>bildung<br />
zu verbessern. Oft führen allerdings auch diese Angebote<br />
nicht in eine betriebliche <strong>Aus</strong>bildung. Im Interesse<br />
von Jugendlichen, die einen Berufsabschluss erwerben,<br />
<strong>und</strong> Betrieben, die ihren Fachkräftenachwuchs sichern<br />
wollen, sollten diese Bildungsangebote konkreter auf<br />
die Inhalte einer Berufsausbildung ausgerichtet <strong>und</strong><br />
der für den jeweiligen Beruf relevante Kompetenzerwerb<br />
nachvollziehbar ausgewiesen werden.<br />
<strong>Aus</strong>bildungsbausteine liegen inzwischen für<br />
folgende 22 <strong>Aus</strong>bildungsberufe vor:<br />
∙∙<br />
Änderungsschneider/-in<br />
∙∙<br />
Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs<strong>und</strong><br />
Klimatechnik<br />
∙∙<br />
Bauten- <strong>und</strong> Objektbeschichter/-in<br />
∙∙<br />
Berufskraftfahrer/-in<br />
∙∙<br />
Chemikant/-in<br />
∙∙<br />
Elektroniker/-in für Betriebstechnik<br />
∙∙<br />
Elektroniker/-in für Energie- <strong>und</strong> Gebäudetechnik<br />
∙∙<br />
Fachkraft für Abwassertechnik<br />
∙∙<br />
Fachkraft für Lagerlogistik<br />
∙∙<br />
Fachkraft für Schutz <strong>und</strong> Sicherheit<br />
∙∙<br />
Fachkraft im Gastgewerbe<br />
∙∙<br />
Fachlagerist/-in<br />
∙∙<br />
Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk<br />
∙∙<br />
Industriemechaniker/-in<br />
∙∙<br />
Kaufleute für Spedition <strong>und</strong> Logistikdienstleistung<br />
∙∙<br />
Kauffrau/Kaufmann im Einzelhandel<br />
∙∙<br />
Konstruktionsmechaniker/-in<br />
∙∙<br />
Kraftfahrzeugmechatroniker/-in<br />
∙∙<br />
Maler/-in <strong>und</strong> Lackierer/-in<br />
∙∙<br />
Servicekraft für Schutz <strong>und</strong> Sicherheit<br />
∙∙<br />
Verkäufer/-in<br />
∙∙<br />
Zerspanungsmechaniker/-in<br />
Daten <strong>und</strong> Fakten<br />
Förderzeitraum 2009 – 2015<br />
Gesamtförderung: 21,4 Millionen<br />
Fördervolumen Euro, davon 12,3 Millionen Euro<br />
ESF-Ko finanzierung<br />
Website<br />
Kontakt<br />
www.jobstarter-connect.de<br />
info@jobstarter.de<br />
In Deutschland haben laut B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung<br />
über 1,9 Millionen Menschen im Alter zwischen<br />
20 <strong>und</strong> 34 Jahren keinen Berufsabschluss. Häufig<br />
wechseln (prekäre) Arbeitsverhältnisse <strong>und</strong> Phasen der<br />
Arbeitslosigkeit einander ab. Hier werden möglichst<br />
einheitliche <strong>und</strong> flexible Qualifizierungsmodelle benötigt,<br />
die berufliche Vorerfahrung berücksichtigen <strong>und</strong><br />
Unterbrechungen der Qualifizierung ermöglichen.<br />
Anhand b<strong>und</strong>eseinheitlicher <strong>Aus</strong>bildungsbausteine<br />
können erworbene berufliche Kompetenzen der jeweiligen<br />
Arbeits- <strong>und</strong> Geschäftsprozesse dokumentiert<br />
werden. So können Betriebe sich ein klares Bild davon<br />
machen, welche Handlungsfelder die Lernenden bereits<br />
erfolgreich bewältigen können <strong>und</strong> welche Kompetenzen<br />
noch erworben werden müssen. Dies erleichtert die<br />
Entscheidung zur Übernahme in betriebliche, auch<br />
zeitlich verkürzte <strong>Aus</strong>bildung, da bereits vorliegende<br />
Kompetenzen nicht mehr durch den Betrieb vermittelt<br />
werden müssen. Anhand eines über <strong>Aus</strong>bildungsbausteine<br />
gegliederten Bildungsweges<br />
können zudem auch an- <strong>und</strong> ungelernte<br />
Erwachsene mit <strong>und</strong> ohne<br />
Beschäftigungsverhältnis zur Externenprüfung<br />
<strong>und</strong> damit zu einem<br />
Berufsabschluss geführt werden. Über<br />
das B<strong>und</strong>esprogramm JOBSTARTER<br />
CONNECT wurden 40 Projekte mit<br />
dem Ziel gefördert, modellhaft die<br />
<strong>Aus</strong>bildungsbau steine in der Praxis<br />
zu erproben – <strong>und</strong> zwar im Übergangsbereich<br />
Schule – Berufsausbildung, in<br />
der außerbetrieblichen <strong>Aus</strong>bildung<br />
<strong>und</strong> in der Nachqualifizierung an- <strong>und</strong><br />
ungelernter junger Erwachsener.<br />
i
ABSCHLUSS ALS SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG FÜR JEDEN JUGENDLICHEN 21<br />
ÜBERBETRIEBLICHE BERUFSBILDUNGSSTÄTTEN FÜR DEN MITTELSTAND<br />
<strong>Aus</strong>bildungssicherung für den Mittelstand<br />
Kleine <strong>und</strong> mittlere Betriebe können oftmals nicht alle Facetten <strong>und</strong> Anforderungen einer betrieblichen <strong>Aus</strong>bildung<br />
abdecken. Eine hochqualitative Unterstützung erhalten sie für ihre <strong>Aus</strong>zubildenden bei einer der über 1.000 überbetrieblichen<br />
Berufsbildungsstätten b<strong>und</strong>esweit.<br />
Der Mittelstand gilt als Rückgrat der deutschen Volkswirtschaft.<br />
Mittelständische Firmen erwirtschaften<br />
mehr als die Hälfte des deutschen Bruttoinlandsproduktes<br />
<strong>und</strong> mehr als ein Drittel des gesamten Umsatzes<br />
deutscher Unternehmen. Mehr noch, die mittelständischen<br />
Betriebe sind auch Pfeiler der dualen <strong>Aus</strong>bildung<br />
in Deutschland. Doch vielen kleinen <strong>und</strong> mittleren<br />
Betrieben fällt es aufgr<strong>und</strong> ihrer Größe oder Spezialisierung<br />
schwer, sämtliche Lehrinhalte einer Berufsausbildung<br />
abzudecken. Gerade die <strong>Aus</strong>bildungen in Be -<br />
reichen, die auf modernste Technologien angewiesen<br />
<strong>und</strong> deshalb kapitalintensiv sind – wie z. B. die <strong>Aus</strong>bildungen<br />
in der IKT-Branche oder auf dem Gebiet der<br />
Elektromobilität – können kleinere Betriebe nicht<br />
alleine leisten.<br />
Um <strong>Aus</strong>zubildende dennoch gut <strong>und</strong> umfassend auf<br />
ihren Beruf vorbereiten zu können, haben insbesondere<br />
das Handwerk sowie Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft überbetriebliche<br />
Berufsbildungsstätten (ÜBS) gegründet.<br />
Die r<strong>und</strong> 1.000 ÜBS unterstützen vor allem kleine <strong>und</strong><br />
mittlere Betriebe bei der <strong>Aus</strong>-, Fort- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong>,<br />
indem deren <strong>Aus</strong>zubildende während ihrer Lehrzeit die<br />
ÜBS als Lernort besuchen. Das B<strong>und</strong>esministerium für<br />
Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF) finanziert die Infrastruktur<br />
der ÜBS bereits seit 1973. Dank der unbefristeten<br />
Förderung, zu der auch das B<strong>und</strong>esministerium für<br />
Wirtschaft <strong>und</strong> Energie (BMWi) auf dem Gebiet der<br />
Fort- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong> beiträgt, verfügen ÜBS über<br />
Daten <strong>und</strong> Fakten<br />
Förderzeitraum<br />
Fördervolumen<br />
Website<br />
Kontakt<br />
seit 1973 (unbefristet)<br />
42 Millionen Euro im Jahr 2015<br />
durch das BMBF (insgesamt<br />
2,1 Milliarden Euro seit Förderbeginn),<br />
weitere Mittel stellt das<br />
BMWi bereit (für den Bereich der<br />
Fort- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong>)<br />
www.bmbf.de/de/586.php<br />
www.bibb.de/uebs<br />
kurz@bibb.de<br />
moderne Gebäude, Werkstätten <strong>und</strong> <strong>Aus</strong>stattung.<br />
Gerade in Zeiten des technologischen Wandels beschleunigen<br />
ÜBS den Wissenstransfer in die betriebliche<br />
Praxis – <strong>und</strong> stärken die Wettbewerbs- <strong>und</strong><br />
Zukunftsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft.<br />
„Damit leisten die überbetrieblichen Berufsbildungsstätten<br />
einen wertvollen Beitrag, um die Qualität der<br />
betrieblichen <strong>Aus</strong>bildung zu sichern <strong>und</strong> die Zukunftschancen<br />
der <strong>Aus</strong>zubildenden zu erhöhen“, sagt B<strong>und</strong>esbildungsministerin<br />
Prof. Dr. Johanna Wanka. „Zugleich<br />
stärken sie die Wettbewerbsposition von kleinen <strong>und</strong><br />
mittleren Unternehmen.“ Seit 2001 bauen BMBF <strong>und</strong><br />
BMWi die ÜBS zu sogenannten Kompetenz zentren aus<br />
(Komzet). Dazu spezialisieren sich die ÜBS auf ganz unterschiedliche<br />
Schwerpunkte – etwa auf zukunftsorientiertes<br />
Bauen oder Automatisierung – <strong>und</strong> bieten dort<br />
exzellente <strong>Aus</strong>- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong>en an. Dafür kooperieren<br />
die ÜBS mit Her stellern, Hochschulen <strong>und</strong> Forschungseinrichtungen.<br />
Um die <strong>Aus</strong>bildung zukunftssicher zu machen, wurden<br />
zusätzliche Sonderprogramme aufgelegt: In dieser<br />
Legislaturperiode fördert das BMBF die Elektromobilität<br />
mit fünf Millionen Euro <strong>und</strong> die Digi talisierung in ÜBS<br />
<strong>und</strong> Komzet für einen Zeitraum von 2016 bis 2019 mit bis<br />
zu 74 Millionen Euro. Näheres hierzu unter<br />
https://www.bmbf.de/de/digitalisierung-in-derberuflichen-bildung-2418.html.<br />
i
23<br />
Auf jeden Abschluss folgt ein<br />
guter Anschluss<br />
Ein Abschluss kann ein Sprungbrett für den weiteren Karriereweg sein.<br />
Das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung engagiert sich<br />
deshalb für eine stärkere Nutzung von Anpassungs- <strong>und</strong> insbesondere<br />
von Aufstiegsfortbildungen sowie für mehr Durchlässigkeit zwischen<br />
den beruflichen <strong>und</strong> akademischen Bildungswegen in Deutschland.<br />
Es ebnet Studien abbrechern den Weg in die duale <strong>Aus</strong>bildung, ermöglicht<br />
jungen Menschen ohne Hochschulreife den Weg an die Uni <strong>und</strong><br />
erleichtert die Anrechen barkeit <strong>und</strong> Akzeptanz der Vorbildung in beiden<br />
Welten.
24 CHANCE BERUF<br />
MODERNISIERUNG DER FORT BILDUNGSORDNUNGEN<br />
Für mehr Vertrauen <strong>und</strong> Transparenz<br />
Wer sich fortbildet, braucht eine klare Perspektive.<br />
Daten <strong>und</strong> Fakten<br />
Förderzeitraum<br />
Fördervolumen<br />
Website<br />
Kontakt<br />
Daueraufgabe<br />
kein gesondertes Budget<br />
https://www.bmbf.de/de/<br />
fortbildungsordnungen.php<br />
wolfgang.bischoff@bmbf.b<strong>und</strong>.de<br />
Ein modernes Bildungssystem sollte jungen Menschen,<br />
die sich fortbilden <strong>und</strong> neue berufliche Ziele erreichen<br />
wollen, möglichst wenig Steine in den Weg legen. Das<br />
gilt für einen Hauptschüler ebenso wie für einen Studienabbrecher,<br />
der sich neu orientiert. Sie alle brauchen<br />
Transparenz <strong>und</strong> Verlässlichkeit, dass sich der Aufwand,<br />
der mit beruflicher <strong>Weiterbildung</strong> verb<strong>und</strong>en ist, auszahlen<br />
wird. Das macht die r<strong>und</strong> 100 Fortbildungsordnungen,<br />
die das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong><br />
Forschung (BMBF) für verschiedene Branchen <strong>und</strong><br />
Tätigkeitsfelder erlassen hat, so wichtig: Sie stellen verlässliche<br />
Strukturen <strong>und</strong> Profile der beruflichen <strong>Weiterbildung</strong><br />
dar. Sie orientieren sich an den Bedürfnissen<br />
der Unternehmen <strong>und</strong> versprechen damit eine gute<br />
Verwertbarkeit. Die <strong>Weiterbildung</strong>sprofile – etwa der<br />
Fachwirte oder Industriemeister u. a. sind Qualifikationen<br />
für gehobene <strong>und</strong> höhere Fach- <strong>und</strong> Führungsaufgaben.<br />
Um auch Studienabbrechern Perspektiven<br />
aufzuzeigen, hat das BMBF im Jahr 2014 in den beiden<br />
Novellen für den „Geprüften Fachwirt im Einzelhandel“<br />
<strong>und</strong> den „Geprüften Fachwirt für Vertrieb im Einzelhandel“<br />
erstmals geregelt, dass auch Studienleistungen<br />
bei der Zulassung zur Prüfung berücksichtigt werden.<br />
Ein Weg, den das Ministerium fortsetzen wird.<br />
i<br />
BMBF/BIBB-INITIATIVE BERUFSBILDUNG 4.0<br />
Den Wandel gestalten<br />
Die Welt wird digital – <strong>und</strong> mit ihr auch die Arbeitswelt. Unternehmen <strong>und</strong> Fachkräfte stehen damit vor neuen Herausforderungen,<br />
denen das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung <strong>und</strong> das B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung<br />
(BIBB) mit der Gemeinschaftsinitiative „Berufsbildung 4.0“ begegnen.<br />
Mit der zunehmenden Automatisierung <strong>und</strong> Digitalisierung<br />
entstehen neue Formen der Arbeitsorganisation,<br />
die passgenaue <strong>Aus</strong>bildungskonzepte <strong>und</strong> Qualifizierungsmaßnahmen<br />
erfordern: Anlagenmechaniker setzen<br />
Smart-Home-Technik ein, Dachdecker inspizieren Gebäude<br />
mithilfe von Drohnen, in der Landwirtschaft ist<br />
Hightech längst Alltag. Der Einsatz digitaler Medien<br />
bietet enorme Potenziale: Neue Formen der Kommunikation,<br />
Kooperation <strong>und</strong> Vernetzung sind ebenso möglich<br />
wie neue, effektive Wege der Vermittlung von Lehr<strong>und</strong><br />
Lerninhalten. Digitale Kompetenzen werden neben<br />
Lesen, Rechnen <strong>und</strong> Schreiben zur vierten Schlüsselkompetenz<br />
in der Berufsbildung.<br />
In Zusammenarbeit mit Unternehmen <strong>und</strong> Fachleuten<br />
wird analysiert, welche Kompetenzen die Facharbeiterinnen<br />
<strong>und</strong> Facharbeiter mitbringen müssen, um den<br />
Anforderungen einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt<br />
gerecht zu werden. Berufsbildung 4.0 bündelt diese<br />
Analysen mit laufenden Neuordnungsverfahren <strong>und</strong><br />
bestehenden Initiativen, wie dem BMBF-Förderprogramm<br />
„Digitale Medien in der beruflichen Bildung“.<br />
Auf dieser breiten Gr<strong>und</strong>lage macht die Initiative die<br />
<strong>Aus</strong>wirkungen der Digitalisierung <strong>und</strong> die veränderten<br />
Bedarfe im deutschen Berufsbildungssystem sichtbar<br />
<strong>und</strong> gibt Handlungsempfehlungen zur Weiterentwicklung<br />
der <strong>Aus</strong>- <strong>und</strong> Fortbildungsordnungen. Ein wichtiger<br />
Baustein wird der intensive <strong>Aus</strong>tausch mit Wissenschaft,<br />
Politik, Praxis <strong>und</strong> der Öffentlichkeit sein.<br />
Daten <strong>und</strong> Fakten<br />
Förderzeitraum<br />
15. April 2016 –<br />
31. Oktober 2018<br />
Fördervolumen r<strong>und</strong> 2,7 Millionen Euro (BMBF)<br />
Kontakt<br />
christoph.acker@bmbf.b<strong>und</strong>.de<br />
zinke@bibb.de<br />
i
AUF JEDEN ABSCHLUSS FOLGT EIN GUTER ANSCHLUSS 25<br />
DQR BRIDGE 5<br />
Keine Einbahnstraße<br />
Wenn Branchen wie die IT-Industrie <strong>und</strong> das Automobilhandwerk von Berufsbildung <strong>und</strong> Hochschule profitieren<br />
wollen, müssen sich beide Welten stärker füreinander öffnen.<br />
Hochinnovative Branchen wie die IT-Industrie oder das<br />
Automobilhandwerk suchen nach Kompetenzen, die<br />
Hochschulen <strong>und</strong> berufliche Bildung alleine nicht liefern<br />
können. Hier setzt das Projekt „DQR Bridge 5“ an, das<br />
das B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung (BIBB) mit Mitteln<br />
des B<strong>und</strong>esministeriums für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />
(BMBF) Ende 2013 gestartet hat. Es verzahnt die Bildungsangebote<br />
der beruflichen <strong>und</strong> der hochschulischen<br />
Bildung miteinander – mit einem klaren Ziel:<br />
den Einstieg in die IT-Branche <strong>und</strong> das Automobilhandwerk<br />
zu erleichtern <strong>und</strong> mehr Menschen für<br />
diese beruflichen Fachgebiete zu gewinnen. Dazu entwickeln<br />
Kooperationspartner aus Wirtschaft <strong>und</strong><br />
Wissenschaft in zwei Teilprojekten bis Juni 2016 zwei<br />
Daten <strong>und</strong> Fakten<br />
Förderzeitraum Dezember 2013 – Juni 2016<br />
Fördervolumen<br />
Website<br />
Kontakt<br />
800.000 Euro<br />
www.bibb.de/de/25789.php<br />
hemkes@bibb.de<br />
bereichsübergreifende Bildungsangebote auf DQR-<br />
Niveau 5. Diese sollen sowohl in der beruflichen<br />
Bildung als auch für ein Studium anrechenbar sein<br />
<strong>und</strong> dadurch die Durchlässigkeit in beide Richtungen<br />
erhöhen.<br />
i<br />
TRIALE BILDUNGSANGEBOTE<br />
Innovative <strong>Weiterbildung</strong>en für Berufspädagogen<br />
Menschen für Bildung zu begeistern, das geht nur mit bestens ausgebildeten Pädagogen. Doch braucht auch das<br />
Lehrpersonal klare berufliche Perspektiven. Das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung hat deshalb seit 2012<br />
neue Studiengänge gefördert, die „Geprüften Berufspädagogen“ weitere Perspektiven eröffnen.<br />
Das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />
(BMBF) hat seit 2012 vier innovative Studiengänge für<br />
die Inhaber der beruflichen Fortbildungsabschlüsse<br />
„Geprüfter Berufspädagoge“ <strong>und</strong> „Geprüfter <strong>Aus</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Weiterbildung</strong>spädagoge“ entwickelt. Das klare Ziel:<br />
dem Lehrpersonal systematische Fortbildungsmöglichkeiten<br />
aus einem Guss anzubieten <strong>und</strong> damit eine klare<br />
berufliche Perspektive aufzuzeigen.<br />
Dabei kooperieren Unternehmen sowohl mit klassischen<br />
<strong>Weiterbildung</strong>seinrichtungen als auch mit Hochschulen.<br />
Jeder der drei Partner bringt dabei seine eigenen<br />
Schwerpunkte <strong>und</strong> Kompetenzen ein. Die Lehrpläne<br />
sind bis zum Jahr 2015 ausgearbeitet worden – bis Ende<br />
2018 werden sie getestet.<br />
Denn ohne bestens ausgebildetes Personal können<br />
Unternehmen der wachs enden Bedeutung betrieblicher<br />
<strong>Aus</strong>- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong> nicht gerecht werden.<br />
Daten <strong>und</strong> Fakten<br />
Realisierung eines Trialen <strong>Weiterbildung</strong>sgangs<br />
für das Personal in der betrieblichen <strong>Aus</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Weiterbildung</strong> („Berufspädagoge@Kompetenzerweiterung<br />
Phase II“)<br />
Februar 2012 – Juli 2016<br />
Förderzeitraum (vier Einzelprojekte mit unterschiedlichem<br />
Förderzeitraum)<br />
Fördervolumen r<strong>und</strong> 2,2 Millionen Euro<br />
Kontakt<br />
wolfgang.bischoff@bmbf.b<strong>und</strong>.de<br />
i<br />
Die einheitlichen Studiengänge sollen für attraktive<br />
Fortbildungsoptionen <strong>und</strong> eine größere Durchlässigkeit<br />
zwischen beruflicher <strong>und</strong> hochschulischer Bildung<br />
sorgen – <strong>und</strong> so den Berufsweg attraktiver machen.
26 CHANCE BERUF<br />
BUND-LÄNDER-WETTBEWERB „AUFSTIEG DURCH BILDUNG: OFFENE HOCHSCHULEN“<br />
Mehr Durchlässigkeit wagen<br />
Junge Menschen aus bildungsfernen Schichten, Arbeitslose, alleinerziehende Mütter oder Väter – sie alle schaffen es<br />
selten an eine Hochschule. Die Idee der offenen Hochschulen versucht, das Gegenteil zu erreichen. Schon jede vierte<br />
Hochschule macht mit.<br />
Eigentlich hätte Julian Schlosser nie studieren dürfen.<br />
Er hat nur einen qualifizierten Hauptschulabschluss.<br />
Dass er trotzdem momentan bereits sein zweites<br />
Studium abschließt, verdankt er dem Wettbewerb<br />
„Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“.<br />
Das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />
(BMBF) hat diese Initiative 2011 gestartet, um deutsche<br />
Hochschulen <strong>und</strong> ihre weiterbildenden Studienprogramme<br />
auch für Berufstätige wie Julian Schlosser zu<br />
öffnen. R<strong>und</strong> 100 Hochschulen werden dabei gefördert,<br />
spezielle Studienangebote u. a. für beruflich Qualifizierte<br />
aufzulegen <strong>und</strong> zu testen. Damit ist jede vierte Hochschule<br />
in Deutschland auf dem Weg zur „offenen<br />
Hochschule“.<br />
Julian Schlosser gehörte zu den Ersten, die sich für eines<br />
der Pilotprojekte des B<strong>und</strong>-Länder-Wettbewerbs an der<br />
Hochschule für angewandte Wissenschaften in München<br />
bewarben. Schlossers Studium des Bachelor of Arts in<br />
Unternehmensführung ist nur eine von vielen weiterbildenden<br />
Studienmöglichkeiten: Das Angebot umfasst<br />
flexible, berufsbegleitende Bachelor-Studiengänge, Zertifikats-<br />
oder Master-<strong>Weiterbildung</strong>en sowie Beratungsangebote<br />
<strong>und</strong> Brückenkurse – von der Mechatronik<br />
über die Pflegewissenschaft oder die nachhaltige Landwirtschaft<br />
bis hin zur IT-Sicherheit.<br />
Für mehr Durchlässigkeit zwischen <strong>Aus</strong>bildung<br />
<strong>und</strong> Hochschule<br />
Das BMBF will die Durchlässigkeit zwischen beruflicher<br />
<strong>und</strong> akademischer Bildung <strong>und</strong> damit die Zahl der<br />
Fachkräfte erhöhen. Dafür entwickelt <strong>und</strong> erprobt es<br />
gemeinsam mit den „offenen Hochschulen“ spezielle<br />
Studienangebote, die sich an Personen mit Familienpflichten,<br />
Berufsrückkehrer/-innen, Studienabbrecher/<br />
-innen, arbeitslose Akademiker/-innen oder beruflich<br />
Qualifizierte − wie Julian Schlosser – auch ohne schulische<br />
Hochschulzugangsberechtigung richten. Nach erfolgreichem<br />
Projektverlauf sollen die Hochschulen ihre<br />
neuen, durchlässigen Studiengänge dauerhaft anbieten.<br />
Daten <strong>und</strong> Fakten<br />
Förderzeitraum 2011 – 2020<br />
Fördervolumen<br />
Website<br />
Kontakt<br />
250 Millionen Euro<br />
www.wettbewerb-offenehochschulen-bmbf.de<br />
info.woh@vdivde-it.de<br />
Jede vierte Hochschule in Deutschland öffnet sich<br />
Der Wettbewerb fördert keine Einzelpersonen, sondern<br />
– eine erfolgreiche Bewerbung vorausgesetzt – einzelne<br />
Hochschulen oder auch Verbünde aus Universitäten,<br />
Hochschulen der angewandten Wissenschaften, Fachhochschulen<br />
<strong>und</strong> Forschungseinrichtungen.<br />
Es sind Hochschulen aus allen 16 B<strong>und</strong>esländern im<br />
Wettbewerb vertreten: Derzeit erhalten 95 verschiedene<br />
deutsche Hochschulen sowie drei außeruniversitäre<br />
Forschungseinrichtungen eine Förderung im Rahmen<br />
des Wettbewerbs.<br />
i<br />
„Süchtig nach Bildung“: Julian Schlosser begeistert sich für sein Studium.
27<br />
OFFENE HOCHSCHULEN<br />
„Und irgendwann mache ich auch noch meinen Doktor!“<br />
Hochschule trotz Hauptschule? Julian Schlosser hat bald<br />
seinen zweiten Uni-Abschluss in der Tasche. Obwohl er<br />
nur einen qualifizierten Hauptschulabschluss hat.<br />
Julian Schlosser ist mit 16 von der Schule abgegangen.<br />
Dass er sich 13 Jahre später einmal Bachelor <strong>und</strong> bald<br />
auch Master nennen <strong>und</strong> bei einem Mittelständler für<br />
ein ganzes Team verantwortlich sein würde – darauf<br />
hätte damals keiner gewettet. Aber damals gab es auch<br />
noch keine Hochschulen in Deutschland, die weiterbildende<br />
Studienprogramme für Berufstätige wie ihn anbieten.<br />
Julian Schlosser ist einer der Ersten, der von der<br />
Idee einer durchlässigen Uni profitierte. Heute sagt er:<br />
„Ich bin süchtig nach Bildung.“<br />
Aber der Reihe nach. Vor 13 Jahren war das noch anders.<br />
Frontalunterricht ist einfach nichts für ihn. Schon in<br />
der Gr<strong>und</strong>schule hat Julian Schlosser Probleme in<br />
Deutsch <strong>und</strong> Englisch, er wiederholt die zweite Klasse.<br />
Aufgewachsen auf dem Land in Erding bei München<br />
schreibt er nach dem Hauptschulabschluss über 50 Bewerbungen,<br />
er will unbedingt eine technische <strong>Aus</strong>bildung<br />
machen. Bei einem großen Telekommunikationsunternehmen<br />
klappt es schließlich, der Konzern sucht<br />
angehende IT-System-Elektroniker <strong>und</strong> lädt ihn zum<br />
Assessment Center ein. „Mein Glück, dass ich mich persönlich<br />
vorstellen durfte“, sagt der 29-Jährige. „Mit meinem<br />
Zeugnis allein hätte ich wohl keine Chance gehabt.“<br />
Während der <strong>Aus</strong>bildung kommt er auf den Geschmack<br />
des Lernens: Direkt im Anschluss verpflichtet er sich<br />
für vier Jahre bei der B<strong>und</strong>eswehr <strong>und</strong> nutzt diese Zeit,<br />
um seinen Meister zu machen – <strong>und</strong> nach seiner Entlassung<br />
gleich noch den Betriebswirt (HWK) draufzupacken,<br />
alles berufsbegleitend. Bei der Abschlussfeier<br />
fällt ihm der Flyer der offenen Hochschule in München<br />
in die Hände – seine Eintrittskarte für den Hörsaal.<br />
Eigentlich hätte Julian Schlosser nie studieren dürfen.<br />
Aber glücklicherweise unterstützt das B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF) deutsche<br />
Hochschulen seit 2011 dabei, ihre Studienprogramme<br />
auch für Berufstätige wie Julian Schlosser zu öffnen.<br />
Er gehörte zu den Ersten, die sich für das Pilotprojekt<br />
des B<strong>und</strong>-Länder-Wettbewerbs „offene Hochschulen“<br />
an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in<br />
München bewarben. Schlosser schrieb sich im berufsbegleitenden<br />
Studium des Bachelor of Arts in Unternehmensführung<br />
ein. Vor kurzem hat er erfolgreich<br />
abgeschlossen.<br />
In seinem Jahrgang waren alle Teilnehmenden Meisterinnen<br />
<strong>und</strong> Meister sowie Betriebswirtinnen <strong>und</strong> Betriebs<br />
wirte, alle hatten wie er Berufserfahrung. „Wer vorher<br />
an der Hauptschule war oder wer Abitur hatte, war<br />
völlig egal“, sagt Julian Schlosser. Er ist eher ein rationaler<br />
Typ, wenn er sich aber an das praxisorientierte Lernen<br />
<strong>und</strong> die Teamarbeit im Studium erinnert, gerät er regelrecht<br />
ins Schwärmen. „Wir haben alles zusammen im<br />
Team gemacht. Das hat mich unglaublich motiviert.“<br />
Schlossers Engagement hat sich beruflich längst ausgezahlt:<br />
Seit Februar 2015 ist der Münchner als Teamleiter<br />
bei einem Heizungsunternehmen für zwölf Mitarbeiter<br />
verantwortlich. Aber das soll es längst noch nicht gewesen<br />
sein: Inspiriert von seinen positiven Erfahrungen<br />
an der Fachhochschule absolviert er zurzeit an der Technischen<br />
Hochschule in Nürnberg seinen Master of Facility<br />
Management. Bis 2017 pendelt er dafür neben dem<br />
Job von München nach Franken. Für diese <strong>Weiterbildung</strong>,<br />
die er aus eigener Tasche bezahlt, opfert Julian Schlosser<br />
sogar seinen Urlaub. Sein nächstes Ziel hat er dabei klar<br />
vor Augen: „Ich will Abteilungsleiter werden!“<br />
Julian Schlosser weiß inzwischen, was er erreichen will<br />
<strong>und</strong> kann. Sein Lebenslauf scheint im Nachhinein ohne<br />
jeden Bruch zu verlaufen. Die Franzosen sagen: „Der<br />
Appetit kommt beim Essen.“ So ging es Schlosser mit<br />
der Bildung. Deshalb erstaunt es nicht, dass er es auch<br />
nicht beim Master belassen will: „Irgendwann“, sagt er,<br />
„mache ich auch noch meinen Doktor!“
28 CHANCE BERUF<br />
BMBF-INITIATIVE ZUR GEWINNUNG VON STUDIENABBRECHERN UND STUDIENABBRECHERINNEN<br />
FÜR DIE BERUFLICHE BILDUNG<br />
Von der Uni in die Werkstatt<br />
Jedes Jahr brechen fast 100.000 junge Menschen ihr Studium ab. Das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />
fördert Projekte, die ihnen neue Chancen in der beruflichen Bildung bieten.<br />
Nach zwölf Semestern wollte Christian Petters nicht<br />
mehr. Er studierte Fahrzeugantriebstechnik an der<br />
FH Aachen. Doch das Studium war ihm „viel zu theoretisch“,<br />
sagt der 27-Jährige heute. Zum Glück hörte er<br />
von „Switch“, einem JOBSTARTER plus-Projekt aus<br />
Aachen, das Studienabbrecherinnen <strong>und</strong> Studienabbrecher<br />
an <strong>Aus</strong>bildungsbetriebe vermittelt. Switch<br />
kooperiert mit Hochschulen <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 150 kleineren<br />
<strong>und</strong> mittleren Firmen der Region. Petters fand über<br />
das Projekt eine Lehrstelle als Mechatroniker bei einem<br />
Hersteller von Textilmaschinen. „Für mich war das der<br />
richtige Schritt.“<br />
Petters ist einer von fast 100.000 Studierenden in<br />
Deutschland, die jedes Jahr ihr Studium abbrechen.<br />
Schließlich zieht es in den letzten Jahren immer mehr<br />
Schulabgänger an die Hochschulen <strong>und</strong> weniger in die<br />
duale <strong>Aus</strong>bildung. Viele Studienabbrecher/-innen wissen<br />
aber nicht, dass ihnen eine berufliche <strong>Aus</strong>bildung<br />
gute Chancen für den Einstieg ins Berufsleben bietet.<br />
„Leider wird oft vermittelt, dass man mit dualer <strong>Aus</strong>bildung<br />
weniger verdient oder schlechtere Karrieremöglichkeiten<br />
hat“, sagt Lutz Goebel, Präsident des Verbandes<br />
der Familienunternehmer <strong>und</strong> Gesellschafter<br />
des Maschinenbauers Henkelhausen. Goebel bildet<br />
einige Studienabbrecher/-innen im eigenen Unternehmen<br />
aus. „Die machen einen tollen Job, sind leistungsstark<br />
<strong>und</strong> meist reifer als Azubis, die direkt von der<br />
Schule kommen.“<br />
Die vermeintlich gescheiterten Studentinnen <strong>und</strong><br />
Studenten sind oft umworben. Denn viele Unternehmen<br />
suchen verzweifelt nach Fachkräftenachwuchs.<br />
So waren zu Beginn des <strong>Aus</strong>bildungsjahres im Herbst<br />
2015 noch r<strong>und</strong> 41.000 Berufsausbildungsstellen unbesetzt.<br />
Doch finden Betriebe <strong>und</strong> Studienabbrecher/<br />
-innen oft nicht zueinander, da es bislang zu wenige<br />
Informations-, Beratungs- <strong>und</strong> Vermittlungsangebote<br />
für die Betroffenen gibt.<br />
Im Rahmen der Initiative zur Gewinnung von Studienabbrecher(n)/-innen<br />
für die berufliche Bildung fördert<br />
das BMBF deshalb seit Anfang 2015 b<strong>und</strong>esweit 18 re -<br />
gionale Vermittlungs- bzw. Integrationsprojekte über<br />
das Programm JOBSTARTER plus, die Studienabbrecher/<br />
-innen <strong>und</strong> Betriebe, insbesondere Klein- <strong>und</strong> Mittelbetriebe,<br />
beraten <strong>und</strong> zusammenbringen. 2015 wurden<br />
darüber hinaus vier landesweite sogenannte Leuchtturmprojekte<br />
im Rahmen der B<strong>und</strong>-Länder-Vereinbarungen<br />
zur Initiative Bildungsketten in Hessen, Hamburg,<br />
Berlin <strong>und</strong> NRW in die Förderung aufgenommen, um<br />
den <strong>Aus</strong>- bzw. Aufbau von kooperativen <strong>und</strong> nachhaltig<br />
bestehenden Beratungsangeboten für Studienabbrecher/<br />
-innen über alternative Qualifizierungswege in der<br />
be ruflichen Bildung an den wesentlichen Hochschulstandorten<br />
dieser Länder zu ermöglichen.<br />
Außerdem ist das BMBF dabei, seine Informationsangebote<br />
für Studienzweifler/-innen über alternative<br />
Qualifizierungswege in <strong>und</strong> außerhalb der Hochschulen<br />
zu verbessern. Zentrale Anlaufstelle wird ab Frühsommer<br />
2016 ein neues Online-Informationsportal sein, das<br />
mithilfe von Erfahrungsberichten über Karrieremöglichkeiten<br />
in der dualen <strong>Aus</strong>bildung informiert <strong>und</strong><br />
motiviert. Auf einer interaktiven Karte können junge<br />
Menschen zudem nach Service- <strong>und</strong> Beratungsstellen<br />
in ihrer Region recherchieren, um sich von Expertinnen<br />
<strong>und</strong> Experten beraten zu lassen. Etwa über die Möglichkeiten,<br />
Leistungen aus dem Studium auf die Dauer<br />
der Lehre anrechnen zu können. Denn in einigen Fällen<br />
können Studienabbrecher/-innen ihre <strong>Aus</strong>bildungszeit<br />
verkürzen. Davon hat auch Christian Petters profitiert.<br />
Für ihn steht inzwischen fest, dass er sich in zwei Jahren<br />
zum Techniker weiterbilden will. Die Vollzeit-Fortbildung<br />
ist mit seinem Arbeitgeber bereits abgesprochen.<br />
Daten <strong>und</strong> Fakten<br />
Förderzeitraum Januar 2015 – Dezember 2018<br />
Fördervolumen<br />
Website<br />
Kontakt<br />
r<strong>und</strong> 15 Millionen Euro<br />
http://www.jobstarter.de/<br />
studienabbrecher<br />
www.studienabbruch-<strong>und</strong>-dann.de<br />
(ab Juli 2016)<br />
marlene.lohkamp@bmbf.b<strong>und</strong>.de<br />
i
AUF JEDEN ABSCHLUSS FOLGT EIN GUTER ANSCHLUSS 29<br />
KAMMERVERBUNDPROJEKT VALIKOM<br />
<strong>Aus</strong> Erfahrung gut<br />
Es gibt Menschen, die haben keinen Berufsabschluss, aber Berufserfahrung. Und das Problem, dass ihnen deshalb so<br />
mancher Karriereweg verbaut ist. Das Pilotprojekt ValiKom will das ändern.<br />
Thomas Riedel arbeitet bei einem Logistikunternehmen<br />
in Heidelberg. Er ist in den Lagern der Firma in Deutschland,<br />
Österreich <strong>und</strong> den Niederlanden für die Qualitätssicherung<br />
verantwortlich. Riedel ist Quereinsteiger.<br />
Eigentlich wollte er Architektur studieren, sein Studium<br />
hat er aber ebenso geschmissen wie die <strong>Aus</strong>bildung zum<br />
Speditionskaufmann, die er danach begonnen hatte.<br />
Private Probleme hatte er damals. Nur weil ihn ein Fre<strong>und</strong><br />
vermittelte, bekam er einen Job in der Logistikfirma –<br />
zunächst als <strong>Aus</strong>fahrer. Das war vor sieben Jahren.<br />
Inzwischen ist Riedel 32 <strong>und</strong> gilt unter Kollegen als die<br />
Zuverlässigkeit in Person. Hochgearbeitet hat er sich,<br />
Stück für Stück. Aber er würde sich gerne zum Fachwirt<br />
für Güterverkehr <strong>und</strong> Logistik weiterbilden, sein Arbeitgeber<br />
würde ihn sogar dabei unterstützen, Führungsverantwortung<br />
habe er ja schon, erzählt er. „Aber eben<br />
keinen Abschluss.“<br />
Wie Riedel geht es vielen Menschen mit Berufserfahrung<br />
in Deutschland. Menschen, die keinen formalen Abschluss<br />
vorweisen können – aus welchen Gründen<br />
auch immer. Sie alle wünschen sich, durch ihre Berufserfahrung<br />
<strong>und</strong> ihre Kompetenz den fehlenden Abschluss<br />
ersetzen <strong>und</strong> somit die Lücke im Lebenslauf<br />
schließen zu können.<br />
Daten <strong>und</strong> Fakten<br />
Förderzeitraum<br />
Fördervolumen<br />
Website<br />
Kontakt<br />
1. November 2015 –<br />
31. Oktober 2018<br />
1,5 Millionen Euro insgesamt<br />
www.validierungsverfahren.de<br />
erik.hess@bmbf.b<strong>und</strong>.de<br />
Dieses Ziel verfolgt das Pilotprojekt ValiKom (Validierung<br />
non-formal <strong>und</strong> informell erworbener Kompetenzen),<br />
das das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung<br />
(BMBF) im Jahr 2015 gemeinsam mit dem Dachverband<br />
der Industrie- <strong>und</strong> Handelskammern <strong>und</strong> dem Zentralverband<br />
des Handwerks initiiert hat. Der Westdeutsche<br />
Handwerkskammertag koordiniert die Entwicklung<br />
des Validierungsmodells, an der je vier Industrie- <strong>und</strong><br />
Handels- sowie vier Handwerkskammern <strong>und</strong> die<br />
Universität Köln beteiligt sind. Menschen wie Thomas<br />
Riedel können sich dann Praxiserfahrung analog zu einem<br />
vergleichbaren Berufsabschluss anrechnen lassen.<br />
Nutznießer einer solchen Feststellung der Gleichwertigkeit<br />
sind junge Menschen mit Berufserfahrung <strong>und</strong><br />
Quereinsteiger mit untypischen Bildungs- <strong>und</strong> Erwerbsbiografien.<br />
Aber auch Flüchtlinge, die gearbeitet haben<br />
<strong>und</strong> mangels formalem Berufsabschluss das Anerkennungsgesetz<br />
nicht nutzen können.<br />
i<br />
Gute Perspektiven: Die Fortbildung zur Fachwirtin/zum Fachwirt für Güterverkehr <strong>und</strong> Logistik – ein Karriereschritt zur Führungskraft in der Logistikbranche.
30 CHANCE BERUF<br />
AUFSTIEGSFORTBILDUNGSFÖRDERUNGSGESETZ (AFBG)<br />
Karriereturbo AFBG – Vom Meister- zum<br />
Aufstiegs-BAföG<br />
1,7 Millionen Menschen haben mithilfe des Meister-BAföG ihre Karriere angetrieben. Weil aus dem Meister- nun das<br />
Aufstiegs-BAföG wird, dürften es bald noch mehr sein.<br />
„Ohne Meister-BAföG hätte ich es mir nicht erlauben<br />
können, diesen Abschluss zu machen“, sagt Julia Herbst.<br />
Die 32-Jährige ist gelernte Zahntechnikerin, sie erzieht<br />
allein zwei Kinder. „Mein Gehalt als Gesellin hätte auf<br />
Dauer nicht für meine Familie gereicht“, erzählt sie,<br />
„aber eben auch nicht, um die teure <strong>Aus</strong>bildung zu bezahlen.“<br />
Da kam ihr das AFBG gerade recht.<br />
Julia Herbst ist eine der 1,7 Millionen, die mithilfe des<br />
Meister-BAföG ihre Karriere angetrieben haben. Weil<br />
aus dem Meister- nun das Aufstiegs-BAföG wird, dürften<br />
es bald noch mehr sein. Dabei ist das Programm<br />
schon heute das größte <strong>und</strong> erfolgreichste in der beruflichen<br />
Bildung. Seit 1996 sind 6,9 Milliarden Euro in<br />
diese Förderung geflossen.<br />
Als Herbst vor drei Jahren ihre Meisterprüfung bestand,<br />
gab es das Programm schon 16 Jahre. Die Idee damals<br />
war simpel: Wer sich beruflich fortbilden möchte, bekommt<br />
Geld vom Staat.<br />
Aufstieg für alle<br />
Gedacht ist das Meister-BAföG längst nicht nur für<br />
künftige Handwerksmeister, sondern für alle, die ihre<br />
Chance auf eine Karriere im dualen System nutzen<br />
wollen. Deshalb wird das Programm auch zum sogenannten<br />
Aufstiegs-BAföG ausgebaut. Staatliche Zuschüsse<br />
<strong>und</strong> zinsgünstige Darlehen der KfW Bankengruppe<br />
gibt es nicht nur für Meisterkurse. Die Förderung kann<br />
auch für andere Lehrgänge <strong>und</strong> Kurse beantragt werden,<br />
die auf einen vergleichbaren Abschluss vorbereiten. Und<br />
zwar einkommensunabhängig bei den Lehrgangskosten.<br />
Bei der zusätzlichen Unterhaltsförderung in Vollzeitlehrgängen<br />
kommt es nur auf das eigene, nicht das<br />
Einkommen der Eltern an. Gefördert wird in allen Berufsbereichen,<br />
egal ob sich die Teilnehmer in Voll- oder<br />
Teilzeit, schulisch oder außerschulisch, mediengestützt<br />
oder durch Fernunterricht fortbilden. Ob Erzieher <strong>und</strong><br />
Erzieherinnen, Handelsfachwirte oder eben Zahntechniker/-innen<br />
– es wurden bisher schon fast alle Berufsgruppen<br />
gefördert.<br />
Daten <strong>und</strong> Fakten<br />
Förderzeitraum seit 1996<br />
gesetzliche Leistung<br />
Fördervolumen (6,9 Milliarden Euro bis<br />
einschl. 2014)<br />
Website<br />
Kontakt<br />
www.meister-bafoeg.info<br />
Gebührenfreie AFBG Info-<br />
Hotline: 0800 – 62 23 63 45<br />
Der volle Name des Gesetzes heißt Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz<br />
(AFBG). Es richtet sich vor allem an angehende<br />
Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte, aber auch an potenzielle<br />
Existenzgründer, natürlich mit dem Ziel, dass diese<br />
neue Jobs <strong>und</strong> <strong>Aus</strong>bildungsplätze schaffen. Allein im Jahr<br />
2014 entwickelten sich r<strong>und</strong> 172.000 Menschen mithilfe<br />
des Karriereturbos weiter – stiegen zur Führungskraft auf,<br />
gründeten eine eigene Firma oder wurden selbst <strong>Aus</strong>bilder.<br />
So ist Julia Herbst in der Privatpraxis, in der sie<br />
arbeitet, jetzt auch für die <strong>Aus</strong>zubildenden verantwortlich.<br />
Für die Handwerkskammer arbeitet sie regelmäßig<br />
als Dozentin – <strong>und</strong>: „Wer weiß! Vielleicht mache ich<br />
mich ja irgendwann auch noch selbstständig“, so Herbst.<br />
Ihre Investition in den Meister hat sich längst ausgezahlt,<br />
ihr Einkommen hat Julia Herbst mehr als verdoppelt.<br />
Förderung soll familienfre<strong>und</strong>licher werden<br />
Das Meister-BAföG leistet schon heute einen wichtigen<br />
Beitrag, um die Innovations- <strong>und</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />
des Wirtschaftsstandortes Deutschland zu sichern. Und<br />
demnächst liefert es noch bessere Argumente dafür,<br />
die Förderung zu beantragen. Mit Inkrafttreten der von<br />
B<strong>und</strong>estag <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esrat beschlossenen Novelle im<br />
August 2016 haben noch mehr Menschen Zugang zu<br />
dieser Förderung, dann zum sogenannten Aufstiegs-<br />
BAföG – zum Beispiel Bachelorabsolventinnen <strong>und</strong><br />
-absolventen. Diese bekommen dann sogar noch mehr<br />
Unterstützung: Für Lehrgangs- <strong>und</strong> Prüfungskosten gibt<br />
es künftig bis zu 15.000 Euro, fast 5.000 Euro mehr als bis -<br />
her. Und Alleinstehende, die ihre Fortbildung in Vollzeit<br />
absolvieren, bekommen dann monatlich bis zu 768 Euro<br />
Unterhalt, davon 333 Euro als Zuschuss, den Rest als<br />
zinsgünstiges Darlehen der KfW.<br />
i
31<br />
AUFSTIEGSFORTBILDUNGSFÖRDERUNGSGESETZ (AFBG)<br />
„Ohne die Unterstützung wäre ich heute kein Meister.“<br />
Ohne AFBG wäre Julia Herbst nicht das, was sie heute<br />
ist − eine erfolgreiche Zahntechnikermeisterin, die alleine<br />
ihre Familie versorgen kann.<br />
Julia Herbst hat ziemlich viel richtig gemacht in ihrem<br />
Leben. Sie war eine gute Schülerin <strong>und</strong> hat ihr Fachabitur<br />
mit gutem Notendurchschnitt abgeschlossen. Julia<br />
Herbst hätte Medizin studieren können, wollte aber<br />
lieber arbeiten <strong>und</strong> Geld verdienen. Also entschied sie<br />
sich für die <strong>Aus</strong>bildung zur Zahntechnikerin, schloss<br />
im Jahr 2005 ihre Gesellenprüfung erfolgreich ab, war<br />
Bezirkssiegerin <strong>und</strong> Drittbeste in ganz Nordrhein-Westfalen.<br />
Zunächst blieb Julia Herbst in ihrem Lehrlabor in<br />
ihrer Heimatstadt Siegen im Siegerland. Alles bestens.<br />
Dann heiratete sie, bekam zwei Kinder, blieb zu Hause,<br />
war vor allem Mutter. Doch die Ehe hielt nicht. Plötzlich<br />
stand die junge Frau da – allein mit den Kindern.<br />
Zwar arbeitete sie wieder in einem Praxislabor, doch<br />
ihr Einkommen reichte hinten <strong>und</strong> vorne nicht.<br />
Julia Herbst hatte sich auch schon früher vorgenommen,<br />
irgendwann Meister in ihrem Beruf zu werden. Jetzt<br />
aber musste sie Meister werden. „Ich brauchte einfach<br />
mehr Geld“, sagt die 32-Jährige. „Sonst hätte ich mir einen<br />
neuen Job suchen müssen.“ Das wollte sie aber nicht,<br />
denn sie mag ihren Beruf. Wenn sie davon erzählt, wie<br />
sie eine Krone in mühevoller Handarbeit fertigt, dann<br />
klingt das fast nach Kunst. Zuerst stellt sie anhand eines<br />
Abdrucks ein formidentisches Modell der Patientensituation<br />
her, auf dem sie dann mit filigranen Sonden<br />
<strong>und</strong> Instrumenten ihre Arbeit modelliert. Diese Modellation<br />
wird nun eingebettet <strong>und</strong> die daraus entstehende<br />
Form aus Gold gegossen oder mit geschmolzener<br />
Keramik ausgepresst. Dann verblendet sie die Form mit<br />
einem Keramik-Pulvergemisch <strong>und</strong> brennt den Zahnersatz<br />
im Ofen. Beim Feinschliff wird schließlich die<br />
Form natürlicher Zähne nachgeahmt. Für jeden Patienten<br />
eine individuelle Sonderanfertigung. „Ich mag besonders<br />
das Filigrane an meiner Arbeit“, erklärt Herbst.<br />
Sie wollte einen tieferen Einblick in ihren Beruf, als die<br />
<strong>Aus</strong>bildung ihr gewährt hatte. Julia Herbst wollte mehr<br />
wissen. Irgendwie würde sie die Meisterausbildung<br />
schon hinbekommen. Immerhin hatte sie den kaufmännischen<br />
Teil schon während der Lehre absolviert – das<br />
Modul konnte sie sich anrechnen lassen. Es fehlten also<br />
nur noch drei <strong>Aus</strong>bildungsteile. Das <strong>Aus</strong>bildermodul<br />
holte sie sich an der Abendschule, neben dem Job, drei<br />
Monate lang, in denen sich ihre Eltern abends um die<br />
Kinder kümmerten. „Das muss ich nicht noch einmal<br />
haben“, sagt sie heute. Die restlichen zwei Meistermodule<br />
wollte Julia Herbst in Vollzeit durchziehen. Wie<br />
aber sollte sie die teure <strong>Aus</strong>bildung finanzieren? Im<br />
Netz erfuhr sie vom Aufstiegs-BAföG – eine staatliche<br />
Förderung, die für ihren Fall so maßgeschneidert zu<br />
sein scheint wie eine von ihr gefertigte Krone.<br />
„Wer sich beruflich fortbilden möchte, bekommt Geld<br />
vom Staat“, stand da. Für Menschen, die Karriere im dualen<br />
System machen wollen, gibt es staatliche Zuschüsse<br />
oder zinsgünstige Darlehen der KfW Bankengruppe.<br />
Es ist das größte <strong>und</strong> erfolgreichste Förderprogramm<br />
in der beruflichen Bildung, 1,7 Millionen Menschen hat<br />
der Staat seit 1996 mit über sechs Milliarden Euro unterstützt.<br />
Also bewarb sich auch Julia Herbst. Und ihr Antrag wurde<br />
bewilligt. Für zehn Monate würde sie einen monatlichen<br />
Zuschuss in Höhe von 558,50 Euro erhalten. „Ohne das<br />
Geld hätte ich das niemals hinbekommen“, sagt sie heute.<br />
Es war eine Investition, die sich schnell rechnen sollte.<br />
Ihre Meisterprüfung bestand sie 2013 mit Bravour.<br />
Heute arbeitet sie halbtags in dem Dentallabor einer<br />
Kölner Privatpraxis. Den Rest der Zeit arbeitet sie an<br />
der Handwerkskammer als Dozentin <strong>und</strong> bildet den<br />
Nachwuchs aus, ihr Gehalt hat sie mehr als verdoppelt.<br />
Und wer weiß, vielleicht macht sich Julia Herbst irgendwann<br />
auch mal selbstständig. „Spätestens“, sagt sie,<br />
„wenn die Kinder aus dem Gröbsten raus sind.“
32 CHANCE BERUF<br />
ANERKENNUNGSGESETZ<br />
So geht Integration heute<br />
Seit 2012 haben Zuwanderinnen <strong>und</strong> Zuwanderer einen gesetzlichen Anspruch, prüfen zu lassen, ob ihr ausländischer<br />
Berufsabschluss in Deutschland anerkannt werden kann. Das Anerkennungsgesetz wird seitdem intensiv genutzt.<br />
Bei fast allen Anträgen wurde der Abschluss voll oder teilweise anerkannt.<br />
Margareta Marek kommt aus dem polnischen Stargard,<br />
50 Kilometer entfernt von Stettin. Im Jahr 2004 zog sie<br />
nach Deutschland, nach Neumünster, der Liebe wegen.<br />
Nach ihrer Scheidung war sie in Deutschland eine junge,<br />
alleinerziehende Frau mit kleinem Kind. Und ohne<br />
Arbeit. Zwar hatte sie in Polen den Beruf der Umweltschutztechnikerin<br />
erlernt. Doch weil es diese Berufsbezeichnung<br />
in Deutschland nicht gibt, sah sie in diesem<br />
Bereich keine berufliche Perspektive.<br />
Dass sie heute dennoch wieder in ihrem eigentlichen<br />
Beruf arbeitet, hat sie vor allem dem Anerkennungsgesetz<br />
zu verdanken, das 2012 in Kraft trat. Im <strong>Aus</strong>land<br />
erworbene Berufsqualifikationen lassen sich seither in<br />
Deutschland leichter anerkennen. Für die junge Polin<br />
kam es genau im richtigen Moment.<br />
Mit dem „Gesetz zur Verbesserung der Feststellung <strong>und</strong><br />
Anerkennung im <strong>Aus</strong>land erworbener Berufsqualifikationen“,<br />
so der offizielle Name, hat das B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF) ein effektives<br />
Instrument zur Arbeitsmarktintegration ausländischer<br />
Fachkräfte geschaffen. Erstmals hatten Zuwanderer wie<br />
Margareta Marek einen gesetzlichen Anspruch darauf,<br />
dass geprüft wird, ob ihr ausländischer Berufsabschluss<br />
in Deutschland anerkannt werden kann.<br />
Das Gesetz verfolgt zwei Ziele: Menschen wie Frau<br />
Marek besser zu integrieren <strong>und</strong> leichter dringend benötigte<br />
Fachkräfte für den deutschen Arbeitsmarkt zu<br />
gewinnen. Und das bislang ziemlich erfolgreich: „Allein<br />
bis Ende 2014 haben über 44.000 Zuwanderer einen<br />
Antrag auf Anerkennung gestellt. Und bei fast allen<br />
Anträgen wurde der Abschluss voll oder teilweise anerkannt.<br />
„Damit ist das Anerkennungsgesetz Teil unserer<br />
Willkommens- <strong>und</strong> Anerkennungskultur“, bilanziert<br />
B<strong>und</strong>es bil dungs ministerin Prof. Dr. Johanna Wanka.<br />
Einen Großteil der Anträge stellen Ärzte, Apotheker,<br />
Zahnärzte, Psychotherapeuten oder Hebammen.<br />
„Damit zeigt das Gesetz genau dort Wirkung, wo es<br />
benötigt wird – bei Berufen, für die die Anerkennung<br />
zwingende Voraussetzung für die Berufsausübung ist<br />
Daten <strong>und</strong> Fakten<br />
Inkrafttreten des<br />
1. April 2012<br />
Gesetzes<br />
Haushaltsmittel für<br />
derzeit ca. 7,5 Millionen<br />
gesetzesbegleitende<br />
Euro p. a.<br />
Maßnahmen<br />
www.anerkennung-in-<br />
Website<br />
deutschland.de<br />
Kontakt<br />
anerkennungsportal@bibb.de<br />
<strong>und</strong> bei denen bereits ein hoher Fachkräftemangel<br />
herrscht“, so Wanka weiter. Jeder fünfte Antrag entfällt<br />
– wie im Fall von Margareta Marek – auf <strong>Aus</strong>bildungsberufe<br />
im dualen System. Zwar ist die Anerkennung in<br />
ihrem Fall nicht Jobvoraussetzung, sie erhöht aber die<br />
Chancen auf eine Anstellung, die ihrer Qualifikation<br />
entspricht.<br />
Mit bald vier Millionen Besuchen ist das Internetportal<br />
„Anerkennung in Deutschland“ (www.anerkennung-indeutschland.de)<br />
die zentrale Anlaufstelle für Zugewanderte<br />
mit Fragen zur beruflichen Anerkennung.<br />
Das B<strong>und</strong>esinstitut für Berufs bil dung (BIBB) bietet die<br />
Webseite im Auftrag des BMBF inzwischen in neun<br />
Sprachen (Deutsch, Englisch, Arabisch, Grie ch isch, Italienisch,<br />
Polnisch, Rumänisch, Spanisch <strong>und</strong> Türkisch) an.<br />
Darüber hinaus gibt es die wesentlichen Informationen<br />
auch als App in Deutsch, Englisch <strong>und</strong> den fünf wichtigsten<br />
Herkunftssprachen von Geflüchteten. Nützliches<br />
Tool auf der Startseite ist der „Aner kennungs- Finder“,<br />
der mit wenigen Klicks zu der rich tigen zuständigen<br />
Stelle führt <strong>und</strong> individuell zum gewählten Beruf informiert.<br />
Zugewanderte <strong>und</strong> zuwanderungsinteressierte<br />
Fachkräfte, Studierende <strong>und</strong> <strong>Aus</strong>zubildende haben<br />
zusätzlich unter der kostenlosen Hotline „Arbeit <strong>und</strong><br />
Leben in Deutschland“ +49 (0)30-1815-1111 <strong>und</strong> in<br />
einer der über 90 Anlaufstellen des Förderprogramms<br />
„Integration durch Qualifizierung (IQ)“ die Möglichkeit,<br />
sich persönlich zum Thema Berufsanerkennung <strong>und</strong><br />
Nachqualifizierung beraten zu lassen.<br />
i
33<br />
ANERKENNUNGSGESETZ<br />
„Davon träumt doch jeder.“<br />
In Polen war Margareta Marek ausgebildete Umweltschutztechnikerin.<br />
In Deutschland war sie alleinerziehende<br />
Mutter, ohne <strong>Aus</strong>bildung, ohne Job. Heute<br />
arbeitet die 34-Jährige wieder in ihrem <strong>Aus</strong>bildungsberuf<br />
– dank des Anerkennungsgesetzes.<br />
„Ich habe endlich einen richtigen Job <strong>und</strong> sammle Be rufs -<br />
erfahrung“, freut sich Margareta Marek. Vor drei Jahren<br />
hat die junge Polin nicht daran geglaubt, jemals so weit<br />
kommen zu können. Dass es ihr gelungen ist, hat sie<br />
dem sogenannten Anerkennungsgesetz zu verdanken.<br />
Margareta Marek kommt aus dem polnischen Stargard,<br />
50 Kilometer entfernt von Stettin. Nach Schule, <strong>Aus</strong>bildung<br />
<strong>und</strong> ersten Berufsjahren zog es sie im Jahr 2004<br />
nach Deutschland, nach Neumünster, der Liebe wegen.<br />
Ihr Mann, ebenfalls gebürtiger Pole, lebte dort schon seit<br />
1986. „Die ersten Jahre waren nicht einfach“, erinnert<br />
sich die 34-Jährige. Sie tat sich schwer mit der Sprache,<br />
auch wenn sie Gr<strong>und</strong>kenntnisse aus der Schulzeit mitbrachte.<br />
Sie wurde Mutter, kümmerte sich um das<br />
Kleinkind <strong>und</strong> verdiente mit Mini-Jobs als Haushaltshilfe<br />
<strong>und</strong> Pflegekraft etwas dazu.<br />
Dabei hatte sie doch in Polen einen Beruf erlernt: Margareta<br />
Marek ist ausgebildete Umweltschutztechnikerin<br />
– in Deutschland gibt es diese Berufsbezeichnung<br />
allerdings nicht. Nach ihrer Scheidung 2012 war sie in<br />
Deutschland eine junge, geschiedene Frau mit kleinem<br />
Kind. Und ohne Arbeit. „Im Jobcenter haben sie mir zuerst<br />
vorgeschlagen, als Bürokraft zu arbeiten“, erzählt<br />
sie. Aber ihr war gleich klar, dass das nicht zu ihr passen<br />
würde. Dass sie heute wieder in ihrem eigentlichen Beruf<br />
arbeitet, hat sie vor allem dem Anerkennungsgesetz<br />
zu verdanken, das 2012 in Kraft trat: Dieses Gesetz erleichtert<br />
es, im <strong>Aus</strong>land erworbene Berufsqualifikationen<br />
in Deutschland anerkennen zu lassen. Für die junge<br />
Frau auf Arbeitssuche kam es genau im richtigen<br />
Moment. „Dadurch hatte ich plötzlich eine Chance“,<br />
sagt sie. „Auch wenn es nicht gleich danach aussah.“ An<br />
der deutschen dualen Berufsausbildung schätzt Margareta<br />
Marek besonders den Praxis bezug. Sie selbst jedoch<br />
hatte ihren Beruf fast nur in der Theorie erlernt.<br />
Genau das wurde zum Problem, als sie sich dafür entschied,<br />
ihre <strong>Aus</strong>bildung in Deutschland anerkennen zu<br />
lassen. Mithilfe ihres Betreuers beim Jobcenter bemühte<br />
sie sich darum, als „Fachkraft für Abwassertechnik“<br />
anerkannt zu werden – dem deutschen Beruf, der<br />
ihrem polnischen Abschluss als Umwelttechnikerin<br />
ähnlich ist. Weil ihr die Praxis fehlte, erhielt sie von der<br />
IHK FOSA (Foreign Skills Approval) zunächst einen<br />
Bescheid über eine teilweise Gleichwertigkeit: Ihre Enttäuschung<br />
war erst einmal groß. Doch das Anerkennungsgesetz<br />
bietet die Möglichkeit, wesent liche Unterschiede<br />
innerhalb von fünf Jahren auszu gleichen. Das<br />
bedeutete: Nach einem zehnmonatigen Praktikum<br />
konnte für sie die vollständige Anerkennung erfolgen.<br />
Margareta Marek kniete sich rein: Über ein halbes Jahr<br />
lang schrieb sie Bewerbungen, bis sie bei den Stadtwerken<br />
Nortorf, ein paar Kilometer von Neumünster entfernt,<br />
eine Praktikumsstelle fand: „Das ist doch meistens<br />
so im Leben – Kurz bevor man aufgeben will, bietet<br />
sich auf einmal eine Lösung.“ Eine Lösung, die sich als<br />
viel besser herausstellte, als erwartet: Im Praktikum bewährte<br />
sich Margareta Marek so gut, dass die Stadtwerke<br />
sie zum 1. Mai 2015 einstellten. „Seitdem bin ich weg<br />
vom Jobcenter, benötige keine Leistungen mehr“, sagt<br />
sie stolz. „Davon träumt doch jeder: in seinem Beruf<br />
zu arbeiten, eigenes Geld zu verdienen <strong>und</strong> nicht auf<br />
Unterstützung angewiesen zu sein.“ Das Wichtigste<br />
aber sind für sie die Kollegen, die sie von Anfang an<br />
herzlich aufgenommen haben <strong>und</strong> unterstützten: „Ich<br />
habe richtig gute, fre<strong>und</strong>liche Menschen getroffen <strong>und</strong><br />
bin sehr stolz, mit ihnen zusammenzuarbeiten.“
35<br />
Aufstieg – Weiterlernen wird für<br />
jeden selbstverständlich<br />
Die duale <strong>Aus</strong>bildung bildet zusammen mit der beruflichen Fortbildung<br />
ein starkes Gespann für ein erfolgreiches <strong>und</strong> langes Berufsleben.<br />
Das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung unterstützt<br />
Menschen deshalb beim lebenslangen Lernen, zum Beispiel über<br />
Beratungsangebote, Know-how-Transfer bis auf die kommunale Ebene<br />
oder staatliche Zuschüsse wie die Bildungsprämie oder das Aufstiegs<strong>und</strong><br />
<strong>Weiterbildung</strong>sstipendium. Damit kreiert das BMBF berufliche<br />
Pers pektiven für potenzielle Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte <strong>und</strong> sichert so<br />
die Innovationskraft <strong>und</strong> Zukunftsfähigkeit Deutschlands.
36 CHANCE BERUF<br />
BMBF-INFORMATIONSKAMPAGNE „DU + DEINE AUSBILDUNG = PRAKTISCH UNSCHLAGBAR!“<br />
<strong>Aus</strong>bildung, die ankommt<br />
In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Schulabgänger deutlich gesunken. Gr<strong>und</strong>: der demografische Wandel.<br />
Gleichzeitig beginnen aber immer mehr junge Menschen nach ihrem Schulabschluss ein Studium. Zur Sicherung des<br />
Fachkräftebedarfs in der beruflichen Bildung hat das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung deshalb im<br />
April 2016 die Informationskampagne „Du + Deine <strong>Aus</strong>bildung = Praktisch unschlagbar!“ gestartet.<br />
Auf einer deutschlandweiten Infotour mit alleine r<strong>und</strong><br />
90 Stopps 2016 geben geschulte Beraterinnen <strong>und</strong> Berater<br />
den Jugendlichen vor Ort Tipps <strong>und</strong> Infos zur Berufsorientierung<br />
<strong>und</strong> den Chancen einer beruflichen<br />
<strong>Aus</strong>- <strong>und</strong> Fortbildung. Hier bleibt keine Frage r<strong>und</strong> um<br />
die berufliche Bildung unbeantwortet. Die individuell<br />
gestalteten Infomobile stehen auf Bildungsmessen, in<br />
Schulen <strong>und</strong> Unternehmen, auf öffentlichen Plätzen,<br />
Festivals <strong>und</strong> Konzerten. Dabei werden auch spezielle<br />
Beratungsformate angeboten: mit Info-Abenden für<br />
Eltern, kreativ gestalteten Schuldoppelst<strong>und</strong>en sowie<br />
mit einem interaktiven Quiz sollen junge Menschen<br />
<strong>und</strong> ihre Eltern motiviert werden, sich mit dem Thema<br />
duale Berufsausbildung auseinanderzusetzen. Wichtige<br />
Partner bei den Stopps der Infotour sind die allgemein<strong>und</strong><br />
berufsbildenden Schulen, die Beratungsstellen der<br />
örtlichen Agenturen für Arbeit sowie die Industrie- <strong>und</strong><br />
Handelskammern <strong>und</strong> Handwerkskammern.<br />
Mission <strong>Aus</strong>bildung: Vier Piaggio Api sind unterwegs durch Deutschland,<br />
um die duale <strong>Aus</strong>bildung in den verschiedensten Regionen zu bewerben.<br />
Begeisterung von jungen Menschen für die berufliche<br />
<strong>Aus</strong>bildung – das will die Kampagne erreichen. Der<br />
Wert der beruflichen Bildung – ein Erfolgsmodell mit<br />
Weltklasse – soll auch in Deutschland wieder stärker<br />
in der Gesellschaft verankert werden.<br />
Beim Design der Kampagne wurden ganz gezielt Eyecatcher<br />
gewählt, die Jugendliche ansprechen. Mit<br />
ungewöhnlichen Berufsbezeichnungen – z. B. „Gesellschafts<br />
beweger/-in“ oder „Alles-Zusammen-Halter/-in“<br />
– soll das Interesse der Jugendlichen an Informationen<br />
zur beruflichen Bildung geweckt werden. Es wird gezeigt,<br />
dass das duale System viel mehr Potenziale <strong>und</strong> Karrierechancen<br />
bietet als oft gedacht.<br />
Ergänzt wird dieses Angebot durch die Kampagnenwebsite<br />
www.praktisch-unschlagbar.de, eine starke Präsenz<br />
in den sozialen Netzwerken (Facebook, Instagram,<br />
YouTube), Werbemaßnahmen wie Plakate <strong>und</strong> Kinospots<br />
sowie eine umfangreiche Presse- <strong>und</strong> Medienarbeit<br />
u. a. in Jugendzeitschriften <strong>und</strong> überregionalen<br />
Zeitungen.<br />
Daten <strong>und</strong> Fakten<br />
Förderzeitraum Januar 2016 – Dezember 2018<br />
Fördervolumen<br />
Website<br />
Kontakt<br />
15 Millionen Euro<br />
www.praktisch-unschlagbar.de<br />
marlene.lohkamp@bmbf.b<strong>und</strong>.de<br />
i
AUFSTIEG – WEITERLERNEN WIRD FÜR JEDEN SELBSTVERSTÄNDLICH 37<br />
BILDUNGSPRÄMIE<br />
Motivationsspritze für lebenslanges Lernen<br />
Mit dem Programm Bildungsprämie will die B<strong>und</strong>esregierung Menschen für die individuelle berufliche <strong>Weiterbildung</strong><br />
motivieren. Wer in seine Bildung investiert, bekommt seit 2008 etwas vom Staat dazu. Ein Erfolgsmodell: Bislang wurden<br />
mithilfe der Bildungsprämie über 300.000 Gutscheine zur <strong>Weiterbildung</strong>sförderung ausgegeben.<br />
Man lernt nie aus – das gilt besonders für die Bürgerinnen<br />
<strong>und</strong> Bürger einer Wissensgesellschaft wie der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland. Denn deren wirtschaftlicher<br />
Erfolg hängt stark von der Innovationskraft ihrer Wirtschaft<br />
<strong>und</strong> damit von dem Know-how der Mitarbeiter<br />
ab. Mit der Bildungsprämie hat die B<strong>und</strong>esregierung<br />
ein neues Finanzierungsmodell entwickelt, das Menschen<br />
beim lebenslangen Lernen unterstützt. Wer in<br />
seine individuelle berufliche <strong>Weiterbildung</strong> investiert,<br />
kann staatliche Zuschüsse erhalten. Damit kann die<br />
Bildungs prämie Erwerbstätigen dabei helfen, sich weiterzubilden.<br />
Das durch den Europäischen Sozialfonds mitfinanzierte<br />
B<strong>und</strong>esprogramm richtet sich vor allem an diejenigen<br />
Menschen, die sich eine <strong>Weiterbildung</strong> bisher nicht<br />
ohne Weiteres leisten konnten. Die Förderung besteht<br />
aus einem Prämien- <strong>und</strong> einem Spargutschein, die sich<br />
miteinander kombinieren lassen. Wer einen solchen<br />
Gutschein erhalten möchte, der muss sich an eine der<br />
etwa 530 Beratungsstellen in Deutschland wenden<br />
(Adressen auf www.bildungspraemie.info).<br />
Daten <strong>und</strong> Fakten<br />
Förderzeitraum<br />
Fördervolumen<br />
Website<br />
Kontakt<br />
Dezember 2008 –<br />
Dezember 2017 (3. Förderphase<br />
seit Juli 2014)<br />
85 Millionen Euro<br />
(ESF-Kofinanzierung von<br />
Juli 2014 – Dezember 2020)<br />
www.bildungspraemie.info<br />
bildungspraemie@<br />
buergerservice.b<strong>und</strong>.de<br />
i<br />
Über den Prämiengutschein bekommen Interessierte<br />
die Hälfte der <strong>Weiterbildung</strong>skosten erstattet, maximal<br />
500 Euro. Der Spargutschein erlaubt es Arbeitnehmerinnen<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmern, angespartes Geld aus ihren<br />
vermögenswirksamen Leistungen vorzeitig für <strong>Weiterbildung</strong>en<br />
zu verwenden, ohne auf die staatliche Förderung,<br />
die Arbeitnehmersparzulage, verzichten zu müssen.<br />
Die über 300.000 bisher ausgegebenen Gutscheine zeigen<br />
die positive Resonanz der Bevölkerung auf die<br />
Bildungsprämie. Die erste Förderphase – von Dezember<br />
2008 bis November 2011 – wurde vom Rheinisch-Westfälischen<br />
Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) Essen<br />
evaluiert. Dabei gaben 77 Prozent der Befragten an,<br />
dass sie die Bildungsprämie zu mehr <strong>Weiterbildung</strong><br />
angeregt habe. Und mit r<strong>und</strong> 75 Prozent Beteiligung<br />
haben vor allem Frauen vom B<strong>und</strong>esprogramm Bildungsprämie<br />
profitiert.
38 CHANCE BERUF<br />
ARBEITSPLATZORIENTIERTE ALPHABETISIERUNG<br />
Liebesgrüße aus dem Hafen<br />
Fast jeder Zehnte in Deutschland kann nicht oder nicht richtig lesen <strong>und</strong> schreiben. Deshalb investiert das B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Bildung <strong>und</strong> Forschung in den kommenden zehn Jahren bis zu 180 Millionen Euro, um das Land zu<br />
alphabetisieren.<br />
Uwe Boldt arbeitet seit 18 Jahren im Hamburger Hafen.<br />
Die Schule hat er nach der 9. Klasse verlassen. Rech nen,<br />
Sport <strong>und</strong> Werken fielen ihm leicht, nur mit dem Schreiben<br />
hatte er immer Probleme. „In meinem Zeugnis stand:<br />
‚versetzt aus pädagogischen Gründen‘ “, erinnert er sich.<br />
Im Klassenraum saß er in der letzten Reihe, dort, wo er<br />
nicht weiter auffiel. Ein Abschlusszeugnis besitzt er nicht.<br />
Trotzdem hat er nach der Schule eine <strong>Aus</strong>bildung zum<br />
Hafenfacharbeiter absolviert. Boldt liebt seine Arbeit –<br />
aber ohne richtig lesen <strong>und</strong> schreiben zu können, kam<br />
er beruflich nicht voran.<br />
Uwe Boldt ist funktionaler Analphabet, einer von 7,5 Mil -<br />
lionen in Deutschland. Ein Umstand, den das B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF) seit<br />
Jahren mit einer Vielzahl von Initiativen bekämpft.<br />
Allein seit 2012 engagierte sich der B<strong>und</strong> mit insgesamt<br />
20 Millionen Euro für die Alphabetisierung am Arbeitsplatz.<br />
Dabei förderte das Ministerium etwa Selbstlern-<br />
Kurse, die auf Smartphones funktionieren, zum Beispiel<br />
über die Lernplattform www.ich-will-deutsch-lernen.de<br />
des Deutschen Volkshochschul-Verbands e. V. (DVV).<br />
Die Hemmschwelle für Betroffene soll dabei so niedrig<br />
wie möglich sein. Auch wurden Angebote wie „ABCami<br />
– Alphabetisierung <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>bildung in der Moschee“<br />
ausgebaut. Vor allem aber hat die Initiative Unternehmen<br />
motiviert, Lesen <strong>und</strong> Schreiben stärker als bislang in die<br />
betriebliche <strong>Weiterbildung</strong> einzubauen.<br />
Denn der Großteil der Menschen, die wie Boldt kaum<br />
lesen <strong>und</strong> nicht schreiben können, sind Erwachsene –<br />
Analphabeten, die seit Jahren mit diesem Manko leben.<br />
60 Prozent der Betroffenen haben Jobs, meist sind es<br />
Ungelernte in Industrie, Bau, Gastronomie oder Gebäudereinigung.<br />
Nicht lesen zu können ist in vielen Betrieben<br />
kein Tabu: Man arrangiert sich, die Kollegen helfen,<br />
füllen Formulare aus, bei Putzkräften markieren sie die<br />
Reinigungsmittel mit verschiedenen Farben. Ein eingeübtes<br />
Miteinander, so dass ein Großteil der Analphabeten<br />
gar keine Notwendigkeit sieht, vielleicht doch noch<br />
lesen <strong>und</strong> schreiben zu lernen.<br />
Genau das aber macht es so schwierig, diese Menschen<br />
abseits des Schulsystems zu erreichen. B<strong>und</strong>esbildungsministerin<br />
Prof. Dr. Johanna Wanka hat deshalb im<br />
September 2015 die Nationale Dekade für Alphabetisierung<br />
in Deutschland ausgerufen <strong>und</strong> dabei verkündet,<br />
dass das BMBF in den kommenden zehn Jahren bis zu<br />
180 Millionen Euro investiert, um gegen Analphabetismus<br />
vorzugehen. Im Rahmen dieser Initiative werden<br />
B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Länder gemeinsam eine breite Informationskampagne<br />
durchführen, die für das Thema sensibilisiert,<br />
sowie ihre Beratungs- <strong>und</strong> Lernangebote weiter ausbauen.<br />
Uwe Boldt hat es mühsam geschafft, lesen <strong>und</strong> schreiben<br />
zu lernen. Weil er sich auf Kollegen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e<br />
verlassen konnte, die ihn in den vergangenen Jahren<br />
immer wieder ermuntert haben, die Kurse an der<br />
Volkshochschule zu besuchen <strong>und</strong> weiter zu lernen.<br />
Heute sitzt er in schwindelerregender Höhe <strong>und</strong> hievt<br />
mit seinem Kran schwere Frachten durch den Hafen.<br />
Vom Hafenarbeiter zum ausgebildeten Kran- <strong>und</strong> Containerbrückenfahrer<br />
– ohne den Analphabetismus zu<br />
besiegen, wäre er nicht so weit gekommen. „Ich liebe<br />
meine Arbeit, ich wollte beruflich aufsteigen“, erzählt<br />
er. Kürzlich hat er sogar eine Qualifizierung zum Gefahrengütertransporter<br />
absolviert. Und das Beste ist:<br />
Seiner Frau schickt er inzwischen sogar Liebesbriefe.<br />
Daten <strong>und</strong> Fakten<br />
Förderzeitraum<br />
August 2012 – September 2015;<br />
September 2015 – September 2025<br />
Fördervolumen<br />
ca. 20 Millionen Euro insgesamt;<br />
ca. 180 Millionen Euro insgesamt<br />
Website<br />
Kontakt<br />
www.alphab<strong>und</strong>.de<br />
alphadekade@bibb.de<br />
i
AUFSTIEG – WEITERLERNEN WIRD FÜR JEDEN SELBSTVERSTÄNDLICH 39<br />
INFOTELEFON WEITERBILDUNGSBERATUNG<br />
Auch Lebensläufe brauchen Bewegung<br />
Fragen zur <strong>Weiterbildung</strong>? 030/2017 9090 – das Infotelefon berät Sie gern!<br />
Sie wollen sich beruflich weiterentwickeln <strong>und</strong> suchen<br />
eine zu Ihnen passende <strong>Weiterbildung</strong>? Das BMBF-<br />
Infotelefon für <strong>Weiterbildung</strong>sberatung unterstützt<br />
Sie als Ihr persönlicher <strong>Weiterbildung</strong>sratgeber. Die<br />
kostenlose Beratung hilft Ihnen, Ihre <strong>Weiterbildung</strong>sabsichten<br />
zu konkretisieren <strong>und</strong> die individuellen<br />
Bedarfe zu ermitteln. Am Infotelefon erreichen Sie<br />
werktags zwischen 10 <strong>und</strong> 17 Uhr qualifizierte <strong>Weiterbildung</strong>sberaterinnen<br />
<strong>und</strong> -berater.<br />
Daten <strong>und</strong> Fakten<br />
Förderzeitraum<br />
Januar 2015 –<br />
Dezember 2016 (Erprobung)<br />
Website<br />
www.derweiterbildungsratgeber.de<br />
Kontakt<br />
weiterbildungsratgeber@dlr.de<br />
Für eine vertiefende Beratung können Ratsuchende,<br />
die in Berlin, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen,<br />
Sachsen, Schleswig-Holstein <strong>und</strong> Baden-Württemberg<br />
leben, zu Beraterinnen <strong>und</strong> Beratern in Wohnortnähe<br />
weitergeleitet werden. Weitere Partner der b<strong>und</strong>esweiten<br />
telefonischen <strong>Weiterbildung</strong>sberatung sind die<br />
B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit <strong>und</strong> die Hotline „Arbeiten<br />
<strong>und</strong> Leben in Deutschland“ zur Anerkennung ausländischer<br />
Berufsabschlüsse im B<strong>und</strong>esamt für Migration<br />
<strong>und</strong> Flüchtlinge (BAMF).<br />
i<br />
TRANSFERINITIATIVE KOMMUNALES BILDUNGSMANAGEMENT<br />
Gemeinsam kommunale Bildungslandschaften<br />
gestalten<br />
Bildung findet in den Kommunen statt. Damit alle Bildungsakteure vor Ort effizient zusammenarbeiten, bietet die<br />
Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement Strukturlösungen für ein modernes Bildungsmanagement.<br />
Daten <strong>und</strong> Fakten<br />
Förderzeitraum 2014 – 2017<br />
Fördervolumen<br />
Website<br />
Kontakt<br />
bis zu 10 Millionen Euro jährlich<br />
www.transferagenturen.de<br />
transferagenturen@dlr.de<br />
Die Transferinitiative zielt darauf ab, Bildungslandschaften<br />
nachhaltig zu gestalten. Und zwar vor Ort, also<br />
dort, wo Bildung stattfindet. B<strong>und</strong>esweit werden Kreise<br />
<strong>und</strong> kreisfreie Städte dabei unterstützt, ein ressortübergreifendes<br />
<strong>und</strong> bedarfsorientiertes Bildungsmanagement<br />
aufzubauen. Gr<strong>und</strong>idee ist, die für Bildung <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong><br />
zuständigen Akteure vor Ort ämter- <strong>und</strong> institutionenübergreifend<br />
zusammenzubringen. Bildungsangebote<br />
<strong>und</strong> -bedarfe werden zusammengeführt – um<br />
sie besser aufeinander abzustimmen <strong>und</strong> bedarfsorientiert<br />
anbieten zu können. Bildungsmonitoring <strong>und</strong><br />
-berichterstattung dienen dabei als Steuerungs instrumente<br />
<strong>und</strong> liefern die Datenbasis für bildungspolitische<br />
Entscheidungen. Um alle Kräfte vor Ort zu bündeln<br />
<strong>und</strong> die Zivilgesellschaft zu stärken, werden Akteure<br />
wie beispielsweise lokale <strong>und</strong> regionale (Bildungs-)Stiftungen<br />
systematisch in diesen Prozess einbezogen. Zur<br />
flächendeckenden Verbreitung dieses datenbasierten<br />
kommunalen Bildungsmanagements wurde ein b<strong>und</strong>esweites<br />
Netzwerk aus neun Transferagenturen aufgebaut –<br />
die seit Mitte 2014 Kommunen im gesamten Bun desgebiet<br />
kostenlos beraten, qualifizieren <strong>und</strong> begleiten.<br />
Die Transferinitiative baut auf den Ergebnissen des<br />
Förderprogramms „Lernen vor Ort“ auf. Zwischen 2009<br />
<strong>und</strong> 2014 hatte das BMBF gemeinsam mit einem Netzwerk<br />
deutscher Stiftungen bereits 40 Kommunen beim<br />
Aufbau <strong>und</strong> der Weiterentwicklung des datenbasierten<br />
kommunalen Bildungsmanagements unterstützt.<br />
i
40 CHANCE BERUF<br />
AUFSTIEGS- UND WEITERBILDUNGSSTIPENDIUM<br />
Man lernt niemals aus<br />
Das <strong>Weiterbildung</strong>sstipendium hat in 25 Jahren weit über 100.000 Menschen zur beruflichen Fortbildung animiert.<br />
Eine Erfolgsgeschichte, die das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung seit 2008 mit dem Aufstiegs stipendium<br />
wiederholt. Schon über 3.000 Qualifizierte haben mithilfe dieses Programms ihr Studium abgeschlossen.<br />
Ronny Handke ist einer von inzwischen weit über<br />
100.000 jungen Menschen, die nach ihrer <strong>Aus</strong>bildung<br />
noch mehr erreichen wollten. Im Jahr 1991 als „Begabtenförderung<br />
berufliche Bildung“ gestartet, richtet sich<br />
das <strong>Weiterbildung</strong>sstipendium bis heute an Menschen<br />
wie ihn, die bei der Aufnahme jünger als 25 Jahre sind<br />
<strong>und</strong> ihre Berufsausbildung besonders erfolgreich abgeschlossen<br />
haben. Es finanziert beispielsweise fachliche<br />
Lehrgänge zur Technikerin/zum Techniker oder zur<br />
Fachwirtin/zum Fachwirt oder fachübergreifende <strong>Weiterbildung</strong>en<br />
wie etwa IT- oder Sprachkurse – oder wie<br />
bei Handke den Lehrgang zum Industriemeister. Beim<br />
<strong>Weiterbildung</strong>sstipendium sind die r<strong>und</strong> 300 Kammern<br />
b<strong>und</strong>esweit wichtige Partner.<br />
Es hat „klick“ gemacht – Ronny Handke ist auf dem Weg zum Industriemeister.<br />
Ronny Handke hatte gerade erst seine <strong>Aus</strong>bildung abgeschlossen.<br />
Zum Konstruktionsmechaniker bei einem<br />
mittelständischen Betrieb in Grevesmühlen. Da hatte<br />
sein <strong>Aus</strong>bilder schon die Idee mit der <strong>Weiterbildung</strong><br />
zum Industriemeister. Außerdem solle es ein <strong>Weiterbildung</strong>sstipendium<br />
geben, das einem dabei helfe. Dass<br />
er sich darum bewerben würde, war Ronny Handke<br />
gleich klar: „Solche Chancen gibt es ja nicht oft.“ Aber<br />
ohne das Stipendium hätte er niemals so jung in die<br />
<strong>Weiterbildung</strong> starten können: „Die <strong>Weiterbildung</strong><br />
kostet über 4.000 Euro, ohne die Unterstützung wäre<br />
das bei mir nicht drin gewesen.“<br />
Studieren mit Berufserfahrung<br />
Eine Erfolgsgeschichte, die die Stiftung Begabtenförderung<br />
berufliche Bildung (SBB) im Auftrag <strong>und</strong> mit Mitteln<br />
des BMBF seit 2008 mit dem Aufstiegsstipendium<br />
wiederholt. Dieses richtet sich an begabte Fachkräfte,<br />
die besonderes Talent <strong>und</strong> Engagement bewiesen haben<br />
<strong>und</strong> studieren möchten. Im Gegensatz zum<br />
<strong>Weiterbildung</strong>sstipendium gibt es für Bewerber keine<br />
Altersgrenze; auch berufsbegleitende Studiengänge<br />
werden gefördert. In der Praxis blicken drei von vier<br />
Stipendiatinnen <strong>und</strong> Stipendiaten auf mehr als drei<br />
Jahre Berufserfahrung zurück. Herausragende Absolventinnen<br />
<strong>und</strong> Absolventen eines Erststudiums können<br />
zudem für ihren Master die Förderung beantragen.<br />
Finanzielle <strong>und</strong> ideelle Förderung<br />
Seit dem Start des Programms haben jedes Jahr r<strong>und</strong><br />
1.000 Fachkräfte ein Aufstiegsstipendium erhalten.<br />
Über die finanzielle Unterstützung hinaus profitieren<br />
die Stipendiaten auch von einer ideellen Förderung, die<br />
kontinuierlich ausgebaut wird. Diese besteht aus einem<br />
virtuellen Stipendiatennetzwerk, einem vielfältigen<br />
Seminarangebot <strong>und</strong> regionalen <strong>Aus</strong>tauschgruppen.<br />
Beide Förderungen sind Teil der Qualifizierungsinitiative<br />
„Aufstieg durch Bildung“ der B<strong>und</strong>esregierung.<br />
Daten <strong>und</strong> Fakten<br />
<strong>Weiterbildung</strong>sstipendium:<br />
Förderzeitraum seit 1991, Aufstiegsstipendium:<br />
seit Oktober 2008<br />
<strong>Weiterbildung</strong>sstipendium:<br />
fast 400 Millionen Euro<br />
Fördervolumen<br />
Aufstiegsstipendium:<br />
117,7 Millionen Euro (Stand 2015)<br />
www.weiterbildungsstipendium.de<br />
Website<br />
www.aufstiegsstipendium.de<br />
Kontakt<br />
info@sbb-stipendien.de<br />
i
41<br />
WEITERBILDUNGSSTIPENDIUM<br />
„Eine Chance, die man nutzen muss.“<br />
Seine erste Lehre hatte Ronny Handke noch abgebrochen.<br />
Erst bei der zweiten <strong>Aus</strong>bildung machte es „klick“ – wie<br />
er das ausdrückt. Jetzt ist er 25 <strong>und</strong> auf dem direkten<br />
Weg zum Industriemeister – auch dank des <strong>Weiterbildung</strong>sstipendiums.<br />
Vor nicht mal zehn Jahren hätte sich Ronny Handke<br />
niemals vorstellen können, dass er es bis 2017 zum<br />
Industriemeister bringen würde. Sein Leben wäre wohl<br />
ziemlich anders verlaufen – hätte er nicht einen so guten<br />
<strong>Aus</strong>bildungsbetrieb gef<strong>und</strong>en, der Selbstvertrauen<br />
<strong>und</strong> Ehrgeiz aus ihm herausgekitzelt hat. „Ohne meinen<br />
<strong>Aus</strong>bilder wäre ich niemals da, wo ich heute bin“, sagt<br />
der 25-Jährige. „Und ohne das <strong>Weiterbildung</strong>sstipendium<br />
auch nicht − das war eine Chance, die ich unbedingt<br />
nutzen wollte.“<br />
Nach seinem Hauptschulabschluss hatte der junge<br />
Mecklenburger zunächst eine <strong>Aus</strong>bildung zum Stahlbetonbauer<br />
begonnen − <strong>und</strong> ziemlich schnell wieder<br />
abgebrochen. Der Beruf lag ihm nicht, im Betrieb kam<br />
er nicht klar. Er gab auf − glücklicherweise nicht vollständig<br />
–, schrieb weiter Bewerbungen <strong>und</strong> fand so<br />
einen neuen <strong>Aus</strong>bildungsplatz: Ein mittelständisches<br />
Metallunternehmen in Grevesmühlen stellte Ronny<br />
Handke als <strong>Aus</strong>zubildenden zum Konstruktionsmechaniker<br />
Fachrichtung Feinblech/Bautechnik ein. Von Anfang<br />
an fühlte er sich wohl: „Es hat einfach ‚klick‘ gemacht!<br />
Ich habe etwas gef<strong>und</strong>en, das ich gut kann <strong>und</strong><br />
das mich interessiert − <strong>und</strong> vor allem hatte ich auf einmal<br />
Menschen um mich, die an mich geglaubt haben.“<br />
Von seinem <strong>Aus</strong>bilder, selbst Industriemeister, erfuhr er,<br />
dass sich nach der <strong>Aus</strong>bildung noch viele weitere Wege<br />
für ihn öffnen. Und dass besonders<br />
gute Absolventinnen <strong>und</strong><br />
Absolventen auf diesen Wegen<br />
finanzielle Unterstützung durch<br />
das <strong>Weiterbildung</strong>sstipendium<br />
bekommen können.<br />
„Meine 87 Punkte waren auch Voraussetzung für mein<br />
Stipendium.“ Dass er sich darum bewerben würde, war<br />
ihm gleich klar: „Solche Chancen gibt es ja nicht oft.“<br />
Hätte er das alleine finanzieren müssen, hätte er niemals<br />
so jung in die Weiterbil dung starten können. „Das<br />
sind Kosten von über 4.000 Euro, die hätte ich so schnell<br />
niemals zusammengespart.“<br />
Von 40 Bewerbern auf ein <strong>Weiterbildung</strong>sstipendium<br />
bei der IHK Schwerin erhielten nur 17 den Zuschlag –<br />
<strong>und</strong> Ronny Handke war einer von ihnen. Kurz zögerte<br />
er dann doch − schon wieder lernen? Aber dann habe er<br />
sich gesagt: „Jetzt ist das Wissen noch frisch, ich bleibe<br />
im Stoff, <strong>und</strong> dann habe ich wirklich was in der Tasche.“<br />
Seither schiebt er im Betrieb ausschließlich Frühschichten<br />
− sein Arbeitgeber ermöglicht ihm das. Jeden Dienstag,<br />
jeden Donnerstag <strong>und</strong> jeden zweiten Samstag drückt<br />
er nun wieder die Schulbank: „Manchmal muss ich mich<br />
schon überwinden, mich abends noch mal zum Lernen<br />
hinzusetzen“, sagt er.<br />
Auch für die Zukunft hat Ronny Handke Pläne: „Ich kann<br />
mir gut vorstellen, andere anzuleiten.“ Am liebsten würde<br />
er später einmal als Werkstattleiter arbeiten, so könnte<br />
er eine Führungsaufgabe mit der konkreten praktischen<br />
Arbeit verbinden, die ihm so viel Freude macht.<br />
Seinen <strong>Aus</strong>bilderschein hat er jetzt schon in der Tasche,<br />
den hat er gleich in den ersten Monaten der <strong>Weiterbildung</strong><br />
absolviert: „Das bedeutet mir echt was“, schwärmt<br />
er. „Mein Vorbild ist mein eigener <strong>Aus</strong>bilder. Ich würde<br />
auch gerne andere junge Menschen motivieren, etwas<br />
aus sich zu machen.“<br />
Handke klingt immer noch ein<br />
wenig erstaunt, wenn er erzählt,<br />
dass er, der „nur einen Hauptschulabschluss<br />
hat“, seine <strong>Aus</strong>bildung<br />
zum Konstruktionsmechaniker<br />
mit <strong>Aus</strong>zeichnung<br />
bestanden hat.
43<br />
Internationale Öffnung der<br />
deutschen Berufsbildung<br />
Die berufliche Bildung gilt im <strong>Aus</strong>land als Erfolgsmodell, weil junge<br />
Menschen in Deutschland für die Jobs ausgebildet werden, die es gibt.<br />
Die B<strong>und</strong>esregierung fördert deshalb den internationalen Know-how-<br />
Transfer, den <strong>Aus</strong>tausch von <strong>Aus</strong>zubildenden innerhalb Europas <strong>und</strong><br />
knüpft Allianzen gegen Jugendarbeitslosigkeit.
44 CHANCE BERUF<br />
ERASMUS+ BERUFSBILDUNG<br />
Über den Tellerrand hinauslernen<br />
Das EU-Programm Erasmus+ legt <strong>Aus</strong>zubildenden <strong>und</strong> <strong>Aus</strong>bildern Europa zu Füßen. Dank der Unterstützung tauchen<br />
sie ein in neue Arbeitswelten, bewegen sich in fremden Kulturen <strong>und</strong> verbessern nebenbei noch ihre Fremdsprachenkenntnisse.<br />
Sarah Büchert hat vor ein paar Wochen ihre <strong>Aus</strong>bildung<br />
bei BASF erfolgreich abgeschlossen. Drei Jahre lang hat<br />
sie den Beruf der Chemikantin erlernt. Wenn man sie<br />
nach ihrem Highlight während dieser Zeit fragt, dann<br />
erzählt sie mit leuchtenden Augen von ihrem <strong>Aus</strong>tauschprogramm<br />
in Norwegen. „Diese vier Wochen werde ich<br />
nicht so schnell vergessen.“<br />
Die 25-Jährige ist eine von 22.000 <strong>Aus</strong>zubildenden,<br />
Berufsschülern <strong>und</strong> Berufsbildungsexperten, die es im<br />
vergangenen Jahr mithilfe von Erasmus+ ins europäische<br />
<strong>Aus</strong>land verschlagen hat – dem EU-Programm für allgemeine<br />
<strong>und</strong> berufliche Bildung, Jugend <strong>und</strong> Sport.<br />
Seit 2014 motiviert die EU-Kommission damit <strong>Aus</strong>zubildende<br />
<strong>und</strong> <strong>Aus</strong>bildungspersonal, den eigenen Horizont<br />
zu erweitern, indem sie in neue Arbeitswelten<br />
eintauchen <strong>und</strong> sich in fremden Kulturen bewegen.<br />
Unternehmen, aber auch Kammern, Berufsschulen <strong>und</strong><br />
andere Bildungsträger können sich um die EU-Förderung<br />
bewerben, die vor allem aus Zuschüssen für Reise<strong>und</strong><br />
Aufenthaltskosten besteht. „Uns geht es allerdings<br />
um mehr als das“, sagt Doris Lenhart, Referentin für<br />
<strong>Aus</strong>- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong> beim Hanauer Technologiekonzern<br />
Heraeus. „Schließlich ist die <strong>Aus</strong>landserfahrung<br />
für alle unsere Azubis prägend.“<br />
Daten <strong>und</strong> Fakten<br />
Förderzeitraum 2014 – 2020<br />
Fördervolumen<br />
Website<br />
Kontakt<br />
Gesamtmittel für alle Bereiche<br />
<strong>und</strong> Länder: 14,7 Milliarden Euro –<br />
davon 2016 44,73 Mil lionen Euro<br />
für berufliche Bildung in<br />
Deutschland<br />
www.erasmusplus.de <strong>und</strong><br />
www.na-bibb.de<br />
mobilitaet-berufsbildung@bibb.de<br />
Sarah Büchert von BASF arbeitete in Norwegen bei einem<br />
Partnerbetrieb in der Siliciumproduktion <strong>und</strong> konnte<br />
in ganz andere Bereiche als zu Hause einen Einblick<br />
gewinnen. Neben den neuen Erfahrungen im Arbeitsumfeld<br />
konnte Sarah aber auch für sich ganz persönlich<br />
einiges aus dem <strong>Aus</strong>landsaufenthalt lernen. Vor<br />
allem habe sie gemerkt, dass sie im <strong>Aus</strong>land ganz gut<br />
zurechtkomme <strong>und</strong> neugierig auf die Menschen gewesen<br />
sei. Das Fernweh lasse sie jedenfalls nicht mehr los.<br />
Sie könne sich auf jeden Fall vorstellen, später noch mal<br />
für länger ins <strong>Aus</strong>land zu gehen.<br />
i<br />
Auch Heraeus schickt seine Azubis mithilfe von Erasmus+<br />
ins europäische <strong>Aus</strong>land – nach England, Belgien, Frankreich,<br />
Schweden, in die Türkei, Polen oder nach Österreich.<br />
„Die jungen Menschen lernen, sich selbst zu organisieren,<br />
flexibel zu sein, sich in einer fremden Firma<br />
zu integrieren, sich auszudrücken, mutig selber Nachfragen<br />
zu stellen. Bisher haben sich alle zum Positiven<br />
verändert“, erzählt Lenhart. Sowohl BASF als auch<br />
Heraeus setzen ihre Azubis im <strong>Aus</strong>land vor allem in<br />
jenen Bereichen der <strong>Aus</strong>bildung ein, die sie an ihren<br />
Standorten selbst nicht so abbilden können. „Da wir in<br />
Hanau kaum Möglichkeiten haben, unseren angehenden<br />
Industriekaufleuten Einblicke in die Produktion<br />
zu geben, eignet sich hierfür der <strong>Aus</strong>landsaufenthalt“,<br />
sagt Lenhart.<br />
Ab in den Norden: Sarah Büchert sammelte <strong>Aus</strong>landserfahrung<br />
in Norwegen.
45<br />
ERASMUS+ BERUFSBILDUNG<br />
Dem Fernweh entgegen<br />
Vier Wochen ihrer <strong>Aus</strong>bildung verbrachte Sarah Büchert<br />
in Norwegen. Für sie war es eine unvergessliche Erfahrung.<br />
Dank des EU-Förderprogramms Erasmus+.<br />
Die meisten Menschen wissen nicht, wo Kyrksæterøra<br />
liegt. Geschweige denn, wie man den Namen dieser norwegischen<br />
Kleinstadt ausspricht. Sarah Büchert hat<br />
dort, zweieinhalb St<strong>und</strong>en nördlich von Trondheim,<br />
eine kurze Zeit ihrer <strong>Aus</strong>bildung verbracht. Im Winter.<br />
Freiwillig. Und wenn sie von ihrer Zeit in Kyrksæterøra<br />
redet, braucht man gar nicht weiterfragen, ob sie ihren<br />
ersten <strong>Aus</strong>landsaufenthalt bereut habe. Sie fängt nämlich<br />
einfach an zu schwärmen. Skilanglauf durch tiefverschneite<br />
Wälder habe sie ausprobiert. Die Nordpolarlichter<br />
gesehen. Ein H<strong>und</strong>eschlittenrennen angefeuert.<br />
Vor allem aber habe sie zum ersten Mal gesehen, wie<br />
Silicium hergestellt wird. „Die Schmelze <strong>und</strong> den Hochofen<br />
– so etwas hatte ich hier in Ludwigshafen noch<br />
nicht zu sehen bekommen.“<br />
Dort arbeitet Sarah Büchert als Chemikantin für BASF.<br />
Ihre Abschlussprüfung hat sie vor ein paar Monaten erfolgreich<br />
abgelegt. Und wurde von ihrem Arbeitgeber<br />
übernommen. „Highlight der <strong>Aus</strong> bildung waren für<br />
mich die vier Wochen im <strong>Aus</strong>land“, schwärmt sie. Dabei<br />
können sich die <strong>Aus</strong>zubildenden für einen Platz in Spanien,<br />
Frankreich oder Norwegen bewerben. „Ich wollte<br />
unbedingt nach Norwegen“, sagt Büchert. „Ich mag<br />
Sonne, aber Schnee noch lieber.“<br />
In Kyrksæterøra arbeitete Sarah Büchert bei Wacker<br />
Holla, einem Partnerbetrieb von BASF, <strong>und</strong> entdeckte<br />
dort einiges, was sie aus ihrem Alltag in Deutschland<br />
nicht kannte: „Überall gab es kostenloses Wlan – im<br />
Supermarkt, in der Schule, wirklich überall.“ Sie staunte,<br />
dass ihre norwegischen Azubi-Kollegen wie Hipster<br />
im Kapuzenpulli, in Jogginghose <strong>und</strong> mit Laptop in die<br />
Berufsschule kamen. „Das war völlig normal. Und die<br />
Notebooks gehörten eigentlich der Berufsschule.“<br />
Büchert lernte, wie die automatische Frischwasserzufuhr<br />
in der Lachszucht funktioniert, <strong>und</strong> vor allem,<br />
wie Silicium aus Quarz, Holz, Kohle <strong>und</strong> Koks hergestellt<br />
wird. „Zum ersten Mal sah ich riesige Schmelzöfen<br />
mit genauso riesigen, für mich unvorstellbaren<br />
Elektroden <strong>und</strong> diesen hellen Lichtbögen. Hitze, Staub,<br />
Lärm <strong>und</strong> Spannung erfüllten die Luft der Fabrik – das<br />
war wirklich sehr beeindruckend!“<br />
Bei BASF gibt es deutlich mehr Bewerberinnen <strong>und</strong><br />
Bewerber als Plätze für das <strong>Aus</strong>tauschprogramm. „Man<br />
braucht einen guten Notenschnitt“, erklärt Sabrina van<br />
der Pütten, Sprecherin von BASF. Das Unternehmen<br />
schickt einmal im Jahr r<strong>und</strong> 20 <strong>Aus</strong>zu bildende nach<br />
Norwegen, <strong>und</strong> im Gegenzug kommen Azubis aus<br />
Kyrksæterøra, Trondheim oder Røros nach Deutschland.<br />
Unterstützt wird der <strong>Aus</strong>tausch durch das EU-<br />
Programm Erasmus+, mit dem die Europäische Union<br />
seit 2014 mehr Mobilität von <strong>Aus</strong>zubildenden, Berufsfachschülern<br />
<strong>und</strong> Berufsbildungspersonal innerhalb<br />
Europas anregt. Nicht nur große Unternehmen wie<br />
BASF nehmen daran teil, auch Mittelständler, Kammern,<br />
Berufsschulen <strong>und</strong> Bildungsträger können sich um die<br />
EU-Förderung bewerben, die vor allem aus Zuschüssen<br />
für Reise- <strong>und</strong> Aufenthaltskosten besteht. Aber Erasmus+<br />
ist weit mehr als das: „Die Möglichkeit zu einem <strong>Aus</strong>landsaufenthalt<br />
steigert den Wert unserer <strong>Aus</strong>bildung“, sagt<br />
van der Pütten. „So profitieren die norwegischen <strong>Aus</strong>zubildenden<br />
von den <strong>Aus</strong>bildungsmöglichkeiten bei<br />
BASF – <strong>und</strong> für die deutschen <strong>Aus</strong>zubildenden wie Sarah<br />
Büchert ist vor allem der Zugewinn an sprachlicher<br />
<strong>und</strong> interkultureller Kompetenz eine Bereicherung.“<br />
Sarah Büchert könnte noch st<strong>und</strong>enlang weiter von<br />
Kyrksæterøra <strong>und</strong> den Menschen dort erzählen. Ganz<br />
nebenbei hat sie bemerkt, dass sie mit ihrem Englisch<br />
inzwischen schon recht weit kommt. „Und sogar ein<br />
wenig auf Norwegisch“, lacht sie. Seit ihrem Winter unter<br />
den Polarlichtern lässt sie das Fernweh nicht mehr<br />
los. Sarah Büchert möchte auf jeden Fall gerne noch<br />
einmal nach Norwegen.
46 CHANCE BERUF<br />
GOVET − ZENTRALSTELLE DER BUNDESREGIERUNG FÜR INTERNATIONALE BERUFSBILDUNGSKOOPERATION<br />
Von deutschen Erfahrungen profitieren<br />
Das Erfolgsmodell duale <strong>Aus</strong>bildung ist auch im <strong>Aus</strong>land anerkannt. Die B<strong>und</strong>esregierung hat deshalb eine zentrale<br />
Anlaufstelle für <strong>Aus</strong>tausch <strong>und</strong> internationale Kooperationen eingerichtet.<br />
Das deutsche Modell der dualen Berufsbildung hat auch<br />
im <strong>Aus</strong>land einen guten Ruf. Spätestens seit Barack<br />
Obama von der deutschen Berufsausbildung öffentlich<br />
schwärmte. „Diese deutschen Kids sind bereit für den<br />
Job, wenn sie die Schule abschließen. Sie werden für die<br />
Jobs ausgebildet, die es gibt“, sagte der US-Präsident<br />
2013 in Washington.<br />
Kein W<strong>und</strong>er, dass sich immer mehr Länder am deutschen<br />
Erfolgsmodell orientieren <strong>und</strong> die Idee vom<br />
praxisorientierten Lernen in die <strong>Aus</strong>bildung integrieren<br />
wollen. Deshalb kooperiert das B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF) im Bereich Berufsbildung<br />
mit zahlreichen EU- <strong>und</strong> Nicht-EU-Staaten.<br />
Bilaterale Arbeitsgruppen treiben den <strong>Aus</strong>tausch zwischen<br />
Akteuren aus Praxis, Politik <strong>und</strong> Wissenschaft<br />
voran.<br />
Auf Initiative des BMBF hat die B<strong>und</strong>esregierung im<br />
Jahr 2013 das „German Office for International Cooperation<br />
in Vocational Education and Training“ (GOVET)<br />
eröffnet, das sich seit dem Start erfolgreich als zentraler<br />
Ansprechpartner <strong>und</strong> Marke für nationale <strong>und</strong> internationale<br />
Akteure im Bereich der beruflichen Bildung<br />
etabliert hat. Ziel ist es, ein Zusammenwirken der deutschen<br />
Akteure in der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit<br />
zu be<strong>fördern</strong>. Als zentrale deutsche<br />
Ansprechstelle bündelt GOVET die Informationen, vernetzt<br />
die Akteure untereinander, schafft Synergien <strong>und</strong><br />
kann bei Anfragen gebündelte Antworten geben <strong>und</strong><br />
zu den zuständigen Stellen bzw. zum bestmöglichen<br />
Kooperationspartner lotsen. Zur Unterstützung haben<br />
sowohl das <strong>Aus</strong>wärtige Amt (AA) als auch das B<strong>und</strong>esministerium<br />
für wirtschaftliche Zusammenarbeit <strong>und</strong><br />
Entwicklung (BMZ) jeweils Mitarbeiter/-innen an<br />
GOVET entsandt.<br />
Neben dieser Lotsenfunktion konzentrieren sich die<br />
engagierten Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter auf zwei<br />
weitere Kernfelder: Zum einen leiten sie die Geschäftsstelle<br />
des „R<strong>und</strong>en Tisches für internationale Berufsbildungszusammenarbeit“<br />
– einem Forum, in dem die<br />
Akteure ihr Vorgehen abstimmen können, so dass jeder<br />
gleichzeitig seine spezifischen Kompetenzen einbringen<br />
<strong>und</strong> seine Interessen wahren kann.<br />
Daten <strong>und</strong> Fakten<br />
Förderzeitraum<br />
Fördervolumen<br />
Website<br />
Kontakt<br />
seit 2013 (unbefristet)<br />
r<strong>und</strong> 500.000 Euro<br />
Programm-Mittel p. a.<br />
www.govet.international<br />
govet@govet.international<br />
An diesem Tisch bewirken Vertreterinnen <strong>und</strong> Vertreter<br />
verschiedener B<strong>und</strong>esressorts, der B<strong>und</strong>esländer, Sozialpartner,<br />
Kammern, Bildungsträger <strong>und</strong> Durchführungsorganisationen<br />
ein gemeinsames Auftreten in den<br />
internationalen Bildungskooperationen.<br />
Zum anderen begleitet GOVET die internationale Berufsbildungszusammenarbeit<br />
des BMBF mit fachlicher<br />
Expertise. Zurzeit handelt es sich dabei um Kooperationen<br />
mit China, Costa Rica, Ecuador, Griechenland, Indien,<br />
Italien, Lettland, Mexiko, Portugal, Russland, der<br />
Slowakei, Südafrika, Südkorea, Thailand, der Türkei <strong>und</strong><br />
den USA. Seit der Gründung von GOVET wurden einige<br />
vielversprechende bzw. erfolgreiche Maßnahmen durchgeführt.<br />
Als gemeinsame Erfolge sind z. B. zu werten,<br />
dass in Italien <strong>und</strong> in der Slowakei neue Berufsbildungsgesetze<br />
erlassen wurden, die duale Strukturen ermöglichen.<br />
In der Slowakei ist GOVET zudem an dem Pilotprojekt<br />
in Nové Mesto nad Váhom beteiligt, bei dem auf<br />
Gr<strong>und</strong> lage des neuen Gesetzes erstmalig in dualen<br />
Klassen ausgebildet wird <strong>und</strong> welches Modellcharakter<br />
für eine landesweite Umsetzung haben soll. Auch Mexiko<br />
ist sehr engagiert bei der Reform seines Berufsbildungssystems.<br />
GOVET berät hier sowohl im Bereich<br />
des rechtlichen Rahmens als auch zu Finanzierungsmodellen<br />
<strong>und</strong> zur Berufsbildungsberichterstattung. In<br />
Russland wurde unter anderem der Aufbau einer Internetplattform<br />
für <strong>Aus</strong>bildungspersonal unterstützt.<br />
i
INTERNATIONALE ÖFFNUNG DER DEUTSCHEN BERUFSBILDUNG 47<br />
EUROPÄISCHE AUSBILDUNGSALLIANZ<br />
EU-Initiative für <strong>Aus</strong>bildung <strong>und</strong> Beschäftigung<br />
Um die Jugendarbeitslosigkeit in Europa zu verringern, hat die EU-Kommission die Europäische <strong>Aus</strong>bildungsallianz<br />
ins Leben gerufen.<br />
Die Jugendarbeitslosigkeit in Europa ist seit der Finanzkrise<br />
vor allem in Südeuropa alarmierend hoch. In Portugal<br />
ist fast jeder Dritte unter 25 Jahren ohne Job, in<br />
Griechenland <strong>und</strong> Spanien sogar fast jeder Zweite. Die<br />
EU-Kommission hat deshalb 2013 die Europäische <strong>Aus</strong>bildungsallianz<br />
initiiert, um die Beschäftigungsfähigkeit<br />
junger Erwachsener mithilfe einer praxisnahen <strong>Aus</strong>bildung<br />
<strong>und</strong> des arbeitsweltbezogenen Lernens zu verbessern.<br />
Ein praxisnahes Netzwerk, das sich an der dualen<br />
<strong>Aus</strong>bildung in Deutschland orientiert. Die Kommission<br />
setzt dabei auf das gemeinsame Engagement von Politik,<br />
Wirtschaft <strong>und</strong> Sozialpartnern, um die Übergänge<br />
in <strong>Aus</strong>bildung <strong>und</strong> Arbeitsmarkt zu erleichtern. Als<br />
Partner auf deutscher Seite agiert in der <strong>Aus</strong>bildungsallianz<br />
vor allem das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong><br />
Forschung (BMBF). Hervorzuheben ist ein EU-Projekt<br />
unter Leitung des dänischen Ministeriums, in dem neben<br />
Daten <strong>und</strong> Fakten<br />
Förderzeitraum<br />
Fördervolumen<br />
Website<br />
Kontakt<br />
Start am 2. Juli 2013 in<br />
Leipzig im Rahmen der<br />
World Skills<br />
Projektförderung durch<br />
EU-Programme<br />
http://ec.europa.eu/social/<br />
main.jsp?catId=1147&langId=de<br />
erik.hess@bmbf.b<strong>und</strong>.de<br />
dem BMBF <strong>und</strong> dem B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung<br />
die B<strong>und</strong>esministerien aus Österreich, der Schweiz <strong>und</strong><br />
Luxemburg mitarbeiten. Das Projekt entwickelt einen<br />
Instrumentenkasten, der interessierte Länder beim<br />
Aufbau dualer <strong>Aus</strong> bildung unterstützt.<br />
i<br />
OECD-STUDIE „WORK-BASED LEARNING IN VOCATIONAL EDUCATION AND TRAINING“<br />
Optimal lernen am eigenen Arbeitsplatz<br />
Das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung beteiligt sich an einer OECD-Studie, die sich mit der Rolle des Arbeitsplatzes<br />
als Lernort auseinandersetzt. Damit unterstützt das BMBF die internationale Verankerung der beruflichen Bildung<br />
<strong>und</strong> stärkt den <strong>Aus</strong>tausch zwischen den wichtigsten Wirtschaftsnationen.<br />
Die Volkswirtschaften der OECD benötigen qualifizierte<br />
Fachkräfte, die sich auf den sich immer schneller verändernden<br />
Arbeitsmärkten behaupten können. Die berufliche<br />
<strong>Aus</strong>bildung in Deutschland ist international anerkannt<br />
– auch wegen der geringen Jugendarbeitslosigkeit.<br />
Während die OECD gemeinsame Indikatoren in vielen<br />
Bereichen der Bildung definiert, ist die berufliche Bildung<br />
in den Mitgliedsländern unterschiedlich aufgestellt,<br />
die <strong>Aus</strong>bildung ist in vielen Ländern vor allem<br />
schulisch ausgerichtet. Umso wichtiger sind die deutschen<br />
Erfahrungen im Umgang mit dem arbeitsweltbezogenen<br />
Lernen (Work-based Learning). Deshalb hat<br />
die OECD 2015 eine länderübergreifende Studie zur<br />
„Bildung am Arbeitsplatz“ initiiert, bei der Deutschland<br />
in drei von sechs thematischen Modulen aktiv vertreten<br />
ist. Untersucht werden etwa positive Kosten-Nutzen-<br />
Relationen, die gerade für Betriebe entscheidend sind<br />
für die Teilnahme am dualen System. In diesem Projekt<br />
Daten <strong>und</strong> Fakten<br />
Förderzeitraum<br />
Fördervolumen<br />
Website<br />
Kontakt<br />
Januar 2015 – Dezember 2016<br />
(voraussichtlich)<br />
ca. 1,1 Millionen Euro<br />
(Gesamtfördersumme durch<br />
OECD <strong>und</strong> andere Mitgliedstaaten),<br />
115.000 Euro vom<br />
BMBF<br />
www.oecd.org/edu<br />
oliver.diehl@bmbf.b<strong>und</strong>.de<br />
engagieren sich neben der OECD auch die EU sowie die<br />
Bildungsministerien von Norwegen, <strong>Aus</strong>tralien, Kanada,<br />
Großbritannien, Schottland, den USA <strong>und</strong> der Schweiz.<br />
Die Ergebnisse werden Anfang 2017 veröffentlicht.<br />
i
48 CHANCE BERUF<br />
DEQA-VET – DEUTSCHE REFERENZSTELLE FÜR QUALITÄTSSICHERUNG IN DER BERUFLICHEN BILDUNG<br />
Für eine Kultur der Qualitätssicherung<br />
Das deutsche <strong>Aus</strong>bildungssystem genießt europaweit einen ausgezeichneten Ruf. Gr<strong>und</strong> genug für Deutschland, sich<br />
bei EQAVET zu engagieren. Ein europäisches Netzwerk, das sich für Qualitätssicherung in der beruflichen <strong>Aus</strong>bildung<br />
stark macht.<br />
Das Netzwerk EQAVET (European Quality Assurance in<br />
Vocational Education and Training) verfolgt das Ziel,<br />
die verschiedenen europäischen Qualitätssicherungssysteme<br />
in der beruflichen Bildung weiterzuentwickeln.<br />
Dafür bringt das Programm EU-Mitgliedstaaten, Sozialpartner<br />
<strong>und</strong> die EU-Kommission zusammen. Die deutsche<br />
Referenzstelle (DEQA-VET) ist fachlich für das<br />
Thema Qualitätssicherung verantwortlich. Gemeinsam<br />
mit dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische<br />
Forschung (DIPF) vernetzt DEQA-VET Akteure<br />
<strong>und</strong> Institutionen miteinander, bündelt Informationen,<br />
stellt Best-Practice-Beispiele vor <strong>und</strong> richtet Fachveranstaltungen<br />
aus. Eine Internetplattform unterstützt<br />
diese Arbeit. Künftig will DEQA-VET das bestehende<br />
Netzwerk mithilfe regionaler Kooperationen ausbauen.<br />
Daten <strong>und</strong> Fakten<br />
Förderzeitraum<br />
Fördervolumen<br />
Website<br />
Kontakt<br />
März 2009 – Dezember 2016<br />
(Referenzstelle wurde bereits<br />
2008 eingerichtet)<br />
r<strong>und</strong> 2,1 Millionen Euro<br />
(660.000 Euro in der letzten<br />
Förderphase von März 2015 –<br />
Dezember 2016)<br />
www.deqa-vet.de<br />
sabbagh@bibb.de<br />
i<br />
Guter Ruf: Die deutsche Referenzstelle DEQA-VET hat sich der europaweiten Qualitätssicherung in der beruflichen Bildung verschrieben.
Impressum<br />
Herausgeber<br />
B<strong>und</strong>esministerium für<br />
Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF)<br />
Referat Gr<strong>und</strong>satzfragen der beruflichen<br />
<strong>Aus</strong>- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong><br />
53170 Bonn<br />
Bestellungen<br />
schriftlich an<br />
Publikationsversand der B<strong>und</strong>esregierung<br />
Postfach 48 10 09<br />
18132 Rostock<br />
E-Mail: publikationen@b<strong>und</strong>esregierung.de<br />
Internet: http://www.bmbf.de<br />
oder per<br />
Tel.: 030 18 272 272 1<br />
Fax: 030 18 10 272 272 1<br />
Stand<br />
Juni 2016<br />
Druck<br />
Silber Druck oHG, Niestetal<br />
Gestaltung<br />
PRpetuum GmbH, München<br />
Bildnachweis<br />
Shutterstock – 211production (Titel), Steffen Kugler,<br />
Presse- <strong>und</strong> Informationsamt der B<strong>und</strong>esregierung (S. 2),<br />
JOBSTARTER/Silvia Kröger-Steinbach, Christian Ahrens<br />
(S. 3, 10, 17, 20/21, 22, 34, 42), iStock – sturti (S. 4), iStock –<br />
Yuri_Arcurs (S. 5), Birgit Gaßner/Stadt Fürth, Bürgermeister<strong>und</strong><br />
Presseamt (S. 6), ASM e. V./Susanne Dorn (S. 7),<br />
www.ich-will-deutsch-lernen.de (S. 8), iStock – monkeybusinessimages<br />
(S. 9), JOBSTARTER/Markus Mielek (S. 14, 15,<br />
18, 19, 26, 27, 29, 31, 33, 40, 41, 44, 45), BMBF/BMWi (S. 36),<br />
iStock – Yuri_Arcurs (S. 37), Fotolia − industrieblick (S. 48)<br />
Konzept & Text<br />
Sigrid Meiborg, Charlotte Schmitz, Julia Herwartz,<br />
JOBSTARTER beim B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung<br />
(BIBB), Bonn<br />
Marcus Pfeil, Wortlaut & Söhne, Berlin<br />
Das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF)<br />
richtet mit der Initiative „Chance Beruf – Zukunft der beruflichen<br />
Bildung gestalten“ den Blick auf die Stärkung <strong>und</strong> Modernisierung<br />
der beruflichen <strong>Aus</strong>- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong>.<br />
Mit der Dachinitiative „Chance Beruf“ will das BMBF die Integrationskraft<br />
der allgemeinen <strong>und</strong> beruflichen Bildung weiter<br />
stärken. Zielsetzung der Initiative ist, dass jeder Jugendliche einen<br />
Abschluss erreicht, dass auf jeden Abschluss ein guter Anschluss<br />
folgt <strong>und</strong> dass Weiterlernen für jeden <strong>und</strong> jede selbstverständlich<br />
wird. Das BMBF verfolgt diese Ziele mit zahlreichen Maßnahmen<br />
<strong>und</strong> Fördervorhaben.<br />
Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit<br />
vom B<strong>und</strong>es ministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung unentgeltlich<br />
abgegeben. Sie ist nicht zum gewerblichen Vertrieb bestimmt.<br />
Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen/Wahlwerbern<br />
oder Wahlhelferinnen/Wahlhelfern während eines<br />
Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden.<br />
Dies gilt für B<strong>und</strong>estags-, Landtags- <strong>und</strong> Kommunalwahlen sowie<br />
für Wahlen zum Europäischen Par lament. Missbräuchlich sind<br />
insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen <strong>und</strong> an Informationsständen<br />
der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken<br />
oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel.<br />
Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke<br />
der Wahlwerbung. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg<br />
<strong>und</strong> in welcher Anzahl diese Schrift der Empfängerin/dem Empfänger<br />
zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer<br />
bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise verwendet werden,<br />
die als Parteinahme der B<strong>und</strong>esregierung zugunsten einzelner<br />
politischer Gruppen verstanden werden könnte.
www.bmbf.de