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Wirtschaftszeitung_22082016

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BRANCHEN &BETRIEBE 9<br />

Tiefer Blick<br />

in die Welt<br />

der Atome<br />

Das münsterische Spezialunternehmen EMSIS<br />

baut Kameras für Elektronenmikroskope.<br />

Eine Zellprobe unter dem Elektronenmi<br />

kroskop, das Strukturen bis in den atomaren<br />

Bereich sichtbar machen kann.Foto: Emsis<br />

Weder mit dem bloßen Auge noch<br />

mit einem klassischen Lichtmikroskop<br />

ist das zu sehen, was derzeit den<br />

Materialeinsatz in vielen Lebensbereichen<br />

revolutioniert. Es geht um<br />

immer effizientereHandysund Computer,<br />

um die Entschlüsselung gefährlicher<br />

Viren, die Entwicklung<br />

neuer Medikamente gegen tödliche<br />

Krankheiten wie HIVoder Ebola oder<br />

um Autolacke mit einem integrierten<br />

elektronischen Code. Um Materialstrukturen<br />

im Nanobereich, also<br />

einem Millionstel Millimeter und<br />

kleiner, abzubilden und neue Materialien<br />

zu entwickeln, sind Forscher<br />

auf Elektronenmikroskope angewiesen.<br />

Die Firma EMSIS imNano-Bioanalytik-Zentrum<br />

Münster liefert<br />

hierfür die Kameras –als eines von<br />

weltweit vier Unternehmen, erklärt<br />

EMSIS-Geschäftsführer Dr. Stephan<br />

Egelkamp.<br />

Ein Kamerahersteller hat seinen<br />

Sitz in Süddeutschland,<br />

die beiden anderen arbeiten<br />

in den USA. In Münster werden<br />

nicht nur Bauteile der<br />

Kameras zusammengesetzt, sondern<br />

auch die Software zur Bildbearbeitung<br />

der Proben entwickelt. Ein Patent hat<br />

EMSIS laut Egelkamp zudem für die Mechanik,<br />

mit der die zu untersuchenden<br />

Proben in den Elektronenstrahl des Mikroskops<br />

gesteuert werden.<br />

Die schwergewichtige Kamera umgibt<br />

ein dicker Bleimantel. Da Elektronenmikroskope<br />

Röntgenstrahlung produzieren,<br />

so Egelkamp, „muss auch die Kamera<br />

strahlungsdicht sein“. Neun Mitarbeiter,<br />

darunter Physiker und Biologen,<br />

arbeiten bei EMSIS Hand in Hand.<br />

Einigekennen sich bereits seit vielen Jahren<br />

durch ihre Arbeit im Physikalischen<br />

Institut der Universität Münster, die<br />

Keimzelle des Unternehmens. Bis zum<br />

Jahr 2015 lief die Spezialkameraherstellung<br />

in der Olympus Soft Imaging Solutions<br />

GmbH, die unweit des Technologiehofs<br />

und des Nano-Bioanalytik-Zentrums<br />

Münster ihren Sitz hat.<br />

In der Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung<br />

und industrieller Anwendung<br />

entwickeln hier Hightech-Firmen<br />

Produkteund analytische Methoden und<br />

Geräte zur Charakterisierung von Nanomaterialien.<br />

„Mit unseren Kameras und<br />

unserer Software für Elektronenmikroskope<br />

helfen wir,imatomaren Bereich zu<br />

sehen“, bringt es Physiker Dr. Christoph<br />

Hülk auf den Punkt. „Bauteile in Handys<br />

sind heute so effizient, weil man mithilfe<br />

von Elektronenmikroskopen atomare<br />

Strukturen sehen und diese auch beeinflussen<br />

kann“, erläutert Hülk. Ohne<br />

Elektronenmikroskopie wäre auch die<br />

LED-Technik nicht dort, wo sie heute<br />

steht.<br />

Die Bilder, die ein Elektronenmikroskop<br />

liefert, sind mit denen eines klassischen<br />

Lichtmikroskops nicht zu vergleichen.<br />

Abgebildet werden Hell-Dunkel-Kontraste,<br />

die durch die Streuung der unter<br />

Hochspannung beschleunigten Elektronen<br />

nach dem Aufprall auf die Materialprobe<br />

entstehen. Die Kunst besteht laut<br />

Hülk darin, „die Kontraste einer jeden<br />

Probe richtig zu interpretieren“.<br />

Die bei EMSIS entwickelten Spezialkameras<br />

wandeln durch den Einsatz bestimmter<br />

Linsen und Glasfaserbündel die<br />

Elektronenstreuung in Lichtsignale um.<br />

Nicht nur in der Materialforschung, sondern<br />

auch in der Medizin können mithilfe<br />

der Elektronenmikroskop-KameraGewebestrukturen<br />

im Nanobereich sichtbar<br />

gemacht werden. Biologe Dr. Jens Krieger<br />

zeigt es anhand einer endoskopisch<br />

gewonnenen Probe eines Nieren-Patienten.<br />

Krankhafte VeränderungenanZellen<br />

werden so sichtbar.<br />

Nutzer der EMSIS-Spezialkameras sind<br />

laut Egelkamp viele Forschungseinrichtungen,<br />

darunter die Pathologie der Unikliniken,<br />

das Robert-Koch-Institut in Berlin<br />

und das Max Planck-Institut für medizinische<br />

Biophysik.<br />

Im Bereich Materialforschung gehören<br />

international arbeitende Firmen wie<br />

BASF,Bayer oder Henkel zu den Kunden.<br />

Wichtige Abnehmer seien zudem japanische<br />

Elektronenmikroskop-Hersteller<br />

und Forschungseinrichtungen, so auch<br />

die japanische Weltraumforschungsbehörde.<br />

Lieferanten für in Auftrag gegebene Bauteile<br />

für die Spezialkameras haben ihren<br />

Sitz in den USA und dem europäischen<br />

Ausland. Ein Lieferant für feinmechanische<br />

Bauteile sitzt hingegen ganz in der<br />

Nähe: in Münster-Roxel. Esist die NBF<br />

(Norbert Bücker Feinmechanik) GmbH &<br />

Co. KG.<br />

Karin Höller<br />

EMSIS GmbH<br />

Die EMSIS GmbH ist ein klassisches Spin-off und hat sich<br />

aus dem Physikalischen Institut der Universität Münster<br />

entwickelt. Ehemaliger Direktor des Instituts für medizinische<br />

Physik war Prof. Dr. Gerhard Erich Pfefferkorn, der<br />

1965 das erste Rasterelektronenmikroskop auf dem europäischen<br />

Festland in Betrieb nahm und sich gemeinsam<br />

mit Ludwig Reimer als Herausgeber von Standard-Lehrwerken<br />

zur Elektronenmikroskopie einen Namen gemacht<br />

hat.<br />

Wissenschaftler aus dem Physikalischen Institut gründeten<br />

1987 die Soft Imaging Systems GmbH und boten<br />

marktfähige Konzepte und Produkte an. Im Jahre 2004<br />

erfolgte die Übernahme durch Olympus. Im Sommer 2015<br />

wurde die Entwicklung von Kamerasystemen für Elektronenmikroskope<br />

in die EMSIS GmbH ausgegliedert. Hier<br />

arbeiten neun Mitarbeiter, darunter Physiker und Biologen.<br />

Pro Jahr werden etwa 100 dieser Spezialkameras für<br />

Kunden weltweit hergestellt.<br />

-hö-<br />

Geschäftsführer Dr. Stephan Egelkamp demonstriert die Funktionsweise einer Elektronenmikroskop-Kamera, deren<br />

Systeme bei der EMSIS GmbH im Nanobioanalytik-Zentrum-Münster gebaut werden.<br />

Foto: hö<br />

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