Facetten Mai 2010
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die Szenen verbalisieren und ihre Fantasie<br />
entfalten.<br />
Wirklichkeitsnahe Bilderbuchgeschichten<br />
schließen sich direkt an die<br />
Szenenbilderbücher an. Hier werden Sachbilderbücher<br />
und Themenbilderbücher<br />
betrachtet, wie z. B.: Die Baustelle, Der Marienkäfer<br />
oder Das Traumfresserchen.<br />
Fantastische Bilderbuchgeschichten<br />
kommen der kindlichen Fantasie sehr<br />
entgegen. Vermenschlichte Tiere, aufgehobene<br />
Naturgesetze, Träume und die<br />
ungehemmte Durchsetzung von Wunschvorstellungen<br />
sind oft Inhalt dieser Bilderbücher.<br />
Zoe und Lena sitzen mit mir auf dem<br />
Sofa, wir lesen gerade eine Geschichte, als<br />
Jonas mit dem Eisenbahn-Bilderbuch zu<br />
uns kommt. Jonas zeigt auf die Bahn und<br />
sagt: „Ba“. Zoe fragt: „Willst du mit uns<br />
das Buch anschauen?“ Jonas dreht sich<br />
um und möchte auf mein Bein. Ich hebe<br />
ihn hoch, und wir schauen uns zusammen<br />
das Buch über die Eisenbahn an.<br />
Zwischendurch macht Jonas immer wieder<br />
„Ba“ oder „tu“. Nachdem wir zuende<br />
gelesen haben, bauen wir gemeinsam die<br />
Holzeisenbahn auf. So fließen die Bilderbücher<br />
in den Gruppenalltag ein.<br />
Bei uns in der Kindertagesstätte Georg-<br />
Wündisch-Haus werden Bilderbuchbetrachtungen<br />
angeboten, um die Kinder<br />
emotional und kognitiv zu fördern. In<br />
der Nachbereitung und Weiterführung<br />
der Bilderbuchbetrachtung ermöglichen<br />
wir den Kindern, sich intensiv, direkt oder<br />
auch in der Rolle des zuschauenden Dritten<br />
auf Probleme einzulassen. So können<br />
sie die Umweltvorgänge nachvollziehen<br />
oder auch Einblick in Bedürfnisse, Sorgen<br />
und Wünsche Anderer bekommen.<br />
Ebenso greifen wir Themen auf, die die<br />
Kinder aktuell beschäftigen und in the-<br />
Buchtipps:<br />
n Das Traumfresserchen (Michael Ende) • 3–6 Jahre<br />
(Traumwelt Verarbeitung)<br />
n Wir bleiben eure Eltern, auch wenn Mama und Papa<br />
sich trennen (Julia Volmert) • 3–6 Jahre<br />
n Töpfchen, Schnuller, Teddybär (Ravensburger) • ab 2 Jahre<br />
n Mein erstes Fühlbuch (Ravensburger) • ab 2 Jahre<br />
n Mias Schnullerfest (Coppenrath Verlag) • ab 2 Jahre<br />
n Das Wackelzahnbuch (Coppenrath Verlag) • ab 5 Jahre<br />
n Ich will auch Geschwister haben (Astrid Lindgren) •<br />
ab 4 Jahre<br />
n Papa, wo bist du? (Uwe Saegner) • ab 4 Jahre<br />
(Verlust/Todesfall in der Familie)<br />
n Wo die wilden Kerle wohnen (Maurice Sendak) • 3–6 Jahre<br />
n Wieso, Weshalb, Warum (Ravensburger) • ab 4 Jahre<br />
n Sei nett zu Eddie (Virginia Fleming) • ab 6 Jahre<br />
(Kinder mit Behinderung)<br />
n Florian lässt sich Zeit (Adele Sansone) • ab 4 Jahre<br />
(Kinder mit Down-Syndrom)<br />
menbezogenen Bilderbücher erklärt werden.<br />
Natürlich gibt es ganz wichtige Themen,<br />
die Kinder nicht alleine bewältigen<br />
können, z. B.: Geburt eines Geschwisterkindes,<br />
Heirat von Eltern oder Verwandten,<br />
Krankheiten und auch den Tod. Bilderbücher<br />
sind hier ein Hilfsmittel, um<br />
behutsam das Thema ansprechen und<br />
bearbeiten zu können.<br />
Natürlich wollen wir auch mit den Bilderbuchbetrachtungen<br />
den Kindern ein<br />
autonomes Handeln, Kritikfähigkeit, Mut<br />
und Selbstbewusstsein vermitteln.<br />
Hier noch zwei erweiternde Gedanken<br />
zur Auswahl eines Bilderbuches:<br />
Es sollte dem Kind helfen, seine Probleme<br />
und Konflikte weitgehend angstfrei<br />
angehen und verarbeiten zu können und<br />
zusätzlich statt Heiler-Welt-Erfahrung<br />
Handlungsalternativen und -kompetenzen<br />
vermitteln.<br />
Jasmin Spahn-Groeger (Erzieherin)<br />
Georg-Wündisch-Haus FACETTEN 11