B l i c k p u n k t II/06 - Wunschkind eV
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Von besonderer Bedeutung sei die Sexual-<br />
Anamnese, betont der Urologe. So könne ein Libidomangel<br />
auf Störungen des Androgen- oder Prolaktinhaushalts<br />
hinweisen. Gefragt werden muss<br />
außerdem nach Ejakulations- und Erektionsstörungen,<br />
Koitusfrequenz, Schmerzen während des Koitus<br />
(Dyspareunie) sowie beruflichen und privaten<br />
Belastungen. Die Familienanamnese kann Hinweise<br />
auf genetische Belastungen geben.<br />
Urologische Untersuchung und Hormontests<br />
helfen weiter<br />
Zur weiteren Diagnostik beim Urologen gehören die<br />
genaue Untersuchung der äußeren und inneren Geschlechtsorgane<br />
und endokrinologische Untersuchungen,<br />
etwa auf LH, FSH und Testosteron, bei<br />
Gynäkomastie auch auf Prolaktin und Estradiol. Hilfreich<br />
sind auch Ejakulatuntersuchungen nach den<br />
Standards der WHO.<br />
Mit der Skrotalsonographie werden die Hodenvolumina<br />
bestimmt, Veränderungen des Hodenparenchyms<br />
und, etwa mit einem Valsalva-Manöver, eine<br />
Varikozele festgestellt. Ergänzt wird diese bildgebende<br />
Untersuchung gegebenenfalls durch eine<br />
Doppler-Sonographie zum Nachweis eines venösen<br />
Progesteron bringt Spermien auf die richtige Spur<br />
Ärzte Zeitung, 12.07.20<strong>06</strong><br />
Die Konzentration des Hormons bestimmt, welche<br />
Reaktionen der Keimzellen angekurbelt werden<br />
TITISEE (kat). Je genauer man hinschaut, desto<br />
komplexer erscheinen oftmals physiologische Vorgänge.<br />
So auch bei der Befruchtung. Heute sind<br />
Chemotaxis-Forscher überzeugt, dass physiologisch<br />
wichtige Lockstoffe wie Progesteron nicht nur darüber<br />
entscheiden, dass das Spermium sein Ziel, die<br />
Eizelle, erreicht, sondern in sequentieller Weise verschiedene<br />
Ereignisse modulieren, die der Befruchtung<br />
vorangehen.<br />
Im Laufe der vergangenen Jahre sind Wissenschaftler<br />
zu der Überzeugung gelangt, dass die Chancen<br />
eines Spermiums, die Eizelle zu erreichen, sehr gering<br />
sind, wenn sie nicht gezielt zu den Eizellen gelockt<br />
werden. An solchen Vorgängen sind meist<br />
chemische Stoffe beteiligt.<br />
Die Eizelle oder die sie umgebenden Cumuluszellen,<br />
die sie mit Nährstoffen versorgen, produzieren<br />
nicht nur bei wirbellosen Meeresbewohner, Fischen<br />
und Amphibien, sondern auch bei einigen Wirbeltieren<br />
Botenstoffe, die Spermien anlocken. Die Spermien<br />
wiederum sind in der Lage, das Konzentrationsgefälle<br />
des chemischen Lockstoffes wahrzunehmen<br />
und ihre Schwimmbewegung entsprechend<br />
anzupassen.<br />
Als vor ungefähr zehn Jahren die Suche nach den<br />
chemischen Lockstoffen für Spermien bei Menschen<br />
begann, hatte Professor Michael Eisenmann vom<br />
Weizmann Institute of Science in Rehovot in Israel<br />
Refluxes (Varikozele) oder die transrektale Sonographie,<br />
mit der Veränderungen der Prostata, der<br />
Samenblasen und der zentralen Samenwege dargestellt<br />
werden können.<br />
Dennoch kann trotz des Umfangs der Diagnostik die<br />
Ursache der Unfruchtbarkeit bei jedem zweiten infertilen<br />
Mann nicht ermittelt werden.<br />
FAZIT<br />
Die Klärung der Ursachen bei männlicher Sterilität<br />
ist aufwendig. Entscheidende Weichen bei der Suche<br />
nach Ursachen werden bereits durch die Anamnese<br />
gestellt.<br />
Im Wesentlichen muss zwischen der Störung der<br />
Spermatogenese und der Obstruktion von Samenwegen<br />
differenziert werden. Lediglich bei etwa 50<br />
Prozent der betroffenen Männer wird eine eindeutige<br />
Ursache für die Sterilität gefunden.<br />
Webhinweis: Die aktuellen europäischen Leitlinien<br />
zur Diagnostik und Therapie bei männlicher Infertilität<br />
gibt es im Internet unter www.uroweb.org (Link:<br />
Publications/Guidelines)<br />
schon einmal Progesteron als möglichen Kandidaten<br />
untersucht. Damals mit negativem Ergebnis. Wie<br />
sich jetzt herausstelle, war damals im falschen Konzentrationsbereich<br />
geforscht worden. Denn wie man<br />
heute weiß, wirkt Progesteron im mikromolaren Bereich<br />
anders als in eine Million Mal geringerer Konzentration,<br />
also im picomolaren Bereich.<br />
Wettlauf der Spermien ist nur im Uterus von Bedeutung<br />
Bei der diesjährigen Titisee-Konferenz "Mechanisms<br />
of Chemotaxis" des Boehringer Ingelheim Fonds<br />
(BIF) stellte Professor Laura Giojalas de Carranza<br />
aus Cordoba in Argentinien ihre aktuellen Forschungsdaten<br />
dazu vor. Der BIF ist eine Stiftung zur<br />
Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.<br />
De Carranzas Daten zufolge scheint der Wettlauf<br />
der Spermien nur im Uterus von Bedeutung zu sein.<br />
Nur etwa ein Spermium von einer Million Spermien<br />
erreicht den Ovidukt.<br />
Und auch von diesen, durch eigenen Antrieb und<br />
Muskelkontraktionen an den Beginn des Tubus gelangten<br />
Spermien können nur etwa zehn Prozent die<br />
Cumulusschicht durchdringen, an den Rezeptor der<br />
Eihülle binden, die Eihülle durchdringen und mit<br />
dem Zellkern verschmelzen. Die Reifung im unteren<br />
Isthmusabschnitt ist dafür entscheidend.<br />
Nur Spermien, die die Fähigkeit zur Thermo- und<br />
Chemotaxis erwerben, meistern den entscheidenden<br />
Teil der Reise erfolgreich. Thermotaxis, also die<br />
Wahrnehmung von Temperatur-Unterschieden, ist<br />
für den ersten Teil des Weges den Isthmus hinauf<br />
wichtig, Chemotaxis für die letzte Wegstrecke (Nat<br />
Rev 7 / 4, 20<strong>06</strong>, 276).<br />
14 Blickpunkt <strong>II</strong>/<strong>06</strong>