B l i c k p u n k t II/06 - Wunschkind eV
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vention bislang nicht beachtet. Dort sind die Oblaste<br />
zuständig, die einzelnen Verwaltungsbezirke. Als<br />
Partner für die Vermittlung von Kindern aus ihren<br />
Heimen akzeptieren sie allein private Vereine, nicht<br />
aber die in Deutschland zentral zuständigen Landesjugendämter.<br />
Zusätzlich zu den üblichen Verwaltungskosten<br />
können in der Russischen Föderation<br />
glatt noch einmal 5000, 6000 US-Dollar Anwaltskosten<br />
anfallen. Das Gerücht, eine Auslandsadoption<br />
sei erheblich einfacher als die für ein in Deutschland<br />
geborenes Kind, ist nicht aus der Welt zu schaffen.<br />
Darüber ärgert sich Marita Oeming-Schill, denn "das<br />
Gegenteil ist richtig, wenn es ohne krumme Touren<br />
geschehen soll". Es bleibt dabei, Adoptionswünsche<br />
lassen sich in den seltensten Fällen erfüllen. 487<br />
ausländische Kinder, die nicht mit einem oder auch<br />
beiden künftigen, in Deutschland lebenden Eltern<br />
verwandt waren, sind im Jahr 2003 anlässlich einer<br />
Adoption eingereist. Auf jedes zu vermittelnde Kind<br />
kommen etwa 13 Bewerber.<br />
Statistiken ändern wenig daran, dass Adoptionswillige<br />
oft nur schwer akzeptieren können, etwa wegen<br />
ihres Alters keine Aussicht zu haben auf ein Kind<br />
oder jahrelang vergeblich zu warten. Ungeduldige<br />
verweisen gern auf den Bundeskanzler und seine<br />
Familie. Das Gesetz schreibt keine feste Altersgrenze<br />
vor. In den Empfehlungen der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Landesjugendämter heißt es, dem<br />
Wohl des Kindes diene es in der Regel nicht, wenn<br />
ICSI und ESHRE 20<strong>06</strong> in Prag<br />
In diesem Jahr fanden das jährliche internationale<br />
Patientensymposium und der Kongress der European<br />
Society for Human Reproduction and Embryology<br />
im Juni in Prag statt. Hier eine Zusammenfassung<br />
der wichtigsten Entwicklungen in Europa und<br />
der Tagung des Patientensymposiums.<br />
Seit den Anfängen der IVF im Jahr 1978 wurden<br />
weltweit mittlerweile über 3 Millionen Kinder mit Hilfe<br />
von IVF und ICSI gezeugt. Im Jahr 1989 wurden<br />
erstmals Zahlen gesammelt, in diesem Jahr wurden<br />
30.000 Kinder nach reproduktionsmedizinischen<br />
Eingriffen gezeugt. Zwei Jahre später waren es bereits<br />
200.000 Kinder jährlich. Dieses Jahr wurde der<br />
Versuch unternommen, internationale Zahlen zusammenzustellen.<br />
Das International Committee for<br />
Monitoring Assisted Reproduktion (Internationales<br />
Komitee für die Überwachung assistierter Reproduktion)<br />
konnte Zahlen aus 52 Ländern koordinieren. In<br />
diesen Ländern wurden insgesamt über 600.000 IVF<br />
Zyklen durchgeführt und 122.000 Kinder geboren.<br />
Allerdings wurden viele afrikanische und asiatische<br />
Länder nicht erfasst, so dass die eigentlich Zahl der<br />
durchgeführten Zyklen auf über 1 Million und die der<br />
Geburten auf deutlich über 200.000 geschätzt wird.<br />
Die Daten weisen eine große Bandbreite in der Verfügbarkeit<br />
der Behandlung auf. In Israel werden,<br />
gemessen an der Bevölkerungsgröße, die meisten<br />
Behandlungszyklen durchgeführt (3,2 Zyklen pro 1<br />
Million Einwohner), danach folgt Dänemark mit 2<br />
der Altersabstand des älteren Elternteils zum Kind<br />
größer als 40 Jahre ist. In der Praxis sind Ausnahmen<br />
gar nicht so selten. Einmal angenommen, sagt<br />
Marita Oeming-Schill, ein Paar hat zwei leibliche<br />
Kinder von 14 und 19 Jahren und bewirbt sich um<br />
ein ausländisches Kind, sie ist 45, er 52 Jahre alt.<br />
Die Eheleute sind gesund, erweisen sich auch seelisch<br />
als belastbar und verfügen über ein ausreichendes<br />
Einkommen. Sie sind bereit, sich beraten<br />
zu lassen, die Ungewissheit über die Vorgeschichte<br />
des Kindes zu tragen und dessen kulturelle Herkunft<br />
zu respektieren: Das könnte durchaus eine Familie<br />
sein, die in Frage kommt für ein Kind zwischen 3<br />
und 7 Jahren.<br />
Hat die Adoptionsvermittlerin ein Kind in einem<br />
Heim kennen gelernt und trifft es später in der neuen<br />
Familie wieder, aufgeweckt und wie verwandelt,<br />
sind das für Marita Oeming-Schill Momente des<br />
Glücks.<br />
Adoptionen:<br />
Kontakte: Jugendämter der jeweiligen Kommunen.<br />
Die Haager Konvention lässt Auslandsadoptionen<br />
nur zu, wenn sich in den Länder selbst keine geeigneten<br />
Adoptionsbewerber oder Pflegeeltern finden.<br />
In Deutschland ist das Abkommen seit 2002 in Kraft.<br />
28 Blickpunkt <strong>II</strong>/<strong>06</strong><br />
Bl<br />
Zyklen pro 1 Million Einwohner. In lateinamerikanischen<br />
Ländern werden teilweise unter 100 Zyklen<br />
pro 1 Million Einwohner durchgeführt. Deutlich über<br />
50% aller Behandlungszyklen werden in Europa<br />
durchgeführt und rund die Hälfte aller Behandlungen<br />
werden in nur vier Länder durchgeführt: in den USA,<br />
in Deutschland, Frankreich und in England. Darüber<br />
hinaus weisen die internationalen Zahlen einen<br />
deutlichen Trend zum sog. „Single Embryo Transfer<br />
– SET“ auf. Bei diesem Verfahren wird lediglich ein<br />
befruchteter Embryo zurückgesetzt, um eine Mehrlingsschwangerschaft<br />
zu verhindern. Dies hat bereits<br />
im letzten Jahr zu einem deutlichen Rückgang<br />
von Zwillings- und Drillingsschwangerschaften geführt.<br />
Immer häufiger wird die reproduktionsmedizinische<br />
Behandlung in Zusammenhang mit der demographischen<br />
Entwicklung diskutiert. In fast allen europäischen<br />
Ländern ist die Geburtenrate rückläufig. Die<br />
höchste Geburtenrate hat zurzeit Irland mit 1,9 Kindern,<br />
die niedrigste Spanien und Italien mit je 1,3<br />
Kindern. Zur Erhalten der Population sind allerdings<br />
2,1 Kinder pro Frau erforderlich. Zwar macht der<br />
Anteil der Kinder, die nach medizinischer Behandlung<br />
geboren werden, nur einen kleinen Teil aus,<br />
aber dennoch wird er inzwischen als bedeutender<br />
Beitrag für die Fertilitätsrate eines Landes erachtet.<br />
Clare Brown von der englischen Patientenorganisation<br />
sprach sich in einem Interview dafür aus, dass