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HANSEstyle 3 | 2016

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Frühzeitig<br />

GESUNDHEIT, HAMBURG!<br />

Parkinson erkennen<br />

„Ziel ist es den Gesundheitszustand<br />

des Patienten in kurzer Zeit und<br />

langfristig zu verbessern.“<br />

Prof. Dr. Peter Paul Urban<br />

Parkinson ist eine Erkrankung, die das alltägliche Leben stark beeinflussen kann.<br />

In <strong>HANSEstyle</strong> erläutert Prof. Dr. Peter Paul Urban, Chefarzt der Neurologie in der<br />

Asklepios Klinik Barmbek, welche Möglichkeiten es gibt, um die Lebensqualität<br />

von Betroffenen zu verbessern und was die Behandlung in der einzigen zertifizierten<br />

Parkinson-Spezialklinik Hamburgs ausmacht.<br />

Fragen an Professor Urban<br />

Wenn man über eine Parkinson-Erkrankung<br />

spricht, wird immer wieder<br />

der Botenstoff Dopamin erwähnt. Was<br />

hat es damit auf sich?<br />

Dopamin ist ein Botenstoff in unserem<br />

Gehirn. Gebildet wird es in Nervenzellen<br />

des Mittelhirns und sorgt für die flüssige<br />

Ausführung unwillkürlicher Bewegungen.<br />

Bei einer Parkinson Erkrankung<br />

kommt es aufgrund einer vorzeitigen<br />

Alterung der entsprechenden Nervenzellen<br />

zu einer verminderten Dopamin-<br />

Produktion und somit zu einem Dopaminmangel.<br />

Was ist unter „Parkinson-Syndrom“ zu<br />

verstehen?<br />

Unter dem Begriff „Parkinson-Syndrome“<br />

werden die verschiedenen Formen<br />

von Parkinson zusammengefasst. Die<br />

häufigste Form ist der Morbus Parkinson.<br />

Typisch für Morbus Parkinson sind<br />

u. a. das Auftreten eines einseitig betonten<br />

Ruhetremors (unwillkürliches<br />

Zittern) und nicht-motorische Symptome<br />

wie Riechstörungen. Hiervon abzugrenzen<br />

sind die atypischen Parkinson-<br />

Syndrome, die sich beispielsweise durch<br />

Symptome wie Augenbewegungsstörungen<br />

oder früh einsetzende Blasenfunktionsstörungen<br />

auszeichnen.<br />

Welche Diagnose- und Behandlungsangebote<br />

bieten Sie in der Asklepios<br />

Klinik Barmbek an?<br />

Zu Beginn steht bei uns eine ausführliche<br />

differenzialdiagnostische Abklärung.<br />

Dazu zählen Untersuchungen wie<br />

ein MRT, CT und ggf. auch nuklearmedizinische<br />

Untersuchungsverfahren, um<br />

den Dopaminstoffwechsel im Gehirn<br />

zu verbildlichen. Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung<br />

lassen sich frühzeitig<br />

charakteristische Veränderungen<br />

im Bereich der Dopamin bildenden<br />

Nervenzellen des Mittelhirns erkennen.<br />

Außerdem führen wir standardisierte<br />

Riech- und Gedächtnistests durch. In<br />

Abhängigkeit vom klinischen Befund,<br />

dem Patientenalter und weiteren Erkrankungen<br />

wird eine individualisierte<br />

Therapie festgelegt, die dem Krankheitsverlauf<br />

kontinuierlich angepasst werden<br />

muss.<br />

Was bedeutet „Multimodale Komplexbehandlung“<br />

innerhalb der Parkinson-<br />

Therapie?<br />

Die multimodale Komplexbehandlung<br />

beinhaltet einen zwei- bis dreiwöchigen<br />

stationären Aufenthalt und kombiniert<br />

eine intensive medikamentöse mit einer<br />

nicht-medikamentösen Therapie. Das<br />

bedeutet auch Physiotherapie, Logopädie,<br />

Ergotherapie, Musiktherapie und<br />

ggf. neuropsychologische Therapie sind<br />

Bestandteil dieser Behandlung. Ziel ist<br />

es, den Gesundheitszustand des Patienten<br />

in kurzer Zeit und langfristig zu<br />

verbessern. Da es sich bei Parkinson um<br />

eine fortschreitende Erkrankung handelt,<br />

sollte die multimodale Komplexbehandlung<br />

regelmäßig angepasst und<br />

beispielsweise einmal jährlich durchgeführt<br />

werden.<br />

Anhand welcher Symptome lässt sich<br />

die Erkrankung erkennen und gibt es<br />

wirksame Medikamente oder Therapien,<br />

um die Lebensqualität der Patienten<br />

zu steigern?<br />

Typische Symptome sind der bereits ge-<br />

nannte Tremor sowie eine Veränderung<br />

der Feinmotorik und des Schriftbildes.<br />

Weitere Anzeichen sind eine leiser werdende<br />

Stimme und eine sogenannte subjektive<br />

Steifigkeit der Extremitäten, bei<br />

der zum Beispiel ein Arm beim Gehen<br />

nicht mehr mitschwingt. Mit Hilfe von<br />

Medikamenten und Therapien kann die<br />

Lebensqualität der Patienten durchaus<br />

wieder gesteigert werden. Besonders<br />

effektiv zeigt sich die Kombination aus<br />

medikamentöser Behandlungen und<br />

Physiotherapie, durch die die Lebensqualität<br />

nachhaltig positiv beeinflusst<br />

werden kann. Wichtig ist ein frühzeitiger<br />

Therapiebeginn.<br />

Gibt es Anzeichen für eine Früherkennung<br />

und kann einer Parkinson<br />

Erkrankung vorgebeugt werden, z. B.<br />

durch einen gesunden Lebensstil?<br />

Anzeichen für eine Früherkennung<br />

sind beispielsweise Riechstörungen<br />

oder auch eine spezifische Form von<br />

Schlafstörungen, die REM-Schlaf-<br />

Verhaltensstörungen. Hier kommt es<br />

zu einer vermehrten Anspannung der<br />

Körpermuskulatur in den Traumphasen.<br />

Patienten fangen dann u. a. an laut<br />

zu reden oder um sich zu schlagen. In<br />

Kombination mit dem Auftreten von<br />

motorischen Symptomen ist der Verdachtsgrad<br />

für eine Parkinson Erkrankung<br />

relativ hoch. Eine aktive Vorbeugung<br />

gibt es leider nicht. Jedoch wurde<br />

wissenschaftlich belegt, dass körperliche<br />

Aktivität den Erkrankungsverlauf<br />

positiv beeinflusst.<br />

Im Gespräch mit: Florian Schmidt<br />

Foto: Ulrich Lindenthal-Lazhar<br />

Prof. Dr. Peter Paul Urban<br />

Nach dem Studium der Humanmedizin an der<br />

Universität Mainz promovierte Peter Paul Urban<br />

im Jahr 1988 in der Neurologie. Einer Oberarzttätigkeit<br />

in der Klinik und Poliklinik für Neurologie<br />

der Universität Mainz folgte 2000 die<br />

Habilitation. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte<br />

liegen auf dem Gebiet der Bewegungsstörungen,<br />

vaskulärer Erkrankungen und der<br />

klinischen Neurophysiologie. Prof. Urban hat<br />

zahlreiche renommierte Wissenschaftspreise<br />

erhalten und mehrere Standardwerke der Neurologie<br />

verfasst.<br />

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