Taxi Times International - August 2015 - English
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MOBILITÄTS-SERVICE<br />
SCHLUMMERNDES<br />
GESCHÄFTSFELD<br />
Deutschlands <strong>Taxi</strong>geschäft mit älteren und<br />
mobilitäts eingeschränkten Fahrgästen<br />
redu ziert sich meist auf schlecht bezahlte,<br />
medizinisch verordnete Krankenfahrten. Dabei<br />
wäre ein weitaus größerer Markt vorhanden.<br />
MOBILITÄT FÜR DIE<br />
INTELLIGENTE STADT<br />
Das <strong>Taxi</strong>gewerbe ist nicht die einzige Branche, die mit neuen<br />
Mobilitäts-Ideen zu kämpfen hat. Auch der Verband UITP<br />
ringt mit der künftigen Rolle öffentlicher Verkehrsmittel und<br />
bindet dabei das <strong>Taxi</strong> thematisch immer mehr ein.<br />
ÖPNV<br />
Seit der großen Gesundheits reform<br />
im Jahr 2004 haben vor allem <strong>Taxi</strong>betriebe<br />
im ländlichen Bereich<br />
hohe Umsatz einbußen. Die Kosten für <strong>Taxi</strong>fahrten<br />
zur ambulanten medizinischen<br />
Behandlung werden seitdem von den Krankenkassen<br />
der Patienten nicht mehr übernommen.<br />
Regelmäßige Krankenfahrten,<br />
zum Beispiel zu Strahlentherapien oder<br />
Dialysen, werden oft zu Tarifen weit unterhalb<br />
des gesetzlichen <strong>Taxi</strong>tarifs durchgeführt.<br />
In manchen Regionen erhalten<br />
<strong>Taxi</strong>- oder Mietwagenbetriebe nur knapp<br />
über 60 Cent pro gefahrenen Kilometer,<br />
wobei die Rückfahrt (ohne Fahrgast) dabei<br />
eingerechnet wird. Ganz besonders ruinös<br />
haben sich die <strong>Taxi</strong>preise dort entwickelt,<br />
wo Krankenkassen Serienfahrten ihrer<br />
Patienten anonymisiert per Internet ausschreiben.<br />
Wer am wenigsten bietet, erhält<br />
den Zuschlag. Konkurrenzdenken und<br />
wirtschaftliche Fehlkalkulationen einzelner<br />
<strong>Taxi</strong>- und Mietwagenbetriebe führen<br />
zu einem wahren Preisdumping.<br />
RAHMENVERTRÄGE MIT<br />
TAXIVERBÄNDEN<br />
Diese Preisspirale nach unten konnten<br />
regionale <strong>Taxi</strong>verbände durchbrechen,<br />
indem sie mit den Krankenkassen so genannte<br />
Rahmenverträge vereinbart haben,<br />
in denen ein Vergütungssatz festgelegt ist,<br />
zu denen die Fahrten durchgeführt werden.<br />
Für die Kassen werden die Fahrtkos-<br />
ten damit kalkulierbarer und bürokratisch<br />
einfacher, weil sie nicht mit jedem Unternehmen<br />
Einzelverträge abschließen müssen.<br />
Auf Fahrten von im Rollstuhl sitzenden<br />
Menschen haben sich zahlreiche Personenbeförderungsbetriebe<br />
spezialisiert. Hier<br />
kommen allerdings keine <strong>Taxi</strong>s, sondern<br />
nahezu ausnahmslos Mietwagen zum Einsatz.<br />
Deren Geschäftsführer konnten mit<br />
den Krankenkassen oder den zuständigen<br />
Sozialversicherungs trägern ein höheres<br />
Entgelt verhandeln – schließlich dauert der<br />
Ein- und Ausstieg entsprechend länger und<br />
benötigen die Fahrzeuge die erforderlichen<br />
Spezial-Umbauten.<br />
Auf solche Fahrzeug umrüstungen zur<br />
Rollstuhlbeförderung haben sich in<br />
Deutschland zahlreiche Firmen spezialisiert,<br />
die vom Heckausschnitt bis zum<br />
Freizeitfahrten<br />
müssen zwei<br />
Wochen im Voraus<br />
bestellt werden.<br />
absenkbaren Lift allen Anforderungen<br />
gerecht werden. Natürlich zählen auch entsprechende<br />
Zubehöre wie Rampen und<br />
Traggurte zum Repertoire. Wie wichtig der<br />
<strong>Taxi</strong>markt für diese Umrüster ist, zeigt sich<br />
alle zwei Jahre auf der Europäischen <strong>Taxi</strong>messe<br />
in Köln: Neben den <strong>Taxi</strong>modellen<br />
etlicher Fahrzeug hersteller prägen vor<br />
allem rollstuhltaugliche Fahrzeuge das<br />
Bild in der Messehalle.<br />
Am häufigsten wird übrigens der VW<br />
Caddy umgerüstet, aber auch artverwandte<br />
Vans von anderen Herstellern tauchen<br />
Manche Patientenfahrten werden im<br />
Internet ersteigert. Wer am wenigsten<br />
bietet, bekommt die Touren.<br />
Rollstuhlfahrten gehören in<br />
Kleinstädten und im ländlichen<br />
Bereich zum Alltag, in<br />
der Großstadt sind sie noch<br />
ein unentdecktes Geschäftsfeld<br />
des <strong>Taxi</strong>gewerbes.<br />
in den Produktprospekten und Werbeanzeigen<br />
der Firmen auf. Der Vorteil an<br />
solchen Umrüstungen ist die hohe Variabilität.<br />
Ohne große Vorbereitungsmaßnahmen<br />
kann jederzeit ein Rollstuhlfahrer<br />
befördert werden, je nach Modell bleiben<br />
meist noch vier Sitzplätze für weitere nicht<br />
im Rollstuhl sitzende Fahrgäste übrig.<br />
<strong>Taxi</strong>betriebe sind dadurch in der Lage,<br />
neben den klassischen Personenbeförderungen<br />
jederzeit auch eine Behindertenbeförderung<br />
übernehmen zu können.<br />
TEURER ALS MIT DEM TAXI<br />
Trotz dieser hohen Flexibilität haben sich<br />
in den Großstädten nur wenige <strong>Taxi</strong>betriebe<br />
rollstuhltaugliche Fahrzeuge zugelegt.<br />
Der Markt der Behindertenbeförderung<br />
wird von wenigen darauf spezialisierten<br />
Großbetrieben dominiert. Diese zeigen<br />
allerdings wenig Interesse an der Durchführung<br />
von spontan bestellten Gelegenheitsfahrten.<br />
Die <strong>Taxi</strong>fahrt ins Kino oder<br />
zum Konzert müssen Rollstuhlfahrer mindestens<br />
zwei Wochen im Voraus bestellen.<br />
Der Beförderungspreis liegt weit oberhalb<br />
einer <strong>Taxi</strong>fahrt. In München hat deshalb<br />
vor Kurzem ein Behindertenverband die<br />
Stadtverwaltung und die <strong>Taxi</strong>zentralen<br />
gebeten, künftig Bestellungen für Rollstuhltaxis<br />
zu ermöglichen. Derzeit wird<br />
geprüft, wie hoch der Bedarf an solchen<br />
Fahrten sein könnte. Hier schlummert ein<br />
Geschäftsfeld, dem man sich nicht verschließen<br />
sollte. <br />
jh<br />
FOTOS: pixelio.de / Andreas Hermsdorf, <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
FOTO: Wim Faber<br />
Der erste und der letzte Meilenstein des öffentlichen Verkehrswesens<br />
wurden noch nie zuvor so entschlossen diskutiert wie in Mailand.<br />
Werden öffentliche Verkehrsbetriebe alle Formen der<br />
Beförderung ebenso unter einen Hut bekommen können<br />
wie die individuelle Mobilität? Oder werden all<br />
diese Beförderungsformen mit Dutzenden von Apps getrennt<br />
nebeneinanderher existieren? Solche Fragen wurden während<br />
des Kongresses des <strong>International</strong>en Verbands für öffentliches<br />
Verkehrswesen (UITP) ausführlich diskutiert. „Das öffentliche<br />
Verkehrswesen und das Privatauto sind keine Konkurrenten“,<br />
betonte UITP-Generalsekretär Alain Flausch bei verschiedenen<br />
Gelegenheiten während des 61. Weltkongresses mit Messe, den<br />
seine Organisation vom 8. bis 10. Juni in Mailand veranstaltete.<br />
Zudem fügte er mehrfach hinzu, dass <strong>Taxi</strong>s einen wesentlichen<br />
Bestandteil des öffentlichen Verkehrswesens darstellten.<br />
Über 2 000 Delegierte, 280 Aussteller und knapp 300 Journalisten<br />
hatten den Weg zum Kongress nach Mailand gefunden, der<br />
unter dem Motto „SMILE in the City – Nachhaltigkeit, Mobilität,<br />
Innovationen, Lebensstil und Wirtschaft“ stand. Die UITP, die seit<br />
einigen Jahren versucht, immer weniger als ein traditioneller<br />
Verband für öffentliches Verkehrswesen wahrgenommen zu werden,<br />
sieht nicht nur <strong>Taxi</strong>s und kleinen gemeinsam genutzten<br />
<strong>Taxi</strong>- und Minibus-Systemen eine klare Rolle zukommen, sondern<br />
auch Raum für zahlreiche innovative Formen an gemeinsam<br />
genutzten Mobilitäts angeboten, der sogenannten Shared Mobility.<br />
Architekt und Visionär Carlo Ratti vom Massachusetts Institute<br />
of Technology (MIT) stellte die Datenströme in den Mittelpunkt<br />
seines Vortrags: „Wir müssen einen Weg finden, mit der<br />
Stadt zu kommunizieren. Auf diese Weise können wir mittels<br />
Digitalisierung eine Verbindung zum physischen Raum schaffen<br />
und zum ersten Mal alle Prozesse verfolgen, die sich im Transport-<br />
und Verkehrswesen einer Stadt abspielen.“ Im Rahmen seines<br />
Vortrags brachte Ratti auch neue Transportmittel zur Sprache,<br />
„die das Bild der modernen Städte sowie insbesondere die<br />
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16 TAXI AUGUST / <strong>2015</strong><br />
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