DPFA - Diakonie Riesa-Großenhain gGmbH
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Erfahrungsbericht von Otto Wagner<br />
Ich heiße Otto Wagner und bin am 15. März 1926 in Rosenfeld, Gebiet Krasnodar<br />
in Russland geboren. Ab dem fünften Lebensjahr hat mich meine Mutter allein<br />
ohne Vater großgezogen. Ich habe in einer deutschen Schule gelernt. Als ich in<br />
die sechste Klasse ging, fingen die Repressalien an. Das war im Jahr 1937. Alle<br />
Lehrer Männer unserer Schule, darunter auch der Schuldirektor, waren verhaftet<br />
und ins Gefängnis gebracht worden. Auch mein Großvater Jakob Wagner und<br />
vier seiner Söhne, mein Onkel Paul Wagner, Jakob, Gustav und Arthur wurden<br />
verhaftet und eingesperrt.<br />
Im Laufe einiger Wochen wurden fast alle Männer unseres Dorfes Rosenfeld<br />
verhaftet und ins Gefängnis gebracht. Keiner von ihnen kehrte nach Hause<br />
zurück. Die Kirche wurde geschlossen und in der Schule wurde nur in russischer<br />
Sprache unterrichtet. In der sechsten Klasse lernte ich schon in der russischen<br />
Schule. Dann habe ich im Kolchos bis zum Kriegsanfang gearbeitet. Im Juni<br />
1941 fing der Krieg an und unser Schicksal wurde von vornherein bestimmt:<br />
Wir Deutsche wurden beschuldigt, dass Hitler die Sowjetunion überfiel.<br />
Am 28. August 1941 wurde der Erlass „Über die zwangsmäßige Deportation der<br />
deutschen Bevölkerung“ herausgegeben.<br />
Im September 1941 hat man mit Deportationen in unserem Dorf angefangen. Wir<br />
mussten Häuser, die wir mit großen Schwierigkeiten gebaut hatten, verlassen.<br />
In einem Moment haben wir alles verloren: das Rindvieh und das Geflügel, den<br />
Vorrat an Weizen und Mehl, an Gemüse und Obst. Alles, was wir für den Winter<br />
vorbereitet hatten, haben wir verloren. Wir wurden in Viehwaggons transportiert<br />
und waren fast einen Monat unterwegs, bis wir endlich nach Sibirien gebracht<br />
Alles in allem kann man sagen, dass sich die Spätaussiedler gut einlebten und<br />
von der einheimischen Bevölkerung angenommen wurden.<br />
2. An welche Besonderheiten aus dieser Zeit erinnern Sie sich heute noch?<br />
Den Höhepunkt in der Integrationsarbeit stellte aus unserer Sicht der jährliche<br />
„Aussiedlertag“ dar. Gespräche mit den Aussiedlern haben Einblicke in das<br />
Leben in ihrem Herkunftsland gegeben. Ebenso hat sich gezeigt, wie sie sich in<br />
ihre neuen Heimat integriert haben. Das Verständnis füreinander und das Leben<br />
miteinander hat sich entwickelt.<br />
ARGE<br />
Arbeitsagentur<br />
AOK<br />
Schule<br />
3. Mit Ihren Erfahrungen in dieser Arbeit können Sie aus Ihrer Sicht schildern,<br />
was können andere Einrichtungen/Verbände zur Integration von Migranten jetzt<br />
und zukünftig beitragen?<br />
Bewährt hat sich nach wie vor die Integrationsarbeit der <strong>Diakonie</strong> <strong>Riesa</strong>-<br />
<strong>Großenhain</strong> <strong>gGmbH</strong> und des Arbeitersamariterbundes Gröditz. Unterstützend<br />
dabei waren die entstandenen Netzwerke, wo Vertreter von Vereinen, Schulen,<br />
Kommunen usw. vertreten waren. Die Migrationserstberatung der <strong>Diakonie</strong> ist<br />
ein wesentlicher Bestandteil der Integrationsarbeit nicht nur für Spätaussiedler,<br />
sondern auch für Ausländer. Die Erfolge in der Integrationsarbeit wie z. B. mit den<br />
Zielvereinbarungen haben gezeigt, dass die Arbeit wichtig und notwendig ist und<br />
unbedingt fortgesetzt werden sollte.<br />
BIZ<br />
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