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DPFA - Diakonie Riesa-Großenhain gGmbH

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Kopf und das Essen auf dem Tisch haben.<br />

In Deutschland kamen wir letztendlich nach <strong>Großenhain</strong>. Hier durfte ich eine<br />

Sprachschule für Schulkinder besuchen. Hier hatte ich auch meine ersten<br />

sozialen Kontakte geknüpft. Recht bald kam ich in eine Realschulklasse auf<br />

einer richtigen Schule. In der Zeit hatte ich gemerkt, dass das Wichtigste, um hier<br />

weiterzukommen, die Aneignung der deutschen Sprache ist. Hier passierte auch<br />

das lustigste Erlebnis aus meiner Schulzeit. Ein Junge fragte mich, ob ich mit ihm<br />

gehen wolle. Die Wörter in der deutschen Sprache hatte ich vorher nie in solchem<br />

Kontext gehört. Auf seine Frage antwortete ich automatisch, wohin es denn gehen<br />

soll. Der musste sich damals kaputtgelacht haben. Außerschulisch war wenig los.<br />

Dank der <strong>Diakonie</strong> hatten wir einen Jugendclub gründen können. Dies wurde<br />

unser Zufluchtsort, Treffpunkt und die Beschäftigungsmöglichkeit. Dank der<br />

<strong>Diakonie</strong> hatten wir viele Reisen in Deutschland unternommen. Die halfen uns,<br />

Deutschland in seiner Schönheit, Natur und der Ländervielfalt besser kennen zu<br />

lernen. Nach dem Schulabschluss schloss ich das Abitur und meine Ausbildung ab.<br />

Jetzt bin ich verheiratet, arbeite seit 3 Jahren in einer deutsch-russischen Firma<br />

in Hamburg. Wir besuchen sehr oft meinen Bruder und meine Eltern. Der einzige<br />

Punkt, den ich gern noch ändern würde ist der, dass wir meine Schwester, die in<br />

Kasachstan geblieben ist, öfter sehen könnten.<br />

Elena Schwabauer<br />

Sommer 2006<br />

24<br />

links: E.Schwabauer<br />

Begleitung der Flüchtlinge aus dem Kosovo<br />

Zu Beginn des Jahres 1999 zeichnete sich ab, dass Flüchtlingsströme aus dem<br />

ehemaligen Jugoslawien nach Westeuropa kommen werden. Die dortige politische<br />

Situation spitzte sich weiter zu, so dass die <strong>Diakonie</strong> damit rechnete, dass der<br />

Landkreis <strong>Riesa</strong>-<strong>Großenhain</strong> Flüchtlinge aus diesem Gebiet aufnehmen werden<br />

muss. Weder der Landkreis noch die <strong>Diakonie</strong> hatten genaue Informationen,<br />

wann sie ankommen würden und unter welchen Bedingungen sie begleitet<br />

werden sollen. Ende April / Anfang Mai 1999 erhielt der Landkreis die Nachricht,<br />

dass am nächsten Tag unsere Region ca. 40 Personen aus dem ehemaligen<br />

Kosovo aufnehmen soll. Ab diesem Zeitpunkt arbeiteten das Sozialdezernat des<br />

Landkreises und die <strong>Diakonie</strong> zusammen, allerdings waren außer der Tatsache, wo<br />

sie wohnen werden, alle Fragen offen. Da sie als Kontingentflüchtlinge einreisten,<br />

waren wir als Beratungsstelle bei psychologischer Begleitung (Traumata),<br />

Sprache, rechtlichem Status, sozialer Leistungsansprüche (Lebensunterhalt,<br />

Arzt, Schule, Kindergarten) überfordert. Bei Ankunft der Flüchtlinge bekamen wir<br />

erschütternde Eindrücke: Menschen hatten am Körper eine Identifikationskarte<br />

hängen, sie trugen zerschlissene Kleidung bis hin zu Schuhen, die nicht mehr als<br />

solche zu erkennen waren und Kinder litten unter durchgetretenen Füßen. Am<br />

schlimmsten empfanden wir unsere Hilflosigkeit. Wir konnten unsere Emotionen<br />

und unser Mitgefühl sprachlich nicht ausdrücken.<br />

Zu Beginn unserer Arbeit mit den Flüchtlingen waren wir hauptsächlich damit<br />

beschäftigt, die Grundversorgung auf ein menschenwürdiges Niveau zu heben.<br />

Genau hieß das, die Zimmer im Asylbewerberheim <strong>Großenhain</strong> zu beziehen,<br />

eventuell medizinische Notfälle zu versorgen und die Kinder zu betreuen.<br />

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