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Jahrbuch IT, Einkauf & Logistik im Krankenhaus 2017

Die strategischen, prozessualen und technischen Herausforderungen an den Einkauf und die Materialwirtschaft der Krankenhäuser und Kliniken werden ständigen Veränderungen unterworfen. Als einer der größten Kostenhebel gilt es somit, den Einkauf unter Berücksichtigung der neuesten rechtlichen, organisatorischen aber auch technologischen Anforferungen zu gestalten. Von diesem Hintergrund ist das Jahrbuch "IT, Einkauf & Logistik im Krankenhaus 2017" die Publikation für mehr Effizienz, Qualität und Wirtschaftlichkeit in der Gesundheitsversorgung in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im Mittelpunkt stehen dabei nationale und internationale Entwicklungen und Trends sowie derzeitige Anforderungen an einen strategischen Krankenhauseinkauf. Zudem stellt das Jahrbuch innovative Beratungs- und Managementansätze und Technologien vor, informiert über aktuelle Themen und berichtet über erfolgreiche Praxisbeispiele. Das Jahrbuch "IT, Einkauf & Logistik im Krankenhaus 2017" erscheint ergänzend zum Beschaffungskongress der Krankenhäuser am 8. Dezember 2016 und fasst authentische Reflektionen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft sowie den privaten und öffentlichen Einrichtungen zusammen.

Die strategischen, prozessualen und technischen Herausforderungen an den Einkauf und die Materialwirtschaft der Krankenhäuser und Kliniken werden ständigen Veränderungen unterworfen. Als einer der größten Kostenhebel gilt es somit, den Einkauf unter Berücksichtigung der neuesten rechtlichen, organisatorischen aber auch technologischen Anforferungen zu gestalten.

Von diesem Hintergrund ist das Jahrbuch "IT, Einkauf & Logistik im Krankenhaus 2017" die Publikation für mehr Effizienz, Qualität und Wirtschaftlichkeit in der Gesundheitsversorgung in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Im Mittelpunkt stehen dabei nationale und internationale Entwicklungen und Trends sowie derzeitige Anforderungen an einen strategischen Krankenhauseinkauf. Zudem stellt das Jahrbuch innovative Beratungs- und Managementansätze und Technologien vor, informiert über aktuelle Themen und berichtet über erfolgreiche Praxisbeispiele.

Das Jahrbuch "IT, Einkauf & Logistik im Krankenhaus 2017" erscheint ergänzend zum Beschaffungskongress der Krankenhäuser am 8. Dezember 2016 und fasst authentische Reflektionen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft sowie den privaten und öffentlichen Einrichtungen zusammen.

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Wilfried von Eiff | Oliver Lorenz (Hrsg.)<br />

8. Edition<br />

<strong>Jahrbuch</strong><br />

<strong>IT</strong>, <strong>Einkauf</strong> & <strong>Logistik</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> <strong>2017</strong><br />

Wegweiser für mehr Effizienz, Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

in der Gesundheitsversorgung<br />

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3


Univ.-Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Direktor am Ludwig Fresenius Center for Health Care<br />

Management and Regulation, HHL Leipzig Graduate<br />

School of Management und Leiter des Centrums für<br />

<strong>Krankenhaus</strong>-Management, Universität Münster<br />

Oliver Lorenz<br />

Geschäftsführer, Wegweiser Media &<br />

Conferences GmbH Berlin<br />

Y<br />

Ganzheitliches Beschaffungsmanagement<br />

<strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>:<br />

Die „Neue Marktdynamik <strong>im</strong> Gesundheitssystem“,<br />

die veränderte Rolle des <strong>Krankenhaus</strong>es und die strategische<br />

Perspektive des Beschaffungsmanagements<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Krankenhäuser in Deutschland stehen auch in den Jahren<br />

<strong>2017</strong>/18 unter erheblichem Kostendruck. Dies ist einerseits<br />

durch ordnungspolitische Eingriffe des Gesetz- und Verordnungsgebers<br />

begründet (siehe z. B. die Abwertung von DRGs<br />

mit hohen Sachkostenanteilen nach § 17b Abs. 1 Satz 6 KHG),<br />

ist andererseits auf die zunehmende Inanspruchnahme des<br />

Gesundheitssektors durch ältere, mult<strong>im</strong>orbide und chronisch<br />

kranke Patienten zurückzuführen und ist schließlich auch eine<br />

Folge des über Jahre gewachsenen Investitionsstaus.<br />

Um vor diesem Hintergrund <strong>im</strong> gleichzeitig sich verschärfenden<br />

Wettbewerb bestehen zu können, sind nachhaltige Einsparungen<br />

zwingend erforderlich, um notwendige Investitionen<br />

zu finanzieren. Rationalisierungsmaßnahmen sollten aber nicht<br />

nur Kosten senken, sondern <strong>im</strong> Idealfall gleichzeitig dazu beitragen,<br />

die Versorgungsqualität und Sicherheit von Patienten<br />

zu verbessern, zumindest sollte eine Verschlechterung ausgeschlossen<br />

sein.<br />

Die strategische Perspektive für die Weiterentwicklung des<br />

Gesundheitswesens ist fokussiert auf<br />

> Qualität und Sicherheit für Patienten,<br />

> Einbezug von Angehörigen in den Therapieprozess,<br />

> Vergütung orientiert an Qualität (statt an Durchführungspauschalen<br />

und Mengen),<br />

> Nutzung der Qualitätsverbesserungs- und Prozessopt<strong>im</strong>ierungspotentiale,<br />

die durch Precision Medicine, Digital Health,<br />

Big Data und <strong>Krankenhaus</strong> 4.0 eröffnet werden,<br />

> Sicherung einer nachhaltigen Finanzierung und<br />

> Sektor übergreifende Versorgung, insbesondere auch von<br />

älteren, mult<strong>im</strong>orbiden und chronisch kranken Patienten.<br />

Gerade das Sektor übergreifende, an einem ganzheitlichen medizinischen<br />

Behandlungsansatz orientierte Versorgungsziel<br />

(„Triple A<strong>im</strong>“) erfordert neue Versorgungsformen in Netzkooperationen<br />

und verlangt dem <strong>Krankenhaus</strong> eine veränderte<br />

Rolle ab („Boundaryless Hospital“).<br />

Umso mehr kommt es darauf an, Chancen zur Qualitätsverbesserung<br />

zu nutzen sowie Risiken einer nachhaltigen Finanzierung<br />

zu el<strong>im</strong>inieren.<br />

Gerade <strong>im</strong> Beschaffungsbereich „Medizinischer Sachbedarf“<br />

und „Medizintechnik“ existieren erhebliche Rationalisierungspotenziale.<br />

Seit dem Jahr 2000 stiegen die Personalkosten<br />

deutscher Krankenhäuser um etwa 25 Prozent, die Kosten des<br />

medizinischen Sachbedarfs dagegen um 32 Prozent.<br />

In der <strong>Einkauf</strong>s- und <strong>Logistik</strong>-Studie des Centrums für <strong>Krankenhaus</strong>-Management<br />

wurde festgestellt, dass die wesentlichen<br />

Kostensenkungseffekte nicht das Ergebnis von Preissenkungsverhandlungen<br />

sind – dieser Spielraum scheint sogar<br />

weitgehend ausgereizt zu sein und sogar zu unbeabsichtigten<br />

„Lopez-Effekten“ zu führen – sondern durch Beiträge von<br />

innovativen Medizinprodukten zur Prozessopt<strong>im</strong>ierung und<br />

Prozesszeitreduktion erreicht werden.<br />

4


Vorwort<br />

So konnte z. B. nachgewiesen werden, dass der Einsatz von<br />

Cirkular-Staplern bei Hämorrhoidektomien die Verweildauer<br />

von 5,7 auf 2,5 Tage verkürzt, die Zeit der Wiederaufnahme der<br />

Berufstätigkeit von 24 auf 12 Tage verkürzt und für den Patienten<br />

mit vergleichsweise geringen postoperativen Schmerzen<br />

verbunden ist.<br />

Personalentlastungseffekte konnten nachgewiesen werden<br />

be<strong>im</strong> Einsatz von Point-of-Care (POCT)Technologien zur Best<strong>im</strong>mung<br />

zeitkritischer Laborparameter in zentralen Notfallaufnahmen.<br />

Prozedurverkürzungen <strong>im</strong> OP wurden z. B. erreicht<br />

durch Umstellung der OP-Siebe auf größenspezifisch standardisierte<br />

Instrumenten-Sets (z. B. <strong>im</strong> Fall von endoprothetischen<br />

Eingriffen am Knie).<br />

Auffallend in der Beschaffungspraxis zahlreicher Krankenhäuser<br />

ist auch, dass kaum überprüft wird, ob von der Industrie<br />

angebotene Produkte auch den Therapievorgaben entsprechen<br />

(z. B. Medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe = MTPS),<br />

die Möglichkeiten der Wiederaufbereitung deklarierter Einwegprodukte<br />

nach einem validierten Verfahren (z. B. Ablationskatheter)<br />

unterschätzt werden und die Reparaturquote<br />

gerade bei kostenintensiven Medikalprodukten (Ultraschallschereneinsätze,<br />

orthopädische Bohrmaschinen, Sägeblätter,<br />

etc.) vergleichsweise sehr gering ist.<br />

Finanzierung, vertraut zu machen. Dazu zählen innovative Finanzierungsformen<br />

ebenso wie Handlungsoptionen, die sich<br />

aus „Digital Health“, „Big Data“, „3 D Druck-Technologie“ und<br />

„<strong>Krankenhaus</strong> 4.0“ ergeben. Ziel ist es auch, den interessierten<br />

Leser mit Informationen über die Merkmale eines „ganzheitlichen<br />

Beschaffungsmanagements“ zu versorgen sowie über<br />

dessen Einbindung in das Konzept des „Boundaryless Hospital“<br />

Transparenz herzustellen.<br />

Als Herausgeber bedanken wir uns bei allen Mitautoren für die<br />

qualifizierten Fachbeiträge. Unser Dank gilt auch denjenigen<br />

Firmen aus Medizinindustrie, Gesundheitsdienstleistung und<br />

Beratung, die uns bei der Herausgabe dieses Buches unterstützt<br />

haben.<br />

Univ.-Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff &<br />

Oliver Lorenz<br />

Münster und Berlin, November 2016<br />

Ziel des vorliegenden <strong>Jahrbuch</strong>s ist es, dem in der Praxis tätigen<br />

Beschaffungsmanager Informationen über entscheidungsrelevante<br />

Trends in der Gesundheitswirtschaft bereitzustellen<br />

und ihn darüber hinaus mit Verfahren zur Bewertung von<br />

Beschaffungsalternativen, einschließlich der dazugehörigen<br />

5


Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Y Inhaltsverzeichnis<br />

Wegweiser<br />

Media & Conferences<br />

GmbH Berlin<br />

Novalisstraße 7, 10115 Berlin<br />

Tel: +49 (0)30/28 48 81- 0<br />

Fax: +49 (0)30/28 48 81-11<br />

E-Mail: info@wegweiser.de<br />

www.wegweiser.de<br />

Geschäftsführung:<br />

Oliver Lorenz, Karen Stetzuhn<br />

Vorsitzende des Beirats:<br />

Dr. Klaus von Dohnanyi,<br />

Dr. Johannes Ludewig<br />

Herausgeber:<br />

Univ.-Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff,<br />

Oliver Lorenz<br />

Division Creation & Content:<br />

Matthias Canzler,<br />

Esther Kalunge<br />

Division Markets & Sales:<br />

Ekaterina Alyabyeva,<br />

Enrico Schulze<br />

Division Operations &<br />

Production:<br />

Kathrin Ackermann (Organisation),<br />

Irina Gross (Redaktion),<br />

Melanie Schröder<br />

(Gestaltung & Satz)<br />

8. Edition (vorher unter dem Titel<br />

<strong>Jahrbuch</strong> Gesundheitswirtschaft):<br />

ISBN 978-3-942324-18-2<br />

Druck:<br />

Brandenburgische<br />

Universitätsdruckerei und<br />

Verlagsgesellschaft Potsdam mbH<br />

Redaktionsschluss:<br />

28. November 2016<br />

Foto Cover:<br />

© fotolia/adam121<br />

Alle Angaben trotz sorgfältiger<br />

redaktioneller Bearbeitung ohne<br />

Gewähr. Die Artikel geben nicht<br />

unbedingt die Meinung des Herausgebers<br />

wieder. Alle Rechte vorbehalten,<br />

auch die Verbreitung durch<br />

elektronische Medien, durch Funk,<br />

Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe,<br />

durch Tonträger jeder Art<br />

durch auszugsweisen Nachdruck.<br />

Danksagung..................................................................................................3<br />

Vorwort<br />

Univ.-Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff, Direktor am Ludwig<br />

Fresenius Center for Health Care Management and<br />

Regulation, HHL Leipzig Graduate School of Management<br />

und Leiter des Centrums für <strong>Krankenhaus</strong>-Management,<br />

Universität Münster und Oliver Lorenz, Geschäftsführer,<br />

Wegweiser Media & Conferences GmbH Berlin.............................4<br />

I.<br />

Professionalisierung:<br />

Strukturen, Prozesse, Recht..............................12<br />

Das „Boundaryless Hospital“: Versorgungsstrukturelles<br />

Konzept und praktische Gestaltungsansätze<br />

Univ.-Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff, Direktor am Ludwig<br />

Fresenius Center for Health Care Management and<br />

Regulation, HHL Leipzig Graduate School of Management<br />

und Leiter des Centrums für <strong>Krankenhaus</strong>-Management,<br />

Universität Münster................................................................................ 12<br />

Ganzheitliches Beschaffungsmanagement:<br />

Patientenorientierung, wirtschaftliche und ökologische<br />

Nachhaltigkeit <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Einkauf</strong><br />

Univ.-Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff, Direktor am Ludwig<br />

Fresenius Center for Health Care Management and<br />

Regulation, HHL Leipzig Graduate School of Management<br />

und Leiter des Centrums für <strong>Krankenhaus</strong>-Management,<br />

Universität Münster................................................................................ 16<br />

Geschäftsprozessmanagement <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong><br />

– Ausgestaltung und Strategische Relevanz von<br />

Unterstützungsprozessen <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong><br />

Lisa Schiefer MA/BA, Assistenz des Vorstands für<br />

Anästhesiologie perioperative Medizin und allgemeine<br />

Intensivmedizin, Uniklinikum Salzburg; Prof. Dr. Johannes<br />

Kriegel MBA/MPH, Professur für Gesundheitsmanagement,<br />

Fachhochschule Oberösterreich.......................................................... 24<br />

Prozessopt<strong>im</strong>ierung und Prozesscontrolling in der<br />

Zentralen Notaufnahme<br />

Prof. Dr. med. Martin L. Hansis, Ärztlicher Geschäftsführer<br />

des Städtischen Klinikums Karlsruhe a.D., Ärztlicher<br />

Direktor Diaverum Deutschland GmbH, Honorarprofessur<br />

„<strong>Krankenhaus</strong>management“ K<strong>IT</strong>, Karlsruhe................................. 26<br />

© Wegweiser Media &<br />

Conferences GmbH Berlin 2016<br />

6


Y Inhaltsverzeichnis<br />

Patientenmanagement <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> – Bedeutung<br />

der Zentralen Patientenaufnahme (ZPA) für die<br />

Versorgungsqualität und Wirtschaftlichkeit in der<br />

<strong>Krankenhaus</strong>versorgung<br />

Dr. med. Nanni Reckwitz, Fachärztin für Allgemeinmedizin<br />

undPalliativmedizin,Oberärztin der Zentrale Notaufnahme,<br />

St. Willibrord Spitals Emmerich-Rees; Prof. Dr. Johannes<br />

Kriegel MBA/MPH, Professur für Gesundheitsmanagement,<br />

Fachhochschule Oberösterreich.......................................................... 30<br />

Die Kunst der Beschaffung<br />

Dr. Cornelia Hoffmann, Leiterin Geschäftsbereich<br />

Materialwirtschaft, Universitätsklinikum Heidelberg............... 32<br />

Erfolgreich mit dem Aldi-Prinzip<br />

Helmut Drummer, Leiter Materialwirtschaft und Service,<br />

Diakonie-Klinikum Stuttgart gGmbH ............................................. 35<br />

Verzahnung von Controlling und <strong>Einkauf</strong> in Kliniken –<br />

Entwicklungsstandards und Trends<br />

Holger Meyer, Leiter der Abteilung <strong>Einkauf</strong>, Charité –<br />

Universitätsmedizin Berlin; Dr. Alexander Hewer, Leiter<br />

Geschäftsbereich Finanzen und <strong>Einkauf</strong>, Charité –<br />

Universitätsmedizin Berlin.................................................................... 36<br />

Potentiale des strategischen <strong>Einkauf</strong>s und Strukturwandel<br />

Sabine Köchling, Geschäftsführerin, Paul Gerhardt Diakonie<br />

Services GmbH; Ulrich Pieper, Geschäftsführer, PIP<strong>IT</strong>S Business<br />

Management GmbH............................................................................... 38<br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> auf neuen Wegen<br />

Ein realisiertes Projekt der Spital STS AG, CH-Thun<br />

Martin Gut, Leiter Beschaffung und <strong>Logistik</strong>, Spital STS AG...... 42<br />

Just-in-T<strong>im</strong>e für die <strong>Krankenhaus</strong>logistik<br />

Markus Wiegand, Geschäftsführer, Wiegand AG....................... 44<br />

Zielgerichtete und opt<strong>im</strong>ierte Lagerung<br />

Dr.-Ing. Jörg Risse, Vorstand, gök Consulting AG;<br />

Alexandre Holzhe<strong>im</strong>er, Manager, gök Consulting AG;<br />

Lena Freund, Senior Consultant, gök Consulting AG................. 46<br />

Sterilgut <strong>im</strong> Griff<br />

Gerd Knehr, Freier Fachjournalist & Diplom-Physiker ............. 48<br />

Medicolegale Aspekte des Einsatzes<br />

von Medizinprodukten<br />

Prof. Dr. jur. Hermann Fenger,<br />

Rechtsanwalt und Notar, Münster .................................................. 50<br />

Compliance Management: Sicherstellung<br />

regelkonformen Verhaltens in Medizinbetrieb und<br />

Beschaffungsmanagement<br />

Dr. jur. Christoph von Eiff EMBA, Senior Associate,<br />

Rechtsanwalt, CMS Hasche Sigle Düsseldorf; Prof. Dr. Dr.<br />

Wilfried von Eiff, Direktor am Ludwig Fresenius Center for<br />

Health Care Management and Regulation, HHL Leipzig<br />

Graduate School of Management und Leiter des Centrums<br />

für <strong>Krankenhaus</strong>-Management, Universität Münster ............. 54<br />

Anwendbarkeit des „neuen“ Vergaberechts<br />

auf Krankenhäuser<br />

Michael Götz, Associate, Taylor Wessing Rechtsanwälte;<br />

Andreas Haak, Partner, Head of Competition, EU and Trade;<br />

örtlicher Geschäftsführer Düsseldorf,<br />

Taylor Wessing Rechtsanwälte .......................................................... 66<br />

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Y Inhaltsverzeichnis<br />

II.<br />

Finanzierung:<br />

Investitionen, Innovationen, Werte................68<br />

Innovative Finanzierungsformen und<br />

Finanzierungsinstrumente<br />

Univ.-Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff, Direktor am Ludwig<br />

Fresenius Center for Health Care Management and<br />

Regulation, HHL Leipzig Graduate School of Management<br />

und Leiter des Centrums für <strong>Krankenhaus</strong>-Management,<br />

Universität Münster................................................................................ 68<br />

Erfolgsmodell Fundraising – warum <strong>im</strong>mer mehr<br />

Kliniken in Deutschland Spenden einwerben<br />

Ergebnisse der zweiten deutschen Studie zum Thema<br />

Fundraising in Krankenhäusern<br />

Dr. Peter Magunia, Partner bei der Unternehmensberatung<br />

Roland Berger und Leiter des deutschen Healthcare Bereichs;<br />

Dominik Borgel, Betriebswirt (M.Sc.) und Seniorberater bei<br />

der Unternehmensberatung Roland Berger <strong>im</strong> Competence<br />

Center Pharma & Healthcare; Johannes Golüke, Betriebswirt<br />

(M.Sc.) und Berater bei der Unternehmensberatung Roland<br />

Berger <strong>im</strong> Competence Center Pharma & Healthcare; Birgit<br />

Stumpf, Leiterin der Fachgruppe Gesundheitswesen des<br />

Deutschen Fundraising Verbandes e.V............................................ 74<br />

Opt<strong>im</strong>ierungspotenziale durch digitale Patientenlogistik<br />

<strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> nutzen – „Nice to have“ oder „Must have“<br />

für eine effiziente Leistungserbringung <strong>im</strong> OP?<br />

Aliki Schmieder M.A., Masterstudiengang Medizinökonomie,<br />

Rheinische Fachhochschule Köln gGmbH; Prof. Dr. Rainer<br />

Riedel; Direktor des Instituts für Medizinökonomie<br />

& Medizinische Versorgungsforschung, Rheinische<br />

Fachhochschule Köln gGmbH............................................................. 78<br />

Wirtschaftlichkeit und Qualität von OP-Textilien:<br />

Einweg- und Mehrwegprodukte <strong>im</strong> Vergleich<br />

Univ.-Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff, Direktor am Ludwig<br />

Fresenius Center for Health Care Management and<br />

Regulation, HHL Leipzig Graduate School of Management<br />

und Leiter des Centrums für <strong>Krankenhaus</strong>-Management,<br />

Universität Münster................................................................................ 84<br />

Wir wissen, wo die Wäsche ist! Einführung eines RFIDbasierten<br />

Wäscheversorgungssystems<br />

Janko Haft, Leiter des Geschäftsbereichs <strong>Logistik</strong> und <strong>Einkauf</strong>,<br />

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden....................... 92<br />

Aufbereitung von Einmal-Produkten und Reparatur von OP-<br />

Instrumentarien<br />

Studie zum Spannungsfeld zwischen Qualitätsanspruch und<br />

Kostendruck<br />

Univ.-Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff, Direktor am Ludwig<br />

Fresenius Center for Health Care Management and<br />

Regulation, HHL Leipzig Graduate School of Management<br />

und Leiter des Centrums für <strong>Krankenhaus</strong>-Management,<br />

Universität Münster................................................................................ 96<br />

III.<br />

Digitalisierung:<br />

E-Procurement, E-Hygiene, <strong>IT</strong>-Sicherheit... 102<br />

Der Schlüssel zu mehr Effizienz: Auf das richtige<br />

Zusammenspiel von Digitalisierung und Prozessen<br />

kommt es an<br />

Julia Städter, Leitung Projektmanagement und<br />

Strukturentwicklung, Mühlenkreiskliniken (AöR);<br />

Dr. Olaf Bornemeier, Vorstandsvorsitzender,<br />

Mühlenkreiskliniken (AöR)................................................................. 102<br />

Digitalisierung in Krankenhäusern: Innovationsgezerre<br />

ruft nach Orchestrier-Kompetenz<br />

Sebastian Merkel, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Institut<br />

Arbeit und Technik; Prof. Dr. Josef Hilbert, Geschäftsführender<br />

Direktor, Institut Arbeit und Technik............................................. 104<br />

Digitalisierte <strong>Krankenhaus</strong>entwicklung und -betrieb mit<br />

Building Information Modeling (BIM): Theorie und Praxis<br />

Prof. Dr. Philipp Walther, Studiendekan Gesundheitsökonomie<br />

an der Hochschule Fresenius Hamburg ...................................... 106<br />

Der weite Weg bis zum „<strong>Krankenhaus</strong> 4.0“<br />

Jan-Christoph Kischkewitz, Principal, Inverto AG .................... 108<br />

<strong>IT</strong>-Management Infrastruktur – „Erfolgsvoraussetzungen<br />

des grenzenlosen <strong>Krankenhaus</strong>es“<br />

Prof. Dr. Kurt Heinz Marquardt, Bereichsleitung Konzern-<strong>IT</strong>,<br />

RHÖN-KLINIKUM AG; Geschäftsbereichsleitung <strong>IT</strong>,<br />

Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH ................ 110<br />

Die digitale Patientenakte – Chancen und Gefahren<br />

Annett Müller, Bereichsleiterin Medizinische Dokumentation,<br />

DMI GmbH & Co. KG, Münster ....................................................... 114<br />

8


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Einheitliche Standards und die effektive, gemeinschaftliche<br />

Nutzung unserer Ressourcen sind die Eckpfeiler der Kooperation<br />

von 12 mittelständischen, inhabergeführten Wäschereien, die zusammen<br />

die Sitex Gruppe bilden. Für diese arbeiten in Deutschland<br />

und Österreich inzwischen 5.000 Menschen, die täglich Großartiges<br />

leisten. Mit insgesamt 30 Standorten bieten wir Ihnen eine<br />

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Ihrer Mitarbeiter von den Aufgaben und Fragen der Wäschelogistik.<br />

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und Ihrer Patienten zugeschnitten sind.<br />

Regional stark, gemeinsam in Deutschland.<br />

Dabei sehen wir den gesamten Prozess: von der Bedarfsermittlung<br />

über die Auslieferung mit kommissionierten Containern bis hin<br />

zur Bestückung der Schränke. Durch unsere Kompetenz und Leistungsfähigkeit<br />

konnten wir uns gegen nationale und internationale<br />

Konzerne durchsetzen und uns als Marktführer positionieren.<br />

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OP-<strong>Logistik</strong><br />

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Y Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> Medizincontrolling: Wie kommt die digitale<br />

Akte zum MDK?<br />

Stefan Müller-Mielitz, DMI Angewandte Forschung,<br />

Münster und IEKF Institut für Effizienz Kommunikation<br />

Forschung, Ibbenbüren ...................................................................... 116<br />

<strong>IT</strong>-Management in Patientenversorgung und<br />

<strong>Krankenhaus</strong>logistik<br />

Perspektiven für bedarfsgerechte und wirtschaftliche<br />

Versorgungsprozesse<br />

Dr. med. Max<strong>im</strong>ilian C. von Eiff, Klinik für Urologie,<br />

Kinderurologie und Uro-Gynäkologie, St. Josef <strong>Krankenhaus</strong>,<br />

Hamm; Univ.-Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff, Direktor am<br />

Ludwig Fresenius Center for Health Care Management and<br />

Regulation, HHL Leipzig Graduate School of Management<br />

und Leiter des Centrums für <strong>Krankenhaus</strong>-Management,<br />

Universität Münster............................................................................. 118<br />

Social Media Revolution <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>? Chancen und<br />

Grenzen neuer Kommunikationswege<br />

Axel Dittmar, Kliniksprecher/Leiter<br />

Unternehmenskommunikation,<br />

Klinikum Bielefeld gem. GmbH ....................................................... 132<br />

Wie Apps den Alltag <strong>im</strong> Gesundheitswesen erleichtern<br />

Peter Junk, M.Sc., Wissenschaftlicher Mitarbeiter und<br />

Doktorand, Internationales Health Care Management<br />

Institut (IHCI), Universität Trier ...................................................... 134<br />

Speisenversorgung <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> – quo vadis?<br />

Alternative Wege in der Speisenversorgung, unterstützt<br />

durch moderne <strong>IT</strong> am Beispiel Isar Klinikum<br />

Andreas Wolf, Stv. Verwaltungsleiter,<br />

Isar Klinikum, München ..................................................................... 138<br />

eStandards und Stammdaten – Problembereiche,<br />

Alternativen und Lösungen Eine Analyse vor dem<br />

Hintergrund der BMWi Förderprojektes „Standards zur<br />

Unterstützung von eCommerce <strong>im</strong> Gesundheitswesen“<br />

(eCG)<br />

Lasse van de Sand, M. Sc. HCM, Fachbereich<br />

Gesundheitswesen, Competence Center eHealth, Hochschule<br />

Niederrhein; Alfons Rathmer, Inhaber AR@Consulting, „e“<br />

<strong>im</strong> Gesundheitswesen; Prof. Dr.-Ing. Hubert Otten, Direktor<br />

Competence Center eHealth; Professor für Technische<br />

Systeme, Betriebsorganisation und <strong>Logistik</strong> in Einrichtungen<br />

des Gesundheitswesens, Fachbereich Gesundheitswesen;<br />

Hochschule Niederrhein; Prof. Dr. med. Sylvia Thun,<br />

Informations- und Kommunikationstechnologien <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen, Hochschule Niederrhein ............................ 140<br />

IV.<br />

Monitoring <strong>IT</strong>, <strong>Einkauf</strong> & <strong>Logistik</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> <strong>2017</strong>..................................... 147<br />

V.<br />

Best Practices und innovative Lösungen &<br />

Kompetenz-/Unternehmensporträts......... 157<br />

Agfa HealthCare GmbH.................................................................... 158<br />

Heydt Gruppe........................................................................................ 159<br />

OLYMPUS DEUTSCHLAND GMBH................................................. 160<br />

Karl Dieckhoff GmbH & Co. KG..................................................... 161<br />

Medstor GmbH..................................................................................... 161<br />

BAYOONET AG...................................................................................... 162<br />

Comparatio Health GmbH.............................................................. 163<br />

GS1 Germany GmbH........................................................................... 164<br />

QuintilesIMS.......................................................................................... 166<br />

Wiegand System GmbH................................................................... 167<br />

VI.<br />

8. Beschaffungskongress der<br />

Krankenhäuser 2016....................................... 169<br />

Ausstellung & Programmüberblick............................................. 170<br />

Handlungsfelder................................................................................... 172<br />

Die Fachforen <strong>im</strong> Detail..................................................................... 173<br />

Programm | 8. Dezember 2016...................................................... 175<br />

Programm | 9. Dezember 2016...................................................... 184<br />

Referenten/Experten/Moderatoren............................................ 187<br />

Autorenverzeichnis/Inserentenverzeichnis............................. 202<br />

10


© Michael Bührke / pixelio.de<br />

I. Professionalisierung: Strukturen, Prozesse, Recht...........................................................................12<br />

II. Finanzierung: Investitionen, Innovationen, Werte...........................................................................68<br />

III. Digitalisierung: E-Procurement, E-Hygiene, <strong>IT</strong>-Sicherheit........................................................... 102<br />

11


Univ.-Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Direktor am Ludwig Fresenius Center for Health Care<br />

Management and Regulation, HHL Leipzig Graduate<br />

School of Management und Leiter des Centrums für<br />

<strong>Krankenhaus</strong>-Management, Universität Münster<br />

Y Das „Boundaryless Hospital“:<br />

Versorgungsstrukturelles Konzept und<br />

praktische Gestaltungsansätze<br />

1. Ausgangssituation: Der „Triple A<strong>im</strong>“-Ansatz<br />

Die entwickelten Gesundheitssysteme der meisten westlichen<br />

Länder sehen sich in den nächsten 5 bis 10 Jahren mit ähnlichen<br />

Herausforderungen konfrontiert:<br />

Das Phänomen der alternden Gesellschaft lässt die Zahl mult<strong>im</strong>orbider<br />

Patienten steigen, altersbedingte Erkrankungen<br />

nehmen zu.<br />

> Die Zahl chronischer Erkrankungen steigt.<br />

> Der medizinisch-technische Fortschritt ermöglicht präzisere<br />

Diagnosen und innovative Eingriffstechniken.<br />

> Beobachtbar ist auch eine wachsende Anspruchshaltung an<br />

die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten der<br />

modernen Medizin.<br />

Der durch diese Trends ausgelösten verstärkten Nachfrage nach<br />

qualifizierten Gesundheitsleistungen stehen aber Grenzen der<br />

Finanzierung entgegen.<br />

Vor diesem Hintergrund kommt es für eine zukunftsfeste Strukturierung<br />

eines Gesundheitssystems darauf an, medizinische<br />

Versorgungsformen zu finden, die<br />

> den berechtigten Patientenerwartungen entgegen kommen,<br />

> innovative Diagnose- und Therapieansätze mit positiven Nutzeneffekten<br />

nachhaltig finanzierbar und versorgungseffektiv<br />

in das Gesundheitssystem integrieren und eine<br />

> verteilungsgerechte sowie effektive evidenzbasierte Medizin<br />

gewährleisten.<br />

Derartige Versorgungsformen erfordern das organisierte, auf<br />

Therapieeffektivität und Ressourceneffizienz konzentrierte<br />

Zusammenspiel unterschiedlicher Fachspezialisten.<br />

Dabei spielt die ökonomische Komponente als Gestaltungsparameter<br />

medizinischer Leistungsstrukturen eine <strong>im</strong>mer größere<br />

Rolle.<br />

Um diese Herausforderungen der zukünftigen Gesundheitsversorgung<br />

qualitativ zu bestehen und nachhaltig finanzieren zu<br />

können, ist die Rolle des <strong>Krankenhaus</strong>es neu zu best<strong>im</strong>men und<br />

der gesundheitspolitische Versorgungsansatz auf die Gemeinde<br />

(Quartier), und insbesondere auf die Versorgung von Populationen<br />

auszudehnen. Darüber hinaus sind qualitätsorientierte<br />

Entgeltsysteme einzuführen, die nicht nur die medizinischen<br />

Leistungserbringer zu Transparenz sowie Qualität verpflichten,<br />

sondern auch den Versicherten in die Pflicht zur konstruktiven<br />

Mitwirkung (Compliance) nehmen.<br />

Das „Neue Magische Zieldreieck“ der Gesundheitspolitik („Triple<br />

A<strong>im</strong>“; siehe Abbildung 1) beinhaltet erstens die qualitative medizinische<br />

und servicebezogene Versorgung des Patienten („Patient<br />

Experience“). Dies betrifft insbesondere die Verpflichtung,<br />

den Patienten medizinisch gezielt, ökonomisch effizient und<br />

organisatorisch reibungslos durch den Sektor übergreifenden<br />

Versorgungsprozess zu steuern. Dabei wird die Qualität der<br />

Patientenversorgung maßgeblich durch die baulich-funktionale<br />

Gestaltung (Gebäude-Layout), die technische Ausstattung,<br />

die Milieugestaltung (Möbel, Licht, Geräusche), die Prozessorganisation,<br />

die Unternehmenskultur, ein professionelles<br />

Case Management und ein wirksames Hygiene-Management<br />

beeinflusst.<br />

Die zweite Komponente des Zieldreiecks bezieht sich auf die<br />

Verbesserung des allgemeinen Gesundheitsstatus der Bevölkerung<br />

in einer Gemeinde bzw. auf die geregelte Versorgung<br />

ausgewählter Patienten-Populationen (Diabetes, Herzkreislauf-Erkrankungen,<br />

Rheumatoide Arthritis, etc.).<br />

12


I. Professionalisierung: Strukturen, Prozesse, Recht<br />

‣ Das Management-Konzept des<br />

„Boundaryless Hospital“ verbindet<br />

internes Prozess-Management mit<br />

externen Kooperationen und<br />

Netzwerken zu einer patientenzentrierten<br />

und ökonomisch nachhaltigen<br />

Versorgungsstruktur, in der<br />

das Vergütungsprinzip<br />

„Geld folgt Qualität“ gilt.<br />

Boundaryless Hospital<br />

‣ Es unterstützt die nachhaltige<br />

Umsetzung der „Triple A<strong>im</strong>“–<br />

Strategie:<br />

>Qualität und Sicherheit für den<br />

Patienten<br />

>koordinierte Gesundheitsversorgung<br />

für Populationen sowie<br />

>qualitätsorientierte Vergütung und<br />

Compliance-Anreize.<br />

Wilfried von Eiff:<br />

Network Management –<br />

Strategic Option for the<br />

Boundaryless Hospital,<br />

Pages 3 – 20.<br />

2<br />

HHL Leipzig Graduate School of Management ◊ Centrum für <strong>Krankenhaus</strong>-Management Münster ◊ Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff © ◊<br />

Das „Neue Magische Ziel-Dreieck“<br />

November 9, 2016<br />

Abb. 2: Definition und gesundheitspolitischer Rahmen<br />

Das „Neue Magische Ziel-Dreieck“ einer qualifizierten und nachhaltig<br />

finanzierbaren Gesundheitsversorgung ist am „Continuum of Care“<br />

orientiert.<br />

Präventions- und populationsorientierte Vorsorge,<br />

Versorgung und Nachsorge in der Gemeinde (Quartier)<br />

Patienten- und<br />

Familien-<br />

Zentrierung<br />

Qualitätsorientierte Vergütung<br />

Qualitätsorientierte medizinische,<br />

und Regeln für Präventionsverhalten<br />

und Therapietreue<br />

heilungsfördernde und<br />

Service bezogene Patienten-Versorgung<br />

(Prozesse, Personal, Ausstattung) © von Eiff<br />

1 Ludwig Fresenius Center for Health Care Management and Regulation ◊ Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff © 09.11.2016<br />

Abb. 1: Das „Neue Magische Zieldreieck“<br />

der Gesundheitsversorgung<br />

Die dritte Komponente des Zieldreiecks zielt ab auf die Sicherstellung<br />

einer nachhaltigen Finanzierung und beinhaltet<br />

qualitätsorientierte Vergütungsansätze für medizinische<br />

Leistungserbringer (Pay-for-Performance) ebenso wie flexibel<br />

wählbare Versicherungspakete, Zuschlagsvarianten und Regeln<br />

für Therapietreue (Patient Compliance) sowie Vorsorge- und<br />

Risikoverhalten.<br />

In diesem Zieldreieck übern<strong>im</strong>mt das „Boundaryless Hospital“<br />

eine neue Rolle in der Versorgungsstruktur eines Gesundheitssystems,<br />

das Prävention und Nachsorge in die Akutversorgung<br />

integriert.<br />

2. Das „Boundaryless Hospital“: Versorgung entlang des „Continuum<br />

of Care“<br />

Das „Boundaryless Hospital“ (siehe Abbildungen 2 und 3) ist<br />

> patientenzentriert (Patientensicherheit, Teilhabe und Autonomie,<br />

Befähigung <strong>im</strong> Umgang mit Krankheit/Behinderung,<br />

fach- und Sektor übergreifende Therapiekoordination durch<br />

Case Management),<br />

> nutzt Informationstechnologien als Hebel zur Opt<strong>im</strong>ierung<br />

von Prozessen und Dienstleistungen,<br />

> orientiert das Leistungsangebot am Continuum of Care,<br />

> mobilisiert das bestmögliche medizinische Wissen durch gezielte<br />

Kooperationen in Netzwerken (Rolle als koordinierendes<br />

Zentrum),<br />

> setzt Medizinprodukte ein, nicht nach der Max<strong>im</strong>e des niedrigsten<br />

Preises oder des besten Preis-Leistungs-Verhältnisses,<br />

sondern unter Orientierung an den niedrigsten Lebenszykluskosten<br />

und größten Prozess-Effekten,<br />

> nutzt neue Berufsbilder und kooperative Formen der Zusammenarbeit<br />

zur Überwindung von Abteilungsgrenzen und<br />

> setzt l<strong>im</strong>itierte Ressourcen zielorientiert (effektiv) und ohne<br />

Verschwendung (effizient) ein.<br />

13


Abb. 3: Rolle und Versorgungsstruktur des „Boundaryless Hospital“<br />

Interne Grenzen, verursacht durch das Denken in Berufsgruppen-<br />

und Abteilungssilos mit der Konsequenz mangelhafter<br />

zielführender Kommunikation und Prozesseffizienz, werden<br />

durch berufsgruppenübergreifende Delegation, Center-Organisation<br />

und ein Anreizsystem überwunden, das medizin-ethische<br />

mit ökonomischen Entscheidungskriterien patientenorientiert<br />

verbindet.<br />

Als Ansätze zur Realisierung einer externen Integration finden<br />

Telemedizin, Cluster-Strategie, Portalkliniken, Netzwerke zur<br />

Infektionsbekämpfung und Notfallversorgung, Portal-Praxen<br />

sowie Managed Care-Konzepte Anwendung. Grundlage für die<br />

strukturierte Anwendung dieser Konzepte ist der Denkansatz<br />

der Wertschöpfungskette (siehe von Eiff in Health und Care<br />

Management, Ausgabe 9/2016, Seiten 32-35).<br />

3. Das Boundaryless Hospital <strong>im</strong> Netzwerk<br />

Netzwerke stellen eine besondere organisatorische Form der<br />

medizinischen Versorgung der Bevölkerung (populationsorientierter<br />

Versorgungsansatz) bzw. einer Patientengruppe (z.B.<br />

für die Krankheitsbilder Epilepsie, Multiple Sklerose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />

Versorgung therapierefraktärer Wunden) dar.<br />

Ziel von Netzwerken ist es,<br />

> die Patienten-/Kundenzufriedenheit zu erhöhen;<br />

> das Patientenwohlbefinden (Patient Outcome) zu verbessern;<br />

> die Fallkosten zu senken;<br />

> den Patientendurchlauf durch das gesamte Gesundheitsversorgungssystem<br />

fallbezogen zu opt<strong>im</strong>ieren, also zu verkürzen,<br />

sowie kostengünstiger durchzuführen;<br />

> die Qualität der medizinischen und sozialen Versorgung von<br />

Patient und Angehörigen zu erhöhen, indem das bestmögliche<br />

Know-how bzgl. ärztlichen Wissens sowie pflegerischer<br />

und physiotherapeutischer Fähigkeiten mobilisiert wird;<br />

> den „Guten Ruf“ zu verbessern, um aus Bekanntheit einen<br />

Markenstatus zu entwickeln.<br />

Netzwerke <strong>im</strong> Gesundheitswesen verfolgen das Ziel der ganzheitlichen<br />

Patientenversorgung auf Basis eines regionalen Versorgungskonzepts.<br />

Sie bezwecken aber auch, die Qualität eines<br />

Leistungsprozesses zu steigern und die Kosten zu senken. Solche<br />

Verbindungen betreffen medizinische Prozesse (z. B. Disease<br />

Management-Programme) und ergänzende Versorgungsprozesse<br />

(wie z. B. die Beschaffung von Medizin-Produkten, Bild<br />

gebende Leistungen oder Catering-Dienstleistungen).<br />

Die Bedeutung solcher Netzwerke lässt sich am Beispiel der<br />

altersabhängigen Makula-Degeneration (AMD) verdeutlichen<br />

(siehe Abbildung 3). Die AMD zählt zu den häufigsten<br />

Ursachen für erheblichen Sehverlust bzw. Erblindung. Das<br />

Auftreten der AMD steigt mit zunehmendem Alter. Eine<br />

integrierte Versorgung nach dem „Triple A<strong>im</strong> Approach“<br />

basiert auf der Vernetzung medizinischer Versorgungsangebote<br />

in Niederlassung und <strong>Krankenhaus</strong> sowie sogenannter<br />

„Informations-Intermediäre“ (z. B. das AMD-Netz NRW). Informations-Intermediäre<br />

schließen eine Informationslücke<br />

bei Betroffenen, die darauf zurückzuführen ist, dass die me-<br />

14


I. Professionalisierung: Strukturen, Prozesse, Recht<br />

Abb. 4: Medizinisches Versorgungsnetzwerk mit Managed Care-Charakter (Beispiel: AMD-Patienten)<br />

dizinischen Versorger (Augenärzte) zeitlich und inhaltlich<br />

überfordert sind und auch die Krankenkassen nur begrenzte<br />

Möglichkeiten der gezielten Unterstützung sehen. Letztlich<br />

bewirkt dieses Informationsdefizit bezüglich Krankheitsverlauf,<br />

Heilungschancen, Therapieoptionen, Sehhilfen, Möglichkeiten<br />

der Unterstützung zwecks Teilhabe am sozialen Leben,<br />

Bedeutung von Früherkennung und Prävention drei Effekte:<br />

a) mehr als 50 Prozent der Betroffenen sind von Depression<br />

betroffen, b) die Krankheit wird erst <strong>im</strong> irreversiblen Spätstadium<br />

erkannt und ersttherapiert, c) die direkten Kosten der<br />

Therapie, die indirekten Kosten der Gesellschaft und die intangiblen<br />

Kosten der Betroffenen steigen vermeidbar an. Um diese<br />

Kosten zu vermeiden, bieten Informations-Intermediäre wie<br />

das AMD-Netz NRW Internetinformationen an, führen Informations-Workshops<br />

für Patienten und Angehörige an und sorgen<br />

für eine Professionalisierung der Mitarbeiter in den Praxen der<br />

medizinischen Leistungsanbieter.<br />

Literatur:<br />

von Eiff, Wilfried: Network Management: Strategic Option for the Boundaryless Hospital.<br />

In: Albach, H. et al.: Boundaryless Hospital. Rethink and Redefine Health Care Management.<br />

Springer Verlag. 2016, Seiten 3 - 20.<br />

von Eiff, Wilfried: The Triple A<strong>im</strong>. In: Health und Care Management, 7.Jg., Ausgabe 9/2016,<br />

Seiten 32-35.<br />

4. Fazit<br />

Dem „Triple A<strong>im</strong>“-Versorgungsansatz in Verbindung mit dem<br />

„Boundaryless Hospital“-Konzept liegt die Versorgungsidee zugrunde,<br />

wonach das <strong>Krankenhaus</strong> Bestandteil eines Gesundheitssystems<br />

ist, das die populationsorientierte Vorsorge und<br />

Versorgung in der Gemeinde (Quartier) mit einer qualifizierten<br />

medizinischen und servicebezogenen Patientenversorgung <strong>im</strong><br />

Akutkrankenhaus verbindet. Darüber hinaus soll über die Steuerungsinstrumente<br />

der qualitätsorientierten Vergütung und<br />

der Selbstverpflichtung des Patienten zu einer gesundheitsbewussten<br />

Lebensführung eine nachhaltige Finanzierung des<br />

Gesundheitssystems sichergestellt werden.<br />

Centrum für <strong>Krankenhaus</strong>-<br />

Management (Uni Münster)<br />

Brandhoveweg 104<br />

48167 Münster<br />

Tel.: +49 174 / 398 713 2<br />

Fax: +49 2506 / 3944<br />

Internet: www.krankenhausmanagement.de<br />

Ludwig Fresenius Center for<br />

Health Care Management<br />

and Regulation<br />

HHL Leipzig Graduate<br />

School of Management<br />

Jahnallee 59<br />

04109 Leipzig<br />

Internet: www.hhl.de<br />

E-Mail: wilfried.von.eiff@hhl.de<br />

15


Univ.-Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Direktor am Ludwig Fresenius Center for Health Care<br />

Management and Regulation, HHL Leipzig Graduate<br />

School of Management und Leiter des Centrums für<br />

<strong>Krankenhaus</strong>-Management, Universität Münster<br />

Y Ganzheitliches Beschaffungsmanagement:<br />

Patientenorientierung, wirtschaftliche<br />

und ökologische Nachhaltigkeit <strong>im</strong><br />

<strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Einkauf</strong><br />

Ganzheitliches Beschaffungsmanagement (GBM) betrachtet<br />

<strong>Einkauf</strong> und <strong>Logistik</strong> als produktive Funktion, die aktive Beiträge<br />

zur langfristigen medizinisch-fachlichen und ökonomischen<br />

Überlebensfähigkeit eines <strong>Krankenhaus</strong>es leistet. GBM berücksichtigt<br />

alle relevanten Einflussfaktoren einer Beschaffungsentscheidung:<br />

Patienten Outcome und medizinische Qualität<br />

sind ebenso Bestandteil dieser Bewertung wie Auswirkungen<br />

auf Betriebsbereitschaftskosten und Lebenszykluskosten eines<br />

Produkts sowie Prozess- und Finanzierungseffekte. GBM ist der<br />

Gegenentwurf zur Preis orientierten <strong>Einkauf</strong>sstrategie.<br />

1. Ausgangssituation<br />

Die Sachmittelkosten <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>bereich haben in den<br />

letzten 10 Jahren kontinuierlich zugenommen und <strong>im</strong> Jahr<br />

2016 eine Größenordnung von etwa 38 Mrd. Euro erreicht.<br />

Zum großen Teil ist diese Kostenentwicklung auf komplexere<br />

Eingriffsarten und Produktinnovationen zurückzuführen, aber<br />

auch die steigende Nachfrage nach medizinischen Leistungen<br />

ist dafür ursächlich.<br />

Um diesen Kostenblock zu beeinflussen, gibt es unterschiedliche<br />

Möglichkeiten: Mengenbündelung, Beitritt zu einer<br />

<strong>Einkauf</strong>sgemeinschaft, Veränderung des Produktportfolios<br />

(„Abmischung“), Reduktion der Lieferantenzahl, Standardisierung<br />

und harte Preisverhandlungen fundiert durch wertanalytischen<br />

<strong>Einkauf</strong>.<br />

Analysen des Centrums für <strong>Krankenhaus</strong>management zeigen,<br />

dass eine Senkung der <strong>Einkauf</strong>s- und <strong>Logistik</strong>kosten um<br />

8 Prozent den gleichen Effekt auf das Betriebsergebnis hat<br />

wie eine Umsatzsteigerung um 35 Prozent durch zusätzliche<br />

medizinische Leistungen. Die wirkungsvollsten Hebel für Kos-<br />

tensenkungen liegen aber nicht <strong>im</strong> Bereich von harten Preisverhandlungen<br />

und der Beschaffung von Billigprodukten, sondern<br />

in den Bereichen<br />

> Standardisierung (Einsparpotenzial 5-10 Prozent)<br />

> durchgängiges Prozessmanagement (15-20 Prozent) und<br />

> Beeinflussung des Verbrauchsverhaltens von Nutzern (Ärzte,<br />

Pflegekräfte; 5-10 Prozent).<br />

2. Zweck und Funktion des Beschaffungsmanagements<br />

Das Beschaffungsmanagement in Krankenhäusern hat die Aufgabe,<br />

alle für die Sicherstellung des Klinikbetriebs erforderlichen<br />

Güter und Dienstleistungen bedarfsgerecht (Qualität,<br />

Menge, Zeitpunkt) und wirtschaftlich (niedrige Total Costs of<br />

Ownership) zur Verfügung zu stellen. <strong>Einkauf</strong> und <strong>Logistik</strong> als<br />

Funktionen des Beschaffungsmanagements sind damit an der<br />

Schnittstelle zwischen Medizin und Ökonomie tätig und stehen<br />

<strong>im</strong> Entscheidungsspagat zwischen bezahlbarer Qualität (z. B.<br />

von Medizinprodukten) und Inkaufnahme von Patientenrisiken<br />

als Konsequenz des Einsatzes von Billigprodukten. In dieser<br />

Entscheidungssituation n<strong>im</strong>mt das Beschaffungsmanagement<br />

direkten Einfluss auf Art und Ausmaß der Rationierung <strong>im</strong> Patientenversorgungsprozess,<br />

indem preiswerte, aber mit Handhabungsrisiken<br />

verbundene Medizinprodukte mit Priorität<br />

eingekauft werden, mit dem Argument, ohne diese Beschaffungspolitik<br />

den Klinikbetrieb auf Dauer nicht aufrecht erhalten<br />

zu können. Insofern ist gerade <strong>im</strong> Bereich von Beschaffungsentscheidungen<br />

die Orientierung an medizin-ethischen Prinzipien<br />

ebenso wichtig wie die Berücksichtigung von ökonomischen<br />

Entscheidungskriterien. Der Ansatz des „Ganzheitlichen Beschaffungsmanagements“<br />

soll dazu beitragen, die Anforderungen<br />

von Medizin und Ökonomie zu harmonisieren. Dazu<br />

16


I. Professionalisierung: Strukturen, Prozesse, Recht<br />

Zielkonflikte in der <strong>Logistik</strong><br />

Zwischen <strong>Logistik</strong>ziel und medizinisch geprägten Bereichszielen bestehen grundlegende<br />

Konflikte.<br />

Bereichsziele<br />

Ziele-Konkurrenz<br />

<strong>Logistik</strong>ziele<br />

Produktvielfalt<br />

Standardisierung<br />

Klinischer<br />

Anwender<br />

‣ Arzt<br />

‣ Pflege<br />

Hohe<br />

Lieferbereitschaft<br />

Großes Lager<br />

Lange<br />

Lieferzeiten<br />

Kleines Lager<br />

Niedrige Bestände<br />

und Kapitalbindungskosten<br />

<strong>Einkauf</strong><br />

Großes<br />

Bestellungen<br />

Kleine Anlieferungsmengen<br />

Abbildung 1: Zwischen <strong>Logistik</strong> und Bereichszielen bestehen massive Zielkonflikte.<br />

01-15-01.ppt<br />

HHL Leipzig Graduate School of Management, Center for Health Care Management and Regulation, Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

sind Zielkonflikte zwischen <strong>Einkauf</strong> und <strong>Logistik</strong> einerseits und<br />

den anderen Abteilungen eines <strong>Krankenhaus</strong>es zu überwinden.<br />

Der Erfolg von <strong>Einkauf</strong> und <strong>Logistik</strong> wird daran gemessen, inwieweit<br />

sie die Anforderungen ihrer Kunden erfüllen.<br />

> Medizinische Einheiten (Station, OP, …) haben als Kunden Forderung<br />

an den <strong>Einkauf</strong>, die beste Qualität von Produkten zu<br />

besorgen. Qualität i.S.v. Gebrauchssicherheit, leichter Handhabbarkeit<br />

und Robustheit.<br />

> Die <strong>Krankenhaus</strong>leitung knüpft an den <strong>Einkauf</strong> die Erwartung,<br />

Produkte in angemessener Qualität zu möglichst niedrigen<br />

Preisen zu beschaffen.<br />

> Medizinische Einheiten fordern von der E+L-Funktion, dass<br />

die Produkte zum Gebrauchszeitpunkt einsatzbereit und in<br />

geforderter Menge und Qualität zur Verfügung stehen, damit<br />

eine Operation nicht aufgrund fehlender Instrumente abgesagt<br />

oder eine Diagnoseprozedur abgebrochen werden muss.<br />

> Die <strong>Krankenhaus</strong>leitung erwartet von der <strong>Logistik</strong> niedrige<br />

Lagerbestände, also niedrige Kapitalbindungskosten.<br />

Wie zu erkennen ist, bestehen zwischen <strong>Logistik</strong>ziel (niedrige<br />

Kapitalbindung) und den Bereichen (Medizin: höchste Qualität,<br />

Individualität und absolute Versorgungssicherheit; <strong>Einkauf</strong>;<br />

Preissenkungen durch <strong>Einkauf</strong> großer Mengen; <strong>Krankenhaus</strong>führung;<br />

ausreichende Qualität bei niedrigsten Kosten) erhebliche<br />

Zieldisharmonien (siehe Abbildung 1).<br />

In dem Maß, in dem die Lagerhaltung zun<strong>im</strong>mt, verringert<br />

sich die Gefahr einer „Out-of-Stock-Situation“; d. h. ein volles<br />

OP-Lager garantiert jederzeitige Verfügbarkeit von Medizin-Produkten.<br />

Lagerhaltungskosten sind also gegenüber Fehlmengenkosten<br />

abzuwägen.<br />

Empfehlung:<br />

> In einem OP sollte keine Strategie der Gesamtkostenopt<strong>im</strong>ierung<br />

angestrebt werden. Fehlmengen führen hier zu<br />

OP-Absetzungen oder lassen Notfalloperationen zum unkalkulierbaren<br />

Risiko werden.<br />

> Richtig ist es, sich für eine medizinische Einheit auf einen Servicegrad<br />

zu einigen, der dem sachgerechten Qualitätsniveau<br />

der Medizin entspricht (Service Level Agreement).<br />

3. Efficient Healthcare Consumer Response<br />

Zur Überwindung derartiger, typischer Zielkonflikte dient der<br />

Ansatz des Efficient Healthcare Consumer Response (EHCR) mit<br />

seinen beiden Basisstrategien „Supply Chain Management“ und<br />

„Category Management“ (siehe Abbildung 2).<br />

17


Beschaffungsmanagement<br />

BM ist eine an den Anforderungen des medizinischen Kerngeschäfts orientierte<br />

wertanalytische Aufgabenstellung.<br />

Versorgungsziele<br />

Beschaffungsstrategie<br />

Ethische<br />

Handlungsleitlinien<br />

01-13-30<br />

<strong>Einkauf</strong><br />

Bedarfsanalyse<br />

Beschaffungsplanung<br />

Finanzierungsplanung<br />

Kontrahierung<br />

‣Ausschreibung<br />

‣Verhandlungen<br />

‣ Eingriffsarten<br />

‣ HTA und Ana-<br />

‣Ziele/Kriterien<br />

‣Medikalproduktlyse<br />

ethischer<br />

Effekte<br />

‣Lastenheft<br />

‣Medizintechnik<br />

‣Beschaffungsprogramm<br />

‣Qualitätskriterien<br />

‣Ausstattungsplan<br />

‣Standardisierung<br />

‣Finanzrestriktionen<br />

‣<strong>Logistik</strong>konzept<br />

‣Betreiberkonzept<br />

‣Finanzierungsalternativen<br />

‣Finanzierungsmodelle<br />

‣Geschäftsmodelle<br />

‣Lieferanten-<br />

Rating und<br />

Monitoring<br />

‣Vereinbarungen<br />

‣Service Level-<br />

Agreements<br />

‣Wertanalyse<br />

‣Lieferung<br />

‣Aufbau<br />

‣KVP<br />

‣Try Out<br />

‣T-Groups<br />

‣Übergabe<br />

‣Training<br />

<strong>Logistik</strong><br />

Einsatz<br />

‣Verbrauchsverhalten<br />

‣Standardisierung<br />

‣Wartung ‣Ausbau<br />

‣Instandhaltung<br />

‣Verkauf<br />

‣Verschrottung<br />

‣Reparaturen<br />

Wiederaufbereitung/<br />

Reparatur<br />

‣Wirtsch.-<br />

Analysen<br />

Entsorgung<br />

Evaluation<br />

<strong>Logistik</strong><br />

Inbetriebnahme<br />

Entscheidungskriterien<br />

‣Life-Cycle-<br />

Cost-<br />

Analysis<br />

‣ Health<br />

Technology<br />

Asses<br />

von Eiff/CKM(<strong>2017</strong>)<br />

Abbildung 2: Supply Chain Management und Category Management als prozess- und kundenbezogene<br />

Basisstrategien von <strong>Einkauf</strong> und <strong>Logistik</strong>.<br />

EHCR stellt die Anforderungen von Endkunden (= Patienten:<br />

Sicherheit, Schmerzfreiheit, kurze Prozeduren, kurze Verweildauer,<br />

keine Komplikationen) und Kunden (= Anwender: einfache<br />

Handhabung, schnellere und sichere Arbeitsprozesse) in<br />

den Mittelpunkt der Prozessgestaltung und überwindet damit<br />

die traditionelle übliche Sektorenopt<strong>im</strong>ierung (insbesondere<br />

Opt<strong>im</strong>ierung auf Hersteller-, <strong>Logistik</strong>er-, <strong>Krankenhaus</strong>ebene).<br />

Er verfolgt eine ganzheitliche Betrachtung der gesamten<br />

Wertschöpfungskette mit dem Ziel, deren Gesamtnutzen und<br />

Gesamtwirtschaftlichkeit zu max<strong>im</strong>ieren. Warenfluss, Abrechnungsaufwand<br />

und Effizienz der Leistungsprozesse durch Verfügbarkeit<br />

qualitativ angemessener Produkte sollen ständig<br />

opt<strong>im</strong>iert und mit min<strong>im</strong>alem Ressourcenverbrauch realisiert<br />

werden (win-win-Situation aller Beteiligten).<br />

3.1 Supply Chain Management<br />

Die EHCR-Basisstrategie des „Supply Chain Managements“ ist<br />

ein Konzept zur bedarfsgerechten und wirtschaftlichen Koordination<br />

aller Kunden-Lieferanten-Beziehungen über alle Stufen<br />

der Wertschöpfungskette. Gegenstand des SCM ist der Informations-,<br />

Finanz- und Warenfluss einer Wertschöpfungskette.<br />

Es geht also darum, medizinisch, ökonomisch, betriebswirtschaftlich<br />

und ethisch begründete „Service Level Agreements“<br />

zu erfüllen: nämlich die richtige (eingriffsgerechte) Produktzusammenstellung,<br />

zur richtigen Zeit, am richtigen Einsatzort,<br />

in gebrauchsfähigem Zustand bereitzustellen. Darüber hinaus<br />

geht SCM davon aus, dass kostengünstige, patientengerechte<br />

medizinische Leistungen sich durch gezielte Einbindung von<br />

Herstellern, Medizinhändlern und logistischen Dienstleistern<br />

erreichen lassen. Dahinter steht die Idee, dass jeder Partner in<br />

der Wertschöpfungskette sich auf seine Kernkompetenzen konzentrieren<br />

soll: dadurch ist Spezialisierung möglich (Economies<br />

of Scope), die begrenzten Finanzmittel werden auf das Kerngeschäft<br />

fokussiert (Economies of Management), Größenvorteile<br />

(Economies of Scale) in einem abgegrenzten Bereich können<br />

mobilisiert werden. Der SCM-Ansatz greift auf Instrumente<br />

und Versorgungskonzepte zurück, die dazu dienen, einen notwendigen<br />

Service Level ressourceneffektiv und kostengünstig<br />

zu erfüllen:<br />

(1) Aufgabenverteilung und Organisation<br />

SCM geht davon aus, dass die Entscheidungsprozesse nach dem<br />

Buying Center-Prinzip organisiert zu sachlich fundierten, zeitnahen<br />

und akzeptierten Beschaffungsentscheidungen führen. Außerdem<br />

wird auf Basis von transparenten Kriterien festgelegt,<br />

welche Leistungstiefe von welchem Wertschöpfungspartner<br />

mit Vorteil zu erbringen ist (Make-or-Buy).<br />

Weiterhin ändert sich <strong>im</strong> Rahmen des SCM die Struktur des <strong>Logistik</strong>kanals<br />

in Verbindung mit der Rolle der beteiligten Spieler:<br />

18


I. Professionalisierung: Strukturen, Prozesse, Recht<br />

> Systemlieferanten versorgen das <strong>Krankenhaus</strong> mit ganzheitlichen<br />

Problemlösungen, bestehend aus Medikalprodukt sowie<br />

ergänzenden Dienstleistungen, durch die der Gebrauchswert<br />

für den Anwender erhöht wird. Oft handelt es sich um Lieferleistungen,<br />

die ein Gerät, zum Gebrauch notwendige Instrumente<br />

und Serviceleistungen umfassen.<br />

> Modullieferanten liefern standardisierte gebrauchsfertige<br />

Sets, die patientenbezogen (Case Cart System) oder eingriffsbezogen<br />

(Kit Packs) zusammengestellt sind.<br />

> Kostenführer liefern Standardprodukte in definierter Qualität<br />

zu niedrigsten Preisen.<br />

> Logistische Dienstleister fungieren als „Cross-Docking-Station“<br />

und fassen die Lieferungen von Lieferanten zu einsatzgerechten<br />

Einheiten zusammen, die sie dann <strong>im</strong> „Stockless-Mode“<br />

(= „nahezu lagerlos“) direkt an den Verbrauchsort liefern und<br />

die Abrechnung sicherstellen.<br />

> Medizintechnische Service-Zentren (MTSZ) bündeln Herstellerleistungen<br />

(Wartung, Reparatur) bei medizintechnischen<br />

Geräten.<br />

(2) Das SC-Prozess-Design zielt auf das unternehmensübergreifende<br />

Entwickeln und Abst<strong>im</strong>men der Geschäftsprozesse und<br />

greift dabei auf drei Konzepte zurück:<br />

> Mit dem Gestaltungsansatz des „Quick Response“ sollen Lieferzeiten<br />

verkürzt und Lagerraum sowie Lagerungen reduziert<br />

werden.<br />

> Durch „Vendor Managed Inventory“ wird die Bestandsführung<br />

dem Hersteller übertragen. Konsignationslager stellen<br />

die erste in der <strong>Krankenhaus</strong>praxis realisierte Stufe dieses<br />

Konzepts dar. Die zweite Stufe wird durch den Einsatz von<br />

elektronischen Versorgungsschranksystemen erreicht. Abbildung<br />

4 zeigt ein Anwendungsbeispiel für Vendor Managed<br />

Inventory in einem Katheter-Labor. In diesem Konzept erfolgt<br />

eine automatische elektronische Bestandskontrolle mit Bestellauslösefunktion.<br />

Eine Bestandsüberprüfung durch Pflegepersonal<br />

oder Versorgungsassistenten erübrigt sich und die<br />

Bestände können auf niedrigstem Niveau bleiben. Durch die<br />

Direktanlieferung über einen logistischen Dienstleister (LDL)<br />

mit Cross-Docking-Funktion entfällt auch das Zentrallager.<br />

Neben der automatischen Bestandsopt<strong>im</strong>ierung übern<strong>im</strong>mt<br />

der Lieferant / LDL die Verantwortung für die Beständeverfügbarkeit<br />

be<strong>im</strong> Anwender. Schließlich ist die Rückverfolgbarkeit<br />

eines <strong>im</strong>plantierten Produkts innerhalb von drei Tagen<br />

gewährleistet.<br />

> Der „Postponement-Ansatz“ verlagert den Zeitpunkt der Bildung<br />

von gebrauchsfertigen Standardeinheiten mit allen erforderlichen<br />

Kommissionierungsaufgaben (eingriffsbezogene<br />

Sets, Case Carts) weg vom Anwender <strong>Krankenhaus</strong> hin zum<br />

logistischen Dienstleister (= Verlagerung von einer späten auf<br />

eine frühe Wertschöpfungsstufe).<br />

(3) Die Beeinflussung des Produktdesigns geht von der Annahme<br />

aus, dass 85 Prozent der Lebenszykluskosten eines Produkts<br />

bereits in der Phase der Produktentwicklung festgelegt<br />

werden. Entsprechend kommt es darauf an, bereits frühzeitig<br />

Einfluss zu nehmen auf Robustheit und Hygienesicherheit eines<br />

Produkts, und damit auf dessen Wiederaufbereitungs- und Reparaturfähigkeit.<br />

Dadurch werden Betriebskosten gesenkt, Umwelt<br />

und Ressourcen geschont. Der sogenannte „Environmental<br />

Footprint“ gewinnt in Zukunft an Bedeutung bei Beschaffungsentscheidungen,<br />

auch wegen steigender Entsorgungskosten.<br />

(4) SC-Controlling greift auf das Bewertungsinstrument der Lebenszyklusanalyse<br />

zurück, berücksichtigt Opportunitätskosten<br />

sowie Handhabungseffekte und betreibt regelmäßig Lieferanten-Rating<br />

und Lieferanten-Monitoring.<br />

3.2 Category Management<br />

Die EHCR-Basisstrategie des „Category Managements“ bezieht<br />

explizit die Sicht des „Kunden: Anwender“ und die Interessen<br />

des „Kunden-des-Kunden: Patient“ mit in die Betrachtung ein.<br />

Die Eingriffe werden aufgrund verbesserter technischer Möglichkeiten<br />

und in Folge des steigenden Durchschnittsalters von<br />

Patienten <strong>im</strong>mer komplizierter, die Zahl der eingesetzten Medikalprodukte<br />

steigt und die Produkte selbst erfordern in der<br />

Anwendung ein Basistraining (= Lernkurveneffekte). Dies gilt für<br />

Medikalprodukte (wie z. B. Longo-Stapler) ebenso wie für spezialisierte<br />

medizintechnische Geräte (z. B. daVinci-Roboter-System).<br />

Das Category Management besteht aus<br />

vier Gestaltungskomponenten:<br />

(1) „Efficient Assortment“, also die Patienten- und Prozesskosten<br />

orientierte Sort<strong>im</strong>entsgestaltung legt die Abmischung<br />

bei teuren Medikalprodukten (z. B. verschiedene Schrittmachertypen,<br />

Ablationskatheter, …) fest, definiert die Set-Konfigurationen<br />

und sorgt für die kontinuierliche Opt<strong>im</strong>ierung des<br />

Produkt-Portfolios.<br />

(2) Im Rahmen des „Efficient Development, Introduction and<br />

Promotion of Innovative Procedures“ wird die effiziente Einführung<br />

und Vermarktung neuer Eingriffsarten sichergestellt. Hier<br />

spielt die Berücksichtigung von Lernkurveneffekten eine wesentliche<br />

Rolle und es werden „Try Out“-Möglichkeiten etabliert.<br />

(3) Das „Efficient Controlling“, also die zielorientierte Steuerung<br />

von Leistungsprozessen bewertet alternative Versorgungsformen<br />

und Medikalprodukte <strong>im</strong> Hinblick auf deren Lebenszykluskosten;<br />

der <strong>Einkauf</strong>spreis eines Produkts spielt dabei <strong>im</strong><br />

Verhältnis zu Kriterien wie „Handhabungsvorteile“, „Patientensicherheit“<br />

und „Hygienesicherheit“ eine untergeordnete Rolle.<br />

(4) Zukünftig an Bedeutung gewinnt die Komponente des „Efficient<br />

Environmental Footprint“. Im Mittelpunkt dieses Aspekts<br />

stehen Fragen der Ökobilanz, der Entsorgung und des<br />

Ressourcenverbrauchs. Dieser Aspekt spielt z. B. eine Rolle bei<br />

der Entscheidung über die Beschaffung von Einweg- oder Mehrweg-OP-Textilien.<br />

Mehrwegtextilien weisen hier die deutlich<br />

bessere Ökobilanz auf, allerdings sind die <strong>Einkauf</strong>spreise bei<br />

Einwegprodukten oft niedriger.<br />

19


Efficient Healthcare Consumer Response<br />

EHCR verändert die traditionelle funktionsorientierte Beschaffungssicht in eine prozessorientierte Perspektive in<br />

deren Fokus die Info-, Finanz- und Warenströme ebenso stehen wie Nutzeneffekte für Anwender und Patient.<br />

Beschaffungsmanagement<br />

Ziele<br />

<strong>Einkauf</strong><br />

<strong>Logistik</strong><br />

Medizinische<br />

Qualität<br />

Efficient<br />

Healthcare Efficient<br />

Healthcare Consumer<br />

Consumer Response<br />

Response (EHCR)<br />

Supply Chain Management<br />

Category Management<br />

Informations-,<br />

Finanz-, Waren- und<br />

Entsorgungsströme<br />

‣ Anwendernutzen<br />

‣ Patientennutzen<br />

Patientennutzen<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Ökologie<br />

‣ Buying Center Approach<br />

‣ Efficient Replenishment<br />

‣ Vendor Managed Inventory<br />

‣ Postponement<br />

‣ Quick Response<br />

‣ Cross Docking<br />

‣ Logistic Pooling<br />

‣ Continuous Replenishment<br />

‣ Prognosedatenaustausch<br />

‣ Efficient Assortment<br />

‣ Efficient Introduction<br />

‣ Efficient Controlling<br />

‣ Environmental Footprint<br />

01-15-02.ppt<br />

HHL Leipzig Graduate School of Management, Center for Health Care Management and Regulation, Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Abbildung 3: Beschaffungsmanagement ist eine aktiv gestaltende Funktion mit dem Zweck, zu einer<br />

Opt<strong>im</strong>ierung der klinischen und administrativen Geschäftsprozesse beizutragen.<br />

4. Ganzheitliches Beschaffungsmanagement: Bewertungskriterien<br />

<strong>im</strong> Beschaffungsprozess<br />

<strong>Einkauf</strong> und <strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> stehen <strong>im</strong> Wandel vom<br />

produktbezogenen, preisorientierten <strong>Einkauf</strong> hin zu einem<br />

ganzheitlichen, prozessorientierten Beschaffungsmanagement,<br />

repräsentiert durch den Ansatz des Effecient Healthcare<br />

Consumer Response.<br />

Ganzheitliches Beschaffungsmanagement (GBM) berücksichtigt<br />

alle relevanten Einflussfaktoren einer Beschaffungsentscheidung<br />

und ist unmittelbar aus der <strong>Krankenhaus</strong>-Strategie<br />

abgeleitet (siehe Abbildung 3).<br />

GBM erzeugt Beiträge zu<br />

> Patienten Outcome und medizinischer Qualität,<br />

> Risikovermeidung <strong>im</strong> Patientenversorgungsprozess sowie<br />

> Reduktion von Funktions-, Betriebsbereitschafts-, Prozessund<br />

Lebenszykluskosten.<br />

GBM heißt, den Beschaffungsprozess von der Bedarfsplanung<br />

über die Beeinflussung des Verbrauchsverhaltens der Nutzer<br />

und die Identifikation der geeigneten Finanzierungsform bis zur<br />

Produktentsorgung aktiv zu gestalten. GBM heißt auch, alle <strong>Einkauf</strong>s-<br />

und <strong>Logistik</strong>aufgaben durch den Ansatz des Supply Chain<br />

Management (SCM) und des Category Management (CTM) zu<br />

verbinden. SCM integriert Lieferant, <strong>Logistik</strong>dienstleister und<br />

Anwender als Ressource zur Verbesserung von medizinischer<br />

Qualität, Patientenwohlbefinden und zur Senkung von Kosten.<br />

CTM zielt auf die Bewirtschaftung des Produkt-Portfolios i. S.<br />

der Anforderungen von Patient und Anwender unter Berücksichtigung<br />

ethischer und betriebswirtschaftlicher Max<strong>im</strong>e.<br />

4.1 Entscheidungskriterien eines ganzheitlichen<br />

Beschaffungsmanagements<br />

Medizinprodukte haben den Charakter eines Investitionsgutes:<br />

über Design, Funktionalität, Benutzeroberfläche, Handhabbarkeit<br />

und Verfügbarkeit nehmen sie Einfluss auf Prozesseffizienz,<br />

Betriebsbereitschaftskosten und Folgekosten, die insbesondere<br />

für Maßnahmen anfallen, die die Prozesseffizienz garantieren.<br />

Gerade die Berücksichtigung von Lernkurveneffekten bei innovativen<br />

Technologien (z. B. daVinci-OP-System für Prostatektomien;<br />

Einsatz spezieller Führungsdrähte in der Kardiologie)<br />

und das Vermeiden von Widerständen gegen ablauforganisatorische<br />

Veränderungen oder die ungewollte Handhabung<br />

innovativer Produkte via Change Management gewinnen als<br />

Bewertungskriterien in Beschaffungsprozessen ebenso an Bedeutung<br />

wie die Orientierung von <strong>Einkauf</strong>sentscheidungen an<br />

ethischen Handlungskriterien.<br />

20


I. Professionalisierung: Strukturen, Prozesse, Recht<br />

Beschaffungskriterien<br />

Beschaffungsentscheidungen sollten Vorteile für klinische Anwender und Patienten<br />

stärker berücksichtigen als Preise und Konditionen.<br />

Prozess-Effekte<br />

Funktionalität<br />

Risiko<br />

Handhabung<br />

Preis-<br />

Qualitäts-<br />

Position<br />

(Präferenz)<br />

Lebenszykluskosten<br />

Aufbereitungsfähigkeit<br />

Reparaturfähigkeit<br />

Qualität<br />

Betriebsbereitschaftskosten<br />

Hygienesicherheit<br />

Preis<br />

Preis-<br />

Kosten-<br />

Relation<br />

(Kosten je<br />

Einsatz)<br />

Qualitäts-<br />

Kosten-<br />

Relation<br />

Abbildung 4: Die wichtigsten Entscheidungskriterien eines ganzheitlichen Beschaffungsmanagements<br />

©von Eiff<br />

07-16-02<br />

Centrum für <strong>Krankenhaus</strong>-Management, Universität Münster Geschäftsführung: Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Angesichts wachsenden Kostendrucks und zunehmenden Umweltbewusstseins,<br />

gewinnt Nachhaltigkeit als Handlungsmax<strong>im</strong>e<br />

und Selektionskriterium be<strong>im</strong> <strong>Einkauf</strong> von Medizintechnik<br />

und Medikalprodukten an Bedeutung. Nachhaltiger <strong>Einkauf</strong><br />

zielt auf Ressourcenschonung, die über den ökonomischen Ansatz<br />

des Verschwendungsmanagements sichergestellt wird.<br />

Eine Möglichkeit Kosten <strong>im</strong> Medizinbetrieb zu reduzieren und<br />

gleichzeitig Rationierungseffekte zu mindern, kann darin gesehen<br />

werden, den Lebenszyklus von sterilisierbaren (mehrfach<br />

verwendbaren) OP-Produkten (sog. Multi-Patient-Use-Produkte)<br />

durch Erhöhung der Reparaturquote Kosten senkend zu<br />

verlängern. Die Reparaturquote bezeichnet den bewerteten Anteil<br />

an reparierten Geräten / Instrumenten <strong>im</strong> Verhältnis zu der<br />

Gesamtanzahl / dem Gesamtwert der zur Reparatur gegebenen<br />

Instrumente (zuzüglich der direkten Ersatzbeschaffungen ohne<br />

Reparaturversuch).<br />

Die Reparaturquote zeigt, inwieweit durch nicht notwendigen<br />

Ersatzkauf Ressourcen verschwendet werden. Ein zweites Feld<br />

für Kosteneinsparungen betrifft die Aufbereitung von Einwegprodukten.<br />

Dieses Verfahren ist in Wissenschaft, Praxis,<br />

Politik und Gesundheitswirtschaft nicht unumstritten, da es<br />

viele Einmalprodukte gibt, die wegen ihrer Konstruktion, ihres<br />

medizinischen Zwecks, des verwendeten Materials und der<br />

eingeschränkten Reinigungsfähigkeit nicht für eine hygienisch<br />

einwandfreie und die Funktionalität des Produktes nicht beeinträchtigende<br />

Aufbereitung geeignet sind.<br />

Deshalb sind nur solche Produkte einer Kosten-Nutzen-Analyse<br />

zu unterziehen, die konstruktiv geeignet sind und für die<br />

ein validiertes Wiederaufbereitungsverfahren existiert bzw.<br />

entwickelt werden kann.<br />

Eine Übersicht der wichtigsten Beschaffungskriterien ist in Abbildung<br />

4 zusammengestellt.<br />

4.2 Ethisches Beschaffungsprinzip: Patientennutzen<br />

Ganzheitliches Beschaffungsmanagement ist am Patientennutzen<br />

orientiert und ist auf die Erfüllung berechtigter Patienteninteressen<br />

(schmerzfreie, risikoarme, angstfreie Prozeduren)<br />

gerichtet. Nach den ethischen Prinzipien des „Pr<strong>im</strong>um nihil<br />

nocere“ und des „Patientenwohlergehens“ bedeutet dies die<br />

Beschaffung von Medikalprodukten, die solche Prozeduren<br />

ermöglichen bzw. dem Patienten Folgeeingriffe zu ersparen<br />

Ein Beispiel bezieht sich auf die Qualität und Haltbarkeit von<br />

Schrittmachersystemen. Preiswerte Schrittmachersysteme<br />

(Differenzkosten zu haltbaren Systemen ca. 1.200 bis 1.800 Euro)<br />

machen nach 5-6 Jahren eine Replantation des Implantats nötig.<br />

Betrachtet man einen Behandlungszyklus von 18-20 Jahren, so<br />

ist die Verwendung preisgünstiger Systeme mit drei Eingriffen<br />

21


verbunden, während das teure Produkt nur zwei Eingriffe erforderlich<br />

macht. Unabhängig von der Belastung für den Patienten<br />

wird das auf billige Produkte setzende <strong>Krankenhaus</strong> zweifach<br />

belohnt: mit niedrigeren Kosten je Prozedur und mit der Möglichkeit<br />

für drei statt für zwei Eingriffe Umsatz zu generieren.<br />

Bisher wird ein <strong>Krankenhaus</strong>, das hochwertige Medikalprodukte<br />

einsetzt, nicht für diesen Aufwand belohnt, sondern <strong>im</strong> Gegenteil<br />

kostenmäßig und umsatzmäßig benachteiligt. Dieses<br />

negative Anreizsystem provoziert Moral Hazard-Effekte (allg.<br />

= nicht vertragskonformes Verhalten nach Vertragsabschluss<br />

durch einseitige Ausnutzung von Informationsasymmetrien).<br />

Ein Moral Hazard-Verhalten wird in diesem System gleich zweifach<br />

„belohnt“: erreicht werden unmittelbare Kostensenkungseffekte<br />

und die Möglichkeit zur Generierung von Umsatz.<br />

5. Fazit<br />

Aufgrund des Kosten- und Qualitätsdrucks <strong>im</strong> Medizinbetrieb<br />

einerseits und der zunehmenden Komplexität von Eingriffen<br />

und Interventionen andererseits ist es empfehlenswert, die<br />

<strong>Einkauf</strong>s- und <strong>Logistik</strong>funktion prozessorientiert zu integrieren,<br />

da zwischen beiden Funktionen enge Wechselwirkungen bestehen:<br />

die Produktfunktionalität best<strong>im</strong>mt die Prozesseffizienz<br />

und die Art der Organisation beeinflusst den Produktgebrauch.<br />

Der Ansatz des „Efficient Healthcare Consumer Response“ mit<br />

seinen Basisstrategien des „Supply Chain Managements“ und<br />

des „Category Managements“ stellt diese Integration sicher. Die<br />

Informations-, Finanz-, Waren- und Versorgungsströme werden<br />

in Korrespondenz mit dem Anwender- und Patientennutzen<br />

effizient gestaltet.<br />

Darüber hinaus ist die Funktion „<strong>Einkauf</strong> und <strong>Logistik</strong>“ ist gefordert,<br />

ethische Orientierungen und Ziele umzusetzen, indem<br />

bei Produkt- und Technikauswahl auf die Auswirkungen bzgl.<br />

Patienten Outcome, Prozessopt<strong>im</strong>ierung, Handhabung, Sicherheit<br />

und Marketing-Effekte geachtet wird. Nachhaltiger<br />

<strong>Einkauf</strong> ist an den Lebenszykluskosten orientiert und bewertet<br />

<strong>Einkauf</strong>salternativen nach dem Konzept der „Risikogewichteten<br />

Prozessanalyse“.<br />

Literatur:<br />

von Eiff, W. (2013): Ganzheitliches Beschaffungsmanagement: Nachhaltigkeit und Ethik <strong>im</strong><br />

<strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Einkauf</strong>, in: KU Gesundheitsmanagement, 82. Jahrgang, Heft 6/2013.<br />

von Eiff, W. (2012): Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit: Wie sieht’s aus? in: MTD, 38. Jahrgang,<br />

Heft 05/2012, S. 74-76.<br />

von Eiff, W., Hrsg., (2014): Thromboseprophylaxe. Klinische und ökonomische Effekte von<br />

Thromboseprophylaxe-Strümpfen, München, 2014.<br />

von Eiff, W. (2015): Beschaffungsmanagement: Supply Chain und Category Management, in:<br />

Health und Care Management, 6.Jg., Ausgabe 1-2/2015, Seiten 40 – 43.<br />

Centrum für <strong>Krankenhaus</strong>-<br />

Management (Uni Münster)<br />

Brandhoveweg 104<br />

48167 Münster<br />

Tel.: +49 174 / 398 713 2<br />

Fax: +49 2506 / 3944<br />

Internet: www.krankenhausmanagement.de<br />

Ludwig Fresenius Center for<br />

Health Care Management<br />

and Regulation<br />

HHL Leipzig Graduate<br />

School of Management<br />

Jahnallee 59<br />

04109 Leipzig<br />

Internet: www.hhl.de<br />

E-Mail: wilfried.von.eiff@hhl.de<br />

22


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Lisa Schiefer MA/BA<br />

Assistenz des Vorstands für Anästhesiologie<br />

perioperative Medizin und allgemeine<br />

Intensivmedizin, Uniklinikum Salzburg<br />

Prof. Dr. Johannes Kriegel MBA/MPH<br />

Professur für Gesundheitsmanagement,<br />

Fachhochschule Oberösterreich<br />

Y Geschäftsprozessmanagement <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> –<br />

Ausgestaltung und Strategische Relevanz von<br />

Unterstützungsprozessen <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong><br />

Das Gesundheitswesen in Deutschland ist gekennzeichnet<br />

durch einen starken Fokus auf der stationären Gesundheitsversorgung,<br />

eine ausgeprägte Reglementierung sowie eine<br />

charakteristische Spezialisierung der medizinischen Fachdisziplinen.<br />

Aufgrund einer zunehmenden Erwartungshaltung<br />

der Patienten hinsichtlich der Versorgungsqualität der Gesundheitsdienstleistungen<br />

sowie einer verstärkt auftretenden<br />

Knappheit der finanziellen Ressourcen, ergibt sich für das<br />

<strong>Krankenhaus</strong>management die Herausforderung eines konzeptionellen<br />

Dienstleistungsmanagements. Ausgehend von<br />

einer Struktur bezogenen Aufbauorganisation vollzieht sich<br />

aktuell ein Wandel hin zu einer verstärkt Prozess bezogenen<br />

Ablauforganisation.<br />

Prozessorientierung<br />

Hierbei tritt verstärkt die jeweilige prozessbasierte Wertschöpfung<br />

der Krankenhäuser hinsichtlich Versorgungsqualität und<br />

Wirtschaftlichkeit in den Vordergrund. Dabei lassen sich die <strong>im</strong><br />

<strong>Krankenhaus</strong> ablaufenden Prozesse in die Kategorien Pr<strong>im</strong>äre<br />

Leistungsprozesse, Unterstützungsprozesse und Managementprozesse<br />

untergliedern. Die pr<strong>im</strong>ären Leistungsprozesse bilden<br />

die medizinisch-pflegerischen Kernleistungen der Krankenhäuser.<br />

Die Managementprozesse umfassen die übergreifende<br />

Steuerung, Planung, Gestaltung und Controlling der arbeitsteiligen<br />

Aktivitäten. Die Unterstützungsprozesse beinhalten<br />

die Bereitstellung der erforderlichen Produktionsfaktoren<br />

(z. B. Arbeitskräfte, Arbeitsmittel, Informationen und dispositiven<br />

Faktoren am Point of Care (POC)).<br />

Unterstützungsprozesse<br />

Als zentrale Unterstützungsprozesse <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> (siehe<br />

Abb. 1) lassen sich neben der Zusammenführung von Patienten<br />

und Health Professionals am POC, 6 bis 8 relevante Unterstützungsprozesse<br />

(z. B. Medikalprodukte-, Sterilgut-, Arzne<strong>im</strong>ittel-,<br />

Wäsche-, Speiseversorgung sowie die Entsorgungslogistik) identifizieren.<br />

Ferner bilden Administration, Informationstechnik<br />

und Facility Management wesentliche Unterstützungsleistungen<br />

zur Sicherstellung der Leistungsfähigkeit eines <strong>Krankenhaus</strong>es.<br />

Die Bereitstellung der erforderlichen Produktionsfaktoren<br />

am POC, mittels der Unterstützungsprozesse, sollte dabei nach<br />

dem Seven Rights Grundsatz (das heißt: das richtige Gut, in<br />

der richtigen Menge, <strong>im</strong> richtigen Zustand, am richtigen Ort,<br />

zur richtigen Zeit, für den richtigen internen Kunden, zu den<br />

richtigen Kosten) [1] sichergestellt werden. Aufgrund der subopt<strong>im</strong>alen<br />

Organisation der Unterstützungsprozesse kommt es<br />

aktuell zu mitunter erheblichen Suchaktivitäten, Wartezeiten<br />

und Intransparenz am POC. Dies führt zu resultierenden Einbußen<br />

bzgl. der Versorgungsqualität und der Wirtschaftlichkeit<br />

der pr<strong>im</strong>ären Versorgungsprozesse.<br />

Zentrale<br />

Sterilgutversorgung<br />

Medikalprodukteversorgung<br />

Arzne<strong>im</strong>ittelversorgung<br />

Wäschelogistik<br />

Speiseversorgung<br />

Entsorgungslogistik<br />

Abb. 1: Unterstützungsprozesse <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> [2]<br />

24


I. Professionalisierung: Strukturen, Prozesse, Recht<br />

Prioritäre Unterstützungsprozesse<br />

Zwei Erhebungen unter Entscheidungsverantwortlichen in<br />

Deutschland und Österreich (z. B. Geschäftsführung, kollegiale<br />

Führung) ergaben eine abgestufte Priorisierung der unterschiedlichen<br />

Unterstützungsprozesse <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> (siehe<br />

Abb. 2). Es wird deutlich, dass insbesondere jene Unterstützungsprozesse,<br />

die für die medizinische Versorgung relevant<br />

sind, priorisiert und vornehmlich in Eigenleistung erbracht<br />

werden. Ferner zeigte sich, dass insbesondere logistische Teilbereiche<br />

mit mittlerer bzw. geringerer Priorität auf Seiten der<br />

Entscheider <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> verstärkt an externe logistische<br />

Dienstleister vergeben werden. Gleichzeitig streben die zunehmend<br />

auftretenden externen Kontraktlogistikdienstleister ein<br />

möglichst breites und ganzheitliches Leistungsspektrum an.<br />

Unterstützungsprozess D (n=24) AUT (n=41)<br />

Energie, Gas, Wasser Versorgung 1. 3.<br />

Arzne<strong>im</strong>ittelversorgung 2. 1.<br />

Sterilgutversorgung 3. 2.<br />

Blutprodukteversorgung 4. -<br />

Medikalprodukteversorgung 5. 5.<br />

Laborlogistik 6. 4.<br />

Speisenversorgung 7. 6.<br />

Entsorgungslogistik 8. -<br />

Bettenversorgung 9. 8.<br />

Wäscheversorgung 10. 7.<br />

Abb. 2: Prioritäre Unterstützungsprozesse in D und AUT [3]<br />

Strategische Herausforderung<br />

Aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen sowie der<br />

verstärkten Notwendigkeit einer flexiblen Ausgestaltung der<br />

Strukturen und Prozesse in Krankenhäusern kommt der Managementaufgabe<br />

und Strategieentwicklung eine zunehmende<br />

Bedeutung zu. Ausgehend von einer krankenhausspezifischen<br />

Zielsetzung und Strategieentwicklung gilt es, auch bezüglich<br />

der Unterstützungsprozesse, eine abgest<strong>im</strong>mte Funktionsbereichsstrategie<br />

(z. B. Beschaffungs-, Personalrekrutierungs- oder<br />

ICT-Strategie) zu entwickeln. Ziel hierbei ist es, auch die unterstützenden<br />

Funktionsbereiche nach qualitativen und wirtschaftlichen<br />

Vorgaben opt<strong>im</strong>iert auszurichten und zu steuern.<br />

In diesem Zusammenhang gilt es, einen stärkeren Fokus auf<br />

die Querschnittsfunktionen Qualitätsmanagement, Informationsmanagement,<br />

Kostenanalyse, Controlling und <strong>Logistik</strong> zu<br />

legen. Dies gilt auch für die Ausrichtung und Ausgestaltung<br />

der Unterstützungsprozesse in der <strong>Krankenhaus</strong>versorgung.<br />

Instrumente und Indikatoren<br />

Neben der Zielsetzung (z. B. Seven-Rights) und der strategischen<br />

Ausrichtung (z. B. Eigen- oder Fremderbringung) der<br />

Unterstützungsprozesse <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> gilt es, geeignete<br />

Werkzeuge des Dienstleistungsmanagements zu identifizieren<br />

und anzuwenden. Eine Umfrage unter Verwaltungsdirektoren<br />

(n=39) österreichischer Krankenhäuser ergab, dass aktuell<br />

vornehmlich <strong>IT</strong>-Systeme (98%) und die Standardisierung von<br />

Prozessen (70%) sowie <strong>im</strong> Weiteren Barcode/RFID Anwendungen<br />

(52%), Lieferantenopt<strong>im</strong>ierung (52%) und Zentralisierung<br />

(48%) jedoch nur in geringem Maße <strong>Logistik</strong>controlling (33%),<br />

Automatisierung (31%) und Anschluss an ein <strong>Logistik</strong>zentrum<br />

(21%) als Instrumente des Dienstleistungsmanagements von<br />

Unterstützungsprozessen angewendet werden. Im Weiteren<br />

lassen sich <strong>im</strong> Rahmen des Dienstleistungsmanagements von<br />

Unterstützungsprozessen <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> unterschiedliche<br />

Indikatoren und Kennzahlen identifizieren. Die Umfrage unter<br />

österreichischen Verwaltungsdirektoren ergab, dass hier, mit<br />

Patientenzufriedenheit (80%), Kostenentwicklung (73%), Anzahl<br />

der Beschwerdemeldungen (61%) und Mitarbeiterzufriedenheit<br />

(57%), vornehmlich auf Routinedaten bzw. -erhebungen<br />

zurückgegriffen wird. Die Nutzung spezieller und gesondert zu<br />

erhebender Indikatoren, wie Zufriedenheit mit externen Dienstleistern<br />

(33%), Lieferverzögerungen (12%) oder Fehlerraten in<br />

<strong>Logistik</strong>prozessen (10%) erfolgt nur in geringerem Ausmaß.<br />

Ausblick<br />

Zukünftig gilt es, die konzeptionelle Steuerung der Unterstützungsprozesse<br />

nicht nur über die Entscheidung Eigenleistung<br />

vs. Fremdvergabe zu realisieren. Vielmehr erfordert die zunehmende<br />

Bedeutung von Versorgungssicherheit und Servicequalität<br />

<strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> gegenüber Patienten und internen<br />

Kunden ein kontinuierliches und aussagekräftiges Dienstleistungsmanagement<br />

und -controlling. Neben der Schaffung einer<br />

ausreichenden Transparenz bzgl. der Prozess-, Ergebnis- und<br />

Servicequalität der unterschiedlichen Unterstützungsprozesse<br />

<strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>, gilt es mittels eines aussagekräftigen Performance<br />

Measurement und der Anwendung eines Key Performance<br />

Indicator (KPI) Dashboards/Cockpits den Fortschritt und<br />

den Erfüllungsgrad hinsichtlich wichtiger Zielsetzungen sowie<br />

kritischer Erfolgsfaktoren der Unterstützungsprozesse innerhalb<br />

eines <strong>Krankenhaus</strong>es zu messen und zu ermitteln sowie<br />

aufbauende steuernde Maßnahmen zu initiieren.<br />

[1] Plowman, GE. : Elements of business logistics. Stanford: Uni press; 1964.<br />

[2] Kriegel, J. : <strong>Krankenhaus</strong>logistik - Innovative Strategien für die Ressourcenbereitstellung<br />

und Prozessopt<strong>im</strong>ierung <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>wesen. Wiesbaden: Gabler; 2012.<br />

[3] Kriegel, J. / Jehle, F. / Dieck, M. / Mallory, P. : Advanced Services in Hospital Logistics in the<br />

German Health Service Sector. In : Logistic Research 2013; 6(2): 47-56.<br />

Prof. Dr. Johannes<br />

Kriegel MBA/MPH<br />

Fachhochschule Oberösterreich<br />

Department Gesundheits-,<br />

Sozial und Public Management<br />

Garnisonstraße 21<br />

A-4020 Linz<br />

Tel.: + 43 5 0804 / 52490<br />

Fax: + 43 5 0804 / 952490<br />

E-Mail:<br />

johannes.kriegel@fh-linz.at<br />

Internet: www.fh-ooe.at<br />

Lisa Schiefer MA/BA<br />

Universitätsklinik für<br />

Anästhesiologie, perioperative<br />

Medizin und allgemeine<br />

Intensivmedizin<br />

Müllner Hauptstraße 48<br />

A-5020 Salzburg<br />

Tel.: + 43 5 7255 / 57711<br />

Fax: +43 5 7255 / 24199<br />

E-Mail: l.schiefer@salk.at<br />

25


Prof. Dr. med. Martin L. Hansis<br />

Ärztlicher Geschäftsführer des Städtischen<br />

Klinikums Karlsruhe a.D., Ärztlicher Direktor<br />

Diaverum Deutschland GmbH, Honorarprofessur<br />

„<strong>Krankenhaus</strong>management“ K<strong>IT</strong>, Karlsruhe<br />

Y Prozessopt<strong>im</strong>ierung und Prozesscontrolling in der<br />

Zentralen Notaufnahme<br />

1. Allgemeine Situation<br />

Zentrale Notaufnahmen (ZNA) von Krankenhäusern verzeichnen<br />

aktuell eine zunehmende patientenseitige Nachfrage bei<br />

gleichzeitiger Fehlnutzung. Zusammenfassend ergeben sich<br />

folgende Phänomene:<br />

a) Zentrale Notaufnahmen von Krankenhäusern dienen nach<br />

ihrer Natur der Behandlung von medizinischen Notfällen<br />

mit krankenhaustypischen (technischen und personellen)<br />

Ressourcen. Sie sind best<strong>im</strong>mungsgemäß das Portal für eine<br />

medizinisch indizierte außerreguläre stationäre Aufnahme.<br />

b) Durch Inanspruchnahme in Fällen, in denen auch eine ambulante<br />

Behandlung ausreichend wäre, wächst der Anreiz, zur<br />

anschließenden nicht notwendigen stationären Aufnahme. Albrecht<br />

[1] schätzt die Zahl solcher „ambulant-sensitiven <strong>Krankenhaus</strong>fälle“<br />

in 2013 auf 3,5 Millionen. Dabei streut die Fallzahl<br />

je nach Wochentag, Tageszeit und Urbanität der Region.<br />

c) Zur Frage, wie dem gesetzlichen Auftrag zur sektorübergreifenden<br />

Sicherstellung der Notfallversorgung [§ 75 (1b)<br />

SGB V] organisatorisch entsprochen werden kann, machen<br />

Köster et al. [2] umfangreiche Vorschläge.<br />

d) Behandlungen in Zentralen Notaufnahmen sind unterfinanziert<br />

[3].<br />

Im harten Akquise-Wettbewerb unter den Krankenhäusern<br />

ist eine gut frequentierte ZNA hilfreich. So hat das vom Autor<br />

früher geleitete Klinikum (1.500 Betten) rund 40 Prozent seiner<br />

stationären Aufnahmen aus den zwei ZNA (Erwachsene bzw.<br />

Kinder) rekrutiert. Eine ZNA, die niemanden abweist, zusammen<br />

mit einer Klinik mit einem Voll-Angebot scheint attraktiv für<br />

Patienten zu sein. Das gilt auch dann, wenn das <strong>Krankenhaus</strong><br />

aus seinen ZNA-Fällen keine pr<strong>im</strong>ären Fehlbelegungen ableitet.<br />

Die folgenden Ausführungen lenken den Blick – anders als die<br />

o. a. Referenzpublikationen – nicht auf die allgemeine Gesundheitsversorgung<br />

und die dort angetroffenen Fehlallokationen.<br />

Sie wenden sich vielmehr an Kliniken, die eine ZNA vorhalten<br />

und diese ohne pr<strong>im</strong>äre Fehlbelegungen und bei gegebener Vergütungssituation<br />

unternehmerisch und betriebswirtschaftlich<br />

möglichst sinnvoll betreiben wollen.<br />

2. Prozessopt<strong>im</strong>ierung<br />

2.1 Medizinischer Nutzen / Behandlungsqualität: Eine erfolgreiche<br />

Behandlung in medizinisch kritischen bzw. zeitkritischen<br />

Situationen mit Risiken quoad salutem oder quoad vitam beginnt<br />

unmittelbar an der Schnittstelle zwischen Krankentransport<br />

und <strong>Krankenhaus</strong>behandlung i. e. S. Die qualitätsbezogene<br />

Wertigkeit ist historisch lange für das Polytrauma, in den vergangenen<br />

Jahrzehnten analog für zerebrale und kardiale ischämische<br />

Situationen nachgewiesen. Dabei lässt sich der volle<br />

medizinische Nutzen nur dann generieren, wenn das Ineinandergreifen<br />

der diagnostischen und therapeutischen Prozeduren<br />

zwischen den verschiedenen Organisationseinheiten perfekt<br />

geplant und häufig genug trainiert ist.<br />

Ein qualitativ und prozedural bruchloser Übergang zwischen<br />

Notaufnahme und Klinik ist dann relativ einfach, wenn die<br />

Klinik selbst die sich aus der Notfallbehandlung ergebenden<br />

Bedarfe erfüllen kann: Interventionelle Neuroradiologie nach<br />

Apoplex-Erstbehandlung, multidisziplinäres OP-Team nach Polytrauma-Erstbehandlung<br />

u. a. – Kliniken, in denen das nicht<br />

gegeben ist, müssen intern sehr sorgfältig planen, zu welchem<br />

diagnostischen bzw. therapeutischen Zeitpunkt bei welchem<br />

Krankheitsbild üblicherweise die Behandlung an eine andere<br />

Einrichtung abgegeben und der Patient weitergeleitet werden<br />

soll, wie und wohin dies geschehen soll. Dabei können sich aus<br />

einem Umweg über eine interventionell nicht tätige Einrichtung<br />

26


I. Professionalisierung: Strukturen, Prozesse, Recht<br />

Zeitverzögerungen und Risikoerhöhungen ergeben. Für deren<br />

Min<strong>im</strong>alisierung haben die Verantwortlichen Sorge zu tragen.<br />

2.2 ZNA-Zufluss: Zentrale Notaufnahmen zeichnen sich oft<br />

durch einen erheblichen Mangel an Räumen und insbesondere<br />

an Räumen für die ersten organisatorischen und medizinischen<br />

Schritte aus: Anmeldung, Triageraum mit Übergang zum low<br />

care-Bereich (s. Punkt 2.4), Wartezonen für Patienten und Angehörige<br />

u. a. – Sind diese unterd<strong>im</strong>ensioniert, stört dies nicht<br />

nur den medizinischen Ablauf, es trägt auch wesentlich zum<br />

schlechten Image einer ZNA bei (s. Punkt 2.8).<br />

2.3 „Als erstes sieht der Patient den Meister“: Wer ungeplant<br />

ins Autohaus fährt (man verzeihe die Analogie!) trifft dort regelhaft<br />

zuerst auf den Meister, der nach einer kurzen Orientierung<br />

festlegt, wer sich um den Kunden kümmert und was voraussichtlich<br />

geschehen soll. Warum sich umgekehrt ZNA-Patienten<br />

vielfach durch die klinische Hierarchie nach oben durch warten<br />

müssen, ist nicht rational erklärbar. Sofern gesonderte low care-Bereiche<br />

gefahren werden (s. Punkt 2.4) ist eine Erst-Sichtung<br />

ohnehin nötig. Warum sollte diese nicht unmittelbar mit einem<br />

Oberarztkontakt verbunden werden, bei dem die ersten Festlegungen<br />

bereits getroffen werden können (wer übern<strong>im</strong>mt den<br />

Patienten und was sind die voraussichtlichen Maßnahmen?). In<br />

der eigenen (früheren) Klinik konnte ein erheblicher Qualitätsund<br />

Effizienzgewinn schon dadurch erzielt werden, dass (außer<br />

in den Nach-Mitternachtsstunden) <strong>im</strong>mer drei Fachärzte vor<br />

Ort präsent waren (Innere, Neurologie, Chirurgie).<br />

2.4 Low care-Bereich: Hochfrequent nachgefragte Zentrale<br />

Notaufnahmen werden häufig durch ambulante Patienten<br />

„verstopft“, bei denen weder ein Notfall i. e. S. vorliegt noch<br />

eine stationäre Aufnahme zu erwarten ist. Nicht erst seit dem<br />

gesetzlichen Mandat [§ 75 (1b) SGB V] suchen diese nach Möglichkeiten<br />

einer orientierenden Triage mit Weiterbehandlung<br />

der Patienten in einem low care-Bereich. Dies kann ein durch<br />

die Klinik selbst betriebener ZNA-Teil sein; oder es ist eine der<br />

ZNA räumlich unmittelbar angegliederte KV-Ambulanz. Zur<br />

Organisation eines solchen Konstrukts finden sich umfangreiche<br />

Vorschläge bei [2].<br />

Sollte die Klinik auch den low care-Bereich selbst betreiben wollen,<br />

ist nicht nur die Frage der Abrechnung zu klären. Es muss<br />

auch dafür gearbeitet werden, dass sich die dort Tätigen mit<br />

deutlich weniger aufwändigen und deutlich weniger endgültigen<br />

diagnostischen Maßnahmen begnügen (z. B. weiterführende<br />

Diagnostik konzipieren statt durchführen). Dabei kann<br />

es schwierig sein, den Mitarbeitern zu vermitteln, dass links<br />

vom Flur eine andere Medizin gemacht werden soll, als rechts<br />

von Flur.<br />

2.5 Abfluss aus der ZNA: Zu den großen Ärgernissen einer<br />

ZNA-Besatzung gehört die Notwendigkeit, nach getaner medizinischer<br />

Arbeit viel Zeit mit dem Suchen eines freien Betts<br />

<strong>im</strong> Haus verbringen zu müssen. Ein solcher Zustand zeigt das<br />

organisatorische Versagen der Klinikleitung an. Ob man sich<br />

auf tageweise rotierende Aufnahmepflicht einzelner Stationen<br />

einigt oder extra Aufnahmestationen einrichtet – stets hat<br />

die Klinikleitung damit zu leben, dass dort, wo ZNA-Patienten<br />

hinkommen sollen, <strong>im</strong>mer (viele) Betten frei sein müssen. Der<br />

Wahn, nur eine zu fast 100 Prozent belegte Klinik sei eine gut<br />

organisierte Klinik, hat nachgelagert nach der ZNA zu pausieren.<br />

2.6 „Atmender“ Personalbesatz: Dass die patientenseitige<br />

Nachfrage stark schwankend und kaum planbar ist, ist eine<br />

triviale Feststellung; dass die meisten Kliniken darauf nicht mit<br />

einem „atmenden“ Personalbesatz reagieren, ebenfalls. Ohne<br />

Zweifel ist es schwer organisierbar, dass mit weniger als einer<br />

Viertelstunde Vorlauf mehrere Ärzte und/oder Pflegekräfte aus<br />

anderen Stationen oder Funktionsbereichen in der ZNA aushelfen<br />

– nur um Patienten nicht unnötig warten zu lassen. Zumindest<br />

ernsthafte Versuche müssen dennoch unternommen<br />

werden. Und es sollte wenigstens <strong>im</strong> Rahmen des Controllings<br />

(s. Punkt 3) nach Gesetzmäßigkeiten schwankender Nachfrage<br />

gesucht werden.<br />

2.7 Datenhaltung: Es muss dafür gesorgt werden, dass die ZNA<br />

<strong>im</strong>mer Zugriff zu allen alten Akten des Hauses hat. Das ist auch<br />

bei einer rein digitalen Datenhaltung nicht selbstverständlich:<br />

So muss dort der Kreis der Einblickberechtigten für alle Akten<br />

des Hauses auf alle (ärztlichen) Mitarbeiter ausgedehnt werden.<br />

Keinesfalls darf es zum Beispiel vorkommen, dass eine <strong>im</strong> Hause<br />

früher dokumentierte Allergie <strong>im</strong> neuen Akutfall nicht bekannt<br />

ist – mit fatalen Folgen.<br />

2.8 Patientenzufriedenheit: Die Zufriedenheit von Patienten<br />

und ihren Angehörigen mit der Behandlung in einer ZNA<br />

bemisst sich vorwiegend nach einem allgemeinen Gefühl. Es<br />

muss möglich sein, ein „Gefühl der Kompetenz“ zu vermitteln<br />

(lückenlose Übergaben, klare Kommunikation der medizinischen<br />

Sachverhalte, Pflegekräfte / Ärzte, die der jeweiligen Situation<br />

offenkundig gewachsen sind). Und es muss das Gefühl<br />

27


vermittelt werden, dass man sich um den Patienten bemüht<br />

(Vermeidung von Wartezeiten bzw. mit ihm sprechen, wenn es<br />

länger dauert, nicht auf der Liege alleine lassen, nicht <strong>im</strong> Hause<br />

herumirren lassen etc.).<br />

3. Controlling<br />

Das Controlling ist ein gemischt medizinisch-unternehmerisches:<br />

Medizinisch wird nach der Güte der Behandlung gefragt,<br />

unternehmerisch nach dem umfassenden Sinn und<br />

Nutzen der ZNA. Ersteres ist selbstverständlich. Letzteres<br />

ist deshalb notwendig, weil eine ZNA in der Regel für sich<br />

alleine betrachtet weit mehr Kosten als Erträge generiert. Das<br />

Vorgehen ist zweischrittig und dasselbe wie bei allen anderen<br />

großen Entscheidungen <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>:<br />

> Datengenerierung: Für die nachstehend genannten vier Kriteriengruppen<br />

werden Daten generiert – bevorzugt prospektiv<br />

und über mehrere Jahre. Bei fehlenden externen Benchmarks<br />

wird man Zeitreihen verwenden. Wie <strong>im</strong>mer handelt es sich bei<br />

den Parametern möglichst um ehda-Werte, die nicht gesondert<br />

erfasst werden müssen.<br />

a) Medizinische Leistung, (medizinische) Qualität, Portfolio<br />

b) Personalkörper<br />

c) Organisation der ZNA / organisatorische Auswirkungen auf<br />

andere Abteilungen<br />

d) Kosten-Ertrags-Relationen<br />

› Abwägungsentscheidung: Wenn für alle vier Kriteriengruppen<br />

ausreichend Sachinformationen vorliegen, wird <strong>im</strong> Sinne einer<br />

synoptischen Ermessensentscheidung abgewogen, welche<br />

unternehmerische Entscheidung gefällt werden soll. Bezogen<br />

auf eine ZNA ist dies die rezidivierend zu stellende Frage nach<br />

ihrer Existenz, ihrer Größe, Ausstattung, Ausweitung, Einschränkung<br />

etc. sowie nach Fortentwicklung der medizinischen<br />

Prozessvorgaben.<br />

Mögliche Controlling-Parameter sind:<br />

Zu (a): Diagnostische Richtigkeit (Erst- vs. Entlassdiagnosen),<br />

Über- / Unterdiagnostik, Behandlungserfolge, Todesfälle<br />

unter Rean<strong>im</strong>ation (Einzelfallanalyse). Zufriedenheitsanalysen<br />

/ Beschwerden von Patienten, Angehörigen<br />

und Zuweisern.<br />

Zu (b): Direkter Personalbedarf in VK-Äquivalenten und nach<br />

Kompetenzen (ärztliche Kräfte, Pflegekräfte, andere).<br />

Geschätzter indirekter Personalbedarf (Transport,<br />

Diagnostik)<br />

Zu (c): Door to needle-Zeit bzw. Äquivalente aus anderen Fachgebieten.<br />

Patientenwartezeiten. Patientenzahlen nach<br />

Uhrzeit, Wochentag, Jahreszeit. Folgewirkungen auf<br />

nachgelagerte Organisationseinheiten (OP, Intensivstationen<br />

etc.). Richtigkeit der Triage zwischen ZNA und low<br />

care-Bereich.<br />

Zu (d): Über die ZNA aufgenommene Patienten (inkl. Relativgewichte)<br />

in Relation zu anderen Aufnahmeformen,<br />

ggf. direkte Erlöse. Pr<strong>im</strong>äre Fehlbelegung nach ZNA-Aufnahme.<br />

Direkte Kosten (gemessen), veranlasste Kosten<br />

(gemessen oder quotiert), Overheadkosten (quotiert).<br />

Literatur:<br />

[1] Albrecht, M., Zich, K. (2016) Ambulantes Potenzial in der stationären Notfallversorgung.<br />

IGES-Institut Berlin. www.iges.com<br />

[2] Köster, V., Wrede, S., Herrmann, T., Meyer, S., Willms, G., Broge, B., Szescsenyi, J (2016)<br />

Ambulante Notfallversorgung. Analyse und Handlungsempfehlungen. Göttingen: AQUA-Institut<br />

für angewandte Qualitätsforschung und Forschung <strong>im</strong> Gesundheitswesen GmbH.<br />

[3] Haas, C., Larbig, M., Schöpke, T., Lübke-Naberhaus, K.D., Schmidt, C., Brachmann, M., Dodt,<br />

C. (2015) Gutachten zur ambulanten Notfallversorgung <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>. Fallkostenkalkulation<br />

und Strukturanalyse. Management Consult Kestermann GmbH, Hamburg.<br />

Karlsruher Institut<br />

für Technologie<br />

Kaiserstraße 89<br />

76133 Karlsruhe<br />

Deutschland<br />

E-Mail: martin.hansis@kit.edu<br />

Internet: www.kit.edu<br />

28


Vergaberecht <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

Unsere Expertise<br />

Taylor Wessing gehört zu den führenden internationalen Kanzleien<br />

<strong>im</strong> Bereich Life Sciences & Health Care. Seit der ersten<br />

Stunde des Vergaberechts sind wir am Puls der Zeit und begleiten<br />

die gesetzlichen Entwicklungen in diesem so schnelllebigen<br />

wie komplexen europarechtsdominierten Rechtsgebiet.<br />

Auf diese Weise ist es unserem breit aufgestellten, multidisziplinären<br />

Team aus Beratern gelungen, eine ausgeprägte Expertise<br />

in diesem Rechtsgebiet zu begründen und diese ständig<br />

weiter auszubauen.<br />

Dank unserer Erfahrung und der besonderen Branchenkenntnis<br />

<strong>im</strong> Gesundheitsbereich lösen wir die vergaberechtlichen<br />

Probleme <strong>im</strong> Gesundheitssektor – auf Seiten der öffentlichen<br />

Hand und der Bieter. Aufgrund unseres fundierten Wissens<br />

und unseres Know-Hows fließen in unsere Beratung alle Aspekte<br />

ein, die bei Vergabeverfahren <strong>im</strong> Bereich Health Care<br />

unverzichtbar sind. Zu unseren Kernkompetenzen zählt neben<br />

der Beratung von gesetzlichen Krankenkassen bei Beschaffungen<br />

jeglicher Art die Begleitung von Krankenhäusern<br />

und sonstigen medizinischen Leistungserbringern <strong>im</strong><br />

Zusammenhang mit der Vorbereitung und Durchführung von<br />

(komplexen) Vergabeverfahren, Umstrukturierungs- und Privatisierungsmaßnahmen,<br />

dem Abschluss von Kooperationsverträgen,<br />

Vereinbarungen mit Krankenversicherungen sowie<br />

zu Themen des Outsourcings oder des Risikomanagements.<br />

Dabei berücksichtigen wir stets die aktuellen Anforderungen<br />

des jeweils einschlägigen Fachrechts ebenso wie politische<br />

Entwicklungen (u.a. <strong>Krankenhaus</strong>strukturgesetz 2015) sowie<br />

die Schnittstellen zu anderen Rechtsgebieten, insbesondere<br />

des EU-Beihilferechts, des öffentlichen Preisrechts und des<br />

Kommunalrechts.<br />

Darüber hinaus konzipieren wir <strong>im</strong> Rahmen unseren Beratungsleistungen<br />

<strong>im</strong> Bereich Health Care praxisgerechte<br />

vergaberechtliche Compliance-Systeme, um eine rechtssichere<br />

Beschaffung insbesondere von Investitionsgütern,<br />

Verbrauchsgütern und Dienstleistungen sicherzustellen.<br />

Schließlich unterstützen wir Betreiber und Investoren bei der<br />

Errichtung, dem Betrieb, der Sanierung und Übernahme neuer<br />

und bestehender medizinischer Einrichtungen.<br />

„Die empfohlene<br />

Vergaberechtspraxis<br />

ist stark in<br />

der Beratung <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen<br />

[…]“<br />

Juve 2015/2016<br />

Das Team<br />

„Das breit aufgestellte<br />

Team hat<br />

praxisübergreifende<br />

und grenzüberschreitende<br />

Expertise“<br />

Legal 500 - 2016<br />

Durch die Bildung multidisziplinärer standortübergreifender<br />

Teams gewährleisten wir eine jederzeit zielorientierte und erfolgreiche<br />

vergaberechtliche Beratung. Die Fachkenntnisse<br />

unserer Berater ist durch zahlreiche Publikationen und Vorträge<br />

auf hochkarätigen Veranstaltungen <strong>im</strong> Bereich Health<br />

Care belegt. Darüber hinaus stellen wir durch unsere aktive<br />

Mitwirkung an den europäischen Vergaberichtlinien sowie des<br />

nationalen Umsetzungsrechts sicher, dass wir die aktuellen<br />

und künftigen Entwicklungen des Vergaberechts kennen und<br />

mit unserer Rechtsberatung frühzeitig abbilden.<br />

Spiegelbildlich unterstützen wir Bieter bei der erfolgreichen<br />

Teilnahme an Vergabeverfahren <strong>im</strong> Gesundheitssektor –<br />

von der Erstellung von wirtschaftlichen und erfolgreichen<br />

Teilnahmeanträgen und Angeboten über die Begleitung von<br />

Verhandlungen bis hin zum Abschluss rechtssicherer und interessengerechter<br />

Verträge. Im Fall der Fälle vertreten wir die<br />

Interessen unserer Mandanten auf nationaler und internationaler<br />

Ebene.<br />

Ihre Ansprechpartner<br />

Andreas Haak<br />

Head of Competition, EU and Trade<br />

+49 (0)211 83 87 284<br />

a.haak@taylorwessing.com<br />

Dr. Michael Brüggemann<br />

+49 (0)211 83 87 284<br />

m.brueggemann@taylorwessing.com<br />

Europe > Middle East > Asia<br />

taylorwessing.com<br />

© Taylor Wessing 2016<br />

Diese Publikation dient ausschließlich allgemeinen Informations- und Übersichtszwecken. Sie stellt weder eine Behandlung spezifischer Sachverhalte noch eine rechtliche Beratung dar. Die weltweiten<br />

Büros von Taylor Wessing, die eigenständige Rechtssubjekte und als separate Anwaltskanzleien registriert sind, bieten unseren Mandanten integrierte, klare und präzise grenzüberschreitende Lösungen,<br />

die ihnen durch exzellentes juristisches und kommerzielles Know-how zum Erfolg verhelfen. Weitere Auskünfte über unsere Büros und die für sie geltenden Regulierungsbest<strong>im</strong>mungen erhalten Sie über<br />

http://deutschland.taylorwessing.com/de/<strong>im</strong>pressum.


Dr. med. Nanni Reckwitz<br />

Fachärztin für Allgemeinmedizin und<br />

Palliativmedizin,Oberärztin der Zentrale Notaufnahme,<br />

St. Willibrord Spitals Emmerich-Rees<br />

Prof. Dr. Johannes Kriegel MBA/MPH<br />

Professur für Gesundheitsmanagement,<br />

Fachhochschule Oberösterreich<br />

Y Patientenmanagement <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> –<br />

Bedeutung der Zentralen Patientenaufnahme<br />

(ZPA) für die Versorgungsqualität und<br />

Wirtschaftlichkeit in der <strong>Krankenhaus</strong>versorgung<br />

Aufgrund individueller Erwartungshaltungen (z. B. Versorgungsqualität)<br />

und gesellschaftlicher Anforderungen (z. B.<br />

Ressourcennutzung) gegenüber der Leistungserbringung <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen steigt die Bedeutung sowie die Ausgestaltung<br />

des Patientenmanagements. Dies gilt insbesondere für<br />

die arbeitsteilige und ressourcenintensive <strong>Krankenhaus</strong>versorgung.<br />

Daher wird in diesem Bereich zusehends eine verstärkt<br />

patientenzentrierte <strong>Krankenhaus</strong>versorgung gefordert und<br />

angestrebt. Um dieser Herausforderung zukünftig adäquat zu<br />

begegnen, ist ein zielgerichtetes und konzeptionelles Patientenmanagement<br />

erforderlich.<br />

Patientenmanagement<br />

Patientenmanagement umfasst dabei die Gesamtheit der patientenbezogenen<br />

Aktivitäten und Funktionen in einem Gesundheitssystem<br />

(z. B. Gesundheitsregion, <strong>Krankenhaus</strong>, Arztpraxis).<br />

Das Patientenmanagement kann sich dabei sowohl auf die individuellen<br />

Patienten (z. B. Herr Müller, Frau Meier) als auch auf<br />

die übergeordneten Patientengruppen (z. B. ambulante Patienten,<br />

Diabetes-Patienten) beziehen. Ziel ist es, die unterschiedlichen<br />

Gesundheitsdienstleistungen (z. B. Anamnese, Diagnose,<br />

Therapie, Pflege) und unterstützenden Komplementärleistungen<br />

(z. B. Arzne<strong>im</strong>ittel- und Medikalprodukteversorgung,<br />

Sozialleistungen, Informationsbereitstellung) auf die patientenindividuellen<br />

Anforderungen und Bedürfnisse hin effektiv,<br />

effizient und abgest<strong>im</strong>mt bereitzustellen und zu erbringen.<br />

Hierzu ist eine übergreifende Planung und Steuerung sowie ein<br />

aussagekräftiges Monitoring und Controlling erforderlich. Dies<br />

erfordert wiederum eine intensive Kommunikation, Empathie,<br />

Prüfung sowie Bewertung durch und zwischen den beteiligten<br />

Akteuren. Ziel <strong>im</strong> Rahmen der <strong>Krankenhaus</strong>versorgung ist es<br />

daher, durch ein konzeptionelles Patientenmanagement die<br />

Gestaltung der Patientenströme (u. a. mittels ZPA), die Versorgungsqualität<br />

sowie die Ressourcenauslastung positiv zu<br />

beeinflussen.<br />

Patientenlogistik<br />

Hinsichtlich der übergeordneten Patientengruppen hat sich in<br />

der Vergangenheit die Patientenlogistik etabliert. Patientenlogistik<br />

beinhaltet die begleitete und nichtbegleitete Bewegung,<br />

Behandlung und Unterbringung von ambulanten und<br />

stationären Patienten innerhalb eines definierten Bereichs (z. B.<br />

<strong>Krankenhaus</strong>). Der Patient muss dabei zielgerichtet informiert,<br />

gesteuert und koordiniert werden. [1] In diesem Zusammenhang<br />

werden zusehends auch die verschiedenen Patientenströme betrachtet.<br />

Bezogen auf ein <strong>Krankenhaus</strong> gilt es, in einem ersten<br />

Schritt Transparenz bzgl. der aktuellen Patientenströme zu erhalten<br />

(siehe Abb. 1). Je nach Betrachtungshorizont ergeben sich<br />

hier unterschiedliche Werte. Über alle ankommenden Patienten<br />

kann sich eine 80-20 Verteilung bzgl. ambulanter und stationärer<br />

PA ergeben, für internistische PA kann sich dies jedoch in<br />

ein 20-80 Verhältnis umwandeln. In weiteren Schritten lassen<br />

sich beispielsweise die unterschiedlichen Patientenströme analysieren<br />

(z. B. Wartezeiten in den Ambulanzen [2]) und steuern<br />

(z. B. Triage in der Notfallaufnahme [3]).<br />

Zentrale Patientenaufnahme<br />

Die Zentrale Patientenaufnahme (ZPA) umfasst die gebündelte<br />

interdisziplinäre (ggf. in größeren Häusern auf internistische,<br />

chirurgische bzw. notfall- oder ambulante/stationäre Fällen<br />

ausgerichtete) Patientenaufnahme. Die ZPA fungiert dabei als<br />

eine Schnitt- und Leitstelle zwischen Umwelt und <strong>Krankenhaus</strong>.<br />

Ziel ist es, neben der Anamnese und Erstversorgung sowie<br />

Triage eintreffender Patienten, die Schaffung von Transparenz<br />

30


I. Professionalisierung: Strukturen, Prozesse, Recht<br />

sicherstellt (siehe Abb. 2). Die ZNA und ZPA leisten dadurch einen<br />

maßgeblichen Beitrag für die nachfolgende Versorgungssicherheit<br />

und -qualität und beeinflussen dadurch nicht nur die wirtschaftliche<br />

Ressourcennutzung <strong>im</strong> Haus, sondern vor allem das<br />

Risiko- und Qualitätsmanagement der <strong>Krankenhaus</strong>versorgung.<br />

Abb. 1: Transparenz und Visualisierung von<br />

Patientenströme <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>wesen [4]<br />

hinsichtlich Patientenaufkommen (z. B. Anzahl, Wartezeiten,<br />

elektive Patienten), Dringlichkeit der erforderlichen Behandlung<br />

(z. B. Notfall, akute Erkrankung, Befindlichkeitsstörung) sowie<br />

Verfügbarkeit und Angemessenheit benötigter Ressourcen<br />

(z. B. OP-Planung, Bettenmanagement, Diagnostik-/Funktionsabteilungen)<br />

auch die daraus resultierenden Konsequenzen<br />

für Patienten und <strong>Krankenhaus</strong> zu kommunizieren und koordinieren.<br />

Hierzu ist, neben einer ausreichenden und interdisziplinären<br />

medizinischen Erfahrung, auch eine unterstützende<br />

interne und externe Kooperation mit den relevanten Akteuren<br />

und Professionen erforderlich. Die ZPA (ggf. in Verbindung mit<br />

der Zentralen Notfallaufnahme (ZNA)) bildet damit einen entscheidenden<br />

Stellhebel für die nachfolgenden Prozesse und<br />

resultierenden Ergebnisse des Versorgungsnetzwerkes <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong><br />

sowie die parallel und nachgelagerten Leistungen <strong>im</strong><br />

regionalen Gesundheitssystem.<br />

Abb. 2: Patientensteuerung durch ZNA und ZPA<br />

Literatur:<br />

[1] Hollstein, B. / Jehle, F. / Kriegel, J. : Das Ende des Wirrwarr – Transparenz und besserer<br />

Service durch opt<strong>im</strong>ierte Patientenlogistik. In : KU Gesundheitsmanagement, 5/2008, S. 25-28.<br />

[2] Jehle, F. / Hollstein, B. / Kriegel, J. : Patientenorientierung <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> – Evaluation von<br />

Patientenwartezeiten in der stationären <strong>Krankenhaus</strong>versorgung. In: Gesundheitsökonomie<br />

& Qualitätsmanagement, 6/2010, 15(6): S. 286-291.<br />

[3] Fleck, M. / Zeuner, M. / Schölmerich J. : Die zentrale Patientenaufnahme (ZPA) – Schnittstelle<br />

zwischen ambulanter und stationärer Patientenversorgung. In: Medizinische Klinik,<br />

12/2009, 30(12): 925-930.<br />

[4] Kriegel, J. / Jehle, F. / Moser, H. / Tuttle-Weidinger, L.: Patient logistics management in<br />

Bavarian and Austrian hospitals – A Comparison of Bavarian and Austrian hospitals. In: International<br />

Journal of Healthcare Management, 2016; DOI: 10.1080/20479700.2015.1119370.<br />

Steuerung der Patientenströme durch ZNA und ZPA<br />

Ein wesentlicher Stellhebel zur Steuerung der Patientenströme<br />

<strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> ist, neben einem patientenbezogenen Caseund<br />

Entlass-Management sowie einem übergreifenden und<br />

transparenten Ressourcenmanagement (z. B. OP-Planung, Bettenmanagement),<br />

eine zentrale Einheit und Systemschnittstelle<br />

<strong>im</strong> Aufnahmeprozess wie die ZNA sowie die ZPA mit integrierter<br />

medizinischer Aufnahme. Ziel ist es, neben einer ausreichenden<br />

Transparenz, z. B. hinsichtlich Patientenstatus, Wartezeiten,<br />

Ressourcenverfügbarkeit, auch eine bestmögliche Versorgungskette<br />

zu planen, zu initiieren und zu steuern. Hierzu sind<br />

frühestmögliche und definierte Triagen (z. B. Manchester-Triage-System)<br />

erforderlich, die ein standardisiertes Verfahren zur<br />

schnellen und bedarfsgerechten Festlegung von sicheren und<br />

nachvollziehbaren Behandlungsprioritäten ermöglicht und<br />

Prof. Dr. Johannes<br />

Kriegel MBA/MPH<br />

Fachhochschule Oberösterreich<br />

Department Gesundheits-,<br />

Sozial und Public Management<br />

Garnisonstraße 21<br />

A-4020 Linz<br />

Tel.: + 43 5 0804 / 52490<br />

Fax: + 43 5 0804 / 952490<br />

E-Mail:<br />

johannes.kriegel@fh-linz.at<br />

Internet: www.fh-ooe.at<br />

Dr. med. Nanni Reckwitz<br />

St. Willibrord-Spital<br />

Willibrordstraße 9<br />

46446 Emmerich<br />

Internet: www.willibrord.de<br />

31


Dr. Cornelia Hoffmann<br />

Leiterin Geschäftsbereich Materialwirtschaft,<br />

Universitätsklinikum Heidelberg<br />

Y Die Kunst der Beschaffung<br />

Im positiven Sinne sind die Anforderungen an die Administration<br />

vielfältiger und interessanter geworden. Wenn Innovationen<br />

gefragt sind und gleichzeitig stupide Arbeitsprozesse<br />

durch Digitalisierung abgelöst werden, kann es die Mitarbeiter<br />

motivieren, hier erfüllende Tätigkeiten auszuüben.<br />

© Hendrik Schröder<br />

Das Unternehmen „<strong>Krankenhaus</strong>“ ist ein Dienstleistungsanbieter,<br />

dessen Kundenwünsche vielfältiger nicht sein können.<br />

Einerseits hat die <strong>im</strong>mens fortschreitende Technologisierung<br />

der medizinischen Versorgung nahezu unbegrenzte Möglichkeiten<br />

in der Patientenbehandlung mit sich gebracht; andererseits<br />

gehen damit jedoch enorme Kostensteigerung bei der Diagnostik<br />

und Therapie einher. Eine entsprechende Erlösorientierung<br />

hat schon lange Einzug in das Gesundheitswesen erhalten.<br />

Das hat zur Folge, dass die Anforderungen an die Administration<br />

eines <strong>Krankenhaus</strong>es deutlich gestiegen sind: die Diversität<br />

der Materialien erfordert ein breites Know-how der <strong>Einkauf</strong>smitarbeiter,<br />

die Einnahmen und Ausgaben können nicht mehr<br />

nur gebucht, sondern sie müssen gesteuert werden. Rechtliche<br />

Fragen, wie Haftung, Versicherung oder die Betreuung von medizinischen<br />

Schadensfällen gehören zum Alltag. Zudem hat das<br />

Personal, das <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> arbeitet, zu Recht einen Anspruch<br />

darauf, opt<strong>im</strong>al betreut zu werden.<br />

Um diese Herausforderungen erfolgreich meistern zu können,<br />

besteht für jedes <strong>Krankenhaus</strong> bzw. Universitätsklinikum die<br />

Notwendigkeit einer permanenten Organisationsentwicklung.<br />

Der Arzt benötigt mehr Informationen, die Pflege dringend einfachere<br />

Werkzeuge um der Dokumentationspflicht nachzukommen.<br />

Die riesige Menge an Daten muss in Datawarehouses<br />

verwaltet und mit nutzerfreundlichen Interfaces abgerufen<br />

werden können.<br />

Der neue Stellenwert der Materialwirtschaft wurde <strong>im</strong> Universitätsklinikum<br />

Heidelberg schon 2010 erkannt: in Form der<br />

Ausgliederung als eigener Geschäftsbereich. Als entscheidender<br />

Player bei den <strong>Logistik</strong>prozessen, Budgetgesprächen, Drittmittelanträgen<br />

und Nebentätigkeiten entsteht so <strong>im</strong> Zusammenspiel<br />

mit den anderen administrativen Bereichen heute ein<br />

Œuvre, ein <strong>Krankenhaus</strong> zeitgemäß zu führen.<br />

Auch vor dem Bereich der Materialwirtschaft macht die Digitalisierung<br />

nicht halt. Das Stichwort lautet hier E-Procurement.<br />

Im Universitätsklinikum Heidelberg werden jährlich ca. 220 Mio.<br />

Euro für Sachkosten, davon werden ca. 80 Mio. Euro für medizinische<br />

Verbrauchsgüter ausgegeben.<br />

Um dieses Volumen verarbeiten zu können, stand dem Universitätsklinikum<br />

Heidelberg bereits seit 1993 ein eigenentwickeltes<br />

Anwendungssoftwareprodukt zur Verfügung, das die Bestellung<br />

von Materialien und Arzne<strong>im</strong>itteln <strong>im</strong> Zentrallager bzw. in<br />

der Apotheke unterstützt („Matanf“). Die Bestellanforderung<br />

wurde zum größten Teil mit mobilen Datenerfassungsgeräten<br />

erfasst und übermittelt. Schon damals war eine barcodebasierte<br />

Erfassung der anzufordernden Materialien integriert. Seit<br />

2003 steht hierfür die SAP-Eigenentwicklung „BISI – Bedarfs-<br />

32


I. Professionalisierung: Strukturen, Prozesse, Recht<br />

melde- und Informationssystem Heidelberg“ zur Verfügung.<br />

Die bisherigen Funktionalitäten wurden unter anderem um eine<br />

Chargendokumentation, die Abbildung des Konsignationslagers<br />

und eine fallbezogene Materialerfassung erweitert.<br />

Die Nutzung von elektronischen Katalogen verspricht einen<br />

weitestgehend automatisierten <strong>Einkauf</strong>, vereinfachte Bestellabläufe<br />

und ermöglicht die Opt<strong>im</strong>ierung der operativen Beschaffungsprozesse.<br />

Bisher werden elektronische Lösungen aber nur<br />

von rund einem Drittel der Krankenhäuser genutzt. Ein Schwerpunkt<br />

der Materialwirtschaft lag daher in den letzten Jahren<br />

<strong>im</strong> Aufbau eines Content Management, in dem Stammdaten<br />

gepflegt, Kataloge migriert und Daten in einem SAP-Business<br />

Warehouse ausgewertet werden.<br />

Anstelle des operativen <strong>Einkauf</strong>s wird das „Strategische Beschaffungsmanagement“<br />

weiter ausgebaut: Die inhaltliche<br />

Bewertung der Produkte, Preise und Erlöse, die Beratung der<br />

Anwender zu Substitutionsmöglichkeiten, die Einführung einer<br />

standardisierten Chargendokumentation und die Abbildung<br />

breit gefächerter Verhandlungsverfahren gehören zu den<br />

neuen Aufgaben dieses Bereiches.<br />

Neue Medizinprodukte müssen seit 2013 ähnlich wie in der<br />

schon etablierten Arzne<strong>im</strong>ittelkommission in einer sogenannten<br />

„Medizinproduktekommission“ standardisiert beantragt<br />

werden. Dabei sind neben der Produktbeschreibung Angaben<br />

zur erwarteten Fallzahl, DRG-Abrechnung, Studien- bzw. Literaturverweise<br />

zu machen. Gleichzeitig findet hier die Entscheidung<br />

statt, ob das neue Medizinprodukt als NUB beantragt<br />

werden soll. Interessanterweise setzt sich diese Kommission<br />

aus Vertretern der Materialwirtschaft (Vorsitz), Medizintechnik,<br />

Medizincontrolling, Finanzen und Drittmittelwirtschaft<br />

zusammen. Für medizinische Fragen werden temporär Experten<br />

aus dem Bereich Pflege oder ärztlicher Dienst beratend<br />

hinzugezogen.<br />

Die Erfolgsfaktoren liegen dabei in der Interdisziplinarität und<br />

der abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit. Durch den<br />

Aufbau eines <strong>Einkauf</strong>scontrollings können alle Informationen<br />

zu Bestellvolumen, Abnahmemengen sowie Vergleiche<br />

zwischen Aufwand und Erlösen tagesaktuell abgefragt werden.<br />

Durch das fallbezogene Scannen, also die direkte Zuordnung<br />

von verbrauchtem Material auf den medizinischen Fall,<br />

lassen sich Chargenrückverfolgungen abbilden und es kann<br />

eine Kostenträgerrechnung erfolgen. Damit unterstützt das<br />

Universitätsklinikum Heidelberg jährlich die Kalkulation des<br />

DRG-Systems.<br />

Die Technologisierung allein bleibt <strong>im</strong>mer nur das Handwerkszeug;<br />

die qualitative Verbesserung schafft allein der Mensch.<br />

Um das Gestalten zu lernen, benötigt der Mitarbeiter den<br />

entsprechenden Freiraum, mit offenen Augen durch seinen<br />

Arbeitsalltag zu gehen, unübersichtliche Prozesse zu erkennen<br />

und an<strong>im</strong>iert zu werden, neue Wege zu suchen und dann seine<br />

Ideen auszuprobieren.<br />

Unerlässlich hierbei ist es, die Mitarbeiter über die einzelnen<br />

Schritte zu informieren und somit auch abzuholen. Change<br />

Management n<strong>im</strong>mt einen höheren Stellenwert bei der Veränderung<br />

von Prozessen und Abläufen ein, als landläufig angenommen<br />

und praktiziert wird. Die ganzheitliche Strategie muss<br />

durch die Führungsebene mitgetragen werden. Eine entsprechende<br />

Führungskultur muss holistisch wachsen.<br />

Eine der Hauptaufgaben der Führungskräfte ist es, die eigenen<br />

Mitarbeiter kennenzulernen; die jeweiligen Stärken und Potentiale<br />

herauszuarbeiten und zu fördern. Eines der wichtigsten<br />

Werkzeuge hierbei ist das Führen von persönlichen Gesprächen<br />

– mindestens einmal <strong>im</strong> Jahr. Jedes Jahr!<br />

Dabei geht es weniger darum, höhere Gehälter zu verhandeln,<br />

als hinzuschauen, was <strong>im</strong> vergangenen Jahr gut oder weniger<br />

gut gelaufen ist, wie der Mitarbeiter seine Anerkennung <strong>im</strong><br />

Team findet oder welche unausgesprochenen Probleme ihn<br />

33


ewegen. Ergänzt durch Zielvereinbarungen werden die für die<br />

nächste Periode gestellten Aufgaben verdeutlicht und gleichzeitig<br />

wird ein Anreiz geschaffen, das Vereinbarte zu erreichen.<br />

Die Thematik des Personal-Recruiting n<strong>im</strong>mt auch <strong>im</strong> Bereich<br />

der Materialwirtschaft einen <strong>im</strong>mer größeren Stellenwert ein.<br />

So ist eine gezielte Nachwuchsförderung unerlässlich. Sie beginnt<br />

mit der Ausbildung <strong>im</strong> Bereich Verwaltung und Lagerwirtschaft<br />

und setzt sich in Dualen Studiengängen <strong>im</strong> Bereich<br />

Handel oder <strong>Logistik</strong> fort.<br />

Der neue, gewichtige Stellenwert der Materialwirtschaft wird<br />

somit bedingt durch eine verstärkte Erlösorientierung und die<br />

fortschreitende Digitalisierung der Krankenhäuser. Gestaltet<br />

wird dieser durch Führungskräfte und Mitarbeiter – mit Hilfe<br />

neuer Technologien, die durch die Automatisierung operativer<br />

Prozesse die Ressourcen für ein strategisches Beschaffungsmanagement<br />

erst freisetzen. Die Kunst besteht darin sie <strong>im</strong> Sinne<br />

der Mitarbeiter und der Effizienz zu nutzen.<br />

Wünschenswert ist ebenfalls ein größerer Einfluss auf die <strong>im</strong><br />

Rahmen von Berufungsverhandlungen nötigen Beschaffungen<br />

durch Abgabe einer Stellungnahme.<br />

Auch das Begleiten von Studien, die durch den GBA vorgegebene<br />

Nutzenbewertung neuer Medizinprodukte erforderlich sind,<br />

kann die Materialwirtschaft professioneller machen.<br />

Conclusio<br />

Wenn wir in unseren Krankenhäusern interessierte Bedarfsträger<br />

finden, die sich auf das „Verhandlungsspiel“ einlassen, und<br />

gleichzeitig in mehr Beschaffungs-„Künstler“ investieren, die<br />

mit Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition<br />

Spaß an ihrem Job haben, kann die Materialwirtschaft das Unternehmen<br />

<strong>Krankenhaus</strong> zum Erfolg führen.<br />

Quo vadis?<br />

Zukünftig wird der Ausbau der standardisierten Vergabeprozesse<br />

durch öffentliche Ausschreibungen eine entscheidende<br />

Rolle spielen. Hierzu müssen die Bedarfsträger entsprechende<br />

Leistungsverzeichnisse erstellen, die von einer zentralen Vergabestelle<br />

veröffentlicht werden. Aktuell wird dies beispielhaft<br />

bei Strom, Wäsche, Wirtschaftsbedarf etc. erfolgreich durchgeführt.<br />

Eine Herausforderung werden sicherlich spezielle Medizinprodukte<br />

wie Schrittmacher, Defibrillatoren sein. Hier ist<br />

vor allem die – nicht <strong>im</strong>mer ganz leichte – Abst<strong>im</strong>mung mit dem<br />

Arzt bzw. der Pflege, die diese Produkte einsetzen, ein Manko.<br />

Dabei muss nicht nur der Preis berücksichtigt werden, sondern<br />

auch Sekundäraspekte wie Schulungsaufwand für die neuen<br />

Produkte, Lagerkapazitäten, Lieferzeiten sowie die Nachbetreuung<br />

der Patienten.<br />

Der Verweis auf den Flaschenhals offenbart sich in unserem<br />

größten Wunsch: eine durchgängig bessere Datenqualität von<br />

den Lieferanten! Hier ist die Qualität selbst <strong>im</strong> Jahr 2016 noch<br />

sehr diffizil. Es gibt noch <strong>im</strong>mer Lieferanten, die gedruckte Kataloge<br />

stellen und nur PDF-Dateien versenden – mit der Folge<br />

eines Medienbruchs. Wir wünschen uns valide Stammdaten<br />

mit einer standardisierten Materialklassifikation, die anwenderorientiert<br />

sind.<br />

Universitätsklinikum<br />

Heidelberg<br />

Im Neuenhe<strong>im</strong>er Feld 672<br />

69120 Heidelberg<br />

Tel.: +49 6221 56-6770<br />

E-Mail: cornelia.hoffmann@<br />

med.uni-heidelberg.de<br />

Internet: www.klinikum.<br />

uni-heidelberg.de<br />

34


Helmut Drummer<br />

Leiter Materialwirtschaft und Service,<br />

Diakonie-Klinikum Stuttgart gGmbH<br />

Y Erfolgreich mit dem Aldi-Prinzip<br />

Drei Wege gibt es zum Fortschritt: Durch eigene Erfahrung,<br />

das ist der bitterste Weg. Durch eigenes Denken, das ist der<br />

edelste Weg. Nachahmen ist der dritte und leichteste Weg,<br />

vermutlich auch der schnellste und der günstigste. Aber wer<br />

ist nachahmenswert? Können wir <strong>im</strong> Klinikeinkauf zum Beispiel<br />

etwas vom Bestseller Aldi lernen?<br />

Die Reduzierung auf das Wesentliche<br />

„Weniger ist schwer“ beschreibt der ehemalige Aldi-Manager<br />

und Autor Dieter Brandes ein wichtiges Aldi-Prinzip in seinem<br />

Buch „Konsequent einfach“. Kein Schnick-Schnack, Konzentration<br />

auf das wirklich Wichtige ist die Botschaft. Alle Leistungen<br />

und Ausgaben werden daraufhin geprüft, ob sie wirklich<br />

dem Unternehmensziel dienen. Tun sie dies nicht, sind sie<br />

Verschwendung. Kein Platz für persönliche Eitelkeiten und<br />

überd<strong>im</strong>ensionierte Traumausstattungen. Verschwendungspotenziale<br />

zu suchen, sie zu benennen und entschlossen zu<br />

vermeiden hat nichts mit Qualitätsreduzierung zu tun. Welche<br />

Potenziale könnten in deutschen Kliniken gehoben werden,<br />

wenn es allen Beteiligten gelänge, Entscheidungen über<br />

neue Produkte oder neue Anwendungen an diesen Kriterien<br />

auszurichten. Käme es nicht allen zugute, wenn durch Standardisierung<br />

reduzierte Sachkosten für wesentlich Wichtigeres<br />

eingesetzt werden könnten? Zum Beispiel für mehr qualifiziertes<br />

Personal. Weniger könnte in diesem Fall so viel mehr sein.<br />

Vertrauen als höchstes Gut<br />

Viele Kunden greifen bei Aldi ins Regal ohne auf den Preis zu<br />

achten. Das ist gar nicht so verwunderlich, denn Aldi ist die<br />

Lebensmittelmarke mit dem höchsten Vertrauen ihrer Kunden.<br />

Viele Kunden vertrauen darauf, dass sie bei Aldi ein Produkt zum<br />

günstigsten Preis bei bestmöglicher Qualität erhalten. Ein Vertrauen<br />

dieser Art wird durch keine noch so brillante Marketingstrategie<br />

erzielt, es ist das Ergebnis ehrlicher und konsequenter<br />

Ausrichtung an Preis und Qualität. Was wäre, wenn Kliniken mit<br />

gleicher Leidenschaft daran arbeiten würden, dieses Vertrauen<br />

bei ihren Patienten, ihren Einweisern oder ihren Kostenträgern<br />

zu erreichen? Was wäre, wenn die <strong>Einkauf</strong>sabteilung in der Klinik<br />

ein solches Vertrauen ihrer Geschäftsführung genießen würden?<br />

Sie müsste nicht wie be<strong>im</strong> Spiel des Igels mit dem Hasen<br />

von einem windigen Sofort-Einsparpotenzial zum nächsten laufen,<br />

sie könnte stattdessen gute und nachhaltige Sort<strong>im</strong>entsund<br />

Standardisierungsarbeit machen.<br />

Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

Gerne argumentieren die Unwirtschaftlichen, dass die Qualität<br />

eben wichtiger sei als der Preis. Man könnte <strong>im</strong> Umkehrschluss<br />

vermuten: Je höher das Defizit, umso höher muss die Qualität in<br />

einer deutschen Klinik sein. Wenn es nur so einfach wäre. Jeder<br />

Einkäufer hat schnell gelernt: Selten ist das teuerste Produkt das<br />

beste – und das billigste Produkt ist nicht <strong>im</strong>mer das schlechteste.<br />

Die große Aufgabe in dem zunehmend unübersichtlichen<br />

Markt an Medicalprodukten und Medizingeräten ist, das für das<br />

eigene Haus angemessene Produkt zu finden und dafür den<br />

bestmöglichen Preis sicherzustellen. Es geht nicht um Qualität<br />

oder Wirtschaftlichkeit. Es ist möglich, Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

und damit Erfolg unter einen Hut zu bekommen!<br />

Aldi ist erfolgreich<br />

Aldi ist erfolgreich. Viele Kliniken in Deutschland sind es nicht.<br />

Das hat vielfache, auch politische Ursachen. Es gibt wohl kein<br />

komplexeres System als das der <strong>Krankenhaus</strong>finanzierung. Ein<br />

System, das durch permanente politische Eingriffe solide Planungen<br />

nahezu unmöglich macht. Die Beteiligten in diesem<br />

Markt können weiterhin ihren Fortschritt ausschließlich aus<br />

eigenen Erfahrungen generieren. Das kann bitter sein. Sie können<br />

aber auch von den Besten lernen. Ein kleiner Blick über den<br />

Tellerrand genügt dazu oft schon.<br />

Diakonie-Klinikum<br />

Stuttgart gGmbH<br />

Rosenbergstraße 38<br />

70176 Stuttgart<br />

Tel.: +49 711 / 991-1200<br />

Fax: +49 711 / 991-1290<br />

E-Mail: drummer@<br />

diak-stuttgart.de<br />

Internet: www.<br />

diakonie-klinik.de/<br />

35


Holger Meyer<br />

Leiter der Abteilung <strong>Einkauf</strong>,<br />

Charité – Universitätsmedizin Berlin<br />

Dr. Alexander Hewer<br />

Leiter Geschäftsbereich Finanzen und <strong>Einkauf</strong>,<br />

Charité – Universitätsmedizin Berlin<br />

Y Verzahnung von Controlling und <strong>Einkauf</strong> in<br />

Kliniken – Entwicklungsstandards und Trends<br />

Controlling und <strong>Einkauf</strong> sind klassische Geschäftsbereiche jeder<br />

Klinik, wobei der Stellenwert als auch die Verzahnung der beiden<br />

Organisationseinheiten von Klinik zu Klinik differiert. In der<br />

Charité ist die Verzahnung – also die Zusammenarbeit miteinander<br />

und der Informationsfluss untereinander sehr ausgeprägt.<br />

Die positiven Unternehmensergebnisse der letzten Jahre und<br />

die positive Entwicklung vieler Charité-Kliniken sind sicherlich<br />

auch auf diese etablierten Strukturen zurückzuführen.<br />

Im Folgenden werden zunächst die Pr<strong>im</strong>äraufgaben des Controllings<br />

sowie des <strong>Einkauf</strong>s skizziert und auf die bestehende<br />

Verzahnung eingegangen. Abschließend werden Ideen einer<br />

weiteren Zusammenarbeit beschrieben.<br />

Aufgaben des Controllings<br />

Das Controlling übern<strong>im</strong>mt die Steuerung der Wirtschaftlichkeit<br />

und Rentabilität einer Klinik und n<strong>im</strong>mt dabei die Planungs-,<br />

Koordinations- und Kontrollaufgaben wahr, um die Unternehmensführung<br />

mit den notwendigen Instrumenten und Informationen<br />

zu versorgen. Zur Sicherstellung der Ziele der Kliniken<br />

ist das Controlling natürlich auch auf die Zusammenarbeit mit<br />

den einzelnen Stakeholdern angewiesen. Dies sind in erster Linie<br />

die pr<strong>im</strong>ären Leistungsträger der einzelnen Kliniken.<br />

Die Materialkosten stellen neben den Personalkosten den<br />

zweithöchsten Anteil der Gesamtkosten einer Klinik dar. Eine<br />

enge Kollaboration des Geschäftsbereichs Controlling mit dem<br />

Bereich <strong>Einkauf</strong> ist somit für die Steuerung und Erreichung des<br />

Klinikergebnisses Grundvoraussetzung ebenso wie für die Erarbeitung<br />

gezielter Maßnahmen zur Steigerung der Rentabilität<br />

der einzelnen Kliniken/Fachbereiche.<br />

Aufgaben des <strong>Einkauf</strong>s<br />

Die Pr<strong>im</strong>äraufgabe des <strong>Einkauf</strong>s einer Klinik ist es, die Versorgung<br />

der Klinik mit (1) Waren bzw. Dienstleistungen in der (richtigen)<br />

Qualität (2) zur richtigen Zeit und am richtigen Ort und<br />

(3) zum günstigsten (wirtschaftlichsten) Preis sicherzustellen.<br />

Zur Erfüllung von Anforderung 1 ist in einem Klinikum, in<br />

dem die Spezifikation der Produkte größtenteils durch die Pr<strong>im</strong>är-Leistungserbringer<br />

best<strong>im</strong>mt wird, die möglichst frühzeitige<br />

Abst<strong>im</strong>mung mit den Ärzten und Wissenschaftlern<br />

erforderlich. Zur Erfüllung von Anforderung 2 stellt der <strong>Einkauf</strong><br />

die Lieferkette zusammen mit den Lieferanten und der Klinik-<strong>Logistik</strong><br />

sicher.<br />

Zur Erfüllung von Anforderung 3, des wirtschaftlichen Preises,<br />

ist die Interaktion mit allen Stakeholdern des Klinikeinkaufs notwendig.<br />

Insbesondere relevant sind hier die Lieferanten sowie<br />

die Ärzte. Doch wer best<strong>im</strong>mt die beste Wirtschaftlichkeit? Ist<br />

ein niedriger Preis <strong>im</strong>mer wirtschaftlich? Aus Sicht des <strong>Einkauf</strong>s<br />

ist das sicherlich der Fall, wenn die Klinik den niedrigsten Preis<br />

z. B. für einen 2-Kammer-Defibrillator bei der Firma XY in<br />

Deutschland hat. Aber ist dadurch auch die Wirtschaftlichkeit<br />

der Prozedur sichergestellt? Sicherlich nicht per se … Für<br />

die Adressierung dieser Fragestellungen ist der Austausch des<br />

<strong>Einkauf</strong>s mit dem Controlling notwendig und für eine professionelle<br />

und systematische Adressierung ist eine „Verzahnung“<br />

des <strong>Einkauf</strong>s mit dem Controlling notwendig.<br />

Derzeitige Verzahnung des <strong>Einkauf</strong>s und des Controllings<br />

in der Charité<br />

Wie bereits beschrieben sind der <strong>Einkauf</strong> und das Controlling gegenseitig<br />

auf Informationen und das Mitwirken des „Anderen“<br />

angewiesen. In der Charité erfolgt dieser Austausch systematisch<br />

zwischen dem Strategischen <strong>Einkauf</strong> und dem Bereich Kliniksteuerung<br />

des Controllings. Dabei existieren momentan zwei<br />

systematische Themenbereiche des Informationsaustausches:<br />

36


I. Professionalisierung: Strukturen, Prozesse, Recht<br />

a. Preisfindung<br />

Zur Verhandlung des wirtschaftlichen Preises muss, wie vorher<br />

beschrieben, die Frage beantwortet sein, was ein Medizinprodukt<br />

max<strong>im</strong>al kosten darf. Dafür dient als „Richtwert“ der in den<br />

DRGs vorgesehene Sachkosten- bzw. Implantatkostenanteil.<br />

Das Min<strong>im</strong>umziel des <strong>Einkauf</strong>s ist es, einen <strong>Einkauf</strong>spreis zu<br />

erzielen, der <strong>im</strong>mer unterhalb der vom InEK (Institut für das Entgeltsystem<br />

<strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>) veranschlagten Kosten liegt. Hier<br />

ist zu beachten, dass die in der DRG veranschlagten Kosten <strong>im</strong>mer<br />

auf Durchschnittswerten basieren, was die Kostenstruktur<br />

einer Universitätsklinik leider nur bedingt widerspiegelt. Tendenziell<br />

hat eine Universitätsklinik eine höhere Kostenstruktur<br />

als z. B. ein kommunales <strong>Krankenhaus</strong> – allein durch die Schwere<br />

der Fälle, längere Operationszeiten und den teilweise notwendigen<br />

Einsatz von hochpreisigen (innovativen) Materialien.<br />

Deshalb ist der <strong>Einkauf</strong> auf aktuelle Ist-Kosten der Prozeduren<br />

angewiesen, aus denen sich genaue Zielpreise ergeben, nämlich<br />

wieviel ein Implantat max<strong>im</strong>al kosten darf, um eine positive<br />

Deckung über die Prozeduren sicherzustellen bzw. welcher Produktmix<br />

über die Prozeduren eine Deckung der Fälle sicherstellt.<br />

Diese Informationen werden dem <strong>Einkauf</strong> für die wichtigsten<br />

Prozeduren durch das Controlling zusammengestellt und tragen<br />

somit zur Findung des wirtschaftlich besten Preises bei.<br />

(1) Bei der Erfassung und Übermittlung der Ist-Kosten je Fall ist<br />

der zeitliche Versatz entscheidend, denn gerade hier zählt das<br />

Sprichwort „Zeit ist Geld“. Je früher eine „unterdeckte“ Prozedur<br />

identifiziert wird, desto früher kann eine Klinik durch<br />

Preisverhandlungen oder den Einsatz alternativer Produkte<br />

reagieren. Eine systematische und zeitnahe Erfassung der<br />

Ist-Kosten wird in der Charité weiter vorangetrieben. Ziel ist<br />

es, jederzeit per Knopfdruck die tagesaktuellen Ist-Kosten<br />

und Erlöse zu kennen.<br />

(2) Neben endogenen Faktoren wie Behandlungs- und/oder Liegezeiten<br />

existieren exogene Faktoren, die einen Einfluss auf<br />

die Wirtschaftlichkeit einer Prozedur haben. Die Erfassung,<br />

Beurteilung und Adressierung dieser exogenen Faktoren<br />

sollte in Form eines Frühwarnsystems <strong>im</strong> Unternehmen<br />

verankert werden. So sollten Informationen über exogene<br />

Faktoren wie USt-Anpassungen sowie Preiserhöhungen auf<br />

Medizinprodukte und über Änderungen <strong>im</strong> Vergütungssystem<br />

zentral erfasst und konsolidiert weitergegeben werden.<br />

b. Kliniksteuerung<br />

Zur Erreichung der Ziele der medizinischen Kliniken werden<br />

in der Charité regelmäßige Kliniksteuerungsgespräche durchgeführt.<br />

Die für die Kliniken verantwortlichen Strategischen<br />

Einkäufer sind in den Steuerungsgesprächen anwesend, um<br />

zu best<strong>im</strong>mten Prozeduren Lösungen zum Materialeinsatz<br />

zu erzielen. Dabei stellt der Strategische Einkäufer neben der<br />

bestehenden Beschaffungssituation einer Warengruppe oder<br />

Prozedur auch konkrete Vorschläge zur Reduzierung von Materialkosten<br />

vor. Zur Erarbeitung der Vorschläge in Form von Substitutionsmatrizen<br />

und Wirtschaftlichkeitsberechnungen werden<br />

die Pr<strong>im</strong>är-Leistungserbringer von Beginn an einbezogen und<br />

gemeinsam die zu erreichenden Zielmengen abgest<strong>im</strong>mt und<br />

verabschiedet.<br />

Ideen zur weiteren „Verzahnung“ in der Charité<br />

Die beschriebene Verzahnung ist wesentlich, um den wirtschaftlichen<br />

Herausforderungen zu begegnen. Wo es notwendig<br />

ist, sollte und wird die Verzahnung noch intensiviert bzw.<br />

weiterentwickelt.<br />

Abteilung <strong>Einkauf</strong><br />

Geschäftsbereich Finanzen<br />

und <strong>Einkauf</strong> der Charité –<br />

Universitätsmedizin Berlin<br />

Campus Benjamin Franklin<br />

Hindenburgdamm 30 (Haus IV)<br />

12203 Berlin<br />

Dr. Alexander Hewer<br />

Tel.: +49 30 / 450 572 001<br />

Fax: +49 30 / 450 757 2900<br />

E-Mail:<br />

alexander.hewer@charite.de<br />

Holger Meyer<br />

Tel.: +49 30 / 450 574 052<br />

E-Mail:<br />

holger.meyer@charite.de<br />

37


Sabine Köchling<br />

Geschäftsführerin, Paul Gerhardt Diakonie Services GmbH<br />

Ulrich Pieper<br />

Geschäftsführer, PIP<strong>IT</strong>S Business Management GmbH<br />

Y Potentiale des strategischen <strong>Einkauf</strong>s<br />

und Strukturwandel<br />

Wirtschaftliche Situation deutscher Krankenhäuser weiter<br />

unverändert<br />

Gesamtkosten der deutschen Krankenhäuser für die <strong>Krankenhaus</strong>versorgung<br />

(2014): 91,4 Mrd. €, davon ca. 60% Personalkosten und ca. 40% Sachkosten (35 Mrd. €)<br />

Stat. Pat. (Mio Pat.)<br />

SK (Mrd. €)<br />

Kosten<br />

34<br />

32<br />

30<br />

28<br />

26<br />

24<br />

22<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

Sachkosten<br />

34<br />

32<br />

30<br />

28<br />

26<br />

24<br />

22<br />

Stationäre Patienten<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

2005 2006 2007 2008 … 2011 2012 2013<br />

Stat. Pat. (Mio Pat.)<br />

SK (Mrd. €)<br />

Neue Wege für den Beschaffungs- und <strong>Logistik</strong>bereich <strong>im</strong> EVV | 09. Dezember 2013<br />

Zwischen 2005 und 2014 stiegen die<br />

Sachkosten (SK) um 55 % – die Anzahl<br />

der stationären Fälle nur um 12%.<br />

Der Anteil des medizinischen<br />

Sachbedarfs ist dabei gleich geblieben<br />

und liegt bei ca. 49%, Wirtschafts- u.<br />

Verwaltungsbedarf bei ca. 16%, Energie<br />

bei ca. 7%, Lebensmittel bei ca. 6%.<br />

(Quellen: StatBA 2015, Fachserie 12, Reihe 6.3 Kostennachweis der<br />

Krankenhäuser)<br />

Die Steigerung der Sachkosten ist hauptsächlich bedingt durch Mengensteigerung und<br />

Struktureffekte (Innovationen bei medizinischem Sachbedarf mit klinischem Vertrieb).<br />

Der Preis allein ist nicht entscheidend!<br />

Der Preis ist nicht entscheidend!<br />

Ein kurzer Blick auf die Seite der Industrie macht dies deutlich.<br />

Der weltweite Markt für Medizintechnik hatte <strong>im</strong> Jahr 2009 ein<br />

Volumen von 224,1 Mrd. Dollar – der deutsche Markt 28,4 Mrd.<br />

Euro bei einem Wachstum von 11,6 Prozent in 2015.<br />

Der <strong>Einkauf</strong> ringt mit kurzen Produktlebenszyklen und einer<br />

professionellen Vertriebsstruktur:<br />

Seite 1<br />

> > Frage nach nicht erstattungsfähigen Hilfsmitteln n<strong>im</strong>mt<br />

weiter zu.<br />

Nach Jahren hervorragender Arbeit kommerzieller EKG als solide<br />

Antwort auf den konsolidierten Markt der Industriepartner,<br />

steht vorrangig der Preis durch Bündelung auf der Agenda.<br />

Hier gibt es signifikante Erfolge zu verzeichnen und doch kann<br />

damit nicht das weitere Steigen der Sachkosten in den Krankenhäusern<br />

aufgehalten werden.<br />

Doch nun ist es Zeit, innezuhalten und zu schauen, welche weiteren<br />

Erfolgsfaktoren <strong>im</strong> <strong>Einkauf</strong> zur nachhaltigen Senkung der<br />

Sachkosten noch nicht ausgeschöpft sind!<br />

Das <strong>Krankenhaus</strong> oder der <strong>Krankenhaus</strong>träger muss eine klare<br />

Strategie entwickeln, auf deren Basis auch eine Beschaffungsphilosophie<br />

greift. Einige der privaten Träger machen es uns<br />

dabei vor.<br />

Strategie – Prozess – Struktur<br />

PRIO<br />

STRATEGIE PROZESS STRUKTUR<br />

> > mehr als 700.000 Medikalprodukte auf dem Markt;<br />

> > Hersteller erzielen ca. 1/3 ihres Umsatzes mit Produkten, die<br />

sich weniger als 3 Jahre auf dem Markt befinden;<br />

> > 3 Mrd. Euro für Marketing und 25.000 Außendienstmitarbeiter.<br />

Die Wahrnehmung der Industrie am Standort Deutschland:<br />

EINKAUF<br />

LOGISTIK<br />

Nachhaltige Senkung der<br />

Sachkosten um > 10%<br />

Zentralisierung und Ausweitung<br />

der Modulversorgung<br />

Reorganisation aller<br />

Beschaffungsprozesse<br />

in den PGD<br />

Einrichtungen<br />

Reorganisation der<br />

<strong>Logistik</strong>prozesse in den<br />

PGD Einrichtungen<br />

Zentrale Aufbauorganisation<br />

SAP (Bestellungen,<br />

Stammdaten, Disposition)<br />

<strong>IT</strong><br />

DTR-Webshop (Einheitliches<br />

Bestellwesen für die Anwender)<br />

Betreibermodell mit <strong>Logistik</strong>dienstleister<br />

SAP (Bestandsführung &<br />

<strong>IT</strong><br />

Lagerwirtschaft)<br />

> > Potential zur Marktentwicklung wird <strong>im</strong> Ausland (insbesondere<br />

Asien / Südamerika) signifikant positiver bewertet;<br />

> > Preisentwicklung und Mengenentwicklung <strong>im</strong> Bereich Implantate<br />

rückläufig;<br />

> > Preisverfall Disposables / Commodities, Akzeptanz für Advanced<br />

Woundcare steigt;<br />

APOTHEKE<br />

Sicherstellung der<br />

Arzne<strong>im</strong>ittelversorgung<br />

Reorganisation der<br />

Betriebsprozesse<br />

Zentrale Aufbauorganisation in Berlin<br />

SAP-Konsolidierung<br />

<strong>IT</strong><br />

DTR-Webshop<br />

Auf Basis einer klar definierten Strategie und der Erkenntnis,<br />

Neue Wege für den Beschaffungs- und <strong>Logistik</strong>bereich <strong>im</strong> EVV | 09. Dezember 2013 Seite 2<br />

wo man steht, kommt die Geschäftsleitung nicht umhin, die<br />

Prozesse und die Organisationsstruktur einem ehrlichen Review<br />

zu unterziehen und die notwendige Reorganisation vorzuneh-<br />

38


I. Professionalisierung: Strukturen, Prozesse, Recht<br />

men. Ohne organisatorische Einschnitte ist es nicht möglich,<br />

eine Strategie konsequent umzusetzen.<br />

Laut der Strategie „Erreichen einer nachhaltigen Verbesserung<br />

der SK-Rentabilität und Ausschöpfen der noch vorhandenen<br />

MES-Potentiale“ umfasst<br />

Die Einsparungen <strong>im</strong> <strong>Einkauf</strong> von morgen müssen durch erhebliche<br />

Vorinvestitionen möglich gemacht werden. Kosten<br />

für Personalentwicklung, Infrastruktur und <strong>IT</strong> gehen leicht in<br />

siebenstellige Bereiche. Die Funktionen <strong>Einkauf</strong>, <strong>Logistik</strong> und<br />

Sachkostencontrolling werden bei der PGDS in einer zentralisierten<br />

Beschaffungsorganisation verbunden, auf diese Weise<br />

entstand eine leistungsfähige Einheit, die in der Lage ist, langfristig<br />

und dauerhaft Rationalisierungsreserven <strong>im</strong> System abzuschöpfen.<br />

Die Ergebnisse dieser strategischen Intervention<br />

sind deutlich sichtbar in der Gewinn- und Verlustrechnung der<br />

kaufmännischen <strong>Krankenhaus</strong>einheiten angekommen.<br />

eine Beschaffungsphilosophie<br />

> > Bestpricing und professionelle Verhandlungen in einem aktiven<br />

Beschaffungsnetzwerk<br />

> > Konsequente Durchführung von Standardisierungsprojekten<br />

in allen sachkostenrelevanten Feldern (konsumtiv, investiv<br />

und Dienstleistung) unter Einbeziehung der Ärzte und der<br />

Pflege<br />

> > Konsequentes Reporting und Stammdatenmanagement (Positivlisten)<br />

in einem zentralen ERP-System<br />

> > Permanente gemeinsame Auseinandersetzung von möglichen<br />

Rentabilitätsverbesserungen durch Einbeziehung der<br />

Aufwands-, Erlös- und Leistungsdaten in einem DV-Tool<br />

> > Einführung einer papierlosen Materialwirtschaft durch einen<br />

Online-Webshop und Implementierung von bedarfsgerechten<br />

Versorgungsketten vom Lieferanten über unser <strong>Logistik</strong>zentrum<br />

bis in den Schrank<br />

ich <strong>im</strong> EVV | 09. Dezember 2013 Seite 3<br />

Die Paul Gerhard Diakonie Services GmbH (PGDS) bedient derweil<br />

aus dem zentralen Organisationsgebilde für <strong>Einkauf</strong> und<br />

<strong>Logistik</strong> in Berlin heraus 35 Krankenhäuser. Die erzielten Einsparungen<br />

belaufen sich auf kumuliert weit mehr als 3,5 Mio. Euro<br />

p.a. Das hat besonders <strong>im</strong> konfessionellen <strong>Krankenhaus</strong>markt<br />

für Aufmerksamkeit gesorgt und führt dazu, dass sich die PGDS<br />

als Dienstleister bundesweit aufstellt. Geplant sind derzeit<br />

insgesamt 7 <strong>Logistik</strong>einheiten, die über die <strong>Einkauf</strong>szentrale in<br />

Berlin angesteuert werden.<br />

Das Gleichgewicht zwischen Flexibilität und Komplexitätsreduktion<br />

wird erreicht, indem dem Kunden drei standardisierte<br />

Prozessketten (workblocks) zur Auswahl gestellt werden:<br />

Das klingt so einfach, aber das ist es nicht, denn organisatorische<br />

Einschnitte führen zu Veränderungen, die nicht von allen<br />

mit offenen Armen empfangen werden, aber dennoch für eine<br />

nachhaltige Absenkung der Sachkosten notwendig sind.<br />

r den Beschaffungs- und <strong>Logistik</strong>bereich <strong>im</strong> EVV | 09. Dezember 2013 Seite 4<br />

Viele kleinere Häuser und Verbünde scheuen dies daher noch<br />

<strong>im</strong>mer, aber es ist Zeit, die Strukturen auf die Agenda zu nehmen<br />

und starke Verbünde aufzubauen.<br />

a) PGDS – Warehousemanagementsystem. Diese Variante eignet<br />

sich für die Errichtung von größeren <strong>Logistik</strong>einheiten <strong>im</strong><br />

Bundesgebiet.<br />

b) Materialwirtschaftslösung auf SAP-Basis für Disposition und<br />

Lagerbetrieb. Diese Variante eignet sich für kleinere <strong>Logistik</strong>einheiten,<br />

insbesondere bei der Auslagerung der kundeneigenen<br />

Lagerbetriebe.<br />

„Der Weg in die Zukunft führt über starke Verbünde und verbindliche<br />

Kooperation – auch ökumenisch.“<br />

Von Sabine Köchling, PGDS<br />

c) Anbindung von <strong>Logistik</strong>dienstleistern über SAP-Standardschnittstellen.<br />

Diese Variante dient dazu, Kunden integrieren zu<br />

können, die sich bereits von der <strong>Logistik</strong> getrennt haben und einen<br />

externen Lagerbetreiber in die Lieferkette eingebaut haben.<br />

39


Unabhängig von den einzelnen „workblocks“ wird jede Lieferung<br />

durch PGDS zentral koordiniert und die Auslieferung bis in<br />

den Stationsschrank durchgehend überwacht. Dies geschieht<br />

über einen definierten Prozessstandard der Intralogistik.<br />

ist der Zugriff – gesichert über das Web – die gewählte Lösung,<br />

damit jeder Geschäftsführer und Kostenstellenverantwortliche<br />

die Daten einsehen und auswerten kann, wann und wo er dieses<br />

für richtig befindet. Dashboards sind vorkonfiguriert und der<br />

Anwender wird in die Lage versetzt, in die Daten einzutauchen<br />

bis hinunter zu den Rohdaten, welche für die jeweilige Auswertung<br />

genutzt worden sind.<br />

Von Dipl. Ing. Ulrich Pieper, PIP<strong>IT</strong>S<br />

Das zentrale Nervensystem der Lösung besteht aus drei über<br />

Schnittstelle verbundene <strong>IT</strong>-Komponenten, die zentral über<br />

<strong>IT</strong>-Dienstleister gehostet und flexibel aus aller Welt über Datenleitungen<br />

erreicht werden können. Im Mittelpunkt steht das<br />

SAP-System der PGDS, welches die Bereiche Materialwirtschaft,<br />

Finanzbuchhaltung und Controlling für die Kunden bereitstellt.<br />

Die Anforderungen aus den Stations- und Funktionsbereichen<br />

werden einheitlich über das sogenannte DTR-System (Desktop-Requisition)<br />

erfasst und an die <strong>Logistik</strong> weitergeleitet.<br />

Dabei bietet das System Web-Shop, Katalogmanagement,<br />

OP-Versorgung, Apothekenanbindung, Büromittellogistik,<br />

Modulversorgung in einer konsolidierten Lösung an, welche<br />

über einen einfachen Web-Zugriff für alle Endkunden erreichbar<br />

gemacht wird. Besonders einfach ist die Anbindung an das integrierte<br />

Warehousemanagement des DTR-Systems, welches die<br />

Anforderungen vom Endkunden übern<strong>im</strong>mt und ohne Schnittstellen<br />

und Papiereinsatz bis zur Auslieferung medienbruchfrei<br />

realisiert.<br />

Für das Sachkostencontrolling wurde eine eigene BI-Engine<br />

geschaffen, welche die Sachkostenrentabilität bis auf Kostenstellenebene<br />

errechnet und ein Benchmarking zwischen<br />

den einzelnen Teilnehmern der Lösung zulässt. Die BI-Lösung<br />

übern<strong>im</strong>mt die Rohdaten aus dem SAP System der Zentrale und<br />

wertet diese entsprechend der Kundenvorgaben aus. Auch hier<br />

Paul Gerhardt Diakonie<br />

Services GmbH<br />

Griesingerstraße 8<br />

13589 Berlin<br />

Tel.: +49 30 / 3702-27143<br />

E-Mail: sabine.koechling@<br />

pgdiakonie.de<br />

Internet: www.pgdiakonie.de<br />

PIP<strong>IT</strong>S Business<br />

Management GmbH<br />

Littenstraße 10<br />

10179 Berlin<br />

Tel.: +49 30 / 634 29 456<br />

Fax: +49 30 / 546 23 125<br />

E-Mail: ulrich.pieper@pipits.de<br />

Internet: www.pipits.de<br />

40


Martin Gut<br />

Leiter Beschaffung und <strong>Logistik</strong>, Spital STS AG<br />

Y <strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> auf neuen Wegen<br />

Ein realisiertes Projekt der Spital STS AG, CH-Thun<br />

Ziel der realisierten Lösung war die Zusammenfassung und<br />

Effizienzsteigerung aller beschaffungs- und logistikrelevanten<br />

Prozesse. Pflegestationen und verschiedenste Fachbereiche<br />

wurden entlastet von Beförderungen, Lager-, Bestandes-<br />

und Stammdatenmanagement, Inventur bis zum<br />

vollumfänglichen Materialmanagement. Dazu wurden u. a.<br />

eine Materialkommission initiiert, neue Lagersysteme mit<br />

40 % höherer Verdichtung auf den Stationen eingeführt<br />

und folglich die Lieferfrequenz bis fünffach reduziert, oder<br />

Lieferzyklen verschiedenster Bedarfe zusammengefasst und<br />

<strong>im</strong> Gegenzug mit der Retrologistik verbunden. Über alles<br />

betrachtet liegt eine realisierte Effizienzsteigerung von 55 %<br />

vor! Die grundlegende Idee war mutig und überschritt jedes<br />

angestammte Denken. Doch <strong>im</strong> Fokus stand klar: „Was nützt<br />

der Gesamtunternehmung am meisten“. Das Aufbrechen von<br />

Systemgrenzen und Einflussbereichen mit Unterstützung<br />

des Managements war der Schlüssel zum Erfolg. Die Folge<br />

ist ein durchgängiges, standardisiertes System mit klaren Zu-<br />

ständigkeiten und Abgrenzungen. Die <strong>Logistik</strong> erkennt ihren<br />

bedeutenden Einfluss zur Gegenwirkung auf den Kostendruck<br />

und vor allem dem Fachkräftemangel <strong>im</strong> Gesundheitswesen.<br />

Am Spital Thun wurde bis heute eine Entlastung um 290 Stellenprozente<br />

(Pflege 240 / andere 50 STP) bereits realisiert. Bis<br />

zum Projektabschluss <strong>im</strong> Oktober <strong>2017</strong> werden es für die Pflege<br />

mind. 310 STP (inkl. Materialmanagement OP-inside) und andere<br />

90 STP sein. Im Verhältnis zur Gesamtbettenanzahl in der<br />

Schweiz (Thun 230; CH 37‘836) bedeutet dies eine freigesetzte<br />

Pflegekapazität von 510 Vollzeitstellen bzw. eine Gesamtkostenreduktion<br />

(gehaltsklassenbereinigt) von CHF 31.6 Mio./Jahr.<br />

Daran darf sich das „angeschlagene“ Schweizer Gesundheitswesen<br />

best<strong>im</strong>mt freuen!<br />

Motivation<br />

Im Vergleich zu <strong>Logistik</strong>konzepten in anderen Krankenhäuser<br />

lag es auf der Hand; für unsere Zielerreichung musste die Lösung<br />

grösser, umfassender und weitsichtiger sein! Es soll alle<br />

Ausgangslage (886min./Wo.)<br />

Apotheke<br />

30<br />

Pflegeabteilung<br />

297<br />

Pilot Projekt<br />

(705min./Wo.)<br />

Apotheke<br />

20<br />

Pflegestatio<br />

n<br />

72<br />

Wäscherei<br />

15<br />

Küche<br />

2<br />

Opt<strong>im</strong>um<br />

(507min./Wo.)<br />

Pflegeabt<br />

eilung<br />

42<br />

Distributionslogistik<br />

398<br />

Distributionslogistik<br />

595.5<br />

Distributionslogistik<br />

455<br />

Wäscherei<br />

140<br />

Küche<br />

21<br />

42<br />

Spital STS AG Thun • Titel • Autor • Abteilung


I. Professionalisierung: Strukturen, Prozesse, Recht<br />

Spitalliste / Versorgungsauftrag<br />

Sinkende Baserate<br />

Sinkendes Costweight<br />

Konkurrenz<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

Patiententransport<br />

Kleininvestitions<br />

-güter<br />

Red. Hersteller<br />

Markenvielfalt<br />

-> Sicherheit<br />

Sterilgüter<br />

Einweg Prüfung<br />

Antrag an GL<br />

Einführung<br />

Evaluation<br />

Cafeteria<br />

Speisentransport<br />

Küche 5x vs. tägl.<br />

Notfallzentrum<br />

NEU<br />

Fachkräftemangel<br />

Personalintensiver<br />

Betrieb<br />

Kostendruck<br />

Einsatzzeit<br />

nach Bedürfnis<br />

Standardkatalog<br />

Evaluation zum Standard<br />

aus Bestehendem<br />

Kurier<br />

Guidelines<br />

B+L<br />

Sort<strong>im</strong>entsprüfung /-<br />

straffung<br />

Stammdaten<br />

Erfassung<br />

Bedarfsmengen<br />

kalkulieren<br />

Verhandlung<br />

Andler<br />

Lagerartikel<br />

Definierte<br />

Lieferzyklen<br />

Bestellpunkt &<br />

Bestellmenge<br />

Stationen<br />

Lagerkap.<br />

berechnen &<br />

gütergerechte<br />

Lagerhaltung<br />

z.T.<br />

Übernahme<br />

der zentralen<br />

Lagerhaltung<br />

vollständige<br />

Bewirtschaftung<br />

B+L<br />

Patient<br />

Retrologistik<br />

Externe DL<br />

Entsorgung /<br />

Reinigung<br />

Distribution von<br />

Pflege – Labor<br />

durch B+L<br />

Lager<br />

übernommen<br />

Pandemie Lager<br />

Übernahme der<br />

Lagerhaltung &<br />

ganze<br />

Bewirtschaftung<br />

STP Verschiebung MA<br />

Prüfung und Erhalt<br />

Exitus<br />

Laborproben<br />

Sort<strong>im</strong>entsstraffung<br />

Küche / Hartwaren<br />

Sort<strong>im</strong>entsstraffung<br />

Anforderung<br />

Bedarfsklärung<br />

Getränke & Tee<br />

Woche X grosse<br />

Umstellung<br />

Aufhebung<br />

Wäscherei DL<br />

Planung DL Wechsel<br />

Anforderung<br />

Sort<strong>im</strong>entsstraffung<br />

Bedarfsklärung<br />

Wäsche (Bett- und<br />

Patientenwäsche)<br />

Infusionen ab<br />

Lager Apo<br />

Apotheke<br />

ZSVA<br />

104% auf<br />

95%<br />

Recycling<br />

Partner<br />

Erhöhung<br />

Akzeptanz &<br />

Vertrauen B+L<br />

260 STP<br />

Entlastung<br />

Prozesskosten Reduktion<br />

CH-weit 31.6 Mio<br />

freigesetzte Pflege von 510<br />

Vollzeitstellen<br />

Effizienzsteigerung um 55%<br />

erdenklichen Güter zur Versorgung einer Pflegeabteilung umfassen.<br />

Das benötigte Sort<strong>im</strong>ent soll der Pflege ohne Aufwände<br />

von ihnen zur Verfügung stehen.<br />

Mit den Hauptfaktoren, Sort<strong>im</strong>entsstraffung und Lagervolumenerhöhung<br />

(= reduzierte Lieferzyklen), wurde es geschafft,<br />

eine Beruhigung und Glättung ins System zu bringen. Natürlich<br />

bringt dies höhere Bestände bzw. gebundenes Kapital mit sich.<br />

Jedoch stellt man die heutigen Zinskosten für 1.2 Mio. CHF ins<br />

Verhältnis mit Mitarbeiterkosten, so ist der Kostentreiber in<br />

der Manpower schnell erkannt. Bei unseren kostengünstigen<br />

Produkten ist die Erhöhung des Lagerumschlages, was mehr<br />

Mitarbeiterkapazität fordert, nicht rentabel. Durchschnittlich<br />

hat eine Abgabeeinheit des med. Verbrauchsmaterials 150<br />

Gramm Gewicht, ein Volumen von 1.360 cm3 (entspricht einem<br />

11x11x11cm grossen Würfel) und einen Stückpreis von CHF 3.65.<br />

Dem gegenüber stehen die gesamten Lagerhaltungskosten die<br />

auf Pickings verteilt CHF 3.39 ausmachen (99‘881 Picks <strong>im</strong> 2014).<br />

Durch mehr als dreiwöchige persönliche Arbeitseinsätze vom<br />

Leiter Beschaffung + <strong>Logistik</strong> und dem Leiter Lager- und Distributionslogistik<br />

in der Verteilung / Sammlung von Betten,<br />

Wäsche, Getränken, Patientenmahlzeiten, Infusionen, Schmutzwäsche,<br />

Kehricht, PET, Laborproben, Zytostatika Abfälle (Chemotherapien),<br />

Pflegematerial, med. Verbrauchsgüter, Sharps<br />

(kontaminierte und verletzungsgefährliche Güter), Medizintechnische<br />

Geräte, Reinigungsmittel und -produkte, Sterilgüter<br />

aus der ZSVA (zentrale Sterilisationsversorgungsabteilung),<br />

Briefpost, Paketpost, Kurierlieferungen, Altglas, … wurde eine<br />

vollumfängliche IST-Aufnahme vollzogen.<br />

In aufwändiger Kleinarbeit wurden die effektiv benötigten Anforderungen<br />

ausgeschält und in ein neues <strong>Logistik</strong>konzept zur<br />

Ver- und Entsorgung aller Bedarfsträger gegossen. Das Endprodukt<br />

sei folgend in einer distributions-spezifischer Metapher<br />

ausgedrückt.<br />

Metapher<br />

Mit der Umsetzung haben wir die Vielzahl bestehender und<br />

autonomer Kleinbusunternehmen zu einem Regionalbusbetrieb<br />

mit einem zentralen Depot und geeignetem Fahrzeug<br />

zusammengeführt, einen bedarfsgerechten Fahrplan designt,<br />

die nötigen Bushaltestellen der Passagieranzahl entsprechend<br />

angepasst, elektronische Fahrkarten und Datenaustausch<br />

eingeführt und, wo sinnvoll und effektiv, zusätzliche Haltestellen<br />

eröffnet zur vollumfänglichen und rechtzeitigen Beförderung<br />

der Bedarfe, zur Abdeckung der Region, bei 55%iger<br />

Ressourceneinsparung.<br />

Bezug zum Markt<br />

Das Projekt hat nicht nur Bezug zum Markt. Vielmehr ist es<br />

eine realistische Lösung zur unumgänglichen Entwicklung<br />

am Markt! Es lässt sich mittelfristig nicht abwenden, dass alle<br />

Massnahmen ergriffen werden müssen, um die Pflege von<br />

allen Support- und Nebentätigkeiten zu entlasten. Nur so ist<br />

das Erfordernis an quantitativer und qualitativer Leistung <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen zukünftig sicher zu stellen.<br />

Originalität und Einzigartigkeit<br />

Das Spezielle oder die Einzigartigkeit des Projekts war die Gesamtunternehmensorientierung.<br />

Der Nutzen aus dem Projekt<br />

war nicht auf die projektführende Abteilung Beschaffung +<br />

<strong>Logistik</strong> gerichtet, sondern zum Nutzen des ganzen Unternehmens<br />

und seiner Wettbewerbsfähigkeit. Nicht pr<strong>im</strong>är die<br />

Prozesse der <strong>Logistik</strong> wurden opt<strong>im</strong>iert, sondern bestehende<br />

Support-/Prozesse der Pflege und anderen Fachbereichen übernommen,<br />

mit den eigenen verbunden und zu einem angestrebten<br />

Opt<strong>im</strong>um entwickelt.<br />

Spital STS AG / Spital Thun<br />

<strong>Krankenhaus</strong>straße 12<br />

CH - 3600 Thun<br />

Tel.: +41 33 / 226 49 53<br />

E-Mail:<br />

martin.gut@spitalstsag.ch<br />

Internet: www.spitalstsag.ch<br />

43


Markus Wiegand<br />

Geschäftsführer, Wiegand AG<br />

Y Just-in-T<strong>im</strong>e für die <strong>Krankenhaus</strong>logistik<br />

In vielen Industriebetrieben, etwa der Maschinen- oder Autoindustrie,<br />

werden Produktion und Prozesse nach der sogenannten<br />

Just-in-t<strong>im</strong>e-Methode (J<strong>IT</strong>) organisiert. Das ebenso<br />

einfache wie effiziente Prinzip: Statt kostenintensiver Lager zu<br />

unterhalten und auf Vorrat zu produzieren oder zu lagern, werden<br />

stets nur diejenigen Güter bereitgestellt, die tatsächlich<br />

benötigt werden. Mit der Methode lassen sich enorme Einsparungen<br />

erzielen. Könnte J<strong>IT</strong> auch einen Weg für Krankenhäuser<br />

sein, um das Personal zu entlasten und Kosten zu sparen?<br />

Just-in-t<strong>im</strong>e bezeichnet ein logistikorientiertes, dezentrales Organisations-<br />

und Steuerungskonzept, bei dem nur das Material<br />

in der Stückzahl und zu dem Zeitpunkt geliefert wird, wie es auch<br />

tatsächlich zur Erfüllung der Kundenaufträge benötigt wird.<br />

In den 1940er Jahren wurde Just-in-t<strong>im</strong>e be<strong>im</strong> japanischen Autobauer<br />

Toyota erstmals umgesetzt. Mit Hilfe des einfachen<br />

Kanban-Bestellsystems steuerte Toyota den Materialfluss entsprechend<br />

den Bedürfnissen der Produktion: Sobald bei der<br />

Warenentnahme ein markierter Meldebestand erreicht wird,<br />

bestellt ein Mitarbeiter die Ware in einer definierten Menge<br />

nach. Mit diesem Prinzip machte Toyota die Automobilproduktion<br />

schlanker und wettbewerbsfähiger.<br />

In den letzten Jahrzenten wurde die Kanban-Methode kontinuierlich<br />

weiter verfeinert. Die sogenannte Industrie 4.0 erhöhte<br />

die Intelligenz der Lagerplätze so weit, dass die dezentrale Materialflusssteuerung<br />

<strong>im</strong>mer genauer wurde und gleichzeitig<br />

<strong>im</strong>mer weniger menschliche Aufmerksamkeit erforderte. Das<br />

führte zu einem schlankeren Gesamtprozess, reduzierte die<br />

Durchlaufzeiten und Kapitalbindung – und damit die Kosten<br />

für alle Beteiligten.<br />

Enormer <strong>Logistik</strong>aufwand in Krankenhäusern<br />

Werfen wir einen Blick auf eine typische <strong>Krankenhaus</strong>-Abteilung<br />

von heute: Wie sieht dort die Lagerhaltung und die Produktbewirtschaftung<br />

aus? Im Durchschnitt hat eine Abteilung 200<br />

bis 300 verschiedene Verbrauchsartikel am Lager. <strong>Einkauf</strong> und<br />

<strong>Logistik</strong> müssen dafür sorgen, dass so unterschiedliche Waren<br />

wie Spritzen, Ampullen, sterile Handschuhe, Blutentnahmeröhrchen,<br />

Verbandsmaterial, Mundschutz, aber auch Wäsche oder<br />

Personalkleidung stets in ausreichender Zahl zur Verfügung<br />

stehen. Im Zentrallager eines <strong>Krankenhaus</strong>es lagern deshalb<br />

Zehntausende von einzelnen Artikeln. Dies bedeutet nicht nur<br />

einen enormen Platzbedarf, sondern bindet auch viel Kapital.<br />

Und um die Produkte zu bewirtschaften, bedarf es eines grossen<br />

Aufwands von Personal und Ressourcen.<br />

Dabei sind längst nicht nur der <strong>Einkauf</strong> und die <strong>Logistik</strong> betroffen.<br />

Im traditionell geführten <strong>Krankenhaus</strong> muss das Pflegepersonal<br />

in den Abteilungen stets mitdenken und Bestellungen<br />

organisieren, damit alle Artikel, die es für seine Arbeit benötigt,<br />

<strong>im</strong>mer in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen.<br />

„Sind noch genügend Spritzen da?“ „In unserer Station sind die<br />

sterilen Untersuchungshandschuhe ausgegangen; habt ihr in<br />

eurer Abteilung noch welche?“ Mit solchen und ähnlichen Fragen<br />

sehen sich die Pflegefachleute von Krankenhäusern und<br />

He<strong>im</strong>en täglich konfrontiert. Dabei sollten sie sich um ihre Patienten<br />

kümmern. Doch heute werden rund zwanzig Stellenprozente<br />

einer klassischen Station eines <strong>Krankenhaus</strong>es oder<br />

Pflegehe<strong>im</strong>s für Bestell- und Nachfüllprozesse gebraucht. Hier<br />

geht viel wertvolle Zeit von gut ausgebildetem Pflegepersonal<br />

verloren, die deutlich sinnvoller für die Pflege und Betreuung<br />

der Patienten eingesetzt würde.<br />

Wertvolle Zeit des Pflegepersonals für Bestellungen verschwendet<br />

Die Bestellungen werden oft aufgrund von Schätzungen des<br />

Bestandes und des Verbrauchs ausgeführt. Die Pflegeperson<br />

muss abschätzen, wann ein best<strong>im</strong>mter Artikel ausgehen<br />

könnte – und dabei erst noch Feiertage und Wochenenden<br />

ohne Bestellmöglichkeit berücksichtigen. Ein fehleranfälliges,<br />

zeitraubendes System. Sein reibungsloses Funktionieren hängt<br />

einzig davon ab, wie gut die Pflegeperson nachgeschaut, den<br />

aktuellen Bestand gezählt und den künftigen Bedarf geschätzt<br />

hat. Der <strong>Einkauf</strong> oder das Lager wiederum muss den Gesamtbedarf<br />

aufgrund der Mitteilungen aus den einzelnen Stationen<br />

zusammentragen und ebenfalls wieder mit Schätzungen und<br />

genügend Puffer nachbestellen. Die Fehleranfälligkeit und Trägheit<br />

dieses Systems sind offensichtlich – gerade in Zeiten <strong>im</strong>mer<br />

44


I. Professionalisierung: Strukturen, Prozesse, Recht<br />

stärker steigender Gesundheitskosten, von Fallpauschalen und<br />

von Kliniken, die privatwirtschaftlich geführt werden.<br />

Kantonsspital Aarau als Vorreiterin in der Schweiz<br />

Vor rund fünf Jahren setzte sich das Kantonsspital Aarau zum<br />

Ziel, ihre Beschaffung neu zu organisieren. Reto Bucher, der<br />

Leiter Beschaffung und <strong>Logistik</strong> des <strong>Krankenhaus</strong>es, erklärt:<br />

„Wir wollten das Pflegepersonal von pflegefremden Tätigkeiten<br />

entlasten, Fehler bei Bestellprozessen min<strong>im</strong>ieren und die<br />

Bestellqualität erhöhen.“<br />

Viele heutige Bestellsysteme in Krankenhäusern funktionieren<br />

mit dem klassischen Kanban-Bestellsystem. Die Bestellung<br />

wird durch Scannen mit einem Barcode- oder einem RFID-Leser<br />

erfasst. Teilweise werden auch normierte Modul-Körbe für<br />

den Nachschub verwendet und volle gegen leere Körbe ausgetauscht.<br />

Bei all diesen Systemen müssen Mitarbeitende die<br />

Veränderung der Bestände überwachen und die Bestellung erfassen.<br />

Bestellmengen können damit opt<strong>im</strong>iert werden, aber<br />

auch dies geschieht durch – teure – Handarbeit des Personals.<br />

Das Just-in-t<strong>im</strong>e-Prinzip umgesetzt bedeutet aber etwas anderes:<br />

Ressourcen werden weitgehend für die produktive Arbeit<br />

aufgewendet und nicht für die Bestellung von Artikeln, die man<br />

für diese Arbeit benötigt. Das Pflegepersonal sollte gar nichts<br />

mehr mit Artikelbestellungen zu tun haben. Um dies zu erreichen,<br />

braucht es ein automatisches Bestellsystem, wie es die<br />

Industrie kennt.<br />

Just-in-t<strong>im</strong>e <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>: Alles automatisch bestellen<br />

Ein Schweizer System, das auf Waagen basiert, erfüllt die Anforderungen.<br />

Das Kantonsspital Aarau hat heute in seinen Abteilungen<br />

über 3000 Lagerplätze mit Waagen <strong>im</strong> Einsatz. Das<br />

Prinzip ist so einfach wie überzeugend: Alle Verbrauchsmaterialien<br />

stehen in Behältern auf elektronischen Waagen in den<br />

Regalen der Station. Diese wiegen laufend die Bestände der<br />

Artikel in den Behältern und übertragen die daraus abgeleiteten<br />

Bestellungen übers Netzwerk ans Warenwirtschaftssystem.<br />

Wird ein Artikel entnommen, weiss das System sofort exakt, wie<br />

viele Gegenstände verbleiben. Das System berechnet selbstständig<br />

die Bestellmengen jedes Artikels in jeder Station und<br />

löst zum gegebenen Zeitpunkt automatisch eine Bestellung<br />

be<strong>im</strong> internen oder externen Zentrallager oder Lieferanten aus<br />

(Verbindung zu SAP, Navision, Nexus usw.).<br />

Heute sieht der Bestellprozess <strong>im</strong> Kantonsspital Aarau so aus:<br />

Die Artikel lagern in entsprechenden Behältern, die wiederum<br />

auf Waagen stehen. Zum definierten Zeitpunkt berechnet das<br />

System die opt<strong>im</strong>alen Bestellmengen aufgrund des Verbrauchs,<br />

des Sicherheitsbestands und des nächsten Bestelltermins und<br />

übermittelt die Bestellung elektronisch an das Zentrallager oder<br />

an die Wäscherei. Die daraufhin kommissionierten Waren werden<br />

von <strong>Logistik</strong>-Angestellten auf die Stationen geliefert. Die<br />

Lagerplätze auf den Stationen werden von ihnen nach logistischen<br />

Kriterien, wie z. B. First In, First Out (FIFO), eingeräumt<br />

und opt<strong>im</strong>al bewirtschaftet. Gleichzeitig sorgen die <strong>Logistik</strong>er<br />

für Ordnung. Das Pflegepersonal ist damit zu hundert Prozent<br />

von Lagerbewirtschaftungsaktivitäten entlastet. Weil das System<br />

die Durchlaufgeschwindigkeit und Bestandsänderungen<br />

stetig überwacht, reagiert es auch auf kurzfristige Schwankungen<br />

der Nachfrage. Dabei werden auch Wochenenden und<br />

Feiertage eingerechnet. Die Lagerbestände auf den Abteilungen<br />

können von überall eingesehen werden. Eine Veränderung des<br />

Verbrauchs wird farblich angezeigt, so dass auch Engpässe zwischen<br />

den Lieferzeiten frühzeitig erkannt werden.<br />

Ob Tupfer, Nadel, Einlagen, Implantate oder Infusionsbeutel<br />

– das System lässt sich für praktisch alle Verbrauchsartikel in<br />

He<strong>im</strong>en und Krankenhäusern einsetzen. Es stellt sogar sicher,<br />

dass bei der Arbeitskleidung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

und der Spitalwäsche nie mehr ein Engpass herrscht.<br />

Im Kantonsspital Aarau wandte das Pflegepersonal für die<br />

Verbrauchsüberwachung, die Bestellung, die Kontrolle und<br />

das Einräumen von Waren in ein Stationslager pro Artikel und<br />

Woche bis anhin zwei bis drei Minuten auf. Bei einem Abteilungssort<strong>im</strong>ent<br />

von 200 bis 300 Artikeln sind dies gut acht<br />

Arbeitsstunden pro Woche und Abteilung, die mit dem neuen<br />

System vollständig wegfallen. Für das Ausliefern der bestellten<br />

Waren braucht die <strong>Logistik</strong> nur eine Dreiviertel- bis max<strong>im</strong>al<br />

eine Stunde, um eine Abteilung zu versorgen. Die jährlichen<br />

Lager- und Beschaffungskosten einer Station konnten dank<br />

des neuen Systems um 53 Prozent gesenkt werden. Fazit: Mit<br />

einer Waagen basierten Spitallogistik können mit definierten<br />

Prozessen und der Automatisierung messbar Kosten gespart<br />

und die Sicherheit der Versorgung erhöht werden – und damit<br />

auch die Patientensicherheit.<br />

Herkömmliche Spitallogistik<br />

> > Verbrauchsmaterialien in beliebiger Zahl auf den<br />

Stationen, oft ungezählt<br />

> > Pflegepersonen müssen Verbrauch schätzen<br />

> > Bestellungen durch Pflegepersonal<br />

> > Bindet Zeit und Ressourcen des Pflegepersonals<br />

<strong>Logistik</strong> basierend auf mit Waagen<br />

ausgerüsteten Lagerpositionen<br />

> > Verbrauchsmaterialien werden permanent auf Waagen<br />

gemessen<br />

> > Automatische Auslösung von Bestellungen<br />

> > Automatische Berücksichtigung von Feiertagen,<br />

Verbrauchsschwankungen usw.<br />

> > Pflegepersonal zu 100 Prozent entlastet vom Bestellvorgang,<br />

hat mehr Zeit für die Pflege<br />

> > Messbare Kosteneinsparungen dank effizienter<br />

Lagerhaltung und Bewirtschaftung<br />

Wiegand System GmbH<br />

Klaus-Groth-Straße 7<br />

14050 Berlin<br />

Tel.: +49 30 / 948 69 226<br />

E-Mail: medmanager@<br />

wiegandsystem.de<br />

Internet:<br />

www.wiegandsystem.de<br />

45


Dr.-Ing. Jörg Risse<br />

Vorstand, gök Consulting AG<br />

Alexandre Holzhe<strong>im</strong>er<br />

Manager, gök Consulting AG<br />

Lena Freund<br />

Senior Consultant, gök Consulting AG<br />

Y Zielgerichtete und opt<strong>im</strong>ierte Lagerung<br />

Die kontinuierliche und gesteuerte Versorgung eines <strong>Krankenhaus</strong>es<br />

mit medizinischen Geräten und Verbrauchsgütern ist<br />

unverzichtbar. Unerlässlicher Dreh- und Angelpunkt ist dabei<br />

das Lager. Die Lagerplanung spielt hierbei naturgemäß eine<br />

zentrale Rolle und erfordert eine bedarfsgerechte Planung, mit<br />

dem Ziel der Bestandskostenmin<strong>im</strong>ierung und Steigerung der<br />

Prozesstransparenz. Gelebte Prozesse und Strukturen <strong>im</strong> Lagerbereich<br />

sind häufig historisch gewachsen. Dass diese auch stets<br />

die effizientesten und am besten passenden sind, kann dabei<br />

jedoch kaum gewährleistet werden. Um diesem natürlichen<br />

Verlauf entgegen zu wirken und um wirtschaftliche Potenziale<br />

auszuschöpfen, sollten bestehende Lagerprozesse <strong>im</strong> Rahmen<br />

einer Lagerplanung geprüft und ggf. neu strukturiert werden.<br />

Dabei ergeben sich die Möglichkeiten, ein Lager komplett neu<br />

einzurichten oder ein bestehendes Lager umzugestalten, um<br />

dadurch<br />

> Laufwege zu opt<strong>im</strong>ieren,<br />

> vorhandene Platzkapazitäten bestmöglich zu nutzen,<br />

> Lagerhaltungskosten zu reduzieren,<br />

> zeitliche Abläufe von Lagerprozessen zu verkürzen sowie<br />

> einen schnellen Überblick über das Lager und die gelagerten<br />

Artikel zu erhalten.<br />

Um die Versorgungprozesse zu erleichtern, wurde das gök-Lagertool<br />

entwickelt. In diesem Tool werden in einem ersten<br />

Schritt sämtliche Artikel nach Größe, Last, Zugriffshäufigkeit<br />

und Verbrauchsmengen aufgenommen. In einem weiteren<br />

Schritt werden die Artikel basierend auf den zuvor erhobenen<br />

Daten opt<strong>im</strong>al <strong>im</strong> Lager platziert. Die Platzierung erfolgt innerhalb<br />

vorher abgest<strong>im</strong>mter Lagerplatzflächen und ist darüber<br />

hinaus flexibel für später notwendige Lagerplatzveränderungen.<br />

Das gök-Lagertool ermöglicht <strong>im</strong> Rahmen einer prozessorientierten<br />

Lagerplanung folgende Zielvorgaben:<br />

> Definition von opt<strong>im</strong>alen Bestands- und Dispositionsmengen<br />

> Berücksichtigung bzw. Ermittlung von artikelindividuellen<br />

Größen, u. a. nach Verbrauchsstetigkeit, Zugriffshäufigkeit,<br />

Gewicht, Verpackungsgröße<br />

> schnelle Übersicht über verfügbare Lagerplätze für neue<br />

Produkte<br />

> eine Betrachtung der Auslastung der Gesamtkapazitäten<br />

> frühzeitige Warnung bei der Überfüllung von Regalen<br />

> Vermeidung von Überlastung durch einen zuvor eingerichteten<br />

Puffer<br />

> Verwechslungsausschluss ähnlicher Artikel durch gezielte<br />

Platzierung<br />

Durch die automatisierte Planung der Lagerbestückung werden<br />

Laufwege und zeitliche Abläufe opt<strong>im</strong>iert und eine zielgerichtete<br />

sowie flexibel handhabbare Verortung von Lagerartikeln<br />

sichergestellt.<br />

Das Tool umfasst eine große Auswahl an Informations- und Lenkungsmöglichkeiten<br />

und enthält darüber hinaus verschiedene<br />

grafische Darstellungsformen, die es dem Anwender ermöglichen,<br />

schnell und zweckgerecht an wertvolle Informationen<br />

zu gelangen. Bei der Entwicklung dieses Tools sind Erfahrungswerte<br />

aus der Praxis sowie langjährige <strong>Logistik</strong>- und Prozesskenntnisse<br />

<strong>im</strong> Bereich der Lagerführung eingeflossen und<br />

konnten u. a. in einem Zentrallager eines Max<strong>im</strong>alversorgers<br />

<strong>im</strong>plementiert werden. Besonders hervorzuheben ist hierbei die<br />

Flexibilität, die das Tool bietet. So ist gewährleistet, dass es stets<br />

weiterentwickelt und den verschiedenen Kundenwünschen<br />

angepasst werden kann.<br />

Somit werden bei der Planung bzw. Opt<strong>im</strong>ierung eines Lagers<br />

die individuellen Spezifika berücksichtigt und es erfolgt stets<br />

eine ganzheitliche Betrachtung. Das wesentliche Ziel, der Versorgungssicherheit<br />

aller beteiligten Partner wird somit zu jeder<br />

Zeit ermöglicht.<br />

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46


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Gerd Knehr<br />

Freier Fachjournalist & Diplom-Physiker<br />

Y Sterilgut <strong>im</strong> Griff<br />

Zur nachhaltigen Kostenreduktion, müssen Kliniken auch<br />

die gesamte Inhouse-<strong>Logistik</strong> opt<strong>im</strong>ieren. Raumersparnis,<br />

Flexibilität und Opt<strong>im</strong>ierung der Abläufe sind daneben die<br />

Anforderungen an effiziente <strong>Logistik</strong>systeme. Um <strong>im</strong> Wettbewerb<br />

gut bestehen zu können, wurde <strong>im</strong> österreichischen<br />

<strong>Krankenhaus</strong> der Barmherzigen Schwestern Ried <strong>im</strong> modernen<br />

OP- und Ambulanzgebäude auch das gesamte Sterilgutlager<br />

durch acht Rotomaten von Hänel neu organisiert. Auf engstem<br />

Raum vereinen die Paternoster mehrere Lagerbereiche mit<br />

einer Vielfalt von Funktionen.<br />

Sterilgutlager mit Rotomaten<br />

Um bei zirka 50 Operationen tagtäglich den Überblick zu behalten,<br />

wurde das gesamte Sterilgutlager des OP-Trakts durch die<br />

Rotomaten von Hänel neu organisiert und die ehemaligen Regalsysteme<br />

abgebaut. Die neuen Paternoster sind den Fachabteilungen:<br />

Orthopädie, Unfallchirurgie, Allgemeine Chirurgie,<br />

Thorax- und Gefäßchirurgie, Urologie, Gynäkologie, Ophthalmologie,<br />

HNO und MKG zugewiesen. „In den Behältern der Umlauflager<br />

sind vor allem Basisinstrumente und Verbrauchsgüter<br />

sowie Notfallsets für unterschiedlichste Operationen steril<br />

eingelagert“, erklärt der für die Organisation verantwortliche<br />

Projektleiter und stellvertretende OP/AEMP Bereichsleiter, Franz<br />

Hauck. Weitere Umlaufregale werden auch für allgemeine Materialien<br />

verwendet.<br />

Nach den strengen Hygienevorschriften sind die Rotomaten<br />

von Hänel mittels Durchreicheschränke, welche mit Gummilippen<br />

versehen sind, vom Sterilgang und den Operationssälen<br />

getrennt. Der Projektleiter von der Gesellschaft für<br />

Sicherheit in der Medizintechnik, Helmut Wippel: „Durch die<br />

geschlossenen Lagersysteme lassen sich die Aufbereitungspläne<br />

und hygienischen Vorschriften einfacher und besser<br />

einhalten, als wie in offenen Regalsystemen. Anschlüsse<br />

zu Wänden und Decken wurden mit Winkeln und Silikon<br />

durchgeführt. Ein weiterer Vorteil ist die transparente Lagerplatzzuweisung<br />

der Materialien. Das schafft auf einen Blick<br />

Übersicht auf alle vorrätigen OP-Bestecke und Verbrauchsgüter.“<br />

Durch die vertikale Umlauftechnologie der Rotomaten werden<br />

lediglich ein paar Quadratmeter Stellfläche benötigt. Das spart<br />

Kosten! Inklusive den Durchreicheschränken konnte durch die<br />

kompakte Lagerwirtschaft die Lagerfläche nahezu verdreifacht<br />

werden.<br />

An den Rotomaten wird ergonomisch und sicher kommissioniert<br />

– lange Wege, gefährliches Leitersteigen, lästiges Über-<br />

Kopf-Heben und ständiges Bücken entfallen.<br />

Hygienevorschriften leicht umgesetzt<br />

Für das Sterilgutlager gelten die gleichen hygienischen Richtlinien<br />

wie <strong>im</strong> OP-Bereich. Die Bediener der Paternoster tragen<br />

einen Mundschutz und eine OP-Haube. Mit Aufbereitungsplänen<br />

werden die Umlauflager mit samt den Containern nach<br />

den strengen Hygienevorschriften regelmäßig mit Desinfektionsmittel<br />

gereinigt.<br />

Rund 450 sterile Container – Sterilisationseinheiten: kurz STE<br />

– sind in den Rotomat Umlaufregalen untergebracht. Viele Container<br />

besitzen die Normgröße: 600 x 300 x 300 mm – 1,0 STE.<br />

Für das jeweilige Fachgebiet steril aufbereitet befinden sich<br />

in diesen Behältern chirurgische Instrumente wie Pinzetten,<br />

Klemmen und Wundhaken. Je nach Instrumentengröße sind<br />

unterschiedlich große STE, genauer gesagt: 1,0 STE, 0,5 STE oder<br />

0,25 STE, eingelagert.<br />

Um den vorhandenen Lagerraum opt<strong>im</strong>al zu nutzen, sind<br />

die Fachböden der Paternoster für den jeweiligen Bedarf mit<br />

Zwischenböden ausgestattet. Des Weiteren werden die zehn<br />

Hauptebenen der jeweiligen Rotomaten je nach Bedarf mit<br />

Trennteilern aufgeteilt. Alle steril verpackten Verbrauchsgüter,<br />

wie Pflaster, Verbände, Spritzen und Katheter sind in Euroboxen<br />

vom Größentyp: 600 x 400 x 200 mm eingelagert. Im Wareneingang<br />

werden diese Güter von der „Straßen-Verpackung“<br />

getrennt und in zirka 240 Euroboxen einsortiert. Mit dem<br />

FIFO-Lagerprinzip werden überdies auch die Mindesthaltbarkeitskontrollen<br />

leicht durchgeführt.<br />

48


I. Professionalisierung: Strukturen, Prozesse, Recht<br />

Das Sterilgutlager mit 8 Hänel Rotomaten ist nach den<br />

Hygienevorschriften über Durchreicheschränke direkt mit<br />

den Operationssälen verbunden. Insgesamt sind<br />

450 STE für die Operationsinstrumente und sterilen<br />

OP-Verbrauchsgüter übersichtlich eingelagert.<br />

Artikelverwaltung schafft Übersicht<br />

Die Steuerungen der Umlauflager sind mit einer Artikel- und<br />

Lagerplatzverwaltung ausgestattet. Dies ermöglicht eine einfache<br />

Verwaltung der Sterilgutbehälter nach Artikelnummer<br />

und Artikelbezeichnung. Behälter und Lagergut haben die gleiche<br />

Kennzeichnung. Zusätzlich wird mit einer Leuchtdiode der<br />

Lagerplatz angezeigt. Verwechslungen bei den Einlagerungen<br />

sind damit nahezu ausgeschlossen.<br />

Ferner ist an allen Paternostern ein übersichtlicher Lagerplan<br />

für jede Container-Ebene angebracht. Auf diese Weise wird das<br />

gesuchte Lagergut schnell gefunden und per Tastatureingabe<br />

zur Entnahmestelle befördert. Über der 300 mm tiefen Arbeitsplatte<br />

lassen sich die Behälter mühelos und ergonomisch<br />

entnehmen.<br />

Um die Eingabe der Artikelnummer für die STE-Einheiten so<br />

fehlerfrei wie möglich zu gestalten, können die Geräte auch<br />

mit Barcode-Scannern ausgestattet werden. Fehlerfrei werden<br />

dann die Artikelnummern eingescannt. Lästiges Tippen entfällt.<br />

Nach dem Scan wird anschließend die jeweilige STE-Einheit auf<br />

kürzestem Wege zur Entnahmestelle befördert.<br />

Die Liftsysteme befinden sich an 365 Tagen <strong>im</strong> Jahr <strong>im</strong> Dauerbetrieb.<br />

Sollte es unerwartet zu einem Systemausfall kommen, ist<br />

für die relevanten Komponenten ein elektrisches Backup-System<br />

hinterlegt. Zudem können die Lagerlifte an das Notstromaggregat<br />

der Klinik angeschlossen werden.<br />

Rotomaten nahtlos integriert<br />

Zur Einhaltung der hygienischen Vorschriften für das OP-Besteck<br />

sind die gesamten Prozesse in der Inhouse-<strong>Logistik</strong> von<br />

der zentralen Sterilisation bis in den Operationssaal perfekt<br />

durchorganisiert. Der OP/AEMP Bereichsleiter, Gerhard Buttinger,<br />

hatte in der Planungsphase noch Zweifel, ob bei der<br />

gleichzeitigen Inbetriebnahme des neuen Zentral-OPs sich die<br />

Umlauflager problemlos in die <strong>Logistik</strong>kette einbinden lassen<br />

würden.<br />

Nach mehrmonatigem Echtzeitbetrieb ist er mit der neuen<br />

Lagerlösung durchaus zufrieden und betont: „Mit den platzsparenden<br />

Umlauflagern konnten wir unsere Lagerkapazitäten<br />

erheblich erweitern und opt<strong>im</strong>ieren und so den Lagerraum<br />

effizient nutzen. Unsere OP-Mitarbeiter wurden geschult und<br />

schnell eingelernt. Alle Paternoster sind in die anspruchsvolle<br />

<strong>Logistik</strong>kette integriert.“<br />

Im SAP Hostsystem des <strong>Krankenhaus</strong>es ist jeder Stellplatz definiert<br />

sowie die Anzahl der Lagergüter hinterlegt. Buttinger ist<br />

auch überzeugt von der übersichtlichen und nahezu staubfreien<br />

Unterbringung der Sterilgüter sowie den kurzen Ablage- und<br />

Zugriffszeiten. „Für die anstehenden Operationen wird das<br />

Sterilgut kommissioniert und mehrmals täglich bereitgestellt.<br />

Das neue <strong>Logistik</strong>system ist von allen akzeptiert und nicht mehr<br />

wegzudenken. So hat sich die gesamte Lagerhaltung deutlich<br />

verbessert“, resümiert Franz Hauck zufrieden.<br />

Fazit<br />

Im österreichischen <strong>Krankenhaus</strong> der Barmherzigen Schwestern<br />

Ried haben sich mit den Rotomaten Überblick und Lagerwirtschaft<br />

<strong>im</strong> Sterilgutlager deutlich verbessert. Zusammen mit<br />

den Durchreicheschränken wurde die gesamte Lagerfläche nahezu<br />

verdreifacht – bei lediglich ein paar Quadratmeter Stellfläche.<br />

Platz wurde eingespart und die Gesamtkosten effektiv<br />

reduziert. Franz Hauck fügt an: „Zwischen den eng gestellten<br />

Wandschränken und den Industrieregalen konnten wir uns früher<br />

kaum noch bewegen.“ Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die<br />

Ergonomie am Arbeitsplatz. Für die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten<br />

der Rotomaten steht auch die saubere, systematische<br />

und übersichtliche Lagerwirtschaft der chirurgischen Instrumente<br />

in STE-Einheiten und der Verbrauchsgüter in Euroboxen.<br />

Redaktionsbüro Gerd Knehr<br />

Aachener Str. 100<br />

72760 Reutlingen<br />

E-Mail: gerd.knehr@t-online.de<br />

Tel./Fax: +49 7121 / 6 11 11<br />

49


Prof. Dr. jur. Hermann Fenger<br />

Rechtsanwalt und Notar, Münster<br />

Y Medicolegale Aspekte des Einsatzes von<br />

Medizinprodukten<br />

I. Recht der Medizinprodukte<br />

1.<br />

Verschiedene spektakuläre Skandale <strong>im</strong> Bereich der Medizinprodukte<br />

wie etwa das Bekanntwerden des PIP-Brust<strong>im</strong>plantatsskandals<br />

<strong>im</strong> Dezember 2011 oder zu schnell brechender<br />

Hüftgelenke sowie defekter Stent-Implantationen an Gehirnoder<br />

Herzkranzgefäßen führten zu pauschalen Verdächtigungen<br />

gegen Hersteller von Medizinprodukten. Generelle Zweifel<br />

an der Sicherheit und dem medizinischen Nutzen wurden<br />

geäußert.<br />

Eine pauschale Verdächtigung gegen die Hersteller von Medizinprodukten<br />

ist sicherlich nicht gerechtfertigt; gleichwohl war<br />

es geboten, die Ursachen für die festgestellten Schwierigkeiten<br />

zu ergründen.<br />

> Im PIP-Fall waren kr<strong>im</strong>inelle Handlungen des Herstellers<br />

ausschlaggebend.<br />

> Bei den Metall-auf-Metall-Hüftendoprothesen zeigte sich<br />

eine verringerte Lebensdauer der Prothesen bei jüngeren Patienten<br />

aufgrund eines erhöhten Materialabriebs erst nach<br />

mehreren Jahren.<br />

> Bei Hirn-Stent-Implantaten wurde auf für den Patienten weniger<br />

gefährliche Therapie mit Arzne<strong>im</strong>itteln verwiesen und<br />

damit festgestellt, dass das ursprünglich positive Nutzen-Risiko-Verhältnis<br />

des Medizinprodukts möglicherweise nicht<br />

mehr besteht.<br />

Die Europäische Kommission legte Ende September 2012 Vorschläge<br />

für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und<br />

des Rates für Medizinprodukte und zur Änderung der Richtlinie<br />

2001/83/EG, der Verordnung (EG) Nummer 178/2002 und der<br />

Verordnung (EG) Nummer 1223/2009 sowie eine Verordnung<br />

des Europäischen Parlaments und des Rates über eine In-Vitro-Diagnostika<br />

vor, mit denen die bisherigen drei Medizinprodukterichtlinien<br />

(90/385/EWG, 93/42/EWG und 98/79/EG)<br />

abgelöst werden sollten. Ziel der Vorschläge war es, einen robusten<br />

und effizienten Rechtsrahmen zu schaffen, der einerseits<br />

die Innovation und den schnellen Zugang des Patienten<br />

zur innovativen Produkten fördern sollte und andererseits die<br />

Sicherheit der Produkte und deren Nutzen für die Patienten<br />

gewährleistet werden sollte.<br />

Im Mai 2016 einigten sich Vertreter des Europäischen Parlaments,<br />

des Rates und der Kommission auf eine neue EU-Verordnung<br />

für Medizinprodukte. Danach sollen Medizinprodukte<br />

sicherer werden.<br />

Die Einigung sieht <strong>im</strong> Wesentlichen vor, dass künftig unangekündigte<br />

Kontrollen bei den Herstellern nach dem Inverkehrbringen<br />

der Produkte stattfinden können. Darüber hinaus sollen<br />

die benannten Stellen stärker als bisher kontrolliert werden.<br />

Diese müssen medizinisches Fachpersonal einstellen.<br />

Für Hochrisikoprodukte wie etwa Implantate oder HIV-Tests<br />

wird ein zusätzliches Sicherheitsverfahren eingeführt. Nicht<br />

nur die benannten Stellen, sondern auch ein Expertenkommitee<br />

sollen die Übereinst<strong>im</strong>mung der Regeln überprüfen.<br />

Vorgesehen ist ferner die Einführung eines Implantatepasses<br />

für Patienten. Hierdurch sollen Betroffene und Ärzte nachverfolgen<br />

können, welches Produkt <strong>im</strong>plantiert wurde. Ferner<br />

müssen künftig auch Medizinprodukte einen klinischen Nachweis<br />

erbringen, vor allem bei höheren Risikoklassen müssen<br />

die Hersteller Studien durchführen. Vorgesehen ist ferner, dass<br />

Hersteller angemessene Rücklagen für den Fall von Haftungsansprüchen<br />

durch fehlerhafte Produkte bilden.<br />

Bei DNA-Tests werden die Mitgliedstaaten verpflichtet, Patienten<br />

über die Konsequenzen des Tests zu informieren. Der<br />

entsprechende Vorschlag des Europäischen Parlaments wurde<br />

abgeschwächt. Es bleibt aber bei einer entsprechenden Verpflichtung<br />

der Mitgliedstaaten. DNA-Tests können gravierende<br />

50


I. Professionalisierung: Strukturen, Prozesse, Recht<br />

Konsequenzen für das Leben des Patienten haben. Man sollte sie<br />

nicht ohne ordentliche Information und Beratung durchführen.<br />

Nicht übernommen wurde eine Forderung von Teilen des<br />

Europäischen Parlaments, anstatt des Systems auf der Basis<br />

von benannten Stellen in Zukunft bei Medizinprodukten eine<br />

staatliche Zulassung und in best<strong>im</strong>mten Bereichen sogar eine<br />

Zulassung durch die Europäische Arzne<strong>im</strong>ittel-Agentur (EMA)<br />

einzuführen. Es wurden in den Verhandlungen verschiedene<br />

bürokratische Belastungen für die Industrie aus den Texten<br />

herausverhandelt. Man wolle entscheidend auf die tatsächlichen<br />

Kontrollen vor Ort abstellen.<br />

Kritik hat es bereits gegeben. So hat der AOK Bundesverband<br />

sich enttäuscht gezeigt und kritisiert, dass die Regelungen<br />

nicht weit genug gingen. Notwendig sei eine verpflichtende<br />

Haftpflichtversicherung der Hersteller, mit denen Patienten<br />

<strong>im</strong> Schadensfall finanziell abgesichert sind. Auch den Kassen<br />

müssen konkrete Produktinformationen patientenbezogen<br />

unabhängig von der Einführung der Identifikationsnummern<br />

standardmäßig übermittelt werden. Nur so könne die notwendige<br />

Unterstützung der Versicherten gewährleistet und das<br />

Wirtschaftlichkeitsgebot der Krankenversicherung umgesetzt<br />

werden.<br />

Weiter wird kritisiert, dass es keine unabhängige zentrale Zulassungsstelle<br />

geben soll.<br />

Ungeklärt ist die Frage, was nach dem Inkrafttreten der europäischen<br />

Medizinprodukteverordnung mit dem nationalen<br />

Medizinproduktegesetz werden soll. Dies gilt auch für den Fortbestand<br />

der Medizinproduktebetreiberverordnung.<br />

2.<br />

Interessant ist auch die aktuelle Judikatur zu Fragen einer Haftung<br />

für fehlerhafte Produkte. Das Kammergericht Berlin hat<br />

in einer Entscheidung vom 28. August 2015 (Az.: 4 U 189/11) ein<br />

interessantes und für den hiesigen Raum weitreichendes Urteil<br />

verkündet. Es ging um Schadensersatzansprüche wegen<br />

künftiger materieller und <strong>im</strong>materieller Schäden wegen der<br />

Fehlerhaftigkeit eines <strong>im</strong>plantierten Medizinprodukts (Hüft<strong>im</strong>plantat<br />

mit Varicon-Schaftsystem). Die Entscheidung macht<br />

deutlich, welche Risiken bestehen. Denn <strong>im</strong> vorliegenden Fall<br />

stand nicht fest, dass das dem klagenden Patienten <strong>im</strong>plantierte<br />

Hüftgelenk tatsächlich fehlerhaft war. Nach Ansicht des<br />

Gerichts kommt es darauf nicht an. Vielmehr reicht es aus, wenn<br />

ein Produkt aus einer Serie stammt, die fehlerhaft ist. Dies reicht<br />

für das Vorliegen eines Fehlers aus. In einem solchen Fall hatte<br />

der Bundesgerichtshof dem Gerichtshof der Europäischen<br />

Union die Frage vorgelegt:<br />

„Ist Artikel 6 Absatz 1 der Richtlinie 85/374/EWG des Rates vom<br />

25. Juli 1985 zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften<br />

des Mitgliedsstaates über die Haftung für fehlerhafte<br />

Produkte (Amtsblatt Nr. 11210 vom 7. August 1985, S. 29 – 33)<br />

dahin auszulegen, dass ein Produkt, wenn es sich um ein in<br />

den menschlichen Körper <strong>im</strong>plantiertes Medizinprodukt (hier:<br />

Herzschrittmacher) handelt, bereits dann fehlerhaft ist, wenn<br />

Geräte der selben Produktgruppe ein nennenswert erhöhtes<br />

Ausfallrisiko haben, ein Fehler des <strong>im</strong> konkreten Fall <strong>im</strong>plantierten<br />

Gerätes aber nicht feststellbar ist (BGH Beschluss vom<br />

30.7.2013, Az. VI ZR 284/12, openJur 2013,33992). Diese Frage hat<br />

der Europäische Gerichtshof bejaht. Hierzu führt er aus, dass<br />

ein Produkt, dass zu einer Gruppe oder Produktionsserie von<br />

Produkten wie Herzschrittmachern und <strong>im</strong>plantierbaren Cardioverten<br />

Defibrillatoren gehört, bei denen ein potentieller Fehler<br />

festgestellt wurde, als fehlerhaft eingestuft werden kann, ohne<br />

dass der Fehler bei diesen Produkten festgestellt zu werden<br />

braucht (EuGH Urteil v. 5.3.2015, Az. C-503/13 und C 504/13).<br />

Das Kammergericht Berlin hat unter Anwendung dieser Gesichtspunkte<br />

die Haftung der Beklagten bejaht (KG Urteil vom<br />

28. August 2015 Az.: 4 U 189/11 zitiert nach openJur 2016, 5862).<br />

II. Das E-Health-Gesetz<br />

Das E-Health-Gesetz ist am 1.1.2016 in Kraft getreten (BT-Drucksache<br />

18/5293 v.22.6.2015). Die wichtigsten Neuerungen lassen<br />

sich kurz darstellen:<br />

Bis zum Jahr 2018 sollen alle Arztpraxen, Krankenhäuser und<br />

Apotheken sukzessive an die Telematik-Infrastruktur angeschlossen<br />

worden sein. Bereits 2004 war nach dem damaligen<br />

Gesundheitsmodernisierungsgesetz die Grundlage für die Einführung<br />

der elektronischen Gesundheitskarte unter Telematikinfrastruktur<br />

gelegt worden. Mit dem Gesetz für sichere digitale<br />

Kommunikation und Anwendungen <strong>im</strong> Gesundheitswesen, das<br />

zum 1. Januar 2016 in Kraft getreten ist, soll die Einführung einer<br />

digitalen Infrastruktur <strong>im</strong> Gesundheitswesen mit höchsten<br />

Sicherheitsstandards und die Einführung nutzbringender Anwendungen<br />

auf die elektronische Gesundheitskarte geschaffen<br />

worden sein. Ziel des E-Health-Gesetzes ist es, Ärzten, Krankenhäusern<br />

und Apotheken die Möglichkeit zu geben, in sicherer,<br />

strukturierter und medienbruchfreier Weise medizinische<br />

Informationen der Patienten an weiterbehandelnde Kollegen<br />

elektronisch zu übermitteln. Die Einführung folgender Anwendungen<br />

ist vorgesehen:<br />

Medikationsplan<br />

Ab dem 01.10.2016 haben Patienten, denen mindestens drei<br />

Medikamente gleichzeitig verordnet werden, den Anspruch<br />

auf Erstellung und Aushändigung eines Medikationsplans<br />

in Papierform durch ihren Hausarzt. Apotheken müssen auf<br />

Wunsch des Patienten Aktualisierungen der Medikation auf<br />

51


den Plan eintragen; dies ist für den Austausch <strong>im</strong> Rahmen von<br />

Rabattverträgen oder auch der Abgabe von OTC relevant. Der<br />

Plan soll durch eine strukturierte Information des Patienten die<br />

Arzne<strong>im</strong>itteltherapiesicherheit erhöhen und ist eine Vorstufe<br />

für die elektronische Welt: Ab 2018 soll der Medikationsplan<br />

auch auf die elektronische Gesundheitskarte des Patienten abgelegt<br />

werden, um diese Medikationsdaten einfacher zwischen<br />

verschiedenen Ärzten und Apotheken auszutauschen.<br />

Elektronischer Arztbrief<br />

Ab dem 01.01.<strong>2017</strong> wird der elektronische Versand von Arztbriefen<br />

vergütet, wenn der Arztbrief mittels eines eArztausweises<br />

elektronisch signiert wird. Die Vergütung soll ab 2018 neu verhandelt<br />

werden.<br />

Elektronische Prüfung des Versicherungsnachweises auf der<br />

elektronischen Gesundheitskarte und Aktualisierung der<br />

Versichertenstammdaten<br />

Ab dem 01.06.2016 sollen in den Testregionen Nord (Schleswig-Holstein,<br />

NRW und Rheinland-Pfalz) und Süd (Bayern und<br />

Sachsen) mit jeweils 500 Ärzten unter anderem eine Erprobung<br />

des Versichertenstammdatenmanagements durchgeführt<br />

werden. Dabei wird mittels einer Online-Verbindung zwischen<br />

einer Praxis und den zuständigen Krankenkassen geprüft, ob<br />

die vom Patienten vorgelegte elektronische Gesundheitskarte<br />

gültig ist und aktuell eine Mitgliedschaft besteht. Sollte eine<br />

Adressänderung des Patienten bei der Krankenkasse vorliegen,<br />

wird die aktuelle Adresse an die elektronische Gesundheitskarte<br />

geschrieben und kann so in das Praxisverwaltungssystem<br />

übernommen werden. Bis spätestens zum 1. Juli 2018 müssen<br />

alle Vertragsärzte an die Infrastruktur angeschlossen werden<br />

und das VSDM durchführen. Anderenfalls droht ihnen ein<br />

Honorarabzug.<br />

Videosprechstunden<br />

Ab dem 31.03.<strong>2017</strong> sollen Vertragsärzte ihren Bestandspatienten<br />

so genannte Videosprechstunden anbieten dürfen. Der EBM<br />

soll bis zu diesem Zeitpunkt entsprechend angepasst werden.<br />

Elektronische Patientenakte<br />

Ab dem 01.01.2019 haben die Versicherten Anspruch auf eine<br />

ePatientenakte in der wichtige elektronische Dokumente wie<br />

Arztbriefe, Medikationsplan, Notfalldatensatz, Impfausweis<br />

usw. aufbewahrt werden können. Um auf diese Akte zurückgreifen<br />

zu können, wird ein eArztausweis benötigt. Die Akte<br />

liegt nicht be<strong>im</strong> Arzt bzw. dem <strong>Krankenhaus</strong>, sondern in der<br />

Hand des Patienten.<br />

Elektronisches Patientenfach<br />

Ebenfalls ab dem 01.01.2019 sollen dem Versicherten die Inhalte<br />

seiner Patientenakte in ein so genanntes Patientenfach gespiegelt<br />

werden, damit der Patient auch unabhängig von einem<br />

Arztbesuch zugreifen kann. Über die Daten der Akte hinaus<br />

soll der Patient hier auch die Möglichkeit erhalten, persönliche<br />

Gesundheitsdaten selbst einzutragen (Ernährung, Bewegung<br />

usw.).<br />

Dem zugrunde liegen einige Kernprinzipien. Die Daten der elektronischen<br />

Gesundheitskartei dürfen nur zum Zweck der Versorgung<br />

benutzt werden. Durch technische und organisatorische<br />

Vorkehrungen soll verhindert werden, dass ein unberechtigter<br />

Zugriff (zum Beispiel durch Arbeitgeber, Versicherungen usw.)<br />

auf die Daten des Patienten stattfindet.<br />

Der Zugriff auf Daten der elektronischen Gesundheitskarte darf<br />

nur in Verbindung mit einem elektronischen Heilberufsausweis<br />

erfolgen. Alle Zugriffe werden protokolliert, unberechtigte Zugriffe<br />

sind strafbewährt.<br />

Die Speicherung von Behandlungsdaten in Systemen der Arztpraxen<br />

bleibt unberührt. Über die TI kann nicht in den Dokumentationssysteme<br />

von Arztpraxen oder Krankenhäusern<br />

eingegriffen werden. Alle medizinischen Anwendungen sind<br />

für die Versicherten freiwillig.<br />

Es bleibt abzuwarten, ob die Telemedizin den Durchbruch in die<br />

Regelversorgung schafft.<br />

Notfalldaten auf der elektronischen Gesundheitskarte<br />

Ab dem 01.01.2018 soll allen Versicherten die Möglichkeit eingeräumt<br />

werden, notfallrelevante Informationen (Diagnosen,<br />

Medikation, Allergien, Unverträglichkeiten usw.) auf ihre elektronische<br />

Gesundheitskarte eintragen zu lassen.<br />

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52


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Senior Associate, Rechtsanwalt, CMS Hasche Sigle Düsseldorf<br />

Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Direktor am Ludwig Fresenius Center for Health Care<br />

Management and Regulation, HHL Leipzig Graduate<br />

School of Management und Leiter des Centrums für<br />

<strong>Krankenhaus</strong>-Management, Universität Münster<br />

Y Compliance Management:<br />

Sicherstellung regelkonformen Verhaltens in<br />

Medizinbetrieb und Beschaffungsmanagement<br />

Das Thema Compliance gewinnt in der Unternehmenswelt stetig<br />

an Bedeutung. Die Frage nach der Sicherstellung rechtskonformen<br />

Verhaltens <strong>im</strong> Unternehmen beschäftigt zunehmend<br />

auch Krankenhäuser. Bisher mangelt es <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>bereich<br />

an einer durchgängigen praktischen Umsetzung eines<br />

Compliance Management. Dabei geht es insbesondere um die<br />

Identifikation gefährdeter Tätigkeitsbereiche, das Erkennen von<br />

Ursachen rechtswidrigen Verhaltens sowie die Einführung von<br />

Strukturen zur wirksamen Korruptionsbekämpfung bzw. der<br />

Sicherstellung regelkonformen Verhaltens.<br />

1. Begriff, Zweck und Funktion eines Compliance Managements<br />

Medizinisch betrachtet beschreibt der Begriff „Compliance“<br />

das kooperative, therapiegetreue Verhalten eines Patienten<br />

<strong>im</strong> Rahmen seiner Behandlung. Patienten-Compliance ist eine<br />

Voraussetzung für den Therapieerfolg und trägt dazu bei, dass<br />

überflüssige Kosten für die Solidargemeinschaft (z. B. verursacht<br />

durch Wiederholungsbehandlungen als Folge nicht eingenommener<br />

Medikamente) vermieden werden.<br />

Compliance (Engl.: „to comply with“ = befolgen, nachkommen)<br />

<strong>im</strong> unternehmerischen Sinn bedeutet die Sicherstellung des<br />

regelkonformen Verhaltens in allen Arbeits-, Informations- und<br />

Entscheidungsprozessen eines Unternehmens, insbesondere<br />

aber in den typischen Risikobereichen des Medizinbetriebs<br />

bzw. Klinikmanagements und denen sich daraus ergebenden<br />

Aufgaben und Entscheidungsfeldern. Damit verbunden ist die<br />

Anforderung, durch organisatorische/personalpolitische Maßnahmen<br />

dafür zu sorgen, dass bereits <strong>im</strong> Vorfeld Gesetzesverstöße<br />

und Regelverletzungen durch Mitarbeiter der Einrichtung<br />

unterbunden werden. Dieser Sicherstellungsauftrag gehört zur<br />

Überwachungssorgfalt der Leitungsorgane, da davon auszugehen<br />

ist, dass rechtswidrige Handlungen durch unzureichende<br />

Organisation und nicht institutionalisierte Kontrolle grundsätzlich<br />

erst möglich werden.<br />

Compliance bedeutet mehr als sich an geltendes Recht zu<br />

halten, sondern beinhaltet auch die Befolgung von Verträgen,<br />

unternehmensinternen Satzungen und Richtlinien sowie<br />

Prinzipien und ethischen Regeln, zu deren Einhaltung man sich<br />

verpflichtet hat.<br />

Compliance gerechtes Verhalten<br />

> > senkt das Haftungsrisiko für Unternehmen, Entscheidungsorgane<br />

und Mitarbeiter,<br />

> > dient dem Schutz des Vermögens,<br />

> > trägt zur Entwicklung eines Markenstatus bei (guter Ruf, Reputation),<br />

> > gibt Rechtssicherheit,<br />

> > vermeidet sittenwidriges Verhalten (§ 134 BGB) und<br />

> > ermöglicht die Nutzung von Wettbewerbsvorteilen eines „Vorzeigeunternehmens“.<br />

2. Menschliches Verhalten und Compliance-Risiken<br />

Erkenntnisse der Behavioural Economics zeigen: das menschliche<br />

Verhalten ist rational und irrational zugleich. Das liegt u. a.<br />

daran, dass in den westlich geprägten Zivilisationsgesellschaften<br />

eine Tendenz besteht, Güter zu ökonomisieren, d. h. ihnen<br />

einen durch Preise ausgedrückten materiellen Wert zuzuordnen.<br />

Ein derart ökonomisches Gut wird in seinem Wesen verändert,<br />

sozusagen „materialisiert“: Marktnormen verdrängen<br />

Sozialnormen. Materielle Werte haben dann <strong>im</strong> Vergleich zu<br />

ethischen sowie spirituellen Werten ein deutliches Übergewicht:<br />

Geld schlägt Moral. [1] Menschliches Entscheiden und<br />

Verhalten ist wesentlich davon geprägt, inwieweit das eigene<br />

Portemonnaie betroffen ist und ob der Nutzen einer Aktivität<br />

54


I. Professionalisierung: Strukturen, Prozesse, Recht<br />

Fraud Triangel Model<br />

Rechtswidrige Handlungen werden durch mangelhafte Organisation und Aufsicht<br />

sowie Fehlanreize (Zielvereinbarungen) begünstigt.<br />

Triangel Model<br />

>Täter muss die Tat<br />

nachträglich vor sich<br />

rechtfertigen können<br />

>Anreiz/Zielvorgabe<br />

>Tat „lohnt“ sich<br />

Abbildung 1: Vorsätzliche Regelverletzungen (Korruption) werden durch die Organisation und<br />

die Unternehmenskultur begünstigt.<br />

05-12-02.ppt<br />

der vorsätzlichen<br />

Regelverletzung<br />

Funktionstrennung stellt eine organisatorische Präventionsmaßnahme<br />

dar, die aufgrund ihrer Bedeutung in allen Forderungen<br />

nach Korruptionsprävention enthalten ist. Die Trennung<br />

anweisender und ausführender Funktionen sowie die zeitversetzte<br />

Wahrnehmung gleicher Aufgaben durch unterschiedli-<br />

Rechtfertigung<br />

Centrum für <strong>Krankenhaus</strong>-Management, Universität Münster<br />

Gelegenheit<br />

Geschäftsführung: Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

>Fehlende/uneffektive<br />

Kontrolle<br />

>Täter kennt Sicherheitslücken<br />

Druck/Motiv<br />

dem Entscheider selbst oder einem Dritten zufließt. Die rationale<br />

Form eines ökonomischen Mitteleinsatzes ist dann zu<br />

erwarten, wenn eigenes Geld für Dritte ausgegeben wird (Geburtstagsgeschenk<br />

für die Schwiegermutter). Fremdes Geld<br />

(z. B. Steuereinnahmen) für Freunde oder zum eigenen Vorteil<br />

auszugeben (z. B. Wohltaten vor einer Wahl), verführt zu einem<br />

verschwenderischen Verhalten. Dies ist insbesondere dann zu<br />

beobachten, wenn Bestrafungen für Fehlverhalten nicht vorgesehen<br />

sind. Welcher Politiker wird schon abgewählt, weil er<br />

heute soziale Wohltaten aus Schuldenaufnahmen finanziert<br />

hat, die kommende Generationen in die Haftung n<strong>im</strong>mt? In<br />

diesen Fällen bestehen also höchste Compliance-Risiken.<br />

3. Das Fraud Triangel Model<br />

Nach dem „Fraud Triangel Model“ [2] kommen vorsätzliche Regelverletzungen<br />

zustande durch Gelegenheit, Rechtfertigungsmöglichkeit<br />

und Druck/Motiv. Die D<strong>im</strong>ensionen „beabsichtigter<br />

Verstöße“ führen insbesondere dann zu „Fraud Behaviour“ (englisch<br />

für betrügerisches Verhalten), wenn sie s<strong>im</strong>ultan auftreten<br />

(vgl. Abbildung 1).<br />

(1) D<strong>im</strong>ension: Gelegenheit<br />

Die D<strong>im</strong>ension Gelegenheit setzt bei den unternehmensinternen,<br />

strukturellen Gründen an. Lückenhafte organisatorische<br />

Rahmenbedingungen, keine oder unwirksame interne Kontrollen,<br />

oft in Kombination mit von einer Person langjährig<br />

bekleideten Position, sind die Hauptursache. Weitere Gründe<br />

sind die Vernachlässigung der Dienstaufsicht, starke Aufgabenkonzentration<br />

auf eine Person und zu große Ermessensspielräume<br />

in Zusammenhang mit ungenauen Regeln oder<br />

unklarer Kommunikation. Generell liegt eine häufige Fehlerquelle<br />

in der mangelnden Transparenz über Arbeitsabläufe, Zuständigkeiten<br />

sowie Freigabeverfahren. Erst dadurch kommt<br />

es zu Informationsasymmetrien und nicht klar abgegrenzten<br />

Verantwortungsbereichen.<br />

Gelegenheiten bieten sich aufgrund von Fehlern <strong>im</strong> System,<br />

insbesondere Lücken <strong>im</strong> Überwachungssystem. Wenn eine Produktauswahlentscheidung<br />

(z. B. für einen Ablationskatheter)<br />

unkontrolliert durch eine zweite Person von einem Einkäufer<br />

alleine getroffen werden könnte, kann dies den Einkäufer dazu<br />

verleiten, einen Lieferanten zu bevorzugen, von dem er Zuwendungen<br />

erhielt oder dem er aus anderen (z. B. privaten) Gründen<br />

besonders zugeneigt ist. Um die „Gelegenheit“ für Korruption<br />

zu vermeiden, sollten Präventionsinstrumente für eine transparente,<br />

klar definierte Organisation, eine zielorientierte Personalauswahl<br />

und vereinfachte Meldewege <strong>im</strong>plementiert werden.<br />

55


che Mitarbeiter soll sicherstellen, dass Korruption nicht ohne<br />

kooperierende Mitarbeiter begangen werden kann. Durch den<br />

Aufbau eines organisatorischen „Check-and-Balance-Systems“<br />

in Verbindung mit einer Sozialkontrolle wird die Hemmschwelle<br />

für korruptives Verhalten erhöht. Nur wenn der praktischen<br />

Umsetzung unüberwindbare Schwierigkeiten entgegenstehen,<br />

was häufig in kleineren Krankenhäusern aufgrund der fehlenden<br />

Mitarbeiterressourcen der Fall ist, sollte dieses Instrument<br />

durch eine intensivere Aufsicht ersetzt werden. Auch auf diesem<br />

Wege kann vermieden werden, dass bspw. ein Arzt eigenmächtig,<br />

ohne Absprache oder Zust<strong>im</strong>mung anderer Abteilungen<br />

oder Mitarbeiter weitreichende Beschaffungsentscheidungen<br />

faktisch trifft, indem er die Funktionalitätskriterien eines Medikalprodukts<br />

einseitig festlegt.<br />

Auch Zugangsberechtigungen sind ein wirksames Kontrollinstrument<br />

zur Korruptionsprävention, sofern die Verantwortlichkeiten<br />

durch korrekte und umfangreiche Stellenbeschreibungen<br />

klar geregelt sind, so dass Entscheidungsspielräume eindeutig<br />

definiert sind. Werden die Zugriffsrechte laufend aktualisiert,<br />

können „Überberechtigungen“ (z. B. wegen eines Chefarztwechsels),<br />

die die Korruptionsgefahr erheblich erhöhen, vermieden<br />

werden.<br />

Ein weiterer Grundsatz des „Internen Kontrollsystems“ (IKS) ist<br />

die vollständige Dokumentation. Weil Täter oft Bereiche mit<br />

einer mangelnden Dokumentation für korrupte Handlungen<br />

wählen, da sie dort leichter Spuren verschleiern können, unterstützen<br />

lückenlose Aufzeichnungspflichten die Verhinderung<br />

von dolosen Handlungen. Im <strong>Krankenhaus</strong> sollte bspw. bei Auftragsvergaben<br />

darauf geachtet werden, dass die Angebote der<br />

verschiedenen Lieferanten auf Basis vorab festgelegter Leistungskriterien<br />

verglichen und die Gründe für die Entscheidung<br />

dokumentiert werden.<br />

Bei der Personalrotation handelt es sich um ein wichtiges Präventionsinstrument,<br />

vor allem in korruptionsgefährdeten Tätigkeitsfeldern,<br />

wie dem <strong>Einkauf</strong>. Dies liegt an der Tatsache,<br />

dass die langjährige Bekleidung der gleichen Position die Gefahr<br />

des Ausnutzens von erkannten Schwächen <strong>im</strong> System erhöht.<br />

Allerdings sind auch deren Umsetzung <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> Grenzen<br />

gesetzt. Gründe dafür liegen zum einen wiederum in der<br />

Größe des <strong>Krankenhaus</strong>es und zum anderen in der Tatsache,<br />

dass der Austausch von Ärzten aufgrund ihres Fachwissens,<br />

insbesondere bei Spezialisten, u. U. mit Qualitätsverlusten in<br />

der Patientenversorgung einhergeht. Aus diesem Grund ist<br />

die Personalrotation <strong>im</strong> Bereich der Ärzteschaft nicht als standardmäßige<br />

Korruptionspräventionsmaßnahme zu empfehlen,<br />

sondern sollte eher bei konkreten Verdachtsmomenten vorgenommen<br />

werden.<br />

Eine effektive Dienst- und Fachaufsicht und die damit Hand in<br />

Hand gehende Notwendigkeit von transparenten Regeln und<br />

Abläufen stellen zielführende Kontrollinstrumente zur Korruptionsvermeidung<br />

dar. Antikorruptionsrichtlinien, die die konkrete<br />

Alltagssituation <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> aufgreifen und bspw. standardisierte<br />

Genehmigungsformulare enthalten, machen Korruptionsprävention<br />

für alle Mitarbeiter verständlich, leichter<br />

umsetzbar und unterstreichen deren Bedeutung. Eindeutig<br />

definierte Prozesse verringern Entscheidungsspielräume, was<br />

zu einer Reduktion von Kompetenzkonflikten zwischen Medizinern<br />

und der <strong>Krankenhaus</strong>verwaltung führt.<br />

Das Instrument des „Pre-Employment-Screening“, das einen<br />

Beitrag dazu leisten kann, potenziell riskante Bewerber abzulehnen,<br />

sollte zumindest in besonders korruptionsgefährdeten<br />

Arbeitsbereichen standardmäßig zur Personalauswahl genutzt<br />

werden. Auch wenn in kleineren Krankenhäusern einige Maßnahmen,<br />

wie z. B. das umfangreiche Einholen von Auskünften,<br />

nicht für jede Neueinstellung eines Arztes machbar bzw. sinnvoll<br />

sind, sollten andere Vorkehrungen, wie das Überprüfen der<br />

Echtheit von Zeugnissen oder das Ansprechen des Ethik-Kodexes<br />

des <strong>Krankenhaus</strong>es <strong>im</strong> Vorstellungsgespräch, routinemäßig<br />

getroffen werden. Solche Maßnahmen sind sehr gut umsetzbar<br />

und tragen in erheblichem Maß zur Korruptionsprävention bei.<br />

Zur Erhöhung der Aufdeckungswahrscheinlichkeit von Korruption<br />

ist zudem die Einrichtung eines Whistleblowing-Systems<br />

fundamental. Hierbei handelt es sich um ein System, durch<br />

das ein Hinweisgeber Missstände bekannt machen kann, die er<br />

in einem Tätigkeitsfeld bemerkt hat. Um unternehmensinternes<br />

Wissen über korrupte Handlungen verwerten zu können,<br />

sollten durch die Schaffung von Möglichkeiten vertraulicher<br />

Anzeigen Meldewege vereinfacht werden. Wird ein solches<br />

Whistleblowing-System so ausgestaltet, dass für Mitarbeiter<br />

ein Anreiz zur Hinweisgebung besteht, stellt es ein sehr wirksames<br />

Instrument zur Korruptionsprävention dar und kann ohne<br />

großen Aufwand in jedem <strong>Krankenhaus</strong> eingesetzt werden. Je<br />

nach Art und Größe ist in kleineren Krankenhäusern die Einrichtung<br />

einer internen oder externen Stelle eines Ombudsmannes<br />

sinnvoller, wohingegen sich in größeren Krankenhäusern zudem<br />

eine Whistleblower-Hotline oder ein Online-Tool (ähnlich einem<br />

CIRS-Meldesystem) anbieten.<br />

(2) D<strong>im</strong>ension: Innere Rechtfertigung<br />

Organisatorische Rahmenbedingungen und offizielle Anreizsysteme<br />

können dazu führen, dass Fehler bzw. nicht Compliance gerechte<br />

Verhaltensformen automatisch entschuldbar sind, weil<br />

sie ursächlich <strong>im</strong>mer einer nicht änderbaren Systembedingung<br />

zugerechnet werden können. Die Zahlung von Kopfprämien<br />

an Zuweiser wird damit begründet, dass es „alle so machen“<br />

56


I. Professionalisierung: Strukturen, Prozesse, Recht<br />

und dass mit dieser Zahlung keinerlei Qualitätsprobleme einhergehen.<br />

Diese Darstellung eines Verhaltens als „allgemein<br />

üblich“ ist eine Gefahr für die Compliance-Kultur, da sie in allen<br />

Bereichen Einzug findet. So wird z. B. aus wirtschaftlichen Gründen<br />

„überall“ der Bereitschaftsdienst durch einen Rufdienst<br />

ersetzt oder es setzen „alle“ ermächtigten Ärzte Assistenzärzte<br />

ein, um entlastet zu werden. Die kostenlose Überlassung von<br />

medizinischen Geräten vom <strong>Krankenhaus</strong> an den Vertragsarzt<br />

wird mit der Verbesserung der Behandlungsqualität <strong>im</strong> Netzverbund<br />

begründet. Die D<strong>im</strong>ension der Rechtfertigung wird<br />

teilweise durch subjektive Komponenten, wie z. B. Charakter<br />

und Wertvorstellung des Tätertyps beeinflusst, hängt zudem<br />

aber auch von den kulturellen Rahmenbedingungen <strong>im</strong> Unternehmen<br />

ab. Der Täter versucht seine Handlungen rational zu<br />

rechtfertigen, um das Auseinanderfallen zwischen „ehrbarem<br />

Bürger“ in der Selbstwahrnehmung und einem „Kr<strong>im</strong>inellen“<br />

in der Fremdwahrnehmung zu reduzieren. Häufige Umstrukturierungen<br />

und Personalabbau führen zu Anonymität und<br />

einer sinkenden Loyalität sowie Identifikation mit dem Arbeitgeber.<br />

Und selbst wenn ein neuer Geschäftsführer unzulässige<br />

Abrechnungspraktiken vorfindet, möchte dieser oftmals kein<br />

„Spielverderber“ sein und hat Schwierigkeiten, die bisherigen<br />

Verhaltensweisen zu beenden. Fehlende Wertschätzung und<br />

Anerkennung der Arbeit geht mit Frustration und beruflicher<br />

Enttäuschung einher. Besonders negativ wirkt sich aus, wenn<br />

Unternehmenswerte nicht gelebt werden bzw. das Management<br />

nicht als gutes Vorbild vorangeht. Die Unternehmenskultur<br />

als beeinflussbarer Faktor sollte daher so ausgestaltet sein,<br />

dass Mitarbeitern die Rechtfertigung erschwert wird. Wichtig<br />

ist, dass durch Vorleben der Führung sowie durch eigene partizipative<br />

Organisationsgestaltung dem Faktor „Transparenz“<br />

ein hoher Gestaltungswert beigemessen wird: Transparenz<br />

über Ziele, Aufgaben, Arbeitsergebnisse, Bestechungsversuche<br />

Dritter, Verbesserungsvorschläge, Umgang mit Fehlern und<br />

Reaktion auf abweichende Meinungen.<br />

(3) D<strong>im</strong>ension: Anreiz/Motivation bzw. Druck/Motiv<br />

Die Ursachen der Komponente „Anreiz/Motivation“ liegen zum<br />

Teil in der Privatsphäre des Täters begründet. Im Wesentlichen<br />

wird dieser Faktor stark durch die Rahmenbedingungen <strong>im</strong> Unternehmen<br />

best<strong>im</strong>mt und hier insbesondere, wenn über die<br />

Führung Druck erzeugt wird, best<strong>im</strong>mte Handlungen zu vollziehen<br />

oder <strong>im</strong>plizite Anreize geschaffen werden, die Fraud-Verhalten<br />

„begründbar“ und damit entschuldbar machen. Sieht sich<br />

ein Mitarbeiter z. B. einem Druck durch Zielvorgaben ausgesetzt<br />

oder entstehen Interessenkonflikte aufgrund eines ergebnisorientierten<br />

Vergütungs- bzw. Sanktionssystems, so hat das Unternehmen<br />

nicht zieladäquate Anreizstrukturen und verleitet<br />

Mitarbeiter zu „Fraud“. Der <strong>Einkauf</strong> bestellt beispielsweise mehr<br />

als nötig und erhält höhere Rabatte, damit der <strong>Einkauf</strong>sleiter<br />

seine Zielvereinbarungen erreicht. Die Schaffung eines positiven<br />

Arbeitskl<strong>im</strong>as sowie die Etablierung von Ethik-Richtlinien tragen<br />

dagegen zur Unterstützung der Wertekultur bei. Schulungen,<br />

die diese kommunizieren und somit Mitarbeiter für Korruption<br />

sensibilisieren, sollten daher Teil des Präventionssystems <strong>im</strong><br />

<strong>Krankenhaus</strong> sein. Als dessen Grundlage fungiert eine gelebte<br />

Unternehmenskultur, in der die Geschäftsführung mit gutem<br />

Beispiel vorangeht und klare Signale setzt. Denn nur auf diesem<br />

Fundament können Kontrollmaßnahmen und z. B. das bereits<br />

genannte Whistleblowing-System ihre Wirksamkeit vollständig<br />

entfalten. Druck durch Vorgesetzte (z. B. Geschäftsführer), die<br />

vom Arzt verlangen, Patienten grundsätzlich nicht unterhalb<br />

der Grenzverweildauer zu entlassen und diese Anweisungen<br />

mit einem Anreiz-/Sanktionssystem verbinden (Wettbewerb<br />

der Stationen um die geringste Zahl von Unterlieger-Patienten),<br />

sorgen offiziell für ein Motiv für Non-Compliance-Verhalten.<br />

Vor diesem Hintergrund ist zu empfehlen, Zielvorgaben nicht<br />

an ökonomischen Größen (z. B. Steigerung der Fallzahlen) zu<br />

orientieren, sondern an Leistungskriterien der medizinischen<br />

Qualität (z. B. Reduktion von Infektionsraten) oder der Patientenorientierung<br />

(z. B. Anzahl Beschwerden pro 100 Patienten).<br />

4. Gesetzliche Rahmenbedingungen: Compliance ist Führungsverantwortung<br />

Offenbar sind Führungsorganisation und strategische/operative<br />

Prioritäten des Managements bei der Schwerpunktsetzung<br />

der Aufgaben wichtige Rahmenbedingungen für das Funktionieren<br />

von Compliance-Konzepten. Die Erforderlichkeit der<br />

Etablierung eines Compliance-Programms sowie die genaue<br />

Ausgestaltung des Programms sind dabei abhängig von der<br />

Komplexität des Unternehmens und seiner Tätigkeit, von der<br />

Dichte der dabei zu beachtenden rechtlichen Regelungen und<br />

der Höhe des Verletzungsrisikos. [3]<br />

Eine grundsätzliche Verpflichtung der Organmitglieder, die<br />

Rechtmäßigkeit des Handels <strong>im</strong> Unternehmen sicherzustellen,<br />

folgt für die GmbH bereits aus § 43 GmbHG und für die AG aus<br />

§ 93 AktG. Geschäftsführer und Vorstandsmitglieder haben<br />

in den Angelegenheiten der Gesellschaft die Sorgfalt eines<br />

ordentlichen Geschäftsmannes anzuwenden. Dies bedeutet,<br />

dass ihr Handeln den Grundsätzen der Ordnungsgemäßheit,<br />

Zweckmäßigkeit, Wirtschaftlichkeit und Rechtmäßigkeit zu<br />

folgen hat. [4] Aus der zuletzt genannten sog. Legalitätspflicht<br />

folgt, dass nicht nur Geschäftsführer und Vorstandsmitglieder<br />

selbst <strong>im</strong> Einklang mit Recht und Gesetz handeln müssen,<br />

sondern auch dafür Sorge zu tragen haben, dass die Mitarbeiter<br />

ihres Unternehmens rechtmäßig handeln. [5] Dieses Verständnis<br />

der Legalitätspflicht i. S. einer Überwachungspflicht<br />

für das rechtmäßige Verhalten der Unternehmensmitarbeiter<br />

wird auch durch die Vorschrift des § 130 Abs. 1 OWiG gestützt.<br />

Eine Compliance-Pflicht setzt als Unterfall der Legalitätspflicht<br />

57


einen Schritt früher an, soweit bereits <strong>im</strong> Vorfeld durch Schutzvorkehrungen<br />

Gesetzesverstöße verhindern werden sollen. [6]<br />

Dass sich die vorstehend beschriebenen Pflichten <strong>im</strong> Einzelfall<br />

zu einer konkreten Compliance-Pflicht [7] verdichten können,<br />

wird insbesondere auch durch eine jüngere Entscheidung<br />

des LG München I bestätigt, nach der Leitungsorgane für ein<br />

unzureichendes Compliance-System persönlich haftbar sein<br />

können. Das LG München I [8] hat betont, dass jedes Vorstandsmitglied<br />

nicht nur eigene Rechtstreue <strong>im</strong> Rahmen seiner organschaftlichen<br />

Legalitätspflicht an den Tag legen, sondern<br />

auch in seinem Verantwortungsbereich geeignete organisatorische<br />

Maßnahmen ergreifen muss, die das gesetzeskonforme<br />

Verhalten nachgeordneter Mitarbeiter sicherstellen. [9] Dabei<br />

verbleibt die dauerhaft bestehende Organisations-, Systemund<br />

Überwachungsverantwortung jedoch stets be<strong>im</strong> Vorstand<br />

als Gesamtorgan, das lediglich konkrete Einzelpflichten in gewissem<br />

Rahmen delegieren kann. [10] Das LG München I sieht<br />

eine strukturierte Compliance-Organisation erst bei einer entsprechenden<br />

Gefährdungslage als erforderlich an. Besteht eine<br />

solche Gefährdungslage nicht, reichen einzelne Maßnahmen<br />

aus, um der Legalitätspflicht zu genügen. [11] Ist eine Gefährdungslage<br />

jedoch gegeben, muss eine auf Schadensprävention<br />

und Risikokontrolle angelegte Compliance-Organisation eingerichtet<br />

werden. Die Bewertung, ob eine Gefährdungslage<br />

besteht, ist dabei Aufgabe des Vorstandes und u. a. an Kriterien<br />

wie der Art, Größe und Organisation des Unternehmens sowie<br />

der Höhe des Verletzungsrisikos auszurichten. [12]<br />

Im Wesentlichen lassen sich nach Fleischer [13] <strong>im</strong> sog. Siemens/<br />

Neubürger-Urteil [14] des LG München I drei Pflichtenkreise<br />

des Gesamtvorstandes festmachen. Ihm obliegen Einrichtungs-<br />

und Aufklärungspflichten, Verhaltenspflichten bei Verdachtsmomenten<br />

und Verstößen sowie Systemprüfungs- und<br />

Nachjustierungspflichten. [15] Die Einrichtung eines Compliance-Systems<br />

lässt sich durch die Ausarbeitung und Bekanntgabe<br />

von Compliance-Richtlinien sowie die Schaffung funktionsfähiger<br />

Organisationsstrukturen realisieren. Dies erfordert eine<br />

angemessene Ressourcenausstattung sowie die eindeutige Zuordnung<br />

von Verantwortungsbereichen. Auch eine regelmäßige<br />

Compliance-Berichterstattung trägt maßgeblich zur Funktionsfähigkeit<br />

des Systems bei. Dem Vorstand obliegt darüber hinaus<br />

die Pflicht, bei Verdachtsmomenten unternehmensinterne<br />

Untersuchungen durchzuführen (konkret durch Anwendung der<br />

sog. Pflichtentrias: „Aufklären, Abstellen, Ahnden!“ [16]). Zuletzt<br />

muss das bestehende Compliance-System stets hinterfragt und<br />

auf seine Effizienz überprüft und ggf. nachgebessert werden.<br />

Insofern stellt Compliance eine bedeutende Daueraufgabe für<br />

den Vorstand dar. Bei der Erfüllung dieser Aufgabe wird der Vorstand<br />

wiederum durch den Aufsichtsrat überwacht. Der Aufsichtsrat<br />

wird dabei anknüpfend an die Tätigkeit des Vorstands<br />

auf drei Ebenen tätig. Er muss sicherstellen, dass der Vorstand<br />

seiner Compliance-Verpflichtung nachkommt, Pflichtverstöße<br />

des Vorstands aufdecken und diese sanktionieren. Bei der Einführung<br />

oder Änderung eines Compliance-Systems hat der Aufsichtsrat<br />

etwa das Recht, diese Maßnahmen nach § 111 Abs. 4<br />

S. 2 AktG an seine Zust<strong>im</strong>mung zu binden. Dies führt zwar rein<br />

rechtlich zu keinem Initiativ- oder Weisungsrecht des Aufsichtsrates,<br />

kann aber praktisch zur Durchsetzung von Gestaltungsvorschlägen<br />

des Aufsichtsrats führen. [17] Korrespondierend<br />

zur Informations- und Berichtspflicht des Vorstands geht die<br />

Pflicht des Aufsichtsrates <strong>im</strong> Anschluss an die Schaffung des<br />

Compliance-Systems einher, die zur Überwachung notwendigen<br />

Informationen i. S. einer Holschuld be<strong>im</strong> Vorstand einzufordern.<br />

[18] Die Überwachung durch den Vorstand muss ebenso<br />

anlassunabhängig erfolgen, wie auch die Pflicht des Vorstandes<br />

als dauerhafte, anlassunabhängige Aufgabe anzusehen ist. [19]<br />

In einem Urteil des OLG Jena [20] führte die Unterlassung der<br />

Einrichtung einer Compliance-Organisation sogar zur fristlosen<br />

Kündigung des Geschäftsführers. In dem konkreten Fall hatte es<br />

der Geschäftsführer versäumt, ein Kontrollsystem einzurichten,<br />

durch das die ordnungsgemäße Buchhaltung hätte überprüft<br />

und überwacht werden müssen. Der Aufsichtsrat hat selbst<br />

eine Sorgfaltspflicht und die Verantwortlichkeit über die Sorgfaltspflicht<br />

und Verantwortlichkeit der Vorstandsmitglieder<br />

(§ 116 AktG i.V.m. § 93 AktG; Ausnahme: §93 Abs.2 S. 3 AktG).<br />

5. Compliance Management <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong><br />

5.1 Informationsasymmetrien und Agenturproblem<br />

Ein Compliance-System hat in erster Linie die Aufgabe, Informationsasymmetrien<br />

in einem System (System <strong>Krankenhaus</strong>;<br />

klinische Abteilung als System; Gesundheitssystem) zu mindern<br />

bzw. zu verhindern, indem Transparenz über Art und Wirkungen<br />

individuellen Entscheidungsverhaltens hergestellt wird.<br />

Das Basisproblem („Agenturproblem“) besteht darin, dass eine<br />

Person (Prinzipal; hier z. B. der Patient), die den Arzt mit der<br />

Durchführung von Aufgaben (hier: Diagnose- und Behandlungsmaßnahmen)<br />

beauftragt, sich nicht sicher sein kann, inwieweit<br />

die beauftragte Person (Arzt) völlig in ihrem Sinne (Patienteninteresse)<br />

handelt. Beispielsweise indem Leistungen durchgeführt<br />

werden, die medizinisch nicht angemessen sind, aber Kosten für<br />

die Solidargemeinschaft verursachen oder für den Patienten<br />

(„Individuelle Gesundheitsleistungen“) mit persönlichen Ausgaben<br />

verbunden sind. Aufgrund des medizinischen Informationsvorsprungs<br />

des Arztes (= Agent) gegenüber dem Patienten<br />

(= Prinzipal; i. d. R. Nicht-Mediziner) kommt es zu dem Phänomen<br />

der „angebotsinduzierten Nachfrage“. Dieses für bilaterale<br />

Vertragssituationen auf freien Wettbewerbsmärkten typische<br />

Risiko ist <strong>im</strong> Gesundheitswesen aufgrund der komplexen Transaktions-<br />

und Finanzierungsstruktur dreifach ausgeprägt (siehe<br />

Abbildung 2).<br />

58


I. Professionalisierung: Strukturen, Prozesse, Recht<br />

Prinzipal-Agenten-Struktur<br />

Im Gesundheitswesen trifft man eine dreifache Prinzipal-Agenten<br />

Struktur.<br />

Fachgesellschaft<br />

MDK-Prüfung<br />

Anwälte<br />

Agent<br />

Arzt<br />

Agent<br />

Patientenvertretung<br />

Zweitmeinung<br />

Standesregeln<br />

Prinzipal<br />

KH-interne<br />

Compliance<br />

Regeln<br />

Prinzipal<br />

Patient<br />

Agent<br />

© von Eiff 2011<br />

Kostenträger<br />

Patientenvertreter<br />

Sozial-<br />

Gerichte<br />

Abbildung 2: Die Überwindung von Informationsasymmetrien reduziert die Gelegenheit zu<br />

11-11-08 pptt<br />

Centrum für <strong>Krankenhaus</strong>-Management, Universität Münster Geschäftsführung: Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

„Moral Hazard“-Verhalten.<br />

Politik<br />

Prinzipal<br />

Der Arzt ist zum einen gegenüber dem Patienten in der Agenten-Rolle.<br />

Er ist aber auch in der Agenten-Rolle gegenüber der<br />

regulierenden Krankenkasse. Er meldet der Kasse die von ihm<br />

erbrachten Leistungen, wobei die Kasse <strong>im</strong> Hinblick auf die Beurteilung<br />

von Umfang und Notwendigkeit dieser Leistungen<br />

einen Informationsnachteil hat. Im Verhältnis zwischen Kassen<br />

und Versichertem (Patient) n<strong>im</strong>mt die Kasse die Rolle des Agenten<br />

ein, der <strong>im</strong> Bedarfsfall (Krankheitsfall) die Kostenübernahme<br />

erklärt (oder verweigert), die Vertrags-/Budgetverhandlungen<br />

mit den Ärzten führt und die Abrechnung von Leistungen erledigt.<br />

„Agenturprobleme“ können wie folgt typisiert werden:<br />

Bevor man eine Vertragsverpflichtung eingeht, besteht i.d.R.<br />

Unsicherheit über die Eigenschaften des Vertragspartners (medizinische<br />

Qualität des Arztes; ethisches Bewusstsein). Daraus<br />

(„Hidden Characteristics") resultiert die Gefahr der falschen<br />

Auswahl („Adverse Selection“). Nach Vertragsabschluss kann<br />

das Phänomen der „Hidden Information“ auftauchen: Der Prinzipal<br />

(Patient) ist nicht sicher, ob der Agent (Arzt) seinen Informationsvorsprung<br />

zu seinem Nutzen einsetzt. Oder es tritt ein<br />

Informationsnachteil vom Typ „Hidden Action“ ein: der Prinzipal<br />

kann das Aktivitätsniveau des Agenten nicht einschätzen. Aus<br />

diesen beiden Typen von Informationsasymmetrien folgt das<br />

Problem des „Moral Hazard“ (= Moralisches Risiko).<br />

Die Lösung von Agenturproblemen <strong>im</strong> Gesundheitssystem erfolgt<br />

über drei verschiedene Ansätze. Es wird ein Anreizsystem<br />

eingerichtet, das die Interessen von Prinzipal und Agent verbindet<br />

(Managed Care; Pay for Performance). Vertraut man auf den<br />

Markt als Kontroll- und Anreizsystem, so geht man davon aus,<br />

dass jeder Agent bestrebt sein wird, Reputation und einen guten<br />

Ruf herzustellen. Darauf aufbauend ist er dann in der Lage,<br />

vorteilhafte Verträge (z. B. Arzt und Krankenkasse schließen<br />

einen Sektoralvertrag ab) auszuhandeln. Ein Ansatz, der offensichtlich<br />

Schwächen hat, weil Akteure dadurch nicht abgehalten<br />

werden, einseitige finanzielle Interessen zu verfolgen. Der<br />

Handlungsspielraum des Agenten wird durch Regelvorgaben<br />

(z. B. Behandlungsleitlinien; RKI-Empfehlungen; G-BA-Entscheidungen)<br />

eingeengt oder Kontrollinstanzen werden etabliert.<br />

Die Funktion der Kontrolle haben einerseits MDK[21]-Prüfverfahren,<br />

durch die das Informationsgefälle zwischen dem behandelnden<br />

Arzt/<strong>Krankenhaus</strong> und dem zur Zahlung verpflichteten<br />

Kostenträger reduziert werden soll. Durch Transparenz über<br />

Leistungs- und Kostenstrukturen sowie die jederzeitige Möglichkeit<br />

zur Überprüfung des klinischen Leistungsgeschehens<br />

durch den MDK wird ein nicht vertrags-/gesetzkonformes<br />

Verhalten „nach Vertragsabschluss“ erheblich eingeschränkt<br />

(Vermeidung von „Moral Hazard Effekten“= auf einseitigen<br />

Vorteil gerichtetes, nicht vertragskonformes Verhalten in dem<br />

Bewusstsein, dass dies verborgen bleibt i. S. einer „Hidden<br />

Agenda“). Andererseits übernehmen Patientenvertreter und Sozialgerichte<br />

(manchmal auch Gesetzgeber und Politik) die Funktion,<br />

Informations- und Machtgefälle zwischen Patienten und<br />

59


Kostenträgern zu verringern. So sieht das Patientenrechtegesetz<br />

(§ 13 Abs. 3a SGB V) eine Stärkung der Rechte des Patienten<br />

gegenüber Kostenträgern vor. Informationsgefälle zwischen<br />

Patienten und Ärzten werden wirkungsvoll über die Etablierung<br />

von Zweitmeinungsverfahren abgebaut. Auch Pay-for-Performance-Verträge<br />

mit herausragenden Krankenhäusern, medizinische<br />

Versorgungsportale, Digital Health-Services (z. B. iWatch,<br />

helius Funksensor, 23andMe, Biotronik Home Monitoring) und<br />

Qualitätsberichte (Qualitätssicherung mit Routinedate) tragen<br />

zur Reduktion von Informationsgefällen bei (CAVE: der Patient<br />

mit medizinischem Internet-Halbwissen).<br />

Die Elemente eines Compliance-Systems sind Grundsätze,<br />

Handlungsmax<strong>im</strong>en, Regeln, Organisationsformen, Verfahrensweisen<br />

und Instrumente. Ethische Handlungsmax<strong>im</strong>en<br />

(z. B. pr<strong>im</strong>um nihil nocere) gelten für behandelnde Ärzte, Einkäufer,<br />

Controller und letztlich jeden Mitarbeiter gleichermaßen.<br />

Der Einkäufer, der das billigste Produkt beschafft und die<br />

Funktionalitäts- und Handlungsrisiken ignoriert, verstößt gegen<br />

diesen Grundsatz ebenso wie Mitarbeiter, die einen Kollegen<br />

mobben oder Geschäftsführer, die mit leitenden Ärzten Bonusregelungen<br />

für Mindestmengen bei Operationen vereinbaren.<br />

Regeln sind die Voraussetzung für ein funktionierendes<br />

Sozialsystem. Regeln müssen konsensbasiert und transparent<br />

sein, und sie müssen zweckgerichtetes Verhalten belohnen<br />

sowie zweckstörendes Verhalten bestrafen. Es sind Regeln<br />

zu institutionalisieren, die Steuerungs<strong>im</strong>pulse (i. S. des Auslösens<br />

zweckgerechten Verhaltens) erzeugen und automatisch<br />

zu einer nachhaltigen Stabilisierung des Systems beitragen<br />

(= verhaltenssteuernde Regeln). Regeln sollten dem Einzelnen<br />

die Konsequenzen seines eigenen Tuns oder Unterlassens vor<br />

Augen halten und es muss klar ersichtlich sein, welche persönlichen<br />

Konsequenzen mit diesem Tun oder Unterlassen verbunden<br />

sind. Regeln umfassen folgende Elemente: Wer setzt<br />

die Regeln fest und über welches Verfahren? Nach welchen<br />

Kriterien werden die Regeln best<strong>im</strong>mt? Wie und in welchen<br />

Zeitabständen werden Regeln überprüft? Was ist regelhaft<br />

zu tun? Was ist regelhaft zu unterlassen? Welche Sanktionen<br />

drohen bei einem Regelverstoß? Normen geben als generelle<br />

Handlungsempfehlungen Orientierung für Verhalten <strong>im</strong> Ausnahmefall,<br />

wenn ein akutes Problem eine sofortige Entscheidung<br />

verlangt, die aus Zeitmangel nicht an die nächst höhere<br />

Führungsebene zurückdelegiert werden kann (z. B. die Entscheidungsregel<br />

„…<strong>im</strong> Zweifel für den Patienten…“). Das Führungskonzept<br />

der Delegation sowie das Organisationsprinzip<br />

der Delegation fallabschließender Verantwortung sorgen für<br />

eine schnittstellenarme und damit einfacher zu koordinierende<br />

und zu kontrollierende Ablauforganisation, die keiner Koordinationsbürokratie<br />

bedarf (Prinzip der autonomen Selbststeuerung)<br />

und weniger fehleranfällig ist. Die Organisation nach<br />

dem Center-Prinzip [22] ermöglicht einerseits eine konsequente<br />

Kunden- (Patienten-/Angehörigen-) Orientierung und wirkt andererseits<br />

motivierend durch die Möglichkeit, Ergebnisse durch<br />

eigene Entscheidungen zu beeinflussen (= Einheit von Aufgabe,<br />

Kompetenz und Verantwortung als ethisch wirksames, organisatorisches<br />

Gestaltungsprinzip). Das Mehr-Augen-Prinzip stellt<br />

sicher, dass Entscheidungen überprüfbar und sachlich fundierter<br />

werden. Die Verwendung des Ausschlussprinzip (z. B.: kein<br />

Patient wird aus Ertragsgründen stationär aufgenommen bzw.<br />

über die untere Grenzverweildauer hinaus behandelt, wenn<br />

es dafür keine medizinische Begründung gibt) erleichtert die<br />

Entscheidungsfindung <strong>im</strong> Klinikalltag.<br />

5.2 Typische Risikofelder eines <strong>Krankenhaus</strong>es<br />

Aus der Besonderheit des <strong>Krankenhaus</strong>betriebs – nämlich für<br />

gesundheitlich beeinträchtigte, <strong>im</strong>mungeschwächte Patienten<br />

diagnostische sowie therapeutische Leistungen invasiver<br />

und nicht-invasiver Art durchzuführen – resultieren eine<br />

Reihe typischer Risikofelder wie z. B. <strong>Einkauf</strong> und <strong>Logistik</strong>, Hygienemanagement,<br />

Betrieb von Medizintechnik, Einsatz von<br />

Medikalprodukten, Datenschutz, Arzne<strong>im</strong>ittelsicherheit und<br />

Medizin-Controlling, aber auch Presse-/Öffentlichkeitsarbeit<br />

sowie Marketing. Hier handelt es sich um Arbeits- und Entscheidungsfelder,<br />

die in besonderem Maß anfällig sind, für<br />

Non-Compliance-Verhalten bzw. in denen bei Vorliegen einer<br />

Compliance-Verletzung der Patient in besonderer Weise gefährdet<br />

bzw. fehlinformiert wird.<br />

5.2.1 Allgemeine Haftungsrisiken<br />

Zu den allgemeinen Haftungsrisiken zählen zunächst Korruptionsdelikte<br />

wie Vorteilsnahme bzw. Bestechlichkeit von Amtsträgern<br />

(§§ 331 ff. StGB). Diese liegt vor, wenn <strong>im</strong> Zusammenhang<br />

mit der dienstlichen Tätigkeit entgeltliche oder unentgeltliche<br />

Zuwendungen gefordert, versprochen oder angenommen<br />

werden. Zur Korruption gehört auch die Strafgesetznorm der<br />

Bestechung bzw. Bestechlichkeit <strong>im</strong> geschäftlichen Verkehr (§<br />

299 StGB). Diese gilt für Angestellte in privaten oder kirchlichen<br />

Krankenhäusern, und zwar nicht nur für Entscheidungsträger,<br />

sondern für alle Mitarbeiter/Berufsbilder unabhängig von der<br />

rechtlichen Organisationsform.<br />

Weitere Haftungsrisiken ergeben sich aus Untreue (§ 266 StGB)<br />

z. B. in Form von „Kick-Back-Zahlungen“ an Klinikärzte zu Lasten<br />

der medizinischen Einrichtung, aus Betrug (§ 263 StGB) wenn<br />

z. B. Facharztleistungen in der Ambulanz abgerechnet werden,<br />

die durch einen Assistenzarzt erbracht wurden oder durch<br />

wettbewerbsbeschränkende Absprachen bei Ausschreibungen<br />

(§ 298 StGB).<br />

60


I. Professionalisierung: Strukturen, Prozesse, Recht<br />

Risikoatlas <strong>Einkauf</strong><br />

Der Risikoatlas ist eine strukturierte Bestandsaufnahme potenzieller<br />

Gefährdungen des Medizinbetriebs bzw. der Unternehmensposition durch<br />

Fehler <strong>im</strong> <strong>Einkauf</strong>.<br />

Interne Risiken<br />

• Lernkurveneffekte<br />

• Korruption<br />

• Handhabung<br />

• Design<br />

• Hygiene<br />

• Poka Yoke<br />

• Outsourcing<br />

• Rating-Status<br />

• Kostenstruktur<br />

• Insourcing<br />

• Korruption<br />

• Fehlender strategischer <strong>Einkauf</strong><br />

• Mangelnde Teilplanungen<br />

• Mangelnde Berücksichtigung von<br />

Planungsinterdependenzen<br />

• Globale Beschaffungsstrategie<br />

• Wiederaufbereitung / Reparatur<br />

Risiko<br />

Bereiche<br />

Klinische<br />

Risiken<br />

Ökonomische<br />

Risiken<br />

Strategische<br />

Risiken<br />

Externe Risiken<br />

• Gesetzliche Änderungen<br />

• Anforderungen RKI<br />

• Qualitätsschwankungen<br />

• Anforderungen Berufs-Verbände<br />

• M+A von Wettbewerbern<br />

• Währungsrisiken<br />

• Rohstoffpreise / Energie<br />

• Lieferanteninsolvenz<br />

• Verletzlichkeit der Lieferkette<br />

• Innovative Prozeduren<br />

• Naturkatastrophen<br />

• Innovative Produkte<br />

• Innovative Organisationsformen<br />

Abbildung<br />

09-12-04.ppt<br />

3: Der Risiko-Atlas<br />

Centrum für <strong>Krankenhaus</strong>-Management,<br />

macht Risiken transparent<br />

Universität Münster<br />

und<br />

Geschäftsführung:<br />

erschwert<br />

Prof.<br />

dadurch<br />

Dr. Dr. Wilfried<br />

unethisches<br />

von Eiff<br />

Verhalten.<br />

Weitere für den Medizinbetrieb typische Risikobereiche sind<br />

> > Zuweisung gegen Entgelt und darauf basierende Kooperationen,<br />

> > Datenschutz und ärztliche Schweigepflicht,<br />

> > Verträge mit Heil- und Hilfsmittelversorgern (insbesondere<br />

bei Beratungstätigkeit eines Hilfsmittelversorgers auf dem<br />

<strong>Krankenhaus</strong>gelände),<br />

> > Leistungsbezogene Zielvereinbarungen in Chefarztverträgen<br />

(Zielvereinbarungen mit ökonomischen Inhalten müssen<br />

unter Beachtung der berufsrechtlichen Regelungen, insbesondere<br />

§ 23 Abs. 2 MBO-Ä, geschlossen werden; Verbot finanzieller<br />

Anreize für einzelne Operationen, damit die Unabhängigkeit<br />

einer medizinischen Entscheidung gesichert ist).<br />

5.2.2 Gefährdungsbereich <strong>Einkauf</strong><br />

Der Bereich <strong>Einkauf</strong> und <strong>Logistik</strong> (= Beschaffungsmanagement)<br />

ist in besonderer Weise der Gefahr von Compliance-Verletzungen<br />

ausgesetzt, durch die gegen medizin-ethische Grundregeln<br />

verstoßen wird und die zu Patientengefährdungen, aber auch<br />

finanziellen Risiken für das <strong>Krankenhaus</strong> führen können. So z. B.<br />

der <strong>Einkauf</strong> billiger Medikalprodukte, die <strong>im</strong> klinischen Betrieb<br />

Funktionsrisiken aufweisen. Dieses Einkäuferverhalten kann<br />

motiviert sein durch persönliche Vorteilnahme bei Auftragsvergabe<br />

an einen best<strong>im</strong>mten Lieferanten. Dieses Verhalten ist<br />

andererseits dann zu erwarten, wenn Zielvereinbarungen über<br />

Einsparpotenziale geschlossen werden, deren Erreichung mit<br />

Bonuszahlungen verbunden ist. Oder es wird aus Kostengründen<br />

auf die Umsetzung von RKI-Anforderungen verzichtet, was<br />

z. B. <strong>im</strong> Hygienebereich zu Patientengefährdungen führt. Als Instrument<br />

zur transparenten Erfassung und Bewertung des Gefährdungsbereichs<br />

<strong>Einkauf</strong> hat sich der „Risiko-Atlas: <strong>Einkauf</strong>“<br />

[23] bewährt (siehe Abbildung 3). Dieser ist eine strukturierte<br />

Bestandsaufnahme potenzieller Gefährdungen des Medizinbetriebs<br />

bzw. der Unternehmensposition durch Fehler <strong>im</strong> <strong>Einkauf</strong>.<br />

Über die Nutzung eines Risikoatlas hinausgehend ist zu empfehlen,<br />

Beschaffungsentscheidungen nach transparenten Regeln<br />

(z. B. Ausschreibungsverfahren) und eindeutigen Kriterien zu<br />

vollziehen. Insbesondere bei der Kriterienselektion ist darauf<br />

zu achten, dass berechtigte Patienteninteressen Berücksichtigung<br />

finden (z. B. Gefährdungspotenzial von Medikalprodukten<br />

aufgrund eingeschränkter Funktionalität, mangelhafter<br />

Robustheit, etc.), die Anforderungen des Nutzers erfüllt (z. B.<br />

einfache, sichere Handhabung) und Rationierungseffekte vermieden<br />

werden (siehe Abbildung 4). [24]<br />

5.2.3 Gefährdungsbereich Hygiene<br />

Der Bereich der Hygiene gilt unter dem Aspekt der Compliance<br />

als besonders sensibel. Im Bereich Hygienemanagement und<br />

Infektiologie geht es um die Dokumentation und Bewertung<br />

nosokomialer Infektionen und Erregern mit spezifischen Resistenzen<br />

gemäß § 23 Infektionsschutzgesetz (IfSG). Mangelhafte<br />

Hygiene ist eine wesentliche Ursache für nachhaltige gesundheitliche<br />

Schädigungen von Patienten und verursacht hohe Folgekosten<br />

<strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> (Ergänzungstherapien, Kittelpflege)<br />

61


Corporate Governance <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Einkauf</strong><br />

Das Beschaffungsmanagement hat sich an den ethischen und rechtlichen<br />

Anforderungen der Patientenversorgung zu orientieren.<br />

Beschaffung<br />

Entscheidungskriterien<br />

Ethische Max<strong>im</strong>e:<br />

‣ Pr<strong>im</strong>um Nihil Nocere<br />

‣ Patientenautonomie<br />

‣ Patientenwürde<br />

‣ Patientenwohlergehen<br />

Patienten-<br />

Nutzen<br />

Medizinische<br />

Qualität<br />

Rationierung<br />

Prozesseffekte<br />

Rationalisierung<br />

‣ Sicherheit<br />

‣ LOS<br />

‣ Schmerzen<br />

‣ Prozedurzeit<br />

‣ Handhabung<br />

(von Eiff <strong>2017</strong>)<br />

‣ Komplikationen<br />

‣ Infektionen<br />

‣ Wiederaufnahmen<br />

‣ Leistungsmerk<br />

male des<br />

Produkts<br />

entsprechen den<br />

Behandlungsanforderungen<br />

‣ Beitrag zur<br />

Reduktion von<br />

Aufwand und<br />

Kosten<br />

10-14-10.ppt HHL Leipzig Graduate School of Management, Center for Health Care Management and Regulation, Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Abbildung 4: Entscheidungskriterien für ganzheitliche Beschaffungsentscheidungen <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>.<br />

sowie in den Systemen der sozialen Sicherung (Arbeitsunfähigkeit,<br />

Krankenversicherungskosten). Aus verschiedenen Studien<br />

und Expertenbefragungen geht hervor, dass – bei hoher Dunkelziffer<br />

und nicht <strong>im</strong>mer eindeutiger Studienlage – die Vermutung<br />

besteht, wonach jährlich in deutschen Krankenhäusern<br />

zwischen 400.000 und 800.000 Patienten von nosokomialen<br />

Infektionen betroffen sind; etwa 50 Prozent der Fälle gelten als<br />

vermeidbar. So bewegen sich die Kosten für einen MRSA-Patienten<br />

zwischen 800 und 150.000 Euro, bei einem Mittelwert<br />

von ca. 5.000 Euro. Eingriffsverursachte Infektionen (SSI = Surgical<br />

Site Infections) verlängern die Liegezeit <strong>im</strong> Durchschnitt<br />

um etwa neun Tage. Obwohl die Vermeidung von Infektionen<br />

medizinische, ökonomische und patientenbezogene Vorteile<br />

bringt, führen Kostendruck und Fehlscheinschätzungen in den<br />

Krankenhäusern dazu, dass konsequente vorbeugende Hygienemaßnahmen<br />

unterbleiben. Die Problematik ist vielschichtig: Hygienesichernde<br />

Maßnahmen verursachen ausgabenwirksame<br />

Kosten (z. B. MRSA-Screening, Dispenser, Toiletten), denen keine<br />

direkt zurechenbaren kurzfristigen Einsparungen gegenüberstehen.<br />

Ein Verzicht auf Hygiene sichernde Maßnahmen entlastet<br />

das aktuelle Budget, ohne dass negative Konsequenzen<br />

sofort feststellbar wären. Außerdem existiert ein kontraproduktives<br />

Anreizsystem: Infektionen erhöhen den Behandlungsaufwand<br />

und können zu einem höheren DRG-Entgelt führen.<br />

Hygienesichernde Maßnahmen sind so effektiv, wie sie von<br />

den Mitarbeitern konsequent umgesetzt werden. Einstellung<br />

und Verhalten lassen sich aber nicht durch Appelle in Richtung<br />

Hygienebewusstsein verändern, sondern eher über Rahmenbedingungen,<br />

die ein hygieneförderliches Verhalten „provozieren“.<br />

In der Theorie des Change Managements bzw. des „geplanten<br />

organisatorischen Wandels“ steht die Frage <strong>im</strong> Mittelpunkt,<br />

welche Gestaltungsd<strong>im</strong>ensionen Einfluss auf Verlauf und Erfolg<br />

von Veränderungsprozessen haben und wie Non-Compliance<br />

in Form von Änderungswiderständen überwindbar ist. Die<br />

erste Gestaltungsd<strong>im</strong>ension betrifft das Einsetzen von Führungspersonen<br />

mit Vorbildfunktion, die als Experten gelten<br />

und gute Kommunikatoren sind, die andere Personen in ihrem<br />

sozialen Umfeld für eine Idee begeistern und beeinflussen<br />

können. Die zweite Gestaltungsd<strong>im</strong>ension (die Verankerung)<br />

geht davon aus, dass Handlungsempfehlungen (Botschaften)<br />

nicht aufgrund ihrer Sachlichkeit und zwingenden Logik aufgenommen<br />

und umgesetzt werden, sondern es bedarf einer<br />

„Verankerung“ der Botschaft, was durch „Emotionalisierung der<br />

Sachbotschaft“ (Problembetroffenheit; Erinnerungsfähigkeit)<br />

erreicht wird. Die dritte Gestaltungsd<strong>im</strong>ension basiert auf der<br />

verhaltenswissenschaftlichen Erkenntnis, dass Menschen durch<br />

ihr Umfeld (= Setting) zu Handlungen veranlasst werden. In der<br />

klinischen Praxis gibt es grundsätzlich zwei komplementäre<br />

Möglichkeiten, auf das Hygieneverhalten Einfluss zu nehmen.<br />

Durch Einrichten eines „Zusammentreff-Faktors“, der ständig<br />

z. B. an den Gebrauch von Sterilium zur Händedesinfektion erinnert<br />

und gleichzeitig den Vorgang der Händedesinfektion<br />

durch Vorhandensein eines Spenders direkt am „Arbeitsplatz<br />

Patientenbett“ leicht zugänglich ermöglicht. Flankierend können<br />

Vereinbarungen zum Hygieneverhalten in Arbeitsverträge<br />

aufgenommen werden und es ist möglich, auf Technologien<br />

62


I. Professionalisierung: Strukturen, Prozesse, Recht<br />

zurückzugreifen, die den Vorgang der Händedesinfektion<br />

(z. B. vor Betreten des Raumes) elektronisch kontrollieren. Um<br />

ein hygienewirksames Zusammenspiel verschiedener medizinischer<br />

Leistungsanbieter unterschiedlicher Versorgungssektoren<br />

sicherzustellen, ist die Teilnahme an einem Hygiene-Netzwerk<br />

(z. B. EurSafetyNet in der Euregio-Zone) anzuraten.<br />

5.2.4 Gefährdungsbereich Datenschutz<br />

Dem Bereich des Datenschutzes kommt <strong>im</strong> Krankhaus eine besondere<br />

Bedeutung zu. Zum einen fällt in einem <strong>Krankenhaus</strong><br />

eine Fülle hochsensibler Patientendaten an. Zum anderen geschieht<br />

dies i. d. R. digital, so dass in besonderem Maße dafür<br />

Sorge getragen werden muss, dass Unbefugte keinen Zugriff<br />

auf die jeweiligen Datenspeicher erhalten. Um den Schutz der<br />

Patientendaten zu gewährleisten, bestehen neben den Regelungen<br />

des Datenschutzgesetzes spezielle gesetzliche Regelungen,<br />

aus denen die faktische Pflicht folgt, Patientendaten<br />

besonders vor dem unbefugten Zugriff Dritter zu schützen. So<br />

sind etwa die Vorschriften der §§ 9, 15 der (Muster-)Berufsordnung<br />

für die in Deutschland tätigen Ärztinnen und Ärzte, die<br />

die Schweigepflicht der Ärzte sowie den Patientenschutz statuieren,<br />

datenschutzrechtlich relevant. Daneben wird der Schutz<br />

des Patientengehe<strong>im</strong>nisses strafrechtlich durch § 203 Abs. 1<br />

Nr. 1 StGB flankiert. Um die Einhaltung aller für den Datenschutz<br />

relevanten – hier nur beispielhaft genannten – Normen sicherzustellen,<br />

ist auch in diesem Bereich eine Compliance-Organisation<br />

erforderlich, die sich schlagwortartig als <strong>IT</strong>-Compliance<br />

[25] bezeichnen lässt.<br />

5.2.5 Gefährdungsbereich Kooperationen mit der Industrie<br />

Kooperationen zwischen der Industrie und Fachkreisangehörigen,<br />

insbesondere Krankenhäusern, wie z. B. die Beschaffung<br />

von Medizinprodukten, Arzne<strong>im</strong>itteln oder die Finanzierung<br />

von Forschungsprojekten sind zum Zwecke der besseren Versorgung<br />

von Patienten notwendig und grundsätzlich auch<br />

gewollt. Sie bergen jedoch erhebliche Risiken für die Beschäftigten,<br />

sich nicht regelkonform zu verhalten. Dabei stellt sich<br />

in besonderem Maße die Gefahr korrupter Verhaltensweisen.<br />

Hierdurch wird die Akzeptanz derartiger Kooperationen in der<br />

allgemeinen Öffentlichkeit geschwächt. Problematisch und<br />

risikobehaftet sind zum einen einseitige Zuwendungen ohne<br />

Gegenleistungen („Industrie-Sponsorings“ [26]), aber auch<br />

Leistungsaustauschverhältnisse. Beispielhaft seien hier die<br />

Überlassung von Geräten zur medizinischen Erprobung, Beratungshonorare<br />

oder Kongresseinladungen sowie klinische<br />

Produktbeobachtungen genannt. Hinsichtlich der Beurteilung<br />

der Zulässigkeit derartiger Kooperationen soll hier lediglich auf<br />

die vier Grundprinzipien [27] eingegangen werden, die in diesem<br />

Zusammenhang stets genannt werden. Sie entspringen u. a.<br />

dem Straf-, Dienst- und Heilmittelwerberecht. Das Trennungsprinzip<br />

erfordert eine klare Trennung zwischen Zuwendungen<br />

und etwaigen Umsatzgeschäften, Beschaffungs-, Verordnungsoder<br />

Therapieentscheidungen. Diese Entscheidungen dürfen<br />

nicht in unzulässiger Weise durch Zuwendungen beeinflusst<br />

werden, wobei schon der Eindruck dessen nicht erweckt werden<br />

darf. Das Transparenzprinzip/Genehmigungsprinzip erfordert<br />

die Offenlegung von Zuwendungen gegenüber der <strong>Krankenhaus</strong>verwaltung,<br />

wobei Klinikärzte oder andere Mitarbeiter der<br />

Genehmigungspflicht ihrer Vorgesetzten unterliegen (§§ 331 ff.<br />

StGB). Das Dokumentationsprinzip verlangt, dass alle entgeltlichen<br />

und unentgeltlichen Leistungen an das <strong>Krankenhaus</strong>/<br />

deren Mitarbeiter schriftlich, möglichst in Form eines standardisierten<br />

und genehmigten Vertragsmusters zu fixieren sind.<br />

Leistungen und Gegenleistungen müssen letztlich in einem angemessenen<br />

Verhältnis zueinander stehen und daher ein äquivalentes<br />

Verhältnis aufweisen. Neben diesen fundamentalen<br />

Prinzipien werden vermehrt und fortlaufend Verhaltenskodizes<br />

[28] entwickelt, welche die rechtlich wie auch ethisch einwandfreie<br />

Zusammenarbeit zwischen Industrie und Angehörigen<br />

der Fachkreise gewährleisten sollen. Dies kann hier jedoch nur<br />

erwähnt bleiben. Festzuhalten bleibt, dass <strong>im</strong> Interesse aller<br />

Beteiligten und mit dem Ziel der opt<strong>im</strong>alen Versorgung des<br />

Patienten die Bemühungen insbesondere nach transparenter<br />

Zusammenarbeit stetig gesteigert werden.<br />

5.2.6 Gefährdungsbereich: Fehlerhaftes Verhalten <strong>im</strong> klinischen<br />

Betrieb<br />

Fehler in der Patientenbehandlung sind nicht nur ein Indikator<br />

für mangelhafte medizinische Qualität oder auch ein Indiz für<br />

ablauforganisatorische Mängel, sie sind insbesondere auch Ausdruck<br />

eines fehlenden Fehlerbewusstseins der handelnden und<br />

entscheidenden Personen. Dieses Fehlerbewusstsein ist Kern<br />

der Fehlerkultur, also der Art und Weise, wie mit Fehlern umgegangen<br />

wird und in welchem Umfang Patientenrisiken billigend<br />

in Kauf genommen werden. Es geht <strong>im</strong> Wesentlichen um die<br />

Frage, inwieweit die Einstellung vorherrscht, Fehler jederzeit<br />

rechtzeitig erkennen und verhindern zu können, dies auch für<br />

den Fall des Eintretens ungeplanter fehlerfördender Ereignisse<br />

(z. B. Notfälle, Zwischenfälle, Geräteausfall, Personalengpässe).<br />

Fehler sind insofern das Ergebnis einer ereignisanfälligen Organisation<br />

und das Resultat einer nachlässigen oder nicht an klaren<br />

Sicherheitsstandards orientierten Arbeitsweise. Beide auf<br />

das Entstehen von Fehlern wirkenden Einflussbereiche (Organisation<br />

und individuelle Einstellung zu Fehlern) sind damit ein<br />

Indiz dafür, welche Rolle ethische Max<strong>im</strong>en spielen und wie fest<br />

diese <strong>im</strong> Denken und Handeln der Mitarbeiter verankert sind.<br />

Darüber hinaus zeigt sich, in welcher Konkurrenzbeziehung<br />

ethische Handlungsmax<strong>im</strong>en und wirtschaftliche Zwänge zueinanderstehen.<br />

Schließlich geht das Fehlerbewusstsein auch<br />

einher mit der Bereitschaft, Nachlässigkeiten bei Kleinigkeiten<br />

zuzulassen (quasi als normal anzusehen) und der mangelhaften<br />

Bereitschaft, die eigene Arbeitsweise an Sicherheitsstandards<br />

63


zu orientieren und notwendige, die Sicherheit steigernde Reorganisationen<br />

aktiv mitzutragen. Die Fehlerkultur ist damit<br />

Ausdruck des ethischen Bewusstseins einer Organisation und<br />

ihrer Mitarbeiter <strong>im</strong> klinischen Alltag. Das Fehlerphänomen ist<br />

grundsätzliches Problem der Unternehmenskultur und damit<br />

der Einstellungen und Werthaltungen vom Management und<br />

Mitarbeitern.<br />

> > Das Management hat Rahmenbedingungen zu schaffen, die<br />

Fehler vermeidend wirken (z. B. an dem Behandlungsaufkommen<br />

orientierte Ausstattung mit Personal und Sachmitteln,<br />

Überprüfung von Arbeitsabläufen auf Patienten gefährdende<br />

Schwachstellen).<br />

> > Mitarbeiter sind angehalten, Fehlerpotenziale zu melden<br />

(z. B. Mitarbeiten am CIRS) und Fehler zu identifizieren und<br />

unverzüglich transparent zu machen (z. B. Morbiditäts- und<br />

Mortalitätsgespräch).<br />

Von einem medizinischen Fehler wird gesprochen, wenn ein<br />

beabsichtigtes Ergebnis (Wiederherstellung der Funktion der<br />

oberen Magenpforte durch Fundoplicatio) durch eine geplante<br />

Handlung (= Ausführungsfehler) oder die Verwendung eines<br />

falschen Plans zur Zielerreichung (= Planungsfehler) nicht<br />

erreicht wurde. Dieser Definition liegt die Unterscheidung<br />

zwischen operationstechnischen Handhabungsfehlern in der<br />

Ausführung (= falsch gesetzter Clip bei der laparoskopischen<br />

Cholezystektomie trotz adäquater Ausbildung und Fähigkeiten<br />

des Chirurgen) und kognitiven Fehlern (= Entscheidung für<br />

eine falsche Therapie oder Nichterkennen einer gefährlichen<br />

Situation) zugrunde. Darüber hinaus sind zufallsbedingte Zwischenfälle<br />

zu berücksichtigen, die unabhängig vom Verhalten<br />

des Arztes auftreten (= schwere Arzne<strong>im</strong>ittelnebenwirkung,<br />

wobei die Verschreibung des Medikamentes indiziert und in<br />

der gegebenen Situation korrekt war).<br />

Fehleranalyse ist eine unabdingbare Voraussetzung für wirksame<br />

Fehlerpräventionsmaßnahmen. Das wichtigste Konzept,<br />

um eine vorbehaltlose, vorwurfsfreie und objektive Evaluation<br />

von Fehlern und Beinahe-Fehlern durchzuführen, ist das Critical<br />

Incident Reporting System. Durch Anonymität wird die<br />

Meldebereitschaft gesteigert. Kernstück ist ein interdisziplinäres,<br />

berufsgruppenübergreifendes Auswertungsteam, das<br />

die Fälle anhand der Kriterien Mortalität, Eintrittsbedingungen<br />

(organisatorisch, personell, patientenbezogen), Häufigkeit u. a.<br />

bewertet. Ziel ist das Erkennen von typischen, meist systembezogenen<br />

Faktoren, die durch organisatorische und technische<br />

Maßnahmen abgestellt werden können. Ideal ist es, aus den<br />

CIRS-Daten einen Dictionary aufzubauen, der als Wissensbasis<br />

individuelles sowie organisatorisches Lernen ermöglicht.<br />

Die individuelle Einstellung zum Fehler wird wesentlich geprägt<br />

durch die organisationsstrukturellen (fehlerrelevante<br />

Arbeitsabläufe; eingesetzte Materialqualität; Sicherheit und<br />

Handhabung von Medizintechnik) und organisationskulturellen<br />

(Führungsstil; Fehlerkultur; Kommunikationsverhalten)<br />

Rahmenbedingungen. Nachlässigkeiten <strong>im</strong> Arbeitsverhalten<br />

bewirken Fehlermöglichkeiten, ob es aufgrund der Fehlermöglichkeiten<br />

zu einem faktischen Fehler und in der Folge zu einem<br />

adversen Ereignis kommt, wird durch Technik, Material und Organisation<br />

wesentlich beeinflusst. Letztlich ist es eine Frage<br />

des ethischen Bewusstseins mit dem die medizin-ethischen<br />

Handlungsnormen pr<strong>im</strong>um nihil nocere, Patientenwürde, Patientenautonomie<br />

und Wohlergehen des Patienten <strong>im</strong> klinischen<br />

Alltag umgesetzt werden. Und dieses ethische Bewusstsein<br />

zeigt sich in der Bereitschaft zur Fehlertransparenz und zur Unterstützung<br />

von Reorganisationsmaßnahmen zur Verbesserung<br />

der Arbeitsabläufe.<br />

6. Fazit<br />

Aufgrund der besonderen Gefährdungspotenziale <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

ist Korruptionsprävention eine elementare<br />

Führungsaufgabe. Wertschöpfungs- und Kooperationsbeziehungen<br />

zwischen Krankenhäusern und Industrie sind notwendig,<br />

um Innovationen zu entwickeln sowie Change<br />

Managementprozesse bei der Umstellung auf neue Technologien<br />

reibungslos zu gestalten. Je tiefgreifender eine Reorganisation<br />

als Folge der Beschaffung einer innovativen Technologie<br />

und je intensiver die Integration eines Lieferanten in die internen<br />

operativen Prozesse, desto klarer muss darauf geachtet<br />

werden, dass alle Beschaffungsentscheidungen nach transparenten<br />

Kriterien erfolgen. Compliance-Regeln sollen sicherstellen,<br />

dass jedwede Aktionen mit Zuwendungscharakter an<br />

dritte Personen unterbleiben, die möglicherweise Einfluss auf<br />

Beschaffungsentscheidungen nehmen. Der Adressatenkreis<br />

von Compliance-Regeln ist weit gefasst, da das Buying Center<br />

<strong>Krankenhaus</strong> aus einer Mehrzahl von Personen unterschiedlicher<br />

Funktion und verschiedenartiger Rollen (u. a. Initiator,<br />

Ratgeber, Begutachter, Entscheider, Anwender) besteht. In der<br />

Praxis ist festzustellen, dass diese Compliance-Regeln auch<br />

Aktivitätsbereiche betreffen, die bislang als Marketingmaßnahme<br />

i. S. des Customer Relationship verstanden wurden.<br />

Dies betrifft z. B. Schulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen,<br />

die vom Hersteller finanziert werden, Honorarzahlungen und<br />

Spesenübernahmen für Vorträge auf Kongressen oder die kostenlose<br />

Überlassung von Eintrittskarten. Insbesondere bei wissenschaftlichen<br />

Studien (z. B. bezüglich der Kostenwirksamkeit<br />

und klinischen Effektivität eines Medizinproduktes), die von<br />

Industriefirmen finanziell unterstützt werden, ist darauf zu<br />

achten, dass das Studiendesign nach anerkannten Standards<br />

bzgl. Zielen / Beurteilungskriterien erfolgt und „Ergebnisoffenheit“<br />

sichergestellt ist. Das Korruptionsphänomen ist aber<br />

64


I. Professionalisierung: Strukturen, Prozesse, Recht<br />

nicht auf einzelne exponierte Bereiche wie <strong>Einkauf</strong> und Hygienemanagement<br />

beschränkt, wenn man unter Korruption jedes<br />

ethisch verwerfliche Fehlverhalten subsummiert, das gegen die<br />

medizin-ethischen Grundregeln (pr<strong>im</strong>um nihil nocere; Gerechtigkeit;<br />

Fürsorge/Wohlbefinden; Autonomie) verstößt. Insofern<br />

ist Ganzheitlichkeit in Ursachenforschung und -bekämpfung<br />

anzuwenden. Verstößen und ihren D<strong>im</strong>ensionen sollte mit den<br />

verschiedenartigen Instrumenten auf allen Ebenen begegnet<br />

werden, um Compliance-Risiken beherrschbar zu machen,<br />

schließlich die systematische Sicherstellung regelhaften Verhaltens<br />

<strong>im</strong> Medizinbetrieb zu gewährleisten und das Ziel eines<br />

erfolgreichen Clinical Corporate Compliance Management<br />

umzusetzen.<br />

Literatur:<br />

[1] Sandel, Was man für Geld nicht kaufen kann, 2012 (Berlin).<br />

[2] Cressey, Other People’s Money: A Study in the Social Psychology Embezzlement, 1953<br />

(Michigan).<br />

[3] Koch, in Hüffer AktG, 11. Aufl. 2014, § 76 Rdnr. 17; Spindler, in MüKo-AktG, 4. Aufl. 2014,<br />

§ 91 Rdnr. 66; anderes gilt für Spezialbereiche, die eine Verpflichtung zur Einrichtung eines<br />

Compliance-Systems vorsehen (etwa § 25a KWG).<br />

[4] Vgl. Theusinger/Jung, in: Römermann, Münchener Anwaltshandbuch GmbH-Recht, 3.<br />

Auflage 2014, § 24 Rdnr. 71.<br />

[5] Koch, in Hüffer AktG, 11. Aufl. 2014, § 93 Rdnr. 6.<br />

[6] Drescher, Die Haftung des GmbH-Geschäftsführers, 7. Auflage 2013, Rdnr. 145.<br />

[7] Die konkrete Rechtsgrundlage für die Pflicht zur Einrichtung einer Compliance-Organisation<br />

ist umstritten (vgl. u.a. §§ 76 Abs. 1, 91 Abs. 2 und § 93 AktG); vgl. zu den Ansichten<br />

Spindler, in MüKo-AktG, 4. Aufl. 2014, § 91 Rdnr. 52.<br />

[8] LG München I NZG 2014, 345 (für den Vorstand der AG).<br />

[9] LG München I NZG 2014, 345, 346.<br />

[10] LG München I NZG 2014, 345, 346; Fleischer, NZG 2014, 321, 323.<br />

[11] Bürkle, CCZ 2015, 52, 54.<br />

[12] Bürkle, CCZ 2015, 52, 54.<br />

[13] Fleischer, NZG 2014, 321.<br />

[14] LG München I NZG 2014, 345.<br />

[15] Vgl. Fleischer, NZG 2014, 321, 326.<br />

[16] Fleischer, NZG 2014, 321, 323.<br />

[17] Habersack, AG 2014, 1, 4.<br />

[18] Habersack, AG 2014, 1, 4.<br />

[19] Vgl. Habersack, AG 2014, 1, 4.<br />

[20] OLG Jena NZG 2010, 226, 227 f.<br />

[21] Medizinischer Dienst der Krankenkassen.<br />

[22] von Eiff, W., ,Cost Center Management. Controlling von Leistungs-, Informations- und<br />

Entscheidungsprozessen nach dem Cost Center-Prinzip, in: Schulte, Effektives Kostenmanagement.<br />

Methoden und Implementierung, 1992, S. 31-59.<br />

[23] Siehe von Eiff, W., Geschäftsethik und Corporate Compliance, 2014 (Heidelberg), S.<br />

209.<br />

[24] Siehe z.B.: von Eiff, W., Beschaffungsmanagement und ethisches Handeln: Patientenorientierung<br />

und Nachhaltigkeit <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Einkauf</strong>, 2014 (Heidelberg), S. 229-241.<br />

[25] Vgl. Reiners, <strong>Krankenhaus</strong>-<strong>IT</strong> Journal 03/2011, 12.<br />

[26] Vgl. Richtlinie zur Vermeidung von Korruption der Universitätsklinik Jena.<br />

[27] Vgl. dazu Klümper/Vollebregt, PharmR, 2009, 313, 316 f.; ausführlich: Dieners, Handbuch<br />

Compliance <strong>im</strong> Gesundheitswesen, 3. Auflage 2010, Kapitel 5.<br />

[28] Zuletzt: FSA-Kodex zur Transparenz bei der Zusammenarbeit mit den Angehörigen<br />

der Fachkreise und medizinischen Einrichtungen, abrufbar über die Homepage des FSA –<br />

www.fs-arzne<strong>im</strong>ittelindustrie.de; hierzu auch: Dieners, CCZ 2014, 204.<br />

Centrum für <strong>Krankenhaus</strong>-<br />

Management (Uni Münster)<br />

Brandhoveweg 104<br />

48167 Münster<br />

Tel.: +49 174 / 398 713 2<br />

Fax: +49 2506 / 3944<br />

Internet: www.krankenhausmanagement.de<br />

Ludwig Fresenius Center for<br />

Health Care Management<br />

and Regulation<br />

HHL Leipzig Graduate<br />

School of Management<br />

Jahnallee 59<br />

04109 Leipzig<br />

Internet: www.hhl.de<br />

E-Mail: wilfried.von.eiff@hhl.de<br />

CMS Hasche Sigle<br />

Breite Straße 3<br />

40213 Düsseldorf<br />

Tel.: +49 211 / 4934 412<br />

Fax: +49 211 / 4934 123<br />

E-Mail: christoph.<br />

voneiff@cms-hs.com<br />

65


Michael Götz<br />

Associate, Taylor Wessing Rechtsanwälte<br />

Andreas Haak<br />

Partner, Head of Competition, EU and Trade; örtlicher<br />

Geschäftsführer Düsseldorf, Taylor Wessing Rechtsanwälte<br />

Y Anwendbarkeit des „neuen“ Vergaberechts<br />

auf Krankenhäuser<br />

Das vieldiskutierte Spannungsverhältnis zwischen Sozial- und<br />

Vergaberecht besteht auch bei der Anwendbarkeit von Vergaberecht<br />

auf die Beschaffungen von Krankenhäusern. Aufgrund der<br />

unterschiedlichsten Konstellationen bei Krankenhäusern kann<br />

es hierfür keine allgemeingültigen Aussagen geben. Vielmehr<br />

ist – wie so häufig – eine Prüfung am Einzelfall notwendig. Dies<br />

gilt auch nach der grundlegenden Modernisierung des Vergaberechts<br />

<strong>im</strong> April 2016.<br />

Das Vergaberecht spielt für viele Krankenhäuser eine wesentliche<br />

Rolle. So handeln kommunale / öffentliche, aber auch<br />

gemeinnützige Krankenhäuser, wenn sie Waren und Dienstleistungen<br />

für ihren Unterhalt mittels entgeltlicher Verträge<br />

beschaffen oder Bauaufträge erteilen, in der Regel als öffentlicher<br />

Auftraggeber <strong>im</strong> Sinne von § 99 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen<br />

(„GWB“). Diese Verpflichtung basiert<br />

auf dem europarechtlichen Imperativ der Vergaberichtlinien<br />

(Richtlinien 2014/23/EU, 2014/24/EU). In der vergaberechtlichen<br />

Rechtsprechung wurden insbesondere kommunale Krankenhäuser<br />

bereits früh als öffentliche Auftraggeber eingeordnet<br />

(vgl. u. a. OLG Naumburg, Beschluss vom 17. Februar 2004, 1 Verg<br />

15/03). Dies wurde auch darauf gestützt, dass das Gesundheitswesen<br />

und insbesondere die Bereitstellung von jedermann zugänglichen<br />

Krankenhäusern eine Aufgabe der Daseinsvorsorge<br />

und mithin eine <strong>im</strong> Allgemeininteresse liegende Aufgabe ist.<br />

Hieraus leitet sich dann die Eigenschaft als öffentlicher Auftraggeber<br />

<strong>im</strong> Sinne des Vergaberechts ab. Es besteht die Verpflichtung,<br />

bei Beschaffungsvorgängen die gesetzlichen Vorgaben<br />

aus Europarecht, Bundesrecht sowie Landesrecht umzusetzen.<br />

Selbst private Krankenhäuser oder Krankenhäuser in kirchlicher<br />

Trägerschaft können Adressat des Vergaberechts sein: diese<br />

Krankenhäuser handeln als öffentliche Auftraggeber <strong>im</strong> Sinne<br />

des Vergaberechts, wenn sie entweder als „funktionale Auftraggeber“<br />

i. S. d. § 99 Nr. 2 GWB tätig werden oder gemäß § 99 Nr. 4<br />

GWB beispielsweise für Baumaßnahmen mit mehr als 50 Pro-<br />

zent subventioniert werden. Gerade <strong>im</strong> komplexen System der<br />

<strong>Krankenhaus</strong>finanzierung sind Subventionen der Projektkosten<br />

durch staatliche Zuschüsse, Steuernachlässe, zinslose Darlehen<br />

oder Staatsgarantien üblich. Die kapitalintensive Neuerrichtung<br />

oder eine grundlegende Sanierung eines <strong>Krankenhaus</strong>(teils)<br />

sind regelmäßig erfasst (vgl. so schon OLG Jena, Beschluss vom<br />

13. Mai 2002, 6 Verg 3/02) In diesen Fällen können selbst private<br />

Krankenhäuser öffentliche Auftraggeber <strong>im</strong> Sinne des Vergaberechts<br />

sein. Bei Subventionen wird regelmäßig eine besondere<br />

Dringlichkeit der Einhaltung der Vorgaben des Vergaberechts<br />

bestehen, da ansonsten die Subventionen (vollumfänglich) zurückgefordert<br />

werden können. Aufgrund der teilweise hohen<br />

Projektkosten ist die Nichteinhaltung der vergaberechtlichen<br />

Vorgaben damit stets mit hohen finanziellen Risiken für die<br />

Träger verknüpft.<br />

Sind die Krankenhäuser öffentliche Auftraggeber <strong>im</strong> Sinne<br />

des GWB, ist zu prüfen, ob ein öffentlicher Auftrag nach den<br />

Vorgaben des Vergaberechts vorliegt. Der Begriff des öffentlichen<br />

Auftrags wird weit ausgelegt und beinhaltet sämtliche<br />

entgeltliche Verträge über die Beschaffung von Leistungen,<br />

die Lieferung von Waren, die Ausführung von Bauleistungen<br />

oder die Erbringung von Dienstleistungen, vgl. § 103 Abs. 1<br />

GWB. Fast alle Beschaffungen von Krankenhäusern fallen unter<br />

den Begriff des öffentlichen Auftrags. Dies gilt nicht nur<br />

für bauliche Maßnahmen, sondern auch für die Beschaffung<br />

von Ausstattung (sei es Sterilisatoren oder OP-Besteck) sowie<br />

die Beschaffung von Dienstleistungen (beispielsweise die Beschaffung<br />

von <strong>IT</strong>-Managementleistungen, die Auslagerung von<br />

Kantinendienstleistungen oder Reinigungsdienstleistungen).<br />

Unter best<strong>im</strong>mten Voraussetzungen kann auch die Privatisierung<br />

von kommunalen Krankenhäusern ein vergaberechtlich<br />

relevanter Vorgang sein, wenn neben dem Entgelt noch weitere<br />

Leistungen erbracht werden sollen.<br />

66


I. Professionalisierung: Strukturen, Prozesse, Recht<br />

Mit der Modernisierung des Vergaberechts 2016 hat der Gesetzgeber<br />

besondere Vorschriften zur Vergabe von sozialen<br />

Dienstleistungen <strong>im</strong>plementiert. Diese Vorschriften entbinden<br />

Krankenhäuser, die als öffentliche Auftraggeber fungieren,<br />

allerdings nicht davon, das Vergaberecht zu beachten. Vielmehr<br />

hat der Gesetzgeber nur ein erleichtertes Regelungsreg<strong>im</strong>e eingeführt,<br />

welches verfahrensrechtliche Lockerungen verspricht:<br />

Durch größere Freiheiten und höhere Schwellenwerte sollen die<br />

Besonderheiten der Beschaffung von sozialen Dienstleistungen<br />

besonders berücksichtigt werden.<br />

Health Care belegt. Taylor Wessing berät zahlreiche Krankenhäuser,<br />

darunter die führenden öffentlichen Universitätskliniken<br />

und kommunale <strong>Krankenhaus</strong>verbünde sowie auch private<br />

(teilweise internationale tätige) <strong>Krankenhaus</strong>gesellschaften.<br />

Schließlich ist zu prüfen, ob der Beschaffungsgegenstand die<br />

europarechtlichen Schwellenwerte übersteigt. Bei Bauleistungen<br />

betragen dieser Schwellenwert zurzeit 5.225.000 Euro, bei<br />

Liefer- und Dienstleistungsaufträge 209.000 Euro und bei der<br />

Vergabe von besonderen sozialen Dienstleistungen 750.000<br />

Euro. Sofern die Schwellenwerte überschritten werden, muss<br />

eine europaweite Ausschreibung durchgeführt werden. Zudem<br />

sind besondere formale Vorgaben einzuhalten. Werden die<br />

Schwellenwerte unterschritten, kann eine Vergabe nach nationalen<br />

(insbesondere landesrechtlichen) Vorgaben erfolgen.<br />

Taylor Wessing gehört zu den führenden internationalen Kanzleien<br />

<strong>im</strong> Bereich Life Sciences & Health Care und steht Ihnen<br />

jederzeit für rechtliche Fragen zur Verfügung. Seit der ersten<br />

Stunde des Vergaberechts sind wir am Puls der Zeit und begleiten<br />

die gesetzlichen Entwicklungen in diesem so schnelllebigen<br />

wie komplexen europarechtsdominierten Rechtsgebiet. Auf<br />

diese Weise ist es unserem breit aufgestellten, multidisziplinären<br />

Team aus Beratern gelungen, eine ausgeprägte Expertise<br />

in diesem Rechtsgebiet zu begründen und diese ständig weiter<br />

auszubauen. Durch die Bildung multidisziplinärer standortübergreifender<br />

Teams gewährleisten wir eine jederzeit<br />

zielorientierte und erfolgreiche vergaberechtliche Beratung. Die<br />

Fachkenntnis unserer Berater ist durch zahlreiche Publikationen<br />

und Vorträge auf hochkarätigen Veranstaltungen <strong>im</strong> Bereich<br />

Taylor Wessing Rechtsanwälte<br />

Benrather Str. 15<br />

40213 Düsseldorf<br />

Tel.: +49 211 / 8387-0<br />

Fax: +49 211 / 8387-100<br />

E-Mail:<br />

A.Haak@taylorwessing.com<br />

Internet:<br />

www.taylorwessing.com<br />

Taylor Wessing Rechtsanwälte<br />

Hanseatic Trade Center<br />

Am Sandtorkai 41<br />

20457 Hamburg<br />

Tel.: +49 40 / 36803-0<br />

Fax: +49 40 / 36803-280<br />

E-Mail:<br />

M.Goetz@taylorwessing.com<br />

67


Univ.-Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Direktor am Ludwig Fresenius Center for Health Care<br />

Management and Regulation, HHL Leipzig Graduate<br />

School of Management und Leiter des Centrums für<br />

<strong>Krankenhaus</strong>-Management, Universität Münster<br />

Y Innovative Finanzierungsformen und<br />

Finanzierungsinstrumente<br />

Finanzklemme und Kostendruck einerseits, erhöhte Anforderungen<br />

an medizinische Qualität, Patientensicherheit und<br />

Patientenkomfort andererseits zeigen die Grenzen klassischer<br />

Finanzinstrumente deutlich auf. Zu Überwindung dieser strategischen<br />

Investitionsfalle sind innovative Finanzierungsformen<br />

gefragt, mit deren Hilfe wettbewerbsrelevante Investitionen<br />

gestemmt werden können.<br />

1. Finanzierungsformen<br />

Im Zuge des verstärkten Wettbewerbs und der Ressourcenverknappung<br />

rückt die Finanzierung von strategisch relevanten<br />

Investitionen in medizintechnische Infrastruktur, Gebäude<br />

und Prozessorganisation <strong>im</strong>mer stärker in den Mittelpunkt.<br />

Die Finanzierung verfolgt zwei wesentliche Zwecke. Zum einen<br />

die Liquiditätssicherung, d. h. Sicherung der dauerhaften Zahlungsfähigkeit.<br />

Zum anderen die wirtschaftliche und bedarfsgerechte<br />

Kapitalbeschaffung, d. h. die Beschaffung liquider<br />

Zahlungsmittel, die entweder verbraucht (z. B. Personal und medizinisches<br />

Verbrauchsmaterial) oder investiert (z. B. Anschaffung<br />

neuer medizinischer Geräte) werden. Daher beschäftigt<br />

sich der Finanzbereich einer Klinik neben der Finanzierung auch<br />

mit Fragen der Investitionsplanung.<br />

Die Herausforderung des Finanzmanagements besteht darin,<br />

innovative Finanzierungsformen zu finden, die es ermöglichen,<br />

Investitionen durchzuführen, die über die klassischen Finanzierungsinstrumente<br />

wie Bank- und Lieferantenkredit, Leasing und<br />

Pay-per-Use hinausgehen. Solche Finanzierungsformen stellen<br />

eine Kombination aus Kapitalmarkt und Realwirtschaft dar,<br />

beziehen organisatorische Vernetzungen zwischen Geldgeber<br />

und Geldnehmer in das Geschäftsmodell mit ein und definieren<br />

das traditionelle Rollenverständnis der Kreditpartner neu.<br />

In Abbildung 1 sind die Finanzierungsformen <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong><br />

<strong>im</strong> Überblick dargestellt.<br />

2. Finanzierungsinstrumente<br />

2.1 Sale-and-Lease-back (Salb)<br />

Das Salb ist eine Sonderform des Leasing und wird als Instrument<br />

der Innenfinanzierung bezeichnet. Der Leasingnehmer<br />

(<strong>Krankenhaus</strong>) verkauft einen Vermögensgegenstand (z. B. eine<br />

Immobilie, die komplette Laborausstattung, den Bestand an<br />

bildgebender Technik) aus seinem Eigentum und schließt anschließend<br />

einen Nutzungsvertrag mit dem Käufer, der damit<br />

zum Leasinggeber wird. Damit ist die Aufrechterhaltung der<br />

Betriebsprozesse gewährleistet.<br />

Das Salb dient hauptsächlich der Liquiditätsgewinnung. Zuvor<br />

<strong>im</strong> Anlagevermögen gebundene Mittel sowie insbesondere<br />

stille Reserven werden in liquide Mittel umgewandelt und<br />

stehen für Investitionszwecke (Übernahme anderer Krankenhäuser,<br />

Anschaffung innovativer Technologien) zur Verfügung.<br />

Zu beachten sind die (langfristigen) Folgen: Die Kapitalquote<br />

erhöht sich und die Cash-Flow-Situation verschlechtert sich,<br />

weil Abschreibungen zu Pachten werden (= Mittelabfluss). Effekte<br />

auf die Kapitalmarktposition eines <strong>Krankenhaus</strong>es können<br />

unterschiedlich ausfallen: eine Rückentwicklung durch<br />

Cash-Flow-Verschlechterung ist ebenso möglich wie eine<br />

Attraktivitätssteigerung der Kapitalmarktposition durch den<br />

Expansionsfinanzierungseffekt.<br />

2.2 Zweckgesellschaft<br />

Technische Innovationen bilden die Grundlage für präzisere,<br />

schonendere und die Verweildauer verkürzende diagnostische<br />

Interventionen sowie chirurgische Eingriffsarten. Die Investitionen<br />

in derartige Technologien sind i. d. R. mit hohem Kapitalbedarf<br />

verbunden und belasten die Liquidität.<br />

Das Finanzierungsinstrument der Zweckgesellschaft ermöglicht<br />

auf Liquidität schonende Weise die Beschaffung innovativer<br />

Technologien und deren Finanzierung aus den Erlösrückflüssen<br />

68


II. Finanzierung: Investitionen, Innovationen, Werte<br />

Finanzierungsformen<br />

Finanzierungsformen<br />

Mittelherkunft, Finanzierungsanlass und Finanzierungsziel best<strong>im</strong>men die Finanzierungsform<br />

Finanzierungs-<br />

Quelle<br />

Finanzierungs-<br />

Anlass/ F-Ziele<br />

Außen-<br />

Finanzierung<br />

Innen-<br />

Finanzierung<br />

Transaktions-<br />

Finanzierung<br />

Geschäftsmodell-<br />

Finanzierung<br />

Rationalisierungs-<br />

Finanzierung<br />

− Eigenfinanzierung<br />

> Privateinlagen > Private Equity<br />

> Gen.-Anteile > Aktien<br />

> Schuldscheindarlehen > Genuss.<br />

− Mischfinanzierung<br />

> Mezzanine-Kapital<br />

> Genussscheine<br />

> Anleihen<br />

− Fremdfinanzierung<br />

> Kredite (Lieferant; Kontokorrent)<br />

> Factoring > Forfaitierung<br />

> Schuldverschr. > Optionen<br />

> Teststellung > Forward Darlehen<br />

− Fördermittel<br />

>Öffentliche > Erlösausgleich<br />

>Verlustausgleich<br />

− Drittmittel<br />

− Fundraising/Spenden/<br />

Sponsoring<br />

− aus Umsatzprozess<br />

• Selbstfinanzierung/<br />

Gewinnthesaurierung<br />

• Abschreibungen<br />

• Rückstellungen<br />

− zweckgebunden<br />

− Pensionen<br />

− aus Vermögensumschichtung<br />

• Desinvestitionen<br />

• Sale and Lease Back<br />

Portfolio-Finanzierung<br />

©von Eiff <strong>2017</strong><br />

− Private Equity<br />

− Beteiligung<br />

− Investitionsverpflichtung<br />

− Asset Deal<br />

− Share Deal<br />

− M+A-Synergieeffekte<br />

− Public Private<br />

Partnership<br />

− Zweckgesellschaft<br />

− Zusatzeinnahmen<br />

• Drittgeschäft<br />

• 2. Gesundheits-markt<br />

• Innovative DL<br />

− Fine Trading<br />

− Pay for Performance<br />

− Pay per Use<br />

− Franchising<br />

− Betreibermodell<br />

− Konsignation<br />

− Reengineering/<br />

Geschäftsprozessopt<strong>im</strong>ierung<br />

− Lean Management<br />

− Rationalisierung<br />

− Outsourcing<br />

− Working Capital<br />

Management<br />

− Cash Pooling<br />

− Order-to-Cash<br />

Management<br />

Abbildung 1: Zusammenstellung der Finanzierungsformen nach Finanzierungsquelle und Transaktionsziel<br />

sowie die daraus ableitbaren Finanzierungsinstrumente. (Quelle: von Eiff)<br />

des Kerngeschäfts. Grundidee ist, die innovative Technologie in<br />

eine Zweckgesellschaft auszulagern und mit dieser die Nutzung<br />

der Technologie per Leasingvertrag zu vereinbaren.<br />

2.3 Reverse Factoring<br />

Insbesondere junge, innovative Unternehmen mit schwacher<br />

Eigenkapitaldecke stehen vor dem Problem der Vorfinanzierung<br />

von Aufträgen. Ein Wäschedienstleister muss bei Auftragserteilung<br />

durch ein <strong>Krankenhaus</strong> die Textilien seinerseits zur Fertigung<br />

in Auftrag geben und vorfinanzieren. Die Rendite des<br />

Dienstleistungsauftrags hängt direkt davon ab, welche aktuellen<br />

Kreditkonditionen der Dienstleister von seiner Hausbank<br />

erhält. Wenn das <strong>Krankenhaus</strong> von der eigenen Bank günstigere<br />

Konditionen erhält, können durch das Finanzierungsinstrument<br />

des Reverse Factoring (siehe Abbildung 3) folgende Effekte erzielt<br />

werden:<br />

> Der Dienstleister bietet preisgünstiger als die Konkurrenz an,<br />

wodurch die Kosten für das <strong>Krankenhaus</strong> für den Dienstleistungsvertrag<br />

vergleichsweise niedriger sind.<br />

> Der Dienstleister benötigt keine teure Vorfinanzierung, durch<br />

die er möglicherweise sogar gezwungen wäre, aus dem Wettbewerb<br />

auszusteigen.<br />

> Durch gemeinsamen Auftritt von <strong>Krankenhaus</strong> und Dienstleister<br />

als Kreditnehmer-Gemeinschaft verbessert sich die<br />

Konsortial-Bonität und ermöglicht günstige Konditionen.<br />

2.4 Fine Trading<br />

Um <strong>im</strong> industriellen Bereich den Wareneinkauf zu finanzieren,<br />

haben sich insbesondere KMU klassischerweise des Lieferantenkredits<br />

bedient. Auf Lieferantenseite führt diese Finanzierungsform<br />

tendenziell zu Liquiditätsengpässen, das einkaufende<br />

Unternehmen verschlechtert seine Verhandlungsposition <strong>im</strong><br />

Hinblick auf Preise, Nachlässe, Naturalrabatte oder ergänzende<br />

Dienstleistungen. Im <strong>Krankenhaus</strong>bereich betrifft das die<br />

> Beschaffung von Medizinprodukten für Interventionen/Eingriffe,<br />

die innerhalb einer Zeitspanne von drei bis vier Monaten<br />

fest eingeplant sind (= Vorfinanzierung erhaltener Aufträge)<br />

oder die<br />

69


Zweckgesellschaft<br />

Investitionen in medizin-technische Innovationen mit hohem Kapitalbedarf<br />

können über Zweckgesellschaften liquiditätsschonend vorgenommen werden.<br />

Lieferung<br />

Mittelständischer<br />

Lieferant/Dienstleister<br />

Abtretungs-<br />

Kaufverträge<br />

<strong>Krankenhaus</strong><br />

(Radiologie)<br />

Kaufvertrag<br />

Zweckgesellschaft<br />

Leasing-<br />

Vereinbarung<br />

Abtretung von<br />

Sicherheiten<br />

Kreditzusage<br />

Bank<br />

Vorteile:<br />

Bank übern<strong>im</strong>mt Syndizierung i. A. der Zweckgesellschaft<br />

Besicherung ist bis 2/3 über die Geräte selbst dargestellt<br />

Sicherstellung einer ausreichenden Liquidität be<strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> und dem kooperierenden Radiologen,<br />

insbesondere in der Zeit zwischen Vertragsabschluss, Auslieferung und Inbetriebnahme (Anzahlungen)<br />

Beispiel:<br />

Gesamtsystem Bildgebung: RIS, PACS, PET-CT, MRT, CT usw.)<br />

Abbildung 2: Die Zweckgesellschaft wandelt einen Kauf in ein Nutzungsmodell. (Quelle: von Eiff)<br />

> Durchführung eines zeitlich auf höchstens vier Monate befristeten<br />

Projekts, das vorfinanziert werden muss. Ein solches<br />

Projekt kann z. B. darin bestehen, dass das <strong>Krankenhaus</strong> in<br />

Zusammenarbeit mit einer Krankenkasse eine Vorsorgeuntersuchung<br />

durchführt, die normalerweise von den Kassen nicht<br />

bezahlt wird und <strong>im</strong> Einzelfall teurer ist (z. B.: Hämochromatose-Test<br />

bei 18-22-Jährigen).<br />

Zweck des Fine Trading ist es, den Fine Trading-Nehmer (<strong>Krankenhaus</strong>)<br />

in die Lage zu versetzen, gegenüber einem Lieferanten<br />

ein verlängertes Zahlungsziel zu erhalten, ohne Konditionsnachteile<br />

zu befürchten. Im Gegenteil können aufgrund der sofortigen<br />

Bezahlung durch den Fine Trading-Geber Sonderrabatte<br />

verhandelt werden. Dem Fine Trading liegt folgendes Geschäftsmodell<br />

zugrunde: Das <strong>Krankenhaus</strong> (Fine Trading-Nehmer) vereinbart<br />

mit dem Fine Trading-Geber bankenunabhängig ein<br />

Finanzierungsl<strong>im</strong>it, das über eine Hermeskreditversicherung<br />

abgesichert wird. Das <strong>Krankenhaus</strong> führt Bestellungen über<br />

den Fine Trading-Geber <strong>im</strong> Rahmen des L<strong>im</strong>its durch. Die Lieferanten-Rechnung<br />

wird innerhalb von zehn Tagen beglichen,<br />

das <strong>Krankenhaus</strong> erhält ein Zahlungsziel von vier Monaten. Die<br />

Kosten für einen Fine Trading-Nehmer belaufen sich in Abhängigkeit<br />

von der Qualität des Projekt-Geschäftsmodells bzw. von<br />

dessen Bonität auf etwa 1 bis 3 Prozent des eingerichteten L<strong>im</strong>its.<br />

2.5 Mezzanine Kapital<br />

Mezzanine Kapital gilt als hybride Finanzierungsform und ist<br />

ein Instrument der Außenfinanzierung, das je nach Art und<br />

Ausgestaltung Fremdkapital- oder Eigenkapitaleigenschaften<br />

aufweist. Mezzanin Finanzierung hat <strong>im</strong> Insolvenzfall Nachrangigkeit<br />

gegenüber den klassischen Fremdkapitalgläubigern,<br />

jedoch Vorrang gegenüber echten Eigenkapitalgläubigern.<br />

Entsprechend hoch ist die Renditeerwartung. Die Liquiditätsbelastung<br />

ist flexibel gestaltbar z. B. als variable Vergütung<br />

mit Kopplung an den Gewinn oder als fixe Rückvergütung. Die<br />

Zinsraten sind für den Kapitalnehmer als handels- und steuerrechtlicher<br />

Betriebsaufwand abzugsfähig. Der Kapitalgeber<br />

kann eine Miteigentümerstellung einnehmen und/oder eine<br />

rein schuldrechtliche Gläubigerstelle innehaben.<br />

> Equity Mezzanine sind Genussscheine, die an Wertpapierbörsen<br />

handelbare Mischformen aus Anleihen Fremdfinanzierung)<br />

und Aktien (Eigenkapital) darstellen. Der<br />

Genussschein-Inhaber hat Vermögensrechte, aber keine<br />

weiteren St<strong>im</strong>mrechte und n<strong>im</strong>mt keine Gesellschafterstellung<br />

ein. Als bekanntestes mezzanines Finanzierungsinstrument<br />

gilt die stille Beteiligung. Im Gegensatz zum<br />

Nachrangdarlehen hat der stille Gesellschafter eine stärkere<br />

gesellschaftsrechtliche Stellung und partizipiert an allen<br />

Unternehmenserträgen.<br />

70


II. Finanzierung: Investitionen, Innovationen, Werte<br />

Reverse Factoring<br />

Ein eigenkapitalschwacher (aber innovativer, leistungsfähiger, preiswerter) Lieferant erhält<br />

einen Bankkredit auf Basis der attraktiveren Konditionen des (Marken-) <strong>Krankenhaus</strong>es<br />

(Rating; Basel II).<br />

Leistungserbringung<br />

Auftrag<br />

<strong>Krankenhaus</strong><br />

Zahlung der vollen<br />

Forderungssumme bei<br />

Zahlungsziel an Bank<br />

Mittelständischer<br />

Lieferant/Dienstleister<br />

Auszahlung Auftragswert<br />

abzgl. Zins<br />

Forderung an das<br />

<strong>Krankenhaus</strong><br />

Bank<br />

Vorteile:<br />

Guter Ruf des <strong>Krankenhaus</strong>es ermöglicht attraktive Finanzkonditionen<br />

Vermiedene (unattraktive; Basel II) Kreditkosten geben Spielraum für Preisnachlässe an das<br />

<strong>Krankenhaus</strong><br />

Mittelständische Unternehmen bleiben <strong>im</strong> Wettbewerb (Konkurrenz)<br />

Erleichterung des Brancheneinstiegs<br />

Beispiel:<br />

Auftragsvergabe an Wäschedienstleister, der bei Auftragsübernahme in Miettextilien investieren muss.<br />

Abbildung 3: Reverse Factoring bedeutet Finanzierung durch Goodwill-Patronat des Kunden. (Quelle: von Eiff)<br />

> Dept Equity besteht <strong>im</strong> Wesentlichen aus Nachrangdarlehen.<br />

Die Gesamtverzinsung liegt bei 5 bis 10 Jahren Laufzeit zwischen<br />

der vom marktüblichen Eigenkapital und dem langfristigen<br />

Fremdkapital.<br />

Durch mezzanines Kapital Eigenkapital des <strong>Krankenhaus</strong>es<br />

gestärkt, die Kreditwürdigkeit verbessert und das Rating<br />

angehoben. Kapitalgebern wird kein St<strong>im</strong>m- und Einflussnahmerecht<br />

eingeräumt, so dass keine Verwässerung der<br />

Eigentumsverhältnisse stattfindet. Eine zusätzliche Möglichkeit,<br />

die Finanzierungskosten für das <strong>Krankenhaus</strong> während<br />

der Kapitalzuführung zu senken, besteht in der Vereinbarung<br />

eines „Equity Kickers“. Dabei erhält der Kapitalgeber für geringe<br />

laufende Zinszahlungen (z. B. in Verlustperioden) zusätzliche<br />

Renditechancen (in Perioden mit hohen Gewinnen).<br />

Als nachteilig erweist sich die Kompliziertheit der Verträge<br />

(Transaktionskosten), die hohe Mindestkapitalsumme (2-5<br />

Mio. Euro) sowie die Finanzierungskosten. Oftmals sind auch<br />

die Interessenlagen zwischen Kapitalgeber und <strong>Krankenhaus</strong><br />

divergierend. Anwendungsgebiete für Mezzanine Finanzierung<br />

<strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> sind Wachstumsfinanzierungen, Gesellschafterwechsel,<br />

Projektfinanzierungen, Sanierungsfinanzierungen,<br />

Buy Outs oder Brückenfinanzierungen bis zum Börsengang. In<br />

Frage kommen mezzanine Finanzierungsinstrumente nur für<br />

Krankenhäuser mit stabilen Zahlungsüberschüssen.<br />

2.6 Cash Pooling<br />

Cash Management umfasst alle unternehmerischen Entscheidungen,<br />

die sich auf eine zielgerichtete Planung, Steuerung<br />

und Überwachung der internen Liquidität beziehen. Ziel des<br />

Cash Managements ist die auf Liquiditäts- und Rentabilitätssicherung<br />

ausgelegte Gestaltung des Zahlungsverkehrs in einem<br />

Konzern. Es ist Teil der kurzfristigen Finanzplanung. Cash<br />

Pooling ist ein Instrument des Cash Managements und wird<br />

verstanden als regelmäßige Zusammenfassung von Kontenschulden<br />

unterschiedlicher Zahlungsverkehrskonten eines<br />

Unternehmens/Konzerns. Ziel des Cash Pooling ist es, einen<br />

konzerninternen Liquiditätsausgleich zu ermöglichen und durch<br />

Einsparung der bei Einzelabrechnung mit Kreditinstituten entstehenden<br />

Zinsmargen zur Verbesserung des Zinsergebnisses<br />

beizutragen.<br />

Be<strong>im</strong> effektiven Cash Pooling werden die Salden der Unterkonten<br />

mit dem Hauptkonto verrechnet und es kommt zu einer<br />

tatsächlichen Umbuchung von Geldern. Be<strong>im</strong> fiktiven Pooling<br />

werden die Bestände der Unterkonten nur theoretisch konsolidiert.<br />

Überschüssige Liquidität wird von Unterkonten auf das<br />

Hauptkonto übertragen (Sweeping), Sollsalden auf Unterkonten<br />

werden durch Zahlungen vom Hauptkonto ausgeglichen (Topping).<br />

Die Konsolidierung der Unterkonten mit dem Hauptkonto<br />

erfolgt entweder vollständig bis zu einem Saldo von Null (Zero<br />

Balancing) oder nur bis zu einem vereinbarten Betrag (z. B. einer<br />

Kreditlinie, Target oder Conditional Balancing). Ein positi-<br />

71


Fine Trading<br />

Fine Trading ermöglicht die Finanzierung eines zeitlich abgegrenzten<br />

Geschäftsvorhabens, dessen Kosten-, Ertrags- und<br />

Risikoerwartungen gut vorhersehbar und transparent sind.<br />

Kunde<br />

<strong>Krankenhaus</strong><br />

Beispiel: Hämochromatose<br />

Sofortige Lieferung<br />

der Produkte an<br />

Kunden<br />

Zahlungsziel des<br />

Kunden bis 4 Monate<br />

Lieferant<br />

Sofortige Bezahlung<br />

Fine Trader<br />

des Lieferanten<br />

Wesen:<br />

Übernahme des Produkteinkaufs durch eine Fine Trading Gesellschaft<br />

Finanzierung des Working Capital<br />

Vorteile:<br />

Aufbringung der Finanzierungskosten direkt aus dem Erfolg des Geschäftsvorhabens<br />

Beispiel:<br />

Finanzierung einer Screening-Aktion<br />

Abbildung 4: Fine Trading ist eine Vorfinanzierung auf Basis eines überzeugenden Geschäftsmodells (Business Plan).<br />

(Quelle: von Eiff)<br />

ver Saldo des Hauptkontos kann am Geldmarkt angelegt, ein<br />

negativer Saldo durch geregelte Kreditaufnahme (statt hoher<br />

Überziehungszinsen) gedeckt werden. Ziel ist es, höhere Habenund<br />

niedrigere Soll-Zinsen mit der Cash Pool begleitenden Bank<br />

vereinbaren zu können.<br />

Effektives Cash Pooling verbessert die Zahlungsfähigkeit, ermöglicht<br />

eine (fast) eigenständige Liquiditätsversorgung, steigert<br />

die Rentabilität und wirkt sich positiv auf die Bonität aus.<br />

2.7 Finanzierung aus Prozesseffizienz<br />

Eine intelligente Form der Finanzierung innovativer Medizinprodukte<br />

besteht darin, die Prozessvorteile, die durch den Einsatz<br />

solcher Produkte entstehen, in Einnahmen wirksame und/oder<br />

Kosten senkende Effekte zu transformieren. Solche Effekte entstehen<br />

durch Handhabungsvorteile eines Produkts, durch die<br />

eine Prozedur verkürzt wird. Berechnet werden diese Effekte über<br />

den Opportunitätskostenansatz. Allerdings ist die Anwendung<br />

dieses Ansatzes in der Praxis begrenzt und bedarf einer soliden<br />

betriebswirtschaftlichen Kalkulation. Wenn durch den Einsatz<br />

eines größenspezifisch standardisierten OP-Instrumentariums<br />

die Prozedurzeit für eine Knie-TEP um 15 Minuten reduziert wird,<br />

kann nach vier durchgeführten Eingriffen am gleichen OP-Tag<br />

eine weitere OP dieser Art realisiert werden. Es entsteht ein zusätzlicher<br />

Deckungsbeitrag, der gegen die Preisdifferenz zwischen<br />

Standard-Instrumentensieben(z. B. Aesculap Columbus<br />

StreamLined) und größenspezifisch standardisiertem Instrumentarium<br />

(z. B. Aesculap RESET) gestellt wird. Wichtig ist, einen an<br />

dieser Stelle häufig anzutreffenden Kardinalfehler zu vermeiden,<br />

wonach Zeiteinsparungen nur „kalkulatorisch“ in Geld bewertet<br />

werden. Die Zeiteinsparungen werden fälschlicherweise über den<br />

Zeitraum eines Jahres kumuliert und dann mit Personalkosten<br />

je Minute, Deckungsbeiträgen für mögliche zusätzliche Operationen<br />

oder niedrigere Fixkosten je Fall kalkuliert. CAVE: Jede<br />

eingriffsbezogene Zeiteinsparung, die nicht am gleichen OP-Tag<br />

eine Zusatzoperation ermöglicht, ist <strong>im</strong> Sinn der Finanzierung<br />

aus Prozesseffizienz wertlos. Die stillen Finanzreserven eines<br />

Prozesses gelten nur dann als „gehoben“, wenn ein Zeitvorteil in<br />

einen bewerteten Opportunitätsnutzen überführbar ist.<br />

Finanzierung aus Prozesseffizienz lässt sich auch erreichen<br />

durch Nutzung von Wiederaufbereitungs- und Reparaturpotenzialen<br />

via Beschaffung vergleichsweise teurer, dafür aber robusteren<br />

Medizinprodukten (z. B. bei der Wiederaufbereitung von<br />

Ablationskathetern). Bewertet werden solche Prozessvorteile<br />

auf Basis von Lebenszyklus- bzw. Betriebsbereitschaftskosten.<br />

3. Fazit<br />

Innovative Finanzierungsformen können dabei helfen, die<br />

Wettbewerbsposition eines <strong>Krankenhaus</strong>es zu sichern. Allerdings:<br />

Das ideale und für jedes <strong>Krankenhaus</strong> in jeder Situation<br />

empfehlenswerte Finanzierungsinstrument gibt es nicht. Ein<br />

72


II. Finanzierung: Investitionen, Innovationen, Werte<br />

erfolgreiches Finanzmanagement wählt die geeignete Finanzierungsform<br />

nach folgenden Kriterien aus:<br />

> Höhe der Finanzierungskosten<br />

> Komplexität der Vertragsgestaltung (= Transaktionskosten)<br />

> Informations- und Offenlegungsforderungen der Investoren<br />

> Sicherheitenstellung<br />

> Covenants<br />

> Auswirkungen auf Kreditlinien<br />

> Verfügbarkeit und Flexibilität des Mittelabrufs<br />

> Unabhängigkeit bzgl. der Kerngeschäftsrelevanten<br />

Entscheidungsprozesse<br />

> Laufzeit der Kapitalüberlassung<br />

> Einflüsse auf Bilanzstruktur, Rating-Position,<br />

Cash-Flow und Kapitalmarktposition<br />

> Potenziale zur Verbesserung der Marktposition<br />

> Expansionsfinanzierungseffekt<br />

In besonderer Weise wird jede Finanzierungsentscheidung beeinflusst<br />

von der aktuellen und zukünftig zu erwartenden Situation<br />

auf den nationalen und internationalen Kapitalmärkten.<br />

Aber gerade in Zeiten von „Nullzinspolitik“ bei gleichzeitiger<br />

restriktiver Vergabe von Bankkrediten unter Voraussetzung<br />

hoher Sicherheitsleistungen gewinnen innovative Finanzierungsformen<br />

zur Sicherung der langfristigen Marktposition<br />

an Bedeutung.<br />

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73


Dr. Peter Magunia<br />

Partner bei der Unternehmensberatung Roland Berger<br />

und Leiter des deutschen Healthcare Bereichs<br />

Dominik Borgel<br />

Betriebswirt (M.Sc.) und Seniorberater bei der<br />

Unternehmensberatung Roland Berger <strong>im</strong><br />

Competence Center Pharma & Healthcare<br />

Johannes Golüke<br />

Betriebswirt (M.Sc.) und Berater bei der<br />

Unternehmensberatung Roland Berger <strong>im</strong><br />

Competence Center Pharma & Healthcare<br />

Birgit Stumpf<br />

Leiterin der Fachgruppe Gesundheitswesen des<br />

Deutschen Fundraising Verbandes e.V.<br />

Y Erfolgsmodell Fundraising – warum <strong>im</strong>mer mehr<br />

Kliniken in Deutschland Spenden einwerben<br />

Ergebnisse der zweiten deutschen Studie zum<br />

Thema Fundraising in Krankenhäusern<br />

Immer mehr Kliniken betreiben Fundraising mit Erfolg<br />

Immer mehr Kliniken in Deutschland betreiben professionelles<br />

Fundraising, Tendenz steigend. Denn das Einwerben von Spenden-<br />

und Sponsorengeldern lohnt sich für deutsche Kliniken:<br />

Sie erwirtschaften <strong>im</strong> Schnitt eine halbe Million Euro an Spendeneinnahmen<br />

jährlich und generieren einen hervorragenden<br />

Return on Investment von über 4:1. Das hat die zweite deutsche<br />

Studie zum Thema Fundraising in Krankenhäusern <strong>im</strong> Juni 2016<br />

ergeben. Im <strong>Jahrbuch</strong> <strong>IT</strong>, <strong>Einkauf</strong> & <strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> <strong>2017</strong><br />

werden die wichtigsten Ergebnisse vorgestellt.<br />

Fundraising ist in Kliniken angekommen: Ein Großteil der<br />

Befragten betreibt Fundraising seit mehr als 5 Jahren<br />

Erfahrungshorizont der Kliniken <strong>im</strong> Fundraising<br />

Wird Fundraising aktiv betrieben?<br />

Nein<br />

Ja<br />

39%<br />

61%<br />

Seit wann wird Fundraising betrieben?<br />

[% der Nennungen]<br />

1-2<br />

Jahre<br />

3-5<br />

Jahre<br />

>5<br />

Jahre<br />

13<br />

32<br />

55<br />

87%<br />

mehr als<br />

3 Jahre<br />

von über 4:1. Zur Verdeutlichung: Investiert ein <strong>Krankenhaus</strong><br />

einen Euro in den Bereich Fundraising, werden damit vier Euro<br />

Spendeneinnahmen erzielt. Fundraising ist damit extrem profitabel.<br />

Die Spendeneinnahmen sind direkt ertragswirksam und<br />

können <strong>im</strong> Rahmen der Zweckbindung relativ frei verwendet<br />

werden, wodurch sie für Kliniken besonders wertvoll werden. Es<br />

gibt sogar Kliniken, die deutlich höhere Einnahmen aufweisen.<br />

So hat sich die Gruppe der Kliniken, die zwischen 1 Mio. Euro und<br />

über 2 Mio. Euro an Spenden einwerben, mehr als verdoppelt.<br />

Die größte Einzelspende für ein <strong>Krankenhaus</strong> in 2014 betrug<br />

dabei 17 Mio. Euro. Das Einwerben von Spenden-und Sponsorengeldern<br />

ist nicht nur monetär hoch interessant, sondern erzielt<br />

auch wertvolle positive Nebeneffekte für ein <strong>Krankenhaus</strong>. Der<br />

wichtigste Aspekt, der von den Kliniken genannt wurde, war<br />

die gute Presse und positive Außenwirkung, die durch Fundraising-Projekte<br />

generiert wurden. Somit kann Fundraising auch<br />

das Kerngeschäft unterstützen und die Wettbewerbsfähigkeit<br />

des Klinikum verbessern.<br />

Fundraising lohnt sich: Die Krankenhäuser erzielen<br />

durchschnittlich einen Return on Investment von über 4:1<br />

Profitabilität 1) der deutschen Fundraisingaktivitäten [TEUR]<br />

Erträge<br />

[Ø<br />

Einnahmen<br />

pro<br />

Klinikum]<br />

307<br />

381<br />

436<br />

Quelle: Roland Berger/Deutscher Fundraising Verband 2016, "Fundraisingstudie 2016 – Erfolg von Fundraising in deutschen Krankenhäusern"<br />

Fundraising lohnt sich und ist sehr profitabel<br />

Fundraising ist eine der profitabelsten Abteilungen der Klinik:<br />

Im Schnitt erwirtschaften die <strong>Krankenhaus</strong>-Fundraiser knapp<br />

500 Tsd. Euro jährlich an Spendeneinnahmen. Um diese Spendensumme<br />

zu generieren, fallen ca. 90 Tsd. Euro an Ausgaben<br />

an. Damit ergibt sich ein hervorragender Return on Investment<br />

1<br />

Return on<br />

Investment<br />

Ausgaben<br />

[Ø Ausgaben<br />

pro Klinikum]<br />

4,2 3,9 4,6<br />

82<br />

2013<br />

2014 2015<br />

1) Die Werte sind indikativ, da bei der Berechnung der durchschnittlichen Erträge und Ausgaben, sowie der Rendite die<br />

Mittelwerte der jeweiligen Angaben zur Quantifizierung der Aussagen herangezogen wurden.<br />

Quelle: Roland Berger/Deutscher Fundraising Verband 2016, "Fundraisingstudie 2016 – Erfolg von Fundraising in deutschen Krankenhäusern"<br />

88<br />

88<br />

2<br />

74


II. Finanzierung: Investitionen, Innovationen, Werte<br />

Nutzung von Fundraising – viele Kliniken sind schon dabei<br />

Diese Aspekte sowie die gute Profitabilität des Fundraisings<br />

sind auch der Grund, warum bereits über die Hälfte aller Krankenhäuser<br />

Fundraising fest <strong>im</strong> Klinikum verankert haben und<br />

<strong>im</strong> Schnitt 1 bis 2 Fundraiser mit der Aufgabe betrauen. Dabei<br />

können die internen Organisationsformen des Fundraisings<br />

variieren; Förderverein oder Förderstiftung sind eine gängige<br />

Variante, auch die selbständige Stabstelle oder Abteilung ist regelmäßig<br />

vertreten. Die Fundraising-Einheiten sind meist eigenständig,<br />

organisatorisch in der Nähe des Vorstands verankert<br />

und mit direktem Zugang zur <strong>Krankenhaus</strong>leitung ausgestattet.<br />

Über 60 Prozent der Fundraiser sind dabei in zentraler Funktion<br />

für das gesamte Klinikum zuständig.<br />

Mittelverwendung – die Spenden fließen zurück an den<br />

Patienten<br />

Die Fundraising-Einnahmen kommen den Patienten der Klinik<br />

zu Gute, indem vor allem zusätzliche Angebote für sie und ihre<br />

Angehörigen geschaffen werden. Darunter fallen zusätzliche<br />

Therapien oder ergänzende Angebote wie Übernachtungsmöglichkeiten<br />

für Eltern, die von den Kassen nicht übernommen<br />

werden. Weiterhin wird mit den Fundraising-Einnahmen die Anschaffung<br />

neuer Geräte finanziert. Fast die Hälfte der Kliniken<br />

investiert die Spendengelder auch als Anschubfinanzierungen<br />

für Renovierungen oder Neubauten.<br />

Das Geld kommt den Patienten zu Gute: Fundraisingmittel<br />

werden oft in zusätzliche Angebote investiert<br />

Verwendung der Fundraisingmittel [% der Nennungen]<br />

Die Spender sind klar zu best<strong>im</strong>men: Privatpersonen, die<br />

aus dem lokalen Umfeld kommen und Geld spenden<br />

Spenderstruktur in deutschen Kliniken<br />

Art der Spender [% der Nennungen]<br />

Hoch<br />

Gering<br />

Privatpersonen<br />

Förderverein<br />

Unternehmen<br />

Stiftungen<br />

14<br />

13<br />

28<br />

41<br />

24<br />

18<br />

43<br />

37<br />

38<br />

33<br />

37<br />

21<br />

21<br />

26<br />

6<br />

Anteil der Spenderherkunft<br />

(sehr)<br />

hoch<br />

Lokal<br />

Regional<br />

Externe<br />

National<br />

6 26 48 20<br />

Vereine<br />

International<br />

(sehr)<br />

hoher Anteil mittlerer Anteil geringer / kein Anteil gering<br />

Quelle: Roland Berger/Deutscher Fundraising Verband 2016, "Fundraisingstudie 2016 – Erfolg von Fundraising in deutschen Krankenhäusern"<br />

Fundraising-Instrumente – ein großes Spektrum kommt<br />

zum Einsatz<br />

Um Spender gezielt anzusprechen, nutzen Fundraiser in deutschen<br />

Kliniken bereits eine Vielzahl von Instrumenten. Zur<br />

Grundausstattung gehören eine Webseite des Klinikums mit<br />

Informationen für potentielle Spender sowie Flyer und Broschüren<br />

als physische Materialien. Potentielle Großspender,<br />

wie Unternehmen und vermögende Privatpersonen, werden<br />

von vielen Kliniken meistens persönlich oder flankierend mit<br />

einem Brief angesprochen. Eine weitere häufige genutzte Fundraising-Aktivität<br />

ist auch das Anlass-Fundraising. Ein Jubilar oder<br />

ein Trauernder verzichtet auf Geschenke oder Kränze und bittet<br />

stattdessen um eine Spende für die Klinik.<br />

4<br />

Verwendungszweck Hoch Keine<br />

Zusätzliche Angebote für Patienten<br />

Medizintechnische Geräte<br />

Zusätzliches Material, Personal<br />

Infrastruktur (Bau / Renovierung)<br />

Zusätzliche Angebote für die Angehörige<br />

Forschung<br />

Lehre<br />

hoher Anteil<br />

mittlerer Anteil<br />

16<br />

26<br />

23<br />

19<br />

20<br />

20<br />

geringer / kein Anteil<br />

Quelle: Roland Berger/Deutscher Fundraising Verband 2016, "Fundraisingstudie 2016 – Erfolg von Fundraising in deutschen Krankenhäusern"<br />

12<br />

57<br />

15<br />

32<br />

31<br />

36<br />

32<br />

Spender – meist privat und aus der Umgebung<br />

Die klassischen Spender-Zielgruppen – Privatpersonen, Unternehmen,<br />

Stiftungen – finden sich auch bei den <strong>Krankenhaus</strong>-Spendern<br />

wieder. In der Studie gaben die Kliniken an, dass<br />

Privatpersonen dabei die weitaus wichtigste Spendergruppe für<br />

sie sind. Für fast die Hälfte aller Kliniken machen ihre Zuwendungen<br />

den höchsten Spendenanteil aus. Unternehmen sind<br />

die zweitstärkten Spender, Stiftungsgelder, die über Förderanträge<br />

bei externen Stiftungen angefragt werden, befinden sich<br />

<strong>im</strong> Mittelfeld. Die meisten Spender für ein Klinikum kommen<br />

aus dem direkten Umfeld. Die Studie hat ermittelt, dass über<br />

70 Prozent lokale Spender sind und weitere 20 Prozent aus der<br />

Region kommen.<br />

32<br />

41<br />

19<br />

23<br />

38<br />

29<br />

48<br />

11<br />

36<br />

23<br />

13<br />

18<br />

14<br />

16<br />

Die Studie hat hierbei eine wichtige Erkenntnis zutage gefördert:<br />

viele der am häufigsten genutzten Instrumente sind nicht<br />

gleichzeitig die erfolgreichsten. Capital Campaigns, d. h. eine<br />

große Spendenaktion, die meist über mehrere Jahre angelegt<br />

ist, wie z. B. die Co-Finanzierung von Neubauten, werden beispielsweise<br />

nur von einer kleinen Anzahl von Krankenhäusern<br />

durchgeführt, werden aber von den Studienteilnehmern als sehr<br />

erfolgreich bewertet. Auch Erbschaftsmarketing oder Patientenmailings<br />

können eine wichtige Einnahmequelle sein – sie<br />

sind in der Nutzung ebenfalls unterrepräsentiert. Ein Grund<br />

dafür 3 ist die Komplexität der Instrumente. Zudem muss die<br />

Klinik das Potential des Spendenpools gut einschätzen und<br />

Spender zielgerichtet ansprechen können. Die Vorlaufzeit zur<br />

Implementierung solcher Aktivitäten beträgt häufig mehr als<br />

ein Jahr. Daher nehmen die meisten Kliniken diese Instrumente<br />

erst nach mehrjähriger Erfahrung in den Aktivitäten-Mix auf.<br />

75


Ein Großteil der Krankenhäuser verwendet klassische<br />

Instrumente zur Spendeneinwerbung…<br />

Fundraising-Instrumente – Verwendungshäufigkeit & Erfolg (1/2)<br />

Fundraising Instrument Verwendung [% der Nennungen] Erfolg 1) Verwendung<br />

Zukünftige<br />

Flyer, Broschüre<br />

Webseite<br />

Ansprache von Unternehmen<br />

Anlassmarketing (Jubiläum)<br />

Aktive PR-Arbeit<br />

Aktivitäten über Dritte<br />

Eigener Förderverein<br />

Spenderdatenbank<br />

Mailings generell<br />

Events (Klinikfest, etc.)<br />

Ansprache von Mäzenen,<br />

Eigener Newsletter<br />

Gering<br />

56<br />

56<br />

54<br />

48<br />

44<br />

42<br />

42<br />

42<br />

40<br />

40<br />

1) Erfolg ist definiert als erzielte Höhe der Spendeneinnahmen nach eingesetzten Instrumenten<br />

Hoch<br />

73<br />

71<br />

39% 2<br />

32%<br />

41%<br />

8<br />

8<br />

52% 4<br />

18%<br />

10<br />

52% 4<br />

57%<br />

18%<br />

10<br />

13<br />

55%<br />

23%<br />

6<br />

8<br />

52%<br />

13<br />

10% 6<br />

Quelle: Roland Berger/Deutscher Fundraising Verband 2016, "Fundraisingstudie 2016 – Erfolg von Fundraising in deutschen Krankenhäusern"<br />

…weniger verbreitete, komplexe Instrumente wie Capital<br />

Campaigns scheinen jedoch erfolgreicher zu sein<br />

Fundraising-Instrumente – Verwendungshäufigkeit & Erfolg (2/2)<br />

Fundraising Instrument Verwendung [% der Nennungen] Erfolg 1) Verwendung<br />

Zukünftige<br />

Gering<br />

Hoch<br />

Stiftungen<br />

Online-Spenden<br />

Exklusive Veranstaltungen<br />

Social Media<br />

Eigene Förderstiftung<br />

Mailings an ehem. Patienten<br />

Erbschaftsmarketing<br />

Capital Campaign 2)<br />

8<br />

17<br />

25<br />

25<br />

29<br />

29<br />

33<br />

39<br />

50%<br />

6%<br />

40%<br />

0%<br />

38%<br />

69%<br />

56%<br />

2<br />

5<br />

6<br />

8<br />

10<br />

10<br />

12<br />

75% 13<br />

raising-Einnahmen von einem Drittel der Kliniken als wichtig<br />

und Fundraising als Investition verstanden wird. Die meisten<br />

der von den Studienteilnehmern genannten Erfolgsfaktoren<br />

lassen sich vom Haus in Eigenverantwortung steuern.<br />

Barrieren – herausfordernd, aber überwindbar<br />

Um das volle Potential zu nutzen und Barrieren zu überwinden,<br />

müssen Kliniken Fundraising als Investition verstehen. Denn nur<br />

mit der Bereitstellung der notwendigen Personal- und Geldmittel<br />

erschließt sich diese zusätzliche Geldquelle und ist somit ein<br />

nachhaltiger und erfolgreicher Aufbau des Fundraisings möglich.<br />

Fundraising muss auch strategisch eingebunden und als<br />

Aufgabe des gesamten Klinikums, vor allem der Klinikleitung,<br />

verstanden werden. Durch kontinuierliche Kommunikation der<br />

eigenen Fundraising-Erfolge und der realisierten Projekte wird<br />

5<br />

die notwendige Aufmerksamkeit für das Thema <strong>im</strong> gesamten<br />

Haus geschaffen. Somit werden die Erfolgsfaktoren ausgebaut<br />

und die Barrieren <strong>im</strong> Idealfall überwunden oder zumindest abgeschwächt.<br />

Unter diesen Voraussetzungen sind Einnahmen <strong>im</strong><br />

hohen sechsstelligen Bereich oder gar darüber hinaus möglich<br />

und erreichbar.<br />

Ausblick – Fundraising wird weiter wachsen<br />

Fundraising ist ein Erfolgsmodell für deutsche Kliniken, das zukünftig<br />

noch weiter wachsen wird. Die Häuser, die es bereits<br />

betreiben, werden es zu großen Teilen weiter ausbauen. Und<br />

über zwei Drittel der Kliniken, die bisher keine Spenden aktiv<br />

eingeworben haben, geben an, dass sie Fundraising <strong>im</strong> eigenen<br />

Haus etablieren, um an dem Erfolgsmodell teilzuhaben.<br />

1) Erfolg ist definiert als erzielte Höhe der Spendeneinnahmen nach eingesetzten Instrumenten<br />

Quelle: Roland Berger/Deutscher Fundraising Verband 2016, "Fundraisingstudie 2016 – Erfolg von Fundraising in deutschen Krankenhäusern"<br />

Die Bedeutung von Fundraising wird weiter zunehmen:<br />

Barrieren sind kein wesentliches Wachstumshemmnis<br />

Zukünftige 6 Entwicklung von Fundraising<br />

Erfolgsfaktoren – das Klinikum hat es selber in der Hand<br />

Doch was macht schlussendlich den Erfolg von Fundraising aus?<br />

Damit Fundraising gelingt, konnten folgende Erfolgsfaktoren<br />

identifiziert werden:<br />

> > schlagkräftige und gut kommunizierbare Fundraising-<br />

Projekte,<br />

> > eine enge Kooperation mit der PR-Abteilung,<br />

> > der gute Ruf des Klinikums,<br />

> > die Unterstützung von der Klinikleitung,<br />

> > Fundraising wird als Investition verstanden und mit<br />

entsprechenden Ressourcen ausgestattet.<br />

Zukünftiges Fundraisingpotential<br />

(Kliniken, die bereits Fundraising betreiben)<br />

Historie<br />

N<strong>im</strong>mt zu<br />

87%<br />

13%<br />

Bleibt gleich<br />

Zukünftige Einführung<br />

(Kliniken, die bisher kein Fundraising betreiben)<br />

27%<br />

73% planen<br />

zukünftige<br />

Einführung<br />

Quelle: Roland Berger/Deutscher Fundraising Verband 2016, "Fundraisingstudie 2016 – Erfolg von Fundraising in deutschen Krankenhäusern"<br />

7<br />

Die ersten drei Erfolgsfaktoren, so gaben die Studienteilnehmer<br />

an, werden in deutschen Kliniken bereits gut umgesetzt.<br />

Um das max<strong>im</strong>ale Potential von Fundraising ausschöpfen zu<br />

können, sind alle, auch das medizinische Personal und die Klinikleitung<br />

gefragt, sich an der Aufgabe zu beteiligen und ihre<br />

Kontakte und Netzwerke zu nutzen. Dagegen stehen nur 10<br />

Prozent der Fundraiser in ihrem Klinikum genügen Personal-Ressourcen<br />

zur Verfügung stehen und lediglich ein Fünftel verfügt<br />

über ein eigenes Budget. Dabei ist bekannt, dass die Fund-<br />

Kontakt:<br />

E-Mail: Stumpf@<br />

fundraisingverband.de<br />

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E-Mail: Peter.Magunia@<br />

rolandberger.com;<br />

Dominik.Borgel@<br />

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76


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Aliki Schmieder M.A.<br />

Masterstudiengang Medizinökonomie,<br />

Rheinische Fachhochschule Köln gGmbH<br />

Prof. Dr. Rainer Riedel<br />

Direktor des Instituts für Medizinökonomie<br />

& Medizinische Versorgungsforschung,<br />

Rheinische Fachhochschule Köln gGmbH<br />

Y Opt<strong>im</strong>ierungspotenziale durch digitale<br />

Patientenlogistik <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> nutzen –<br />

„Nice to have“ oder „Must have“ für eine<br />

effiziente Leistungserbringung <strong>im</strong> OP?<br />

Hintergrund<br />

Der Wettbewerb in der deutschen <strong>Krankenhaus</strong>landschaft hat<br />

sich in den letzten Jahren weiter verschärft [1] und die wirtschaftliche<br />

Lage der Krankenhäuser in Deutschland bliebt weiterhin<br />

angespannt: Die Insolvenzwahrscheinlichkeit deutscher<br />

Krankenhäuser ist weitgehend seit 2014 unverändert geblieben<br />

[2]. Gemäß dem aktuellen 12. <strong>Krankenhaus</strong> Rating Report<br />

[3] zeichnete sich demnach bei 11 Prozent der untersuchten<br />

Krankenhäuser eine erhöhte Insolvenzgefahr ab. Auch wenn<br />

sich laut Auswertung die Entwicklung der Ertragslage für die<br />

Krankenhäuser verbessert hat, schrieben noch 23 Prozent auf<br />

Konzernebene einen Jahresverlust <strong>im</strong> Jahre 2014 [3].<br />

Ähnliche Ergebnisse belegte eine von Roland Berger durchgeführte<br />

repräsentative <strong>Krankenhaus</strong>-Restrukturierungsstudie<br />

2016 [4] 1 : Über 70 Prozent der Kliniken konnten 2015 einen<br />

Jahresüberschuss erzielen, wohingegen 20 Prozent der Häuser<br />

Defizite auswiesen. In Bezug auf die Investitionsfähigkeit<br />

beurteilen 40 Prozent der befragten <strong>Krankenhaus</strong>manager ihr<br />

Investitionsniveau als unzureichend.<br />

Um sich am Markt langfristig behaupten zu können, versucht<br />

derzeit die Mehrheit der Kliniken Opt<strong>im</strong>ierungspotenziale zu<br />

heben und ihre wirtschaftliche Situation durch strukturelle<br />

Veränderungen zu verbessern. Der <strong>Krankenhaus</strong>-Restrukturierungsstudie<br />

zufolge befinden sich rund 2/3 der Krankenhäuser<br />

in einer strukturellen Veränderungsphase, wobei die „klassischen“<br />

Opt<strong>im</strong>ierungshebel (Senkung des medizinisch/nicht-medizinischen<br />

Sachbedarfs sowie der Personalkosten) nach wie vor<br />

<strong>im</strong> Vordergrund stehen.<br />

Zum allgemeinen Verständnis ist hervorzuheben, dass <strong>im</strong><br />

Zeitalter des WEB 4.0 eine zeitgemäße „Patientenlogistik“ die<br />

nachstehenden digitalen Patientenbehandlungs-Tools umfasst:<br />

> Die elektronische Patientenakte<br />

> Die Abbildung des medizinischen Behandlungspfades von der<br />

Aufnahme bis zur Entlassung<br />

> Eine Unit-Dose-Arzne<strong>im</strong>ittelversorgung<br />

In diesem Beitrag fokussieren sich die Autoren allerdings auf<br />

einen Teilbereich des medizinischen Behandlungsprozesses<br />

– den perioperativen Prozess und das damit verbundene<br />

OP-Management.<br />

1. Warum sollten Krankenhäuser die Qualität ihrer OP-Prozesse<br />

weiter verbessern?<br />

Wenn die klassisch betriebswirtschaftlichen Potentiale ausgeschöpft<br />

sind, müssen sich <strong>Krankenhaus</strong>manager die Frage stellen,<br />

welche Handlungsoptionen bleiben, um mögliche weitere<br />

medizinökonomische Reserven <strong>im</strong> Hinblick auf eine Zukunftssicherung<br />

des <strong>Krankenhaus</strong>es zu heben. Die Antwort lautet:<br />

Durch eine Opt<strong>im</strong>ierung der patientenbezogenen Prozesse kann<br />

dies unterstützend erreicht werden. Nun ist diese Erkenntnis<br />

nicht neu, aber dennoch <strong>im</strong> Hinblick auf das in 2016 in Kraft<br />

getretene <strong>Krankenhaus</strong>strukturgesetz (KHSG) erwähnenswert<br />

[5]. Mit diesem Gesetz verfolgt der Gesetzgeber die Ziele einer<br />

patientengerechten und qualitativ hochwertigen Versorgung<br />

sowie der Reduktion der Ausgabensteigerung <strong>im</strong> Bereich der<br />

stationären <strong>Krankenhaus</strong>versorgung [6].<br />

Da Qualität sich bekanntlich nicht nur auf das Behandlungsergebnis,<br />

sondern auch auf die vorgehaltenen Strukturen und<br />

78


II. Finanzierung: Investitionen, Innovationen, Werte<br />

Behandlungsprozesse bezieht, wird es in den<br />

nächsten Jahren umso wichtiger, Prozessmanagement<br />

konsequent und nachhaltig zu etablieren.<br />

Dies auch vor dem Hintergrund, dass die Prozessqualität<br />

als eine „Qualitäts-Indikatoren-Ebene“ für<br />

die <strong>Krankenhaus</strong>-Leistungs-Vergütung ab 2018 gesetzlich<br />

vorgesehen ist.<br />

Betrachtet man die Wertschöpfungskette eines<br />

<strong>Krankenhaus</strong>es mit einem operativen Versorgungsspektrum,<br />

kommt dem OP-Bereich mit seiner<br />

hohen Ressourcenbindung eine wirtschaftlich<br />

zentrale Schlüsselposition zu. Hier gilt es den Personaleinsatz<br />

unter Berücksichtigung der unterschiedlichen<br />

Berufsgruppen interdisziplinär zu<br />

planen, um eine effizientere OP-Auslastung unter<br />

Einbeziehung von opt<strong>im</strong>ierten patientenbezogenen<br />

Prozessen <strong>im</strong> Betriebsablauf sicherzustellen.<br />

Präoperative Phase<br />

Operative Phase<br />

Einschleusung<br />

Einleitung<br />

Schnitt<br />

Naht<br />

S5/S6<br />

OP-Pfad<br />

Stationäre Aufnahme am OP-Tag<br />

Prüfung der Dokumentation<br />

Patientenvorbereitung<br />

Abruf in den OP<br />

Prüfung des Patienten hinsichtlich<br />

Diagnose und geplante OP<br />

Umlagerung auf OP-Tisch<br />

Lagerung Patient vor OP<br />

Durchführung der<br />

Operation<br />

S9<br />

S1/S2<br />

S3<br />

S10/S11<br />

S4<br />

S7<br />

Anästhesiepfad<br />

Prämedikation<br />

Übernahme des Patienten, Einrichtung der<br />

Technik und Anschließen des Patienten durch<br />

Anästhesie<br />

Narkoseeinleitung<br />

Überwachung der Narkose<br />

S8<br />

Quelle: Gausmann Peter , eigene Darstellung<br />

Ziel des <strong>Krankenhaus</strong>-Managements muss es<br />

sein, die von Mitarbeiter abgest<strong>im</strong>mten Regeln<br />

(OP-Statut) mit den erforderlichen OP-Ablauf-Prozessen<br />

zu vereinbaren. Eine entsprechende Verfahrensweise<br />

gewährleistet auch bei einer hohen<br />

Workload die Sicherstellung eines hohen Patientenbehandlungsniveaus<br />

unter Berücksichtigung<br />

Post-op<br />

Phase<br />

medizinökonomischer Ziele. Darüber hinaus muss auch ein medizinökonomisches<br />

Sachkostenmanagement erfolgen – dies vor<br />

dem Hintergrund, dass insbesondere bei elektiven Eingriffen<br />

das InEK eine Sachkostenabsenkung ab dem DRG-Katalog <strong>2017</strong><br />

vorgenommen hat.<br />

2. Welche Vorgehensweise empfiehlt sich bei der Restrukturierung<br />

von OP-Prozessen?<br />

2.1 Überprüfung der OP-Prozess-Planung<br />

Einen elementaren Rahmen für die Stabilität des perioperativen<br />

Prozesses bildet eine verlässliche OP-Planung. Sie hat einen<br />

entscheidenden Einfluss auf den sich anschließenden Prozess.<br />

Hierzu zählt unter anderem, dass die Bekanntgabe des endgültigen<br />

OP-Planes an die operativ-anästhesiologischen OP-Teams<br />

sowie den OP-Funktionsdienst zu einem fest definierten Zeitpunkt<br />

zu erfolgen hat und – unter dem Aspekt der Verbindlichkeit<br />

– Umstellungen nur in Notfällen und in persönlicher<br />

Rücksprache mit dem OP-Management vorzunehmen sind.<br />

Änderungen hinsichtlich der ersten OP des Tages sollten eine<br />

Ausnahme bleiben, um den Beginn des OP-Programmes nicht<br />

unnötig zu verzögern. Zudem muss bei Nachmeldungen während<br />

des OP-Tagesprogrammes sorgsam abgewägt werden, inwieweit<br />

deren Integration in das laufende Geschehen zwingend<br />

erforderlich ist, um das Absetzen geplanter elektiver Operationen<br />

möglichst zu vermeiden oder um aus diesem Grund vom<br />

Regeldienst in den Bereitschaftsdienst „hinein zu operieren“.<br />

Um die OP-Planungs-Qualität regelmäßig zu überprüfen, wird<br />

<strong>im</strong> Rahmen des Controllings empfohlen, die plangetreu durchgeführten<br />

Eingriffe (Soll) <strong>im</strong> Vergleich zum durchgeführten<br />

OP-Tages-Programm (IST) monatlich auszuwerten.<br />

Ausleitung<br />

Ausschleusung<br />

Ausleitung der Narkose<br />

Übergabe an Aufwachraum<br />

Übergabe an Station<br />

Abb. 1: Perioperativer patientenbezogener Prozess (8)<br />

2.2 Opt<strong>im</strong>ierung des perioperativen Prozesses<br />

Um stabile Prozesse rund um den OP modellieren zu können,<br />

bedarf es eines Blickes auf den perioperativen Referenzprozess<br />

(Abb. 1).<br />

Wie die Abbildung 1 verdeutlicht, lassen sich in allen drei Phasen<br />

des perioperativen Prozesses mögliche Schwachstellen organisatorischer<br />

und logistischer Art detektieren:<br />

Zu den möglichen Schwachstellen <strong>im</strong> Rahmen des perioperativen<br />

Prozesses zählen:<br />

1. Fehlende bzw. mangelnde Angaben zum Patienten (S1) sowie<br />

2. Fehlende Befunde (S2) verzögern die Ablauflogistik für die<br />

geplante Operation und führen zu vermeidbaren Wartezeiten<br />

für Mitarbeiter und Patienten. Ärgerlich für das Team <strong>im</strong> OP<br />

sind zudem Brüche in der Patienten-Transportlogistik.<br />

3. Erfolgt der Abruf des Patienten für die geplante OP nicht<br />

zeitgerecht (S4), werden i. d. R.<br />

4. Verzögerungen (S5) bei der Einschleusung bzw. Übernahme<br />

durch das Pflegepersonal (S6) entstehen.<br />

5. Treten ggf. noch Unklarheiten bezüglich der erforderlichen<br />

Lagerung des Patienten auf (S7), wird bei fehlenden ausreichenden<br />

Pufferzeiten der weitere Prozess zunehmend „entschleunigt“.<br />

6. Dieser Verlust an „Dynamik“ setzt sich fort, wenn Schwierigkeiten<br />

in der Einleitung (S8) und<br />

S12<br />

S13<br />

79


Phasen des perioperativen Teilprozess Schwachstellen (S) Art<br />

Prozesses<br />

präoperativ 1 Prüfung der Dokumentation S1 Fehlende bzw. mangelhafte<br />

Angaben zum Patient/OP<br />

<strong>Logistik</strong><br />

2 Patientenvorbereitung S2 Voruntersuchungen fehlen <strong>Logistik</strong><br />

S3<br />

Vorbereitung unvollständig,<br />

keine /unvollständige<br />

Checkliste<br />

Organisation<br />

3 Abruf in den OP S4 Abruf erfolgt nicht zeitgerecht <strong>Logistik</strong><br />

Operativ 4 Einschleusung S5 Patient zu früh/ zu spät<br />

<strong>Logistik</strong><br />

in der Schleuse<br />

S6<br />

Verzögerungen bei der<br />

Übernahme des Patienten<br />

durch Pflegepersonal (zu<br />

geringe Schleusenkapazitäten)<br />

<strong>Logistik</strong><br />

5 Umlagerung S7 Wartezeit bedingt durch<br />

Tischaufbau, unklare Lagerung<br />

6 Narkoseeinleitung S8 Verzögerungen bei der<br />

Einleitung/ Anästhesist<br />

nicht rechtzeitig anwesend,<br />

Schwierigkeiten bei der<br />

Einleitung/ Ausbildungsstand<br />

des eingesetzten<br />

Anästhesisten<br />

7 Lagerung S9 Aufwendige Lagerung wird<br />

<strong>im</strong> Zeitmanagement nicht<br />

ausreichend berücksichtigt<br />

8 OP S10 Operateur trifft zu spät ein,<br />

fehlende Termindisziplin<br />

S11 Verlängerte OP /<br />

Ausbildungstand<br />

des Operateurs<br />

postoperativ 9 Übergabe an den AWR S12 Informationsverluste durch<br />

unvollständige Übergaben<br />

ohne standardisierte<br />

Übergabeprotokolle<br />

<strong>Logistik</strong><br />

Organisation<br />

Organisation<br />

Organisation<br />

Organisation<br />

<strong>Logistik</strong><br />

10 Übergabe an Station S13 Bettenzusage unklar <strong>Logistik</strong><br />

Tab. 1: Mögliche Schwachstellen <strong>im</strong> perioperativen Prozess, Quelle: eigene Darstellung<br />

7. eine in der OP-Planung nicht berücksichtigte aufwendige<br />

Lagerung (S9) weitere zeitliche Verschiebungen nach sich<br />

ziehen.<br />

8. Kommt es häufiger zu solch genannten Fallkonstellationen,<br />

zeigt die Erfahrung aus OP-Reorganisationsprojekten, dass<br />

sich die Motivation der für die anschließende OP eingeplanten<br />

Operateure um einen pünktlichen OP-Beginn in Grenzen<br />

hält (S10) – der Patient ist „eh nicht da“. Eine schnellere<br />

Verfügbarkeit des Patienten für die OP ist notwendig, sollte<br />

aber nicht dazu führen, dass es aufgrund zu viel einbestellter<br />

Patienten zu einem Stau vor der Schleuse bzw. in der OP-Holding<br />

Area kommt. Die sich hieraus ergebenden möglichen<br />

Personalengpässe können <strong>im</strong> worst case in einer unter Patientensicherheitsaspekten<br />

kritischen Situation enden.<br />

9. Diese geschilderten Schwachstellen sollten <strong>im</strong> Hinblick auf<br />

eine Opt<strong>im</strong>ierung der Abläufe beseitigt werden, aber nicht<br />

nur diese – unvollständige Übergaben, personelle Engpässe<br />

(S12) sowie eine unklare Bettenzusage (S13) führen ebenfalls<br />

zu nicht gewünschten Problemen <strong>im</strong> postoperativen Prozess.<br />

3. Welche Opt<strong>im</strong>ierungspotentiale sind durch eine digitale<br />

Patientenlogistik möglich?<br />

Eine digitale Lösung ermöglicht es der Station, alle angeforderten<br />

patientenbezogenen Aufträge mit dem aktuellen Bearbeitungsstand<br />

zu „controllen“. Die dadurch entstehende<br />

Transparenz in der Patientenbetreuung kann mögliche Prozessablauffehler<br />

vorbeugen wie z. B. fehlende Angaben/Befunde,<br />

fehlende OP-relevante Voruntersuchungen frühzeitig zu erkennen<br />

und einzuholen.<br />

Im Bereich der Patienten-Transportlogistik werden u. a. unter<br />

der Berücksichtigung der logistischen Rahmenbedingungen<br />

und der medizinischen Versorgungsform, die Transportdauer<br />

des Patienten automatisch berechnet. Die Echtzeitsteuerung<br />

digitaler Systeme ermöglicht unvorhergesehene Ereignisse<br />

(Verspätung des Patienten, Notfälle) durch die dynamische<br />

Steuerung schneller zu berücksichtigen und in den laufenden<br />

Prozess einzubinden. Ein regelmäßiges Monitoring der Patientenverweilzeiten<br />

<strong>im</strong> perioperativen Verlauf ist für eine Schnitt-<br />

80


II. Finanzierung: Investitionen, Innovationen, Werte<br />

stellenbetrachtung empfehlenswert, um die Auswirkungen auf<br />

den Kernprozess beurteilen zu können. Dazu ist eine Festlegung<br />

geeigneter KPIs (Key Performance Indicators/ Schlüsselkennzahlen)<br />

<strong>im</strong> Vorfeld notwendig.<br />

Im Hinblick auf den perioperativen Prozess hilft ein zentral gesteuertes<br />

digitales Bettenmanagement die vom <strong>Krankenhaus</strong><br />

vorgehaltenen Bettenkapazitäten sowohl für elektiv-einbestellte<br />

sowie Notfall-zu-versorgende Patienten so zu koordinieren,<br />

dass für diese Patienten auch <strong>im</strong> Regelfall ein „Bett zur<br />

Verfügung“ steht. In diesem Zusammenhang kommt dem Betten-Management<br />

eine zentrale Bedeutung zu.<br />

4. Reicht die Opt<strong>im</strong>ierung der Patientenlogistik aus, um<br />

eine effiziente Leistungserbringung <strong>im</strong> OP zu erreichen?<br />

Wie beschrieben, fördert eine Digitalisierung der Ablaufprozesse<br />

die Patientenlogistik und Koordination in der Patientenbetreuung<br />

und ist ohne Zweifel als fester Bestandteil der<br />

<strong>Krankenhaus</strong>-<strong>IT</strong> anzusehen. Nun ist zu hinterfragen, ob die<br />

durch die Digitalisierung gewonnene Transparenz in den Abläufen<br />

auch zu einer höheren Effizienz und schlussendlich zu<br />

ökonomischen Skaleneffekten führt.<br />

Dieser Thematik widmete sich die <strong>Krankenhaus</strong>-Restrukturierungsstudie<br />

2016, zu der die Vorstände und Geschäftsführer-/<br />

innen der 400 größten Krankenhäuser (KH) in Deutschland<br />

befragt wurden. Unter anderem wurde evaluiert, inwieweit –<br />

mit Blick auf ihr <strong>Krankenhaus</strong> – Digitalisierungsmaßnahmen in<br />

den bestehenden Restrukturierungsinitiativen berücksichtigt<br />

wurden und inwiefern diese zur Verbesserung der krankenhausindividuellen<br />

wirtschaftlichen Situation beitragen konnten. Die<br />

Rücklaufquote betrug rd. 15 Prozent (ca. 60 KH).<br />

Das Ergebnis: Knapp 80 Prozent dieser evaluierten Häuser befinden<br />

sich in einem Digitalisierungsprozess, jedoch konnten<br />

bisher nur 17 Prozent die damit verbundenen Potentiale für sich<br />

wirtschaftlich nutzbar machen [4]: Es wird mit der Einführung<br />

der Digitalisierung eine Verbesserung des Informationsflusses<br />

(zwischen Patienten, Einweiser, ambulanten Akteuren,<br />

Mitarbeiter) verknüpft, darüber hinaus erhoffen sich die <strong>Krankenhaus</strong>manager<br />

eine weitere Verbesserung bei den administrativen<br />

Unterstützungsprozessen [4].<br />

Grundsätzlich ist aber heute darauf abzuheben, dass man unter<br />

„Patientenlogistik“ nicht nur die klassischen „<strong>Logistik</strong>prozesse“<br />

zu verstehen hat! Nein, <strong>im</strong> Zeitalter „WEB 4.0“ umfasst eine<br />

zukunftsorientierte Patientenlogistik alle „patientenbezogenen<br />

Prozessschritte“, die für eine medizinisch-pflegerische Versorgung<br />

erforderlich sind. Hierunter fallen demzufolge<br />

> Eine elektronische Patientenakte,<br />

> Ein medizinischer Behandlungspfad von der Aufnahme bis<br />

zur Entlassung,<br />

> Eine Unit-Dose-Arzne<strong>im</strong>ittelversorgung.<br />

Doch inwieweit werden digitale Lösungen zur Weiterentwicklung<br />

und Opt<strong>im</strong>ierung von patientenbezogenen Prozessen eingesetzt?<br />

Grundsätzlich besteht das Interesse für den weiteren<br />

Einsatz von digitalen Medien zur Unterstützung von patientenzentrierten<br />

Prozessen – dem steht allerdings entgegen, dass<br />

dem Management und damit der Klinik i. d. R. die hierfür erforderlichen<br />

finanziellen Ressourcen nicht zur Verfügung stehen,<br />

um einen umfänglichen Digitalisierungsprozess auf den Weg<br />

zu bringen. Dies beginnt allein schon bei dem erforderlichen<br />

Investitionsvolumen für die Implementierung einer elektronischen<br />

Patientenakte und den hiermit korrespondierenden<br />

„Sub-Systemen“.<br />

Werfen wir noch einmal einen Blick auf den perioperativen Prozess:<br />

Bekanntlich ergeben sich gemäß dem <strong>Krankenhaus</strong>-Barometer<br />

2015 bei durchschnittlich 26 Prozent der befragten<br />

Krankenhäusern Verzögerungen be<strong>im</strong> morgendlichen OP-Beginn<br />

(Ursache: häufig bis sehr häufig ist dies durch das verspätete<br />

Eintreffen des Operateurs bedingt [7]) 2 . Vergleichbare<br />

Beobachtungen können wir auf der Basis einer Vielzahl von<br />

OP-Prozess-Projekten bestätigen. Neben der Problematik hinsichtlich<br />

Verzögerungen aufgrund verlängerter Wechselzeiten,<br />

zeigte sich gemäß der Auswertungen des OP-Management-Programms,<br />

dass für die Zeitüberschreitungen <strong>im</strong> geplanten<br />

OP-Programm regelmäßig Abweichungen der IST-Dauer der<br />

durchgeführten OP von der <strong>im</strong> OP-Plan angegebenen PLAN-OP-<br />

Dauer ursächlich waren (S11 siehe Tabelle 1). Durch die „digitale“<br />

Transparenz lassen sich in den evaluierten <strong>Krankenhaus</strong>-OPs<br />

mögliche „yellow or red flags“ abbilden – die dann durch eine<br />

Teilprozess-Weiterentwicklung innerhalb des Gesamtprozesses<br />

<strong>im</strong> Team zeitnah selbst behoben werden können.<br />

Allerdings ist aus medizinischer Sicht zu erwähnen, dass einer<br />

„rein prozessbezogenen Durchplanung“ bei durchzuführenden<br />

Operationen grundsätzlich Grenzen gesetzt sein können, denn<br />

trotz aller Standardisierungsbemühungen handelt es sich um<br />

operative Eingriffe bei Patienten mit einem individuellen „Situs“.<br />

Außerdem muss <strong>im</strong>mer teamorientierend gewährleistet<br />

sein, dass alle OP-Team-Mitglieder „zeitgerecht“ am OP-Tisch<br />

verfügbar sind, was <strong>im</strong> Zusammenhang mit einer Vielzahl von<br />

Faktoren betrachtet werden kann:<br />

> Respekt gegenüber allen Team-Mitgliedern,<br />

> Patientensicherheit oder<br />

> aber auch Effizienzgründe.<br />

81


Grundsätzlich ist bei einer täglichen OP-Planung zudem der<br />

Erfahrungsumfang des Operateurs (Chefarzt, Oberarzt,<br />

Facharzt, Assistenzarzt in der Weiterbildung) <strong>im</strong> Hinblick auf<br />

die unterschiedlichen OP-Dauern zu berücksichtigen und bei<br />

der OP-Planung angemessen zu integrieren! Darüber hinaus<br />

ist unter Rücksichtnahme auf die Work-Home-Domain-Balance<br />

darauf zu achten, dass es der Mehrzahl der Mitarbeiter möglich<br />

sein müsste, ihre nach Dienstplan vereinbarte „Tagesarbeit <strong>im</strong><br />

OP“ planmäßig abschließen zu können.<br />

Im Rahmen von OP-Reorganisationsprojekten zeigt sich des<br />

Weiteren, dass OP-Tages-Leerzeiten zu Störungen des OP-Ablaufes<br />

führen können, wenn in Folge mögliche OPs über den<br />

Dienstschluss in den Bereitschaftsdienst hinausgehen würden.<br />

Durch flexible Arbeitszeitmodelle, die alle am OP-Prozess beteiligten<br />

Berufsgruppen einschließt, ist es erfahrungsgemäß<br />

möglich, Operationen, deren geplanten OP-Dauer regelmäßig<br />

in den Bereitschaftsdienst hineinreichen, <strong>im</strong> Rahmen einer<br />

Regeldienstregelung durchzuführen und dadurch Mehrarbeitszeitbelastungen<br />

sowie Mitarbeiterunzufriedenheit vorzubeugen.<br />

Sofern in der Klinik „Mengenausweitungen der OP-zu<br />

versorgenden Patienten“ budgettechnisch möglich ist, kann die<br />

Nutzung flexibler Arbeitszeitmodelle in Kombination mit einer<br />

medizinisch vertretbaren Opt<strong>im</strong>ierung der OP-Saal-Auslastung<br />

zu einer Wertschöpfungsverbesserung führen.<br />

Literatur:<br />

[1] Riedel R; Schmieder A. Ökonomische Herausforderungen be<strong>im</strong> Management von Kliniken<br />

ab 2016, Der Gynäkologe 2015, Nr. 7: 501-507<br />

[2] Weiler Sabine (RWI- Pressestelle) Pressemitteilung RWI zum <strong>Krankenhaus</strong> Rating Report<br />

2016, http://www.rwi-essen.de/presse/mitteilung/242/ ( Zugriff am 14.10.2016)<br />

[3] Augurzky, B; Krolop, S; Pilny A; Schmidt, Ch. M.; Wuckel Ch. <strong>Krankenhaus</strong> Rating Report 2016:<br />

Mit Rückenwind in die Zukunft?, ISBN: 978-3-86216-272-7 Medhochzwei Verlag Heidelberg<br />

[4] Haghani S; Robeck A; Magunia P. <strong>Krankenhaus</strong> Restrukturierungsstudie 2016, https://<br />

www.rolandberger.com/de/Publications/pub_krankenhaus_restrukturierung_2016.html,<br />

letzter Zugriff am 19.09.2016<br />

[5] Bundesministerium für Gesundheit (BMG), KHSG, Gesetz zur Reform der Strukturen der<br />

<strong>Krankenhaus</strong>versorgung (<strong>Krankenhaus</strong>strukturgesetz–KHSG), Bundesgesetzblatt Jahrgang<br />

2015 Teil I Nr. 51, ausgegeben zu Bonn am 17. Dezember 2015<br />

[6] Bundesministerium für Gesundheit (BMG), Bundestagsrede von Bundesgesundheitsminister<br />

Hermann Gröhe zum <strong>Krankenhaus</strong>strukturgesetz<br />

http://www.bmg.bund.de/presse/reden/khsg-bundestag.html<br />

[7] Blum K; Löffert S; Offermanns M; Steffen P. <strong>Krankenhaus</strong> Barometer 2015, Deutsches<br />

<strong>Krankenhaus</strong>institut e.V., http://www.dkgev.de/media/file/22328.2015-12-07_Anlage_<strong>Krankenhaus</strong>-Barometer.pdf,<br />

letzter Zugriff 07.09.2016<br />

[8] Riedel R; Schmieder A. Einführung von Risikomanagement und CIRS <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> als<br />

ökonomische Aufgabe anhand eines praktischen Beispiels; in Merkle (Hrsg.), Risikomanagement<br />

und Fehlervermeidung <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>, Kap. 18, ISBN: 978-3-642-38044-0, Springer<br />

Verlag 2014<br />

1 Anmerkung: basiert auf der Befragung der Vorstände und Geschäftsführer-/innen der 400<br />

größten Krankenhäuser in Deutschland. Die Rücklaufquote betrug rd. 15 %.<br />

2 Anmerkung: Report basiert auf der Jahresabschlussbewertung von insgesamt 871 Krankenhäuser<br />

mit einem am Umsatz gemessenen Marktanteil von 69 Prozent.<br />

Aber Klinik-Manager wissen: Zufriedene OP-Mitarbeiter gewährleisten<br />

die Durchführung von gut organisierten OP-Prozessen,<br />

„Burn-out-gefährdete OP-Mitarbeiter“ hingegen<br />

gefährden einen patienten-orientierten OP-Ablauf u. a. durch<br />

eine erhöhte Ausfallzeit.<br />

5. Fazit<br />

Das Management des „Patienten-<strong>Logistik</strong>-Prozesses“ umfasst<br />

die gesamte Patientenversorgung von der Aufnahme bis zur<br />

Entlassung: Ein patientenzentriertes Prozessmanagement ist <strong>im</strong><br />

Hinblick auf die einzuführenden Qualitätsindikatoren ab 2018<br />

ein vorbereitendes MUSS! So lässt sich nicht nur die Patientensicherheit<br />

weiter entwickeln, sondern regelmäßig positive Effekte<br />

hinsichtlich des Ressourceneinsatzes erzielen. In Bezug<br />

auf eine erfolgreiche zukunftssichernde Positionierung <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>-Wettbewerb<br />

ist es daher notwendig, schrittweise in<br />

die digitale Technologie des „WEB 4.0-Zeitalters“ zu investieren<br />

– dies vor dem Hintergrund der erforderlichen Umsetzung der<br />

Patientensicherheit, der neuen Eckdaten-Vorgaben des KHSG<br />

sowie den höheren Anforderungen an das Erlös-Management.<br />

Demzufolge leiten wir ab:<br />

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82


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Univ.-Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Direktor am Ludwig Fresenius Center for Health Care<br />

Management and Regulation, HHL Leipzig Graduate<br />

School of Management und Leiter des Centrums für<br />

<strong>Krankenhaus</strong>-Management, Universität Münster<br />

Y Wirtschaftlichkeit und Qualität von OP-Textilien:<br />

Einweg- und Mehrwegprodukte <strong>im</strong> Vergleich<br />

Der Markt für klinische Textilien ist seit Jahren gekennzeichnet<br />

durch zwei konkurrierende Versorgungssysteme: Einwegund<br />

Mehrwegprodukte. Oft ist der geringere <strong>Einkauf</strong>spreis<br />

der Einwegprodukte ausschlaggebend für die Beschaffungsentscheidung.<br />

Berücksichtigt man darüber hinaus auch Qualitätsaspekte<br />

<strong>im</strong> Sinne einer Kosten-Nutzen-Analyse, zeigen<br />

sich Mehrwegprodukte als vorteilhaft. Speziell Punkte wie<br />

Entsorgungskosten, <strong>Logistik</strong>aufwand und erhöhtes Fehlerpotenzial<br />

beeinflussen die Kosten-Nutzen-Bilanz erheblich.<br />

Als besonders vorteilhaft <strong>im</strong> Hinblick auf Wirtschaftlichkeit<br />

und Qualität erweisen sich textile Mehrwegprodukte in<br />

high-performance-Anwendungsbereichen.<br />

1. Ausgangssituation<br />

Deutsche Krankenhäuser stehen unter steigendem Kostendruck.<br />

Dabei stehen insbesondere die Sachkosten <strong>im</strong> Fokus<br />

von Kostensenkungsbestrebungen. So ist es erklärbar, dass<br />

Beschaffungsmanager den Preis als wichtigstes Entscheidungskriterium<br />

<strong>im</strong> Bereich der OP-Textilien – noch vor der<br />

Qualität – nennen. [1] Als Folge werden oft Einwegprodukte<br />

gegenüber Mehrwegprodukten bevorzugt, deren Marktanteil<br />

<strong>im</strong> Jahr 2016 circa 20 Prozent beträgt. Die Textilien werden<br />

hinsichtlich ihrer Funktionalität als gleichwertig angesehen,<br />

Qualitätsmerkmale spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />

Eine genauere Analyse von nachgelagerten Kosten, Hygienesicherheit<br />

und Prozess-Effizienz zeigt jedoch, dass der<br />

günstigste <strong>Einkauf</strong>spreis nicht zwangsläufig die geringsten<br />

Gesamtkosten bedeutet. Hier sind Mehrwegtextilien in vielen<br />

Aspekten überlegen.<br />

2. Stückkosten versus Qualität<br />

Zieht man einen reinen Stückkostensatz zum Vergleich heran,<br />

so kann zum Beispiel ein Mehrweg-Laminat-Mantel der Leistungsklasse<br />

„High Performance“ <strong>im</strong> <strong>Einkauf</strong>spreisvergleich ca.<br />

15 bis 25 Prozent teurer sein als ein Einwegmantel der gleichen<br />

Leistungsklasse. [2] Allerdings unterscheiden sich die in der glei-<br />

chen Barriereleistungsklasse angebotenen Einweg- und Mehrwegprodukte<br />

teils erheblich in ihren Leistungsspezifikationen:<br />

> Die Abmessungen der kritischen Produktbereiche sind bei<br />

Mehrwegmänteln oftmals deutlich weiter ausgelegt als bei<br />

Einwegmänteln und bieten dadurch eine größere Sicherheitszone<br />

für den Operateur bei gleichzeitig besserer Ergonomie.<br />

> Einwegprodukte weisen ein deutlich niedrigeres Flächengewicht<br />

auf als Mehrwegprodukte (Differenzen von ca. 50 bis<br />

250 Prozent). Daher liegen sie <strong>im</strong> Bereich der Abdeckungen<br />

nicht <strong>im</strong>mer stabil und drapierfest auf dem Patienten auf. Oft<br />

müssen sie mit Mehrwegprodukten ergänzt werden, um eine<br />

ausreichende mechanische Stabilität für die Prozedur zu erreichen<br />

– ein zusätzlicher Kostenfaktor für die OP-Abteilung. [3]<br />

> Mehrwegprodukte haben eine höhere Berst- und Reißfestigkeit<br />

als Einwegprodukte. Selbst schwächere Mehrwegprodukte<br />

sind wesentlich fester als vergleichbare Einwegprodukte<br />

und bieten dadurch eine zusätzliche Sicherheitsreserve bei<br />

Operationen mit höherer mechanischer Manipulation. [4] Sie<br />

geben zudem weniger Partikel ab.<br />

> Qualitativ hochwertige Mehrwegprodukte können bis zu<br />

80-mal wiederaufbereitet werden. [5] Damit lassen sich die<br />

Kosten pro Einsatz um 15 bis 75 Prozent reduzieren. [6]<br />

Zudem bedingt der prozessbezogene Kostenvergleich zwischen<br />

Einweg- und Mehrwegprodukten und Versorgungssystemen<br />

die Erweiterung des direkten Kostenvergleiches. Die vielen<br />

möglichen Konfigurations- und Bereitstellungsvarianten erfordern<br />

über den Artikel als Verkaufseinheit hinaus auch die<br />

Betrachtung von haus- und abteilungsspezifischen Anforderungen<br />

an die bedarfsgerechte und wirtschaftliche Ver- und<br />

Entsorgung.<br />

84


II. Finanzierung: Investitionen, Innovationen, Werte<br />

Entscheidungsmodell Ergonomie<br />

Der Tragekomfort und die Handhabung der Abdeckung best<strong>im</strong>mt die Akzeptanz und<br />

diese die Arbeitseffizienz.<br />

Komplexität<br />

des Eingriffs<br />

Dauer des<br />

Eingriffs<br />

Geforderte<br />

Intensität der<br />

Nutzung durch<br />

Eingriffsart<br />

Prozesseffektivität<br />

OP-<br />

Dauer<br />

OP-Textilien<br />

>Abdeckung<br />

>Bekleidung<br />

Akzeptanz<br />

Arbeitseffizienz<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Sicherheit<br />

Erfahrung<br />

mit alternativen<br />

Textilsystemen<br />

© von Eiff 2015<br />

KliTexO-Studie<br />

Funktionalität<br />

>Klebefähigkeit<br />

>Flüssigkeitsaufnahme<br />

>Barrierewirkung<br />

Tragekomfort<br />

Unzufriedenheitsfaktor<br />

12-14-23.ppt HHL Leipzig Graduate School of Management, Center for Health Care Management and Regulation, Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Abbildung 1: Entscheidungsmodell Ergonomie – der Tragekomfort und die Handhabung<br />

der Abdeckung best<strong>im</strong>men die Akzeptanz und damit die Arbeitseffizienz.<br />

3. OP-Sets: Ablauforganisatorische Flexibilität und Zeitersparnis<br />

Eingriffsbezogene OP-Sets vereinfachen den Ablauf der Operation<br />

und sichern die Qualitätsstandards. Die gemeinsame<br />

Verpackung aller Medizinprodukte für den jeweiligen Eingriff<br />

erhöht die Arbeitseffizienz. Inzwischen haben sich auch krankenhausindividuelle<br />

Sets durchgesetzt; das heißt, die Zusammenstellung<br />

der Produkte erfolgt gezielt für die Anforderungen<br />

der jeweiligen Klinik. Die Zeitersparnis bei der Vorbereitung der<br />

Operationen (<strong>im</strong> Schnitt 14 Minuten durch ein kundenspezifisches<br />

Set) ermöglicht mittelfristig eine bessere Auslastung der<br />

OP-Säle. [7][8]<br />

Einweg-Sets können in der Regel erst ab einer Losgröße von<br />

mindestens 1.000 Sets individuell zusammengestellt werden.<br />

Das stellt kleinere Kliniken oder Spezialabteilungen mit seltenen<br />

Eingriffen vor ein Problem. Sie sind gezwungen, Teil-Sets oder<br />

Einzelprodukte zuzukaufen. Damit verringert sich der positive<br />

Effekt auf die Prozesseffizienz: Höhere Bestellmengen binden<br />

Kapital und Lagerfläche, der Kauf größerer Sets mit überzähligen<br />

Produkten erhöht den Stückpreis. Größere Losgrößen erschweren<br />

auch das kurzfristige Anpassen der Set-Konfiguration<br />

– zum Beispiel, um neue innovative Produkte aufzunehmen oder<br />

ein Produkt aufgrund schlechter Erfahrungen auszutauschen.<br />

Hier zeigt sich der Vorteil regionaler Mehrweg-Dienstleister:<br />

Sie können OP-Sets auch in kleinen Mengen individuell und<br />

herstellerunabhängig zusammenstellen und die Liefermengen<br />

flexibel anpassen. So lassen sich die <strong>Einkauf</strong>s-, Steuerungs- und<br />

Verwaltungskosten reduzieren, Prozesseffekte <strong>im</strong> OP lassen<br />

sich mobilisieren.<br />

4. Einfluss des Tragekomforts auf Konzentration und Fehlervermeidung<br />

Die richtige Zusammenstellung der OP-Sets ist auch ein Beitrag<br />

zur Sicherheit <strong>im</strong> OP. Dabei ist der Tragekomfort der OP-Mäntel<br />

ein <strong>im</strong> <strong>Einkauf</strong> oft unterschätzter Qualitätsfaktor. Das CKM-Entscheidungsmodell<br />

Ergonomie (siehe Abbildung 1) zeigt den Zusammenhang<br />

zwischen Tragekomfort, Akzeptanz des Produkts<br />

durch die Mitarbeiter und Arbeitseffizienz auf. Der Tragekomfort<br />

hängt vor allem von der Atmungsaktivität des Materials ab,<br />

welche eine gute Schweißverdampfung und damit eine Kühlung<br />

des Körpers ermöglicht.<br />

Hat der Mantel einen zu hohen Wasserdampfdurchgangswiderstand<br />

(Ret), kann es gerade bei längeren Eingriffen (mehr<br />

als zwei Stunden) zu Hitzestress kommen. [9] Dies beeinträchtigt<br />

die körperliche Leistungsfähigkeit und die psychomotorischen<br />

Eigenschaften der Chirurgen. Außerdem sinkt mit einem<br />

schlechten Tragekomfort der Kleidung nachgewiesen die Arbeitseffizienz<br />

der OP-Mitarbeiter. So steigen Reaktionszeit und<br />

85


RFID und Wäschelogistik<br />

Elektronische Versorgungsschränke in Verbindung mit RFID-Technologie bewirken<br />

geringere Materialbestände, 30-40% weniger Raumbedarf, automatische Bestandsüberprüfung<br />

und Nachbestellung.<br />

Automatische<br />

Bestandsprüfung<br />

und Bestellung<br />

Wäsche<br />

Wäsche<br />

Dienstleister<br />

Direkt-<br />

Anlieferung<br />

Elektronischer<br />

Versorgungsschrank<br />

(Wäsche)<br />

RFID-Chip<br />

Kittel<br />

Identifikation<br />

Kommissionierung<br />

Klinischer Arbeitsplatz<br />

Mitarbeiter<br />

mit ID-Karte<br />

03-11-46<br />

Centrum für <strong>Krankenhaus</strong>-Management, Universität Münster<br />

Geschäftsführung: Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Abbildung 2: RFID-Technologie ermöglicht die bedarfsgerechte und wirtschaftliche<br />

Steuerung des Wäscheversorgungsprozesses<br />

Fehlerrate, die Operation kann sich verlängern. [10] Mitarbeiter,<br />

die sich wohl fühlen, machen dagegen seltener Kunstfehler. [11]<br />

Die meisten Einweg-OP-Mäntel erreichten bei der Atmungsaktivität<br />

nur befriedigende bis unbefriedigende Werte – der Ret<br />

ist bis zu 30-mal höher. [12] Hier sind Mehrweg-OP-Mäntel aus<br />

Laminaten klar überlegen: Die Membran zwischen Ober- und<br />

Unterschicht verhindert den Eintritt von Bakterien oder Viren,<br />

ermöglicht aber den Austritt der sehr viel kleineren Wasserdampfmoleküle<br />

von innen nach außen.<br />

Ärzte geben an, dass sie Mehrweg-Produkte eindeutig bevorzugen,<br />

speziell bei<br />

> zeitintensiven Operationen<br />

> komplexen Operationen (wie <strong>im</strong> Hybrid-OP)<br />

> Eingriffen mit hoher mechanischer Belastung<br />

> Eingriffen mit hohem Feuchtigkeitsgrad (z. B. Urologie)<br />

Lediglich bei eiligen Interventionen (wie in der Notaufnahme)<br />

oder bei Patienten mit erhöhtem Infektionsrisiko sprachen sich<br />

die behandelnden Ärzte tendenziell eher für Einwegprodukte<br />

aus. [13] Hier ist also ein erheblicher Unterschied zwischen der<br />

Meinung der Operateure und der Einschätzung der Betriebswirte<br />

(Einkäufer) festzustellen.<br />

5. Nachhaltiger <strong>Einkauf</strong> als Wettbewerbsvorteil<br />

Ressourcenschonung und Energiebilanz werden in Zukunft bei<br />

Beschaffungsentscheidungen an Bedeutung gewinnen. Für<br />

sensibilisierte Patienten kann eine ethische Betriebsführung<br />

den Ausschlag für die Wahl der Klinik geben – speziell bei <strong>im</strong> Voraus<br />

geplanten Operationen (siehe Green Hospital Bewegung).<br />

Eine Kombination aus Produkten mit günstiger ökologischer<br />

Bilanz und der Zusammenarbeit mit regionalen Dienstleistern<br />

statt des Imports aus Billigländern wird zum Merkmal eines<br />

„grünen“ <strong>Krankenhaus</strong>es.<br />

Ein ökologischer Vergleich von Einwegprodukten aus Zellstoff<br />

und SMMS und Mehrwegtextilien aus Mikrofilamenten und<br />

Laminat zeigt eine deutlich günstigere Bilanz von Mehrwegtextilien.<br />

Ihr Product Carbon Footprint ist nur halb so hoch, das Eutrophisierungspotenzial<br />

(gemessen in Tonnen Phosphat) ist um<br />

35 Prozent geringer. Das Sommer-Smog-Potenzial (gemessen in<br />

Tonnen Ethen-Äquivalente) von Einwegprodukten ist sogar um<br />

110 Prozent höher. Lediglich der Frischwasserverbrauch war bei<br />

Mehrwegtextilien aufgrund des Waschprozesses um den Faktor<br />

5,5 höher. Dies spielt aber in Deutschland dank ausreichendem<br />

Niederschlag und einer strengen Abwasserverordnung eine<br />

untergeordnete Rolle bei der Bewertung ökologischer Effekte.<br />

86


II. Finanzierung: Investitionen, Innovationen, Werte<br />

Der elektronische Wäscheschrank<br />

Der „Elektronische Wäscheschrank“ unterstützt den <strong>Logistik</strong>ablauf <strong>im</strong> Hinblick auf Sicherheit,<br />

Komfort und Kosten.<br />

Freigabefunktion<br />

• <strong>Einkauf</strong><br />

• Controlling<br />

• Kreditoren<br />

• Mitarbeiter <strong>im</strong> System • Rechtevergabe<br />

Administrationsfunktion<br />

Die Systemnutzung muss sicher, komfortabel und einfach sein.<br />

→ Selektionsmöglichkeiten<br />

→ Verfügbarkeit der Wäschestücke<br />

→ Mitarbeiter muss <strong>im</strong> System angelegt sein<br />

→ Sichtbarkeit des Lesers<br />

→ Verbindung mit Hygienemaßnahmen<br />

Foto: KEMAS Schranksystem<br />

Hygieneschranke<br />

Flachwäsche<br />

Stationswäsche<br />

OP-Textilien<br />

System<br />

Kommissionierung<br />

Wäschedienstleister<br />

Befüllung<br />

Entnahme<br />

Rückgabe<br />

Pflegekraft<br />

05-15-10.ppt<br />

HHL Leipzig Graduate School of Management, Center for Health Care Management and Regulation, Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Abbildung 3: Wäscheschranksysteme senken die Kosten pro gereinigtem Stück um etwa 10 Prozent und reduzieren die Kosten<br />

pro Fall um zirka 4 Prozent; gleichzeitig liegt die Verfügbarkeit bei 99,5 Prozent.<br />

Ein Aspekt, der bei ökologischen Überlegungen oft vernachlässigt<br />

wird, ist das Abfallaufkommen. Dieses ist bei Einwegprodukten<br />

um den Faktor 4,5 höher als bei Mehrwegtextilien. [14]<br />

Die höheren Entsorgungskosten (je nach Landkreis zwischen<br />

1.000 und 5.000 Euro pro Container und Jahr) verteuern den<br />

<strong>Einkauf</strong>spreis.<br />

6. Innovative Wege in der Textillogistik – die 360 Grad-Versorgung<br />

Für Kliniken, die eine langfristige Lösung für ihre Textilversorgung<br />

planen, lohnt ein Blick auf den aktuellen Stand der Technik.<br />

Oft liefern die Dienstleister, welche die Versorgung mit<br />

OP-Textilien koordinieren, auch alle anderen Textilarten, die<br />

<strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> eingesetzt werden. Sie können sich also sehr<br />

tief mit der <strong>Logistik</strong> der Klinik verzahnen und dadurch starke<br />

Synergieffekte schaffen. Die Entwicklung waschbeständiger<br />

Radio-Frequency-Identification (RFID)-Chips für Mehrweg-Textilien<br />

in Verbindung mit elektronischen Versorgungsschränken<br />

opt<strong>im</strong>iert diesen logistischen Versorgungsprozess (siehe Abbildung<br />

2).<br />

Lager für den Notfall“, Fehlsortierung und Fehllieferungen.<br />

Zusätzlich kann diese logistische Versorgungsform wirksam<br />

mit Maßnahmen zur Hygienesicherung kombiniert werden. In<br />

einem Pilotkrankenhaus in Berlin wurden durch die Umstellung<br />

auf elektronische Schranksysteme der Wäscheumlauf um 20<br />

Prozent reduziert, die Kosten pro gereinigtem Stück um 11 Prozent<br />

gesenkt und die Kosten pro Fall um über 4 Prozent gekürzt.<br />

Gleichzeitig wurde ein Servicegrad von 99,5 Prozent erreicht<br />

(siehe Abbildung 3).<br />

Im internationalen <strong>Krankenhaus</strong>-Vergleich fällt auf, dass elektronische<br />

Versorgungsschränke zu unterschiedlichen Zwecken<br />

(fehlersichere Arzne<strong>im</strong>ittelversorgung; wirtschaftliche Medikalprodukte-<strong>Logistik</strong>;<br />

Wäscheversorgung: siehe Abbildung 4)<br />

in Holland, England, Spanien und USA eingesetzt werden und<br />

zur Standardausstattung eines <strong>Krankenhaus</strong>es gehören. In<br />

deutschen Krankenhäusern sind derartige <strong>Logistik</strong>konzepte in<br />

den Bereichen Medikal-Produkte und Arzne<strong>im</strong>ittel bisher nicht<br />

anzutreffen.<br />

RFID-Chips können nicht nur Artikel- und Seriennummer oder<br />

Verfallsdaten speichern, sondern auch betriebswirtschaftliche<br />

Daten wie Kosten und Inventur. Dadurch werden die Umläufe<br />

reduziert, die Kapitalkosten gesenkt und ein präziseres<br />

Controlling ermöglicht. Weiterhin entfallen Packfehler, „stille<br />

87


Abbildung 4: Wäscheversorgung durch dezentrale elektronische Schranksysteme<br />

<strong>im</strong> University Medical Center Groningen (Foto: von Eiff 2016)<br />

7. Fazit<br />

Der Vergleich von Einweg- und Mehrwegtextilien <strong>im</strong> OP zeigt,<br />

dass die Mehrwegprodukte bezüglich ihrer Funktionalität nachweisbare<br />

Vorteile aufweisen. Sie sind reiß- und berstbeständiger,<br />

sondern weniger Partikel ab, können mehr Flüssigkeit<br />

aufnehmen und liegen stabiler auf dem Patienten auf. Speziell<br />

der höhere Tragekomfort trägt zur Arbeitseffizienz des OP-Personals<br />

bei. Außerdem punkten sie mit einer erheblich besseren<br />

ökologischen Bilanz.<br />

Für Low-Performance-Eingriffe sowie <strong>im</strong> Notfallbereich lassen<br />

sich Einwegprodukte bedarfsgerecht einsetzen. Dagegen sind<br />

textile Mehrweg-Produkte in High-Performance-Anwendungsbereichen<br />

wirtschaftlich und qualitativ überlegen (Eingriffe mit<br />

hoher mechanischer Belastung, hohem Flüssigkeitsaufkommen<br />

oder Dauer von mehr als zwei Stunden). Speziell die Möglichkeit,<br />

mit Hilfe eines regionalen Wäschedienstleisters eine flexible<br />

Versorgung der Klinik mit individuellen OP-Sets zu gewährleisten,<br />

entlastet die Krankenhäuser von vermeidbaren Kosten.<br />

Einkäufer, die vor der Entscheidung stehen, Einweg- oder Mehrwegtextilien<br />

zu beschaffen, sollten über die reine Betrachtung<br />

des <strong>Einkauf</strong>spreises je Stück insbesondere diejenigen Effekte<br />

berücksichtigen, die das Entstehen von Kosten-, Qualitäts- und<br />

Funktionalitätslücken vermeiden (siehe Abbildung 5).<br />

Metastudie: „Klinische Textilien <strong>im</strong> OP der Zukunft“:<br />

Zusammenfassung der Ergebnisse, Erkenntnisse und<br />

Empfehlungen<br />

Problemstellung<br />

Obwohl Anwender <strong>im</strong> OP ebenso wie Hygienebeauftragte<br />

und Ökologen klinischen Mehrwegtextilien aufgrund<br />

qualitativer Leistungsmerkmale wie Reißfestigkeit, Hygienesicherheit,<br />

Klebefähigkeit, Thermoregulationswirkung,<br />

Tragekomfort und Flüssigkeitsaufnahme den klaren Vorzug<br />

vor Einwegtextilien geben, hat sich der Marktanteil von<br />

Mehrwegtextilien auf ca. 18 Prozent reduziert.<br />

Vor diesem Hintergrund verfolgt die Meta-Studie das Ziel,<br />

den Stellenwert der Versorgung des OP-Betriebs mit anforderungsgerechten<br />

klinischen Textilien <strong>im</strong> Hinblick auf Hygienesicherheit,<br />

Handhabungsunterschiede, Tragekomfort,<br />

entscheidungsrelevante Kosten sowie volkswirtschaftliche<br />

und ökologische Aspekte zu bewerten.<br />

Öko-Bilanz: Nachhaltigkeit in der Beschaffung<br />

> Die Ökobilanz zeigt die Vorzugswürdigkeit der Mehrweg-<br />

Textilien: das Treibhausgaspotenzial ist nur halb so hoch,<br />

das Eutrophisierungspotenzial ist um 35 Prozent niedriger.<br />

Das Sommer-Smog-Potenzial fällt bei Einwegprodukten<br />

um 110 Prozent höher aus und das Abfallaufkommen ist<br />

um den Faktor 4,5 höher als bei Mehrwegtextilien<br />

88


II. Finanzierung: Investitionen, Innovationen, Werte<br />

Der Preis als dominantes Beschaffungskriterium<br />

Der Preis ist als dominantes Beschaffungskriterium nur ansetzbar, wenn die<br />

Funktionalität der konkurrierenden Produkte identisch ist.<br />

Basis-Funktionalität<br />

OP-Textilien<br />

Zusatzverbrauch<br />

Entsorgung<br />

Wartung/Wiederaufbereitung<br />

Handhabung<br />

Komfort<br />

Risiko/Barrierewirkung<br />

Robustheit/mechanische Belastbarkeit<br />

Zeiteffekte<br />

<strong>IT</strong>-Technologie<br />

Hygienemanagement<br />

Preis<br />

Kostenlücke<br />

Effizienzlücke<br />

Qualitätslücke<br />

Innovationslücke<br />

12-14-38.ppt HHL Leipzig Graduate School of Management, Center for Health Care Management and Regulation, Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Abbildung 5: Der Preis ist als dominantes Beschaffungskriterium nur dann<br />

ansetzbar, wenn die Funktionalität der konkurrierenden Produkte identisch ist.<br />

> Der Aspekt der „ökologischen Nachhaltigkeit“ gewinnt<br />

<strong>im</strong> Bewusstsein der Bevölkerung sowie bei den Politikern<br />

an Bedeutung. Es ist damit zu rechnen, dass ein „grünes<br />

<strong>Krankenhaus</strong>“ (siehe die Trends z. B. in den USA, Singapur)<br />

in Zukunft ökonomische Vorteile mobilisieren kann.<br />

> Der Aspekt der „ökologischen Nachhaltigkeit“ kann von<br />

den Krankenhäusern für Zwecke des Marketings verwendet<br />

werden.<br />

Volkswirtschaftliche Effekte: Arbeitsplatzstrukturen und<br />

Wertschöpfungskette<br />

> Die Einweg-Wertschöpfungskette ist dadurch charakterisiert,<br />

dass Produktion und Konfektion (60 Prozent der<br />

Wertschöpfung), Transport (5 Prozent) und Sterilisation<br />

sowie Lagerung (7 Prozent) <strong>im</strong> Ausland stattfinden.<br />

> Die Mehrweg-Wertschöpfungskette kommt dagegen auf<br />

eine inländische Wertschöpfung von über 90 Prozent. Dies<br />

hat positive (sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze)<br />

strukturelle, qualitative und regionale Auswirkungen auf<br />

die Arbeitsmarktsituation.<br />

<strong>Logistik</strong>-Effekte<br />

> Unter logistischen Gesichtspunkten liegt der Vorteil von<br />

Mehrwegprodukten einerseits in der Flexibilität: von Einweg-Produkten<br />

werden i. d. R. Chargengrößen mit Jahresreichweite<br />

produziert, wodurch sich Anwender auf eine längere<br />

Vertragslaufzeit verpflichten müssen.<br />

> Andererseits bietet die Möglichkeit der Gestaltung krankenhausindividueller,<br />

herstellerunabhängiger Sets die<br />

Chance, den Set-Inhalt mit einem bestmöglichen Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

funktionsgerecht zu standardisieren.<br />

> Der Set-Markt zieht auch in Zukunft weiter an. Mehrweganbieter<br />

können deutlich schneller auf Wünsche der<br />

Krankenhäuser eingehen, ein krankenhausindividuelles<br />

Set umzustellen.<br />

Materialien: Robustheit und Hygienesicherheit<br />

> Die zur Herstellung von Mehrwegtextilien verwendeten<br />

Materialien (Mikrofilamentgewebe, textile Laminate) haben<br />

sich als extrem reiß- und berst- sowie scheuerfest<br />

erwiesen und setzen kaum Partikel frei. Darüber hinaus<br />

zeigt die Studie die volkswirtschaftlichen und ökologischen<br />

Effekte alternativer textiler Versorgungsformen auf.<br />

> Durch das zusätzliche Einweben von leitfähigen Karbonfasern<br />

wird eine permanente Antistatik erreicht.<br />

> Die Ausrüstung mit Fluorkarbon wirkt flüssigkeitsabweisend.<br />

> Hochwerte Materialien sind bis zu 80 Mal beherrscht wiederaufbereitbar,<br />

d. h. die Wirtschaftlichkeit eines textilen<br />

Produkts hängt von der Anzahl beherrschter Wiederaufbereitungszyklen<br />

ab.<br />

89


Trilaminatgewebe mit Membran (Polyurethan-Membrane)<br />

zwischen Ober- und Unterschicht sorgen<br />

dafür, dass Viren und Bakterien nicht von außen<br />

in Verbindung mit Flüssigkeit eindringen können.<br />

Gleichzeitig können Wasserdampfmoleküle (z. B.<br />

Schweiß) von innen nach außen austreten und zur<br />

Thermoregulierung beitragen (Polyfluorethylen).<br />

Die Nutzersicht: Tragekomfort<br />

> Mehrwegprodukte sind aufgrund ihrer textilen Struktur<br />

(Mikrofasergewebe, Trilaminat mit Lenzing-Faser / Tencel-Faser<br />

Membraneffekt [Polyurethan-Membran, Polyfluorethylen-Membran]<br />

zur Verhinderung von Bakterien- und<br />

Virenpenetration bei gleichzeitiger Sicherstellung der Flüssigkeitsentweichung)<br />

wesentlich wirkungsvoller geeignet,<br />

das „Phänomen. Hitzestress“ zu vermeiden, als dies bei Einwegmaterialien<br />

(z. B. mit Silikonbeschichtung) der Fall ist.<br />

> Erhöhter Tragekomfort verhindert vorzeitiges Nachlassen<br />

der Konzentration des OP-Personals, verringert das Fehlerpotenzial<br />

und trägt zu gesicherter Arbeitseffizienz sowie<br />

Wirtschaftlichkeit von Prozeduren bei.<br />

Ko s te n<br />

> Ein Kostenvergleich alternativer textiler Versorgungssysteme<br />

für den OP ist schwierig aufgrund der unterschiedlichen<br />

angebotenen Tuchgrößen, der verschiedenartigen<br />

Set-Konfigurationen sowie wegen der Möglichkeit der<br />

Quersubventionierung von Einwegprodukten. Bei reiner<br />

Preisbetrachtung ist das Einwegprodukt billiger. Berücksichtigt<br />

man darüber hinaus auch Qualitätsaspekte <strong>im</strong><br />

Sinne einer Kosten-Nutzen-Analyse, zeigen sich Mehrweg-Textilprodukte<br />

als vorteilhaft.<br />

> Wiederaufbereitung von Medikalprodukten (also auch<br />

textilen OP-Abdeckungen und -Mänteln) nach einem<br />

validierten Verfahren bei gesicherter Anzahl von<br />

Aufbereitungszyklen<br />

o entlastet den Klinikbetrieb von vermeidbaren Kosten,<br />

o leistet einen Beitrag zur Ressourcenschonung und<br />

o trägt zur Vermeidung von Rationierung bei<br />

o ohne Qualität, Hygienesicherheit sowie Funktionalität<br />

zu beeinträchtigen.<br />

Fazit<br />

> Klinische Mehrwegtextilien sind unter ökonomischen, ökologischen,<br />

patientenbezogenen, handhabungsbezogenen<br />

und hygienischen Aspekten i. d. R. den auf dem Markt verfügbaren<br />

Einwegprodukten (Abdeckungen, OP-Mäntel)<br />

deutlich überlegen.<br />

> Von einer reinen Preis orientierten <strong>Einkauf</strong>sstrategie ist<br />

angesichts der wachsenden Bedeutung von Hygienesicherheit,<br />

Handhabungsvorteilen sowie ökologischen Aspekten<br />

abzuraten. Empfohlen wird, Beschaffungsentscheidungen<br />

am Lebenszyklus von Produktkosten und Produktnutzen zu<br />

orientieren sowie Opportunitäts- und Risikokosten explizit<br />

zu berücksichtigen.<br />

> Die Kostenträger werden, auch veranlasst durch politische<br />

Setzungen, in einem zukünftigen „Vertragssystem:<br />

Pay-for-Performance“ verstärkt auf Aspekte der Hygienesicherheit<br />

und der Öko-Bilanz <strong>im</strong> Rahmen ihrer Vertragsgestaltung<br />

achten.<br />

> Beschaffungsentscheidungen für Produkte, die unmittelbar<br />

<strong>im</strong> klinischen Bereich am Patienten eingesetzt werden,<br />

werden in Zukunft pr<strong>im</strong>är orientiert an den Kriterien<br />

„Hygienesicherheit“ und „Handhabungsvorteile für das<br />

OP-Personal“.<br />

> Textile Einwegprodukte sind bedarfsgerecht und wirtschaftlich<br />

einsetzbar, wenn es um low performance-Eingriffe<br />

geht, bei infektiösen Patienten sowie <strong>im</strong><br />

Notfallbereich. Demgegenüber sind textile Mehrwegprodukte<br />

mit wirtschaftlichem und qualitativem Vorteil einzusetzen<br />

in high performance-Anwendungsbereichen (hohe<br />

mechanische Belastung; hohes Flüssigkeitsaufkommen<br />

von außen nach innen; komplexer Eingriff mit Prozedurzeit<br />

größer 2 Stunden).<br />

> Mehrweg-OP-Wäsche (Abdeckungen und Mäntel) weist <strong>im</strong><br />

Hinblick auf Qualität, Handhabbarkeit und Bereitschaftskosten<br />

ein Versorgungsniveau auf, das nur von wenigen<br />

Einweg-High-Performance-Produkten erreicht wird. Die<br />

Einweg-High-Performance-Produkte werden i. d. R. teurer<br />

angeboten als Mehrwegprodukte mit gleicher Qualität<br />

> Hinweis: Weitere Informationen zur Studie<br />

unter: www.op-der-zukunft.de sowie<br />

unter: www.krankenhaus-management.de<br />

90


II. Finanzierung: Investitionen, Innovationen, Werte<br />

Literatur:<br />

[1] Augurzky B, Hentschker C, Krolop S, Pilny A, Schmidt CM: <strong>Krankenhaus</strong> Rating Report<br />

2014 - Mangelware Kapital: Wege aus der Investitionsfalle. Heidelberg: medhochzwei, 2014.<br />

[2] von Eiff W: CKM-Studie zu OP-Textilien. Das <strong>Krankenhaus</strong>, 4/2007, 362-363.<br />

[3] von Eiff W: CKM-Studie zu OP-Textilien. Das <strong>Krankenhaus</strong>, 4/2007, 362-363.<br />

[4] Feltgen M, Schmitt O, Werner HP: Der Mensch <strong>im</strong> Mittelpunkt. OP-Abdeckmaterialien<br />

und OP-Mäntel sind Medizinprodukte. HygMed 2000; 25(2).<br />

[5] Mittermayer H: Mehrwegtextilien <strong>im</strong> OP: State of the art 2003. Sonderausgabe CliniCum.<br />

Wien, 2003.<br />

[6] von Eiff W.: Wiederaufbereitung von Einwegprodukten. Die Wirtschaftlichkeit des Klinikbetriebs<br />

erhöhen. Health & Care Management, 12/2011, 36-39.<br />

[7] Marschner C, Osygus J, Greiling M: OP-Sets rechnen sich mehrfach. mtd, 02/2015, 58-61.<br />

[8] Greiling M, Marschner C: Kostentreibern auf der Spur. mtd 11/2014, 56-61.<br />

[9] Bartels VT: Erforschung der bekleidungsphysiologischen Anforderungsprofile an Textilien<br />

für <strong>Krankenhaus</strong>schutzbekleidung. Schlussbericht zum AiF-Nr. 11090, Bekleidungsphysiologisches<br />

Institut Hohenstein e.V., 1999.<br />

[10] Feldstudie zum Einfluss unterschiedlicher OP-Bekleidungssysteme auf die mentale Leistungsfähigkeit,<br />

Hohenstein Institute, 2011.<br />

[11] Zastrow KD: Die Bedeutung der EN-Norm 13795-1 aus Sicht der operativ tätigen Fachgebiete<br />

und des <strong>Krankenhaus</strong>hygienikers, R&W-Symposium, München 2001.<br />

[12] Bartels VT: Erforschung der bekleidungsphysiologischen Anforderungsprofile an Textilien<br />

für <strong>Krankenhaus</strong>schutzbekleidung. Schlussbericht zum AiF-Nr. 11090, Bekleidungsphysiologisches<br />

Institut Hohenstein e.V., 1999.<br />

[13] Karmasin-Studie: Verwendung von Einweg-Produkten <strong>im</strong> Operationssaal. Eine quantitative<br />

Untersuchung durchgeführt von Karmasin Motivforschung, Wien, 2011.<br />

[14] Fehringer R. Ökologischer Vergleich von Einwegartikeln und Mehrwegtextilien für den<br />

OP-Bereich in Österreich und Übertragbarkeit der Erkenntnisse auf Deutschland. Vortrag<br />

in Berlin, 2014.<br />

Centrum für <strong>Krankenhaus</strong>-<br />

Management (Uni Münster)<br />

Brandhoveweg 104<br />

48167 Münster<br />

Tel.: +49 174 / 398 713 2<br />

Fax: +49 2506 / 3944<br />

Internet: www.krankenhausmanagement.de<br />

Ludwig Fresenius Center for<br />

Health Care Management<br />

and Regulation<br />

HHL Leipzig Graduate<br />

School of Management<br />

Jahnallee 59<br />

04109 Leipzig<br />

Internet: www.hhl.de<br />

E-Mail: wilfried.von.eiff@hhl.de<br />

91


Janko Haft<br />

Leiter des Geschäftsbereichs <strong>Logistik</strong> und <strong>Einkauf</strong>,<br />

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden<br />

Y Wir wissen, wo die Wäsche ist! Einführung eines<br />

RFID-basierten Wäscheversorgungssystems<br />

Status Quo<br />

In den 2.000 deutschen Krankenhäusern wird tagtäglich Wäsche<br />

für Mitarbeiter, Patienten und sonstige Zwecke benötigt.<br />

Die Arten der Versorgungssysteme sind dabei breit gefächert.<br />

Von der eigenen Wäscherei mit eigenem Personal und eigener<br />

Wäsche bis zur vollständigen Fremdversorgung sind verschiedene<br />

Facetten möglich. Am Universitätsklinikum Carl Gustav<br />

Carus Dresden an der Technischen Universität Dresden wird die<br />

Wäscheversorgung bereits seit 1994 durch externe Unternehmen<br />

sichergestellt. Nachdem in den Anfangsjahren noch über<br />

eigene Wäsche verfügt wurde, wurde dies bei nachfolgenden<br />

europaweiten Ausschreibungen durch Mietwäsche ersetzt. Bei<br />

der Versorgung wurde auf einen Mix aus personengebundener<br />

Wäsche <strong>im</strong> ärztlichen Bereich und Poolwäsche bei der Pflege<br />

gesetzt. Häufig kam es dabei zu Versorgungsengpässen bzw.<br />

Qualitätsmängeln. Die Diskussion zwischen Klinikum, Dienstleister<br />

und Beschäftigten war dabei mannigfaltig. Es wurden<br />

verschiedene Argumente vorgebracht, jedoch konnte nie der<br />

Beweis erbracht werden, wo welche Wäschestücke verblieben<br />

waren, warum diese nicht geliefert werden konnten und wer<br />

für eine eventuelle Beschädigung verantwortlich war. Dies<br />

führte bei den Beschäftigten zu einer latenten Unzufriedenheit.<br />

Auch vonseiten des Dienstleisters gab es erhebliche Beschwernisse,<br />

insbesondere hinsichtlich der Kosten von unzähligen verschwundenen<br />

Wäschestücken.<br />

Das neue Konzept<br />

Auf Grund der Erfahrungen der Vergangenheit sollte ein modernes<br />

und umfassend nachprüfbares System etabliert werden.<br />

Dabei wurden <strong>im</strong> Vorfeld verschiedene Varianten untersucht.<br />

Da Modelle der Barcode-Erfassung mit erheblichem personellen<br />

Aufwand verbunden waren, konzentrierte man sich auf<br />

elektronische Erfassungsvarianten. Letztendlich wurde eine<br />

RFID-basierte Chipvariante favorisiert. Zurückgegriffen werden<br />

sollte auf einen passiven UHF-Transponder. Diese Transponder<br />

sind mit der notwendigen Empfangsantennentechnik inner-<br />

halb von wenigen Millisekunden lesbar und übermitteln ihre<br />

Informationen extrem schnell. Darüber hinaus ist die Lesbarkeit<br />

<strong>im</strong> Idealfall bis zu einer Distanz von 4 m möglich. Die Ultrahochfrequenztechnologie<br />

(UHF) ist den bisher verwendeten<br />

Low-Frequenz- und High-Frequenz-Transpondern überlegen,<br />

da große Mengen von Textilien bzw. Transpondern in einem<br />

Lesedurchgang sicher identifiziert werden können. Dabei sollte<br />

ein Gesamtkonzept aus einer Hand geschaffen werden.<br />

D. h. alle Wäschestücke sind mit den Transpondern zu versehen,<br />

also nicht nur Mitarbeiterbekleidung, sondern auch Patientenwäsche,<br />

Flachwäsche, Decken, Kissen und die textile<br />

OP-Versorgung. Außerdem sollte der neue Dienstleister auch<br />

die Lesetechnik für die Transponder bereitstellen, den gesamten<br />

Versorgungsprozess bis auf die Stationen und in die<br />

OP-Bereiche sicherstellen und das entsprechende Personal für<br />

die Inhouse-Verteilung (inkl. Entsorgung der Schmutzwäsche)<br />

organisieren. Um die Nachverfolgung und die notwendige Steuerung<br />

der Wäscheversorgungsprozesse sicherzustellen, wurde<br />

ein <strong>IT</strong>-basiertes Wäschemanagementsystem gefordert.<br />

Das Vergabeverfahren<br />

Für die Auswahl des neuen Dienstleisters für die Wäschevollversorgung<br />

war ein europaweites offenes Vergabeverfahren<br />

notwendig. Ausgeschrieben wurden dabei die Leistungen für<br />

Stationswäsche (Flachwäsche, Kissen und Decken), Berufsbekleidung<br />

(Versorgung über Bekleidungsautomaten) und personengebundene<br />

Kleidung für Chefärzte und leitende Oberärzte),<br />

Auftragswäsche und die textile OP-Versorgung. Es wurde eine<br />

sinnvolle Artikelstandardisierung mit einer Verringerung der<br />

Artikelvielfalt angestrebt. Geeignete Maßnahmen, um möglichem<br />

Wäscheschwund <strong>im</strong> täglichen Betrieb entgegenzuwirken,<br />

sollten über ein <strong>IT</strong>-basiertes Textilcontrolling erfolgen. Die<br />

Rechnungslegung muss ausschließlich elektronisch erfolgen.<br />

Vorgegeben wurde das standardisierte elektronisch verarbeitbare<br />

Rechnungsdatenformat PDF/A3-ZUGFeRD. Qualitäts-<br />

92


II. Finanzierung: Investitionen, Innovationen, Werte<br />

Ultrahochfrequenz -Transponder (Foto: Berendsen GmbH)<br />

management, <strong>Logistik</strong>konzept und die Präsentation diverser<br />

Konzepte wurden gefordert. Schwerpunkt war dabei auch das<br />

automatische Wäscheausgabesystem (Automatenversorgung).<br />

Im Wettbewerb konnte eine kleine Anzahl von potenten Bietern<br />

gefunden werden, die auf der Basis ihrer bisherigen Erfahrungen<br />

an anderen Groß-Standorten Konzepte für das Universitätsklinikum<br />

entwickelt hatten. Letztendlich entschied man sich für<br />

das Wäschevollversorgungssystem der Firma Berendsen GmbH<br />

(Glückstadt). Das Unternehmen hat sämtliche technische Systeme<br />

angeschafft und <strong>im</strong> Mietmodell dem <strong>Krankenhaus</strong> zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

Die Realisierung<br />

Der Wechsel der Dienstleister <strong>im</strong> Universitätsklinikum erfolgte<br />

zum 1.7.2016 nach einer lediglich 2- bis 3-monatigen Vorbereitungsphase.<br />

Die Abst<strong>im</strong>mung zwischen dem alten und neuen<br />

Dienstleister verlief kooperativ. Insoweit konnte die erste<br />

Umstellungsphase relativ reibungslos absolviert werden. Als<br />

schwieriger gestaltete sich die schrittweise geplante Prozessänderung.<br />

Insbesondere die klinikweite Vollversorgung der<br />

Mitarbeiter über Wäscheautomaten sowohl für den pflegerischen<br />

als auch für den ärztlichen Dienst führte zu gewissen<br />

Akzeptanzproblemen. Trotz umfangreichen Informationen<br />

und Schulungen über Intranet, zahlreiche Veranstaltungen<br />

und in Direktansprache war insbesondere die Umstellung in<br />

solchen Bereichen, wo bisher personenbezogene Kleidung geliefert<br />

wurde, nur mit einer gewissen Unterstützung durch den<br />

Dienstleister möglich. So wurden über 8 Wochen händische<br />

Ausgabestellen an einem zentralen Standort in der Klinik aufrechterhalten.<br />

Eingesetzt werden Texxeo-Satellit-Schranksysteme<br />

sowie eine Texxeo-Smartgate-Lösung der Firma LEO<br />

System GmbH. Die Nutzer-Identifikation erfolgt über einen<br />

Interflex-Chip, den die Mitarbeiter bereits seit vielen Jahren<br />

für das Zeiterfassungssystem sowie als Zugangskontrolle für<br />

best<strong>im</strong>mte Bereiche (z. B. für OP) verwenden. Sämtliche Wäsche<br />

war vom Dienstleister neu angeschafft worden. Von den Mitarbeitern<br />

wurden keinerlei Probleme hinsichtlich der eingearbeiteten<br />

RFID-Chips in der Kleidung gemeldet. Der Transponder ist<br />

<strong>im</strong> Saumbereich der Kasacks und der Hosen sowie der Arztkittel<br />

und Polohemden angebracht und stört den Träger in keiner<br />

Weise. Anfängliche Probleme bei der Erfassung der Transponder<br />

sowohl bei der Ausgabe über die Bekleidungsautomaten<br />

als auch bei der Rücknahme der getragenen Wäsche konnten<br />

durch entsprechende Einstellungen und Software-Anpassung<br />

vollumfänglich behoben werden. Zum heutigen Zeitpunkt<br />

wurde eine Lesequalität von 99 Prozent erreicht. Dies ist ein<br />

überzeugender Wert, der für die Erstlesung <strong>im</strong> Ausgabeschrank<br />

bzw. <strong>im</strong> Abwurfautomaten <strong>im</strong> UKD gilt. Dennoch muss man<br />

berücksichtigen, dass bei einer Zahl von 2.500 täglich abgeworfenen<br />

Wäschestücken rund 25 RFID-Chips nicht gelesen werden<br />

(entspricht 1 Prozent). Diese Rate wird aber bis auf 100 Prozent<br />

aufgefüllt, da die Wäsche an mehreren Stellen gelesen wird.<br />

Neben der Lesung am Ausgabeautomaten und am Abwurf-<br />

93


Texxeo-Smartgate-Lösung (Grafik: LEO System GmbH)<br />

automaten <strong>im</strong> UKD wird <strong>im</strong> Zwischenlager der Firma Berendsen<br />

in Dresden sowohl die Schmutzwäsche als auch die saubere<br />

Wäsche nochmals gescannt. Auch <strong>im</strong> Berendsen-Produktionswerk<br />

(Wäscherei) finden sowohl eine Eingangslesung, als auch<br />

eine Ausgangslesung und zusätzlich noch eine Kontrolllesung<br />

in der Produktion statt. Demzufolge wird die Schmutzwäsche<br />

und die gewaschene Wäsche je dre<strong>im</strong>al gescannt. Damit ist<br />

eine 100%ige Lesung der Wäscheteile garantiert. Ausnahmen<br />

sind nur möglich, wenn ein Transponder defekt ist, was jedoch<br />

nur in extremen Ausnahmefällen festgestellt werden konnte.<br />

Ein besonderer Fall, der bei der Konzepterstellung nicht berücksichtigt<br />

wurde, sind die MRT-Untersuchungen. Da sämtliche<br />

Wäschestücke mit einem RFID-Chip versehen waren, sind auch<br />

Patienten-Nachthemden, die in Einzelfällen vom UKD bereitgestellt<br />

werden und Lagerungstücher mit den RFID-Chips versehen.<br />

Bei MRT-Untersuchungen muss jedoch sichergestellt<br />

werden, dass keinerlei Metallteile, und seien sie noch so klein,<br />

<strong>im</strong> Untersuchungsraum vorhanden sind. Die RFID-Chips stören<br />

zum einen die Bildqualität, zum anderen können sich diese bei<br />

sehr ungünstigen Konstellationen erhitzen und ggf. zu leichten<br />

Verbrennungen be<strong>im</strong> Patienten führen. Deswegen musste <strong>im</strong><br />

Bereich der MRT eine Sonderregelung erlassen werden, um hier<br />

Einzelwäschestücke ohne RFID-Chips einzusetzen.<br />

Fazit<br />

Die Wäschevollversorgung mit elektronischer Nachverfolgbarkeit<br />

über Ultrahochfrequenz-Transponder lässt einen systematischen<br />

Überblick über die Versorgungsprozesse und<br />

eine detaillierte Nachverfolgbarkeit der verbrauchten sowie<br />

der zurückgeführten Wäschestücke in den einzelnen Stationen,<br />

OP und Bereichen zu. Außerdem kann exakt festgestellt<br />

werden, wann welches Wäschestück geliefert und zurückgeliefert<br />

wurde. Dabei ist eine exakte Kostenberechnung auf die<br />

Verbrauchsstellen möglich. Auch kann Schwund entsprechend<br />

zugeordnet werden. Darüber hinaus ist es möglich, über mobile<br />

Lesegeräte den ungewöhnlichsten Lagerort von Wäscheartikeln<br />

aufzuspüren. Mit dem Einsatz der modernen Technologie<br />

ist auch eine Erhöhung des Stückpreises für die gewaschenen<br />

Einzelpositionen verbunden. Durch die gewonnene Transparenz,<br />

die angestrebte Verbesserung der Versorgungsqualität<br />

und die Verringerung von Verlusten sollte diese Kostendifferenz<br />

auszugleichen sein. Zu berücksichtigen ist außerdem, dass<br />

mit dieser Prozessänderung auch direkte Auswirkungen auf<br />

die einzelnen Mitarbeiter verbunden sind, da diese von ihren<br />

bisherigen Versorgungswegen abweichen müssen. Hierfür ist<br />

ein umfassender Informations- und Schulungsaufwand zu veranschlagen,<br />

der diesen Change-Management-Prozess begleiten<br />

sollte. Dabei ist auch auf Aspekte der Nutzungsergonomie einzugehen.<br />

In Dresden können alle Nutzer an jeder gewünschten<br />

Stelle (z. B. browserbasiert an jedem PC-Arbeitsplatz) eine<br />

schnelle Kontoinformation ihrer persönlichen Bekleidungskontingents<br />

erhalten. Dies ermöglicht ihnen, sich innerhalb des<br />

persönlichen Kontingents zu bewegen. Die Akzeptanz wächst<br />

außerdem, wenn das klinikindividuelle Corporate Design bei<br />

der Nutzerführung verwendet wird.<br />

Letztendlich bleibt festzustellen, dass die Einführung eines<br />

RFID-basierten Wäscheversorgungssystems viele Vorteile mit<br />

sich bringt und daher auch für andere Kliniken zu empfehlen ist.<br />

Universitätsklinikum<br />

Carl Gustav Carus Dresden<br />

Fetscherstr. 74<br />

01307 Dresden<br />

Tel.: +49 351 / 458 2174<br />

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94


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Pflege an die <strong>Logistik</strong> auslagern, was den Gesamtaufwand deutlich<br />

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Univ.-Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Direktor am Ludwig Fresenius Center for Health Care<br />

Management and Regulation, HHL Leipzig Graduate<br />

School of Management und Leiter des Centrums für<br />

<strong>Krankenhaus</strong>-Management, Universität Münster<br />

Y Aufbereitung von Einmal-Produkten und<br />

Reparatur von OP-Instrumentarien<br />

Studie zum Spannungsfeld zwischen<br />

Qualitätsanspruch und Kostendruck<br />

Eine Möglichkeit, Kosten <strong>im</strong> Medizinbetrieb zu reduzieren und<br />

gleichzeitig Rationierungseffekte zu mindern besteht darin,<br />

sogenannte Einweg-Medizinprodukte durch Aufbereitung<br />

einer Wiederverwendung zuzuführen sowie den Nutzungszyklus<br />

von OP-Instrumentarien durch Reparatur zu erhöhen.<br />

Die CKM-Studie hinterfragt die Einschätzung von Nutzern und<br />

analysiert die in der Fachwelt kontrovers geführte Diskussion.<br />

1. Anlass der Studie<br />

Die Aufbereitung von Einwegprodukten ebenso wie die Reparatur<br />

von OP-Instrumentarien wird in der Fachwelt kontrovers<br />

diskutiert.<br />

Gegner der Aufbereitung stehen auf dem Standpunkt, Einwegprodukte<br />

seien zum einmaligen Gebrauch konstruiert; eine<br />

Aufbereitung führe zu Handhabungseinschränkungen, Funktionalitätseinbußen<br />

und Patientenrisiken.<br />

Befürworter der Aufbereitung werfen der Industrie vor, durch<br />

Kr<strong>im</strong>inalisierung der Aufbereitung dazu beizutragen, dass die<br />

Kosten <strong>im</strong> Medizinbetrieb steigen und ethisch bedenkliche Rationierungseffekte<br />

eintreten.<br />

Zugelassenen zur Aufbereitung sind nur solche Einweg-Medizinprodukte,<br />

für die die Existenz eines validierten Aufbereitungsverfahrens<br />

von einer Zulassungsagentur („Notified<br />

Body“) bestätigt (zertifiziert) wurde. Gründe für den Ausschluss<br />

eines Einmalproduktes von der Aufbereitung sind ethischer<br />

Natur (dies betrifft Schrittmacher, Implantate, ... ; etwa 20<br />

Prozent der zugelassenen Produkte), ökonomisch begründet<br />

(z. B. zu geringe Stückzahl, hohe Kosten der Aufbereitung, …;<br />

etwa 44 Prozent der Produkte) oder technisch veranlasst (z. B.<br />

Material, Konstruktion, …; etwa 36 Prozent der Produkte).<br />

Die Komplexität der Produkte hat in den letzten Jahren deutlich<br />

zugenommen. Dadurch wird eine Aufbereitung erheblich erschwert.<br />

In einer Reihe von Fällen ist der Komplexitätszuwachs<br />

funktional nicht begründbar: weder tritt ein Handhabungsvorteil<br />

für den Nutzer ein noch wird die Patientensicherheit erhöht.<br />

Juristisch betrachtet besteht der Status eines Einmalprodukts<br />

so lange, bis ein zertifiziertes validiertes Verfahren für eine beherrschte<br />

Aufbereitung vorliegt. Diese Anerkennung als validiertes<br />

Verfahren verursacht pro Produkt durchschnittliche<br />

Kosten in Höhe von etwa 25.000 Euro, die von dem Aufbereitungsdienstleister<br />

zu tragen sind.<br />

Die Diskussion um die Aufbereitung von Einweg-Medikalprodukten<br />

ist <strong>im</strong> Wesentlichen ökonomisch veranlasst, beinhaltet<br />

aber auch eine ethische Komponente, sofern mit einer<br />

„Nicht-Aufbereitung“ Rationierung einhergeht bzw. mit einer<br />

„Aufbereitung“ Patientengefährdung zu befürchten ist.<br />

Fest steht, dass das deutsche Gesundheitssystem bedingt durch<br />

das Phänomen der alternden Gesellschaft in Verbindung mit<br />

dem medizinischen Fortschritt mit einer verstärkten Nachfrage<br />

nach medizinischen Leistungen zu rechnen hat. Dies vor dem<br />

Hintergrund begrenzter Finanzmittel und der Tatsache, dass die<br />

Krankenhäuser mit einer jährlichen Investitionslücke zwischen<br />

2,8 und 3,9 Mrd. Euro nicht in der Lage sind, die Substanz zu<br />

erhalten.<br />

96


II. Finanzierung: Investitionen, Innovationen, Werte<br />

Definition des Begriffs<br />

„Aufbereitung“ <strong>im</strong> MPG §3 Abs. 14:<br />

Die Aufbereitung von best<strong>im</strong>mungsgemäß<br />

ke<strong>im</strong>arm oder steril zur Anwendung<br />

kommenden Medizinprodukten<br />

ist die nach deren Inbetriebnahme<br />

zum Zweck der erneuten Anwendung<br />

durchgeführte Reinigung, Desinfektion<br />

und Sterilisation einschließlich<br />

der damit zusammenhängenden<br />

Arbeitsschritte sowie die Prüfung<br />

und Wiederherstellung der technisch-funktionellen<br />

Sicherheit.<br />

Eine Aufklärungspflicht hinsichtlich<br />

der Anwendung von aufbereiteten<br />

Medizinprodukten (auch Einmalprodukten)<br />

besteht nur dann, wenn<br />

nachweislich deren Anwendung<br />

an eine zusätzliche signifikante<br />

Gefahrenlage geknüpft wäre.<br />

Nach aktueller Rechtsfassung<br />

> haben aufbereitete Medizinprodukte<br />

denselben Sicherheitsstand<br />

wie Neuprodukte,<br />

> geht von der Anwendung aufbereiteter<br />

Medizinprodukte keine<br />

zusätzliche Gefahrenlage aus,<br />

> ist keine zusätzliche Patientenaufklärung<br />

notwendig.<br />

Der Ausweg, Investitionen zumindest teilweise über Gewinne<br />

aus DRG-Erlösen zu finanzieren, stößt ebenfalls an Grenzen, wie<br />

die aktuelle Diskussion um die sogenannten „Übervergütungsregelung<br />

sachkostenlastiger DRGs“ zeigt.<br />

Die Krankenhäuser sind also gefordert, durch Rationalisierung<br />

und Abbau vermeidbarer (also für den Versorgungsprozess des<br />

Patienten nicht relevanter) Kosten dazu beizutragen, dass das<br />

Gesundheitssystem nachhaltig finanzierbar bleibt und Rationierung<br />

oder Priorisierung von medizinischen Leistungen nicht<br />

erforderlich werden.<br />

Eine Möglichkeit, Kosten <strong>im</strong> Medizinbetrieb zu reduzieren und<br />

gleichzeitig Rationierungseffekte zu mindern kann darin gesehen<br />

werden, sogenannte Einweg-Medizinprodukte durch<br />

Aufbereitung einer Wiederverwendung zuzuführen. Dass die<br />

Aufbereitung von Einwegprodukten unter betriebswirtschaftlichen<br />

und gesamtwirtschaftlichen Aspekten Wohlfahrtseffekte<br />

erzeugen kann, wurde bereits ausführlich argumentiert (siehe<br />

von Eiff 2011).<br />

Dennoch bleibt die Frage,<br />

> inwieweit Anwender die betriebswirtschaftlichen Möglichkeiten,<br />

aber auch die<br />

> ethischen Grenzen des Einsatzes von Einwegprodukten aus<br />

ihrer Erfahrung einschätzen und<br />

> welche Möglichkeiten es gibt, Einsparungen <strong>im</strong> Sachkostenbereich<br />

zu mobilisieren, ohne die Effizienz medizinischer Behandlungsprozesse<br />

einzuschränken oder sogar Sicherheitsrisiken<br />

für den Patienten auszulösen.<br />

2. Ziele der Studie<br />

Die Studie konzentriert sich auf zwei der in der <strong>Krankenhaus</strong>praxis<br />

kontrovers diskutierten Bereiche: die Aufbereitung von<br />

Einweg-Medizinprodukten mit dem Zweck der Mehrfachverwendung<br />

und die Reparatur von mehrfach verwendbaren<br />

OP-Instrumentarien. Mit beiden Aktivitäten ist die Absicht<br />

verbunden, die direkten Sachkosten je Eingriff (Betriebsbereitschaftskosten)<br />

zu senken.<br />

Ziel der Studie war es, die Einschätzung von Nutzern <strong>im</strong> Hinblick<br />

auf Möglichkeiten zur Kosteneinsparung, Gebrauchsrisiken und<br />

klinische Effektivität systematisch zu erfassen. Darüber hinaus<br />

beabsichtigt die Studie Einstellungs- und Verhaltensmuster von<br />

Entscheidern und Nutzern zu erklären und Vorschläge für eine<br />

zweckmäßige Verfahrensweise in Zukunft zu erarbeiten.<br />

3. Methode<br />

Die Studie wurde in drei Abschnitten durchgeführt, wobei insgesamt<br />

225 Krankenhäuser teilnahmen. Im ersten Abschnitt<br />

wurden 165 <strong>Krankenhaus</strong>mitarbeiter unterschiedlicher Berufsgruppen<br />

(Ärzte, Pflege, Geschäftsführung, <strong>Einkauf</strong>, Technik) per<br />

Metaplan-Technik befragt.<br />

Im zweiten Abschnitt erfolgte die Befragung von 60 <strong>Krankenhaus</strong>mitarbeitern<br />

per Online-Fragebogen, wobei die<br />

Schwerpunkte „Ökonomische Beiträge von Aufbereitung und<br />

Reparatur“, „vermutete und erlebte Patientenrisiken“, „Bedeutung<br />

von L<strong>im</strong>ited Patient Use-Produkten“ und „Reparaturquote“<br />

<strong>im</strong> Mittelpunkt standen.<br />

97


Der dritte Studienabschnitt bestand aus reflektierenden Interviews<br />

mit 26 ausgewählten <strong>Krankenhaus</strong>-Vertretern. Ziel<br />

dieser strukturierten Befragungen war es, Ergebnisse aus den<br />

Fragebogenaktionen zu hinterfragen sowie auf Basis dieser<br />

Ergebnisse eine Interpretation durchzuführen.<br />

4. Ausgewählte Ergebnisse<br />

4.1 Funktionalität und Sicherheit aus Anwendersicht<br />

> Die Analyse nach Berufsgruppen zeigt, dass „Geschäftsführung/<strong>Einkauf</strong>“<br />

mit 72,7 % deutlich eher dazu neigen, wiederaufbereite<br />

Einmalprodukte aus Kostengründen einzusetzen<br />

(Ärzte/Chirurgen/Interventionisten/OP-Pflege = 50 %). Allerdings<br />

attestieren 76,9 % der Anwender, dass durch Aufbereitung<br />

ein Beitrag zur Wirtschaftlichkeit entsteht.<br />

> Die Anwender hatten zu 76,9 % (Geschäftsführer/<strong>Einkauf</strong> zu<br />

85,7 %) bisher keine Probleme be<strong>im</strong> Einsatz wiederaufbereiteter<br />

Einmalprodukte. Zu Beinahe-Zwischenfällen und Zwischenfällen<br />

mit Patientenschäden kam es bei den befragten<br />

Anwendern in keinem einzigen Fall. Allerdings bemängelten<br />

23,1 % der Anwender, dass wiederaufbereitete Produkte durch<br />

eine eingeschränkte Handhabung bzw. Funktionalitätseinbußen<br />

auffielen.<br />

Bewertung: Diese Beschwerden sind nahezu vollständig auf<br />

Mängel in der Ablauforganisation des Wiederaufbereitungskreislaufs<br />

zurückzuführen (Fehlen einer systematischen Vorreinigung<br />

und inkonsequente Funktionsüberprüfung nach<br />

Aufbereitung). Auch die Beschaffung von weniger robusten<br />

Produkten mit einer geringen Zahl von Aufbereitungszyklen<br />

ist zum Teil Ursache für die Anwender-Beschwerden. Damit<br />

sprechen diese Anwenderbeschwerden nicht grundsätzlich<br />

gegen die Wiederaufbereitung von Einwegprodukten nach einem<br />

validierten Verfahren, sondern sind Zeichen dafür, dass der<br />

Wiederaufbereitungszyklus beherrscht organisiert sein muss,<br />

damit Produkte mit Funktionalitätsnachteilen nicht zum Einsatz<br />

kommen.<br />

> Interessant ist, dass 28,6 % der Anwender (Geschäftsführer/<br />

Einkäufer = 9,1 %) die Aufbereitung auch nach einem validierten<br />

Verfahren ablehnen.<br />

4.2 Rolle des Produktpreises und die Konsequenzen einer<br />

preisorientierten <strong>Einkauf</strong>sstrategie<br />

> Kostenintensive Produkte werden vorwiegend preisorientiert<br />

beschafft (61,9 % der Geschäftsführer/Einkäufer). Für 66,7 %<br />

der kaufmännischen Entscheider erfolgt die Beschaffung von<br />

teuren Einmalprodukten nach dem Kriterium „Kosten pro Prozedur“;<br />

d. h. Preis, Robustheit, Anzahl sicherer Wiederaufbereitungszyklen<br />

stellen die wichtigsten Entscheidungsaspekte<br />

dar.<br />

> Den Konsequenzen der Übervergütungsregelung wollen 66,7<br />

% der kaufmännischen Entscheider mit einem verstärkten<br />

Einsatz von aufbereitbaren Einmalprodukten begegnen. Klinische<br />

Anwender folgen dieser Beschaffungsstrategie nur<br />

zu 50 %.<br />

4.3 Bedeutung von Hybrid-Produkten und L<strong>im</strong>ited Patient<br />

Use-Produkten (LPU)<br />

> Insbesondere die kaufmännischen Entscheider würden zu 72,7 %<br />

sogenannte LPU-Produkte beschaffen, dies weil dann die<br />

Rechtslage eindeutig wäre (54,4 %), die Kosten sinken würden<br />

(63,6 %) und es an der Sicherheit für Patienten keinen<br />

Zweifel gäbe (59,1 %).<br />

> Allerdings werfen 36,4 % der kaufmännischen Entscheider<br />

der Industrie vor, an der Herstellung solcher Produkte kein<br />

Interesse zu haben und damit zu vermeidbaren Kostensteigerungen<br />

in der Patientenversorgung oder sogar zu ethisch<br />

nicht vertretbarer Rationierung beizutragen.<br />

> Bemängelt wird von 77,8 % der kaufmännischen Entscheider<br />

weiterhin, dass die Hersteller verstärkt Aktivitäten unternehmen,<br />

um durch Umkonstruktion von Produkten (z. B. Einbau<br />

neuer, aber funktional überflüssiger Leistungsmerkmale wie<br />

der Überhitzungsschalter <strong>im</strong> Ablationskatheter oder der Einbau<br />

von Blockier-Chips) eine Wiederaufbereitung zu verhindern.<br />

Interessant ist auch, dass 22,2 % der befragten Kaufleute<br />

solche Aktivitäten bisher nicht aufgefallen sind.<br />

4.4 Reparatur von OP-Produkten<br />

> 55 % der kaufmännischen Entscheider geben an, für ihre<br />

OP-Produkte einen Reparatur-Ersatz-Vertrag mit einem Hersteller<br />

abgeschlossen zu haben. Dagegen lassen 45 % dieser<br />

Entscheider-Gruppe OP-Produkte (z. B. Shaver, Sägeblätter,<br />

Scheren, Nadelhalter, OP-Container, orthopädische Antriebssysteme,<br />

Ultraschall-Scheren,…) von einem neutralen Reparaturdienstleister<br />

reparieren, um Kosten zu senken.<br />

> 68,4 % gehen davon aus, dass ohne gezielte Aufbereitung<br />

und Reparatur Rationierungen in der Patientenversorgung<br />

unvermeidlich sind.<br />

Bewertung: Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass die<br />

Reparaturquote <strong>im</strong> Durchschnitt mit 25,4 % sehr niedrig ist.<br />

Dadurch werden Kostensenkungspotenziale nicht genutzt, wie<br />

das Beispiel „Präparierschere“ (Abbildung 1) zeigt.<br />

4.5 Aufbereitung als Risikoraum<br />

> Skeptiker der Wiederaufbereitung von Einwegprodukten bemängeln<br />

insbesondere, dass durch die Wiederaufbereitung<br />

erhebliche Handhabungsnachteile, spürbare Funktionalitätseinbußen<br />

und unkontrollierte Partikelabgaben des Materials<br />

eintreten, so dass die Patientensicherheit nicht gewährleistet<br />

sei. Die Studienergebnisse belegen diesen Zusammenhang<br />

zwischen Wiederaufbereitung/Reparatur und Patientenrisiko<br />

eindeutig nicht.<br />

> So haben 81,1 % der Befragten bisher keine Probleme be<strong>im</strong><br />

Einsatz wiederaufbereiteter Produkte. Beinahe-Zwischenfälle<br />

und Zwischenfälle mit Patientenschäden werden aus keinem<br />

der befragten Häuser berichtet.<br />

> Auch Krankenhäuser, die Einwegprodukte „auf keinen Fall“<br />

wiederaufbereiten (37,5 %), hatten in der Vergangenheit<br />

„keine Probleme“ (61,5 %) und es kam auch nicht zu Beinahe-Zwischenfällen<br />

oder Patientengefährdungen (0,0 %). Allerdings<br />

berichten diese Krankenhäuser von Beschwerden der<br />

98


II. Finanzierung: Investitionen, Innovationen, Werte<br />

Reparaturquote: Beispiel „Präparierschere“<br />

Eine Steigerung der Reparaturquote von 70% auf 90% ist mit einer Einsparung von<br />

36% verbunden.<br />

‣ Ersatzkosten<br />

‣ Reparaturkosten<br />

:<br />

:<br />

120 Euro 170 – 180 Euro<br />

25 Euro 40 – 45 Euro<br />

Hartmetall-Einlage<br />

‣ Anzahl Instrumente<br />

pro Sieb<br />

:<br />

44 bis 60 Instrumente<br />

‣ 70%-Reparaturquote<br />

31 Instrumente á 25 Euro<br />

13 Instrumente á 120 Euro<br />

Gesamtkosten<br />

= 775 Euro<br />

= 1.560 Euro<br />

= 2.335 Euro<br />

‣ 90%-Reparaturquote<br />

40 Instrumente á 25 Euro<br />

4 Instrumente á 120 Euro<br />

Gesamtkosten<br />

= 1.000 Euro<br />

= 480 Euro<br />

= 1.480 Euro<br />

Ersparnis = 855 Euro = 36,6 %<br />

09-16-17<br />

Centrum für <strong>Krankenhaus</strong>-Management, Universität Münster<br />

Geschäftsführung: Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Abbildung 1: Kostensenkungspotenziale durch Reparatur von OP-Produkten (Beispielrechnung).<br />

Anwender bzgl. eingeschränkter Handhabung und Funktionalitätseinbußen<br />

bei wiederaufbereiteten Produkten (38,5 %).<br />

Bewertung: Tiefer gehende Analysen ergaben, dass die meisten<br />

Beschwerdefälle auf einen mangelhaften Organisationsablauf<br />

und/oder die Beschaffung von Produkten mit begrenzter Robustheit<br />

und einer geringen Zahl von Wiederaufbereitungszyklen<br />

zurückzuführen waren.<br />

> Andererseits erkennen auch die Gegner einer Aufbereitung<br />

deren erhebliche Beiträge zur Umweltschonung (64,3 %; alle<br />

Befragten: 71,8 %) und Wirtschaftlichkeit (57,1 %; alle Befragten:<br />

69,2 %) vorbehaltlos an.<br />

> Die Gegner der Aufbereitung verschließen sich aber auch nicht<br />

den absehbaren Sachzwängen bzgl. zunehmenden Kostendrucks<br />

z. B. durch die Übervergütungsregelung oder die generelle<br />

Absenkung von Erlösen. So schließen 57,1 % nicht aus (alle<br />

Befragten: 56,8 %), bei zunehmendem Kostendruck verstärkt<br />

Einwegprodukte wiederaufbereiten bzw. OP-Produkte durch<br />

externe Dienstleister reparieren zu lassen.<br />

> Interessant ist auch, dass sich Aufbereitungsgegner weniger<br />

intensiv mit den Marktstrategien der Hersteller auseinandersetzen.<br />

Die Umkonstruktion von Produkten mit dem Ziel,<br />

eine Wiederaufbereitung oder auch Reparatur zu erschweren,<br />

ist 41,7 % der Wiederaufbereitungsskeptiker nicht aufgefallen<br />

(alle Befragten: 26,5 %), 16,5 % werten solche Umkonstruktionen<br />

positiv und vermuten die Herstellerabsicht einer<br />

Funktionsverbesserung (alle Befragten: 5,9 %) und nur 41,7 %<br />

(alle Befragten: 67,6 %) meinen, dass diese Herstellerpolitik<br />

zu steigenden Ausgaben führt.<br />

> Wiederaufbereitungsgegner stehen auch der Reparatur von<br />

OP-Instrumentarien durch spezialisierte Dienstleister skeptisch<br />

gegenüber und nutzen diese Option zur Kostensenkung<br />

weitgehend nicht bzw. nur zu 23,1 % (alle Befragten: 42,9 %).<br />

5. Erkenntnisse<br />

1) Der Einsatz von Einmalprodukten, die nach einem validierten<br />

Verfahren durch einen professionellen Dienstleister wiederaufbereitet<br />

wurden, ist nicht mit einem erhöhten Risiko für<br />

den Patienten verbunden.<br />

2) Handhabungs- und Funktionalitätseinbußen treten bei wiederaufbereiteten<br />

Einmalprodukten nur dann auf, wenn<br />

a. ungeeignete Produkte benutzt wurden<br />

(= Überschreitung der ohnehin schon geringen<br />

Anzahl von Wiederaufbereitungszyklen)<br />

und/oder<br />

b. Organisations- und Prüfabläufe fehlerhaft sind<br />

(z. B. Fehlen einer Vorreinigung direkt nach<br />

Gebrauch; Funktionalitäts-Check nach Aufbereitung).<br />

99


Probleme mit wiederaufbereiteten Einmalprodukten<br />

. Auch die Aufbereitungsgegner bestätigen in hohem Mass (61,5%) den<br />

problemlosen Einsatz von aufbereiteten Einmalprodukten.<br />

Mit wiederaufbereiteten Einmalprodukten hatten wir in der Vergangenheit Probleme.<br />

Nein, wir hatten bisher keine Probleme<br />

61,50%<br />

81,10%<br />

Es kam zu "Beinahe"-Zwischenfällen<br />

Es kam zu Zwischenfällen mit Patientenschäden<br />

0,00%<br />

0,00%<br />

0,00%<br />

0,00%<br />

Keinerlei<br />

Zwischenfälle<br />

mit<br />

aufbereiteten<br />

Produkten<br />

Ursache 2:<br />

<strong>Einkauf</strong> billiger<br />

Medizinprodukte<br />

Operateure/Interventionisten beschwerten sich über<br />

eingeschränkte Handhabung und Funktionalitätseinbußen<br />

18,90%<br />

38,50%<br />

Ursache 1:<br />

Mangelhafte Prozess-<br />

Organisation<br />

0,00% 20,00% 40,00% 60,00% 80,00% 100,00%<br />

09-16-05<br />

= Aufbereitung von Einmalprodukten wird abgelehnt<br />

Centrum für <strong>Krankenhaus</strong>-Management, Universität Münster<br />

Geschäftsführung: Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Abbildung 2: Mangelhafte Prozess-Organisation und preisorientierter <strong>Einkauf</strong> von nicht zur Aufbereitung<br />

geeigneter Produkte sind die wichtigsten Ursachen für Unzufriedenheit mit aufbereiteten Einmalprodukten.<br />

3) Die Wiederaufbereitung von Einmalprodukten nach einem<br />

validierten Verfahren, durchgeführt von einem professionellen<br />

Dienstleister, wird von den Anwendern als wesentliche<br />

Maßnahme zur<br />

a. Erhöhung der Wirtschaftlichkeit des Medizinbetriebs<br />

und als Beitrag zu<br />

b. Umweltschutz und Ressourcenschonung<br />

beurteilt.<br />

4) Die Anwender haben ein überwältigendes Interesse an sog.<br />

L<strong>im</strong>ited Patient Use-Produkten. Von diesen für eine mehrmalige<br />

beherrschte Wiederaufbereitung speziell konstruierten<br />

Produkten erwarten die Anwender<br />

a. Rechtssicherheit<br />

b. erhöhte Wirtschaftlichkeit und<br />

c. gesicherte Funktionalität<br />

5) Die Anwender (ca. 70 %) beklagen, dass Hersteller von Einwegprodukten<br />

ihre Produkte teilweise umkonstruieren, um<br />

eine Wiederaufbereitung gezielt zu erschweren. Durch dieses<br />

Herstellerverhalten sind die Materialkosten in den Krankenhäusern<br />

um bis zu 25 % gestiegen.<br />

6) Die Chance, durch Reparatur von Medizinprodukten die<br />

Kosten des OP-Betriebs signifikant zu senken, werden von<br />

den Krankenhäusern nicht konsequent genutzt. Die Reparaturquote<br />

liegt <strong>im</strong> Durchschnitt bei nur 23 %; möglich ist<br />

hingegen eine Reparaturquote von 65 bis 90 %.<br />

7) Wiederaufbereitung von Einmalprodukten und Reparatur von<br />

OP-Instrumentarien werden von 63 % der befragten Krankenhäuser<br />

als sinnvoller Weg gesehen, Rationierung in der<br />

Patientenversorgung entgegenzuwirken.<br />

8) Wenn die sog. „Überversorgungsregelung“ mit Absenkung<br />

von DRGs mit hohem Sachkostenanteil realisiert wird, werden<br />

die Krankenhäuser verstärkt Produkte beschaffen, die<br />

sich wiederaufbereiten bzw. reparieren lassen (57 %) oder<br />

verstärkt Billigprodukte (11 %) einkaufen. Damit würde sich<br />

die ohnehin hohe Rate preisorientiert einkaufender Krankenhäuser<br />

(63 %) zusätzlich erhöhen.<br />

100


II. Finanzierung: Investitionen, Innovationen, Werte<br />

Aufbereitung von Einwegprodukten<br />

. Von den Krankenhäusern, die eine Aufbereitung ablehnen, führt jedes vierte die<br />

Aufbereitung dennoch durch, um Kosten zu sparen.<br />

… weist aus unserer Sicht keine Nachteile gegenüber dem Einsatz von neuen<br />

Einwegprodukten auf<br />

Die Aufbereitung von Einwegprodukten … (zwei Antworten möglich)<br />

… wären hinfällig bei Senkung des <strong>Einkauf</strong>spreises um mehr als 50 %<br />

13,30%<br />

6,70%<br />

12,80%<br />

28,20%<br />

Die Überzeugung<br />

der<br />

Gleichwertigkeit<br />

ist begrenzt<br />

… wären hinfällig bei Senkung des <strong>Einkauf</strong>spreises um 50 %<br />

… wären hinfällig bei Senkung des <strong>Einkauf</strong>spreises um 40 %<br />

… wären hinfällig bei Senkung des <strong>Einkauf</strong>spreises um 30 %<br />

6,70%<br />

12,80%<br />

0,00%<br />

5,10%<br />

6,70%<br />

10,00%<br />

Der Einfluss von<br />

Preissenkungen<br />

ist begrenzt<br />

… wären hinfällig bei Senkung des <strong>Einkauf</strong>spreises um 20 %<br />

… wären hinfällig bei Senkung des <strong>Einkauf</strong>spreises um 10 %<br />

0,00%<br />

0,00%<br />

5,10%<br />

13,30%<br />

Kosten als<br />

Motivation<br />

… führen wir gezielt (d.h. für ausgewählte Produkte) durch, um Kosten zu sparen,<br />

denn die Einsparungen sind <strong>im</strong> Gegensatz zur einmaligen Verwendung von …<br />

26,70%<br />

64,10%<br />

… lehnen wir in unserem <strong>Krankenhaus</strong> kategorisch ab und sollte generell<br />

verboten werden, da die Risiken für den Patienten unkalkulierbar sind<br />

17,90%<br />

46,70%<br />

09-16-04<br />

= Meinungsbild der Gegner einer Aufbereitung von Einmalprodukten.<br />

Centrum für <strong>Krankenhaus</strong>-Management, Universität Münster<br />

0,00% 10,00% 20,00% 30,00% 40,00% 50,00% 60,00% 70,00%<br />

Geschäftsführung: Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Abbildung 3: Auch die Gegner der Aufbereitung sind bereit, aus Kostengründen die Aufbereitung zu tolerieren.<br />

9) Etwa 32 % der befragten Krankenhäuser führen Prozeduren,<br />

die den Einsatz teurer Einmalprodukte erfordern, weniger<br />

häufig durch als medizinisch angezeigt wäre.<br />

10) In der <strong>Krankenhaus</strong> eigenen ZSVA sollten keine Einwegprodukte<br />

aufbereitet werden.<br />

11) Krankenhäuser, die eine Wiederaufbereitung ablehnen, beschaffen<br />

Medizinprodukte eher nach Qualitäts- statt nach<br />

Wirtschaftlichkeitskriterien, orientieren sich aber bei Kostendruck<br />

eher am <strong>Einkauf</strong>spreis.<br />

12) Die ablehnenden Krankenhäuser haben keine Perspektive für<br />

eine wirtschaftlich nachhaltige Betriebsführung.<br />

Centrum für <strong>Krankenhaus</strong>-<br />

Management (Uni Münster)<br />

Brandhoveweg 104<br />

48167 Münster<br />

Tel.: +49 174 / 398 713 2<br />

Fax: +49 2506 / 3944<br />

Internet: www.krankenhausmanagement.de<br />

Ludwig Fresenius Center for<br />

Health Care Management<br />

and Regulation<br />

HHL Leipzig Graduate<br />

School of Management<br />

Jahnallee 59<br />

04109 Leipzig<br />

Internet: www.hhl.de<br />

E-Mail: wilfried.von.eiff@hhl.de<br />

101


Julia Städter<br />

Leitung Projektmanagement und Strukturentwicklung,<br />

Mühlenkreiskliniken (AöR)<br />

Dr. Olaf Bornemeier<br />

Vorstandsvorsitzender, Mühlenkreiskliniken (AöR)<br />

Y Der Schlüssel zu mehr Effizienz:<br />

Auf das richtige Zusammenspiel von<br />

Digitalisierung und Prozessen kommt es an<br />

Digitalisierung ist das große Zukunftsthema in allen Branchen<br />

– auch <strong>im</strong> Gesundheitswesen. Aber die Herausforderungen,<br />

insbesondere für Krankenhäuser, sind groß. Befinden sie sich<br />

doch seit Jahren <strong>im</strong> Spannungsfeld zwischen Versorgungssicherheit<br />

und Wirtschaftlichkeit in einem tief regulierten<br />

Markt. Zunehmender Kostendruck führt unweigerlich zum<br />

Diktat der Effizienzsteigerung, der Notwendigkeit, vorhandene<br />

Ressourcen künftig besser zu verteilen und Arbeitsprozesse <strong>im</strong><br />

Hinblick auf stetig steigende Anforderungen zu opt<strong>im</strong>ieren. Der<br />

Trend zu <strong>IT</strong>-gestützten Geschäftsprozessen <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> ist<br />

daher nicht neu, jedoch ist der Vorsprung anderer Wirtschaftsbereiche<br />

bei der Nutzung von modernen Informationstechnologien<br />

auch nicht zu verleugnen.<br />

Die <strong>IT</strong> wird als einer der entscheidenden wirtschaftlichen<br />

und strategischen Erfolgsfaktoren für die Entwicklung eines<br />

Unternehmens gesehen, als Schlüssel zu einer kosteneffizienten<br />

Unternehmensorganisation. Aber um echte Effizienzsteigerungen<br />

zu erzielen, reicht es nicht aus, die bisherigen<br />

Abläufe digital abzubilden. In der Regel führt dies nur zu<br />

hohen Investitionskosten und der gewünschte Erfolg bleibt<br />

trotz des Einsatzes modernster <strong>IT</strong>-Systeme aus. Der Schlüssel<br />

liegt in der langfristigen und ganzheitlichen Opt<strong>im</strong>ierung von<br />

Arbeitsprozessen, in der Synthese von Leistungserbringung<br />

durch den Menschen und intelligenter Unterstützung durch<br />

<strong>IT</strong>-Systeme und damit in merklichen Effizienzsteigerungen, die<br />

sowohl eine Refinanzierung der Investitionen ermöglichen, als<br />

auch die Leistungserbringung des Menschen vereinfachen und<br />

qualitativ verbessern.<br />

Unter den oben genannten Prämissen des Marktes liegt der Fokus<br />

eines <strong>Krankenhaus</strong>es zunächst darauf, genau diese „echten“<br />

Effizienzsteigerungen ausfindig zu machen und die richtigen<br />

Projekte auszuwählen, die das opt<strong>im</strong>ale Verhältnis zwischen<br />

Kosten und Nutzen erreichen können. Vielleicht ein Grund dafür,<br />

dass eine unternehmensübergreifende Digital-Strategie<br />

in deutschen Krankenhäusern bislang weniger als halb so verbreitet<br />

ist wie digitale Einzelprojekte, die aber <strong>im</strong> Alltag schon<br />

funktionieren. [1]<br />

Die Etablierung eines neuen Workflows setzt neben der Auswahl<br />

einer geeigneten Software, die den Anforderungen der<br />

Organisation entsprechen muss, jedoch insbesondere eine Anpassung<br />

der Arbeitsabläufe, eine echte Prozessveränderung und<br />

-opt<strong>im</strong>ierung der gesamten Organisation voraus.<br />

Ein erfolgreiches Beispiel ist in diesem Sinne, dass <strong>IT</strong>-Anwendungen<br />

zunehmend nicht nur an stationären Arbeitsplätzen,<br />

sondern auch in Form von mobilen Lösungen zur Verfügung<br />

stehen. In der Patientenversorgung können und sollen medizinische<br />

Daten durch das Personal an mobilen Dokumentationsstationen<br />

(z.B. Visitenwagen) an einem beliebigen Ort erfasst<br />

und sofort in die digitale Patientenakte aufgenommen werden.<br />

Informationen gehen so nicht auf dem Weg in das Arztz<strong>im</strong>mer<br />

verloren, unnötige Wege werden den Medizinern und der Pflege<br />

erspart. Gleichzeitig bedeutet das jedoch auch, dass der Arzt den<br />

Zeitpunkt der Dokumentation nicht mehr frei wählen kann, und<br />

weniger intensive Arbeitszeiten, wie beispielsweise den Bereitschaftsdienst,<br />

nicht mehr zur Nachbearbeitung nutzen kann.<br />

Die für die mobile Dokumentation zu schaffende <strong>IT</strong>-Infrastruktur<br />

fördert die zeitnahe und effiziente Kommunikation und<br />

schafft die Basis zur Bereitstellung aller für die opt<strong>im</strong>ale Behandlung<br />

des Patienten relevanten Informationen. Eine direkt<br />

digital erfasste und gespeicherte Information ist bei Bedarf<br />

krankenhausweit abrufbar. Der Einsatz mobiler Lösungen fördert<br />

die Digitalisierung von Daten, das spart Papier und Kosten,<br />

Arbeitsprozesse werden verändert, vereinfacht und flexibler.<br />

102


III. Digitalisierung: E-Procurement, E-Hygiene, <strong>IT</strong>-Sicherheit<br />

Dies führt zu einem weiteren Beispiel, in dem die digitale Patientenakte<br />

ebenfalls eine der Hauptrollen spielt. Hauptdarsteller<br />

ist hier jedoch das digitale Archiv. Da es das papierlose <strong>Krankenhaus</strong><br />

noch nicht gibt (und vermeintlich in Gänze nie geben wird),<br />

wird der größte Anteil des Archivierungsprozesses heute noch<br />

über hausinterne Scanstellen oder externe Archivierungsdienstleister<br />

erbracht. Dokumentationen aus der Handakte werden<br />

manuell digitalisiert und damit in das rechtssichere Langzeitarchiv<br />

überführt. Die digitale Patientenakte löst jedoch zunehmend<br />

die manuelle Dokumentation auf Papier ab, sodass auch<br />

für den Archivierungsprozess intelligente Mischkonzepte aus<br />

digital erfassten Informationen und manuell dokumentierten<br />

Informationen in einem Archiv zusammenzuführen sind. Neben<br />

der strukturierten und von einem Trigger initiierten Weitergabe<br />

von Informationen aus dem <strong>Krankenhaus</strong>informationssystem<br />

(KIS) in das elektronische Archiv und der Abgrenzung und Dopplung<br />

erkennenden Integration der manuell gescannten Dokumentation<br />

der Handakte, spielt auch die Einbindung von Daten<br />

aus Subsystemen, wie zum Beispiel der Software des Labormanagements,<br />

in das elektronische Archiv eine entscheidende<br />

Rolle. Nach der erfolgreichen Entwicklung einer Gesamtstruktur<br />

der digitalen Archivierung aus unterschiedlichen Quellen, sehen<br />

wir bereits erste Erfolge nach Umsetzung einzelner Dokumentengruppen,<br />

<strong>im</strong>mer jedoch unter Berücksichtigung einer<br />

Anpassung der Arbeitsabläufe auf den Stationen. Denn was<br />

nützt die modernste und schnellste Archivierung von Inhalten<br />

der digitalen Patientenakte, wenn sie an andere Stelle wieder<br />

ausgedruckt werden, Menschen unnötig beschäftigen und<br />

vermeintlich zu Doppelarchivierungen und damit zu Fehlerpotenzialen<br />

führen. Eine Konsolidierung möglichst aller klinischen<br />

Daten in dieses Konzept fördert auch in diesem Fall die Digitalisierung<br />

von Daten, das spart Papier und Kosten, Arbeitsprozesse<br />

werden flexibler, vereinfacht oder entfallen.<br />

Die Bespiele zeigen, dass es sich bei der Digitalisierung eben<br />

nicht um reine „<strong>IT</strong>-Projekte“ handeln darf. Notwendig ist vielmehr<br />

ein umfassendes Veränderungsmanagement zur Umgestaltung<br />

von Prozessen, in denen die <strong>IT</strong> eingebettet ist. „Echte“<br />

Effizienzsteigerungen sind erst dann erreicht, wenn <strong>im</strong> Zuge<br />

der Digitalisierung bestehende Prozesse überdacht worden sind<br />

und sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch an die Nutzung<br />

der neuen <strong>IT</strong>-gestützten Prozesse angepasst haben.<br />

Die Mühlenkreiskliniken haben mit der strikten Anwendung von<br />

Führungsgrundsätzen, wie Risikobereitschaft, Verantwortung<br />

und Einbindung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie<br />

der Etablierung von Anreizstrukturen mit entsprechenden Kontrollen<br />

gute Ergebnisse erzielt.<br />

[1] Studie „Digitalisierung in der Gesundheitswirtschaft 2016“ Wie weit sind deutsche Kliniken<br />

auf dem Weg zur Medizin 4.0?, Rochus Mummert Healthcare Consulting<br />

Mühlenkreiskliniken (AöR)<br />

Hans-Nolte-Straße 1<br />

32429 Minden<br />

Tel.: +49 571 / 790-0<br />

Fax: +49 571 / 790-292000<br />

E-Mail:<br />

info@muehlenkreiskliniken.de<br />

Internet:<br />

www.muehlenkreiskliniken.de<br />

103


Sebastian Merkel<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Institut Arbeit und Technik<br />

Prof. Dr. Josef Hilbert<br />

Geschäftsführender Direktor, Institut Arbeit und Technik<br />

Y Digitalisierung in Krankenhäusern:<br />

Innovationsgezerre ruft nach<br />

Orchestrier-Kompetenz<br />

Digitalisierung bezeichnet entweder den pr<strong>im</strong>är technischen<br />

Vorgang der Aufbereitung von Information in digitale Daten<br />

oder den Prozess des sozioökonomischen Wandels, der durch<br />

Einführung digitaler Technologien, darauf aufbauende Anwendungssysteme<br />

und deren Vernetzung angestoßen wird<br />

(Hirsch-Kreinsen 2015:10). Die aktuelle „Digitalisierungswelle“ hat<br />

nahezu alle Bereiche von Gesellschaft und Wirtschaft erfasst und<br />

ist z. T. dabei etliche bestehende Strukturen grundlegend neu zu<br />

ordnen. Doch in einer Branche sind fundamentale Umwälzungen<br />

bislang weitgehend ausgeblieben: der Gesundheitswirtschaft.<br />

Insbesondere die Krankenhäuser gelten hier häufig als Nachzügler,<br />

die noch <strong>im</strong>mer nicht auf den Zug aufgesprungen sind oder<br />

sogar drohen, den Trend zu verschlafen (Prognos 2015).<br />

Doch es gibt Anzeichen, dass die Situation differenzierter<br />

betrachtet werden muss. Aus einer aktuellen Studie der Beratungsgesellschaft<br />

Rochus Mummert (2016), an der 380 Führungskräfte<br />

aus deutschen Krankenhäusern teilgenommen<br />

haben, geht hervor, dass der Digitalisierungsgrad innerhalb des<br />

stationären Sektors längst nicht so niedrig ist, wie langläufig<br />

behauptet bzw. befürchtet wird. Acht von zehn Krankenhäusern<br />

haben bislang – zumindest auf Projektebene – erste Schritte<br />

hin zu einer „Medizin 4.0“ gemacht. Zwar hat nur rund jede<br />

vierte Klinik bislang eine „Digitalisierungsstrategie“ definiert,<br />

über die Hälfte der befragten Häuser geht jedoch davon aus,<br />

innerhalb der nächsten fünf Jahre eine solche zu haben (Rochus<br />

Mummert 2016). Die Autoren der Studie halten fest, dass „digital-Know-how<br />

für kaufmännische Führungskräfte in Kliniken<br />

bedeutet aus heutiger Sicht vor allem Erfahrung <strong>im</strong> Projekt- und<br />

Change-Management sowie Kenntnisse in den Bereichen Datenschutz<br />

und <strong>IT</strong>-Sicherheit. Bei medizinischen Führungskräften<br />

drückt sich digitales Wissen in erster Linie durch Erfahrung mit<br />

elektronischen Patientenakten sowie mit einem mobilen <strong>Krankenhaus</strong>informationssystemen<br />

aus.“ (ebenda).<br />

Ähnliche Ergebnisse lassen eine aktuell laufende Studie des<br />

Instituts Arbeit und Technik (IAT) erwarten, die <strong>im</strong> Auftrag der<br />

Hans-Böckler-Stiftung durchgeführt wird, und die sich schwerpunktmäßig<br />

mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf die<br />

Arbeit <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> beschäftigt. Erste Eindrücke, die <strong>im</strong> Rahmen<br />

von qualitativen Interviews mit Führungspersonal entstanden,<br />

weisen darauf hin, dass Krankenhäuser zwar vielfach<br />

über Erfahrungen der Digitalisierung verfügen, jedoch oft keine<br />

ausgereifte Strategie dahinter steht, sondern vielmehr erste<br />

„Annäherungsversuche“ praktizieren. Unter dem Strich wird<br />

auch hier deutlich, dass die Diagnose nicht haltbar ist, Digitalisierung<br />

finde in der Gesundheitswirtschaft und dementsprechend<br />

in Krankenhäusern nicht oder kaum statt. Während vor<br />

allem in der Verwaltung aber auch bei Labortätigkeiten bereits<br />

ein hoher Digitalisierungsgrad herrscht und Prozesse teilweise<br />

nahezu vollständig automatisch verliefen, wird in Hinblick auf<br />

die weitere Entwicklung vor allem bei ärztlichen Tätigkeiten ein<br />

starker Wandel prognostiziert, der nach Meinung der Interviewpartner<br />

dazu führt, dass sich nicht nur betriebliche Abläufe,<br />

sondern vielmehr die gesamte Versorgungssituation verändern.<br />

Das sich <strong>im</strong> Kontext der Analysen zur Digitalisierung in Krankenhäusern<br />

abzeichnende Gesamtbild einer zwar dynamischen,<br />

aber keineswegs strategisch ausgerichteten kaleidoskopischen<br />

Erneuerung überrascht übrigens keineswegs. Auch bei der Auseinandersetzung<br />

mit anderen grundlegenden Innovationen von<br />

Verfahren und Dienstleistungen ist Vergleichbares bekannt.<br />

Anhand eines Beispiels aus der Medizintechnik – der Transkatheter-Aortenklappen<br />

Implantation (TAVI) – zeigt sich, dass bei der<br />

Einführung des neuen, min<strong>im</strong>alinvasiven Vorgehens in den einschlägig<br />

aktiven Krankenhäusern nur selten eine grundlegend<br />

abgest<strong>im</strong>mte Strategie vorlag. Vielmehr war die Einführung der<br />

Methode das Ergebnis eines Innvationsgezerres zwischen ganz<br />

unterschiedlichen Akteuren (Merkel et al. 2015).<br />

104


III. Digitalisierung: E-Procurement, E-Hygiene, <strong>IT</strong>-Sicherheit<br />

Eine solche Diagnose – dynamisches aber kaleidoskopisches<br />

Innovationsgezerre – bringt <strong>im</strong> Kontext der Digitalisierung für<br />

das Beschaffungsmanagement in Krankenhäusern eine interessante<br />

Herausforderung und Chance: Ein gelingende Digitalisierung<br />

erfordert – zumindest unter den heutigen Bedingungen<br />

– ein ganzheitliches, zielorientiertes und konzertiertes Vorgehen.<br />

Offensichtlich fehlt hierfür in vielen Krankenhäusern der<br />

„Orchestrator“ [1]. Das Top-Management ist oft mit anderen Problemen<br />

befasst und auf kurzfristige Erfolge programmiert. Die<br />

ärztlichen Führungskräfte fokussieren auf neue Wege der Diagnose<br />

und Therapie und die Pflege hat traditionelle wenig Affinität<br />

zu technischen Fragen. In dieser Akteurslandschaft erwächst<br />

dem Beschaffungsmanagement die Chance, sich als Akteur mit<br />

„Orchestrier-Kompetenz“ zu profilieren. Vermutlich können die<br />

Chancen dafür noch steigen, wenn dabei der „Brückenschlag“ zu<br />

den Beschäftigten und zur Patientenorientierung gelingt. Denn<br />

alle Erkenntnisse der Implementationsforschung besagen, dass<br />

eine <strong>im</strong> genannten Sinne beteiligungs- und nutzerorientierte<br />

Vorgehensweise zwar mehr Zeit in Anspruch n<strong>im</strong>mt, aber am<br />

Ende weniger Probleme bringt als eine Planung und Umsetzung<br />

vom grünen Tisch.<br />

Literatur:<br />

Gersch, M.; Hewing, M.; Lindert, R. (2011): Communities, industrielle Dienstleister und Orchestratoren<br />

als Beispiele neuer Geschäftsmodelle <strong>im</strong> Bereich E-Health@Home In: Horneber, M.;<br />

Schoenauer, H. [Hrsg.]: Lebensräume – Lebensträume, Innovative Konzepte und Dienstleistungen<br />

für besondere Lebenssituationen, Stuttgart: Kohlhammer.<br />

Hirsch-Kreinsen, Hartmut (2015): Digitalisierung industrieller Arbeit. Einleitung. In: Hartmut<br />

Hirsch-Kreinsen, Peter Ittermann und Jonathan Niehaus (Hg.): Digitalisierung industrieller<br />

Arbeit. Die Vision Industrie 4.0 und ihre sozialen Herausforderungen. 1. Aufl. Baden-Baden:<br />

Nomos, S. 9–30.<br />

Merkel, Sebastian / Eikermann, Michaela / Neugebauer, Edmund A. / Bandemer, Stephan<br />

von (2015): The transcatheter aortic valve <strong>im</strong>plementation (TAVI) — a qualitative approach<br />

to the <strong>im</strong>plementation and diffusion of a min<strong>im</strong>ally invasive surgical procedure. In: Implementation<br />

science, no. 10, 20 p.<br />

Prognos (2015): Digitalisierung als Rahmenbedingung für Wachstum: Update. Studie für den<br />

Verband der bayrischen Wirtschaft (VBW), 2015.<br />

[1] Zu diesem Begriff wurde wir durch den Austausch mit Gersch u. a. (2011) angeregt.<br />

Institut Arbeit und Technik<br />

Munscheidstraße 14<br />

45886 Gelsenkirchen<br />

Internet: www.iatge.de<br />

Prof. Dr. Josef Hilbert<br />

Tel.: + 49 209 / 1707-120<br />

E-Mail: hilbert@iat.eu<br />

Sebastian Merkel<br />

Tel.: + 49 209 / 1707-163<br />

E-Mail: merkel@iat.eu<br />

105


Prof. Dr. Philipp Walther<br />

Studiendekan Gesundheitsökonomie an<br />

der Hochschule Fresenius Hamburg<br />

Y Digitalisierte <strong>Krankenhaus</strong>entwicklung und<br />

-betrieb mit Building Information Modeling (BIM):<br />

Theorie und Praxis<br />

BIM – Building Information Modeling<br />

Digitalisierung und Vernetzung sind derzeit die Hauptthemen<br />

in nahezu allen Branchen und so auch in der Gesundheitswirtschaft.<br />

Die meisten investiven Mittel in der Gesundheitswirtschaft<br />

fließen wiederum in die <strong>Krankenhaus</strong>gebäude oder<br />

-Immobilien. Daher ist naheliegend, dass Gebäudeplanung<br />

und -betrieb digital und vernetzt durchgeführt werden sollten.<br />

Building Information Modeling (BIM) kommt hierbei eine<br />

Schlüsselrolle zu.<br />

BIM ist eine der vielversprechendsten technologischen Entwicklungen<br />

für Architekten, Ingenieure, Medizintechniker, Betriebsorganisationsplaner<br />

und nicht zuletzt Facility Manager,<br />

die kollaborativ und interdisziplinär an einem virtuellen Gebäudemodell<br />

tätig sein können. Aber BIM ist nicht nur eine technologische<br />

Neuerung, sondern bringt auch eine tiefgreifende<br />

Opt<strong>im</strong>ierung der Planungs- und Betriebsprozesse mit sich.<br />

International gehört BIM in vielen Ländern bereits zum Standard<br />

bei Großprojekten oder wird sogar von staatlicher Seite<br />

vorgeschrieben. In Deutschland wird das Thema erst in letzter<br />

Zeit sichtbarer. Beispielsweise sieht das Bundesministerium für<br />

Verkehr und digitale Infrastruktur ab 2020 den verbindlichen<br />

Einsatz von BIM bei allen neu zu planenden Projekten vor. Der<br />

regelhafte Einsatz von BIM in der Gesundheitswirtschaft in<br />

Deutschland erfolgt derzeit nicht, was wiederum angesichts<br />

der Investitionsvolumina und Komplexität von <strong>Krankenhaus</strong>projekten<br />

verwunderlich ist.<br />

BIM <strong>im</strong> Gebäude-Lebenszyklus<br />

Betrachtet man ein <strong>Krankenhaus</strong>gebäude nach seinem Lebenszyklus<br />

ist der Nutzen eines zentralen virtuellen Datenmodells<br />

offensichtlich. Derzeit wird BIM vor allem in der Planungs- und<br />

Entwicklungsphase eingesetzt und unseren Untersuchungen<br />

nach in erster Linie für Visualisierung, S<strong>im</strong>ulierung, Kollisions-<br />

erkennung (Cash Detection) und MEP-Koordinierung. Die integrierte<br />

Zeitplanung und Kostenplanung erfolgt zudem als BIM<br />

4D bzw. 5D. Nach dem McGraw Hill Construction Report sind<br />

für die Projektbeteiligten die Hauptgründe für den Einsatz von<br />

BIM ein besseres Projektverständnis und Fehlervermeidung<br />

sowie eine effektive Zeit- und Kostenkontrolle.<br />

Noch am Anfang stehen die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten<br />

von BIM auch <strong>im</strong> Betrieb des <strong>Krankenhaus</strong>gebäudes. Be<strong>im</strong><br />

BIM-basierten Facility Management können die Flächen- und<br />

Ausstattungsinformationen des Gebäudemodells für das CAFM<br />

(Computer-Aided Facility Management) oder das CMMS (Computerized<br />

Maintenance Management System) genutzt werden.<br />

Vor allem <strong>im</strong> Bereich der Medizintechnik ergeben sich zudem<br />

umfangreiche Nutzungsmöglichkeiten für Wartung oder Installation<br />

stationärer sowie dem Tracking mobiler Medizintechnik.<br />

Derzeit ist zudem bereits zu beobachten, wie eine (Nach-)<br />

Digitalisierung von Bestandsgebäuden durchgeführt wird, um<br />

dieses Gebäudemodell dann für den Betrieb und zukünftige<br />

Um- und Anbaumaßnahmen nutzen zu können.<br />

Abb. 1: Einsatzbeispiel: Tracking mobiler Medizintechnik<br />

106


III. Digitalisierung: E-Procurement, E-Hygiene, <strong>IT</strong>-Sicherheit<br />

BIM in <strong>Krankenhaus</strong>projekten<br />

Der Einsatz von BIM in Projekten in Europa, Nordamerika, Südostasien<br />

und der Pazifikregion erfolgt mittlerweile regelhaft<br />

und wird auch von staatlicher Seite zunehmend als Standard<br />

eingestuft. In den letzten Jahren wurden mehrere neue Kommissionen<br />

zur BIM-Nutzung in verschiedenen Staaten geschaffen,<br />

darunter in Kanada, Ungarn und Litauen. Das Hauptziel<br />

dieser Institutionen ist das Erarbeiten von Verwendungsstandards<br />

für Datenmodelle in der Planung und Entwicklung<br />

von Gebäuden verschiedenster Nutzung. In den Vereinigten<br />

Staaten hat das NIBS (National Institute for Building Sciences)<br />

bereits 2005 ein Nationalkomitee für BIM-Standards (National<br />

BIM Standards Project Committee) gegründet. Die größten<br />

Fortschritte <strong>im</strong> Bereich der BIM-Implementierung bei Projektentwicklungen<br />

hat die Regierung Großbritanniens gemacht.<br />

Eine <strong>im</strong> April 2015 durchgeführte Umfrage zeigte schon, dass<br />

der Grad der BIM-Implementierung von 13 Prozent in 2010 auf<br />

48 Prozent in 2014 gestiegen war. BIM ist seit 2016 für die meisten<br />

Projekte verbindlich einzusetzen. Auch die Russische Föderation<br />

hat aktuell nachgezogen und führt bis 2019 BIM als<br />

verbindlichen Standard ein.<br />

Die Relevanz für den <strong>Krankenhaus</strong>bau zeigt sich bei einem Blick<br />

auf die internationalen Projekte, bei denen BIM zum Einsatz<br />

kommt. Beispielhaft seien hier Mayo Clinic in Phönix (USA), New<br />

University Hospital in Aarhus (Denmark), Proton Beam Therapy<br />

Center des University College Hospital in London (UK), New<br />

Østfold Hospital in Kalnes (Norway) oder Felix Platter Spital in<br />

Basel (Schweiz) genannt. Bei der Mehrzahl der beschriebenen<br />

Projekte handelt es sich um größere medizinische Einrichtungen.<br />

Die beiden größten Projekte sind derzeit mit ca. 320.000<br />

und 358.000 qm Bruttogeschossfläche das Neue Karolinska<br />

Solna in Schweden und das Al-Ain <strong>Krankenhaus</strong> in Abu Dhabi,<br />

VAE. Auch in der Russischen Föderation ist die Umsetzung eines<br />

BIM-Projektes beschrieben. Bei der Country Park Clinic der<br />

deutsch-russischen BPS-Gruppe erfolgte der Einsatz von nicht<br />

nur in der Planungs- und Bauphase, sondern auch konsequent<br />

in der Betriebsphase.<br />

In Deutschland ist das „Rhine Ordnance Barracks Medical<br />

Center Replacement“ der U.S. Army Corps of Engineers als<br />

BIM-Projekt beschrieben. Das Großprojekt verfügt über eine<br />

Bruttogeschossfläche von ca. 190.000 qm mit 4.000 Räumen,<br />

65.000 Ausstattungsgegenstände und mehr als 75 betriebsorganisatorische<br />

Abteilungen. Der Generalplaner arbeitete mit<br />

20 weiteren Büros online an einem zentralen Revit-Modell der<br />

Firma Autodesk.<br />

BIM – von der Theorie in die Praxis<br />

Es zeigt sich, dass die wichtigsten Gründe für die BIM-Verwendung<br />

in medizinischen Projekten – abgesehen von rechtlichen<br />

Aspekten und gesetzlichen Standards – eine effizientere und<br />

effektivere Projektabwicklung verbunden mit einer höheren<br />

Qualität und Kostenkontrolle ist. Bei der Mehrzahl der aktuellen<br />

<strong>Krankenhaus</strong>projekte handelte es sich noch um größere Bauvorhaben<br />

und der Anwendungsbereich von BIM ist hierbei noch<br />

hauptsächlich auf die Projektierungsstufe mit Visualisierung<br />

und S<strong>im</strong>ulierung fokussiert. Hier liegen noch große Potentiale<br />

für den BIM-Einsatz – zum einen in der Prozessmodellierung<br />

und -Opt<strong>im</strong>ierung sowie zum anderen bei der Integration der<br />

Zeit- und Kostenplanung (BIM 5D). Noch nahezu Neuland ist<br />

der Einsatz von BIM während des gesamten Lebenszyklus eines<br />

<strong>Krankenhaus</strong>gebäudes <strong>im</strong> Hinblick auf die Aufgaben <strong>im</strong> Facility<br />

Management und in der Maintenance.<br />

Abb. 2: Federated Building Information Model am<br />

Beispiel eines OP-Zentrums (Russland)<br />

Hochschule Fresenius für<br />

Management, Wirtschaft<br />

und Medien GmbH<br />

Alte Rabenstr. 1<br />

20148 Hamburg<br />

Tel.: +49 40 / 22 63 259 615<br />

E-Mail: philipp.walther@<br />

hs-fresenius.de<br />

Internet: www.hs-fresenius.de<br />

107


Jan-Christoph Kischkewitz<br />

Principal, Inverto AG<br />

Y Der weite Weg bis zum „<strong>Krankenhaus</strong> 4.0“<br />

Der Gesundheitssektor befindet sich <strong>im</strong> Wandel – hin zu mehr<br />

Digitalisierung und Vernetzung der Technologien. Deutsche<br />

Krankenhäuser haben ein großes Interesse daran, ihr Geschäft<br />

zu digitalisieren, denn opt<strong>im</strong>ierte Abläufe in den Kliniken sollen<br />

die Effizienz erhöhen und Kosten senken. Im Rahmen der<br />

Industrie 4.0 ist die Digitalisierung bereits in aller Munde. Kann<br />

auch <strong>im</strong> Gesundheitswesen schon von „<strong>Krankenhaus</strong> 4.0“ die<br />

Rede sein?<br />

Während in der Industrie 4.0 der Schwerpunkt auf neuen Fertigungstechnologien<br />

und deren Vernetzung liegt, stehen Krankenhäuser<br />

vor der Herausforderung, technische Neuerungen<br />

möglichst effizient in den alltäglichen <strong>Krankenhaus</strong>ablauf einzubinden<br />

damit Ärzteschaft, Pflege und Verwaltung erfolgreich<br />

kooperieren können.<br />

Derzeit werden best<strong>im</strong>mte Technologien stark diskutiert. Vor allem<br />

die Einführung der Unique Device Identification (UDI), welche<br />

durch die amerikanische Bundesbehörde für Gesundheits-,<br />

Medizin- und Pharma-Angelegenheiten (US FDA) forciert wird,<br />

eröffnet neue Möglichkeiten <strong>im</strong> Bereich der fallbasierten Materialerfassung.<br />

Mit ihr werden vorhandene Produktstammdaten<br />

durch Bereitstellung von Daten des Herstellers aktualisiert. Aber<br />

auch Themen wie die elektronische Patientenakte (EPA) und die<br />

elektronische Fallakte (EFA) sind intensiv <strong>im</strong> Gespräch.<br />

Wie aber werden neue Technologien wie RFID (Radio-frequency<br />

Identification), 2D-Barcodes und die Nutzung von Tracking &<br />

Trace in deutschen Krankenhäusern bewertet? Wie ist die<br />

Einstellung gegenüber der zunehmenden Digitalisierung <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen?<br />

Digitalisierung wird positiv gesehen<br />

In einer von INVERTO durchgeführten Studie zur Digitalisierung<br />

und technologischen Vernetzung in deutschen Krankenhäusern<br />

geht die Mehrheit der Befragten davon aus, dass der Nutzen<br />

von Digitalisierungsvorhaben die damit verbundenen Schwierigkeiten<br />

bei Weitem übersteigt: 87 Prozent st<strong>im</strong>mten einer<br />

entsprechenden Aussage „voll“ bzw. „überwiegend“ zu.<br />

Die Mehrheit der befragten Verantwortlichen in Krankenhäusern<br />

sieht mehr Nutzen als Risiko in der Digitalisierung. (Quelle: INVERTO)<br />

Vor allem Verfahren zur Verwaltung elektronischer Patienten-<br />

und Fallakten sowie zur fallbezogenen Materialerfassung<br />

werden von den Verantwortlichen als nützlich bewertet, da sie<br />

Abläufe beschleunigen und Kosten senken. Vor dem Hintergrund<br />

der angespannten Ergebnislage vieler Häuser erscheinen<br />

diese Investitionen daher lohnenswert.<br />

Allerdings fällt den Häusern die Implementierung der notwendigen<br />

Technik schwer, weil der durchschnittliche Reifegrad der<br />

<strong>IT</strong> in den Krankenhäusern noch niedrig ist. Zu den wichtigsten<br />

Ursachen dafür zählen organisatorische Mängel. So gaben<br />

67 Prozent der befragten Führungskräfte an, die <strong>IT</strong>-Abteilung<br />

werde in ihrem <strong>Krankenhaus</strong> überwiegend als Dienstleister verstanden,<br />

der höchstens in Störungsfällen konsultiert würde.<br />

Eine gute und vor allem strategische Zusammenarbeit zwischen<br />

der <strong>IT</strong> und anderen Fachbereichen bescheinigten dagegen nur<br />

23 Prozent der Befragten in ihrem <strong>Krankenhaus</strong>.<br />

108


III. Digitalisierung: E-Procurement, E-Hygiene, <strong>IT</strong>-Sicherheit<br />

Nachholbedarf bei Organisation & Investitionen<br />

Als eine der größten Hürden zur Einführung neuer, digitaler<br />

Technologien werden fehlende Mittel für Investitionen gesehen.<br />

61 Prozent der Befragten bewerteten dies mit „sehr hoch“<br />

oder „hoch“. Des Weiteren wurden fehlende Kapazitäten innerhalb<br />

der hauseigenen <strong>IT</strong>-Abteilung (54 Prozent) sowie heterogene<br />

<strong>IT</strong>-Strukturen (48 Prozent) genannt. Schwierigkeiten be<strong>im</strong><br />

Datenschutz sowie die mangelnde Bereitschaft der Mitarbeiter<br />

sind weitere Risiken, denen mit entsprechenden Maßnahmen<br />

begegnet werden muss.<br />

Prioritäten bei der Digitalisierung variieren<br />

Interessant sind die Unterschiede, die sich zwischen den verschiedenen<br />

<strong>Krankenhaus</strong>arten ergeben. So schätzen Universitätskliniken<br />

Verfahren der fallbezogenen Materialerfassung zur<br />

akkuraten Erfassung der Materialkosten pro Fall mit 74 Prozent<br />

als „sehr wichtig“ ein. Häuser der Max<strong>im</strong>al- und Schwerpunktversorgung<br />

sowie der Grund- und Regelversorgung beurteilen<br />

diese nur mit 18 bzw. 40 Prozent als „sehr wichtig“. Ein ähnliches<br />

Bild zeichnet sich be<strong>im</strong> Einsatz von Unique Device Identification<br />

(UDI) ab. Auch diese werden von den Universitätskliniken<br />

wichtiger eingeschätzt, als von Häusern anderer Versorgungsformen.<br />

Gleiches zeigt sich bei der Auswertung der Antworten<br />

nach Kalkulationsvereinbarung: Krankenhäuser mit Vereinbarung<br />

bewerten zwar die fallbezogene Materialerfassung als<br />

ebenso wichtig wie Häuser ohne Kalkulationsvereinbarung,<br />

messen aber dem UDI-Einsatz mehr Wert bei als Letztere.<br />

Universitätskliniken besser vorbereitet<br />

Be<strong>im</strong> Blick auf die Voraussetzungen der verschiedenen Krankenhäuser<br />

zur Digitalisierung haben die beiden Gruppen erneut<br />

einen Vorsprung: Universitätskliniken verfügen mit 67 Prozent<br />

häufiger über eine Schnittstelle zwischen dem <strong>Krankenhaus</strong>informationssystem<br />

(KIS) und dem Materialwirtschaftssystem<br />

(MaWi) als Max<strong>im</strong>al- und Schwerpunktversorger mit nur<br />

50 Prozent bzw. Grund- und Regelversorger mit 53 Prozent.<br />

Zudem setzen Universitätskliniken häufiger (78 Prozent)<br />

Barcode-Scanner zum Einlesen von Material- oder Geräteinformationen<br />

ein (gegenüber 54 Prozent bei Max<strong>im</strong>al- und<br />

Schwerpunktversorger bzw. 59 Prozent bei Grund- und<br />

Regelversorger).<br />

Beides verschafft den Universitätskliniken Vorteile in puncto Digitalisierung:<br />

Die Anwendungsintegration ist eine wesentliche<br />

Voraussetzung für die Einführung fallbezogener Materialverfolgung,<br />

die Barcode-Scanner ermöglichen die Implementierung<br />

von UDI.<br />

In kleinen Schritten zum „<strong>Krankenhaus</strong> 4.0“<br />

Das Konzept „<strong>Krankenhaus</strong> 4.0“ sieht vor, die drei Kernthemen<br />

Elektronische Patientenakte, Track & Trace sowie <strong>Einkauf</strong> und<br />

Bestandsmanagement durch <strong>IT</strong>-Systeme zu verknüpfen.<br />

Für den <strong>Einkauf</strong> und die Materialwirtschaft ergeben sich dabei<br />

die folgenden, zentralen Fragen.<br />

1. Ist eine automatisierte Stammdatenpflege durch die Einführung<br />

von UDI möglich?<br />

2. Ist ein opt<strong>im</strong>aler Technologieeinsatz ohne ausufernde Investitionen<br />

in die Hardware möglich?<br />

3. Sind Schnittstellen zwischen dem <strong>Krankenhaus</strong>informationsund<br />

dem Materialwirtschaftssystem möglich?<br />

4. Ist ein opt<strong>im</strong>ales Bestandsmanagement ohne Mehrbelastung<br />

des Pflegepersonals durch unnötige Scanvorgänge<br />

möglich?<br />

Können diese vier Fragen mit „Ja“ beantwortet werden, steht<br />

einer Realisierung des Konzeptes nichts mehr <strong>im</strong> Weg.<br />

Da jedoch die wenigsten Häuser alle Punkte positiv bestätigen<br />

können, muss sich dem „<strong>Krankenhaus</strong> 4.0“ in kleinen Schritten<br />

genähert werden. Der erste und wichtigste Schritt ist die Analyse<br />

des Status quo der Digitalisierung <strong>im</strong> Haus – wie hoch ist<br />

der digitale Reifegrad und in welchen Bereichen besteht noch<br />

Nachholbedarf?<br />

Hilfestellung hierfür bietet eine von INVERTO entwickelte<br />

Checkliste. Diese hat die Bereiche Datenbank-Systeme, Hardware,<br />

<strong>IT</strong>-Schnittstellen, Barcoding / RFID in einzelne Unterpunkte<br />

unterteilt, welche wiederum für sich eigene, zu<br />

bearbeitende Projekte bilden. Teilweise können diese Unterprojekte<br />

banal anmuten, ist aber beispielsweise <strong>im</strong> ganzen Haus<br />

keine lückenlose WLAN-Abdeckung vorhanden, funktionieren<br />

Technologien wie die elektronische Patientenakte und Track &<br />

Trace-Systeme nicht.<br />

Fazit<br />

Zur Realisierung des Konzeptes „<strong>Krankenhaus</strong> 4.0“ brauchen<br />

Kliniken <strong>IT</strong>-gestützte Fall- bzw. Patienteninformationen, <strong>IT</strong>-gestützte<br />

<strong>Einkauf</strong>sabläufe und <strong>IT</strong>-gestützte Material- und Geräteverfolgung.<br />

Zudem muss eine vollständige Integration der<br />

entsprechenden Systeme umgesetzt werden. Universitätskliniken<br />

und Krankenhäuser mit Kalkulationsvereinbarung machen<br />

vor, wie diese Voraussetzungen geschaffen werden können. Aber<br />

auch sie haben noch einige Arbeit und <strong>IT</strong>-Investitionen vor sich.<br />

Auch Krankenhäuser mit Kalkulationsvereinbarung verfügen<br />

über bessere Voraussetzungen: Sie verknüpfen das KIS und<br />

MaWi öfter als Häuser ohne Vereinbarung (72 gegenüber 36<br />

Prozent) und planen häufiger UDI-Anwendungen einzuführen<br />

(54 gegenüber 10 Prozent).<br />

INVERTO AG<br />

Lichtstraße 43 i<br />

50825 Köln<br />

Tel.: +49 221 / 48 56 87 136<br />

E-Mail:<br />

JKischkewitz@inverto.com<br />

109


Prof. Dr. Kurt Heinz Marquardt<br />

Bereichsleitung Konzern-<strong>IT</strong>, RHÖN-KLINIKUM AG;<br />

Geschäftsbereichsleitung <strong>IT</strong>, Universitätsklinikum<br />

Gießen und Marburg GmbH<br />

Y <strong>IT</strong>-Management Infrastruktur –<br />

„Erfolgsvoraussetzungen des grenzenlosen<br />

<strong>Krankenhaus</strong>es“<br />

Wie man schon aus dem Titel des Beitrages entnehmen kann,<br />

wird <strong>im</strong> Folgenden einerseits vom „Management der Infrastruktur“,<br />

von der „grenzenlosen Kooperation mit anderen<br />

intersektoralen medizinischen Leistungserbringern“ und andererseits<br />

von den „grenzenlosen Möglichkeiten zur Integration<br />

technischer Innovationen“ gesprochen. Diese drei Aspekte werden<br />

zwar <strong>im</strong>mer wieder <strong>im</strong> Kontext unterschiedlicher Betrachtungen<br />

singulär angesprochen, aber letztlich nicht wirklich <strong>im</strong><br />

Sinne einer klaren Strategie zum „<strong>IT</strong>-Gesamtbauplan mit der<br />

entsprechenden <strong>IT</strong>-Management-Strategie“ beschrieben oder<br />

schon gelebt. Die RHÖN-KLINIKUM AG jedoch stellt sich dieser<br />

Aufgabe und ist in Bezug auf Planung und Umsetzung schon<br />

weit vorangeschritten. Im Folgenden wird beschrieben, wie die<br />

RHÖN-KLINIKUM AG diesen Weg geht und wo man heute mit<br />

den Entwicklungen und Umsetzungen steht.<br />

1. Medizinische Prozesslandschaft als Rahmenbedingung<br />

für <strong>IT</strong>-Bauplan<br />

Ausschlaggebend für die Überlegungen und Planungen der<br />

RHÖN-KLINIKUM AG war, dass man zwar die Defizite in den<br />

genannten Themengebieten nach Maßgabe heutiger Erkenntnisse<br />

und technischer Möglichkeiten beseitigen muss, doch<br />

dies sollte unter den Rahmenbedingungen der künftigen<br />

medizinischen Prozesslandschaft geschehen. Somit war klar,<br />

dass folgende bei RHÖN gesetzte Prozess-Fokussierungen den<br />

<strong>IT</strong>-Bebauungsplan und die notwendige Strategie best<strong>im</strong>men:<br />

> > Opt<strong>im</strong>ale datengetriebene (Wissen aus Datenquellen) Navigation<br />

der Ambulanz-Patienten in modernen Ambulanzzentren;<br />

> > Dokumentation aller relevanten Maßnahmen und Befunde<br />

des Patienten auf dem Versorgungspfad (auch intersektoral)<br />

und Präsentation dieser Daten für alle Beteiligten des<br />

Care-Teams (Kliniken, Hausärzte, Fachärzte, etc.) in einer<br />

Allianzplattform;<br />

> > Verfügbarkeit und Abfragemöglichkeit aller ermittelten<br />

Patientendaten (Befunde, Behandlungsarten, Bilder, Laborwerte,<br />

Codierungen, etc.) in einer intelligenten Archiv-<br />

Umgebung nach Maßgabe konfigurierbarer Profile;<br />

> > Opt<strong>im</strong>ierung der Patientenversorgung auf Normalstation<br />

nach Maßgabe heutiger technischer Möglichkeiten<br />

(basierend auf den Ideen der Industrie 4.0 Forderung) und<br />

anstehender Innovationen generell.<br />

Auf den ersten Blick könnte man vermuten, dass die genannten<br />

Prozess-Fokussierungen doch über unabhängige <strong>IT</strong>-Teilprojekte<br />

zu realisieren seien. Aber genau in dieser Sichtweise liegt die<br />

Grundproblematik der <strong>IT</strong> <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>. In der Vergangenheit<br />

nämlich wurde in dieser Baukasten-Denkweise gearbeitet,<br />

ohne jedoch vernetztes Prozessgeschehen <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong><br />

oder über die Grenzen des <strong>Krankenhaus</strong>es hinaus zu betrachten.<br />

Dies ist begründet in der Historie der <strong>Krankenhaus</strong>-<strong>IT</strong>, welche<br />

bis heute noch überwiegend „blechgesteuert“ und vom<br />

grundsätzlichen Prozessverständnis <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> weit<br />

entfernt ist. Genau aus dem fehlenden Prozessverständnis<br />

und damit der fehlenden „integrierten Modul-Gesamtbebauung“<br />

resultiert die bis heute unüberschaubare <strong>IT</strong>-Landschaft in<br />

Krankenhäuser. Jede Nachjustierung und Prozessausrichtung<br />

der Module führt nämlich zu neuen Schnittstellen und damit<br />

zur <strong>im</strong>mer unüberschaubareren Gesamtstrukturen.<br />

2. Strukturforderungen für die künftige <strong>IT</strong>-Architektur<br />

Die Fortschreibung dieser Alt-Strategie muss mit folgenden<br />

Forderungen verhindert werden:<br />

> > <strong>IT</strong>-Leitungen <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> müssen als Informationsmanager<br />

für Prozesse agieren und dürfen nicht ausschließlich<br />

,,blechgetrieben‘‘ denken und arbeiten;<br />

> > <strong>IT</strong>-Strategie muss zwingend dem Prozessprinzip unter-<br />

110


III. Digitalisierung: E-Procurement, E-Hygiene, <strong>IT</strong>-Sicherheit<br />

geordnet werden und die real vorgegebenen Versorgungsmodelle<br />

in der Architektur und in den bereitgestellten Funktionalitäten<br />

unterstützen.<br />

Bezogen auf die Prozessvorgaben der RHÖN-KLINIKUM AG soll<br />

jetzt erläutert werden, wie man über ein strategisches Informationsmanagement<br />

definierte Versorgungsprozesse unterstützt<br />

oder überhaupt möglich macht.<br />

3. Neue Ambulanzkonzepte und erforderliche <strong>IT</strong>-Unterstützung<br />

Es ist ein offenes Gehe<strong>im</strong>nis, dass die heutigen Ambulanzstrukturen<br />

weder medizinisch noch wirtschaftlich akzeptabel sind.<br />

Patienten, welche in den <strong>Krankenhaus</strong>ambulanzen (einschließlich<br />

der Notfallambulanzen) eintreffen, lassen sich in Bezug<br />

auf ihren Krankheitsstatus und in Bezug auf die medizinische<br />

Verfahrensweise in der Klinik wie folgt charakterisieren:<br />

> > 70-80 Prozent dieser Patienten müssten eigentlich nicht<br />

physisch in den Ambulanzen vorstellig werden;<br />

> > Fast alle Patienten treffen ohne wirklich direkt nutzbare Daten<br />

zur eigenen Krankheitsgeschichte/Voruntersuchungen ein;<br />

> > Unabhängig vom Zustand der vorstelligen (optionalen) Patienten<br />

werden standardmäßig Untersuchungen und Befundungen<br />

durchgeführt;<br />

> > Aufgrund der derzeitigen Ambulanzumgebungen werden<br />

Patienten häufig stationär aufgenommen, obwohl eine<br />

Versorgung in gut organisierten Ambulanzumgebungen<br />

sinnvoller wäre.<br />

Ausgehend von diesen heutigen Rahmenbedingungen <strong>im</strong><br />

Ambulanzumfeld ergibt sich Handlungsbedarf, der sich auf die<br />

Struktur, das Umfeld und letztlich die notwendige <strong>IT</strong>-Unterstützung<br />

bezieht. Aus <strong>IT</strong>-Sicht soll zunächst die von der RHÖN-<br />

KLINIKUM AG künftig angestrebte Ambulanzstruktur charakterisiert<br />

werden, und die daraus resultierenden <strong>IT</strong>-Konsequenzen<br />

beschrieben werden.<br />

stark beeinflusst. An späterer Stelle wird diese Arbeitsumgebung<br />

des Cognitive Computing auch ausführlicher beschrieben.<br />

Doch zunächst werden die grundsätzlichen RKA-Überlegungen<br />

zu neuen Ambulanzstrukturen erläutert.<br />

> > Der Kontakt des Patienten zur Klinik soll/kann bereits von zu<br />

Hause aus wahrgenommen werden können (Telefon, Internet,<br />

Videokonferenz je nach Rahmenbedingungen des Patienten<br />

zu Hause).<br />

› Von zu Hause via Internet bekommt der Patient die Möglichkeit,<br />

mittels eines kurzen Anamnesebogens sein Problem und<br />

seinen Zustand zu beschreiben.<br />

> > Kommt der Patient physisch in die Ambulanz, dann läuft folgender<br />

Prozess ab:<br />

› Einscannen seiner Papierunterlagen und digitale Kommunikation<br />

der Daten an die Watson-Foundation-Umgebung)<br />

› Erfassung Anamnesebogen via mobiles Erfassungsgerät<br />

(iPad, Notebook, etc.) und digitale Kommunikation der Anamnese-Daten<br />

an die Watson-Foundation-Umgebung<br />

› Automatische Aufbereitung, Strukturierung und Präsentation<br />

der Daten für den Arzt/medizinische Fachkraft in der<br />

Watson-Foundation-Umgebung<br />

› Automatischer Vergleich dieser Patientendaten der Watson-Foundation<br />

mit weltweit verfügbarem Wissen über<br />

solche Krankheitsbilder<br />

› Datengesteuerter Vorschlag einer Diagnose<br />

› Entscheidung des Arztes/medizinischen Fachpersonals zur<br />

weiteren Behandlung des Patienten unter:<br />

– Berücksichtigung der Watson-Empfehlung<br />

– Berücksichtigung des medizinischen Eindrucks zum Patienten<br />

durch Arzt<br />

– Notwendige Verfahrensweise in Richtung ambulanter,<br />

stationärer oder hausärztlicher Versorgung<br />

> > Wenn der in der Ambulanz vorstellige Patient <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong><br />

verbleibt oder dort ambulant versorgt wird, dann werden<br />

die vom Patienten erfassten Daten auch für das lokale<br />

Archiv des <strong>Krankenhaus</strong>es bereitgestellt (Schnittstelle).<br />

Das künftige Ambulanzkonzept in den<br />

Häusern der RHÖN-KLINIKUM AG hat<br />

sich folgende Arbeitsweise und Struktur<br />

zur opt<strong>im</strong>ierten Versorgung der<br />

Ambulanzpatienten zum Ziel gesetzt:<br />

Akten<br />

Ambulanz-<br />

Arbeitsplatz<br />

Watson<br />

Einleitend muss an dieser Stelle<br />

angemerkt werden, dass sich die<br />

RHÖN-KLINIKUM AG zur Nutzung<br />

der Watson-Arbeitsumgebung (IBM<br />

Cognitive Computing) in den künftigen<br />

Ambulanzzentren ihrer Häuser<br />

entschieden hat, um insbesondere die<br />

Patientennavigation und damit die<br />

Versorgung datengestützt zu opt<strong>im</strong>ieren.<br />

Von den Möglichkeiten dieser<br />

Arbeitsumgebung waren die Überlegungen<br />

zum neuen Ambulanzkonzept<br />

Scan & OCR<br />

PDF<br />

Online-Portal<br />

• Identifizierung<br />

• Einwilligung für<br />

Datenverwendung<br />

• HTML/App für Anamnese<br />

(Zuse/Ambulanz/Notfall)<br />

Watson<br />

Foundation<br />

(Cockpit)<br />

Normalstation<br />

1<br />

111


Im vorangestellen Schaubild ist das künftige Ambulanzumfeld<br />

in seiner Struktur und Funktionalität dargestellt. Wichtig<br />

in diesem Zusammenhang ist aber insbesondere die Rolle des<br />

lokalen intelligenten Archivs. Über dieses Archiv wird nämlich<br />

die gesamte Kommunikation nach innen und außen gesteuert.<br />

4. Intersektorale Allianzplattform „WebEPA+“<br />

Unabhängig von der bidirektionalen Kommunikation zwischen<br />

der Watson-Ambulanz-Umgebung und dem Archiv, werden<br />

auch andere Arbeitsumgebungen vom Archiv mit Daten versorgt<br />

oder Daten aus diesen Arbeitsumgebungen in das Archiv<br />

eingespeist. So zum Beispiel wird auch die Allianzplattform<br />

WebEPA+ aus der lokalen <strong>Krankenhaus</strong>umgebung mit Daten<br />

versorgt, um ihrerseits <strong>im</strong> Verbund mit anderen Kliniken und<br />

Praxen diese Daten für gemeinsame Sichten der Beteiligten des<br />

sektorübergreifenden Care Teams bereitzustellen. Das nachfolgende<br />

Schaubild verdeutlicht die Arbeitsweise der WebEPA+<br />

und beschreibt stichwortartig die Anwendungsfälle, welche<br />

durch die WebEPA+ abgebildet werden können.<br />

Aber auch für die Anbindung der WebEPA+ in den Kliniken wird<br />

deutlich, dass die Verfügbarkeit eines Archives die Kommunikationsprozesse<br />

zwischen dem lokalen <strong>IT</strong>-Umfeld und der<br />

externen Kommunikation wesentlich einfacher und vor allen<br />

Dingen unabhängig von sonstigen Applikationen zu gestalten<br />

sind. Das zentrale Archiv bietet weitgehend barrierefreie Kommunikation<br />

nach innen und außen an.<br />

5. Zentrales intelligentes Archiv als Kernelement einer barrierefreien<br />

Kommunikationsstruktur<br />

Grundsätzlich sind solche Archive die Drehscheibe der internen<br />

und externen Datenkommunikation in einem <strong>Krankenhaus</strong>.<br />

Alle <strong>im</strong> Hause betriebenen Systeme kommunizieren ihre<br />

Daten in das Archiv und bedienen sich der Daten dieses Archives.<br />

Darüber hinaus bieten diese Archive weitere Funktionen<br />

für Retrieval unterschiedlicher Ausprägungen an. Der besondere<br />

Vorteil einer Kommunikationsstruktur mit einem zentralen<br />

intelligenten Archiv liegt in einer völlig barrierefreien<br />

Kommunikation. Ist nämlich in einem <strong>Krankenhaus</strong> kein zentrales<br />

intelligentes Archiv vorhanden, dann gehen die Kommunikationsbeziehungen<br />

<strong>im</strong>mer über das <strong>im</strong> Einsatz befindliche KAS<br />

oder die klinischen Subsysteme. Benötigte Daten muss man in<br />

diesen Systemumgebungen abfragen und selbst erzeugte Daten<br />

muss man in diesen Umgebungen ablegen. Leider ist es nun<br />

mal so, dass die etablierten Lieferanten von KAS-Umgebungen<br />

oder von Subsystemen gar kein Interesse an der Einführung<br />

innovativer Systeme haben und dies durch exorbitant hohe<br />

Schnittstellenkosten oder direkte Ablehnung<br />

einer Kommunikationsbeziehung verhindern.<br />

Wenn aber zentrale Archive <strong>im</strong> Einsatz sind,<br />

und diese nicht von den etablierten KAS-Lieferanten<br />

bereitgestellt werden, dann können<br />

alle Kommunikationsbeziehungen über das<br />

Archiv laufen. Neue Anwendungen sind plötzlich<br />

barrierefrei integrierbar, ohne auf Hilfe<br />

der anderen Systemlieferanten angewiesen<br />

zu sein. Diese Architektur ist insbesondere<br />

auch für den künftigen Einsatz von Watson<br />

in den Ambulanzen elementar wichtig, da die<br />

Datengrundlage zum Patienten nicht nur aus<br />

dem mitgebrachten Papier und dem Anamnesebogen<br />

resultiert, sondern einerseits über die<br />

Allianzplattform WebEPA+ (wenn der Patient<br />

eingewilligt hat) und andererseits über lokale<br />

Behandlungsdaten angereichert wird. Diese<br />

Art der Datenzusammenführung und Bereitstellung<br />

für die Watson-Foundation 2<br />

darf keine Barrieren seitens<br />

des Engpasses „KIS/KAS“ haben, sondern muss einfach und<br />

komfortabel über das lokale intelligente Archiv des jeweiligen<br />

<strong>Krankenhaus</strong>es geschehen.<br />

112


III. Digitalisierung: E-Procurement, E-Hygiene, <strong>IT</strong>-Sicherheit<br />

Das erläuterte Archiv mit seinen Funktionen und seiner zentralen<br />

Kommunikationsfunktion ist „das Kernelement“ der KAS<br />

4.0-Architektur und für den Einsatz innovativer Technologien<br />

unabdingbar.<br />

6. Intelligentes zentrales Archiv als Innovationsbrücke (ein<br />

Beispiel)<br />

Das folgende Beispiel demonstriert, wie man unter Nutzung<br />

der Archiv-Funktionen neue Technologien relativ einfach in einen<br />

Kommunikationskreislauf integrieren kann. Der Patient auf<br />

Normalstation bekommt ein Vital-Sensor.<br />

1. Im Z<strong>im</strong>mer der Patientin steht eine Pumpe.<br />

2. Die ID-Nummern beider Devices werden <strong>im</strong> KAS zur<br />

Patientin notiert (Beliebiges Feld).<br />

3. Sensor sendet Vital-Daten via Bluetooth.<br />

4. Pumpe sendet Daten via LAN (Pumpe ist netzwerkfähig).<br />

5. Concentrator-Box wandelt Bluetooth nach LAN.<br />

6. Daten von Sensor und Pumpe werden in temporärer Datenbank<br />

strukturiert.<br />

7. Sensor-ID und Pumpen-ID mit Sensor-Daten und Fluss-Daten<br />

gehen in Archiv (Standardschnittstelle).<br />

8. Im Archiv (Daten des Patienten sind ständig <strong>im</strong> Archiv aktualisiert)<br />

werden Sensor-Daten und Pumpendaten dem<br />

Patienten zugeordnet.<br />

9. Jetzt stehen allen Systemumgebungen (KAS, WebEPA+,<br />

Watson, etc.) diese Daten über das Archiv zur Verfügung.<br />

7. Zusammenfassung<br />

Das zentrale Archiv ist die barrierefreie Brücke für neue Anwendungen.<br />

Genauso ist es jetzt vorstellbar, dass eine vollständig<br />

neue Applikation eingeführt wird, und diese sich mit dem Archiv<br />

konnektiert. Dann stehen dieser Applikation sofort (natürlich<br />

nach Berechtigung) alle Daten der betroffenen Patienten zur<br />

Verfügung. Das Archiv verbindet alte und neue Welten ohne<br />

Systembrüche zu verursachen.<br />

Hier nochmals die Rahmenbedingungen für ein effizientes Management<br />

der <strong>IT</strong>-Infrastruktur:<br />

> > Allein Betriebsprozesse best<strong>im</strong>men die <strong>IT</strong>-Architektur;<br />

> > Nur ein unabhängiges Archiv garantiert barrierefreie Einbindung<br />

innovativer Applikationen, ohne auf die traditionellen<br />

Provider KIS/KAS oder der Subsysteme zu benötigen;<br />

> > Das intelligente Archiv ist Kommunikationszentrale und Brückenkopf<br />

für Innovationen;<br />

> > Die Krankenhäuser müssen ihre Architektur nach Maßgabe<br />

dieser Forderung umbauen, wenn sie am Wettbewerb moderner<br />

Entwicklungen teilnehmen wollen.<br />

RHÖN-KLINIKUM AG<br />

Bereichsleitung Koordination<br />

<strong>IT</strong>/Konzern EDV<br />

Schlossplatz 1<br />

97616 Bad Neustadt a. d. Saale<br />

Tel.: +49 9771 / 65-1400<br />

Fax: +49 9771 / 65-9191<br />

E-Mail: Kurt.Marquardt@<br />

rhoen-klinikum-ag.com<br />

Internet:<br />

www.rhoen-klinikum-ag.com<br />

113


Annett Müller<br />

Bereichsleiterin Medizinische Dokumentation,<br />

DMI GmbH & Co. KG, Münster<br />

Y Die digitale Patientenakte –<br />

Chancen und Gefahren<br />

Einleitung<br />

Die Patientenakte ist nicht nur ein wichtiges Dokumentationssystem<br />

<strong>im</strong> Gesundheitswesen. Sie stellt auch ein wichtiges<br />

Bindeglied zwischen den unterschiedlichen Prozessen dar. Die<br />

einzelnen Bestandteile der Patientenakte dienen unter anderem<br />

zur Kommunikation <strong>im</strong> Rahmen der Behandlung des Patienten<br />

und sind wichtige Informationshilfen in den Prozessen der Abrechnung,<br />

des MDK-Managements, der Qualitätssicherung,<br />

des Leistungsangebotes sowie <strong>im</strong> Rahmen klinischer Studien.<br />

Um die Patientenakte mehreren Nutzern, mit entsprechenden<br />

Zugriffsrechten, verfügbar zu machen, ist es notwendig, sich<br />

weiter vermehrt und intensiv mit der Thematik digitale Patientenakte<br />

auseinander zu setzen. Digitale Patientenakten erleichtern<br />

die Erfüllung der genannten Ziele und Anforderungen an<br />

die medizinische Dokumentation.<br />

Aktuelle Situation in deutschen Kliniken<br />

Die vollzählige, aber auch vollständige klinische Dokumentation<br />

spielt eine wichtige Rolle, um nachfolgende Prozesse – wie Privatliquidation,<br />

Abrechnung, Qualitätssicherung – ordnungsgemäß<br />

zu bedienen. Die Informations- und Dokumentationsflut<br />

ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Bestand vor 40 Jahren<br />

eine Krankenakte durchschnittlich aus 20 einzelnen Belegen,<br />

finden sich heute durchschnittlich 60 Einzelbelege darin. Die<br />

an der Behandlung beteiligten Personen dokumentieren nicht<br />

mehr nur zur Erinnerung und zur leistungsgerechten Abrechnung,<br />

sondern auch für die Qualitätssicherung und klinische<br />

Forschung. In den deutschen Kliniken findet sich infolge der eingetretenen<br />

Digitalisierung nunmehr ein wahrer Datenschatz,<br />

der gehoben werden kann.<br />

Werden insbesondere <strong>IT</strong>-Mitarbeiter eines <strong>Krankenhaus</strong>es gefragt,<br />

wie hoch der aktuelle Digitalisierungsgrad in der Klinik<br />

ist, kommt oft die Antwort: „Wir haben über 80 Prozent rein<br />

elektronisch.“ Die Aussagen der Nutzer von Patientenakten sind<br />

dagegen für die gleiche Klinik widersprüchlich: „Wir müssen<br />

<strong>im</strong>mer noch alles ausdrucken und unterschreiben.“<br />

Eine aktuelle Analyse [1] von 165 Patientenakten hat gezeigt,<br />

dass diese auch in 2016 nachweislich <strong>im</strong>mer noch überwiegend<br />

papiergebunden geführt wird. Betrachtet wurden dabei<br />

alle einzelnen Belege hinsichtlich ihrer Entstehungsart, d. h.<br />

erfolgt die klinische Dokumentation auf einem papiergeführten<br />

Formular (analoge Belege) oder erfolgt diese ursprünglich<br />

<strong>im</strong> Klinikinformations- oder Dokumentenmanagementsystem<br />

(elektronische Belege).<br />

pDok<br />

76 %<br />

elektronische und analoge<br />

Dokumentation<br />

eDok<br />

24 %<br />

Abbildung: Anteil elektronischer und<br />

analoger Dokumentation<br />

Die Abbildung zeigt, dass die klinische Dokumentation dieser<br />

Stichprobe (n = 165 Patientenakten) zu 76 Prozent papierbasiert<br />

durchgeführt wird. Gerade 24 Prozent der klinischen Dokumentation<br />

entstehen bereits <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>informationssystem<br />

oder verschiedenen Dokumentenmanagementsystemen.<br />

Die Gründe der verschiedenen Wahrnehmungen – in Bezug<br />

auf den Digitalisierungsgrad – unterschiedlicher Berufsgruppen<br />

in der Klinik sind vielfältig. Der Bereich <strong>IT</strong> wächst generell<br />

114


III. Digitalisierung: E-Procurement, E-Hygiene, <strong>IT</strong>-Sicherheit<br />

und viele neue innovative Entwicklungen halten Einzug in die<br />

Kliniken. Themen wie IHE (Integrating the Healthcare Enterprise),<br />

eFA (elektronische Fallakte) oder auch die elektronische<br />

Gesundheitskarte sind hoch aktuell. Die Nutzer der Patientenakte<br />

haben jedoch best<strong>im</strong>mte Anforderungen an eine digitale<br />

Patientenakte, um diese auch für verschiedene Szenarien opt<strong>im</strong>al<br />

nutzen zu können.<br />

Voraussetzungen und Anforderungen an die digitale<br />

Patientenakte<br />

Die Anforderungen an die digitale Patientenakte sollten <strong>im</strong>mer<br />

von den Nutzern festgelegt werden. Weder Mitarbeiter der <strong>IT</strong><br />

noch die Verwaltung einer Klinik arbeiten mit der Patientenakte.<br />

Endanwender ist das ärztliche, pflegerische und therapeutische<br />

Personal, aber auch die Kodierfachkräfte sowie Medizincontroller.<br />

Alle Berufsgruppen betrachten und nutzen die Patientenakte<br />

unter verschiedenen Gesichtspunkten. Um opt<strong>im</strong>al und<br />

uneingeschränkt arbeiten zu können, sollte die digitale Patientenakte<br />

nachfolgende Anforderungen mindestens erfüllen:<br />

> sehr gute Lesbarkeit gescannter Belege<br />

> opt<strong>im</strong>ale Bildschirmgröße, um auch überformatige Belege<br />

gut lesen zu können<br />

> strukturierte Patientenakten<br />

> zentraler Zugriff auf die vollständige klinische Dokumentation,<br />

d. h. alle gescannten und elektronisch entstandenen<br />

Belege für den Patientenaufenthalt<br />

> zeit- und ortsunabhängiger Zugriff<br />

> Einhaltung des Datenschutz gegenüber Dritten – auch innerhalb<br />

der Klinik, z. B. andere Fachabteilungen<br />

Chancen und Gefahren<br />

Schon heute gibt es bereits einige Kliniken, die mittlerweile auch<br />

die Pflegedokumentation erfolgreich digitalisiert haben. Themen<br />

wie – digitale Signaturen oder notwendige Signaturen –<br />

bremsen den digitalen Fortschritt oft noch aus, so dass auch<br />

bereits digital erzeugte klinische Dokumentation wieder gedruckt<br />

und unterschrieben wird. Welche Chancen die Nutzung<br />

digitaler Patientenakten mit sich bringen, soll nachfolgende<br />

Tabelle verdeutlichen.<br />

Kriterien<br />

Zugriff<br />

Ressourcen<br />

verschwundene Patientenakten<br />

Archivierung<br />

Chancen<br />

> orts- und zeitunabhängig<br />

durch mehrere Nutzer<br />

> schnellerer Zugriff<br />

> keine Kopierarbeiten<br />

> kein Hol- und Bringedienst<br />

> kein Suchen der Patientenakten<br />

> schnellere „Vernichtung“ nach<br />

Ablauf der Aufbewahrungsfristen<br />

> einmal digital, kann die<br />

Patientenakte nicht verlegt werden<br />

> durch ein digitales<br />

Aktenmonitoring kann der aktuelle<br />

Ort der Akte nachvollzogen werden<br />

> Einsparung von Räumen<br />

> Einsparung von Registraturen<br />

> Revisionssicherheit der<br />

Patientenakte<br />

Strukturierung<br />

Vollzähligkeit<br />

Vollständigkeit<br />

Tabelle: Chancen digitaler Patientenakten<br />

> Einsatz der automatischen<br />

Belegerkennung und damit<br />

sinnvolle Strukturierung<br />

> intersektoraler digitaler Austausch<br />

anhand der definierten Belege<br />

> Erstellung verschiedener<br />

Sichten für unterschiedliche<br />

Nutzer (z. B. Ärzte, Pfleger,<br />

MDK, Medizincontrolling)<br />

> Einsatz innovativer<br />

Entwicklungen, z. B. automatische<br />

Vollzähligkeitsprüfung [2]<br />

> Einsatz innovativer Entwicklungen,<br />

z. B. semantische inhaltliche<br />

Analyse der Belege, um<br />

erlösrelevante Diagnosen und<br />

Prozeduren aufzuzeigen<br />

Es gibt genügend essentielle und zukunftsweisende Vorteile<br />

für die Nutzung der digitalen Patientenakte, aber die Gefahren<br />

müssen ebenso berücksichtigt werden. Die nächste Generation<br />

wächst heute schon technikaffin auf, dennoch gibt es<br />

noch genügend Mitarbeiter in den Kliniken, die mit technischer<br />

Unterstützung nichts anfangen können oder auch wollen und<br />

die papiergeführte Patientenakte bevorzugen. Genau diesen<br />

Mitarbeitern und Kollegen sollten die Vorzüge der digitalen<br />

Patientenakte aufgezeigt werden.<br />

Auch wenn bereits vor 20 Jahren behauptet wurde, dass es in<br />

10 Jahren kein Papier mehr geben wird – der Trend zur vollständigen<br />

digitalen Patientenakte entwickelt sich rasant und muss<br />

auch als fester Weg weiter verfolgt werden. Vielleicht klappt es<br />

ja in den kommenden 20 Jahren, dass kein Papier mehr <strong>im</strong> deutschen<br />

<strong>Krankenhaus</strong> <strong>im</strong> Umlauf ist. Die ambulante Versorgung<br />

ist hier ein sehr guter Vorreiter und zeigt, dass es möglich ist.<br />

Literatur:<br />

Leiner, Gaus, u. a. (2006) Medizinische Dokumentation. Grundlagen einer qualitätsgesicherten<br />

integrierten <strong>Krankenhaus</strong>versorgung. Schattauer.<br />

Plake C., Müller A., Neumann M., Stein M. (2015) Semantische Analyse von OP-Berichten <strong>im</strong><br />

klinischen Alltag. In: mdi, Jg. 17, Nr. 2, S. 69-72.<br />

[1] Belegstrukturanalyse der Fachdienste Medizinische Dokumentation in der DMI GmbH<br />

& Co. KG<br />

[2] Gemäß Vortrag eines Schlüsselthemas während der Entscheiderfabrik <strong>im</strong> Februar 2015<br />

in Düsseldorf.<br />

DMI GmbH & Co. KG<br />

Otto-Hahn-Straße 11–13<br />

48161 Münster<br />

Tel.: + 49 34321 / 654 59<br />

Fax: + 49 34321 / 654 42<br />

E-Mail: annett.mueller@dmi.de<br />

Internet: www.dmi.de<br />

115


Stefan Müller-Mielitz<br />

DMI Angewandte Forschung, Münster und<br />

IEKF Institut für Effizienz Kommunikation Forschung, Ibbenbüren<br />

Y <strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> Medizincontrolling:<br />

Wie kommt die digitale Akte zum MDK?<br />

Hintergrund<br />

Die elektronische Übermittlung von MDK relevanten Akten aus<br />

dem <strong>Krankenhaus</strong> an den Medizinischen Dienst der Krankenkassen<br />

(MDK) kann von <strong>Krankenhaus</strong>-Computer zu MDK-Computer<br />

elektronisch erfolgen. Da viele Patientenakten noch in<br />

Papierform in Krankenhäusern erstellt werden, müssen die vorhandenen<br />

Papierakten zuvor digitalisiert (gescannt) werden.<br />

Dadurch können die digitalen Akten oder relevante Aktenteile<br />

elektronisch übermittelt werden. Dabei nutzt das <strong>Krankenhaus</strong><br />

die digitale Akte, die gleichzeitig aus gescannten (digitalisierten)<br />

und elektronischen Dokumenten besteht. Es besteht derzeit<br />

eine Dichotomie zwischen originär elektronisch erzeugten<br />

Dokumenten (Word, PDF) und gescannten Dokumenten. Rein<br />

elektronische lokale Akten (z. B. Daten aus der Datenbank des<br />

<strong>Krankenhaus</strong>-Informations-Systems, KIS) sind als Datenschnipsel<br />

für einen Austausch oft nicht nutzbar und müssen in ein<br />

Dokument transformiert werden.<br />

Einleitung<br />

Mit 12 bis 18 Prozent MDK-Prüfquote sehen sich die Krankenhäuser<br />

bei der Dokumentation der Behandlung und der Abrechnung<br />

der erbrachten Gesundheitsleistungen gezwungen,<br />

effiziente und effektive Abläufe bei der Abrechnung mit den<br />

Krankenkassen und be<strong>im</strong> MDK-Prüfverfahren zu etablieren.<br />

Welche aktuellen Möglichkeiten sich für die Häuser ergeben,<br />

zeigt der Artikel auf und stellt drei Strategien vor. Dabei werden<br />

die Abläufe künftig effektiv, wenn Papier digitalisiert und damit<br />

qualitativ auf die Ebene von elektronischen Dokumenten gehoben<br />

wird, und die Abläufe werden künftig effizient, da die Sachbearbeiter<br />

auf Seite des <strong>Krankenhaus</strong>es und des MDK-Dienstes<br />

die digitale Patientenakte nutzen können. Diese kann dann auf<br />

elektronischen Wegen ausgetauscht werden.<br />

Für diesen eAustausch gibt es derzeit zwei Varianten:<br />

1. Nutzung eines Portals auf einer der beiden Seiten (MDK oder<br />

<strong>Krankenhaus</strong>) oder 2. Nutzung von verschlüsselten E-Mails zum<br />

Austausch. Künftig ist über die Telematik-Infrastruktur (TI)<br />

auch ein 3. zielgerichteter Austausch (Datenautobahn) möglich.<br />

Der Austausch ist dann sogar teilautomatisiert denkbar: wenn<br />

entsprechende Verzeichnisdienste aufgebaut worden sind.<br />

Derzeit besteht noch ein Problem, und zwar die unterschiedliche<br />

Benennung von Dokumenten, was <strong>im</strong> Portal oder bei<br />

der E-Mail Probleme des Matchings auf der Empfängerseite<br />

nach sich zieht. Eine einheitliche Benennung hat sich <strong>im</strong> deutschen<br />

Gesundheitswesen noch nicht durchgesetzt, einzelne<br />

Landes-MDK haben aber Listen mit Dokumentenamen bereitgestellt.<br />

Ein zentrales Mapping wird durch die frei verfügbare<br />

Konsolidierte Dokumenten Liste (KDL) möglich, die der Archivierungs-<br />

und Scandienstleister DMI zur Verfügung stellt (Mail an<br />

fmd-leisnig@dmi.de). Mit dieser Kerndokumentation deutscher<br />

Krankenhäuser ist es möglich, die vielfältigen Benennungen in<br />

der Papier- und E-Akte auf die MDK-Namen zu mappen, was<br />

technisch <strong>im</strong> Hintergrund erfolgen kann und die Sachbearbeiter<br />

direkt unterstützt. Welche Strategien stehen Krankenhäusern<br />

nun zur Verfügung?<br />

Strategie Nr. 1: Status quo<br />

Etwa 900 Krankenhäuser arbeiten derzeit nach Marktbeobachtung<br />

von DMI (Archivdienstleister und Scandienstleister<br />

aus Münster) mit entsprechenden Medienbrüchen von Papier<br />

und elektronischen Informationen und produzieren damit eine<br />

hybride Akte: papierbasiert und originär elektronisch. Originär<br />

elektronische Dokumente sind Dokumente, die elektronisch<br />

erzeugt und weiterverarbeitet werden können: eDokumente.<br />

Demgegenüber stehen sogenannte pDokumente, die manuell<br />

erstellt oder aus Papierformularen erzeugt worden sind. Oft<br />

werden auch elektronische Dokumente ausgedruckt. Das ist<br />

der besagte Medienbruch.<br />

116


III. Digitalisierung: E-Procurement, E-Hygiene, <strong>IT</strong>-Sicherheit<br />

Strategie Nr. 2: Digitalisierung durch Scannen: dAkte<br />

Eine sinnvolle Zwischenstrategie ist es, die Papierdokumente<br />

zu scannen und sie durch technische Verfahren wie (Indexierung=Benennung)<br />

und Qualifizierung (wie Vollzähligkeitsprüfung<br />

der Dokumente in einer Akte) dem elektronischen<br />

Dokument gleich zu stellen. Durch die Nutzung von OCR-Containern<br />

ist es möglich, die gescannten Dokumente auch inhaltlich<br />

zu durchsuchen. Neue Technologien von ID und 3M<br />

ermöglichen darüber hinaus die inhaltlich semantische Analyse<br />

und damit die Unterstützung bei der Kodierung von Arztbriefen<br />

und Befunden. Ein sinnvoller Nebeneffekt ist bei diesem Vorgehen,<br />

dass die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen behutsam<br />

an die Nutzung von PCs herangeführt werden, was zu einer<br />

Akzeptanzverbesserung auch bei der digitalen Akte führt.<br />

Strategie Nr. 3: Digitalisierung durch Elektronifizierung:<br />

eAkte<br />

Der originär erzeugten Dokumentation gehört die Zukunft.<br />

Aber der Weg dorthin wird lang sein. Es wird viel Aufwand<br />

bedürfen, die in der Papierwelt aufgebaute Dokumentation<br />

sinnvoll in elektronische Dokumentation zu überführen. Selbst<br />

wenn dieses gelänge, kann die eDokumentation nur seine Qualitäts-,<br />

Effektivitäts- und Effizienz-Effekte entfalten, wenn die<br />

Daten semantisch operabel vorliegen. Dieser letzte Schritt wird<br />

eine Mammutaufgabe sein.<br />

Das bisherige und sehr leidige Thema „Schnittstellen“ muss in<br />

einer effizienten eWelt der Vergangenheit angehören. Dazu<br />

bedarf es der bereits heute verfügbaren Profile von IHE, der<br />

vorhandenen Standards von HL7 und DICOM. Ziel muss die<br />

Erstellung von semantisch interoperablen CDA-Dokumenten<br />

vom Level 3 sein, deren Inhalte kodiert sind. Erst dann können<br />

empfangene <strong>IT</strong>-Systeme einmal erhobene Daten sinnvoll weiterverarbeiten<br />

und auch für weiterführende Analysen nutzen.<br />

Hierzu fehlen aber in Deutschland noch relevante semantische<br />

Standards von Medizinvokabularen wie Snomed CT oder ähnlich<br />

hochstrukturierte medizinische Klassifikationen wie LOINC. ICD<br />

10-GM ist in Deutschland gut verfügbar, stößt langfristig an<br />

seine Grenzen und ist pr<strong>im</strong>är für die Abrechnung von medizinischen<br />

Leistungen erstellt worden und nicht für die Übermittlung<br />

klinischer Daten.<br />

eDaten in der lokalen ePA<br />

Die in den Krankenhäusern aufgebauten Datenbestände in<br />

den <strong>Krankenhaus</strong>-Informations-Systemen können als lokale<br />

elektronische Patientenakte (ePA) bezeichnet werden, diese<br />

Akte ist lokal <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> hochverfügbar, aber nicht über<br />

die <strong>Krankenhaus</strong>grenze hinweg und auch nicht interoperabel.<br />

Konkret können zwei Krankenhäuser nicht ihre Datenbestände<br />

austauschen – auch wenn sie das KIS vom selben Hersteller<br />

haben. Zum Beispiel <strong>im</strong> Fall einer interregionalen Verlegung. Die<br />

lokale ePA1 ist nicht kompatibel mit der lokalen ePA2 in einem<br />

zweiten <strong>Krankenhaus</strong>. Das Problem trifft insbesondere auch<br />

<strong>Krankenhaus</strong>verbünde.<br />

pDokumente werden zu dDokumenten<br />

Ein nicht unerheblicher Teil von Patientenakten (je nach Haus<br />

sind es 50 bis 100 Prozent) wird auf Papier erzeugt. Durch Digitalisierung<br />

in Form von Scannen werden diese pDokumente<br />

und eDokumente, die durch die automatische Indexierung der<br />

Dokumente auch genau benannt werden können. Ein gescanntes<br />

Dokument ist dann gleichwertig einem PDF, das aus einem<br />

Arztbrief erzeugt wurde und als eDokument bezeichnet wird.<br />

Für das MDK-Szenario von <strong>Krankenhaus</strong> 1 zu MDK A reicht es<br />

völlig, wenn die digitale Akte eine einheitliche Benennung in<br />

den Dokumenten erhält. Dadurch ist es einfach möglich, die<br />

MDK-relevanten Dokumente sicher zu identifizieren. Viele<br />

MDKs in den einzelnen Bundesländern haben spezifische<br />

Listen für die Übermittlung der Dokumente angelegt. Diese<br />

Listen müssen mit der <strong>Krankenhaus</strong>liste abgeglichen werden.<br />

Das einheitliche Benennen der Dokumente muss auch für die<br />

elektronisch erzeugten Dokumente erfolgen.<br />

Konsolidierte Dokumenten Liste (KDL)<br />

Die Konsolidierte Dokumenten Liste (KDL) führt alle bekannten<br />

Dokumentenbezeichnungen auf derzeit 300 Standard-Namen<br />

zusammen. Die KDL bietet folgende Vorteile: standardisiert<br />

benannte Dokumente können auf Vollzähligkeit geprüft werden:<br />

Ist das Dokument in der Akte? Im Falle der MDK-Prüfung<br />

liegt eine Referenz bereit: der §21 Datensatz. Werden die <strong>im</strong><br />

Datensatz abgerechneten OPS-Code auf die Standarisierten<br />

KDL-Dokumente gemappt, kann der Computer feststellen,<br />

ob die entsprechende Dokumentation vorhanden ist. Ein Effizienzvorteil<br />

für den Medizincontroller, wenn er eine Übersicht<br />

erhält, welche Dokumente vorhanden und noch wichtiger nicht<br />

vorhanden sind. Dabei ist die Technologie derzeit soweit vorangeschritten,<br />

dass die Aussagen auf Dokumentenebene erfolgen<br />

können. Abhängigkeiten von einzelnen Daten sind derzeit noch<br />

nicht realisierbar. Aber <strong>im</strong>merhin: wenn 5 OPs durchgeführt<br />

worden sind, fällt dem Computer auf, dass nur 3 OP-Berichte in<br />

der Akte sind, egal ob eDokument oder gescanntes dDokument.<br />

Fazit<br />

Das Scannen von Papier bietet den Krankenhäusern Effizienzvorteile,<br />

da Papier durch automatische Indexierung und OCR-Erkennung<br />

auf die Ebene eines PDFs gestellt wird, das aus einer<br />

Textverarbeitung entstanden ist. Mit der Konsolidierten Dokumenten<br />

Liste (KDL) können Krankenhäuser Merkmale zu ihren<br />

Dokumenten vergeben, damit Dokumente pass- und zielgenau<br />

für Anwendungen wie MDK-Begehung zusammengestellt<br />

werden können. Durch die Dokumentennormierung <strong>im</strong> Hintergrund<br />

werden positive Effekte erzielt, insb. werden Mitarbeiter<br />

und Mitarbeiterinnen an das digitale Arbeiten herangeführt.<br />

Institut für Effizienz<br />

Kommunikation Forschung<br />

GmbH (IEKF GmbH)<br />

Prinzhügel 39<br />

49479 Ibbenbüren<br />

Tel.: +49 5451 / 4999122<br />

E-Mail:<br />

stefan.mueller-mielitz@iekf.de<br />

117


Dr. med. Max<strong>im</strong>ilian C. von Eiff<br />

Klinik für Urologie, Kinderurologie und<br />

Uro-Gynäkologie, St. Josef <strong>Krankenhaus</strong>, Hamm<br />

Univ.-Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Direktor am Ludwig Fresenius Center for Health Care<br />

Management and Regulation an der HHL Leipzig<br />

Graduate School of Management und Leiter des Centrums<br />

für <strong>Krankenhaus</strong>-Management (Uni Münster)<br />

Y <strong>IT</strong>-Management in Patientenversorgung und<br />

<strong>Krankenhaus</strong>logistik<br />

Perspektiven für bedarfsgerechte und<br />

wirtschaftliche Versorgungsprozesse<br />

Kaum ein anderer Bereich <strong>im</strong> Gesundheitswesen besitzt so viel<br />

Potenzial zur Steigerung der Prozesseffizienz, zur Verbesserung<br />

von medizinischer Qualität sowie Patientensicherheit und letztlich<br />

zur Erreichung eines nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolgs<br />

wie der Bereich der Informationstechnologie.<br />

Insbesondere Anwendungen in den Bereichen Qualitätssicherung,<br />

Wissensmanagement, OP-Management, Supply-<br />

Chain-Management und Precision Medicine tragen zur Prozesseffizienz<br />

bei.<br />

1. Handlungsfelder der „Digitalen Revolution“ <strong>im</strong> Gesundheitssystem<br />

Medizinische Leistungen werden in arbeitsteiligen Prozessen<br />

sowie Sektor übergreifenden Versorgungsnetzen erbracht.<br />

<strong>IT</strong>-Technologie ermöglicht die bedarfsgerechte und wirtschaftliche<br />

Versorgung der Bevölkerung mit präventiven, klinischen<br />

und rehabilitativen Leistungen. An drei Bereichen wird deutlich,<br />

welche Einflüsse auf Behandlungsformen, Versorgungskonzepte,<br />

medizinische Berufsbilder und die Rolle des Patienten<br />

prognostizierbar sind: Digital Health, Big Data und 3D-Druckertechnologie.<br />

<strong>IT</strong>-strategisch betrachtet werden diese Bereiche<br />

bezogen auf die Gestaltungschancen von <strong>Krankenhaus</strong>-Prozessen<br />

unter dem Begriff „<strong>Krankenhaus</strong> 4.0“ sortiert. Neue<br />

diagnostische und therapeutische Ansätze werden mit Unterstützung<br />

durch das <strong>IT</strong>-Management <strong>im</strong> Rahmen des Ansatzes<br />

der „Precision Medicine“ erschlossen.<br />

1.1 Digital Health<br />

Digital Health bezeichnet die Verschmelzung von medizinischem<br />

Wissen mit <strong>IT</strong>-Anwendungen bzw. <strong>IT</strong>-Technologien<br />

zwecks Verbesserung der medizinischen Versorgung und<br />

Überwachung von Patienten. So kann via Smartphone <strong>im</strong><br />

24/7-Betrieb festgestellt werden, ob ein Patient die verordneten<br />

Medikamente eingenommen hat, ebenso sind Vitaldaten (Puls,<br />

Blutdruck, Sauerstoffsättigung) überprüfbar und es kann über<br />

Körpertemperatur und Bewegungsmuster kontrolliert werden,<br />

ob ein Patient <strong>im</strong> häuslichen Bereich gestürzt ist.<br />

Digital Health-Technologien sollen dazu beitragen, dass<br />

> ältere Menschen länger in ihrer gewohnten sozialen Umgebung<br />

verbleiben können, anstatt in ein Alten-/Pflegehe<strong>im</strong><br />

überzusiedeln,<br />

> die Compliance, also therapietreues Verhalten von Patienten,<br />

gesteigert wird,<br />

> unnötige <strong>Krankenhaus</strong>einweisungen vermieden werden und<br />

> eine präventionsorientierte Lebensführung gefördert wird.<br />

In diesem Bereich entwickelt sich ein Milliarden schwerer<br />

Markt, in dem mittlerweile auch Spieler investieren, die bisher<br />

<strong>im</strong> Gesundheitswesen nicht präsent waren (Apple: Gesundheits-iWatch;<br />

Google: Glukose-Monitoring Kontaktlinse).<br />

Dieser Markt für digitale Gesundheit revolutioniert die Geschäftsmodelle<br />

<strong>im</strong> Krankenversicherungsbereich sowie bezogen<br />

auf Organisationsformen der medizinischen Versorgung<br />

und er verändert das Rollenverständnis zwischen Arzt und<br />

Patient. Dies demonstriert die Einführung von Frühwarnsystemen<br />

für Herzpatienten nach einer Schrittmacher- oder Defibrillator-Implantation.<br />

Das Cardio-Messenger-System der Firma<br />

Biotronik zur häuslichen Fernüberwachung von Arrhythmie-Patienten<br />

trägt dazu bei, unnötige <strong>Krankenhaus</strong>einweisungen zu<br />

vermeiden sowie die Behandlungskosten von Patienten um ca.<br />

10 Prozent zu senken (siehe Abbildung 1).<br />

118


III. Digitalisierung: E-Procurement, E-Hygiene, <strong>IT</strong>-Sicherheit<br />

Digital Health<br />

Frühwarnsysteme für Herzpatienten ermöglichen schnelle Hilfe <strong>im</strong> Bedarfsfall und<br />

verhindern unnötige Einweisungen ins <strong>Krankenhaus</strong><br />

Service Center<br />

Website<br />

Cardio Messenger<br />

Überwachungsstelle<br />

Patient<br />

CM<br />

Arrhytmien<br />

› Herzfunktion<br />

› Schrittmacher und<br />

Defi-Überwachung<br />

Aufbereitung<br />

der Daten<br />

Behandlung <strong>im</strong> Bedarfsfall<br />

Home Monitoring<br />

System von Biotronik<br />

Das Risiko, unangemessen in ein <strong>Krankenhaus</strong><br />

eingewiesen zu werden ist um 70 % niedriger<br />

(Pilotergebnis Frankreich)<br />

Leistungskatalog der DAK<br />

08-14-01.ppt<br />

HHL Leipzig Graduate School of Management, Center for Health Care Management and Regulation, Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Abbildung 1: Patientenüberwachung am Beispiel des Cardio Messengers.<br />

Das Einsparpotenzial durch Digital Health wird auf Milliarden<br />

geschätzt, und zwar insbesondere <strong>im</strong> Bereich des<br />

Medikationsmanagements.<br />

Digital Health-Anwendungen (z. B. akustische Erinnerungsfunktion<br />

zur zeitgerechten Einnahme von Medikamenten) können<br />

dazu beitragen, die Therapietreue zu erhöhen sowie eine präventionsorientierte<br />

Lebensführung (z. B. durch Glukose-Monitoring,<br />

Bewegungskontrolle) zu realisieren.<br />

Eine weitere Digital Health-Anwendung ist die elektronische<br />

Gesundheitskarte.<br />

Die Vorteile der elektronischen Gesundheitskarte lassen sich<br />

wie folgt zusammenfassen:<br />

> Steigende Patientensicherheit durch (automatische) Reaktionskontrolle<br />

(Wechselwirkungen) neu verordneter Medikamente<br />

(Integration von Verordnungssoftware);<br />

> Reduktion der Behandlungskosten von Patienten (Vermeidung<br />

von Doppeluntersuchungen);<br />

> Zielorientierte, medizinisch angemessene Behandlung durch<br />

Verfügbarkeit von Laborbefunden, früheren Erkrankungen,<br />

bildgebenden Daten aus MRT, CT, US, OCT, etc. und Verlaufskontrollen<br />

wichtiger Parameter (HbA1c-Wert, Linksventrikel-Funktion,<br />

Blutdruck, …);<br />

> Schnelle Verfügbarkeit von Zweitmeinungen aus spezialisierten<br />

medizinischen Zentren;<br />

> Sinkende Kosten durch direkte Abrechnung zwischen Ärzten,<br />

Apothekern und Krankenkassen (Schätzung: circa. 200 Mio.<br />

Euro pro Jahr), durch Vermeidung von Versicherungsbetrug<br />

(Bild des Versicherten auf der Karte; Schätzung: 1 Mrd. Euro<br />

je Jahr). Insgesamt gehen Experten davon aus, dass durch die<br />

EGK-Einsparungen <strong>im</strong> Gesundheitssystem erreichbar sind,<br />

die einer Reduktion des GKV-Beitragssatzes in Höhe von 3,7<br />

Prozentpunkten entspricht.<br />

> Die Kosten der EGK-Einführung werden mit circa. 1,5 Mrd. Euro<br />

beziffert.<br />

1.2 Big Data<br />

Big Data, also der strukturierte Umgang mit großen Datenmengen,<br />

ermöglicht es, aus einer Vielzahl von Daten entscheidungsrelevante<br />

Informationen abzuleiten, daraus zweckorientiertes<br />

Wissen zu generieren und in kürzester Zeit problemlösungsorientiert<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

Aufgrund der bisher vorwiegend militärisch, gehe<strong>im</strong>dienstlich<br />

und ökonomisch motivierten Anwendungsbereiche ist der<br />

Begriff Big Data eher negativ besetzt. So ermöglicht Big Data-Technologie<br />

die Entwicklung von Mustern über das <strong>Einkauf</strong>sverhalten<br />

von Hausfrauen in Supermärkten oder Buchkäufern<br />

bei Amazon.<br />

119


Im medizinischen Bereich zielen Big Data-Anwendungen darauf<br />

ab,<br />

> die diagnostische Präzision zu erhöhen,<br />

> die Zeit zwischen Pr<strong>im</strong>ärdiagnose und Therapie zu verkürzen<br />

sowie<br />

> die therapeutische Präzision zu steigern.<br />

Insbesondere <strong>im</strong> Bereich der Tumordiagnostik und Tumortherapie<br />

zeigen sich die Möglichkeiten von Big Data. Um z. B.<br />

eine Gensequenzierung zwecks Erbgutanalyse bei Tumoren<br />

innerhalb von 24 Stunden durchführen zu können sowie den<br />

Gewebeabgleich in max<strong>im</strong>al zwei Tagen zu realisieren, ist es<br />

erforderlich, superschnelle Rechner zur Verfügung zu haben, die<br />

in Verbindung mit einer effektiven Methode der Datenkompression<br />

aus einer Vielzahl molekularbiologischer Informationen<br />

zweckorientiertes Wissen generieren.<br />

Die Möglichkeiten der personalisierten Medizin (Precision<br />

Medicine) sind ohne Big Data-Technologie nur begrenzt<br />

ausschöpfbar.<br />

1.3 3 D-Druckertechnik<br />

Ein 3D-Drucker ist ein Gerät zur Herstellung dreid<strong>im</strong>ensionaler<br />

Werkstücke (Modelle, Körper, Organe), die computergesteuert<br />

aus flüssigen und/oder festen Werkstoffen (Kunststoffe, Kunstharze,<br />

Keramiken, Metalle) aufgebaut werden. 3D-Drucktechnik<br />

eröffnet die Möglichkeit, komplexe Formen aufzubauen,<br />

wobei für deren Herstellung keine Formen erforderlich sind<br />

und der Herstellungsprozess erfolgt ohne Materialverlust, da<br />

keine Material abtragenden Verfahren (Drehen, Bohren, Fräsen,<br />

Schneiden) nötig sind.<br />

3D-Modelle sind in der Medizin hilfreich, um eine genaue<br />

Kenntnis der anatomischen Besonderheiten eines individuellen<br />

Patienten zu erhalten, mit dem Zweck, komplexe Eingriffe<br />

vorzubereiten. Die Herstellung eines Modells (z. B. Herz, Hüfte,<br />

Gefäße) erfolgt auf Basis von MRT- und CT-Daten, die mittels<br />

Spezialsoftware in ein 3D-Modell umgesetzt und mit einem<br />

3D-Drucker produziert wird. Auf diese Weise lassen sich maßgeschneiderte,<br />

patientenindividuelle Herzklappen, Kiefer, Hüft<strong>im</strong>plantate,<br />

etc. herstellen.<br />

Einsatzbeispiele gibt es bereits überzeugende (siehe Albrecht<br />

et al 2014):<br />

> So wird berichtet von einer Schienung einer Tracheobronchomalazie<br />

eines 20-monatigen Kleinkindes (University of<br />

Michigan) mit Hilfe einer bioresorbierenden Schiene;<br />

> sowie von der Erstellung individueller Prothesenansätze für<br />

Beinamputierte in Uganda.<br />

Der Einsatz von 3D-Drucktechnologie (siehe Abbildung 2) bietet<br />

in der Medizin eine Reihe qualitativer und ökonomischer<br />

Vorteile.<br />

In der Orthopädie ermöglichen individuelle Implantate aus dem<br />

3D-Drucker folgende Effekte:<br />

> Verkürzung der OP-Zeit,<br />

> Reduktion von Nachbehandlungs- und Rekonvaleszenzzeiten,<br />

> wirkungsvollere Funktionserfüllung des Implantats,<br />

> Verzicht auf Befestigungsmittel (Zement, Schrauben, Fixateure)<br />

bei Austausch eines krebsbefallenen Rückwirbels (Vgl.<br />

apoFokus 2014, S. 13.).<br />

Auch in der Herz-, Gefäß- und Neurochirurgie ermöglichen<br />

3D-Druckermodelle eine präzise Vorbereitung auf komplizierte<br />

Operationen. Etwa 1,5-5 Prozent der Bevölkerung entwickelt <strong>im</strong><br />

Lauf des Lebens ein Aneurysma, etwa als ein Ventrikelaneurysma<br />

(Herzwandaneurysma), also eine Ausbuchtung der Herzwand<br />

infolge einer Ausdünnung des Wandgewebes. Durch die sackoder<br />

spindelförmige Ausweitung der Gefäßwand besteht die<br />

Gefahr, dass diese Aussackungen platzen, was beispielsweise bei<br />

einem Aneurysma <strong>im</strong> Kopf unmittelbar zum Tode führen kann.<br />

Deshalb ist eine Intervention erforderlich. Grundlegend für die<br />

Therapieentscheidung sind Größe und Lage des Aneurysmas.<br />

Die Interventionen sind jedoch oft alles andere als Standardeingriffe,<br />

zumal jedes Aneurysma eine andere Struktur aufweist.<br />

Eine Arbeitsgruppe aus Hamburg stellt auf der Jahrestagung der<br />

Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie e.V. eine Methode<br />

vor, um originalgetreue Modelle individueller Aneurysmen <strong>im</strong><br />

3D-Drucker herzustellen. An ihnen kann vorab getestet werden,<br />

welche Therapie am erfolgversprechendsten ist. Komplizierte<br />

Eingriffe können dann auch am Modell geübt werden.<br />

Im Forschungszentrum Medizintechnik in Hamburg sowie in<br />

der Klinik und Polyklinik für Neuroradiologische Diagnostik<br />

und Intervention am UKE Hamburg entwickelten Forscher eine<br />

Methode zur Herstellung von Modellen von Aneurysmen aus<br />

dem 3D-Drucker. So kann die Methode zur kostengünstigen,<br />

originalgetreuen Replikation des individuellen Hirnaneurysmas<br />

eines spezifischen Patienten ermöglichen, die wesentlich zur<br />

individuellen Therapieplanung beitragen kann. Die Modelle<br />

können genutzt werden, um zu entscheiden, welche Intervention<br />

zum Einsatz kommt, zumal sie auch eine S<strong>im</strong>ulation des<br />

Aneurysma-Durchflusses ermöglichen. Darüber hinaus kann die<br />

genaue Platzierung zum Beispiel der Platinspirale (Coil) s<strong>im</strong>uliert<br />

und damit opt<strong>im</strong>iert werden und letztendlich kann der Eingriff<br />

auch vorab durchgespielt werden.<br />

Auch für das Testen neuer Medizinprodukte könnten die Modelle<br />

geeignet sein. Bereits jetzt kommen in Hamburg die<br />

3D-Modelle bei schwierigen Aneurysmen zur Therapieplanung<br />

zum Einsatz. In wenigen Jahren sollen nach Ansicht der Hamburger<br />

Forscher alle Patienten mit komplizierten Aneurysmen<br />

von der Innovation profitieren.<br />

Zukunftsvision ist die Herstellung von Körpergewebe und Organen.<br />

Damit wird die 3D-Drucktechnik eine Reihe ethischer, medizinischer<br />

und ökonomischer und rechtlicher Fragen aufwerfen.<br />

120


III. Digitalisierung: E-Procurement, E-Hygiene, <strong>IT</strong>-Sicherheit<br />

3D-Drucker-Technologie<br />

In 3D-Drucker-Technologie werden dreid<strong>im</strong>ensionale Werkstücke computergesteuert aus<br />

flüssigen und / oder festen Werkstoffen aufgebaut.<br />

Radiologie<br />

Originalgetreues<br />

Herzmodell<br />

Kardiologischer /<br />

herzchirurgischer<br />

Eingriff<br />

• Präzise<br />

Eingriffsplanung<br />

• Detaillierte<br />

Auflösung<br />

Hüftgelenkschaden<br />

mit porösem<br />

Beckenknochen<br />

CT<br />

MRT<br />

3D-Drucker-<br />

Software<br />

Individuelles<br />

Gelenk verankert<br />

mit Stammzellen<br />

des Patienten<br />

• Passgenauigkeit<br />

(geringe Infektionsgefahr)<br />

• Beständigkeit durch<br />

Titan<br />

• Verkürzte OP-Zeit<br />

Ersatz eines von Krebs<br />

befallenen Rückenwirbels<br />

(bösartiger<br />

Tumor innerhalb des<br />

Rückenmarks)<br />

Teilweise Entfernung<br />

des Rückenwirbels<br />

und Einsatz des<br />

Implantats<br />

• Verzicht auf Schrauben<br />

und Zement<br />

• Hochpräzise<br />

Einpassung<br />

• Verwachsen von<br />

Knochen und<br />

Implantat<br />

01-15-14.ppt<br />

HHL Leipzig Graduate School of Management, Center for Health Care Management and Regulation, Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Abbildung 2: 3D-Drucker-Technologie unterstützt Patienten individuelle Therapie-Anasätze<br />

2. <strong>IT</strong>-Management in der <strong>Krankenhaus</strong>logistik<br />

Der Anteil der Materialkosten (medizinischer Sachbedarf) ist<br />

mit über 30 Prozent der Gesamtkosten des <strong>Krankenhaus</strong>betriebs<br />

von einer Größenordnung, die auf Rationalisierungspotenziale<br />

untersucht werden sollte. Dabei ist davon auszugehen,<br />

dass Einsparungen in <strong>Einkauf</strong> und <strong>Logistik</strong> nicht auf Kosten von<br />

Patientenorientierung, Behandlungssicherheit und medizinischer<br />

Qualität realisiert werden dürfen.<br />

2.1 Wandel <strong>im</strong> <strong>Logistik</strong>verständnis<br />

Einer der grundlegenden Fehler bei der strategischen Ausrichtung<br />

sowie der organisatorischen Gestaltung von <strong>Logistik</strong>prozessen<br />

<strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> besteht in der traditionellen<br />

Kunden-Lieferanten-Sicht, wonach ein Hersteller von Medikalprodukten<br />

dem „Kunden: <strong>Krankenhaus</strong>“ die bestellten Waren<br />

zum vereinbarten Preis, in der zugesicherten Qualität, in der<br />

georderten Menge, zum abgesprochenen Termin in das <strong>Krankenhaus</strong><br />

liefert. Diese Art von Kunden-Lieferanten-Verständnis<br />

führt zu einer verbrauchsorientierten <strong>Logistik</strong>steuerung<br />

in Verbindung mit einer BULKWARE-Strategie be<strong>im</strong> Hersteller<br />

und einer Zentrallagerorganisation <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>. Die Konsequenzen<br />

sind bekannt:<br />

> Hohe Lagerbestände mit entsprechender Kapitalbindung;<br />

> Lagerbewirtschaftungskosten (Stauraum, Lagerpersonal,<br />

Verwaltung);<br />

> Handhabungsaufwand für die Vor- und Endkommissionierung<br />

> Innerbetrieblicher Transport;<br />

> Lagerbestandsverwaltung und Dispositionsorganisation<br />

durch Ärzte und Pflegekräfte in den patientennahen Einsatzbereichen.<br />

Durch das Konzept der prozessorientierten <strong>Logistik</strong> (von Eiff<br />

2011) wird das Kunden-Lieferanten-Verständnis neu definiert:<br />

Kunde von Medizin-Produkten ist nicht das <strong>Krankenhaus</strong> oder<br />

dessen Zentrallager, sondern das am Patienten tätige Personal<br />

in den Einsatzstellen (OP, Station, …).<br />

Das Konzept der prozessorientierten <strong>Logistik</strong> (POL) besteht darüber<br />

hinaus aus aufeinander abgest<strong>im</strong>mten Bausteinen zur<br />

Organisation, Steuerung und kontinuierlichen Verbesserung der<br />

Ver- und Entsorgungsprozesse eines <strong>Krankenhaus</strong>es:<br />

1. Die anforderungsgerechte und effiziente Anlieferung (Ziel:<br />

„Ready-for-Use Delivery“/ Efficient Replenishment; das „einsatzfähige<br />

Produkt“ als <strong>Logistik</strong>-Endpunkt).<br />

2. Die effiziente und versorgungssichere Bedarfserkennung<br />

und Disposition (Ziel: kostenmin<strong>im</strong>ale Bestandssicherheit<br />

und Entlastung des Personals).<br />

3. Die effiziente, kunden- und kostengerechte Sort<strong>im</strong>entsgestaltung<br />

(Ziel: Medikalprodukte-Standards).<br />

4. Die effiziente Administration der Versorgungsprozesse (Ziel:<br />

einfache und fehlersichere/fehlertolerante Abrechnung).<br />

121


Medikalprodukte-<strong>Logistik</strong><br />

Direktanlieferung durch logistische Dienstleister in Verbindung mit elektronischen<br />

Versorgungsschränken ist realisiertes Supply Chain Management.<br />

Zahlung<br />

<strong>Einkauf</strong><br />

Debitoren<br />

Meldung<br />

Konsi-Verbrauch<br />

Controlling<br />

Bestellung<br />

Bestands-/Bedarfsmeldung<br />

Lieferant<br />

Lieferant<br />

Lieferant<br />

Direkt-<br />

Lieferant<br />

Lieferung<br />

• Schrankbezogene<br />

Kommissionierung<br />

• Kennzeichnung<br />

Konsignations-Ware<br />

Lieferung<br />

Log-DL<br />

Katheter-<br />

Labor<br />

> Nachkalkulation<br />

> Automatische<br />

Bestandskontrolle<br />

> Bestellauslösung<br />

Direktanlieferung<br />

Pay for Perfomance<br />

Wiederaufbereitung<br />

Entsorgung<br />

Vorreinigung<br />

Präklinische<br />

Diagnostik<br />

Klinisches<br />

Notfall-<br />

Management<br />

> 12-Kanal-EKG > Troponin J/T<br />

> Chest Pain Unit<br />

> Kurzlieger-<br />

Station<br />

Versorgung<br />

<strong>im</strong><br />

ambulanten<br />

Sektor<br />

03-12-01.ppt<br />

Centrum für <strong>Krankenhaus</strong>-Management, Universität Münster<br />

Geschäftsführung: Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Abbildung 3: Medikalprodukte-<strong>Logistik</strong> für ein Herzkatheter-Labor unter Einsatz elektronischer Versorgungsschranksysteme<br />

mit automatisierter Bestandsüberwachung und automatisiertem Bestellwesen.<br />

5. Die wirkungsvolle Organisationsentwicklung (Ziel: durch<br />

die Mitarbeiter akzeptierte, kontinuierliche Verbesserung<br />

von Produktstrukturen und Arbeitsprozessen rund um das<br />

Produkt).<br />

Entscheidende Kosten- und Organisationsvorteile lassen sich<br />

durch eine Continuous Replenishment Organization (= Wiederauffüllen<br />

der verbrauchten Medikalprodukte) in Verbindung<br />

mit einem Category Management (= Bildung von Produktkategorien<br />

nach best<strong>im</strong>mten Einsatzgebieten wie z. B. Anästhesie,<br />

Fallstrukturen, wie z. B. Herzchirurgie, oder Einsatzorten, wie<br />

z. B. Intensivstation, Katheterlabor) erreichen.<br />

2.2 Quick Replenishment <strong>im</strong> Rahmen eines Vollversorgungsmanagements:<br />

der elektronische Versorgungsschrank<br />

Eine ökonomische, ablauforganisatorisch und medizinisch interessante<br />

Organisationsform <strong>im</strong> Rahmen der Medikalprodukte-<strong>Logistik</strong><br />

stellt das elektronische Versorgungsschranksystem dar.<br />

Für eine organisatorisch und budgetmäßig abgrenzbare<br />

Leistungseinheit (z. B. Katheterlabor) werden elektronisch<br />

gesteuerte Versorgungsschränke eingerichtet. Diese Versorgungszellen<br />

nehmen den innerhalb von 24 Stunden benötigten<br />

Medikalproduktevorrat auf. Die Entnahme eines<br />

Medikalartikels durch die Pflege/Funktionskraft erfolgt in folgender<br />

Reihenfolge:<br />

> > Eingabe der User-ID der Schwester (Feststellung der Entnahmeberechtigung);<br />

> > Eingabe der Patientenkennung (Erfassung des Kostenträgers)<br />

> > Eingabe des benötigten Artikels (Erfassung des Materialverbrauchs<br />

pro Patient);<br />

> > Der mit dem Versorgungsschrank gekoppelte Rechner identifiziert<br />

die Lagerschublade des Artikels, entsperrt die entsprechende<br />

Schranktür und bezeichnet den Lagerort <strong>im</strong> Schrank<br />

per Licht-Signal (= Guiding lights);<br />

> > Die Schwester entn<strong>im</strong>mt den Artikel, drückt einen Knopf am<br />

Fachboden und mit Schließung der Schranktür werden zwei<br />

Transaktionsroutinen ausgelöst:<br />

(1) Generieren einer „Restock List“ zur Fixierung des Ersatzbedarfs<br />

(Material Requirement); evtl. Auslösung einer „Bestellung“<br />

auf Basis einer „verletzten Vereinbarung“.<br />

(2) Abruf des Standardpreises für den entsprechenden Artikel<br />

und Zubuchung von Artikel und Artikelpreis auf den Account<br />

des Patienten; evtl. Abruf der Daten für Zwecke der<br />

Fallpauschalen-Nachkalkulation.<br />

Das Versorgungsschrank-Konzept ermöglicht<br />

> > eine lagermin<strong>im</strong>ale <strong>Logistik</strong>steuerung bei nahezu vollständigem<br />

Verzicht auf ein Zentrallager,<br />

> > die patientenbezogene Kostenverrechnung sowie<br />

> > die Entlastung des Personals von <strong>Logistik</strong>-, Dispositions-, Bestandsüberwachungs-<br />

und Verwaltungsaufgaben.<br />

122


III. Digitalisierung: E-Procurement, E-Hygiene, <strong>IT</strong>-Sicherheit<br />

Wiederauffüllungs-Prozess<br />

Die Lagersteuerung ist durch das Ziel der Versorgungssicherheit<br />

gekennzeichnet.<br />

Menge<br />

30<br />

3 6 10 3<br />

24 24<br />

Orientierungs-<br />

Bestand: 30<br />

Radialis-<br />

Set<br />

Durchschnittlicher<br />

Lagerbestand = 24<br />

> Preis pro Einheit = 60 Euro<br />

> Gebundenes Kapital = 1.440 Euro<br />

> Faktischer Mindestbestand = 24<br />

> Potenziale:<br />

→ Raum = - 25 %<br />

→ Gebundenes Kapital = - 360 Euro<br />

→ Personal = 0,8 VZK<br />

MO DI MI DO Fr<br />

Erhebungstage<br />

Zeit<br />

07-10-01.ppt<br />

Centrum für <strong>Krankenhaus</strong>-Management, Universität Münster<br />

Geschäftsführung: Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Abbildung 4: Die Prüfung der Bestell- und Verbrauchszyklen zeigt Möglichkeiten zur Senkung des<br />

Lagerbestandes.<br />

Das Versorgungsschrankkonzept zwingt auch zur grundsätzlichen<br />

Überprüfung des Lagerungs- und Verbrauchsverhaltens<br />

am Verbrauchsort. Abbildung 3 zeigt das Ergebnis einer<br />

CKM-Analyse in einem Herzkatheterlabor (von Eiff, 2012). Als Resultat<br />

dieser Analyse konnte der Lagerbestand an Radialis-Sets<br />

(<strong>Einkauf</strong>spreis zwischen 55 und 70 Euro) um mindestens 25 Prozent<br />

gesenkt werden (siehe Abbildung 4).<br />

Der traditionelle Wiederauffüllprozess bei Einsatz von Versorgungsassistenten<br />

lässt sich durch elektronische Schranksysteme<br />

erheblich vereinfachen, indem die komplette Phase der<br />

„Bedarfserkennung und Bestandsprüfung“ automatisiert wird<br />

und damit faktisch wegfällt (siehe Abbildung 5).<br />

Dadurch werden Kapitalbindungskosten reduziert, und bei<br />

Produkten mit Ablaufdaten wird Verfall vermieden; darüber<br />

hinaus sinkt der Platzbedarf um 25-50 Prozent der Stellfläche.<br />

Ein weiterer Vorteil elektronischer Schranksysteme besteht in<br />

der Möglichkeit zur Verhandlung von Service Level Agreements<br />

(SLA), also Vereinbarungen über einen einzuhaltenden Versorgungsgrad,<br />

durch den kritische Out-of-Stock-Situationen (=<br />

Fehlmengen) vermieden werden (siehe Abbildung 6).<br />

<strong>Logistik</strong>konzepte auf Basis von elektronischen Schranksystemen<br />

ermöglichen insbesondere auch externen Logistischen Dienstleistern<br />

erhebliche Kostenreduktionsmöglichkeiten. Aber auch<br />

Hersteller und Lieferanten von Konsignationsware profitieren<br />

von den durchschnittlich deutlich geringeren Bestandsmengen<br />

(siehe Abbildung 7).<br />

Qualitäts- und Wirtschaftlichkeitseffekte sind überall dort festzustellen,<br />

wo hochwertige, teure Medikalprodukte eingesetzt<br />

werden; so z. B. in Angiographie-Abteilungen, Intensiveinheiten,<br />

Notfallaufnahmen und Herzkatheterlaboren.<br />

Der Versorgungsschrank wird idealerweise verantwortlich von<br />

einem logistischem Dienstleister (LDL) betrieben. Entscheidend<br />

ist, dass alle logistischen Versorgungsformen des <strong>Krankenhaus</strong>es<br />

aufeinander abgest<strong>im</strong>mt sind. Dies trifft insbesondere zu,<br />

wenn parallel zur Vollversorgung auch eingriffsbezogene Sets<br />

zum Einsatz kommen: beide Anlieferungsformen (Set und<br />

Vollversorgung) sind keine alternativen Konzepte der <strong>Logistik</strong>organisation,<br />

sondern sind je nach <strong>Krankenhaus</strong>typ eher als<br />

komplementäre Versorgungsform zu sehen.<br />

Darüber hinaus sollte auch der <strong>Logistik</strong>kreislauf der wiederaufbereitbaren<br />

Medikalprodukte (MPU, Multi Patient Use) beachtet<br />

werden. In Abhängigkeit vom OP-Plan werden alle <strong>im</strong> OP für<br />

einen best<strong>im</strong>mten Eingriff benötigten Produkte eingriffsbezogen<br />

zusammengestellt. Das Schranksystem ermöglicht in<br />

idealer Weise die Anwendung des „Paid-on-Consumption“ als<br />

Abrechnungsform.<br />

Der logistische Dienstleister ist kein Outsourcing-Partner, der<br />

das krankenhauseigene Zentrallager übern<strong>im</strong>mt. Die Leistungen<br />

(das „Produkt“) eines LDL besteht aus mindestens vier<br />

Komponenten:<br />

123


Versorgungslogistik Medikalprodukte<br />

Der Abruf- und Wiederauffüllprozess bei Einsatz von elektronischen<br />

Versorgungsschränken.<br />

06-10-59.ppt<br />

Entnahme- und<br />

Produktgebrauch<br />

Eingabe<br />

persönlicher<br />

Zugangs-Code<br />

Eingabe<br />

Patienten-Code<br />

Eingabe<br />

Produktentnah<br />

me:<br />

‣Art<br />

‣Menge<br />

Entnahme<br />

Schließen des<br />

Schranks<br />

Bedarfserkennung<br />

und<br />

Bestandsüberprüf<br />

-ung<br />

Automat.<br />

elektronische<br />

Information<br />

über aktuelle<br />

Bestandssituation<br />

an LDL<br />

Automat.<br />

elektronische<br />

Information<br />

über<br />

patientenbezogenen<br />

Verbrauch an<br />

Controlling<br />

Abruf und Vor-<br />

Kommissionierung<br />

Elektron.<br />

Soll-/Ist-<br />

Vergleich<br />

Zusammenstellung<br />

Lieferkommission<br />

<strong>im</strong><br />

<strong>Logistik</strong><br />

Zentrum<br />

Centrum für <strong>Krankenhaus</strong>-Management, Universität Münster<br />

Wiederauffüllung<br />

Auffüllung<br />

Regale<br />

Rückkehr in<br />

<strong>Logistik</strong><br />

Zentrum<br />

Effizienzcheck<br />

Direktlieferung<br />

in<br />

Schrank am<br />

Verbrauchsort<br />

Prozess-<br />

SWOT-<br />

Analyse<br />

Verbesserungsmaßnahmen<br />

Geschäftsführung: Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Abbildung 5: Die Bestandsüberprüfung durch Stations-/Funktionsstation und/oder<br />

Versorgungsassistenten ist zeit- und personalaufwendig.<br />

‣ TAT-Zeit<br />

‣ TAT-<br />

Kosten<br />

‣Fehler/<br />

Risiken<br />

> > operative <strong>Logistik</strong>tätigkeiten (Transport, Lager),<br />

> > Dienstleistungen, die den Gebrauchswert eines Produkts erhöhen,<br />

wie z. B. die verbrauchsgerechte Kommissionierung<br />

von Produktsystemen (z. B. montierte Katheter),<br />

> > Organisationsleistungen zur Opt<strong>im</strong>ierung aller operativen<br />

und steuernden Tätigkeiten, die erforderlich sind, um benötigte<br />

Güter zeit-, verwendungs- und entsorgungsgerecht an<br />

den Verbrauchsort zu transportieren,<br />

> > innovative Beratungsleistungen zur ständigen Verbesserung<br />

(KAIZEN) des Güterbeschaffungs- und Gütereinsatzprozesses<br />

(Vorschläge für Set-Stücklisten; Austausch von Komponenten<br />

gegen preiswertere und qualitätsgerechtere Einzelprodukte).<br />

Unter diesem Blickwinkel wird der LDL zum unverzichtbaren<br />

Partner in Beschaffungskommissionen und Standardkonferenzen<br />

(Bereich: Medikalprodukte und Dienstleistungen).<br />

Voraussetzung dafür sind Produktneutralität, Herstellerunabhängigkeit<br />

und Zugang zu globalen Märkten.<br />

Elektronische Versorgungsschränke eignen sich vor allem für<br />

teure und lagerungskritische Artikel (Katheter) sowie kostenintensive<br />

und anwendungskritische Medikamente (Atropin). Die<br />

Schranksysteme bieten durch den Einsatz von Kühlungsmodulen,<br />

auch die Möglichkeit, kühlungspflichtige Medikamente<br />

(Impfstoffe) zu lagern.<br />

Neben der Produktkomplexität kann die Komplexität des Materialversorgungsprozess<br />

durch einen Einsatz von elektronischen<br />

Versorgungsschränken reduziert werden. Wesentliches<br />

Argument ist hier, dass das System, welches an das <strong>Krankenhaus</strong>informationssystem<br />

angebunden ist, über ein aktives Bestandsmanagement<br />

verfügt. Sobald ein Artikel entnommen<br />

wurde, erfolgt eine automatische Bestandskontrolle und gegebenenfalls<br />

Nachbestellung. Dies bedeutet eine Reduzierung<br />

der Arbeitsbelastung des Personals und somit eine Reduzierung<br />

möglicher Fehlerquellen.<br />

Die Schranksysteme werden bereits seit Jahren in Krankenhäusern<br />

in den USA, Japan, den Niederlanden, Israel, Spanien, Italien<br />

und Großbritannien erfolgreich eingesetzt. Sie vereinfachen nicht<br />

nur die Materialversorgung, sondern ihnen ist auch ein positiver<br />

Einfluss auf das klinische Risikomanagement zuzuschreiben.<br />

Indem bei einer Entnahme ausschließlich das Fach des angeforderten<br />

Artikels freigegeben und die genaue Position durch ein<br />

Lichtsignal gegeben wird, wird das Risiko von Fehlmedikationen<br />

durch „sound-alike“ und „look-alike“ Präparate min<strong>im</strong>iert.<br />

Die Schranksysteme bieten eine ökonomisch, ablauforganisatorisch<br />

und medizinisch sinnvolle Organisationsform <strong>im</strong> Rahmen<br />

der Wäsche-, Arznei- und Medikalproduktelogistik. Zu beachten<br />

ist jedoch, dass die Schranksysteme ihre Qualitätssicherungsund<br />

Wirtschaftlichkeitsaspekte erst dann realisieren können,<br />

124


III. Digitalisierung: E-Procurement, E-Hygiene, <strong>IT</strong>-Sicherheit<br />

Sicherheitsziele<br />

Der kostenopt<strong>im</strong>ale Sicherheitsgrad ist nicht das Ziel der Wahl bei<br />

medizinischen Leistungsprozessen (⇒ Service Level Agreement)<br />

Kosten<br />

Sigma-<br />

Level 3,4<br />

Vereinbarter<br />

Sicherheitsgrad<br />

Min<strong>im</strong>um<br />

Sigma-Level<br />

5,5 – 6,0<br />

Kosten für<br />

Sicherheitsmaßnahmen<br />

Kosten durch<br />

Risikoeintritt<br />

Kostenopt<strong>im</strong>aler<br />

Sicherheitsgrad<br />

Medizinischqualitativ<br />

zu<br />

realisierender<br />

Sicherheitsgrad<br />

Sicherheitsgrad<br />

10-08-53.ppt<br />

Centrum für <strong>Krankenhaus</strong>-Management, Universität Münster<br />

Geschäftsführung: Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Abbildung 6: Das Service Level Agreement ermöglicht eine sichere und kostengünstige Materialversorgung und ist<br />

den klassischen betriebswirtschaftlichen Opt<strong>im</strong>ierungsansätzen überlegen, insbesondere bei klinischen Prozessen.<br />

wenn das komplette Versorgungsmanagement zielgerichtet<br />

und prozessorientiert umgesetzt ist (siehe Abbildung 8).<br />

2.3 Unterstützende Technologien für die Materialversorgung<br />

> > Vereinfachung des Bestellvorgangs durch das Barcode-Verfahren<br />

Aus dem Bereich der Industrie sind viele Verfahren bekannt, die<br />

die Materialversorgung elektronisch unterstützen und vereinfachen.<br />

Eine Technologie, mit der auch das Versorgungsmanagement<br />

in Notaufnahmen schrittweise vereinfacht werden<br />

kann, ist die Barcode-Technologie. Ein Barcode ist eine maschinenlesbare<br />

Schrift, welche nach einem best<strong>im</strong>mten Verfahren<br />

verschlüsselte Informationen anzeigt. Barcode-Informationen<br />

können durch optische Lesegeräte eingelesen und mittels EDV<br />

weiterverarbeitet werden.<br />

Es wird zwischen rund 200 verschiedenen Barcodearten und<br />

Codierungstypen unterschieden. Unter anderem gibt es den<br />

aus dem Einzelhandel bekannten linearen Barcode, die aus übereinander<br />

angeordneten Strichcodes bestehende Stapelcodes,<br />

die meist viereckigen Matrix-Codes oder den kombinierten Barcode<br />

(Klaus et al 2008, S. 41). Je nach Einsatzart sind einzelne<br />

Barcodearten und Codierungsformen auszuwählen. Hauptanwendungsbereiche<br />

für Barcodesysteme sind die automatische<br />

Identifikation (z. B. Kundenkarten) und Datenerfassung (z. B.<br />

Kassensysteme).<br />

Im <strong>Krankenhaus</strong> finden Barcodesysteme vor allem <strong>im</strong> Bereich<br />

der Labordiagnostik Anwendung. So werden bei der Aufnahme<br />

eines Patienten erstellte Etiketten zur Kennzeichnung<br />

von Anforderungsbelegen und Röhrchen eingesetzt. Weitere<br />

Einsatzgebiete sind unter anderem die Kennzeichnung von<br />

Instrumenten, die <strong>Logistik</strong>unterstützung der Apotheke und<br />

die administrative Vereinfachung bei Patientenerfassung<br />

und -Verwaltung.<br />

Auch in Notaufnahmen bestehen zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten<br />

für Barcodesysteme. Dabei eignet sich die<br />

Barcode-Technologie, um die Materialversorgung in Notaufnahmen<br />

zu vereinfachen. So können in den Materialschränken und<br />

-schubladen für die einzelnen Produktarten Etiketten mit einem<br />

Barcode angebracht werden. Nach unterschiedlichen Vorgaben<br />

und Verfahren wird dadurch der Bestellvorgang vereinfacht.<br />

Durch das Scannen der Barcodes kann sowohl der Ressourcenverbrauch<br />

zeitnah erfasst werden, als auch eine automatische<br />

Nachbestellung ausgelöst werden. Es ist möglich nach jeder<br />

Entnahme das Etikett zu scannen oder erst bei Unterschreiten<br />

der Mindestmenge. Diese Vorgehensweise kann an die Mitarbeiter<br />

des Hol- und Bringe-Dienstes delegiert und eine Inventur<br />

mittels Barcode durchgeführt werden. Auf diese Weise können<br />

Pflegekräfte vom aufwendigen Verfahren der Bestandskontrolle<br />

zumindest teilweise entlastet werden.<br />

125


Versorgungslogistik mit eVS-System (Medikalprodukte)<br />

Das eVS-System steuert die Prozesse der Bestandskontrolle, Verbrauchskontrolle,<br />

Bestellung, Konsi-Waren-Abwicklung, Wiederauffüllung und Inventur automatisch.<br />

Meldung Konsi-Verbrauch<br />

<strong>Einkauf</strong>/Debitoren<br />

Zahlung Bestellung<br />

Hersteller/Lieferanten<br />

Bestands-/<br />

Bedarfsmeldung<br />

ZL/LDL<br />

• Schrankbezogene<br />

Kommissionierung<br />

• Kennzeichnung<br />

Konsi-Waren<br />

OP/ICU/Stat.<br />

Patient.Ident.<br />

Persönliche<br />

Identifikation<br />

Eingabe<br />

Entnahme<br />

- Produkt<br />

- Menge<br />

Entnahme<br />

Lieferung<br />

Transport<br />

Einlagerung<br />

02-09-06.ppt<br />

Centrum für <strong>Krankenhaus</strong>-Management, Universität Münster<br />

Geschäftsführung: Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Abbildung 7: Versorgungslogistik mit eVS-System. Das eVS-System steuert die Prozesse der Bestandskontrolle,<br />

Verbrauchskontrolle, Bestellung, Konsi-Waren-Abwicklung, Wiederauffüllung und Inventur automatisch.<br />

Es ist grundsätzlich zu beachten, dass das Barcode-Verfahren<br />

<strong>im</strong> Wesentlichen zu einer Vereinfachung des Bestellvorgangs<br />

führt. Eine opt<strong>im</strong>ale Lagerhaltung <strong>im</strong> Sinne der Reduzierung<br />

der Kapitalbindungskosten wird durch dieses Verfahren nur<br />

begrenzt erreicht, da eine geteilte Lagerhaltung erforderlich<br />

ist. An dieser Stelle bieten elektronische Versorgungsschränke<br />

eine Opt<strong>im</strong>ierung der Lagerhaltung.<br />

> > RFID als logistische Unterstützung<br />

RFID (Radio Frequency Identification) ist ein technisches System,<br />

mit dem Daten berührungslos und ohne Sichtkontakt gelesen<br />

und übertragen werden können (von Eiff et al. 2007, S. 599).<br />

Wesentliche Elemente von RFID-Systemen sind die Transponder<br />

als Funk-Kommunikationsgeräte sowie Lesegeräte. Die Technologie<br />

wird zum Zweck der Identifikation und Überwachung von<br />

Objekten genutzt (Franke et al. 2006, S. 17). Ihren Einsatz findet<br />

sie unter anderem bei Zeiterfassungs- und Bestandskontrollsystemen<br />

sowie bei Zutrittskontrollen und Wegfahrsperren.<br />

Im Gegensatz zur Barcode-Technologie, bei der Informationen<br />

ausschließlich durch Sichtkontakt gelesen werden können, erfolgt<br />

die Informationsübermittlung <strong>im</strong> Bereich des RFID mittels<br />

elektromagnetischer Wellen. Dies ermöglicht eine schnelle und<br />

fehlerfreie Abwicklung bei der Erfassung von Objektdaten und<br />

kann in der Folge zu Kosteneinsparungen und Verbesserungen<br />

der Steuerung objektbezogener Prozesse führen (Wehking et<br />

al. 2006). Bislang ist die Technologie schwerpunktmäßig in den<br />

Bereichen <strong>Logistik</strong> und Warenwirtschaft zu finden ist. In deutschen<br />

Krankenhäusern wird ihr Einsatz bislang überwiegend in<br />

Modellvorhaben erprobt. Im Evangelischen <strong>Krankenhaus</strong> Castrop<br />

Rauxel beispielsweise erhalten Mütter und Neugeborene<br />

RFID-Armbänder. Lesegeräte an den Ausgängen der Wöchnerinnenstation<br />

lösen Alarm aus, sobald ein Neugeborenes die<br />

Station ohne seine Mutter verlässt (Witte (2008). Auch in Altenhe<strong>im</strong>en<br />

und geriatrischen Abteilungen von Krankenhäusern<br />

werden bereits Lokalisierungstechnologien zum Schutz der Patienten<br />

genutzt. Dabei wird sowohl auf aktive (Positionierung)<br />

als auch passive Systeme (Nachverfolgung) zurückgegriffen.<br />

Grundsätzlich können RFID-Anwendungen <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

in vier Funktionsbereiche unterteilt werden. Hierzu gehören<br />

die Messdatenüberwachung, das Berechtigungsmanagement<br />

sowie die Prozesssteuerung und die Lokalisierung (Koch et al.<br />

2007, S. 192f.).<br />

Die Messdatenüberwachung kann für Patienten wie auch für<br />

Objekte genutzt werden. Dabei dokumentieren Transponder,<br />

welche mit Sensoren ausgestattet sind, zuvor definierte<br />

Parameter (z. B. Blutzuckerwerte, Einsatzzeiten, etc.) (Ahle<br />

2007, S. 342) Die sogenannten Sensortags werden unter anderem<br />

zur langfristigen Datenerhebung, wie zum Beispiel<br />

der Temperaturüberwachung bei Medizinprodukten oder<br />

der Gebrauchsmessung von Geräten, eingesetzt. Systeme zur<br />

Messdatenüberwachung können erweitert werden durch die<br />

126


III. Digitalisierung: E-Procurement, E-Hygiene, <strong>IT</strong>-Sicherheit<br />

Elektronische Schranksysteme<br />

Elektronische Schranksysteme können in verschiedene <strong>Logistik</strong>kreisläufe wirkungsvoll<br />

(Sicherheit, Verfügbarkeit, Verbrauchstransparenz, …) eingebunden werden.<br />

Freigabefunktion<br />

• Kreditoren<br />

• Arzt (Verordnung)<br />

• <strong>Einkauf</strong> (Produkt)<br />

Apotheke<br />

LDL<br />

Medikamente<br />

Medikalprodukte<br />

Befüllung<br />

Entnahme<br />

Kommissionierung<br />

Pflegekraft<br />

Foto: KEMAS Schranksystem<br />

Administrationsfunktion<br />

Dienstleister<br />

Wäsche<br />

• Rechtevergabe<br />

Rückgabe<br />

Foto: KEMAS Schranksystem<br />

05-15-11.ppt HHL Leipzig Graduate School of Management, Center for Health Care Management and Regulation, Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Abbildung 8: Anwendungsbereiche, Funktionen und logistische Grundprinzipien elektronischer Schranksysteme.<br />

automatische Auslösung eines Alarms bei Über- und Unterschreitung<br />

best<strong>im</strong>mter Werte.<br />

Bei der Nutzung der RFID-Technologie <strong>im</strong> Funktionsbereich<br />

des Berechtigungsmanagements übern<strong>im</strong>mt der RFID-Chip<br />

die Funktion eines Schlüssels. Mitarbeiter und/oder Patienten<br />

erhalten Transponder (in Form eines Armbandes, einer Chipkarte<br />

oder eines Badges, etc.), welche, je nach Programmierung,<br />

den Zugang zu vorab definierten Bereichen ermöglichen oder<br />

verwehren.<br />

Die Anwendungsbereiche Lokalisierung und Prozesssteuerung<br />

greifen häufig ineinander über, da beide die Reduzierung von<br />

Suchzeiten, die Verbesserung der Informationen über Aufenthaltsorte<br />

und Bestände sowie eine Bereichsüberwachung bezwecken<br />

(Ahle 2007, S.193). Bei der Lokalisierung wird ein zu<br />

kontrollierendes Objekt respektive eine Person mit einem Transponder<br />

ausgestattet, welcher seinem Träger eine eindeutige<br />

Kennung zuweist. Dabei wird zwischen aktiven und passiven<br />

Systemen unterschieden. Ein aktives System kennzeichnet<br />

sich durch ein kontinuierliches Senden von Informationen. Die<br />

genaue Position des Objekts/der Person kann auf diese Weise<br />

jederzeit nachvollzogen werden. Bei einem passiven Lokalisierungssystem<br />

sendet der Transponder erst dann Informationen,<br />

wenn er einen kritischen Punkt, in diesem Fall ein Lesegerät,<br />

passiert. Die Prozesssteuerung mittels RFID umfasst nicht nur<br />

die betriebsunterstützende Tätigkeit der Lokalisierung, sondern<br />

kann auch <strong>im</strong> Rahmen der medizinischen Leistungserbringung<br />

angewandt werden. Einem Versuch der University of Nebraska<br />

zufolge, kann durch die Nutzung von RFID das Risiko <strong>im</strong> Körper<br />

zurückgelassener OP-Schwämme reduziert werden (Rogers et al.<br />

2007, S. 1235). Im Rahmen des Versuchs wurden OP-Schwämme<br />

mit Transpondern ausgestattet. Durch ein automatisiertes Abzählen<br />

der Schwämme vor und nach einer Operation konnten<br />

Fehlmengen schnell aufgedeckt werden. Des Weiteren konnten<br />

<strong>im</strong> Körper des Patienten zurückgebliebene Schwämme mit Hilfe<br />

eines Lesegerätes <strong>im</strong> Körper geortet und noch vor Ende der OP<br />

entfernt werden. Diese Prozedur vermindert das Risiko eines<br />

Abszesses und somit einer, unter Umständen notwendigen,<br />

weiteren OP (Rogers et al. 2007, S. 1237).<br />

Neben den genannten Einsatzmöglichkeiten wird die RFID-Technologie<br />

mittlerweile auch <strong>im</strong> Bereich von Notaufnahmen eingesetzt.<br />

Das Asklepios Future Hospital in Hamburg beispielsweise<br />

verwendet die Technologie zum Zweck der Lokalisierung und<br />

Statusüberwachung medizinischer Geräte. Auf diese Weise<br />

sollen die Auslastung der Geräte erhöht und Wartezeiten verkürzt<br />

werden. Es ist ebenfalls geplant, RFID zur Lokalisierung<br />

und Steuerung von Patienten einzusetzen (Koch 2007, S.8). Im<br />

Centre Hospitalier Universitaire de Nice (Universitätsklinikum<br />

Nizza) hat diese Erweiterung bereits stattgefunden. Neben dem<br />

Gerätemanagement erhalten auch Patienten bei der Aufnahme<br />

in das CHU ein RFID-Armband, von welchem in Echtzeit Informationen<br />

zum medizinisch Zustand des Patienten sowie abge-<br />

127


RFID<br />

Elektronische Versorgungsschränke in Verbindung mit RFID-Technologie bewirken<br />

geringere Materialbestände, 30-40% weniger Raumbedarf, beschädigungsfreie Lagerung, automatische<br />

Bestandsüberprüfung und Bestellung sowie eine Patientenbezogene Nachkalkulation<br />

Herzkatheter-Labor<br />

Automatische<br />

Bestandsprüfung<br />

und Bestellung<br />

Katheter<br />

Catheter xyy<br />

Logistischer<br />

Dienstleister<br />

Direkt-<br />

Anlieferung<br />

Elektronischer<br />

Versorgungsschrank<br />

(Medikalprodukte)<br />

Stent<br />

Stent xxy<br />

Identifikation<br />

Kommissionierung<br />

Katheter-Messplatz<br />

Patient mit<br />

RFID-Armband<br />

03-11-46<br />

Centrum für <strong>Krankenhaus</strong>-Management, Universität Münster<br />

Abbildung 9: RFID-Einsatz <strong>im</strong> Herzkatheterlabor<br />

Geschäftsführung: Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

schlossene und ausstehende Behandlungsschritte abgerufen<br />

werden können (Koch 2007, S.9).<br />

Die technische Beschaffenheit der RFID-Transponder ist mittlerweile<br />

derart robust, so dass auch Wäschestücke mit UHF/<br />

RFID-Technologie ausgestattet werden können. Professionelle<br />

Wäschedienstleister unterstützen den <strong>Krankenhaus</strong>betrieb auf<br />

dreifache Art:<br />

> > sie liefern hygienesicherere Produkte (OP-Textilien, Hotelwäsche,<br />

Bekleidung),<br />

> > sie unterstützen bei der Realisierung kostengünstiger und<br />

sicherer klinischer Prozesse und<br />

> > sie sorgen für ökologische Nachhaltigkeit aufgrund der positiven<br />

Öko-Bilanz von Wäscherei-Dienstleistern, insbesondere<br />

gegenüber Einweg-Textilien.<br />

Durch Einsatz von RFID wird die Steuerung des Wäscheeinsatzes<br />

opt<strong>im</strong>iert und das Wäscherei-Controlling präzisiert. So entfällt<br />

z. B. das aufwändige und kostenintensive sortieren und zählen<br />

per Hand. Weiterhin lässt sich die Anzahl gelieferter/abgeholter<br />

Wäschestücke genau erfassen, wodurch eine leistungsgerechte<br />

Abrechnung sichergestellt wird.<br />

Es ist festzustellen, dass RFID <strong>im</strong> Bereich der Materialwirtschaft<br />

bisher nur eingeschränkt genutzt wird. Eine Zunahme ist jedoch<br />

mit der Etablierung des Einsatzes der Technologie zu erwarten.<br />

Dies könnte von <strong>Einkauf</strong>gemeinschaften initiiert werden<br />

oder in einer konzertierten Aktion zwischen Krankenhäusern<br />

und Herstellern erfolgen. Des Weiteren sind mögliche datenschutzrechtliche<br />

Risiken zu beachten. Abbildung 9 zeigt den<br />

RFID-Einsatz in den Bereichen Materialsteuerung und Patientenidentifikation<br />

in einem Herzkatheterlabor.<br />

3. Realisierungshindernisse<br />

Eine auf Konsolidierung, Integration und Prozessorientierung<br />

ausgerichtete <strong>IT</strong>-Strategie ist in der Praxis einer Reihe von Realisierungshindernissen<br />

ausgesetzt.<br />

3.1 Ungeklärte Finanzierung<br />

Ungeklärte Finanzierungsfragen führen dazu, dass einzelne<br />

Stakeholder-Gruppen (z. B. niedergelassene Vertragsärzte,<br />

Kostenträger) befürchten, die Finanzlast alleine stemmen zu<br />

müssen und von daher ablehnendes Verhalten – trotz sachlicher<br />

Richtigkeit eines Konzepts – zeigen. Bestes Beispiel ist<br />

die elektronische Gesundheitskarte, die in der Variante der<br />

Versichertenkarte eingeführt ist, aber weit entfernt von den<br />

Möglichkeiten ist, die sie birgt, um diagnostische und therapeutische<br />

Effektivität zu erhöhen, Patientenrisiken zu senken<br />

und Wirtschaftlichkeitseffekte zu erzeugen (z. B. Vermeidung<br />

von Doppeluntersuchungen, Behandlung chronisch Kranker).<br />

128


III. Digitalisierung: E-Procurement, E-Hygiene, <strong>IT</strong>-Sicherheit<br />

Hospital <strong>IT</strong> Management<br />

The Hospital Information System plays a pivotal role in order to ensure an<br />

integrated <strong>IT</strong> infrastructure<br />

Clinical Information System<br />

Medical Depts.<br />

• Surgery<br />

• Internal Medicine<br />

• Anaesthesiology<br />

• Orthopedics<br />

• Cardiology<br />

• Gynecology<br />

• …<br />

Outpatient<br />

Information System<br />

Emergency Dept<br />

Information System<br />

„Clinical Workplace“<br />

Functional Units<br />

• Intensive Care<br />

• Operating Theatre<br />

• Radiology<br />

• Nuclear Diagnostic<br />

• Labor<br />

• CathLab<br />

• Pathology<br />

• EKG, EEG, Sono<br />

• Pharmacy<br />

• …<br />

Tele-medicine<br />

Services<br />

Tele-radiology<br />

Services<br />

Home Monitoring<br />

3D Printer<br />

Big Data<br />

Applications<br />

Patient Administration<br />

• Admission<br />

• Transfer<br />

• Discharge<br />

• Payment<br />

Hospital<br />

Informat<br />

ion<br />

System<br />

Archive<br />

Electronic Central<br />

Archiving System<br />

Administration<br />

• Controlling<br />

• Medical Controlling<br />

• HR<br />

• Cost Accounting<br />

• Procurement<br />

• Maintenance / Repair<br />

• Food Services<br />

• Accountancy<br />

01-13-20<br />

Centrum für <strong>Krankenhaus</strong>-Management, Universität Münster<br />

Geschäftsführung: Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Abbildung 10: Das umfassende <strong>Krankenhaus</strong>informationssystem und seine intern sowie extern orientierten Bestandteile<br />

3.2 Datensicherheit<br />

Ein weiteres Realisierungshindernis stellt die einseitige Übertonung<br />

des Datenschutzes dar. Überspitzt formuliert gilt in<br />

Deutschland der Grundsatz „Datenschutz vor medizinischer<br />

Behandlungseffektivität und klinischen Patientenrisiken“. Die<br />

Furcht vor dem Missbrauch sensibler Daten (z. B. vergangene<br />

psychotherapeutische Behandlung, Genom-Daten, ableitbare<br />

medizinische Risikoprofile) durch Arbeitgeber oder Versicherer<br />

wiegt oft höher als der Nutzen für den individuellen Patienten<br />

<strong>im</strong> Notfall. Die Diskussion um die Vorratsdatenspeicherung in<br />

Deutschland zeigt, wie Ideologie beladen und unsachlich die<br />

Debatte geführt wird. Dass die Vorratsdatenspeicherung signifikant<br />

dazu beiträgt, nach Terroranschlägen Extremisten-Netzwerke<br />

aufzudecken und zukünftige Anschläge zu verhindern, ist<br />

in Ermittlerkreisen unbestritten. Auch verlangen die Vertreter<br />

der Polizei keinen freien jederzeitigen und präventiven Zugriff<br />

auf diese Daten, sondern sind bereit, dieses Zugriffsverfahren<br />

nur durch richterliche Erlaubnis zu eröffnen. Trotz eines rechtsstaatlich<br />

geregelten Verfahrensentwurfs wird ein abstraktes<br />

Grundrecht auf absolute „Datenunversehrtheit“ von zahlreichen<br />

Politikern höher eingestuft als das Recht des Bürgers vor<br />

Schutz und Unversehrtheit an Geist, Leib und Leben.<br />

3.3 Prozess-Veränderungen<br />

Die Umsetzung innovativer <strong>IT</strong>-Strukturen verändert Arbeitsprozesse,<br />

Zusammenarbeitsformen und Berufsbildstrukturen.<br />

Solche grundlegenden Veränderungen erzeugen bei den Betroffenen<br />

Mitarbeitern Ängste, die zu Realisierungswiderständen<br />

führen. Vor diesem Hintergrund ist die beste <strong>IT</strong>-Strategie wertlos,<br />

wenn sie nicht <strong>im</strong> Rahmen eines strukturierten, planvollen<br />

Change Management-Prozesses umgesetzt wird. Change<br />

Management-Interventionen werden gerade in Institutionen<br />

des Gesundheitswesens noch viel zu wenig genutzt mit der<br />

Begründung, dies sei zu zeitaufwendig und teuer. Erfahrungen<br />

aus der Industrie zeigen aber, dass gerade mit Interventionen<br />

wie Open Space, Try Out, Produktklinik, Benutzer-Service sowie<br />

Key User-Unterstützung Prozesse grundlegenden organisatorischen<br />

Wandels beherrschbar sind.<br />

4. Ergebnisse und Erkenntnisse<br />

Big Data und Digital Health eröffnen neue Möglichkeiten für<br />

die Organisation von medizinischen Veränderungsprozessen,<br />

aber es gibt Grenzen in der Anwendung.<br />

> > Wirtschaftlicher Erfolg und medizinische Qualität entstehen<br />

durch opt<strong>im</strong>ale Prozessorganisation, und diese setzt<br />

wirkungsvolles <strong>IT</strong>-Management voraus.<br />

> > Personalisierte Medizin ist ohne effektives Big Data-Management<br />

nur begrenzt realisierbar.<br />

> > Change Management wird zum Erfolgsfaktor.<br />

> > Erkenntnisse aus dem Bereich der Behavioural Medicine müssen<br />

bei der Gestaltung von Konzepten der Versorgungsorganisation<br />

zwingend berücksichtigt werden.<br />

129


In Zukunft werden Digitale Gesundheitsnetzwerke und telemedizinische<br />

Versorgungsformen die medizinische Qualität<br />

sowie die Wirtschaftlichkeit eines Gesundheitssystems best<strong>im</strong>men.<br />

> > Kern eines <strong>Krankenhaus</strong>-<strong>IT</strong>-Systems ist der „klinische Arbeitsplatz“<br />

(siehe Abbildung 10). Dieser ist Bestandteil des<br />

klinischen Informationssystems, das klinische Patientendaten<br />

fach- und funktionsübergreifend enthält und die Anbindung<br />

zu besonderen extern orientierten Service-Leistungen<br />

(z. B. Zweitmeinungsverfahren über Teleradiologie, Überwachung<br />

von Arrhythmie-Patienten via Home Monitoring, Big<br />

Data-Analysen zum zeitnahen Auslesen von Gensequenzen)<br />

sicherstellt. Die Verbindung zu Patientenadministration, Archiv<br />

und betriebswirtschaftlichen sowie logistischen Daten<br />

rundet ein umfassendes <strong>Krankenhaus</strong>informationssystem ab.<br />

> > Im Bereich der <strong>Krankenhaus</strong>logistik wird der Einsatz von<br />

UHF/RFID-Technologie dazu beitragen, die Arzne<strong>im</strong>ittellogistik<br />

(einschließlich der „letzten Meile“ bis zur Abgabe an<br />

den Patienten) sicherer sowie die Medikalproduktelogistik<br />

wirtschaftlicher zu organisieren.<br />

Literatur:<br />

Albrecht, U.-V.; Franz, S.; Viering, J. (2014): 3-D-Druck: Organe und Implantate aus dem<br />

Drucker? In: Deutsches Ärzteblatt 111(38): 12-15.<br />

apoFokus (2014): 3D-Drucker – Modelle für jeden Lebensbereich, in: apoFokus 3/2014.<br />

von Eiff, M.C.; von Eiff, W. (2016): Perspektiven des <strong>IT</strong>-Managements <strong>im</strong> Gesundheitswesen.<br />

In: Müller-Mielitz, S.; Lux, T. (Hrsg.): E-Health-Ökonomie, Wiesbaden 2016, Seiten 71-95.<br />

von Eiff, W., Hagen, A., Prangenberg, A. (2006), Radio Frequency Identification – Instrument<br />

des klinischen Risikomanagements, in: Eiff, W. von (Hrsg.), Risikomanagement - Kosten/<br />

Nutzen-basierte Entscheidungen <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>, Bd. 2 der Schriftenreihe Gesundheitswirtschaft<br />

<strong>im</strong> WIKOM-Verlag, 2., erweiterte Auflage, Wegscheid 2006, S. 597-614.<br />

von Eiff, W. (2011), Patientenorientierte Arzne<strong>im</strong>ittelversorgung, Georg Thieme Verlag,<br />

Stuttgart.<br />

von Eiff, W. (2012), Lean Management in der <strong>Logistik</strong>. Effiziente Versorgung mit Medikalprodukten.<br />

In: <strong>Krankenhaus</strong> Umschau Gesundheitsmanagement, Heft 11/2012, S. 43-47.<br />

St. Josef-<strong>Krankenhaus</strong> Hamm<br />

Albert-Struck-Straße 1<br />

59075 Hamm/Bockum-Hövel<br />

Tel.: +49 2381 / 961-1600;<br />

+49 2381 / 961-1601<br />

Fax: +49 2381 / 961-1602<br />

E-Mail: Urologie-sek@<br />

josef-<strong>Krankenhaus</strong>.de<br />

Internet:<br />

www.josef-krankenhaus.de<br />

Centrum für <strong>Krankenhaus</strong>-<br />

Management (Uni Münster)<br />

Brandhoveweg 104<br />

48167 Münster<br />

Tel.: +49 174 / 398 713 2<br />

Fax: +49 2506 / 3944<br />

Internet: www.krankenhausmanagement.de<br />

Ludwig Fresenius Center for<br />

Health Care Management<br />

and Regulation<br />

HHL Leipzig Graduate<br />

School of Management<br />

Jahnallee 59<br />

04109 Leipzig<br />

Internet: www.hhl.de<br />

E-Mail: wilfried.von.eiff@hhl.de<br />

130


Man kann nicht alles haben.<br />

Wer sagt das denn?<br />

Der Pionier <strong>im</strong> Imaging wie auch in der <strong>Krankenhaus</strong>-<strong>IT</strong> setzt Maßstäbe durch die<br />

einzigartig große Spannbreite des Angebots. Als Vorreiter <strong>im</strong> Bereich Bildgebung mit<br />

Leistungen und Produkten vom physischen Film bis zu digitaler Radiographie, RIS<br />

und PACS. Als unangefochtener Marktführer in der <strong>Krankenhaus</strong>-<strong>IT</strong> mit den sowohl<br />

breitesten als auch am tiefsten integrierten Offerten an Software-Lösungen.<br />

agfahealthcare.de<br />

Auf Gesundheit fokussiert agieren


Axel Dittmar<br />

Kliniksprecher/Leiter Unternehmenskommunikation,<br />

Klinikum Bielefeld gem. GmbH<br />

Y Social Media Revolution <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>?<br />

Chancen und Grenzen neuer<br />

Kommunikationswege<br />

Facebook und Co. – haben die Art, wie wir mit Freunden und der<br />

Familie, aber auch mit Kollegen und Geschäftspartnern kommunizieren,<br />

verändert. Die Geschwindigkeit und Reichweite<br />

der Kommunikation n<strong>im</strong>mt stetig zu. Wir kommunizieren in<br />

Echtzeit über größte Entfernungen hinweg. Auch die Art der<br />

Kommunikation von Krankenhäusern verändert sich rasant.<br />

Das Klinikum Bielefeld ist <strong>im</strong> Bereich der Nutzung von sozialen<br />

Medien einer der Pioniere der <strong>Krankenhaus</strong>landschaft. Eine<br />

kurze Chronologie: Seit 2009 hat das Klinikum Bielefeld einen<br />

Twitter Account, seit 2011 ist das Klinikum mit drei Accounts<br />

bei Facebook aktiv. Seit 2014 gibt es die Geburtshilfe App der<br />

Geburtshilfestation Babytown und eine App des Klinikums<br />

Bielefeld allgemein.<br />

Welche Ziele verfolgt das Klinikum Bielefeld damit? Zum einen<br />

ist das Kennenlernen von neuen Zielgruppen ein wesentliches<br />

Ziel, zum anderen die Generierung von Traffic für die klassische<br />

Website ein weiteres Hauptziel des Auftritts. Die Profilierung<br />

des Klinikums Bielefeld als modernes Unternehmen <strong>im</strong> Gesundheitssektor<br />

ist ebenso ein Teil der Social Media Strategie wie<br />

auch das Wecken von Interesse potentieller neuer Mitarbeiter.<br />

Wesentlich ist jedoch die Platzierung von medizinischen Themen<br />

rund um das Klinikum Bielefeld, aber auch die Kommunikation<br />

für unsere zahlreichen Patientenveranstaltungen läuft<br />

über die Social Media Kanäle, zuletzt die Übertragung einer<br />

Veranstaltung via Facebook Live.<br />

Die Online Medien – und dort ganz besonders Facebook und<br />

Twitter – entwickeln sich <strong>im</strong>mer mehr zu den Schlüsselmedien<br />

für die Kommunikation des Klinikums. Gleichzeitig mit der Aussendung<br />

von Presseinformationen werden diese in modifizierter<br />

Form auf den unterschiedlichen Plattformen online gestellt<br />

und erreichen somit die Zielgruppe, die sich für Gesundheitsin-<br />

formationen interessiert direkt – bevor es in der Tageszeitung<br />

steht. Eine eigene Form von Corporate Publishing.<br />

Ein wesentlicher Grund für die Konzentration auf die Online<br />

Medien ist das rasante Wachstum der mobilen Nutzung des<br />

Internets. Nahezu 50 Prozent der Zugriffe auf die Homepage<br />

des Klinikums erfolgen schon über Smartphones oder Tablets.<br />

Das Smartphone ist auf dem Weg den tragbaren Computer als<br />

Spitzenreiter in diesem Sektor abzulösen. Auch die klassische<br />

Zielgruppe, die sich mit dem Thema „Gesundheit“ besonders<br />

auseinandersetzt – die Älteren – nutzt zunehmend diese Technik.<br />

Senioren in Deutschland halten ein Handy laut einer repräsentativen<br />

Studie zunehmend für unverzichtbar. 88 Prozent der 60- bis<br />

69-Jährigen haben inzwischen ein Handy, darunter 37 Prozent<br />

ein Smartphone. Auch das mobile Internet wird bei Senioren<br />

<strong>im</strong>mer beliebter. Der Prozentsatz älterer Menschen, die mit dem<br />

Smartphone ins Internet gehen, hat sich laut Studie in nur vier<br />

Jahren mehr als verdreifacht, bei den Ältesten sogar vervierfacht.<br />

Die Menschen sind in den sozialen Netzwerken. Die Journalisten<br />

sind ihnen gefolgt. Und die Kommunikatoren müssen es auch<br />

– schon um zu begreifen, wie sich die Kommunikation derzeit<br />

rasant verändert. Es reicht nicht mehr aus, Inhalte in den klassischen,<br />

analogen Medien zu publizieren, wenn sie nicht auch<br />

in den sozialen Medien ihre Leser finden. Redaktionelle Inhalte<br />

werden zunehmend für unterschiedliche Nutzungssituationen,<br />

Zielgruppen und Gerätetypen aufbereitet werden.<br />

Perspektivisch werden die Inhalte mit dem Ziel erstellt, um in<br />

den sozialen Medien geteilt werden zu können. Das „Digital<br />

Storytelling“ – mit Fotos, Videos und Micro Content – wird auch<br />

in die Kommunikation von Krankenhäusern Einzug halten. Ohne<br />

Fotos und Bewegtbild wird auch in unserem Bereich zukünftig<br />

wenig laufen. Text allein läuft nicht mehr.<br />

132


III. Digitalisierung: E-Procurement, E-Hygiene, <strong>IT</strong>-Sicherheit<br />

Das Klinikum Bielefeld ist <strong>im</strong> Bereich der Nutzung von sozialen<br />

Medien einer der Pioniere der <strong>Krankenhaus</strong>landschaft. Über die<br />

reine Nutzung des Mediums als Kanal um die Pressemitteilungen<br />

nur in anderer Form zu verarbeiten ist die Kommunikationsabteilung<br />

deshalb längst hinaus. Wir wissen, dass hier die<br />

Zukunft der Kommunikation liegt.<br />

Klinikum Bielefeld gem.GmbH<br />

Teutoburger Straße 50<br />

33604 Bielefeld<br />

Tel.: +49 5 21 / 5 81 - 20 81<br />

Mobil: +49 173 / 209 90 39<br />

E-Mail: axel.dittmar@<br />

klinikumbielefeld.de<br />

Internet:<br />

www.klinikumbielefeld.de<br />

Anzeige<br />

133


Peter Junk, M.Sc.<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand,<br />

Internationales Health Care Management<br />

Institut (IHCI), Universität Trier<br />

Y Wie Apps den Alltag <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen erleichtern<br />

Mobile Endgeräte, allen voran Smartphones und Tablets, erfreuen<br />

sich zunehmend größerer Beliebtheit. Sie fügen sich<br />

inzwischen nahtlos in unseren Alltag ein. Die Endgeräte, ausgestattet<br />

mit der Möglichkeit kleine Anwendungen zu installieren,<br />

die Apps oder auch mobile Apps genannt werden, sind<br />

aus der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken, da sie viele<br />

Dinge erheblich erleichtern können. Apps erweitern diese Geräte<br />

und verwandeln diese in spezialisierte Werkzeuge, um<br />

best<strong>im</strong>mte Aufgaben lösen zu können. Viele Menschen sind<br />

den Umgang der intuitiv bedienbaren Mobilgeräte inzwischen<br />

bereits gewöhnt. Laut einer Onlinestudie von ARD/ZDF<br />

hat das Smartphone den PC be<strong>im</strong> Zugriff auf Webseiten mit<br />

66 Prozent bereits überholt [1]. Zudem nutzen bereits mehr als<br />

zwei Drittel der Deutschen ein Smartphone [1]. Auch das Gesundheitswesen<br />

ist von dieser gesellschaftlichen Entwicklung<br />

nicht ausgenommen. Die zügige Verbreitung mobiler Apps <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen ist allerdings nicht nur mit Vorteilen verbunden,<br />

sondern kann auch Risiken bergen. Viele Nutzer setzen<br />

diese Technologien vergleichsweise unreflektiert ein und sind<br />

sich der möglichen Gefahren nicht bewusst. Es gibt bereits eine<br />

Vielzahl an Apps für private Nutzer, Patienten, Ärzte, Krankenhäuser<br />

und andere medizinische Dienstleister. Hierbei weichen<br />

die Erwartungen jedoch erheblich voneinander ab.<br />

Apps für private Nutzer<br />

Private Nutzer interessieren sich vor allem für Themen wie Unterhaltung,<br />

Fitness, Entspannung, Wellness, Kommunikation,<br />

Informationssuche (z. B. zu Krankheiten), Prävention oder Ernährung.<br />

Der normale User hat bereits mehr als 20 Apps auf seinem<br />

Endgerät installiert, jeder Siebte sogar mehr als 40 Apps [2].<br />

Wobei sich diese Zahlen in den letzten Jahren <strong>im</strong> Gegensatz<br />

zur Nutzungszeit einer App kaum verändert haben. Das IMS<br />

Health Institute for Healthcare Informatics hat <strong>im</strong> Jahre 2013<br />

analysiert, dass es alleine <strong>im</strong> US-App Store mehr als 43.000<br />

Apps zum Thema Gesundheit und Fitness gab. Davon waren<br />

allerdings nur 23.000 Apps tatsächlich Gesundheits-Apps, die<br />

relevante Funktionen rund um die Gesundheit boten [3]. Diese<br />

Zahlen dürften bis 2016 nochmal gestiegen sein. Die Vielfalt<br />

an Apps aus der Kategorie ‚Gesundheit‘ n<strong>im</strong>mt stetig zu und<br />

erstreckt sich dabei von sehr einfachen Anwendungen, wie<br />

der Erinnerung des Patienten, seine Tabletten zum richtigen<br />

Zeitpunkt einzunehmen, über Apps, die mit Zusatzgeräten wie<br />

Pulsmessern, Thermometern o. Ä. zusammenarbeiten, bis hin<br />

zu Apps mit komplexeren Funktionen wie der Übermittlung von<br />

Patientendaten an ein gesichertes Netzwerk. Gerade Letzteres<br />

ist durch das E-Health-Gesetz inzwischen erlaubt. So können<br />

best<strong>im</strong>mte Apps bereits Daten (z. B. von Herzschrittmachern)<br />

an ein gesichertes Netzwerk senden. Der behandelnde Arzt<br />

hat so die Möglichkeit, jederzeit auf die übermittelten Daten<br />

zuzugreifen. Dem Patienten kann ein Besuch bei seinem Arzt<br />

in vielen Fällen erspart werden und der Arzt hat entsprechend<br />

mehr Zeit, die er in andere Dinge investieren kann. Genutzt<br />

wird dies allerdings aktuell noch sehr wenig. Zum einen gibt es<br />

nur wenige Anbieter am Markt, die solche Apps anbieten, zum<br />

anderen trauen sich viele Ärzte noch nicht an diese neue Art der<br />

Behandlung ran, obwohl einige telemedizinische Leistungen<br />

inzwischen in den Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM)<br />

aufgenommen wurden und damit abrechenbar sind.<br />

Gesundheits-Apps decken inzwischen ein sehr großes Spektrum<br />

des Gesundheitswesens ab. Oft fällt in diesem Zusammenhang<br />

auch der Begriff mHealth oder mobile Health. Eine genaue Abgrenzung,<br />

was alles unter diesen Begriff fällt, ist oft schwer,<br />

da es noch keine einheitliche Definition gibt und er sich somit<br />

noch in der Auslotung der eigenen Grenzen befindet. Grundsätzlich<br />

kann gesagt werden, dass es als mobile und elektronische<br />

Gesundheitsversorgung verstanden werden kann, die<br />

durch Smartphones unterstützt wird. mHealth erweitert also<br />

die telemedizinische Gesundheitsversorgung um eine mobile<br />

Komponente, bei der Patienten von jedem Ort auf der Welt<br />

mit ihrem Arzt in unterschiedlichster Art und Weise in Kontakt<br />

treten können, sofern ein Internetzugang verfügbar ist.<br />

134


III. Digitalisierung: E-Procurement, E-Hygiene, <strong>IT</strong>-Sicherheit<br />

Gerade der Hardware-Markt bietet ebenfalls erhebliches Potenzial.<br />

Die Verbreitung von Zusatzgeräten, die es erlauben, den<br />

kompletten Tagesablauf zu überwachen, wird weiter steigen.<br />

Dies kann be<strong>im</strong> Schlafrhythmus anfangen und über die Ernährung<br />

bis hin zu sportlichen Werten wie dem Puls und dem Körpergewicht<br />

reichen. Des Weiteren gibt es spezielle Zusatzgeräte<br />

(z. B. sog. ‚Smart Gadgets‘), die es ermöglichen, den Blutdruck<br />

oder Blutzucker und andere Parameter zu messen. Die Werte<br />

dieser Messparameter werden in einer App gespeichert und<br />

können i. d. R. über eine Exportfunktion dem Arzt zur Verfügung<br />

gestellt werden.<br />

Um eine App auf einem Gerät zu installieren, bieten die Hersteller<br />

der Geräte einen sehr einfachen Zugang zum sogenannten<br />

‚App Store‘ (Google: Play Store, Apple iOS: App Store). Hier<br />

können Apps auf einfachstem Wege erworben und installiert<br />

werden. Be<strong>im</strong> genutzten Preismodell sieht es in den App Stores<br />

ähnlich aus. Die meisten Apps aus den unterschiedlichsten<br />

Kategorien werden kostenlos angeboten. Oft wird allerdings<br />

neben einer kostenlos verfügbaren Version auch eine Premium-Version<br />

angeboten, die dann hinsichtlich Funktionalität<br />

und Funktionsvielfalt entsprechend aufgewertet ist. Ein inzwischen<br />

sehr häufig genutztes Modell sind zudem sogenannte<br />

Freemium-Apps (zusammengesetzt aus Free und Premium).<br />

Die Basis-App ist kostenlos und kann entsprechend per In-App-<br />

Käufen erweitert bzw. aufgewertet werden. Die Bereitschaft<br />

der Nutzer, Geld für eine App auszugeben ist allerdings sehr<br />

gering. Ein nachhaltig gewinnbringender Erlös aus einer App<br />

ist nur wenigen großen Herstellern vorbehalten. In den meisten<br />

Fällen müssen Apps kostenlos angeboten werden, um eine<br />

hohe Verbreitung zu erreichen. Damit die Herstellungskosten<br />

finanziert werden können, wird oft auf Werbung innerhalb der<br />

App zurückgegriffen. Alle genannten Gesichtspunkte können<br />

so auch auf Apps aus der Kategorie ‚Gesundheit‘ der App-Stores<br />

bezogen werden. Gerade hochwertige Apps aus dem Gesundheitsbereich<br />

haben oft hohe Entwicklungskosten [4]. Die Nutzer<br />

sind allerdings hier ebenso wenig bereit, für Apps zu zahlen [4].<br />

Erste Apps können inzwischen allerdings auch vom Arzt ‚verschrieben‘<br />

werden und sind somit erstattungsfähig. Ob eine<br />

App von der Krankenkasse übernommen wird und ob diese erstattet<br />

wird, hängt von der App und von der jeweiligen Krankenkasse<br />

ab. Hier wären aktuell u. a. die BARMER GEK zu nennen,<br />

die eine App zur internetbasierten Therapie bei Kindern mit<br />

Sehschwäche erstattet [5]. Die App erstellt ein Nutzungsprotokoll,<br />

was sowohl von den Eltern, als auch dem behandelnden<br />

Arzt abgerufen werden kann [5]. Die Techniker Krankenkasse<br />

dagegen erstattet eine App, die gegen Tinnitus helfen soll [6].<br />

Dabei ist diese App als Filtersoftware zu verstehen, mit der<br />

Tinnitus-Patienten ihre Lieblingsmusik so aufbereiten können,<br />

dass die störende Frequenz, die zunächst vom Arzt festgestellt<br />

werden muss, entsprechend herausgefiltert wird [6]. In den<br />

nächsten Jahren dürften weitere Apps und Krankenkassen diesen<br />

Beispielen folgen, was für sowohl für Patienten als auch für<br />

behandelnde Ärzte eine erhebliche Verbesserung und Erleichterung<br />

bedeutet.<br />

‚Custom B2B Apps’ (B2B = business-to-business) dagegen sind<br />

spezielle Apps, die vom Entwickler individuell auf die jeweilige<br />

Institution angepasst und i. d. R. nicht <strong>im</strong> App Store angeboten<br />

werden. Diese Art von Apps werden über sogenannte Enterprise<br />

Distribution Zertifikate signiert und damit auf den Geräten installiert.<br />

Hier fallen deutlich höhere Kosten für die Entwicklung<br />

und Anpassung an. Zumeist wird auch eine Nutzungsgebühr<br />

monatlich fällig.<br />

Apps <strong>im</strong> Alltag des <strong>Krankenhaus</strong>es<br />

Ärzte und Krankenhäuser interessieren sich vor allem für den<br />

Zugriff auf Daten, die in den vorhandenen Systemen bereits verfügbar<br />

sind und über einen PC abgerufen werden können. Um<br />

auf die <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>informationssystem (KIS) gespeicherten<br />

Patientendaten zugreifen zu können, verfolgen die Hersteller<br />

unterschiedliche Wege. So werden zwar einige wenige Apps für<br />

Krankenhäuser sowohl <strong>im</strong> Android- als auch <strong>im</strong> iOS-App Store<br />

kostenlos angeboten, jedoch werden oft Custom B2B Apps <strong>im</strong><br />

<strong>Krankenhaus</strong> benötigt, um auf die spezielle Infrastruktur des<br />

eigenen <strong>Krankenhaus</strong>es zugreifen zu können. Die Apps dienen<br />

dabei nicht nur zur Anzeige von Informationen, sondern erlauben<br />

es auch direkt, in der App Daten zu ändern und hinzuzufügen.<br />

Ebenfalls können mobile Geräte und Apps den Arzt bei<br />

seiner Visite unterstützen. Letztere Apps müssen zumeist auf<br />

die individuelle <strong>IT</strong>-Infrastruktur des jeweiligen <strong>Krankenhaus</strong>es<br />

angepasst werden und sind daher oft nicht in den App Stores<br />

zu finden.<br />

Gerade <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> sind schnelle und fundierte Entscheidungen<br />

sehr wichtig. Daten sind oft nicht dort verfügbar, wo sie<br />

benötigt werden. Mit einem KIS, welches über eine Schnittstelle<br />

zu einer Smartphone-App verfügt, können Daten schnell und<br />

mobil abgerufen werden und der Arzt kann so in einer Notsituation<br />

sofort begründete Entscheidungen treffen. Meist<br />

gibt es auch die Möglichkeit, Daten direkt zu verändern oder<br />

neue hinzuzufügen. Das KIS ist die zentrale Anwendung des<br />

<strong>Krankenhaus</strong>es mit Modulen z. B. zur Aufnahme des Patien-<br />

135


ten, Dokumentation, Abrechnungssystem, Planung (Pflege-,<br />

Dienst-), Arztbrief, Befunde inkl. Bilddokumentation. Diese<br />

Systeme ermöglichen in Abhängigkeit von deren Ausbaustufe<br />

und den Vernetzungsgegebenheiten bereits jetzt den Zugriff<br />

von jedem Ort aus, aber meist nicht über Smartphones oder<br />

Tablet-PCs. Dies liegt daran, dass über geraume Zeit die rechtliche<br />

Lage nicht komplett geklärt war und zum Teil <strong>im</strong>mer noch<br />

nicht abschließend geklärt ist. Das Meiste ist aber durch das<br />

Medizinproduktegesetz (MPG) und die Medical Device Directive<br />

bzw. EU-Richtlinie (MDD) entsprechend inzwischen geregelt.<br />

Integration und Vernetzung verschiedener medizinischer<br />

Geräte werden in Zukunft eine große Rolle spielen. Informationen<br />

sollten ohne Medienbrüche jederzeit und überall hoch<br />

verfügbar sein. Selbst geringe Latenzen, also Verzögerungen,<br />

bis Informationen abrufbar sind, spielen gerade in lebensbedrohlichen<br />

Situationen, in denen es auf jede Sekunde ankommt,<br />

eine wichtige Rolle. Dabei sollte die Redundanz der Systeme, die<br />

Datensicherheit sowie der Datenschutz eine große Rolle spielen.<br />

Literatur:<br />

[1] Vgl. ARD/ZDF Onlinestudie. (2016). „ARD/ZDF-Onlinestudie 2016: 84 Prozent der Deutschen<br />

sind online – mobile Geräte sowie Audios und Videos mit steigender Nutzung“. Online<br />

<strong>im</strong> Internet: URL: http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/fileadmin/Onlinestudie_2016/<br />

PM_ARD-ZDF-Onlinestudie_2016-final.pdf, Stand: 12.10.2016, abgerufen am 14.10.2016<br />

[2] Vgl. Bitkom. (2012). „Apps: Der App-Boom geht weiter“. Online <strong>im</strong> Internet: URL: http://<br />

www.bitkom.org/files/documents/B<strong>IT</strong>KOM-Presseinfo_App-Verbreitung_10_10_2012.pdf,<br />

abgerufen am 11.11.2014<br />

[3] Vgl. IMS Institute. (2013). „Patient Apps for Improved Healthcare – From Novelty to Mainstream“.<br />

Online <strong>im</strong> Internet: URL: https://developer.<strong>im</strong>shealth.com/Content/pdf/IIHI_Patient_Apps_Report.pdf,<br />

abgerufen am 08.11.2014.<br />

[4] Vgl. Bundesministerium für Gesundheit. (2016). „Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps“.<br />

Online <strong>im</strong> Internet: URL: http://www.bmg.bund.de/fileadmin/dateien/<br />

Downloads/A/App-Studie/CHARISMHA_gesamt_V.01.3-20160424.pdf, Stand: 24.04.2016,<br />

abgerufen am 14.10.2016<br />

[5] Vgl. BARMER GEK. (2015). „App auf Rezept“. Online <strong>im</strong> Internet: URL: https://www.barmer-gek.de/leistungen-beratung/leistungen-a-z/app-auf-rezept-8606,<br />

abgerufen am<br />

14.10.2016<br />

[6] Vgl. Zeit Online. (2015). „App gegen Tinnitus auf Rezept“. Online <strong>im</strong> Internet: URL: http://<br />

www.zeit.de/digital/datenschutz/2015-09/tinnitus-gesundheit-app-techniker-krankenkasse-rezept,<br />

abgerufen am 14.10.2016<br />

[7] Vgl. Pramann, O; Gärtner, A., Albrecht, U.-V.. (2012). „Medical Apps: Mobile Helfer am<br />

Krankenbett“. Online <strong>im</strong> Internet: URL: http://www.aerzteblatt.de/archiv/126542/Medical-Apps-Mobile-Helfer-am-Krankenbett,<br />

abgerufen am 14.11.2014.<br />

Die Abgrenzung, wann eine App unter das MPG fällt, ist unter<br />

Umständen nicht <strong>im</strong>mer eindeutig und kann für Entwickler<br />

leicht zur Herausforderung werden. Ein Beispiel dazu: Eine App,<br />

die zur medizinischen Dokumentation dient, also z. B. nur Daten<br />

erfasst, die nicht <strong>im</strong> Zusammenhang mit einer Diagnose oder<br />

Therapie stehen, ist kein Medizinprodukt. Apps aber, die u. a. zur<br />

Diagnostik, Therapie oder Überwachung dienen, also damit direkt<br />

mit dem Patienten zu tun haben, sowie Apps, bei denen der<br />

Hersteller eine medizinische Zweckbest<strong>im</strong>mung vorgesehen<br />

hat, fallen unter das MPG. Sie gelten damit als Medizinprodukt<br />

und unterliegen seit Erneuerung der MDD dem MPG. Dieses<br />

sieht vor, dass die App ein Konformitätsbewertungsverfahren<br />

durchläuft und dementsprechend zertifiziert wird. In diesem<br />

Schritt wird dem Medizinprodukt eine Risikoklasse zugeordnet,<br />

wobei sich deren Einstufung nach der potenziellen Gefährlichkeit<br />

für den Menschen richtet [7]. Wird eine App eingesetzt, die<br />

das Konformitätsbewertungsverfahren nicht durchlaufen hat,<br />

aber als Medizinprodukt eingesetzt wird bzw. der Hersteller<br />

dies so vorgesehen hat und eine Möglichkeit zum Download<br />

bereitgestellt hat, besteht die Gefahr, dass er bei Problemen,<br />

die <strong>im</strong> Zusammenhang mit der App stehen, haftbar gemacht<br />

werden kann. In Deutschland wie in den USA gibt es bereits<br />

einige Apps, die als Medizinprodukt mittlerweile auf den Markt<br />

gekommen sind. Es ist hier klar zu erkennen, dass dieser Markt<br />

sich in Zukunft stark weiterentwickeln wird.<br />

Internationales Health Care<br />

Management Institut (IHCI)<br />

Geschäftsführender Leiter:<br />

Prof. Dr. Andreas J.W.<br />

Goldschmidt<br />

Universität Trier<br />

FB IV (WiSo/WI)<br />

Campus II (H324)<br />

Behringstraße<br />

54286 Trier<br />

E-Mail: junk@uni-trier.de<br />

Internet: www.ihci.uni-trier.de<br />

136


• <strong>Einkauf</strong>sberatung<br />

• Strategieberatung<br />

• Prozessmanagement | <strong>Logistik</strong><br />

• <strong>IT</strong>-Management<br />

gök Consulting AG<br />

Pascalstraße 10<br />

10587 Berlin<br />

Tel.: 030-35199670<br />

www.goek-consulting.de<br />

info@goek-consulting.de


Andreas Wolf<br />

Stv. Verwaltungsleiter, Isar Klinikum, München<br />

Y Speisenversorgung <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> – quo vadis?<br />

Alternative Wege in der Speisenversorgung,<br />

unterstützt durch moderne <strong>IT</strong> am Beispiel<br />

Isar Klinikum<br />

Die Verpflegung <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> ist sowohl bei Patienten als<br />

auch in Fachkreisen ein häufig diskutiertes Thema. Der anhaltend<br />

hohe Rationalisierungsdruck in deutschen Krankenhäusern<br />

ist auch in der Speisenversorgung zu spüren und führt<br />

dazu, dass Kundenwünsche hinsichtlich der Krankhausverpflegung<br />

häufig nur beschränkt erfüllt werden. So verfügen in<br />

Deutschland laut Aussagen des PKV-Verbandes „nur circa 200<br />

Krankenhäuser […] derzeit über ein umfassendes, hochwertiges<br />

Angebot“[1].<br />

Unsere Patienten wünschen mehr, als nur ein Hauptgericht in<br />

den Kategorien Fleisch, Fisch und vegetarisch auf einem Zettel<br />

ankreuzen zu können. Die Qualität der Speisen soll hoch sein,<br />

gerne dürfen die Zutaten aus der Region kommen und auch in<br />

Bio-Qualität sein. In die gleiche Richtung gehen die Vorstellungen<br />

des PKV-Verbandes, der für das max<strong>im</strong>al mögliche Entgelt<br />

in der Wahlverpflegung „eine Verpflegungsleistung [voraussetzt],<br />

welche in Bezug auf Umfang, Vielfältigkeit und Qualität<br />

als deutlich überdurchschnittlich zu beurteilen ist“[2].<br />

Entscheidung für eine Speisenversorgung nach dem Prinzip<br />

„Cook-and-Freeze“<br />

Um den Ansprüchen der Patienten besser gerecht zu werden<br />

und gleichzeitig in der Münchner Innenstadt die max<strong>im</strong>al möglichen<br />

Flächen für medizinische Bereiche verwenden zu können,<br />

hat sich das Isar Klinikum für ein teilweises Outsourcing der<br />

Speisenversorgung durch Einführung von Cook-and-Freeze entschieden.<br />

Hierbei werden die Speisen nach dem Garen schockgefrostet<br />

und erst unmittelbar vor dem Verzehr erhitzt und<br />

damit fertiggegart.<br />

Die Folge ist einerseits ein min<strong>im</strong>aler Personal- und Raumbedarf<br />

in der Küche (Zubereitungsraum: 42,2 m 2 , Tiefkühlraum:<br />

10,1 m 2 , Kühlraum: 5,4 m 2 ) sowie geringe Investitionskosten in<br />

die Küchenausstattung. Andererseits kann eine große Auswahl<br />

an qualitativ hochwertigen, vitamin- und nährstoffreichen Gerichten<br />

zur Auswahl gestellt werden.<br />

Vorteile für Klinik und Patient<br />

Ein wichtiger Aspekt ist, dass es sich nicht um industriell gefertigte<br />

Speisen, sondern um traditionell hergestellte Mahlzeiten<br />

mit unverfälschtem Geschmack handelt.[3] Der Lieferant, die<br />

Hofmann Menü-Manufaktur, hat sich ein Reinheitsgebot auferlegt,<br />

wonach er „nur hochwertige und streng kontrollierte<br />

Rohwaren und Zutaten“[4] verwendet. Zudem enthalten alle<br />

Gerichte keine(n) Geschmacksverstärker, Konservierungsstoffe<br />

(Ausnahme: Nitritpökelsalz), künstlichen Farbstoffe, künstlichen<br />

Aromastoffe, naturidentischen Aromastoffe, aufgeschlossenen<br />

Pflanzeneiweiße und Hefeextrakt.[5]<br />

Hilfreich für die Klinikküche ist, dass der Lieferant detaillierte<br />

Angaben zu Kalorien, Allergenen und Zusatzstoffen bei den<br />

warmen Gerichten zur Verfügung stellt. Neben den bereits<br />

beschriebenen Aspekten sind bei dieser Art der Verpflegung<br />

die lange Haltbarkeit und die gute Lagerfähigkeit der Gerichte<br />

sowie die hohe Flexibilität und die kurzen Vorlaufzeiten bei<br />

der Zubereitung der Speisen von Vorteil. So können saisonal<br />

passende Gerichte wie beispielsweise „Spargelwochen“ zusätzlich<br />

unkompliziert angeboten werden. Alternative Ernährungsgewohnheiten,<br />

wie eine vegane oder vegetarische<br />

Ernährung, finden ebenso Berücksichtigung wie die Auswahl<br />

an laktose-, glutenfreien und besonders für Diabetiker geeigneten<br />

Gerichten.<br />

138


III. Digitalisierung: E-Procurement, E-Hygiene, <strong>IT</strong>-Sicherheit<br />

Der Patient erhält <strong>im</strong> Rahmen der à la carte-Verpflegung am Isar<br />

Klinikum – wie in einem Restaurant – eine Speisekarte, aus der er<br />

sein individuelles Wunschmenü frei zusammenstellen kann. Die<br />

max<strong>im</strong>ale Auswahl haben hierbei unsere Privatpatienten, deren<br />

Karte be<strong>im</strong> Frühstück aktuell ein Angebot von sechs Seiten (u. a.<br />

sieben Saftsorten – davon sechs in Bio-Qualität, elf Teesorten,<br />

fünfzehn Wurstsorten in Bioqualität) umfasst. Die Mittagsverpflegung<br />

bietet 44 Hauptgerichte (inkl. normaler und leichter<br />

Vollkost sowie besonders für Diabetiker geeignete, vegetarische,<br />

vegane, gluten- und laktosefreie Gerichte). Zusätzlich<br />

stehen Suppen, Beilagensalate und Desserts zur Auswahl.<br />

Danach kann der Patient zum Nachmittagskaffee Kuchen und<br />

Bio-Backwaren aus der Speisekarte aussuchen, bevor er sein<br />

Abendessen aus einem vierseitigen Angebot mit Bio-Wurstwaren<br />

sowie zahlreichen Brotwaren in Bioqualität zusammenstellt.<br />

Selbst das Angebot an Sonderkost umfasst vier Seiten<br />

(inkl. teilpürierter, pürierter und Trinkkost).<br />

Begleitet wird das Verpflegungsangebot durch ein umfassendes<br />

Servicekonzept, das ein besonderes Augenmerk auf die<br />

persönliche Ansprache der Patienten legt. Neben den Servicemitarbeitern<br />

kümmern sich speziell ausgebildete Diätberater<br />

um die nicht-medizinischen Belange der Patienten. So kann in<br />

enger Abst<strong>im</strong>mung mit den Mitarbeitern aus dem Pflege- und<br />

ärztlichen Dienst auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten,<br />

abhängig vom jeweiligen Krankheitsbild, eingegangen<br />

werden.<br />

Daneben informiert die App unsere Servicemitarbeiter beispielsweise<br />

darüber, welcher Patient eine Operation an der<br />

Schulter hatte und deshalb Unterstützung be<strong>im</strong> Essen benötigen<br />

könnte. Die Bestellungen werden aus der App in das Klinikinformationssystem<br />

rückübertragen und stehen in der Küche<br />

automatisch zur Verfügung, zum einen sortiert nach Stationen<br />

und zum anderen addiert nach gleichen Gerichten und Beilagen.<br />

Abb. 2: Bestell-App<br />

Fazit<br />

Für das Isar Klinikum war entscheidend, nur einen Teil der Speisenversorgung<br />

auszugliedern, so dass nicht das komplette<br />

Know-how <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> selbst verloren geht. So verbleibt<br />

die Auswahl der Gerichte, die Kontrolle der Qualität sowie das<br />

Anrichten und Verteilen der Speisen in der Hand der Klinik<br />

und damit in einem abgest<strong>im</strong>mten Gesamtservicekonzept.<br />

Auch die Rückmeldungen der Patienten zu einzelnen Gerichten<br />

fließen laufend in die Speisenauswahl ein. Diese Aspekte<br />

sind <strong>im</strong> wettbewerbsintensiven Münchner Klinikmarkt neben<br />

der medizinischen und pflegerischen Qualität ein wichtiges<br />

Differenzierungsmerkmal, was Zufriedenheitswerte und Weiterempfehlungsraten<br />

von rund 90 Prozent bei klinikinternen<br />

Patientenbefragungen und Befragungen der Krankenkassen<br />

widerspiegeln.<br />

Literatur:<br />

[1] Weitzel, C. (2016). Wahlleistung Verpflegung. Frische wird belohnt. In: f&w 1/2016, 33.<br />

Jahrg., S. 42-43.<br />

[2] Weitzel, C. (2016). Wahlleistung Verpflegung. Frische wird belohnt. In: f&w 1/2016, 33.<br />

Jahrg., S. 42-43.<br />

Abb. 1: Beispiel eines Mittagsgerichts<br />

Bestell-App zur Unterstützung einer opt<strong>im</strong>alen Patientenversorgung<br />

Über eine auf Tablet-PCs installierte App nehmen die Servicekräfte<br />

des Isar Klinikums die Bestellung be<strong>im</strong> Patienten auf.<br />

Diese App ist vernetzt mit der auf Station eingesetzten digitalen<br />

Patientenkurve „VMobil“ und mit dem Klinikinformationssystem<br />

(KIS) „cosymed“. Das ermöglicht eine Übertragung<br />

relevanter Patientendaten aus dem KIS sowie Informationen zu<br />

Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten aus der Patientenkurve.<br />

Die App gleicht die Angaben zum Patienten mit den<br />

Angaben zu den einzelnen Gerichten ab und blendet die Speisen<br />

aus, die zum Beispiel Laktose enthalten, sofern der Patient unter<br />

einer entsprechenden Unverträglichkeit leidet.<br />

[3] Vgl. Hofmann Menü-Manufaktur GmbH (o.J.a). TRAD<strong>IT</strong>IONELL-HANDWERKLI-<br />

CHE KOCHKUNST. http://www.die-menue-manufaktur.de/qualitaetsphilosophie/<br />

aus-tradition-handwerklich/.<br />

[4] Hofmann Menü-Manufaktur GmbH (o.J.b). UNSER REINHE<strong>IT</strong>SGEBOT. http://www.<br />

die-menue-manufaktur.de/qualitaetsphilosophie/unser-reinheitsgebot/.<br />

[5] Vgl. Hofmann Menü-Manufaktur GmbH (o.J.b). UNSER REINHE<strong>IT</strong>SGEBOT. http://www.<br />

die-menue-manufaktur.de/qualitaetsphilosophie/unser-reinheitsgebot/.<br />

Isar Kliniken GmbH<br />

Sonnenstraße 24-26<br />

80331 München<br />

Tel.: +49 89 149 903 – 1965<br />

Fax: +49 89 149 903 – 1966<br />

E-Mail:<br />

andreas.wolf@isarklinikum.de<br />

Internet: www.isarklinikum.de<br />

139


Lasse van de Sand<br />

M. Sc. HCM, Fachbereich<br />

Gesundheitswesen, Competence Center<br />

eHealth, Hochschule Niederrhein<br />

Alfons Rathmer<br />

Inhaber AR@Consulting,<br />

„e“ <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

Prof. Dr.-Ing. Hubert Otten<br />

Direktor Competence Center eHealth; Professor für<br />

Technische Systeme, Betriebsorganisation und <strong>Logistik</strong><br />

in Einrichtungen des Gesundheitswesens, Fachbereich<br />

Gesundheitswesen; Hochschule Niederrhein<br />

Prof. Dr. med. Sylvia Thun<br />

Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

<strong>im</strong> Gesundheitswesen, Hochschule Niederrhein<br />

Y eStandards und Stammdaten – Problembereiche,<br />

Alternativen und Lösungen<br />

Eine Analyse vor dem Hintergrund der BMWi<br />

Förderprojektes „Standards zur Unterstützung von<br />

eCommerce <strong>im</strong> Gesundheitswesen“ (eCG)<br />

Einleitung<br />

Im Kontext der flächendeckenden Implementierung von<br />

eCommerce Lösungen <strong>im</strong> Gesundheitswesen werden die unterschiedlichen<br />

Akteure zunehmend mit der Forderung nach<br />

einem höheren Digitalisierungsgrad von Informationen sowie<br />

einer elektronischen und automatisierten Verarbeitung selbiger<br />

konfrontiert. Diese Forderung erstreckt sich nicht nur auf<br />

versorgungsorientierte Einrichtungen wie Kliniken, Hausärzte<br />

oder Rehabilitationseinrichtungen sondern trifft auch eine<br />

Vielzahl der nur indirekt an der Patientenbehandlung beteiligten<br />

Unternehmen (z. B. Medizinproduktehersteller und -lieferanten,<br />

<strong>Einkauf</strong>sgemeinschaften, Provider etc.). Als treibende<br />

Faktoren lassen sich sowohl der generelle Wunsch nach einer<br />

Erhöhung der Patientensicherheit als auch nach einer Sicherung<br />

und Opt<strong>im</strong>ierung der Erlössituation identifizieren. IKT gestützte<br />

Prozessverbesserungen sind in diesem Kontext bereits heute<br />

weithin als Mittel zur Realisierung von Einsparpotentialen akzeptiert.<br />

Obwohl in den letzten Jahren große Anstrengungen<br />

unternommen wurden, welche sich auch in einer deutlichen Erhöhung<br />

der Investitionsbereitschaft <strong>im</strong> IKT-Bereich ausdrücken,<br />

bleiben die Fortschritte bisher hinter den Erwartungen zurück<br />

[1]. Im folgenden Beitrag soll aufgezeigt werden, dass nicht nur<br />

eine unzureichende Vernetzung der Akteure oder die oftmals<br />

nicht vorhandene Interoperabilität der genutzten Techniken<br />

und Standards der Verbreitung von eCommerce-Lösungen <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen entgegenstehen. Vielmehr zeigt sich, dass<br />

schon die für alle weiteren elektronischen Aktivitäten maßgeblichen<br />

Basisdaten regelmäßig nicht in einer Qualität zur<br />

Verfügung stehen, welche die Implementierung durchgängiger<br />

und automatisierter Prozesse überhaupt ermöglichen würde.<br />

Ein in diesem Kontext zielführender Lösungsansatz in Form<br />

einer vorgelagerten Stammdatenvalidierung wird vorgestellt.<br />

Hintergrund – Förderprojekt „Standards zur Unterstützung<br />

von eCommerce <strong>im</strong> Gesundheitswesen“<br />

Das Projekt „Standards zur Unterstützung von eCommerce <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen“ (eCG) ist <strong>im</strong> Rahmen der Förderinitiative<br />

„Mittelstand Digital“ durch das Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Energie (BMWE) mit 1,5 Mio. Euro gefördert worden.<br />

Als Projektträger des auf drei Jahre angelegten Förderprojektes<br />

fungiert das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt<br />

(DLR). Eine der wesentlichen Zielsetzungen dieses Projektes<br />

liegt in der Unterstützung von Unternehmen der Health Care<br />

Branche bei der Einführung und Nutzung elektronischer und<br />

automatisierter Beschaffungsprozesse. In diesem Zusammenhang<br />

steht insbesondere die Erhöhung der Interoperabilität<br />

verschiedener am Markt präsenter eStandards <strong>im</strong> Fokus der<br />

Projektarbeiten. Ausgehend von einer Erfassung der rechtlichen<br />

und organisationalen Rahmenbedingungen wurden innerhalb<br />

des Projektes eCG strukturierte Interviews mit einer Vielzahl<br />

relevanter und repräsentativer Marktteilnehmer aus Sicht des<br />

Behandlungspfades sowie der Supply Chain geführt. Im Rahmen<br />

dieser Interviewphase ist es u. a. gelungen nahezu identische<br />

Problemfelder für sämtliche befragten Institutionen zu<br />

identifizieren. So hat sich eine mangelhafte Qualität <strong>im</strong> Bereich<br />

der Stammdaten als ein praxisrelevantes Hauptproblem <strong>im</strong><br />

Kontext der Implementierung durchgängiger elektronischer<br />

Beschaffungsworkflows herausgestellt. Weiterhin wurden<br />

in ausgewählten Einrichtungen medizinische und beschaffungsorientierte<br />

Prozesse erhoben und mittels einer standar-<br />

140


III. Digitalisierung: E-Procurement, E-Hygiene, <strong>IT</strong>-Sicherheit<br />

disierten Modellierungssprache (BMPN 2.0) abgebildet. Die<br />

gewonnenen Erkenntnisse finden u. a. unmittelbaren Eingang<br />

in eine entsprechende Soll-Konzeption sowie in konkrete Orientierungshilfen<br />

(IHE-Implementierungsleitfaden). Die aktuelle<br />

Entwicklung eines Terminologie-Management-Systems durch<br />

am eCG Projekt beteiligte Partner dient ebenfalls dem Ziel verschiedenartige<br />

eStandards auf semantischer Ebene miteinander<br />

zu verbinden und somit die Interoperabilität eingesetzter<br />

Lösungen zu opt<strong>im</strong>ieren.<br />

22%<br />

5%<br />

5%<br />

Teilnehmer eCG Interviewphase<br />

(n=41)<br />

2% 7%<br />

32%<br />

27%<br />

Kliniken<br />

Hersteller/Lieferanten<br />

GPO<br />

Provider<br />

niedergel. Ärzte<br />

Labore<br />

Apotheken<br />

eStandards und Stammdaten – Status Quo<br />

Die gegenwärtige Situation der eStandard Landschaft <strong>im</strong> deutschen<br />

Gesundheitswesen lässt sich <strong>im</strong> Wesentlichen durch ein<br />

Zitat von Andrew S. Tannenbaum beschreiben: „The nice thing<br />

about standards is that you have so many to choose from."<br />

[2] So besteht <strong>im</strong> deutschen Gesundheitswesen keinesfalls<br />

ein Mangel an verfügbaren eStandard Lösungen. Sowohl <strong>im</strong><br />

medizinischen Pr<strong>im</strong>ärprozess als auch entlang der klinikinternen<br />

und -externen Supply Chain kommt heute eine Vielzahl<br />

unterschiedlicher eStandards zum Einsatz. Jedoch bedingen<br />

die fehlende übergeordnete Harmonisierung und proprietäre<br />

Entwicklungen eine allenfalls rud<strong>im</strong>entäre Interoperabilität der<br />

genutzten eStandards. Innerhalb des eCG Projektes wurden die<br />

verfügbaren eStandards in einem ersten Schritt kategorisiert<br />

und einer theoretischen Analyse zugeführt. Insgesamt wurden<br />

50 verschiedene eStandards u.a. <strong>im</strong> Hinblick auf ihren syntaktischen<br />

Aufbau, ihren pr<strong>im</strong>ären Verwendungszweck sowie<br />

eventuell anfallende Lizenzgebühren untersucht. Die Tabelle<br />

1 gibt einen Überblick über die Anzahl analysierter eStandards<br />

je Kategorie.<br />

Kategorie Anzahl Beispiele<br />

Identifikationsstandards 26 GLN, GTIN, PPN, HIBC, ISO/IEC 15459<br />

Klassifikationsstandards 13 eCl@ss, OPS, ICD10, SNOMED CT<br />

Transaktionsstandards 6 EANCOM, HL7, IHE<br />

Prozessstandards 2 BPMN 2.0, SCOR<br />

Katalogaustauschstandards 3 BMEcat, PRICAT, GS1 XML CIN<br />

Tabelle 1 – Theoretische Analyse eStandards<br />

Mit dem Ziel, die tatsächliche Marktrelevanz der verschiedenen<br />

eStandards zu ermitteln, wurden innerhalb des eCG Projektes<br />

strukturierte Interviews mit unterschiedlichen Akteuren aus<br />

der Health Care Branche geführt. Zu diesem Zweck wurden<br />

insgesamt sieben Interviewleitfäden mit durchschnittlich 160<br />

Fragen entwickelt. Bislang haben 41 Unternehmen geantwortet.<br />

Abbildung 1 zeigt die Verteilung der Interviewpartner über<br />

die einzelnen Marktsegmente.<br />

Abbildung 1 – Teilnehmer eCG Interviewphase<br />

Sämtliche erhaltenen Antworten werden in eine elektronische<br />

Datenbank aufgenommen und stehen für gegenwärtige<br />

und zukünftige Analysen zur Verfügung. Die Antwortquote<br />

beträgt auf aktuellem Stand ca. 75 % (entspricht ca. 5.000 erhaltenen<br />

Einzelantworten). Im Folgenden findet sich ein Überblick<br />

über die von den befragten Unternehmen <strong>im</strong> Rahmen<br />

des Bestellprozesses genutzten eStandards gegliedert nach<br />

Verwendungszweck.<br />

Standards <strong>im</strong> Bestellprozess<br />

Abbildung 2 zeigt die prozentuale Verteilung der von den befragten<br />

Unternehmen genutzten Identifikationsstandards.<br />

15%<br />

Identifikationsstandards<br />

32%<br />

9%<br />

21%<br />

GLN GTIN PZN eigene HIBC<br />

23%<br />

Abbildung 2 – Identifikationsstandards<br />

Es wird deutlich, dass neben tatsächlichen Standardlösungen<br />

wie GTIN (23 %), GLN (21 %), PZN (32 %) und HIBC (9 %) auch in<br />

15% der Fälle proprietäre Lösungen zur Identifikation eingesetzt<br />

werden. Selbiges Phänomen lässt sich auch <strong>im</strong> Bereich<br />

der Klassifikationsstandards nachweisen. So entfällt ein Anteil<br />

von 19 % der zur Klassifikation genutzten eStandards auf<br />

Eigenentwicklungen. Daneben wird in 23% der Fälle auf eine<br />

Klassifikation mittels geeigneter Standards gänzlich verzichtet<br />

(vgl. Abbildung 3).<br />

141


19%<br />

Klassifikationsstandards<br />

4%<br />

39%<br />

Insgesamt wird somit deutlich, dass ein hoher Anteil der befragten<br />

Unternehmen trotz des umfangreichen Angebotes an<br />

verfügbaren eStandards weiterhin proprietäre Entwicklungen<br />

nutzt oder auf den Einsatz von eStandards <strong>im</strong> Bestellprozess<br />

ganz oder teilweise verzichtet.<br />

15%<br />

23%<br />

eCl@ss keine ATC eigene EDMA<br />

Abbildung 3 – Klassifikationsstandards<br />

Mit einem Anteil von 39 % erweist sich eCl@ss als der am häufigsten<br />

von den befragten Unternehmen genutzte Klassifikationsstandard.<br />

Auch <strong>im</strong> Bereich der Katalogaustauschstandards<br />

dominieren individuelle Templates (39%) sowie der vollkommene<br />

Verzicht auf standardisierte Lösungen (26 %) die aktuelle<br />

Situation (vgl. Abbildung 4)<br />

Neben dieser Erkenntnis ist vor allem die geringe Zufriedenheit<br />

der einzelnen Akteure <strong>im</strong> Bezug auf die von ihnen eingesetzten<br />

eStandards bemerkenswert. So gaben lediglich 25 % der<br />

befragten Unternehmen an mit den aktuell genutzten Standardlösungen<br />

„sehr zufrieden“ (8 %) oder „zufrieden“ (17 %) zu<br />

sein. Ein Anteil von 50 % gab in diesem Zusammenhang an „einigermaßen<br />

zufrieden“ zu sein. Rund 17 % der Interviewpartner<br />

gaben an mit den genutzten eStandards „gar nicht zufrieden“<br />

zu sein (vgl. Abbildung 6).<br />

Level der Zufriedenheit -<br />

eStandardnutzung<br />

Katalogaustauschstandards<br />

17%<br />

8%<br />

8%<br />

50%<br />

26%<br />

39%<br />

17%<br />

9%<br />

26%<br />

indiv. Templates GS1 XML BMECat keine<br />

Abbildung 4 – Katalogaustauschstandards<br />

Betrachtet man die von den befragten Unternehmen zur<br />

Transaktionsabwicklung genutzten Standards so wird ebenfalls<br />

deutlich, dass abermals in insgesamt 42 % der Fälle eigene<br />

(15 %) oder keine (27 %) eStandards eingesetzt werden. In 58<br />

% der Fälle werden tatsächliche Standardlösungen von den<br />

Unternehmen zur Abwicklung von Transaktionen genutzt (vgl.<br />

Abbildung 5).<br />

4%<br />

27%<br />

Transaktionsstandards<br />

15%<br />

12%<br />

23%<br />

19%<br />

EANCOM GS1XML EDIFACT<br />

keine SAP basiert eigene<br />

einigermaßen gar nicht zufrieden<br />

sehr zufrieden<br />

keine Angabe<br />

Abbildung 6 – Level der Zufriedenheit<br />

Stellt man die Frage nach den Ursachen der geringen Zufriedenheit<br />

auf Seiten der Unternehmen so zeigt sich, dass neben einer<br />

unzureichenden Abbildung der unternehmensindividuellen Bedürfnisse<br />

innerhalb der verfügbaren Standardlösungen häufig<br />

auch Probleme in vorgelagerten Bereichen einer suffizienten<br />

Nutzung von eStandards entgegenstehen. So erfordern automatisierte<br />

und elektronische Beschaffungsworkflows nicht<br />

nur den Einsatz geeigneter eStandards sondern auch eine hohe<br />

Qualität der übermittelten Dateninhalte. Hierbei kommt insbesondere<br />

dem Bereich der produktbezogenen Stammdaten eine<br />

hohe Bedeutung zu. So kann z.B. eine sachlich richtige und replizierbare<br />

Klassifikation und Identifikation von medizinischen<br />

Produkten nur auf Basis qualitativ hochwertiger Stammdaten<br />

erfolgen. Nur wenn von Seiten der Hersteller und Lieferanten<br />

von Medizinprodukten Stammdaten in entsprechender Qualität<br />

zur Verfügung gestellt werden, können diese sinnvoll in<br />

elektronische Beschaffungsworkflows eingespeist und mittels<br />

geeigneter eStandards zwischen den Akteuren ausgetauscht<br />

werden. Im Folgenden findet sich ein kurzer Überblick praxisrelevanter<br />

Problemstellungen <strong>im</strong> Bezug zur Stammdatenqualität<br />

aus Sicht der <strong>im</strong> eCG Projekt befragten Hersteller und Lieferanten<br />

von Medizinprodukten.<br />

Abbildung 5 – Transaktionsstandards<br />

142


III. Digitalisierung: E-Procurement, E-Hygiene, <strong>IT</strong>-Sicherheit<br />

Stammdatenproblematik bei Herstellern und Lieferanten<br />

von Medizinprodukten<br />

Insgesamt wurden 11 repräsentative Hersteller und Lieferanten<br />

von Medizinprodukten <strong>im</strong> Rahmen des eCG Projektes bzgl. des<br />

Themas „Stammdaten“ befragt und um Angabe der wesentlichen<br />

Problematiken in diesem Bereich gebeten. Die Abbildung<br />

7 zeigt die von den befragten Unternehmen identifizierten, generellen<br />

Problembereiche <strong>im</strong> Kontext der Stammdatenqualität.<br />

15%<br />

Problembereiche - Stammdaten (H&L)<br />

18%<br />

12%<br />

28%<br />

27%<br />

Aktualität Vollständigkeit Kosistenz<br />

Redundanz Relevanz<br />

Abbildung 7 – Problembereiche Stammdaten<br />

Es wird ersichtlich, dass ein Anteil von 28 % der genannten Problemstellungen<br />

auf den Bereich der unzureichenden Aktualität<br />

von Stammdaten entfällt. Insgesamt 27% der Nennungen<br />

beziehen sich auf eine nicht gegebene Vollständigkeit der jeweiligen<br />

Daten. Weitere 18% der in diesem Bereich genannten<br />

Probleme betreffen inkonsistente Stammdaten. Auch die redundante<br />

Anlage von Pflege (15 %) sowie die nicht gegebene<br />

Relevanz (12 %) von Stammdaten werden von den einzelnen Unternehmen<br />

als problematisch betrachtet. Die hier branchenspezifisch<br />

identifizierten Problembereiche lassen sich in ähnlicher<br />

Form auch bei einer branchenübergreifenden Betrachtung der<br />

Stammdatenqualität belegen [3]. Neben diesen übergeordneten<br />

Problemstellungen wurden die befragten Hersteller und<br />

Lieferanten von Medizinprodukten ebenfalls gebeten konkrete<br />

Datenfehler <strong>im</strong> Stammdatenbereich zu benennen. Die Abbildung<br />

8 zeigt eine diesbezügliche Übersicht.<br />

Datenfehler - Stammdaten (H&L)<br />

12%<br />

29%<br />

12%<br />

23%<br />

24%<br />

VPE ArtikelID Mengen KundenID K.a.<br />

Abbildung 8 – Datenfehler Stammdaten<br />

Es wird ersichtlich, dass ein Anteil von 23 % bzw. 24 % der<br />

genannten Datenfehler auf die Bereiche der Verpackungseinheiten<br />

(VPE) bzw. auf eine fehlerhafte Artikel-Identifikation<br />

entfallen. Weiterhin bezieht sich ein Anteil von 29 % der<br />

Nennungen auf Fehler <strong>im</strong> Bereich der Produktmengen. Somit<br />

werden 76 % der Datenfehler in drei Bereichen verursacht, die<br />

für korrekte Stammdaten in einem direkten Zusammenhang<br />

betrachtet werden müssen.<br />

Datenfehler <strong>im</strong> Bereich der Kundenidentifikation machen einen<br />

Anteil von 12 % der Nennungen aus. Die genannten Problemstellungen<br />

verdeutlichen, dass auch <strong>im</strong> Falle des Einsatzes<br />

geeigneter eStandards der letztendliche Erfolg einer Implementierung<br />

von durchgängigen elektronischen Beschaffungsprozessen<br />

entscheidend durch die Qualität der verfügbaren<br />

Stammdaten beeinflusst wird. Nicht mehr aktuelle, unvollständige<br />

oder sachlich falsche Stammdaten führen zwangsläufig<br />

zu ineffizienten und fehlerhaften Workflows und behindern<br />

somit die Verbreitung durchgängiger elektronischer Lösungen.<br />

Assoziierte Wirtschaftlichkeitspotentiale, welche durch den<br />

Einsatz derartiger Lösungen realisierbar erscheinen, verbleiben<br />

somit häufig ungenutzt [4]. Neben der Notwendigkeit<br />

akteursübergreifende eStandards <strong>im</strong> Rahmen elektronischer<br />

Beschaffungsprozesse zu vereinbaren und zu nutzen, besteht<br />

daher ein Bedarf an inhaltlich validen Stammdaten. In diesem<br />

Zusammenhang ist anzumerken, dass in der aktuellen Marktsituation<br />

keine einheitliche Regelung bzgl. der Verantwortung<br />

für die Bereitstellung qualitativ hochwertiger Stammdaten besteht.<br />

Zwar lassen sich die Hersteller von medizinischen Produkten<br />

grundsätzlich als Quelle der jeweiligen produktbezogenen<br />

Stammdaten identifizieren. Bei Betrachtung des Gesamtprozesses<br />

wird jedoch deutlich, dass unterschiedlichste Akteure<br />

in die Pflege, Bereitstellung und Verteilung von Stammdaten<br />

eingebunden sind. Als Folge existieren gegenwärtig alternative<br />

Stammdatenquellen, aus welchen sich der letztendliche<br />

Nutzer bedienen kann. Unklare Zuständigkeiten, informelle Regelungen<br />

und historisch gewachsene Strukturen begünstigen<br />

dabei die unzureichende Aktualität sowie die Inkonsistenzen<br />

<strong>im</strong> Stammdatenbereich.<br />

Stammdaten – Alternativen und Lösungen<br />

Auf Basis der innerhalb des eCG Projektes gewonnenen Erkenntnisse<br />

lässt sich ableiten, dass die Opt<strong>im</strong>ierung der Stammdatenqualität<br />

eine der wesentlichen Voraussetzungen für die<br />

zielführende Implementierung durchgängiger elektronischer<br />

Beschaffungsprozesse darstellt. So kann eine aktuersübergreifende<br />

Zusammenarbeit auf Systemebene nur auf Basis sachlich<br />

korrekter und aktueller Stammdaten in effizienter Form erfolgen.<br />

Bereits <strong>im</strong> Jahr 2011 hat Herr Prof. Dr. Knut Hildebrand<br />

dazu folgendes festgestellt: „So gesehen sind Stammdaten<br />

der wichtigste Teil, das Herz eines Informationssystems, sie<br />

sind die Datenquellen, deren Attribute an anderen Stellen benutzt<br />

werden, z. B. um Funktionen zu parametrisieren oder<br />

um Prozesse zu steuern. Daher ist ihre Datenqualität sehr<br />

wichtig!“ [5]. Es stellt sich die Frage, wie es gelingen kann in<br />

einer Umgebung, welche sich u. a. durch die nicht einheitlich<br />

143


geregelte Verantwortung für Pflege und Bereitstellung von<br />

Stammdaten kennzeichnet, einen nachhaltigen Lösungsansatz<br />

zur Erhöhung der Datenqualität zu kreieren. Grundsätzlich erscheint<br />

dabei auf Seiten der Medizinproduktehersteller eine<br />

Rückbesinnung auf ihre Verantwortung für die Bereitstellung<br />

qualitativ hochwertiger Stammdaten als unumgänglich. Ein<br />

weiterer Ansatz liegt in der Schaffung einer der marktbezogenen<br />

Nutzung vorgelagerten Instanz, welche in der Lage<br />

ist, die Qualität der jeweiligen Stammdaten zu prüfen und zu<br />

bestätigen. Auf Grundlage einer solchen unabhängigen und<br />

neutralen Institution wird es möglich, die Hersteller von Medizinprodukten<br />

effizient zu unterstützen und sämtlichen betroffenen<br />

Akteuren qualitativ hochwertige Stammdaten zur<br />

Verfügung zu stellen. In diesem Zusammenhang ist es entscheidend<br />

sowohl wissenschaftliche Expertise in die Analyse<br />

und Prüfung von Stammdaten einzubeziehen als auch einen<br />

kontinuierlichen Ansatz zu <strong>im</strong>plementieren. So lassen sich<br />

Stammdaten grundsätzlich innerhalb best<strong>im</strong>mter Zeiträume<br />

als konstant betrachten. Bei Analyse des gesamten Lebenszyklus<br />

von Produkten und Unternehmen wird jedoch deutlich,<br />

dass auch Stammdaten zumindest periodischen Änderungen<br />

unterworfen sind . Neben dem zu erwartenden Nutzen für<br />

automatisierte elektronische Beschaffungsworkflows ergeben<br />

sich in Folge einer möglichen Prüfung und ggf. Zertifizierung<br />

von Stammdaten weitere relevante Vorteile. Exemplarisch sei<br />

in diesem Kontext auf die Möglichkeit übergreifender Analysen<br />

auf Basis valider Stammdaten verwiesen. Mit dem Ziel<br />

die genannten Problemstellungen zu adressieren und die ungenutzten<br />

Potentiale zu erschließen, wurde das Institut für<br />

Datenmanagement und Datenvalidierung <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

(IDDG) in Form eines gemeinnützigen Vereins gegründet.<br />

Ausgehend von marktrelevanten Prüfkriterien bietet das IDDG<br />

zukünftig Herstellern und Lieferanten von Medizinprodukten<br />

die Möglichkeit, ihre Stammdaten vor dem Inverkehrbringen<br />

von neutraler Seite prüfen zu lassen. Als Nachweis einer ausreichend<br />

hohen Qualität der geprüften Daten vergibt das IDDG<br />

entsprechende Qualitätszertifikate an die jeweiligen Hersteller<br />

und Lieferanten. Das IDDG bietet somit sowohl Herstellern<br />

und Lieferanten von Medizinprodukten als auch sämtlichen<br />

weiteren Anspruchsgruppen die Möglichkeit, ausschließlich<br />

und nachweisbar valide Stammdaten in elektronische Beschaffungsworkflows<br />

einzuspeisen. Zusätzlich werden zukünftig<br />

auch die relevanten UDI (Unique Device Identifier) Parameter<br />

vom IDDG geprüft und zertifiziert. Auch können die vom IDDG<br />

ermittelten Prüfkriterien markt- und länderübergreifend zur<br />

Anwendung kommen.<br />

eStandards – Alternativen und Lösungen<br />

Neben der technischen Interoperabilität verschiedener eStandardlösungen<br />

gilt es auch, die semantische Ebene in die<br />

Überlegungen und Ansätze einzubeziehen. Eine zielführende<br />

Vernetzung elektronischer Standards ist nur dann möglich,<br />

wenn auch die jeweiligen Inhalte sinnvoll miteinander verknüpft<br />

werden können. Dies gilt sowohl bei Vernetzungen innerhalb<br />

eines Bereiches (z. B. produktorientierte eStandards,<br />

versorgungsorientierte eStandards) als auch insbesondere bei<br />

bereichsübergreifenden Verbindungen. So ist es <strong>im</strong> Rahmen<br />

der stärkeren Verzahnung von medizinischen Pr<strong>im</strong>ärprozessen<br />

und angeschlossenen Beschaffungsprozessen auf Ebene der<br />

IKT Lösungen unumgänglich, auch die <strong>im</strong> jeweiligen Bereich<br />

genutzten eStandards stärker und inhaltlich sinnvoll miteinander<br />

zu verbinden [7]. Im Rahmen des eCG Projektes wird vor<br />

diesem Hintergrund ein Terminologie-Management-System<br />

(TMS) entwickelt, welches es ermöglicht, derartige Verbindungen<br />

(Mappings) softwaregestützt umzusetzen. Exemplarisch<br />

sei auf eine aktuell in der Entwicklung befindliche Verbindung<br />

von eCl@ss (Standard zur herstellerneutralen Produktklassifikation)<br />

und OPS (Operationen- und Prozedurenschlüssel) unter<br />

Nutzung einer Referenzterminologie (SNOMED CT) verwiesen.<br />

Die Abbildung 9 zeigt eine diesbezügliche Verbindungsmöglichkeit<br />

am Beispiel eines Tracheaobronchial Stents.<br />

Abbildung 9 – Mapping Snomed CT/eCl@ss/OPS<br />

Darüber hinaus bestehen ähnliche Verbindungsmöglichkeiten<br />

<strong>im</strong> pharmakologischen Bereich. Die Abbildung 10 zeigt einige<br />

mögliche Mappings innerhalb dieses Bereiches auf.<br />

Abbildung 10 – Mapping OPS/Snomed CT/ATC<br />

Insgesamt erscheint es auf Basis der gegenwärtigen Ergebnisse<br />

möglich, die <strong>im</strong> jeweiligen Fachgebiet genutzten Standards<br />

sowohl auf technischer als auch auf inhaltlicher Ebene miteinander<br />

zu verbinden. Als Beispiel für eine Verbindung auf<br />

technischer Ebene sei auf die Integration von GS1 Standards (z.<br />

B. GTIN, GLN) in HL7 Nachrichten verwiesen [8]. Neben dieser<br />

inhaltlichen und technischen Verbindung unterschiedlicher<br />

eStandards erscheint es <strong>im</strong> Sinne der Akzeptanzsteigerung<br />

sowie einer Opt<strong>im</strong>ierung der Interoperabilität verschiedener<br />

Lösungen als wesentlich, sowohl Herstellern als auch Anwendern<br />

von Softwarelösungen konkrete Orientierungshilfen<br />

anzubieten. Dieser Erkenntnis wird <strong>im</strong> eCG Projekt durch die<br />

Entwicklung eines IHE Implementierungsleitfadens für den<br />

Bereich eCommerce und eSupply <strong>im</strong> Gesundheitswesen Rechnung<br />

getragen. Die IHE (Integrating the Health Care Enterprise)<br />

versteht sich als „internationaler, gemeinnütziger Verein, in<br />

dem Heilberufler, Kliniken und Hersteller <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

zusammenarbeiten, um die Interoperabilität sowie den<br />

144


III. Digitalisierung: E-Procurement, E-Hygiene, <strong>IT</strong>-Sicherheit<br />

elektronischen Austausch von Gesundheitsinformationen zu<br />

verbessern.“ [9]. Ausgehend von konkreten Anwendungsfällen<br />

werden Möglichkeiten und Vorgehensweisen aufgezeigt um<br />

IHE kompatible und interoperable IKT Lösungen zu erstellen<br />

und zu <strong>im</strong>plementieren. In diesem Kontext erstellt und veröffentlicht<br />

die IHE so genannte Integrationsprofile, welche detaillierte<br />

technische Spezifikationen für die Anwendung und<br />

Implementierung spezifischer Standards enthalten. Letztlich<br />

geben derartige Integrationsprofile Aufschluss darüber, wie<br />

<strong>IT</strong>-Systeme <strong>im</strong> Gesundheitswesen entlang definierter Prozessschritte<br />

miteinander kommunizieren können. Die Abbildung 11<br />

zeigt beispielhaft eine grafische Übersicht über das <strong>im</strong> Rahmen<br />

des eCG Projektes entwickelte Integrationsprofil zur „Point of<br />

Care Oder“.<br />

neben der Neutralität und Offenheit für alle Beteiligten aus<br />

dem Gesundheitswesen auch die Tatsache keinen durch Dritte<br />

betriebenen Stammdaten-Pool aufzubauen. Folglich liegen<br />

sowohl sämtliche geprüften und validierten Stammdaten als<br />

auch die Verteilung an die Anwender in der Hoheit und Verantwortung<br />

des Lieferanten/Hersteller.<br />

Literatur:<br />

Gabler Wirtschaftslexikon. (2014). Stichwort: Stammdaten. Abgerufen am 28. Mai 2014 von<br />

http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/stammdaten.html<br />

Hildebrand, P. D. (2011). www.bme.de. Abgerufen am 28. Mai 2014 von http://www.bme.de/<br />

Warum-Stammdatenqualitaet-so-wichtig-ist.10052963.0.html<br />

IHE Deutschland e.V. (2014). Was ist IHE? Abgerufen am 28. Mai 2014 von http://www.ihe-d.<br />

de/index.php/ihe-fuer-neulinge<br />

Lasse van de Sand, S. T. (Mai 2014). IHE, HL7 & GS1: Interoperability between supply chain<br />

standards. HL7 Europe Newsletter , S. 8 ff.<br />

Marcus Messerschmidt, J. S. (2011). Verborgene Schätze. Eine internationale Studie zum<br />

Master-Data-Management. FFM: PwC.<br />

Rathmer, A. (Februar 2013). Stammdatenmanagment/Medizinprodukte - Der Apfel fällt nicht<br />

weit vom Stamm. MTDialog , S. 63 ff.<br />

Tannenbaum, A. s. (1988). Computer Networks. (P. Hall, Hrsg.) Pearson Education.<br />

Thun, S. (12. April 2013). Das Projekt Standard eCG: eCommerce trifft Gesundheitswesen,<br />

Standard-Welten begegnen sich. HL7 Mitteilungen , S. 6 ff.<br />

[1] (Rathmer, 2013)<br />

[2] (Tannenbaum, 1988)<br />

[3] (Marcus Messerschmidt, 2011)<br />

Abbildung 11 – IHE Integrationsprofil „Point of Care Order”<br />

Fazit<br />

Es zeigt sich, dass in vielen Bereichen des Gesundheitswesens<br />

noch heute auf den Einsatz adäquater eStandards gänzlich<br />

verzichtet wird. Proprietäre Entwicklungen sowie eine unzureichende<br />

Harmonisierung verstärken die Problematik einer<br />

mangelhaften Interoperabilität verwendeter Lösungen und<br />

stehen der Implementierung durchgängiger elektronischer Beschaffungsworkflows<br />

entgegen. Auf der Basis der gewonnenen<br />

Erkenntnisse darf weiterhin resümiert werden, dass nicht vorhandene<br />

oder fehlerhafte Stammdaten in Kombination mit<br />

unterschiedlichen Datenquellen eine schnelle Verbreitung von<br />

eCommerce <strong>im</strong> Gesundheitswesen behindern. Eine, mit einer<br />

vorgelagerten Stammdaten-Validierung einhergehende, Übernahme<br />

der Verantwortung für das inhaltliche Stammdaten-Management<br />

durch den Hersteller oder Lieferanten würde zu einer<br />

deutlichen Verbesserung der für alle IKT-Anwendungen entlang<br />

eines Patientenbehandlungspfades verfügbaren Stammdatenqualität<br />

und somit zu einer schnelleren Verbreitung von eCommerce<br />

<strong>im</strong> Gesundheitswesen führen. Ein Hersteller/Lieferant<br />

wäre auf der Basis einer vorgelagerten Validierung in der Lage,<br />

allen Beteiligten entlang eines Behandlungs- und Beschaffungspfades<br />

die gleichen inhaltlich geprüften Stammdaten<br />

zur Verfügung zu stellen. Das diese dann inhaltlich validen und<br />

geprüften Stammdaten auch in globale Stammdaten-Netzwerke<br />

eingestellt werden können, sind weitere Optionen, die<br />

für eine vorgelagerte Stammdaten-Validierung sprechen. Entscheidende<br />

Faktoren für den Erfolg eines solchen Ansatzes ist<br />

[4] (Rathmer, 2013)<br />

[5] (Hildebrand, 2011)<br />

[6] (Gabler Wirtschaftslexikon, 2014)<br />

[7] (Thun, 2013)<br />

[8] (Lasse van de Sand, 2014)<br />

[9] (IHE Deutschland e.V., 2014)<br />

Hochschule Niederrhein<br />

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Tel.: +49 2151 / 822-6644<br />

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145


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IV. Monitoring <strong>IT</strong>, <strong>Einkauf</strong> & <strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> <strong>2017</strong><br />

IV.<br />

Monitoring<br />

<strong>IT</strong>, <strong>Einkauf</strong> & <strong>Logistik</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> <strong>2017</strong><br />

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& <strong>Logistik</strong> der Krankenhäuser<br />

Herausgeber:<br />

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Fax: +49 (0)251/83 31 44- 6<br />

E-Mail: ckm@wiwi.uni-muenster.de<br />

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Projektleitung:<br />

Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Projektteam:<br />

Oliver Lorenz,<br />

Matthias Canzler,<br />

Dennis Haking<br />

147


Y Monitoring <strong>IT</strong>, <strong>Einkauf</strong> & <strong>Logistik</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> <strong>2017</strong><br />

Ausgangssituation und Ziel der Studie<br />

Der Kostendruck in den Krankenhäusern hat sich in den letzten<br />

Jahren aufgrund zunehmender Patientenzahlen und erheblich<br />

steigender <strong>Krankenhaus</strong>ausgaben weiter verschärft.<br />

In einigen Regionen sind mitunter über 50 Prozent der Kliniken<br />

defizitär. Steigende Kosten sind aufgrund von höheren<br />

Tarifabschlüssen und des medizinisch-technologischen Fortschritts<br />

insbesondere in den Bereichen Personal und Sachkosten<br />

zu konstatieren. Während bei den Personalkosten ohne<br />

Qualitätseinbußen kaum Einsparmöglichkeiten vorhanden<br />

sind, eröffnen die Bereiche des Sachkostenmanagements, der<br />

umfassenden Digitalisierung der Prozesse und der Automatisierung<br />

der <strong>Logistik</strong>abläufe weitreichende Opt<strong>im</strong>ierungspotenziale.<br />

Zentrale Handlungsfelder können daher die Entwicklung<br />

neuer Geschäftsmodelle (u. a. auch in der Zusammenarbeit<br />

zwischen Krankenhäusern und <strong>Einkauf</strong>sgesellschaften),<br />

die Opt<strong>im</strong>ierung der <strong>Logistik</strong>prozesse sowie die Bündelung<br />

und konsequente Digitalisierung des <strong>Einkauf</strong>s sein.<br />

Dem (strategischen) Beschaffungsmanagement kann bei der<br />

Effizienzsteigerung der Prozesse und der damit verbundenen<br />

Steigerung der Effizienz bei gleichzeitig steigenden Qualitätsanforderungen<br />

eine besondere Bedeutung zukommen.<br />

Vor diesem Hintergrund führte die Wegweiser GmbH Berlin<br />

Research & Strategy in Zusammenarbeit mit Professor Dr. Dr.<br />

von Eiff, Leiter des Centrums für <strong>Krankenhaus</strong>management,<br />

Universität Münster; Academic Director, Ludwig Fresenius<br />

Center for Health Care Management and Regulation, HHL<br />

Leipzig Graduate School of Management, <strong>im</strong> Vorfeld des<br />

„8. Beschaffungskongresses der Krankenhäuser“ die Studie<br />

„Monitoring <strong>IT</strong>, <strong>Einkauf</strong> & <strong>Logistik</strong> <strong>2017</strong>“ durch. Dabei standen<br />

vor allem die Themenkomplexe<br />

> Strategie und Organisation,<br />

> <strong>Logistik</strong>,<br />

> Risikomanagement,<br />

> Controlling und<br />

> <strong>IT</strong>-Unterstützung des Beschaffungsprozesses<br />

<strong>im</strong> Fokus der Erhebung. Die Kurzstudie hat dabei vor allem<br />

einen explorativ-deskriptiven Charakter. Ziel war es, den<br />

Ist-Zustand vor allem <strong>im</strong> Hinblick auf die Bereiche <strong>Einkauf</strong><br />

und <strong>Logistik</strong> in den Krankenhäusern zu erheben und besondere<br />

(strategische) Schwerpunkte zu ermitteln. Die Studie<br />

soll eine solide Datengrundlage für weitere Diskussionen<br />

in diesem Feld bieten, auf deren Basis nicht zuletzt auf dem<br />

„8. Beschaffungskongress der Krankenhäuser“ konkrete Lösungsansätze<br />

erörtert werden sollten.<br />

Methodik der Erhebung und Analyse<br />

Das „Monitoring <strong>IT</strong>, <strong>Einkauf</strong> & <strong>Logistik</strong> <strong>2017</strong>“ wurde als<br />

Ad-Hoc-Befragung der Krankenhäuser konzipiert. Im Zuge<br />

der Erhebung wurden alle Krankenhäuser Deutschlands,<br />

Österreichs und der Schweiz (DACH-Region) erfasst. Um die<br />

Studie kosteneffizient und unter möglichst wenig Aufwand<br />

für die Befragten realisieren zu können, wurde auf eine elektronische<br />

Erhebung durch das Umfrage Online-Instrument<br />

gesetzt. Dafür wurden die Vorstandsebene/Geschäftsführung<br />

oder die <strong>Einkauf</strong>sverantwortlichen der Krankenhäuser<br />

per E-Mail kontaktiert. Eine Erinnerungsnachricht wurde versandt.<br />

Die Befragten hatten fünf Wochen Zeit, den halbstandardisierten<br />

Fragebogen anonym auszufüllen. Freiwillige<br />

Kontaktangaben zum Zwecke der Versendung des „<strong>Jahrbuch</strong>s<br />

<strong>IT</strong>, <strong>Einkauf</strong> & <strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> <strong>2017</strong>“ an Interessenten<br />

wurden von den Erhebungsdaten getrennt, sodass<br />

in der Analyse nur anonyme und anonymisierte Angaben<br />

herangezogen wurden. Es beteiligten sich 49 Einrichtungen<br />

an der Erhebung.<br />

Die Erhebung ist aufgrund der Methodik und Samplegröße<br />

nicht statistisch repräsentativ. Die Leserschaft sollte dies<br />

bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigen, nicht<br />

zuletzt, da nationale Unterschiede aufgrund der geringen<br />

Zahl nichtdeutscher Krankenhäuser <strong>im</strong> Sample nicht sinnvoll<br />

berücksichtigt werden (können). Auf eine statistische<br />

Gewichtung bei der Auswertung wurde verzichtet. Es wird<br />

vornehmlich auf eine graphische Aufbereitung gesetzt, um<br />

der Leserschaft eine schnelle und intuitive Perzeption der Inhalte<br />

zu erlauben. Mit 27 Entscheidern aus dem <strong>Einkauf</strong>sbereich<br />

der Krankenhäuser wurden darüber hinaus persönliche<br />

Interviews geführt, um die Befragungsergebnisse vertiefend<br />

analysieren zu können und gezielte Schlussfolgerungen <strong>im</strong><br />

Hinblick auf das Entscheidungsverhalten abzuleiten.<br />

Zusammensetzung der Befragtenstruktur<br />

Der Auswertung vorangestellt wird eine kurze Übersicht<br />

der Struktur der befragten Krankenhäuser. 41,7 Prozent sind<br />

öffentliche Einrichtungen in öffentlich-rechtlicher Form,<br />

27,1 Prozent in freigemeinnütziger Trägerschaft, 20,8 Prozent<br />

öffentliche Krankenhäuser in privatrechtlicher Form und<br />

10,4 Prozent private Krankenhäuser, wie aus Abbildung 1<br />

deutlich wird.<br />

148


IV. Monitoring <strong>IT</strong>, <strong>Einkauf</strong> & <strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> <strong>2017</strong><br />

Abbildung 1: Beteiligung an der Erhebung nach Rechtsform<br />

des <strong>Krankenhaus</strong>es<br />

Wie aus der folgenden Abbildung 2 hervorgeht, wirkte bei der<br />

Beantwortung insbesondere die <strong>Einkauf</strong>sleitung (46,9 Prozent)<br />

mit. Ferner beteiligten sich auch sonstige Abteilungen<br />

(22,5 Prozent), die <strong>Krankenhaus</strong>leitung/Geschäftsführung<br />

(8,2 Prozent), die EDV-Abteilungen bzw. das <strong>IT</strong>-Management<br />

(8,2 Prozent), die allgemeine und kaufmännische Verwaltung<br />

(6,1 Prozent) sowie mit je 4,1 Prozent die <strong>Logistik</strong>abteilungen<br />

und die Fachabteilungen bzw. Ärzteschaft.<br />

Strategische Schwerpunkte der<br />

Krankenhäuser<br />

Worin bestehen die Schwerpunkte der Krankenhäuser für<br />

die kommenden Jahre und welche Themengebiete sind besonders<br />

wichtig? Diese Orientierung gebende Frage wurde<br />

vertiefenden Analysen <strong>im</strong> Hinblick auf <strong>Einkauf</strong> und <strong>Logistik</strong><br />

vorangestellt. Wie Abbildung 3 verdeutlicht, reichen die<br />

bedeutendsten Themen genau in diese Bereiche hinein. So<br />

wird den Möglichkeiten zur Standardisierung des Produktportfolios<br />

(92,1 Prozent eher wichtig oder sehr wichtig),<br />

der Nachfragebündelung (89,8 Prozent), der Anwendung<br />

wirtschaftlicher Standards (84,7 Prozent) und der stärkeren<br />

Zusammenarbeit mit Lieferanten (84,6 Prozent) eine herausragende<br />

Bedeutung beigemessen.<br />

Als weniger relevant werden öffentlich-private Partnerschaften<br />

(82,1 Prozent unwichtig oder eher unwichtig), Green Procurement<br />

und ethische Fragestellungen (80,0 Prozent sowie<br />

die Wiederaufbereitung von Einmalprodukten (60,5 Prozent)<br />

erachtet.<br />

Abbildung 2: Beteiligung an der Erhebung nach<br />

<strong>Krankenhaus</strong>bereich<br />

Abbildung 3: Gewichtung des Stellenwerts ausgewählter<br />

Themengebiete in den Krankenhäusern<br />

149


Y Monitoring <strong>IT</strong>, <strong>Einkauf</strong> & <strong>Logistik</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> <strong>2017</strong><br />

Strategie und Organisation<br />

Die Beschaffungsstruktur in den Krankenhäusern ist pr<strong>im</strong>är<br />

durch den Zentraleinkauf geprägt, wie aus Abbildung 4<br />

hervorgeht. 58,8 Prozent der Befragten gaben an, dass eine<br />

zentrale <strong>Einkauf</strong>abteilung nahezu alle Einzelaufgaben des<br />

Beschaffungsprozesses übern<strong>im</strong>mt. 14,7 Prozent der Krankenhäuser<br />

setzen auf eine zentrale <strong>Einkauf</strong>koordination bei<br />

der die operativen Beschaffungsaufgaben von den Bedarfsträgern<br />

selbst übernommen werden, während strategische<br />

Beschaffungsaufgaben der <strong>Einkauf</strong>sabteilung obliegen. Weitere<br />

14,7 Prozent der befragten Krankenhäuser ergänzen den<br />

Zentraleinkauf mit Lead-Buyer-Einheiten, bei der dezentrale<br />

Organisationseinheiten (Fachabteilungen) mit unternehmensweiten<br />

<strong>Einkauf</strong>sbefugnissen für spezielle Warengruppen<br />

eingebunden werden. Der dezentrale (5,7 Prozent) oder<br />

ausgelagerte <strong>Einkauf</strong> (0,0 Prozent) ist dagegen eine Randerscheinung,<br />

was auch auf die gestiegenen Anforderungen an<br />

den <strong>Einkauf</strong> zurückzuführen ist und eine Professionalisierung<br />

der Beschaffung notwendig macht.<br />

Abbildung 5: Organisationale Anbindung der<br />

<strong>Einkauf</strong>sabteilung<br />

Die <strong>Einkauf</strong>sabteilung verantwortet hierbei insbesondere die<br />

vollständige Beschaffung des medizinischen Sachbedarfs<br />

(100,0 Prozent), zu großen Teilen des Verwaltungsbedarfs<br />

(89,2 Prozent), der medizinischen Geräte (73,0 Prozent) sowie<br />

der Wäsche (67,6 Prozent), wie aus Abbildung 6 deutlich<br />

wird. Bereiche wie Verpflegung (27,0 Prozent), Apothekengüter<br />

(24,3 Prozent), Energieeinkauf (18,9 Prozent), <strong>Krankenhaus</strong>technik<br />

(21,6 Prozent) und Bau (8,1 Prozent) werden in<br />

geringerem Maße von der <strong>Einkauf</strong>sabteilung beschafft und<br />

erfolgen über Fachabteilungen bzw. externe Dienstleister.<br />

Abbildung 4: Beschaffungsstruktur des <strong>Krankenhaus</strong>es nach<br />

<strong>Einkauf</strong>smodell<br />

Der Stellenwert des <strong>Einkauf</strong>s lässt sich auch an dessen<br />

Ansiedlung in der Organisationsstruktur der Krankenhäuser<br />

erkennen. Wie aus Abbildung 5 deutlich wird, ist dieser<br />

mehrheitlich auf der mittleren bis oberen Führungsebene<br />

angesiedelt. Bei 50,0 Prozent der befragten Einrichtungen<br />

ist dieser auf der Bereichsebene direkt unterhalb des Vorstandes<br />

oder der Geschäftsführung organisiert. Weitere 41,7<br />

Prozent der Kliniken gaben an, dass der <strong>Einkauf</strong> auf der Ebene<br />

der Abteilungen eingebunden ist. Die direkte Verankerung<br />

des <strong>Einkauf</strong>s auf Geschäftsführungsebene ist eher selten.<br />

Ebenso wie die Übertragung an externe Stellen (2,8 Prozent<br />

extern an verbundenes Unternehmen; 0 Prozent extern an<br />

Dienstleister).<br />

Abbildung 6: Von der <strong>Einkauf</strong>sabteilung verantwortete Bereiche<br />

Wie bereits angesprochen ist der <strong>Einkauf</strong> für die Beschaffung<br />

eines umfangreichen und vielschichtigen Produktportfolios<br />

von medizinischem Sachbedarf über Verwaltungsbedarf und<br />

Wäsche bis hin zu komplexen medizinischen Geräten und in<br />

begrenztem Maße auch Baumaßnahmen zuständig, sodass<br />

eine zentrale Frage ist, anhand welcher Kriterien die Auswahl<br />

eines Produktes oder einer Dienst- bzw. Lieferleistung erfolgt.<br />

Bei der <strong>Einkauf</strong>sentscheidung dominiert nach wie vor das<br />

Preiskriterium (75,7 Prozent), wie aus Abbildung 7 deutlich<br />

150


IV. Monitoring <strong>IT</strong>, <strong>Einkauf</strong> & <strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> <strong>2017</strong><br />

wird. Darüber hinaus spielen aber auch das Verhältnis von<br />

Qualität, Patienten-Outcome und Risiko (59,5 Prozent), die Relation<br />

von Handhabung, Funktionalität und Leistungsmerkmalen<br />

(54,1 Prozent) sowie die Prozesswirkung <strong>im</strong> Hinblick<br />

auf Zeitgewinn und Ressourcenschonung (48,7 Prozent) eine<br />

zentrale Rolle. Hygienesicherheit (21,6 Prozent), Reparaturfähigkeit/Wiederaufbereitbarkeit<br />

(13,5 Prozent) sowie Servicequalität/ergänzende<br />

Dienstleistungen (13,5 Prozent) fallen<br />

auf der Prioritätenskala etwas ab. Die Gewichtung zeigt<br />

zwar, dass der Preis das wichtigste, aber nicht das einzige<br />

Zuschlagskriterium ist, sondern durch qualitative Aspekte<br />

ergänzt wird. Die Entscheidungsstruktur ist also nicht pr<strong>im</strong>är<br />

ein- sondern vielmehr multid<strong>im</strong>ensional geprägt. Inwieweit<br />

eine preisgetriebene <strong>Einkauf</strong>spolitik gerade in einer Situation<br />

nachhaltigen Kostendrucks zur Dominanzstrategie <strong>im</strong><br />

Beschaffungsmanagement wird, wurde in ergänzenden Interviews<br />

mit Entscheidern aus dem <strong>Einkauf</strong>sbereich geklärt.<br />

Abbildung 7: Hauptentscheidungskriterien bei der<br />

Beschaffung <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong><br />

Dies spiegelt sich auch bei der Wahl des Kostenansatzes wider,<br />

mit Hilfe dessen Medikalprodukte/Medizingeräte bewertet<br />

und die Entscheidung <strong>im</strong> Beschaffungsprozess begründet<br />

wird (vgl. Abbildung 8). Die Anschaffungskosten spielen zwar<br />

eine wichtige (54,1 Prozent), aber keine deutlich herausragende<br />

Rolle. Vielmehr werden nun auch Lebenszykluskosten<br />

(51,4 Prozent) und Prozesskosten (46,0 Prozent) zentral und<br />

in etwas geringerem Maße Betriebsbereitschaftskosten (32,4<br />

Prozent) <strong>im</strong> Kostenansatz berücksichtigt. Bei 13,5 Prozent der<br />

befragten Krankenhäuser werden auch die Opportunitätskosten<br />

zur Bewertung und Begründung der <strong>Einkauf</strong>sentscheidung<br />

mit herangezogen. Aufgrund der ergänzenden<br />

Interviews wurde deutlich, dass bezüglich der Begriffe wie<br />

Lebenszykluskosten, Opportunitätskosten, Prozesskosten<br />

und Betriebsbereitschaftskosten zum Teil erhebliche Definitionsspielräume<br />

bestehen.<br />

Abbildung 8: Einsatz von Kostenansätzen zur Bewertung von<br />

Medikalprodukten/Medizingeräten und der Begründung der<br />

Entscheidung <strong>im</strong> Beschaffungsprozess<br />

Wie aus den vorangegangen Ausführungen bereits deutlich<br />

geworden sein sollte, ist der <strong>Einkauf</strong> in der Organisationsstruktur<br />

der Krankenhäuser auf mittlerer bis oberer Ebene<br />

angesiedelt und für wichtige Bereiche der Beschaffung (mit)<br />

zuständig. Vor dem Hintergrund des Erfordernisses einer<br />

weiteren Effizienzsteigerung und der Komplexität eines<br />

strategischen Beschaffungsmanagements sowie der verschiedenen<br />

Einflussfaktoren bei der Zuschlagserteilung müssen<br />

Einkäufer ein hohes Qualifikationsniveau erfüllen. Die<br />

folgende Abbildung 9 illustriert, dass die Anforderungen an<br />

Einkäufer <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> sehr komplex sind und fundierte<br />

Kenntnisse vom medizinischen und technischen Wissen<br />

über Hygienewissen und Einsatzgebiete von medizinischen<br />

Produkten bis hin zum Vergaberecht notwendig machen. Bei<br />

der Einschätzung, inwieweit spezifisches Wissen generell<br />

unverzichtbar oder nur in Einzelfällen relevant ist, lassen<br />

sich Unterschiede feststellen. So gaben beispielsweise 62,2<br />

Prozent der befragen Krankenhäuser an, dass technisches<br />

Wissen für Einkäufer unverzichtbar ist, während 35,1 Prozent<br />

dies nur <strong>im</strong> Einzelfall für relevant erachten. Ähnlich verhält es<br />

sich bei allgemeinem juristischem Wissen.<br />

Aus Sicht der Befragten mangelt es den Einkäufern heute<br />

vor allem an medizinischem und technischem sowie Hygienewissen.<br />

151


Y Monitoring <strong>IT</strong>, <strong>Einkauf</strong> & <strong>Logistik</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> <strong>2017</strong><br />

Abbildung 9: Anforderungen an Einkäufer und<br />

Relevanz best<strong>im</strong>mter Kenntnisse<br />

Kooperationen und Mitgliedschaften in <strong>Einkauf</strong>sgemeinschaften<br />

können u.a. einen nützlichen Beitrag zur Opt<strong>im</strong>ierung<br />

des <strong>Einkauf</strong>s und der damit verbundenen Effizienzsteigerung,<br />

aber auch zur Professionalisierung der Einkäufer leisten.<br />

Während Kostenersparnisse und Preissenkungen durch<br />

Bündelung bereits erfolgreich angeboten werden, sehen die<br />

befragten Einrichtungen vor allem bei der Beeinflussung<br />

von Medizinprodukteherstellern, der Beratung in kritischen<br />

Fragen sowie hinsichtlich der Bereitstellung von Informationen<br />

zu neuen Produkten und Verfahren, der Qualität der<br />

eingekauften Produkte wie auch der stärkeren Orientierung<br />

an den Funktionsanforderungen der klinischen Bedarfsträger<br />

erhebliches Potenzial, wie aus Abbildung 11 deutlich wird. Besonders<br />

hervorgehoben werden soll an dieser Stelle, dass sich<br />

knapp 60 Prozent der Krankenhäuser eine Beschleunigung<br />

des Beschaffungsprozesses erwarten, aber nur 29,7 Prozent<br />

als bereits erfüllt ansehen. 35,1 Prozent bewerten den Status<br />

quo als unzureichend.<br />

Abbildung 10: Weiterbildungsbedarf auf Seiten der Einkäufer<br />

Dies spiegelt sich auch bei genauerer Betrachtung des Weiterbildungsbedarfs<br />

wider (vgl. Abbildung 10). Jeweils 54,3<br />

Prozent der befragten Kliniken gaben an, dass der Weiterbildungsbedarf<br />

für die mit dem <strong>Einkauf</strong> betrauten Mitarbeiter<br />

vor allem hinsichtlich des medizinischen Wissens sowie der<br />

Einsatzgebiete und Handhabung von Medizinprodukten <strong>im</strong><br />

klinischen Alltag besteht. Eine bessere Kenntnis der Einsatzgebiete<br />

versetzt die <strong>Einkauf</strong>sabteilung eben auch in die<br />

Lage, die entsprechenden Produkte zu beschaffen. Zudem<br />

ermöglicht ein umfangreiches Wissen eine zielgenaue Kommunikation<br />

zwischen Bedarfsträger und Bedarfsdecker, also<br />

zwischen Anwender und Einkäufer. Im Hinblick auf technisches<br />

Wissen sehen 25,7 Prozent der Befragten einen Weiterbildungsbedarf.<br />

Nicht zuletzt auch aufgrund der Komplexität<br />

des Vergaberechts bzw. der rechtssicheren Ausgestaltung der<br />

Beschaffung ist es wenig verwunderlich, dass auch hier weiterer<br />

Schulungsbedarf besteht (Vergaberecht 28,6 Prozent;<br />

juristisches Wissen allgemein 20,0 Prozent).<br />

Abbildung 11: Bewertung der Leistungsmerkmale <strong>im</strong> Rahmen<br />

der Mitgliedschaft in einer <strong>Einkauf</strong>sgemeinschaft<br />

152


IV. Monitoring <strong>IT</strong>, <strong>Einkauf</strong> & <strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>Logistik</strong><br />

Neben dem <strong>Einkauf</strong> selbst spielt die <strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong><br />

<strong>im</strong> Hinblick auf Prozessopt<strong>im</strong>ierung und Effizienzsteigerung<br />

eine zentrale Rolle. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des<br />

notwendigen (opt<strong>im</strong>ierten) Zusammenspiels beider Faktoren<br />

haben Krankenhäuser <strong>Einkauf</strong> und <strong>Logistik</strong> zunehmend<br />

in gemeinsamen Geschäftsbereichen organisiert. Im Folgenden<br />

wird der <strong>Krankenhaus</strong>logistik besondere Aufmerksamkeit<br />

geschenkt.<br />

Wie Abbildung 12 illustriert, werden 72,2 Prozent und damit<br />

die große Mehrheit der befragten Kliniken aus einem eigenen<br />

Zentrallager versorgt, was eine schnelle Bereitstellung<br />

der benötigten Materialien und Produkte gewährleisten soll.<br />

Bei knapp einem Viertel (22,2 Prozent) der Krankenhäuser erfolgt<br />

die Versorgung über einen externen <strong>Logistik</strong>dienstleister.<br />

Die Versorgung <strong>im</strong> Rahmen einer Organschaft mit einem<br />

<strong>Logistik</strong>dienstleister spielt keine wichtige Rolle (2,8 Prozent).<br />

Abbildung 13: Lagerreichweite <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong><br />

Die Abrufe erfolgen bei erkanntem Bedarf an Medikalprodukten<br />

in einer medizinischen Abteilung überwiegend durch<br />

den <strong>Einkauf</strong> (30,6 Prozent) sowie die Bedarfsstelle <strong>im</strong> Rahmen<br />

definierter Produkte und Kontingente bzw. die Versorgungsassistenten<br />

(19,4 Prozent). Der „Faktor Mensch“ spielt<br />

hierbei also nach wie vor eine wichtige Rolle. Allerdings<br />

gaben ebenfalls 19,4 Prozent der befragten Einrichtungen<br />

an, dass die Abrufe bereits automatisch und elektronisch<br />

mittels elektronischer Versorgungsschränke stattfinden (vgl.<br />

Abbildung 14). Hier besteht demnach ein Potential für eine<br />

stärkere Einbindung und Nutzung automatisierter Prozesse,<br />

die eine entsprechende Anbindung und Verknüpfung von<br />

Schnittstellen mit anschließenden Abläufen erfordern.<br />

Abbildung 12: Organisationsstruktur der <strong>Logistik</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong><br />

Die Lagerreichweite gestaltet sich hierbei recht unterschiedlich,<br />

wie Abbildung 13 zeigt. 17,1 Prozent der Befragten gaben<br />

an, dass diese nur bis zu fünf Tage betragen. Bei je 25,7 Prozent<br />

der Krankenhäuser wird die Lagerreichweite mit bis zu<br />

10 bzw. 20 Tagen angegeben. Über besonders große Lager<br />

mit einer Reichweite von bis zu 40 Tagen oder gar mehr verfügen<br />

je 5,7 Prozent der Befragten.<br />

Abbildung 14: Art und Weise des Abrufs bei erkanntem Bedarf<br />

an Medikalprodukten in einer medizinischen Abteilung<br />

Das Wiederauffüllen von dezentralen Lagern erfolgt bei der<br />

Mehrheit der befragten Krankenhäuser (57,1 Prozent) durch<br />

Versorgungsassistenten. In deutlich geringem Maße wird<br />

dies von Direktlieferanten (14,3 Prozent) oder logistischen<br />

Dienstleistern (11,4 Prozent) übernommen (vgl. Abbildung 15).<br />

153


Y Monitoring <strong>IT</strong>, <strong>Einkauf</strong> & <strong>Logistik</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> <strong>2017</strong><br />

Abbildung 15: Wiederauffüllung von dezentralen Lagern<br />

<strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong><br />

Abbildung 16: Anwendung verschiedener<br />

Controlling-Instrumente<br />

Einsatz von Controlling-Instrumenten<br />

Krankenhäuser sehen sich einem verstärkten Kostendruck<br />

ausgesetzt, sodass Controlling-Instrumenten eine besondere<br />

Bedeutung zukommt, um die Planung, Kontrolle und<br />

Steuerung von Prozessen zu opt<strong>im</strong>ieren. In diesem Zusammenhang<br />

wurden die Krankenhäuser gefragt, welche Controlling-Instrumente<br />

generell zur Steuerung eingesetzt werden.<br />

Wie aus Abbildung 16 deutlich wird, findet nur die<br />

Kostenvergleichsrechnung bei der Mehrheit der Einrichtungen<br />

(57,7 Prozent) regelmäßig Anwendung; bei weiteren<br />

34,6 Prozent zumindest <strong>im</strong> Einzelfall. 42,3 Prozent der Befragten<br />

greifen zudem regelmäßig und 19,2 Prozent <strong>im</strong> Einzelfall<br />

auf einen vollständigen Finanzplan zurück. Etwa ein Viertel<br />

der Krankenhäuser stützen ihre betriebswirtschaftlichen<br />

Entscheidungen auf die Gewinnvergleichsrechnung bzw. die<br />

Amortisationsrechnung. Verfahren wie die Endwertmethode<br />

(8,0 Prozent), die Kapitalwertmethode (15,4 Prozent), die<br />

Nutzwertanalyse (15,4 Prozent) und die interne Verzinsung<br />

(15,4 Prozent) kommen in geringem Maße bzw. vorwiegend<br />

<strong>im</strong> Einzelfall zur Anwendung.<br />

Hinsichtlich des Sachkostencontrollings ist zu konstatieren,<br />

dass bei der Mehrheit der Krankenhäuser in vielen Bereichen<br />

ein solches zum Einsatz kommt, wie Abbildung 17 veranschaulicht.<br />

Besonders verbreitet ist die Budgetierung und<br />

Kontrolle der Gesamtkosten (77,1 Prozent), die Überwachung<br />

der Entwicklung von Verbrauchsmengen und Preisen auf<br />

Warengruppenebene (76,6 Prozent), die Durchführung von<br />

Abweichungsanalysen (75,8 Prozent) und die Analyse der<br />

Entwicklung der Verbrauchsmengen auf Abteilungsebene.<br />

Vor dem Hintergrund der angespannten wirtschaftlichen<br />

Situation der Krankenhäuser ist es verwunderlich, dass es<br />

in allen abgefragten Bereichen Einrichtungen gibt, die nicht<br />

über entsprechende Trackingmethoden zur Kostenkontrolle<br />

verfügen. Besonders „hoch“ ist der Anteil der Krankenhäuser,<br />

die das Tracking auf Artikelgruppenebene (45,4 Prozent), das<br />

Tracking von Kosten auf Warengruppenebene (42,8 Prozent)<br />

sowie das Tracking von Implantatkosten (34,2 Prozent) (noch)<br />

nicht praktizieren. Hier besteht also weiterhin ein Opt<strong>im</strong>ierungspotenzial,<br />

das es zu nutzen gilt.<br />

154


IV. Monitoring <strong>IT</strong>, <strong>Einkauf</strong> & <strong>Logistik</strong> <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> <strong>2017</strong><br />

Wichtig ist hierbei die „richtige“ Verknüpfung der einzelnen<br />

Technologien, um den Workflow effizient zu gestalten, sowie<br />

Reibungsverluste und Medienbrüche weitgehend zu vermeiden.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass das Potenzial noch nicht<br />

annähernd ausgeschöpft ist.<br />

Abbildung 17: Einsatz von Sachkostencontrolling<br />

E-Beschaffung<br />

Die elektronische Beschaffung bietet weitreichende Opt<strong>im</strong>ierungspotenziale,<br />

vermindert die Fehleranfälligkeit und<br />

ist ein wichtiger Baustein, um Prozesse grundlegend zu automatisieren.<br />

Dies betrifft insbesondere die Durchführung rein<br />

operativer Abläufe. Durch eine sinnvolle Verknüpfung von der<br />

Bedarfsmeldung über die Ausschreibung und Auswertung<br />

bis hin zur Rechnungslegung und Dokumentation – den<br />

richtigen Workflow vorausgesetzt – können Ressourcen freigesetzt<br />

werden, die wiederum für eine stärkere strategische<br />

Ausrichtung der Beschaffung eingesetzt werden können.<br />

Bei den befragten Krankenhäusern wurden insbesondere<br />

folgende Bereiche digitalisiert und automatisiert (vgl. Abbildung<br />

18): die Bestellung/EDI (80,0 Prozent), die Anforderung<br />

durch den Bedarfsträger/Anwender (68,6 Prozent), der Freigabeworkflow<br />

(62,9 Prozent), Kataloge zur Artikeldefinition<br />

(57,6 Prozent), die Freigabe der Rechnung (52,9 Prozent) und<br />

die Ausschreibung (50,0 Prozent). Gerade bei der elektronischen<br />

Ausschreibung gibt es großes Potenzial. So gaben über<br />

38 Prozent der Befragten an, deren Einsatz noch nicht einmal<br />

zu planen. Dabei ist dies ein zentraler Bestandteil für einen<br />

effizienten, digitalen Workflow.<br />

Für die nächsten Jahre sind vor allem in den folgenden Bereichen<br />

positive Entwicklungen zu erwarten: 50,0 Prozent<br />

der befragten Einrichtungen planen die Einführung elektronischer<br />

Lieferscheine, 44,1 Prozent ein elektronisches Lieferantenmanagement,<br />

41,2 Prozent elektronische Lieferscheine<br />

und die Etablierung der E-Rechnung (41,2 Prozent).<br />

Abbildung 18: Einsatz von E-Procurement <strong>im</strong> <strong>Einkauf</strong><br />

Erkenntnisse und Empfehlungen<br />

Die Befragungsergebnisse aus 49 Fragebögen und 27 Einzelinterviews<br />

zeigen, dass <strong>im</strong> Beschaffungsmanagement der<br />

Krankenhäuser Opt<strong>im</strong>ierungspotenziale bestehen.<br />

> So wird die „Replenishment Organization“, also der Prozess<br />

von der Bedarfserkennung bis zur Wiederauffüllung<br />

des Lagervorrats am Einsatzort, überwiegend (57 Prozent<br />

der Befragten) durch die kosten- und zeitintensive sowie<br />

fehleranfällige Organisationsform mit Service-Assistenten<br />

sichergestellt. Hier ist Raum für die Etablierung integrierter<br />

<strong>Logistik</strong>-Konzepte unter Einsatz elektronischer<br />

Versorgungsschränke nach dem Vorbild der Schweiz, der<br />

Niederlande (Medikamenten-<strong>Logistik</strong>) und einiger NHS-<br />

Trusts in England (Medikalprodukte-<strong>Logistik</strong>). Auch gibt es<br />

mittlerweile deutsche Hersteller solcher Schranksysteme,<br />

die daran interessiert sind, dieses <strong>Logistik</strong>-Konzept pilothaft<br />

in Krankenhäusern einzuführen.<br />

> Was die Reaktion auf den zunehmenden Kostendruck<br />

angeht, setzen sich die Beschaffungsmanager neben der<br />

Verfolgung einer konsequenten Preissenkungsstrategie (54<br />

Prozent der Befragten) auch mit ergänzenden Möglichkeiten<br />

zur Kostensenkung <strong>im</strong> <strong>Einkauf</strong> auseinander: Aufberei-<br />

155


Y Monitoring <strong>IT</strong>, <strong>Einkauf</strong> & <strong>Logistik</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> <strong>2017</strong><br />

tung und Reparatur gewinnen langsam an Bedeutung. Hier<br />

kommt es aber darauf an, Produkte zu beschaffen, die zwar<br />

teurer <strong>im</strong> <strong>Einkauf</strong>, aber kostengünstiger <strong>im</strong> Einsatz sind,<br />

weil sie durch ihre Robustheit repariert bzw. aufbereitet<br />

werden können. Allerdings ist diese Orientierung bei den<br />

Entscheidern noch nicht signifikant ausgeprägt: nur 38<br />

Prozent setzen auf die Aufbereitung von Einwegprodukten<br />

und nur 34 Prozent benutzen die Betriebsbereitschaftskosten<br />

als <strong>Einkauf</strong>skriterium. Größeren Einfluss auf das<br />

Beschaffungsmanagement n<strong>im</strong>mt offenbar das Reparaturmanagement<br />

(64 Prozent).<br />

> Die Diskussion um die Professionalisierung des Einkäufers<br />

hält an. Während Rechtsfragen und technisches Wissen<br />

eher als Wissensdomänen von Experten angesehen werden,<br />

verlangt man von dem Einkäufer der Zukunft fundierte<br />

medizinische Kenntnisse. Hier geht es insbesondere um<br />

das Wissen über klinische Prozess-Strukturen sowie die<br />

Auswirkungen des Einsatzes alternativer Medizinprodukte<br />

auf Prozess-Effektivität und Patientensicherheit.<br />

> Auch <strong>im</strong> Bereich Beschaffungs-Controlling sind Professionalisierungslücken<br />

erkennbar. So ist die Kostenvergleichsrechnung<br />

trotz ihres sehr eingeschränkten Aussagewertes<br />

in Bezug auf klinische Prozesse <strong>im</strong>mer noch das Controlling-Instrument<br />

der Wahl (58 Prozent der Befragten). Dagegen<br />

findet die Nutzwertanalyse in ihren verschiedenen<br />

Ausprägungsformen trotz der Möglichkeit zur Bewertung<br />

von klinischen Kosten-Nutzen-Relationen nur bei 15 Prozent<br />

der Befragten regelmäßig Anwendung. Auch Benchmarking<br />

ist erstaunlicherweise <strong>im</strong> Beschaffungsmanagement<br />

unterrepräsentiert.<br />

> Category Management und Buying Center-Strukturen kristallisieren<br />

sich als zukünftige Gestaltungsfelder <strong>im</strong> Beschaffungsmanagement<br />

heraus.<br />

> Dagegen bleiben Nachfragebündelung (90 Prozent) und<br />

stärkere Zusammenarbeit mit anderen Krankenhäusern,<br />

sowohl <strong>im</strong> <strong>Einkauf</strong> als auch in der Abst<strong>im</strong>mung von medizinischen<br />

Leistungsstrukturen (75 Prozent) bzw. mit einer<br />

geringeren Anzahl von Lieferanten (84 Prozent) auf der<br />

Prioritätenliste der Beschaffungsmanager weiterhin weit<br />

oben.<br />

> Interessant ist, dass ökologische und ethische Aspekte für<br />

80 Prozent der Befragten keine Bedeutung haben. Hier ist<br />

offenbar noch Überzeugungsarbeit zu leisten, insbesondere<br />

was den Zusammenhang zwischen Qualität (und<br />

Preis) eines Medizinprodukts und dem damit korrelierenden<br />

Patientenrisiko anbetrifft.<br />

156


© Q.pictures / pixelio.de<br />

V.<br />

Best Practices und<br />

innovative Lösungen &<br />

Kompetenz-/Unternehmensporträts<br />

157


Y Agfa HealthCare GmbH<br />

Digitalisierung und<br />

Vernetzung <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen<br />

Agfa HealthCare ist ein führender Anbieter<br />

von diagnostischen Bildgebungs- und<br />

<strong>IT</strong>-gestützten Gesundheitslösungen für<br />

den Einsatz in Krankenhäusern und Einrichtungen<br />

des Gesundheitswesens rund<br />

um den Globus. Als wichtiger Akteur auf<br />

dem Markt für diagnostische Bildgebung<br />

bietet das Unternehmen analoge und<br />

digitale Technologie sowie <strong>IT</strong>-Lösungen<br />

zur Erfüllung der Anforderungen von<br />

Fachärzten.<br />

Außerdem zählt Agfa HealthCare zu den<br />

führenden Anbietern auf dem Markt<br />

für Gesundheitsinformationssysteme<br />

zur Integration der administrativen, finanzrelevanten<br />

und klinischen Arbeitsabläufe<br />

von einzelnen Krankenhäusern<br />

und <strong>Krankenhaus</strong>gruppen.<br />

Im Bereich der Business Intelligence verfügt<br />

Agfa HealthCare mit TIP HCe über<br />

eine Lösung mit effektiven Business Intelligence-Analysen,<br />

die der Steuerung der<br />

Klinik helfen und bessere Entscheidungen<br />

ermöglichen.<br />

Agfa HealthCare GmbH<br />

Konrad-Zuse-Platz 1-3<br />

53227 Bonn<br />

Anforderungen an die<br />

Materialwirtschaft<br />

Die pünktliche und einwandfreie Bereitstellung<br />

der benötigten Materialien ist<br />

für die Leistungserbringung <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

existenziell. Die Materialwirtschaft<br />

stellt einen der wichtigsten<br />

Versorgungsbereiche dar. Neben der Senkung<br />

der Sachkosten steht insbesondere<br />

die Verbesserung der Versorgungsprozesse<br />

<strong>im</strong> Fokus. Die Entlastung der Mitarbeiter<br />

des Pflegedienstes ist ein nach<br />

wie vor angestrebtes Ziel. Die <strong>Krankenhaus</strong>leitung<br />

erwartet patientenbezogene<br />

Kostenauswertungen, die den Erlösen gegenübergestellt<br />

werden können.<br />

Neben den klassischen Beschaffungsgebieten<br />

<strong>Einkauf</strong> und Apotheke können in<br />

der ORBIS Materialwirtschaft auch alle<br />

weiteren Bereiche abgebildet werden,<br />

zum Beispiel für kostenintensive Beschaffungen<br />

der Bereiche Haustechnik und <strong>IT</strong><br />

sowie für die Beschaffung medizinischer<br />

Fremddienstleistungen. Integriert mit<br />

dem Verpflegungsmanagementsystem<br />

ORBIS CUVOS können der <strong>Einkauf</strong> und<br />

die Lagerführung der Materialien für die<br />

Küche opt<strong>im</strong>iert werden. Die Plandaten<br />

der Küche werden hierbei für die logistischen<br />

Prozesse genutzt. Hierdurch wird<br />

der Aufwand für die notwendige Inventarisierung<br />

erheblich reduziert.<br />

Vorteile der integrierten<br />

ORBIS Materialwirtschaft<br />

Mit der innovativen, flexibel einsetzbaren<br />

und prozessorientierten ORBIS Materialwirtschaft<br />

können Krankenhäuser ihre<br />

gesamte <strong>Logistik</strong> abbilden. Erst durch die<br />

Integration ist es möglich, Prozesse auch<br />

übergreifend zu berücksichtigen. So wird<br />

die Aussagefähigkeit der permanenten<br />

Kostenträgerrechnung signifikant durch<br />

die aus der ORBIS Materialwirtschaft resultierenden<br />

fallbezogenen Einzelkosten<br />

erhöht.<br />

Tel.: +49 228 / 2668 000<br />

E-Mail: healthcare.de@agfa.com<br />

Internet: www.agfahealthcare.de<br />

158


Prozessorganisation <strong>im</strong> gesundheitswesen<br />

Bilder<br />

ist<br />

digitale<br />

information<br />

sonos<br />

dekubitus<br />

Papierakte<br />

oPt<strong>im</strong>um<br />

digitale information<br />

Papierakte<br />

scannen<br />

Vom IST zum OPTIMUM – Die Heydt Gruppe hilft Papier zu vermeiden<br />

Y Heydt Gruppe<br />

Das Unternehmen<br />

Die Heydt Gruppe ist ein traditionsreiches<br />

und renommiertes Familienunternehmen<br />

<strong>im</strong> Bereich <strong>Krankenhaus</strong>-Informationsmanagement<br />

und ist einer der führenden<br />

Dienstleister in diesem Sektor in<br />

Deutschland.<br />

Der Firmenhauptsitz ist Rottenburg am<br />

Neckar (D). Neben dem Stammunternehmen<br />

der Heydt-Verlags-GmbH unterhält<br />

das Unternehmen zwei Tochterunternehmen,<br />

die Heydt Services GmbH (D) sowie<br />

die Heydt Services GmbH (CH).<br />

Im Jahr 1967 wurde die Heydt-Verlags-<br />

GmbH Deutschland gegründet. 1994<br />

wurde das Unternehmen von den heutigen<br />

Geschäftsführern Alexandra Stöckl-<br />

Paul und Oliver Paul übernommen. Nach<br />

dem Ausbau des Stammsitzes in Rottenburg<br />

2000 erfolgten die Gründungen<br />

der Geschäftsstelle Nord in Buchholz<br />

i.d.N. (2002), der Heydt Services GmbH in<br />

Dättwil, CH (2005), der Niederlassungen<br />

Mainkofen und Dresden (2008), der Niederlassung<br />

Irxleben (2009) sowie die Einrichtungen<br />

der Inhouse-Scanzentren <strong>im</strong><br />

Universitätsklinikum Heidelberg (2007),<br />

<strong>im</strong> Klinikum rechts der Isar München<br />

(2009) sowie <strong>im</strong> Klinikum Stuttgart (2011),<br />

Erlangen (2014) und Penzberg (2016).<br />

1994 wurde die Archivsoftware STAR der<br />

Strässle AG, Stuttgart, übernommen und<br />

unter dem Produktnamen HYDMedia bis<br />

2007 weiterentwickelt. Eine enge partnerschaftliche<br />

Kooperation besteht mit Agfa<br />

HealthCare seit 2007. Seit 2007 entwickelt<br />

die Heydt Gruppe die Softwaregruppe<br />

C[see].<br />

Leistungsspektrum<br />

Dienstleistungen<br />

> > Prozessanalysen und Prozessberatung<br />

> > eigene datenschutzgerechte Transportservices,<br />

Scandienstleistungen<br />

outhouse und inhouse, revisionssichere<br />

Dokumentation aller Arbeitsprozesse<br />

> > Scannen von Krankenakten, Posteingangslösungen,<br />

Rechnungswesen,<br />

Human Resources<br />

> > datenschutzkonforme Aktenauslagerung<br />

> > OCR-Indexierung und Formularerkennung<br />

> > Langzeitarchivierung: Signatur- und<br />

Verschlüsselungsdienste, zertifiziertes<br />

Rechenzentrum, WORM-Speicher<br />

> > IHE-konforme Kommunikation<br />

Produkte<br />

> > C[act] – Aktenverwaltungsprogramm<br />

> > C[arc] – das digitale Langzeitarchiv<br />

> > C[serve] – sicherer und datenschutzkonformer<br />

Datentransfer Auftraggeber<br />

– Heydt<br />

> > C[depot] – Aktenportal für an einen<br />

Heydt-Standort ausgelagerte Akten<br />

Heydt Gruppe<br />

Gartenstraße 87-89<br />

72108 Rottenburg a. N.<br />

Tel.: +49 7472 / 9868-0<br />

Fax: +49 7472 / 9868-20<br />

E-Mail: info@heydt.com<br />

Internet: www.heydt.com<br />

Zertifikate<br />

> > TÜG-Zertifikat DIN EN ISO 9001: 2008<br />

& TÜG-Zertifikat ISO IEC 27001: 2013<br />

für die Bereiche Transport, Scannen,<br />

Beratung, Outsourcing, Software und<br />

Hardware, Softwaresupport sowie Risiko-<br />

und Datenschutzmanagement<br />

> > Überprüfung nach BSI Richtlinie TR-<br />

RESISCAN 03138 Ersetzendes Scannen<br />

Referenzen<br />

Universitätsklinikum Heidelberg, SRH<br />

Wald-Klinikum Gera, Schwarzwald-Baar<br />

Klinikum Villingen-Schwenningen GmbH,<br />

Klinikum Emden – Hans-Susemihl-<strong>Krankenhaus</strong><br />

gGmbH, Klinikum Lüneburg<br />

Einzigartigkeit<br />

Seit über 45 Jahren stellt die Heydt<br />

Gruppe ihr Wisssenspotential Anwendern<br />

<strong>im</strong> Bereich Informationsmanagement<br />

zur Verfügung. Das Unternehmen<br />

überzeugt mit intelligenten und kostensenkenden<br />

Lösungen für die Nutzung<br />

großvolumiger Archive sowie für eine<br />

vollständige Integration ihrer Produkte<br />

und Dienstleistungen in bereits bestehende<br />

Prozesse. Durch organisatorische<br />

Maßnahmen werden papiergebundene<br />

Akten auf ein Min<strong>im</strong>um reduziert. Kundenspezifische<br />

Systementwicklungen,<br />

Standardapplikationen, OCR-Lösungen<br />

und Rechenzentrumsleistungen haben<br />

die Heydt Gruppe zu einem Synonym für<br />

Qualität und Innovation gemacht.<br />

Geschäftsleitung: Alexandra<br />

Stöckl-Paul, Oliver Paul<br />

Gründung: 1967<br />

Umsatz: 13.800.000,- €<br />

Mitarbeiter: 380<br />

159


© OLYMPUS DEUTSCHLAND GMBH<br />

ENDOALPHA für OPs und endoskopische Abteilungen vereint die zentrale Steuerung,<br />

Kommunikation und Dokumentation in einem System<br />

Y Sicherheit trifft Wirtschaftlichkeit<br />

Kliniken stehen heute vor großen Herausforderungen.<br />

Sie müssen betriebswirtschaftlich<br />

agieren sowie effizient<br />

investieren und arbeiten. Dabei <strong>im</strong>mer<br />

<strong>im</strong> Fokus: die Patientensicherheit und<br />

eine größtmögliche Qualität. OLYMPUS<br />

bietet als Innovationsführer in der medizinischen<br />

Endoskopie Lösungen, die sich<br />

genau an den Anforderungen der Kunden<br />

orientieren. Seit jeher entwickelt<br />

OLYMPUS seine Angebote und Leistungen<br />

in enger Abst<strong>im</strong>mung mit der Praxis.<br />

Um den fachlichen und ökonomischen<br />

Anforderungen des Klinikalltags gerecht<br />

zu werden, entwickelt OLYMPUS seine<br />

innovativen Technologien konsequent<br />

weiter. Ein Beispiel ist das Endoskopiesystem<br />

EVIS EXERA III. Es bietet Anwendern<br />

aus der Gastroenterologie und Pulmologie<br />

die ideale Kombination aus brillanter<br />

Bildqualität und Bedienkomfort. Das Zusammenspiel<br />

von optischen Technologien<br />

wie HDTV, Dual Focus und Narrow Band<br />

Imaging (NBI) garantiert hervorragende<br />

Detailtreue, durch die pathologisch auffällige<br />

Veränderungen der Mukosa präziser<br />

identifiziert werden können. Für den<br />

Arzt und den Patienten bedeutet diese<br />

Präzision mehr Sicherheit bei der Diagnosestellung<br />

und Intervention.<br />

Ein weiterer Schritt zur Verbesserung klinischer<br />

Ergebnisse ist das von OLYMPUS<br />

OLYMPUS DEUTSCHLAND GMBH<br />

Wendenstr. 14-18<br />

20097 Hamburg<br />

entwickelte VISERA 4K UHD Videosystem.<br />

Dank viermal so vielen Bildpunkten<br />

<strong>im</strong> Vergleich zu Full HD erhalten Operateure<br />

schärfere Bilder für detailgetreue<br />

Präzisionsarbeit. Zudem sorgt ein um den<br />

Faktor 64 vergrößertes Spektrum von<br />

einer Milliarde Farben für eine differenziertere<br />

Darstellung der feinsten Strukturen.<br />

Operateure können Übergänge und<br />

Details von filigranen Gefäßen, Nerven<br />

und Lymphbahnen besser erkennen und<br />

Eingriffe noch genauer durchführen.<br />

Für den Patienten bedeutet dies eine so<br />

schonend wie möglich durchgeführte<br />

Behandlung.<br />

Neben Qualität und Innovation sind<br />

die Produkte von OLYMPUS auch darauf<br />

ausgelegt, die Leistungsfähigkeit<br />

von Kliniken zu steigern. Hochwertige<br />

Instrumente sichern den Standard der<br />

medizinischen Versorgung und halten<br />

Folgekosten gering. Mit THUNDERBEAT<br />

ist es weltweit erstmals gelungen,<br />

modernste bipolare Hochfrequenzstrom-Technik<br />

und Ultraschall mit einem<br />

einzigen Instrument s<strong>im</strong>ultan durchzuführen,<br />

ohne dass die Hitzeentwicklung<br />

<strong>im</strong> Vergleich zu reinen HF-Instrumenten<br />

erhöht wird. Damit stehen Operateuren<br />

die Vorteile beider Energieformen gleichzeitig<br />

zur Verfügung: schnelles Schneiden<br />

und zuverlässige Gefäßversiegelung. Das<br />

neue Intelligent Tissue Monitoring (<strong>IT</strong>M)<br />

erhöht die Sicherheit von THUNDERBEAT<br />

noch weiter. <strong>IT</strong>M stoppt die Energieabgabe<br />

automatisch, wenn das Gewebe<br />

vollständig durchtrennt wurde. Dadurch<br />

wird das Risiko verringert, dass das Gewebe<br />

durch zu hohe Temperaturen geschädigt<br />

wird.<br />

Auch ENDOALPHA, das Integrationskonzept<br />

für OPs und endoskopische Abteilungen,<br />

gestaltet Prozessabläufe <strong>im</strong><br />

klinischen Alltag effizienter: Es vereint<br />

die zentrale Steuerung, Kommunikation<br />

und Dokumentation in einem System.<br />

Aus modularen Komponenten definiert<br />

OLYMPUS gemeinsam mit dem Kunden<br />

ein maßgeschneidertes Konzept, das die<br />

Bedürfnisse der Klinik opt<strong>im</strong>al abdeckt<br />

und den Nutzen max<strong>im</strong>iert.<br />

Ein umfassendes Service-Konzept vervollständigt<br />

das Portfolio des Technologieführers:<br />

Die individuell gestaltbaren<br />

Verträge von OLYMPUS fangen anfallende<br />

Kosten ab und geben Krankenhäusern<br />

so langfristig Planungssicherheit.<br />

Tel.: +49 40 / 23773-0<br />

E-Mail: info@olympus.de<br />

Internet: www.olympus.de<br />

160


Y<br />

Karl Dieckhoff<br />

GmbH & Co. KG<br />

Das Unternehmen<br />

Alles aus einer Hand. Dieckhoff bietet<br />

Textilien für Krankenhäuser, Pflegehe<strong>im</strong>e,<br />

Reha- und Nachsorgekliniken, Hotels und<br />

Textilservicebetriebe.<br />

Das Unternehmen mit Sitz in Wuppertal<br />

zählt zu den deutschlandweit marktführenden<br />

Anbietern seiner Branche.<br />

Dieckhoff bietet ganz vielseitig Texti-<br />

Karl Dieckhoff GmbH & Co. KG<br />

In der Fleute 38<br />

42389 Wuppertal<br />

Tel.: +49 202 / 2 60 80 0<br />

Fax: +49 202 / 2 60 80 38<br />

E-Mail: info@dieckhoff-textil.de<br />

lien, die für die Pflege von Menschen<br />

und Leben stehen. Das kombinierbare<br />

Angebot reicht von der Schutz- und<br />

Berufsbekleidung über textile Medizinprodukte<br />

für den OP (OP-Abdecksystem<br />

und OP-Schutzmäntel) <strong>im</strong> Rahmen des<br />

SYSCARE®-Produkt- und Servicepakets,<br />

Bettwäsche, Bettwerk, PU-Mehrwegunterlagen,<br />

Säuglingswäsche bis zu Artikeln<br />

der Hauswirtschaft, wie Bade- und Geschirrtücher,<br />

Frottierwaren und Dekorationen.<br />

Alle Textilien sind leasinggerecht<br />

und in großer Auswahl an verschiedenen<br />

Dessins und Qualitäten verfügbar.<br />

Neben den bewährten Produktlinien hat<br />

Dieckhoff die neue Produktlinie „Denken.<br />

Fühlen. Handeln.“ eingeführt. Sie<br />

orientiert sich an den strengen Zertifizierungskriterien<br />

von Cradle to Cradle®. Bewährtes<br />

und Neues laufen Hand in Hand.<br />

Internet: www.dieckhoff-textil.de<br />

Kontakt: Holger Remy,Vertriebsleitung<br />

E-Mail: HRemy@dieckhoff-textil.de<br />

Jahr der Firmengründung: 1931<br />

Höhe des Umsatzes (2015): ca. 30 Millionen<br />

Zahl der Beschäftigten (2015): 95<br />

<strong>Krankenhaus</strong>. Die Stationswagen sind in<br />

einer Reihe von Größen und Ausstattungen<br />

erhältlich und können darüber hinaus<br />

je nach Einsatz mit einer Auswahl an Anbauteilen<br />

variiert werden.<br />

Y<br />

Medstor GmbH<br />

<strong>Krankenhaus</strong>ausstattung,<br />

Stationswagen<br />

Die vielseitigen Behandlungswagen, wie<br />

z. B. Pflegewagen, Wäschewagen, Modulwagen,<br />

die in Deutschland und europaweit<br />

angeboten werden, entfalten<br />

ihre Effizienz be<strong>im</strong> Einsatz <strong>im</strong> gesamten<br />

<strong>Logistik</strong>schränke,<br />

Kompaktregale<br />

Die Ordnung und Systematik ist die wichtigste<br />

Komponente, die das Handling von<br />

Material und Medikamenten für den<br />

<strong>Krankenhaus</strong>bedarf wesentlich vereinfacht<br />

und beschleunigt. <strong>Logistik</strong>schränke<br />

von Medstor sind dabei die erste Wahl.<br />

<strong>Logistik</strong> und Lagerhaltung <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

sind eine tägliche Herausforderung,<br />

der die Einrichtungen – ob<br />

Pflegehe<strong>im</strong>, <strong>Krankenhaus</strong> oder Arztpraxis<br />

– mit den Produkten von MEDSTOR<br />

gewachsen sein werden.<br />

Medstor GmbH<br />

Christian-Schäfer-Str. 26<br />

53881 Euskirchen<br />

Tel.: +49 2255 / 4025<br />

Fax: +49 2255 / 2571<br />

E-Mail: info@medstor.eu<br />

Internet: www.medstor.eu<br />

Geschäftsführung/Vorstand:<br />

Karl Kesselaar<br />

Geschäftsbeziehungen: europaweit<br />

161


Y<br />

<strong>Krankenhaus</strong><br />

<strong>IT</strong>-Management Lösungen<br />

Qware® Riskmanager<br />

Der sichere Betrieb von Medizinprodukten<br />

in den <strong>IT</strong>-Netzwerken von Krankenhäusern<br />

stellt eine zunehmende<br />

Herausforderung für die <strong>IT</strong>-Administration<br />

dar.<br />

Mit der marktführenden Lösung Qware®<br />

Riskmanager besteht bereits jetzt die<br />

Möglichkeit, die Anforderungen an ein<br />

Risikomanagement für medizinische<br />

<strong>IT</strong>-Netzwerke abzubilden und als Betreiber<br />

die regulativen Anforderungen der<br />

IEC 80001-1 zu erfüllen.<br />

Mit dem Softwaremodul „Risikomanagement<br />

nach IEC 80001-1“ werden medizinische<br />

<strong>IT</strong>-Netzwerke über den gesamten<br />

Lebenszyklus hinweg geplant und dokumentiert.<br />

Anforderungen, Hersteller,<br />

Netzwerkkomponenten, Änderungen<br />

und Überwachungen werden nachvollziehbar<br />

dokumentiert.<br />

Vorteile:<br />

> > Intuitive Benutzerführung<br />

> > Auditsichere Dokumente<br />

> > Fokussierung auf inhaltliche Aspekte<br />

> > Dokumentation der risikoanalytischen<br />

Betrachtung unter Berücksichtigung<br />

der Schutzziele: Sicherheit, Effektivität<br />

und Daten- und Systemsicherheit<br />

Die Risikoanalyse und das Maßnahmenmanagement<br />

des Qware® Riskmanager<br />

tragen dazu bei, mögliche Gefährdungen,<br />

die die Vernetzung von <strong>IT</strong>-Netzwerken<br />

und Medizinprodukten hervorrufen, zu<br />

reduzieren.<br />

Fileserver Management Suite<br />

Das <strong>IT</strong>-Management in Krankenhäusern<br />

begegnet neben den Anforderungen des<br />

Risikomanagements häufig auch steigendem<br />

Kostendruck in Kombination mit<br />

zeitgleich steigendem Anspruchsniveau<br />

hinsichtlich der Qualität und Sicherheit<br />

der bereitgestellten <strong>IT</strong>-Services. Fachabteilungen<br />

fordern schnellere Prozesse bei<br />

der Vergabe von Berechtigungen, Datenschutzbeauftragte<br />

mehr Transparenz bei<br />

der Frage wer auf welche Daten Zugriff<br />

hat, während das <strong>IT</strong>-Management gleichzeitig<br />

die operativen Aufwände und die<br />

damit verbundenen Kosten reduzieren<br />

soll.<br />

BAYOONET AG<br />

Robert-Bosch-Strasse 7<br />

64293 Darmstadt<br />

Die Fileserver Management Suite überbrückt<br />

diese gegensätzlichen Interessenslagen.<br />

Entscheidungsprozesse für die<br />

Vergabe von Berechtigungen auf Fileserver<br />

und SharePoint werden vereinfacht.<br />

Gleichzeitig werden wiederkehrende<br />

operative Aufgaben automatisiert und<br />

die Arbeitslast <strong>im</strong> Bereich 1st- und 2nd-Level-Support<br />

nachhaltig reduziert.<br />

Auch ohne <strong>IT</strong>-Expertenwissen wird für die<br />

Datenverantwortlichen organisationsweite<br />

Transparenz über Zugriffsberechtigungen<br />

auf Fileserver und SharePoint<br />

Ressourcen durch zahlreiche Reports und<br />

ein umfassendes Audit Trail geschaffen.<br />

Vorteile:<br />

> > Transparente Berechtigungen auf Fileserver<br />

und SharePoint<br />

> > Kosteneinsparung <strong>im</strong> User Help Desk<br />

durch Automatisierung<br />

> > Self-Service für Fachabteilungen<br />

> > Berechtigungsmanagement<br />

ohne <strong>IT</strong>-Hintergrundwissen<br />

> > Auditsichere Protokollierung der<br />

Berechtigungsvergabe<br />

> > Monitoring und Auto-Cleanup der<br />

technischen Berechtigungssituation<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.bayoomed.com,<br />

www.fileservermanagementsuite.com<br />

Tel.: +49 61 51 / 8618 - 0<br />

Fax: +49 61 51 / 86 18 - 150<br />

E-Mail: info@bayoo.net<br />

Internet: www.bayoo.net<br />

162


Y Informationslogistik –<br />

Mehrwert für Kliniken<br />

Innerhalb eines Klinikverbundes kommt<br />

dem kontinuierlichen Datenaustausch<br />

zwischen den Akteuren <strong>Einkauf</strong>sgemeinschaft,<br />

Lieferanten und Kliniken besondere<br />

Bedeutung zu. Dieser kann durch<br />

eine umfassende Informationslogistik<br />

durch eine verbundweite, homogene<br />

<strong>IT</strong>-Infrastruktur gewährleistet werden.<br />

Dieses Ziel verfolgt Comparatio zum einen<br />

durch ein nach DIN ISO 9001 zertifiziertes<br />

Qualitätsmanagement, welches einen hohen<br />

Qualitätsstandard, standardisierte<br />

Formulare, transparente Arbeitsprozesse<br />

sowie eine einheitliche Dokumentation<br />

sicherstellt und zum anderen technisch<br />

durch drei automatisierte Datenkreisläufe:<br />

der Datentransfer zwischen der<br />

jeweiligen Klinik und den Lieferanten,<br />

der Austausch zwischen Lieferanten und<br />

<strong>Einkauf</strong>sgemeinschaft und die Datenübermittlung<br />

zwischen der <strong>Einkauf</strong>sgemeinschaft<br />

und den Kliniken. Mit Hilfe der<br />

aufeinander abgest<strong>im</strong>mten Datenkreisläufe<br />

und standardisierten Schnittstellen<br />

erfolgt eine umfassende Kommunikation,<br />

Dokumentation und Überwachung der<br />

gemeinsamen Projekte.<br />

Im Datenkreislauf Klinik – Lieferant erfolgt<br />

das vollelektronische Bestellwesen<br />

durch einen E-Provider.<br />

Der Datenkreislauf Klinik – Comparatio<br />

sichert mit einem Intranet den gleichen<br />

Informationsstand aller Beteiligten und<br />

dient als zentrales Kommunikations- und<br />

Dokumentationssystem. Mittels der<br />

SAP-Connectoren transferieren die Kliniken<br />

ihre Daten (z. B. Preislisten, eClass) per<br />

Massenanlage aus dem Referenzstamm<br />

in den Schattenstamm ihrer Materialwirtschaftssysteme.<br />

Im <strong>Einkauf</strong>s-Informations-System<br />

(EIS) übermitteln die<br />

Kliniken ihre Bewegungsdaten aus dem<br />

Materialwirtschaftssystem zyklisch automatisiert<br />

der Comparatio. Die Daten<br />

werden aufbereitet und stehen den Kliniken<br />

wieder zu vergleichenden Analysen<br />

verbundweit zur Verfügung.<br />

Der Datenkreislauf Comparatio – Lieferant<br />

ermöglicht mittels der E-Vergabe<br />

eine lückenlose, rechtskonforme und<br />

transparente Abbildung der Vergabeprozesse.<br />

Das Lieferantenportal / Extranet<br />

Comparatio Health GmbH<br />

Podbielskistr. 269<br />

30655 Hannover<br />

Internet: www.comparatio.org<br />

dient der elektronischen Kommunikation<br />

zwischen <strong>Einkauf</strong>sgemeinschaft und Lieferant,<br />

ist inzwischen Branchenstandard<br />

und bereits bei anderen <strong>Einkauf</strong>sgemeinschaften<br />

unter Lizenz der Comparatio <strong>im</strong><br />

Einsatz.<br />

Das Global Management System (GMS)<br />

bündelt und generiert zentral die Daten<br />

der drei Datenkreisläufe der Comparatio<br />

sowie sämtlicher Projekte aus dem Projekt-Management-System<br />

und stellt die<br />

aufbereiteten Informationen daraus den<br />

Beteiligten zur Verfügung.<br />

Ein typischer Prozessablauf ist der<br />

Preisveränderungsworkflow inkl. Freigabeprozess.<br />

Dieser stellt sicher, dass<br />

zust<strong>im</strong>mungspflichtige Vorgänge innerhalb<br />

des Vertragsmanagements<br />

zu den Verantwortlichen gelangen. Im<br />

Workflowsystem ist zentral einsehbar,<br />

welche Klinik einem neuen Preis zugest<strong>im</strong>mt<br />

hat und welche Kommentare<br />

abgegeben wurden.<br />

Comparatio ist die einzige <strong>Einkauf</strong>sgemeinschaft,<br />

die einen solchen Lösungsansatz<br />

anbietet. 2016 wurde sie mit<br />

dem TOP 100-Siegel als TOP-Innovator<br />

ausgezeichnet.<br />

Kontakt: Dr. Christoph Kumpf,<br />

Geschäftsführer<br />

Tel.: +49 511 / 3003 7911<br />

Fax: +49 511 / 3003 7910<br />

E-Mail: christoph.kumpf@comparatio.org<br />

163


Bereits be<strong>im</strong> Kommissionieren <strong>im</strong> Agaplesion <strong>Logistik</strong>zentrum erfolgt ein Barcode-Scan. Die<br />

Daten zu allen Artikeln stehen jederzeit <strong>im</strong> Warenwirtschaftssystem zur Verfügung – auch direkt<br />

<strong>im</strong> OP-Saal.<br />

Y<br />

Barcode-Scan statt<br />

Listenschreiben<br />

Steuerung von Klinikprozessen mit Barcode-Scanning<br />

auf Basis von GS1 Standards:<br />

Das ermöglicht den Agaplesion<br />

Frankfurter Diakonie Kliniken eine fallbezogene,<br />

lückenlose Dokumentation,<br />

ein transparentes Kostencontrolling<br />

sowie die schnelle Rückverfolgung von<br />

Medizinprodukten – ein entscheidender<br />

Schritt für die Patientensicherheit.<br />

In vielen Kliniken laufen die Dokumentationsschritte<br />

<strong>im</strong> OP-Saal noch <strong>im</strong>mer<br />

manuell ab: Implantate und andere Medizinprodukte<br />

werden samt Chargen- und<br />

Seriennummern handschriftlich erfasst.<br />

Das führt häufig zu Übertragungsfehlern<br />

und ist mit erheblichem Zeitaufwand<br />

verbunden. Im Falle eines Produktrückrufs<br />

können so die betroffenen Patienten<br />

nur schwer ermittelt werden. Die aktuelle<br />

Medizinprodukteabgabeverordnung<br />

sieht jedoch vor, dass dies innerhalb von<br />

drei Tagen anhand des Typs und der Chargen-<br />

oder Seriennummer des Implantats<br />

sowie des Namens der verantwortlichen<br />

Einrichtung geschehen muss. Sylvia<br />

Reingardt, Senior Branchenmanagerin<br />

Healthcare bei GS1 Germany, bringt das<br />

Problem auf den Punkt: „Der mangelnde<br />

Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie,<br />

fehlende Standardisierung<br />

zur Identifikation von Artikeln<br />

und fehlendes Stammdatenmanagement<br />

können sich als große Hemmnisse<br />

erweisen, wenn es bei einer Rückrufaktion<br />

darum geht, Patienten und Produkte<br />

kurzfristig zu ermitteln.“<br />

GS1 Germany GmbH<br />

Maarweg 133<br />

50825 Köln<br />

Lohnende Investition<br />

Für max<strong>im</strong>ale Patientensicherheit – und<br />

zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit<br />

– setzen die Agaplesion Frankfurter Diakonie<br />

Kliniken auf eine ganzheitliche<br />

Steuerung der Klinikprozesse per Barcode-Scanning<br />

auf Basis von GS1 Standards.<br />

Erster Schritt ist das Einlesen der<br />

Barcodes sämtlicher Artikel be<strong>im</strong> Kommissionieren<br />

<strong>im</strong> Agaplesion <strong>Logistik</strong>zentrum.<br />

Während einer Operation werden<br />

die Codes auf den Verpackungen der<br />

Medizinprodukte erneut gescannt und<br />

die hinterlegten Daten interpretiert.<br />

Sämtliche Materialien wie OP-Tray, Medikamente<br />

und Nahtmaterial werden in<br />

Echtzeit in der digitalen Patientenakte<br />

innerhalb des <strong>Krankenhaus</strong>informationssystems<br />

erfasst.<br />

Abgesehen von einer Erhöhung der Patientensicherheit<br />

nutzen die Agaplesion<br />

Frankfurter Diakonie Kliniken so<br />

die Chance, durch den Einsatz von GS1<br />

Standards die Wirtschaftlichkeit ihrer<br />

Prozesse zu forcieren. Im Rahmen des<br />

Kostencontrollings werden alle verbrauchten<br />

Materialien pro Operation<br />

fallbezogen ermittelt, eine exakte Nachkalkulation<br />

jeder Behandlung erhöht die<br />

Erlöse des <strong>Krankenhaus</strong>es. Die Anfangsinvestitionen<br />

von rund 20.000 Euro für<br />

Hard- und Software haben sich aus Sicht<br />

der Agaplesion Frankfurter Diakonie Kliniken<br />

bereits nach einem halben Jahr<br />

amortisiert.<br />

„Durch den auf GS1 Standards basierenden<br />

Scanprozess haben wir fallbezogen, für jede OP<br />

und zu jeder Zeit eine eindeutige Kostenkontrolle“,<br />

Carlos Smart, OP-Manager, Agaplesion<br />

Markus <strong>Krankenhaus</strong>, Frankfurt/Main<br />

Tel.: +49 221 / 94714-0<br />

Fax: +49 221 / 94714-990<br />

E-Mail: info@gs1-germany.de<br />

Internet: www.gs1-germany.de<br />

164


Hänel Büro- und Lagersysteme<br />

Sterile Lagerung von Operationsbestecken<br />

in Krankenhäusern<br />

Besuchen Sie unsere<br />

Webseite mit Hänel Lagerlösungen<br />

für Krankenhäuser.<br />

Einfach den QR-Code<br />

abscannen!<br />

Hänel Lagersysteme lassen sich opt<strong>im</strong>al in<br />

jede <strong>Krankenhaus</strong>-Organisation integrieren!<br />

Für die unterschiedlichsten Anforderungen bieten Ihnen die Hänel<br />

Lagersysteme das maßgeschneiderte Innenleben mit Entnahmen<br />

über mehrere Stockwerke.<br />

Das Plus<br />

n Einsparung von Grundfläche gegenüber der Lagerung in<br />

Regalen.<br />

n Arbeitszeit wird eingespart und Zugriffszeiten verkürzt.<br />

n Sensibles Lagergut wird sicher, verschlossen und durch<br />

Zugangscode geschützt gelagert.<br />

n Die intelligenten Steuerungen und Software-Lösungen<br />

von Hänel sorgen für einen opt<strong>im</strong>alen Überblick über den<br />

Lagerbestand.<br />

Hänel<br />

Büro- und Lagersysteme<br />

Postfach 11 61<br />

D-74173 Bad Friedrichshall<br />

E-mail: info@haenel.de<br />

www.haenel.de


Referenzdatenbank unter Nutzung<br />

des Klassifizierungsstandards eCl@ss<br />

entschieden.<br />

Y<br />

Referenzdatenbank<br />

Medizinprodukte<br />

Hersteller und Besteller sprechen<br />

endlich eine Sprache<br />

Die erfolgreiche Durchführung elektronischer<br />

Geschäftsprozesse ist in vielen<br />

Bereichen des Alltags schon längst Realität,<br />

nur <strong>im</strong> Gesundheitsmarkt kommt<br />

es <strong>im</strong>mer wieder zu Medienbrüchen. Von<br />

einem reibungslosen EDV-basierten Austausch<br />

von der Bestellung bis zum Eintreffen<br />

der „Ware“ kann noch keine Rede<br />

sein. Dies ist darauf zurückzuführen, dass<br />

die Beteiligten auf unterschiedliche Daten<br />

zugreifen. Die Daten sind oft veraltet,<br />

individuell angepasst und so gut wie nie<br />

vollständig. Es verwundert somit nicht,<br />

dass seit Jahren der Ruf nach einer vollständigen<br />

Artikeldatenbank über alle<br />

verfügbaren Medizinprodukte, die zur<br />

Standardisierung von elektronischen<br />

Supply-Chain Prozessen notwendig ist,<br />

<strong>im</strong>mer lauter wird.<br />

IMS Health beschäftigt sich seit Jahrzehnten<br />

mit der Klassifizierung von Artikeln<br />

des medizinischen Sachbedarfs, alleine in<br />

Deutschland vertrauen u. a. mehr als 550<br />

Kliniken auf Daten und Auswertungen der<br />

IMS Health. Derzeit hat IMS Health mehr<br />

als 200.000 Artikel erfasst.<br />

Im Rahmen eines gemeinsamen deutschlandweit<br />

durchgeführten Projektes von<br />

IMS Health und dem Verband der deutschen<br />

Universitätsklinika (VUD) Verband<br />

der deutschen Universitätsklinika (VUD)<br />

haben sich die Beteiligten für den Aufbau<br />

einer entsprechenden, umfassenden<br />

Artikelbezeichnung<br />

<strong>Krankenhaus</strong> A<br />

• Fixierbinde melastisch<br />

6cm x 4cm<br />

• GTIN XYZ<br />

QuintilesIMS<br />

(IMS Health GmbH & Co. OHG)<br />

Darmstädter Landstraße 108<br />

60598 Frankfurt am Main<br />

E-Mail: info@de.<strong>im</strong>shealth.com<br />

Artikelbezeichnung<br />

<strong>Krankenhaus</strong> B<br />

• 12988T<br />

Muhllbinte<br />

elast. (6*4cm)<br />

• HIBC Code mehrfach<br />

zugeordnet<br />

Die Vorteile für<br />

Krankenhäuser:<br />

> > eProcurement: Hersteller und Besteller<br />

sprechen erstmalig „eine Sprache“<br />

> > Vermeidung von Streuungsverlusten<br />

durch mehrfache Weitergabe von Daten<br />

(Hersteller -> <strong>Einkauf</strong>sgemeinschaft<br />

-> Bestellsoftware -> Klinik), da Daten<br />

direkt und aktuell be<strong>im</strong> Endkunden<br />

vorliegen<br />

> > Artikelstammdaten können direkt in<br />

Kliniksysteme übernommen werden<br />

> > Vereinfachung der elektronischen Abwicklung<br />

von Bestellungen sowie der<br />

Wareneingangs- und Rechnungsabwicklung<br />

> > Einfache Identifizierung von Artikelalternativen<br />

anderer Hersteller<br />

> > Zugriff auf aktuelle und umfassende<br />

Artikeldaten, um Produktkataloge nach<br />

den eigenen Bedürfnissen aufzubauen<br />

Artikelname<br />

IMS Artikeldatenbank mit eCl@ss und Merkmalen<br />

Jeder Artikel ist eindeutig wiederzuerkennen<br />

Artikelbezeichnung<br />

<strong>Krankenhaus</strong> C<br />

• Fixierbinde 6cm x 4cm<br />

• Hersteller-Art.Nr<br />

Internet: www.<strong>im</strong>shealth.de<br />

Kontakt: Nikolai Grewe, Manager<br />

Supplies Services Hospital,QuintilesIMS<br />

Tel.: +49 69 / 6604-4662<br />

E-Mail: NGrewe@de.<strong>im</strong>shealth.com<br />

0<br />

166


Produktvorteile<br />

Entlastung des Pflegepersonals<br />

von <strong>Logistik</strong>arbeiten<br />

Zentrale Kontrolle über den<br />

Verbrauch und die Bestände<br />

Reduktion der Bewirtschaftungskosten<br />

um 53 Prozent<br />

Reduktion des Lagerwertes um<br />

über 50 Prozent<br />

Sehr schneller Return on Investment<br />

Y<br />

MedManager AutoInventory –<br />

Automatische Bewirtschaftung<br />

von Abteilungslagern<br />

Produktbeschreibung<br />

Das Kantonsspital Aarau (Schweiz), ein<br />

<strong>Krankenhaus</strong> mit ca. 1000 Betten, hat <strong>im</strong><br />

Jahr 2010 verschiedene Systeme evaluiert<br />

und ist auf ein Versorgungssystem mit<br />

Waagen aus der Industrie gestoßen. 2011<br />

wurden in einer Abteilung des Kantonsspitals<br />

die Lagerplätze von 100 Produkten<br />

versuchsweise mit Waagen ausgestattet<br />

und die Bewirtschaftung der Artikel<br />

mit Waagen untersucht. Zeitmessungen<br />

ergaben, dass der <strong>Logistik</strong>aufwand<br />

für 100 Produkte um gut vier Stunden<br />

pro Woche reduziert werden konnte.<br />

Pro Artikel und Woche wurden zwei bis<br />

drei Minuten eingespart, die bisher notwendig<br />

waren, um Bestände zu überwachen<br />

und ausgehende Waren rechtzeitig<br />

nachzubestellen.<br />

Wiegand entwickelte das ebenfalls auf<br />

Waagen basierende System MedManager<br />

AutoInventory, angepasst an die Anforderungen<br />

des Kantonsspitals Aarau.<br />

Anfang 2014 rüstete Wiegand die erste<br />

Abteilung, die Frauenklinik 831, mit Auto-<br />

Inventory ein. Eine Untersuchung durch<br />

Dr. Dominic Saladin von der Fachhochschule<br />

St. Gallen ergab eine Einsparung<br />

der jährlichen Gesamtkosten (Summe<br />

von Lager- und Beschaffungskosten) um<br />

53 Prozent.<br />

AutoInventory berechnet für jeden Artikel<br />

aufgrund des Bestandes und Verbrauchs<br />

den Bedarf und übermittelt<br />

zum gegebenen Zeitpunkt automatisch<br />

die Bestellung ans ERP-System. Auto-<br />

Inventory reagiert dynamisch auf den<br />

Verbrauch und berücksichtigt bei der<br />

Bestellung Feiertage, Wochenenden und<br />

sonstige Ausnahmen. Die Waren werden<br />

von Versorgungsmitarbeitern in die Abteilungen<br />

geliefert, ausgepackt und in die<br />

entsprechenden Lagerpositionen eingeräumt.<br />

Gleichzeitig bringen sie die Abteilungslager<br />

in Ordnung und entsorgen die<br />

nicht mehr gebrauchten Verpackungen.<br />

Mit dieser Automatisierung ermöglicht<br />

es MedManager AutoInventory internen<br />

Wiegand System GmbH<br />

Klaus-Groth-Straße 7<br />

14050 Berlin<br />

Tel.: +49 30 / 948 69 226<br />

und externen Versorgern, Abteilungen<br />

zentral zu überwachen und sicher und<br />

effizient zu versorgen. Mit AutoInventory<br />

werden <strong>Logistik</strong>kosten reduziert<br />

und Leerläufe sowie Expressbestellungen<br />

vermieden. Nach einer Einführungsphase<br />

von einigen Wochen lernen die<br />

Mitarbeitenden der Abteilungen, sich<br />

auf den neuen Lieferservice zu verlassen,<br />

was neben der zeitlichen auch zu einer<br />

emotionalen Entlastung des Pflegefachpersonals<br />

führt.<br />

Versorger wie Zentrallager, Wäschereien<br />

und <strong>Logistik</strong>firmen können mit AutoInventory<br />

ihren Lieferungszyklus und/oder<br />

die Lagerbestände reduzieren und durch<br />

eine genauere Belieferung die Kosten<br />

senken. Die Warendisposition vereinfacht<br />

sich auf diese Weise massiv, und die Lieferqualität<br />

erhöht sich deutlich.<br />

Das Kantonsspital Aarau hat heute bereits<br />

über 3.000 Wagen in den Abteilungen<br />

installiert. Im Endausbau rechnet<br />

Reto Bucher, Leiter Beschaffung und <strong>Logistik</strong><br />

des Kantonsspitals, dass ca. 60 Prozent<br />

aller Lagerplätze in den Abteilungen<br />

mit Waagen ausgestattet sein werden.<br />

Produkteigenschaften<br />

Zielgruppe: Krankenhäuser und Versorger<br />

(Zulieferer)<br />

Markteinführung: Deutschland <strong>2017</strong><br />

Norm/Zertifizierung: ISO 9001/2016<br />

Besonderheiten: Wartungsfreie Industriewaagen<br />

mit Schwingseitentechnik<br />

Garantieleistung: 2 Jahre<br />

E-Mail: Medmanager@wiegandsystem.de<br />

Internet: www.wiegandsystem.de<br />

Kontakt: Jan Tr<strong>im</strong>pin, Leiter MedManager<br />

Tel.: +41 44 / 872 74 40<br />

E-Mail: jan.tr<strong>im</strong>pin@wiegand.ch<br />

167


Die Beschaffungsplattform für Geschäftskunden<br />

Mercateo Beschaffungsnetzwerk<br />

Wir schaffen Ihnen Freiraum<br />

für die wesentlichen Aufgaben<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

21 Millionen Artikel = 1 Kreditor<br />

Integration Ihrer Rahmenvertrags lieferanten<br />

Schnittstelle zu Ihrem ERP-System<br />

Opt<strong>im</strong>ierter Purchase-to-Pay-Prozess<br />

Direktkauf ohne förmliches Vergabeverfahren<br />

Mercateo vereint als Europas führende B2B-Beschaffungsplattform die Vorteile eines B2B-Marktplatzes und einer Vernetzungsplattform.<br />

Neben der Plattform, die sich neutral zwischen Anbietern und Einkäufern <strong>im</strong> B2B-Bereich positioniert, betreibt<br />

Mercateo den größten B2B-Marktplatz Euro pas, auf dem Einkäufer ihren allgemeinen Geschäfts- und spezialisierten Fachbedarf<br />

über einen Lieferanten abdecken. Welche Funktionen Mercateo darüber hinaus für einen wirtschaftlichen <strong>Einkauf</strong> bietet,<br />

erfahren Sie auf der Mercateo Website.<br />

www.mercateo.com/einkaeufer


VI.<br />

8. Beschaffungskongress<br />

der<br />

Krankenhäuser 2016<br />

Teilnehmer aus der Gesundheitsversorgung erkennen Sie am roten Punkt auf dem Namensschild.<br />

Referenten erkennen Sie am grünen Punkt auf dem Namensschild.<br />

Teilnehmer aus Wirtschaft und Industrie haben keinen farbigen Punkt auf dem Namensschild.<br />

169


Y Ausstellung & Programmüberblick<br />

Platin - und Diaman tpar tner<br />

Ausstellungsstände<br />

Veranstaltungsräume<br />

Check-in & Garderobe<br />

Catering Service<br />

Candy-Bar<br />

Bar und Candy-Bar<br />

37<br />

34<br />

33<br />

21<br />

27<br />

26<br />

25<br />

24<br />

31<br />

29<br />

30<br />

28<br />

36 22<br />

32<br />

13<br />

Check-in Check-in<br />

23<br />

12<br />

20<br />

17 1 18<br />

3<br />

5<br />

10<br />

9<br />

15 14<br />

8<br />

7<br />

19<br />

6<br />

4<br />

11<br />

femak-Lounge<br />

Garderobe<br />

Restaurant<br />

Aussteller<br />

Eingang<br />

AMPri Handelsgesellschaft mbH.........................................................1<br />

IGEFA ProMedical GmbH..........................................................................3<br />

S<strong>IT</strong>EX-Textile Dienstleistungen.............................................................4<br />

Wiegand AG............................................................................................... 5<br />

Prospitalia GmbH..................................................................................... 6<br />

Staples Deutschland GmbH & Co. KG.............................................. 7<br />

®<br />

Imprivata Deutschland.......................................................................... 8<br />

MCD Medical Computers Deutschland GmbH............................. 9<br />

M-Exchange AG......................................................................................10<br />

PIONEER Medical Devices AG............................................................11<br />

S-CARD Service GmbH.........................................................................12<br />

Taylor Wessing Rechtsanwälte.........................................................13<br />

Cook Deutschland GmbH....................................................................14<br />

Mercateo AG............................................................................................15<br />

Agfa HealthCare GmbH.......................................................................17<br />

Inf<strong>im</strong>edix...................................................................................................18<br />

HOBART GmbH.......................................................................................19<br />

gök Consulting AG.................................................................................20<br />

Seni – TZMO Deutschland GmbH.....................................................21<br />

Leipziger Messe GmbH........................................................................22<br />

H&R Medizintechnik GmbH & Co. KG............................................23<br />

LASERVISION GmbH & Co. KG...........................................................24<br />

RZV Rechenzentrum Volmarstein GmbH.....................................25<br />

Joline GmbH & Co. KG..........................................................................26<br />

Aalta s.r.l....................................................................................................27<br />

Applied Security GmbH / PTA GmbH..............................................28<br />

Pr<strong>im</strong>us Service GmbH...........................................................................29<br />

Karl Dieckhoff GmbH & Co. KG.........................................................30<br />

SFM Hospital Products GmbH...........................................................31<br />

Invacare GmbH.......................................................................................32<br />

Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG............................................33<br />

Auslage Medienpartner / Fachpresse..............................................................34<br />

Labor Dr. Wisplinghoff.........................................................................36<br />

GS1 Germany GmbH (Roll-up)............................................................37<br />

170


Ausstellung & Programmüberblick<br />

Y Veranstaltungsräume Kongresstag 1 | 8. Dezember 2016<br />

Uhrzeit<br />

Plenarsaal<br />

(Palm Court)<br />

Salon 1 Salon 2+3 Salon 4<br />

09:00<br />

10:30<br />

Eröffnungsplenum<br />

11:00<br />

11:45<br />

Workshop A.1<br />

Compliance – Herausforderungen<br />

<strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>sektor<br />

Workshop A.3<br />

Technik und Einsatzmöglichkeiten<br />

von Permanent-Inventur-<br />

Lagerplätzen in den Abteilungen<br />

Arena der Lösungen I & II<br />

- ISDN Abschaltung – Was Sie<br />

jetzt wissen müssen<br />

– Barcode Scan <strong>im</strong> OP statt<br />

Etiketten kleben<br />

Workshop A.2<br />

<strong>Krankenhaus</strong>logistik zur<br />

Entlastung der Pflege<br />

12:00<br />

13:00<br />

Fachforum III<br />

<strong>Krankenhaus</strong> 4.0 – Was bedeutet<br />

das für <strong>Einkauf</strong> und <strong>Logistik</strong>?<br />

Round Table<br />

Einfluss der EU-Richtlinie zur<br />

Serialisierung von pharmazeutischen<br />

Produkten auf die<br />

<strong>Krankenhaus</strong>prozesse<br />

Fachforum II<br />

Verzahnung von Controlling und<br />

<strong>Einkauf</strong> in Kliniken – Entwicklungsstand<br />

& Trends<br />

Fachforum I<br />

Qualität verbessern, Durchlaufzeit<br />

verkürzen und<br />

gleichzeitig Kosten senken<br />

– neue und innovative<br />

Instrumente zur Prozessopt<strong>im</strong>ierung<br />

in <strong>Logistik</strong> und<br />

Beschaffung<br />

14:00<br />

14:45<br />

Workshop B.2<br />

„Einfach und sicher beschaffen<br />

trotz neuem Vergaberecht“ –<br />

Wege durch das VgV-Wirrwarr<br />

Workshop B.1<br />

Die Digitalisierung des <strong>Einkauf</strong>s<br />

kann so einfach sein<br />

Workshop B.3<br />

Ein Scan für alle „Fälle“ – Eine<br />

Standardlösung für Kostenträgerrechnung<br />

und Materialerfassung<br />

<strong>im</strong> OP<br />

Workshop B.4<br />

Sachkostenmanagement<br />

– Methodik, Apps, Kundenbeispiele<br />

15:00<br />

15:45<br />

Workshop C.3<br />

<strong>IT</strong>-Entwicklungen – <strong>Krankenhaus</strong>einkauf<br />

der Zukunft<br />

Workshop C.2<br />

KR<strong>IT</strong>IS und die EU-Datenschutz-Grundverordnung:<br />

Die Beschaffung von sicheren<br />

<strong>IT</strong>-Zugrifflösungen für Krankenhäuser<br />

– Sicher und effizient auf<br />

Patienten- und Gesundheitsdaten<br />

zugreifen<br />

Workshop C.4<br />

Prozessopt<strong>im</strong>ierung bei der<br />

Lagerung von Sterilgut<br />

Workshop C.1<br />

Smarter Dienstleistungseinkauf<br />

– effizient und<br />

automatisiert<br />

16:15<br />

17:15<br />

Fachforum IV<br />

Die Funktion des Einkäufers <strong>im</strong><br />

Wandel – Anforderungen und<br />

Kompetenzen durch Digitalisierung,<br />

Qualitätsmanagement<br />

und Wirtschaftlichkeitsdruck<br />

Fachforum VI<br />

Mehr Effizienz <strong>im</strong> <strong>Einkauf</strong>:<br />

Wie E-Procurement- und<br />

E-<strong>Logistik</strong>-Lösungen zur<br />

Opt<strong>im</strong>ierung der<br />

Geschäftsvorgänge beitragen<br />

Fachforum V<br />

Wirtschaftslichkeitsbetrachtungen<br />

neuer Finanzierungs-<br />

und Betreibermodelle:<br />

Erfahrungsberichte<br />

und Praxistipps<br />

17:30<br />

18:30<br />

Plenum II – Das Expertengespräch am Abend<br />

Die Novellierung der Medical Device Directive und die Konsequenzen für die Beschaffung <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>wesen<br />

Y Veranstaltungsräume Kongresstag 2 | 9. Dezember 2016<br />

Uhrzeit<br />

Plenarsaal<br />

(Palm Court)<br />

Salon 1 Salon 2+3 Salon 4<br />

09:30<br />

10:15<br />

Workshop D.3<br />

Heute Einkäufer, morgen Wertschöpfungskettenmanager!?<br />

–<br />

Was ist möglich, was ist nötig?<br />

Workshop D.2<br />

Global Sourcing: Hilfe zur Sachkostensenkung<br />

oder doch nur<br />

Beratervision?<br />

Workshop D.1<br />

OP-Management – Was<br />

muss der <strong>Krankenhaus</strong>-<br />

Geschäftsführer wissen?<br />

10:45<br />

12:00<br />

12:30<br />

13:30<br />

Fachkonferenz<br />

Neues <strong>IT</strong>-Sicherheitsgesetz: Auswirkungen auf Beschaffungsentscheidungen und <strong>Einkauf</strong><br />

Abschlusskonferenz<br />

<strong>Krankenhaus</strong>strukturgesetz – Eine erste Bilanz<br />

171


Y Handlungsfelder<br />

Drei durchgehende Handlungsfelder prägen<br />

den 8. Beschaffungskongress der Krankenhäuser 2016 in sechs Fachforen:<br />

Professionalisierung:<br />

Strukturen, Prozesse, Recht<br />

1<br />

Handlungsfeld<br />

Finanzierung:<br />

Investitionen, Innovationen,<br />

Werte<br />

2<br />

Handlungsfeld<br />

Digitalisierung:<br />

E-Procurement, E-Hygiene,<br />

<strong>IT</strong>-Sicherheit<br />

3<br />

Handlungsfeld<br />

Beschaffungsmanagement unterstützt<br />

die Opt<strong>im</strong>ierung klinischer Prozesse.<br />

Dies erfordert grundlegende Kenntnisse<br />

in den Bereichen Medizin, Betriebswirtschaft<br />

und Recht, setzt zugleich aber<br />

auch die Fähigkeit voraus, als Change<br />

Manager und Kommunikator zu wirken.<br />

Ziel der Foren ist es, einen substanziellen<br />

Beitrag zur Professionalisierung des<br />

Beschaffungsmanagements zu leisten.<br />

› Fachforum I: Qualität verbessern,<br />

Durchlaufzeit verkürzen und gleichzeitig<br />

Kosten senken – neue und<br />

innovative Instrumente zur Prozessopt<strong>im</strong>ierung<br />

in <strong>Logistik</strong> und Beschaffung<br />

› Fachforum IV: Die Funktion des Einkäufers<br />

<strong>im</strong> Wandel – Anforderungen<br />

und Kompetenzen durch Digitalisierung,<br />

Qualitätsmanagement und<br />

Wirtschaftlichkeitsdruck<br />

Innovationen in der Medizintechnik und<br />

bei Medikalprodukten sind Hebel für die<br />

Verbesserung der Prozesseffizienz: Sie<br />

tragen zu einer höheren medizinischen<br />

Qualität bei und können Kosten nachhaltig<br />

senken. Zugleich sind sie aber auch<br />

mit Risiken und Investitionen verbunden<br />

und stehen insbesondere ethischen und<br />

sozialen Verantwortungen gegenüber.<br />

Ziel ist es, Klarheit über Bewertungsverfahren<br />

herzustellen und die Auswirkungen<br />

auf den <strong>Krankenhaus</strong>betreiber<br />

transparent zu machen sowie Anregungen<br />

für alternative Finanzierungsformen<br />

zu vermitteln.<br />

› Fachforum II: Verzahnung von Controlling<br />

und <strong>Einkauf</strong> in Kliniken – Entwicklungsstand<br />

& Trends<br />

› Fachforum V: Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen<br />

neuer Finanzierungs- und<br />

Betreibermodelle: Erfahrungsberichte<br />

und Praxistipps<br />

Digitalisierung und Vernetzung <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

stellen den heutigen<br />

Klinikalltag regelmäßig vor neue Aufgaben<br />

und Herausforderungen. So gewinnen<br />

Themen rund um die elektronische<br />

Patientenakte oder die digitale Datenübermittlung<br />

ständig an Relevanz. Mit<br />

Hilfe verschiedener <strong>IT</strong>-Systeme sollen<br />

vor allem Zeit und damit Kosten gespart<br />

werden. Doch viele Hürden, wie z.B. die<br />

Anforderungen an datenschutzrechtliche<br />

Best<strong>im</strong>mungen, erschweren die<br />

Umstellung auf digitale Prozesse. Ziel ist<br />

es, einen Überblick über den derzeitigen<br />

Entwicklungsstand von digitalen Versorgungs-<br />

und Arbeitsabläufen in Kliniken<br />

widerzuspiegeln, aber auch einen Blick<br />

in die Zukunft zu werfen.<br />

› Fachforum III: <strong>Krankenhaus</strong> 4.0 – Was<br />

bedeutet das für <strong>Einkauf</strong> und <strong>Logistik</strong>?<br />

› Fachforum VI: Mehr Effizienz <strong>im</strong> <strong>Einkauf</strong>:<br />

Wie E-Procurement-Lösungen zur<br />

Opt<strong>im</strong>ierung der Geschäftsvorgänge<br />

beitragen<br />

172


Y Die Fachforen <strong>im</strong> Detail<br />

Fachforum I<br />

Qualität verbessern, Durchlaufzeit<br />

verkürzen und gleichzeitig<br />

Kosten senken – neue<br />

und innovative Instrumente<br />

zur Prozessopt<strong>im</strong>ierung in<br />

<strong>Logistik</strong> und Beschaffung<br />

1<br />

Handlungsfeld<br />

Fachforum II<br />

Verzahnung von Controlling<br />

und <strong>Einkauf</strong> in Kliniken – Entwicklungsstand<br />

& Trends<br />

2<br />

Handlungsfeld<br />

Fachforum III<br />

<strong>Krankenhaus</strong> 4.0 – Was<br />

bedeutet das für <strong>Einkauf</strong> und<br />

<strong>Logistik</strong>?<br />

3<br />

Handlungsfeld<br />

Innovative Medizinprodukte nehmen<br />

aufgrund von Handhabungsvorteilen,<br />

überlegener Funktionalität und hoher<br />

Verfügbarkeit einen nachweisbaren Einfluss<br />

auf Arbeitsablaufe, Ergebnisqualität<br />

und Kosten der Betriebsbereitschaft.<br />

<strong>Krankenhaus</strong>-Einkäufer stehen nicht<br />

zuletzt durch die neue Regelung zur<br />

Sachkostenübervergütung vor dem<br />

Entscheidungsproblem, zwischen der<br />

Beschaffung billiger Produkte mit Basisfunktionalität<br />

und dem Einsatz teurer<br />

Produkte mit höherer Prozess-Effektivität<br />

und niedrigeren Lebenszykluskosten<br />

abzuwägen.<br />

Den Teilnehmern wird an konkreten Praxisfällen<br />

gezeigt, welche Kriterien sinnvollerweise<br />

herangezogen werden, um<br />

dieses Entscheidungsdilemma zwischen<br />

zunehmendem Budgetdruck und wachsenden<br />

Qualitätsanforderungen medizinisch<br />

angemessen sowie ökonomisch<br />

erfolgreich zu lösen.<br />

Krankenhäuser in Deutschland erfahren<br />

zunehmend eine stärkere Wettbewerbsorientierung.<br />

Eine Strategie und eine zielgerichtete<br />

und konsequente Steuerung<br />

zur Erreichung der wesentlichen Ziele wie<br />

Herstellung von Qualität, Transparenz<br />

und Wirtschaftlichkeit ist notwendig,<br />

um am Markt bestehen zu können. Dabei<br />

schließen sich Wirtschaftlichkeit und<br />

eine gute medizinische Versorgung nicht<br />

gegenseitig aus. Eine kontinuierliche Verbesserung<br />

der Struktur-, Prozess- und<br />

Ergebnisqualität ist auch vor dem Hintergrund<br />

des KHSG eine der wichtigsten<br />

Aufgaben für das <strong>Krankenhaus</strong>management.<br />

Im Forum werden Instrumente für<br />

ein effektives Controlling, zur Steuerung<br />

von Sachkosten und medizinischem Bedarf<br />

zur Erlössicherung benannt, Trends<br />

und Entwicklungen aufgezeigt und Best<br />

Practices ausgetauscht.<br />

Digitalisierung spielt <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong><br />

bereits jetzt eine wichtige Rolle. Richtig<br />

ausgestaltet bieten neue Technologien<br />

ein enormes Potenzial für mehr Effizienz,<br />

schlanke Prozesse und sinkende Kosten.<br />

Die Automatisierung operativer Tätigkeiten<br />

setzt Ressourcen frei, um sich auf<br />

die Kernkompetenz der medizinischen<br />

Versorgung und Pflege zu konzentrieren.<br />

Die Digitalisierung unterstützt dabei,<br />

Prozesse in Echtzeit abzubilden, zu<br />

vernetzen und von theoretisch jedem Ort<br />

auf relevante Daten zuzugreifen.<br />

Aber kann bereits jetzt von einem <strong>Krankenhaus</strong><br />

4.0 die Rede sein?<br />

Im Fachforum III wird die Digitalisierung<br />

von unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet.<br />

So spielen Alltagsszenarien<br />

wie die <strong>IT</strong>-unterstützte Qualitätsverbesserung,<br />

das papierlose Büro und<br />

die kontinuierliche Verbesserung der<br />

<strong>IT</strong>-Landschaft ebenso eine Rolle wie neue<br />

Technologien, künstliche Intelligenz oder<br />

Verhaltensgesundheit. Da Digitalisierung<br />

jedoch nicht erst hinter der Tür beginnt,<br />

wird das Forum auch die Möglichkeit einer<br />

vernetzten und digitalisierten Gebäudeplanung<br />

unter die Lupe nehmen und<br />

Einblicke in die Praxis geben: Wie weit<br />

sind die Krankenhäuser bei der Digitalisierung?<br />

Was ist möglich? Was ist nötig?<br />

Und wann wird die Digitalisierung zur<br />

Last? Wo fließt die digitale Zukunftsmusik<br />

bereits jetzt durch die <strong>Krankenhaus</strong>flure<br />

und welche Möglichkeiten werden<br />

Ärzten, Pflegepersonal, der Verwaltung<br />

und dem <strong>Einkauf</strong> dadurch eröffnet?<br />

173


Y Die Fachforen <strong>im</strong> Detail<br />

Fachforum IV<br />

Die Funktion des Einkäufers <strong>im</strong><br />

Wandel – Anforderungen und<br />

Kompetenzen durch Digitalisierung,<br />

Qualitätsmanagement und<br />

Wirtschaftlichkeitsdruck<br />

1<br />

Handlungsfeld<br />

Fachforum V<br />

Wirtschaftslichkeitsbetrachtungen<br />

neuer Finanzierungsund<br />

Betreibermodelle: Erfahrungsberichte<br />

und Praxistipps<br />

2<br />

Handlungsfeld<br />

Handlungsfeld<br />

Fachforum VI<br />

Mehr Effizienz <strong>im</strong> <strong>Einkauf</strong>: Wie<br />

E-Procurement- und E-<strong>Logistik</strong>-Lösungen<br />

zur Opt<strong>im</strong>ierung<br />

der Geschäftsvorgänge<br />

beitragen<br />

3<br />

Steigende Sachkosten, die besonderen<br />

Herausforderungen an eine verbesserte<br />

Qualität der Versorgung der Patienten<br />

weisen dem <strong>Einkauf</strong> eine Schlüsselrolle<br />

zur Erreichung des Unternehmenserfolges<br />

eines <strong>Krankenhaus</strong>es zu. Eine reine<br />

Fokussierung auf die klassischen Beschaffungsfunktionen<br />

ist längst nicht<br />

mehr ausreichend. Einkäufer müssen<br />

den hochkomplexen Spagat zwischen<br />

Dringlichkeit, medizinischer Innovation<br />

und Kostenreduktion meistern. Welche<br />

Fähigkeiten und Kompetenzen muss der<br />

<strong>Einkauf</strong> entwickeln, um den Herausforderungen<br />

der Digitalisierung gewachsen<br />

zu sein? Wie kann eine zielgerichtete Management-<br />

und Kompetenzentwicklung<br />

gelingen? Knappe Ressourcen und der<br />

Fachkräftemangel führen zu neuen Lösungsansätzen,<br />

die auf diesem Fachforum<br />

aus unterschiedlichen Blickwinkeln<br />

praxisnah diskutiert werden.<br />

Kostendruck und Budgetrestriktionen,<br />

auch verstärkt durch das InEK-Konzept<br />

zur Absenkung von DRGs mit hohem<br />

Sachkostenanteil, erschweren Investitionen<br />

in innovative Medizinprodukte aufgrund<br />

begrenzter Finanzierungsquellen.<br />

Einkäufer sind in besonderer Weise<br />

gefordert, solche aus Qualitäts- und<br />

Patientensicht notwendigen Beschaffungsmaßnahmen<br />

durch die Nutzung<br />

innovativer Finanzierungsmodelle sowie<br />

partnerschaftlicher Betreibermodelle zu<br />

ermöglichen.<br />

Die Teilnehmer erfahren, welche Finanzierungsinstrumente<br />

jenseits von Bankkredit,<br />

Leasing und Sale-and-Lease-Back<br />

existieren, sie hören anhand von Praxisbeispielen,<br />

welche innovativen Finanzierungsmöglichkeiten<br />

bestehen und<br />

sie erhalten Tipps, wie zukunftsfähige<br />

Geschäftsmodelle den Bedürfnissen des<br />

eigenen Hauses entsprechend realisiert<br />

werden können.<br />

Durch die Einführung bzw. erweiterte<br />

Nutzung elektronischer Beschaffungssysteme<br />

können Krankenhäuser<br />

erhebliche Einsparungen und Performanceverbesserungen<br />

erzielen. Die Teilautomatisierung<br />

und Verschlankung von<br />

Bestellprozessen mithilfe von E-Tools, die<br />

auf elektronische Produktkataloge zurückgreifen,<br />

bietet deutliche Vorteile hinsichtlich<br />

der Reduzierung des Aufwands,<br />

der Fehlervermeidung, der Transparenz,<br />

der Regelgerechtheit, des Komforts, der<br />

Bereitstellungszeit und oftmals auch<br />

hinsichtlich der Produktpreise. Letzteres<br />

steht in der Regel in Verbindung mit einer<br />

gewissen Standardisierung des Bedarfsprogramms<br />

sowie der Bündelung<br />

des Bedarfs auf vergleichsweise weniger<br />

Lieferanten.<br />

Über <strong>IT</strong>-gestützte Ausschreibungssysteme<br />

können regel- bzw. vergaberechtskonforme<br />

Standardprozesse<br />

<strong>im</strong>plementiert sowie die Stellung am<br />

Markt gestärkt und damit die Kosten<br />

gesenkt werden.<br />

Auch für die <strong>IT</strong>-basierte Opt<strong>im</strong>ierung logistischer<br />

Prozesse bestehen in Krankenhäusern<br />

umfassende Möglichkeiten, die<br />

u. a. die Warenausgabe und -distribution<br />

sowie die Vorratshaltung betreffen.<br />

Im Fachforum VI werden die Möglichkeiten<br />

der Effizienzsteigerung durch<br />

elektronische Bestellvorgänge und<br />

<strong>Logistik</strong>prozesse diskutiert, aber auch<br />

bestehende Hindernisse und Risiken<br />

angesprochen.<br />

174


Y Programm Kongresstag 1 | 8. Dezember 2016<br />

Stand: 28. November 2016<br />

09:00<br />

10:30<br />

Eröffnungsplenum<br />

Plenarsaal (Palm Court)<br />

Begrüßung und Moderation<br />

Dr. Johannes Ludewig<br />

Vorsitzender des Beirates der Wegweiser GmbH Berlin Research &<br />

Strategy und Vorsitzender des Nationalen Normenkontrollrates<br />

Schwerpunkt Digitalisierung<br />

Aufschlag<br />

Efficient Consumer Response und Electronic Data Interchange:<br />

Opt<strong>im</strong>ierung von <strong>Einkauf</strong> und <strong>Logistik</strong> durch Kommunikationsstandards<br />

und Prozess-Management<br />

Michael Moise<br />

Leiter ECR / EDI, Nestlé Deutschland AG<br />

Return<br />

Ingo Wolters<br />

Mitglied der Geschäftsleitung,<br />

GS1 Germany GmbH<br />

Anschließende Gesprächsrunde:<br />

Warum sind die Preise für Medizinprodukte <strong>im</strong> einheitlichen Europa so unterschiedlich?<br />

Diskutant<br />

Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Leiter des Centrums für <strong>Krankenhaus</strong>-<br />

Management, Universität Münster; Academic<br />

Director, Ludwig Fresenius Center for Health<br />

Care Management and Regulation, HHL Leipzig<br />

Graduate School of Management<br />

Diskutant<br />

Bradley Gould<br />

Geschäftsführer,<br />

Prospitalia GmbH<br />

Diskutant<br />

Martin Gut<br />

Leiter Beschaffung und<br />

<strong>Logistik</strong>, SpitalSTS AG, Thun<br />

Diskutant<br />

Wilfried E. B. Winzer<br />

Kaufmännischer Vorstand,<br />

Universitätsklinikum Carl<br />

Gustav Carus, Dresden<br />

10:30<br />

11:00<br />

Networking-Pause und Besuch der Fachausstellung<br />

Platz für Notizen<br />

175


Kongress für <strong>Krankenhaus</strong>logistik mit Fachausstellung<br />

17. und 18. Mai <strong>2017</strong><br />

Congress Center Leipzig<br />

PROZESSE OPTIMIEREN,<br />

KOSTEN SENKEN<br />

Mit der med.Logistica bietet die Leipziger Messe der Healthcare-<br />

<strong>Logistik</strong>-Branche eine Plattform, die der Information und dem<br />

Austausch zwischen Entscheidern aus Krankenhäusern auf der einen<br />

und den Anbietern logistischer Dienstleistungen und Lösungen auf<br />

der anderen Seite dient.<br />

BEST-PRACTICE-BEISPIELE IM KONGRESS<br />

Im Kongress werden Ihnen logistische Projekte und innovative Lösungen<br />

vorgestellt. Die Bandbreite der Kongressthemen umfasst dabei alle<br />

Prozesse von der Beschaffung über die Intralogistik bis hin zur Entsorgung.<br />

Alle Lösungen werden durch konkrete Anwendungen und Best-Practice-<br />

Beispiele untermauert.<br />

WERTVOLLE ERFAHRUNGEN<br />

Zur med.Logistica treffen Sie Fachkollegen aus dem gesamten deutschsprachigen<br />

Raum. Die ideale Gelegenheit, um Erfahrungen auszutauschen<br />

und die Basis für ein fruchtbares Networking zu schaffen.<br />

AKTUELLER ÜBERBLICK<br />

In der Fachausstellung werden Ihnen neueste Produkte und Dienstleistungen<br />

sowie deren konkrete Umsetzung in aktuellen Projekten präsentiert.<br />

Darüber hinaus können Sie hier den intensiven Dialog mit Vertretern der<br />

Industrie pflegen.<br />

LEIPZIGER PREIS FÜR KRANKENHAUSLOGISTIK<br />

Die mit insgesamt 6.000 Euro dotierte Auszeichnung würdigt besonders<br />

innovative, bereits in der Praxis umgesetzte logistische Lösungen.<br />

NEU!<br />

176<br />

Weitere Informationen erhalten Sie unter:<br />

Leipziger Messe GmbH · Messe-Allee 1 · 04356 Leipzig<br />

Telefon: +49 341 678-8266 · E-Mail: info@medlogistica.de<br />

www.medlogistica.de


Y Programm Kongresstag 1 | 8. Dezember 2016<br />

11:00<br />

11:45<br />

Workshops A.1 – A.3 und Arena der Lösungen I & II<br />

(parallele Veranstaltungen)<br />

Workshop A.1<br />

Compliance – Herausforderungen<br />

<strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>sektor<br />

Workshop A.2<br />

<strong>Krankenhaus</strong>logistik zur<br />

Entlastung der Pflege<br />

Workshop A.3<br />

Technik und Einsatzmöglichkeiten<br />

von Permanent-<br />

Inventur-Lagerplätzen in den<br />

Abteilungen<br />

Arena der Lösungen I<br />

ISDN Abschaltung – Was Sie<br />

jetzt wissen müssen<br />

Plenarsaal (Palm Court)<br />

Salon 4 Salon 1<br />

Salon 2+3<br />

› Antikorruptionsgesetz<br />

› Medizinrechtliche<br />

Compliance<br />

› Kooperationen zwischen<br />

Leistungserbringern<br />

Referent<br />

Dr. Oliver Klöck<br />

Partner, Mitglied der Geschäftsführung<br />

Deutschland,<br />

Taylor Wessing Rechtsanwälte<br />

› Große Differenz zwischen<br />

benötigten Fachkräften und<br />

Bewerbern in der <strong>Krankenhaus</strong>pflege<br />

führt zu <strong>im</strong>mer<br />

schlechterer Patienten-<br />

Pflegekraft-Ratio<br />

› Entlastung der Pflegekräfte<br />

von fachfremden Tätigkeiten<br />

durch EDV-gestützten<br />

zentralen Transportdienst<br />

› Im Workshop werden die Projektphase<br />

und Ergebnisse nach<br />

fast 3 Jahren ZTD vorgestellt<br />

Referenten<br />

› Lagerpositionen mit<br />

Waagen messen konstant<br />

den Artikelbestand<br />

› Aufgrund des gemessenen<br />

Verbrauchs wird opt<strong>im</strong>al<br />

bestellt<br />

› Das Anwendungsspektrum<br />

ist sehr groß<br />

› Im Workshop werden<br />

Anwendungsfälle gezeigt<br />

und diskutiert<br />

Referenten<br />

Benjamin Aebischer<br />

Director Sales & Marketing,<br />

DIGI SENS AG<br />

› Was bedeutet<br />

„Abschaltung ISDN“?<br />

› Checkliste –<br />

Was muss getan werden?<br />

› Die Lösung: fideAS®<br />

health medical<br />

Referent<br />

Dipl.-Ing. Andreas Schlottke<br />

Produktmanager, Applied<br />

Security GmbH<br />

Arena der Lösungen II<br />

Barcode Scan <strong>im</strong> OP statt<br />

Etiketten kleben<br />

Andreas Göke<br />

Pflegedirektor, St. Vincenz-<br />

<strong>Krankenhaus</strong> GmbH<br />

Kathrin Koch<br />

Leitung Sekundäre Dienste,<br />

St. Vincenz-<strong>Krankenhaus</strong><br />

GmbH<br />

Jan Tr<strong>im</strong>pin<br />

Teamleader und Projektleiter<br />

MedManager, Wiegand AG<br />

Markus Wiegand<br />

Geschäftsführer, Wiegand AG<br />

› fallbezogene Dokumentation<br />

mit Hilfe von Scannern<br />

› 10 Schritte zur Umsetzung<br />

› Sicher und effizient mit<br />

einem einfachen Scan<br />

› Tipps und Tricks be<strong>im</strong><br />

Umgang mit Barcodes<br />

Referentin<br />

Sylvia Reingardt<br />

Senior Branchenmanagerin<br />

Gesundheitswesen, GS1<br />

Germany<br />

11:45<br />

12:00<br />

Networking-Pause und Besuch der Fachausstellung<br />

Platz für Notizen<br />

177


Y Programm Kongresstag 1 | 8. Dezember 2016<br />

12:00<br />

13:00<br />

Fachforen I – III & Round Table<br />

(parallele Veranstaltungen)<br />

Handlungsfeld<br />

1<br />

Handlungsfeld<br />

2<br />

Handlungsfeld<br />

3<br />

Fachforum I<br />

Qualität verbessern,<br />

Durchlaufzeit verkürzen<br />

und gleichzeitig Kosten<br />

senken – neue und innovative<br />

Instrumente zur<br />

Prozessopt<strong>im</strong>ierung in<br />

<strong>Logistik</strong> und Beschaffung<br />

Fachforum II<br />

Verzahnung von Controlling<br />

und <strong>Einkauf</strong> in Kliniken –<br />

Entwicklungsstand & Trends<br />

Fachforum III<br />

<strong>Krankenhaus</strong> 4.0 – Was<br />

bedeutet das für <strong>Einkauf</strong> und<br />

<strong>Logistik</strong>?<br />

Round Table<br />

Einfluss der EU-Richtlinie<br />

zur Serialisierung von<br />

pharmazeutischen<br />

Produkten auf die<br />

<strong>Krankenhaus</strong>prozesse<br />

Salon 4 Salon 2+3 Plenarsaal (Palm Court) Salon 1<br />

Moderation<br />

Prof. Dr. Ronald<br />

Bogaschewsky<br />

Inhaber des Lehrstuhls für BWL<br />

und Industriebetriebslehre,<br />

Universität Würzburg<br />

Moderation<br />

Hartmut Ponßen<br />

Vorstand, gök<br />

Consulting AG<br />

Moderation<br />

Dr. Zun-Gon K<strong>im</strong>, MD, MBA<br />

Partner and Managing<br />

Director, The Boston<br />

Consulting Group<br />

Moderation<br />

Jürgen Manz<br />

Associate Partner, Consileon<br />

Business Consultancy GmbH<br />

Diskutanten<br />

Jürgen Aberle<br />

Gesamtleitung Patientenkoordination,<br />

Diakonissenkrankenhaus<br />

Karlsruhe-Rüppurr<br />

Diskutanten<br />

Dr. med. Erwin Horndasch<br />

Vorstandsvorsitzender,<br />

Deutsche Gesellschaft für<br />

Medizincontrolling e.V.<br />

Diskutanten<br />

Martin Merkel<br />

Leiter Zentraler <strong>Einkauf</strong>,<br />

edia.con gGmbH<br />

Impuls<br />

Dr. Oliver Onusseit<br />

Referat 114 Arzne<strong>im</strong>ittelentwicklung,<br />

-zulassung und -qualität,<br />

Großhandel, Klinische Prüfung,<br />

Bundesministerium für<br />

Gesundheit<br />

Diskutanten<br />

Dr. Alexander Csaki<br />

Partner, Bird & Bird LLP<br />

Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Leiter des Centrums für<br />

<strong>Krankenhaus</strong>-Management,<br />

Universität Münster; Academic<br />

Director, Ludwig Fresenius<br />

Center for Health Care Management<br />

and Regulation,<br />

HHL Leipzig Graduate School<br />

of Management<br />

Markus Wiegand<br />

Geschäftsführer, Wiegand AG<br />

Dr. Martina Klein<br />

Leiterin Fundraising,<br />

Klinikum Dortmund<br />

gGmbH<br />

Dr. Peter Schinnen<br />

Leitung Kaufmännisches<br />

Controlling, Diakonie-<br />

Klinikum Schwäbisch Hall<br />

gGmbH<br />

Jan Wunderlich<br />

Referent, <strong>Krankenhaus</strong>gesellschaft<br />

Sachsen e.V.<br />

Antje Niemeyer<br />

Watson Health Leader<br />

DACH, IBM Deutschland<br />

GmbH<br />

Adelheid Jakobs-Schäfer<br />

Generalbevollmächtigte<br />

<strong>Einkauf</strong> und <strong>Logistik</strong>,<br />

Sana Kliniken AG<br />

Prof. Dr. Philipp Walther,<br />

MHMM<br />

Studiendekan Gesundheitsökonomie<br />

Hochschule<br />

Fresenius Hamburg<br />

Priv.-Doz. Dr. Martin J. Hug<br />

Direktor der Apotheke des<br />

Universitätsklinikums Freiburg<br />

Peter Koop<br />

Vice President Healthcare<br />

& Finance Solutions, Arvato<br />

Systems GmbH<br />

Dr. Stephan Schwarze<br />

Corporate Quality - Process<br />

and Knowledge Management<br />

- Head of Counterfeit<br />

Protection Management,<br />

Bayer Pharma AG<br />

13:00<br />

14:00<br />

Networking-Lunch &<br />

Nur auf Einladung: Matchmaking-Lunch <strong>im</strong> Restaurant<br />

Platz für Notizen<br />

178


Y Programm Kongresstag 1 | 8. Dezember 2016<br />

14:00<br />

14:45<br />

Workshops B.1 – B.4<br />

(parallele Veranstaltungen)<br />

Workshop B.1<br />

Die Digitalisierung des<br />

<strong>Einkauf</strong>s kann so einfach<br />

sein<br />

Workshop B.2<br />

„Einfach und sicher beschaffen<br />

trotz neuem Vergaberecht“ –<br />

Wege durch das VgV-Wirrwarr<br />

Workshop B.3<br />

Ein Scan für alle „Fälle“ –<br />

Eine Standardlösung für<br />

Kostenträgerrechnung und<br />

Materialerfassung <strong>im</strong> OP<br />

Workshop B.4<br />

Sachkostenmanagement –<br />

Methodik, Apps, Kundenbeispiele<br />

Salon 1<br />

Plenarsaal (Palm Court)<br />

Salon 2+3 Salon 4<br />

› Umdenken in indirekten<br />

<strong>Einkauf</strong> – worauf es<br />

wirklich ankommt<br />

› Prozessopt<strong>im</strong>ierung statt<br />

Preise verhandeln<br />

› Einfache Lösung ohne<br />

großes <strong>IT</strong>-Projekt<br />

› Nutzungsszenarien –<br />

so starten Sie<br />

die Digitalisierung<br />

› Welche flexibleren Regeln<br />

nach VgV nutzen dem <strong>Krankenhaus</strong>einkauf?<br />

› Unterschwellenbeschaffung<br />

nach VOL/A<br />

› 5 Punkte für effiziente,<br />

EU-weite Vergaben<br />

› Neues zu Rahmenverträgen<br />

Referenten<br />

› Kostenträgerrechnung<br />

› Materialerfassung <strong>im</strong><br />

OP durch Scannen von<br />

Original-Barcodes<br />

› Entnahmemeldung, Nachbestellung<br />

und Dokumentation<br />

in einem Schritt<br />

› Übermittlung der Verbrauchs-<br />

und Chargendokumentation<br />

an das KIS<br />

› Datentransparenz als<br />

Schlüssel<br />

› schnelle Lösungen zu mehr<br />

Datentransparenz<br />

› innovative Applikationen<br />

zum Sachkostenmanagement<br />

› Kundenbeispiele für erfolgreiches<br />

Sachkostenmanagement<br />

Referentin<br />

Heike Kleine<br />

Leiterin Vertrieb Großkunden,<br />

Mercateo AG<br />

Prof. Dr. Ralf Leinemann<br />

Fachanwalt für Vergaberecht,<br />

Partner, Leinemann & Partner<br />

Rechtsanwälte mbB<br />

Thomas Maibaum<br />

Rechtsanwalt, Leinemann &<br />

Partner Rechtsanwälte mbB<br />

Referenten<br />

Dirk Lüsebrink<br />

Geschäftsführer, Hospital<br />

LogiServe GmbH<br />

Dr. med. Frank Schauland<br />

OP-Manager, Albertinen<br />

<strong>Krankenhaus</strong>/<br />

Albertinen-Haus gGmbH<br />

Referent<br />

Hartmut Ponßen<br />

Vorstand, gök<br />

Consulting AG<br />

Christoph Schmitz<br />

Kaufmännischer Direktor,<br />

Kath. Marienkrankenhaus<br />

gGmbH<br />

14:45<br />

15:00<br />

Networking-Pause und Besuch der Fachausstellung<br />

Platz für Notizen<br />

179


®<br />

The healthcare <strong>IT</strong> security company<br />

Imprivata Lösungen<br />

• Schützen und beschleunigen den Zugriff auf Patientendaten<br />

• Single Sign-On und schneller Zugriff auf virtuelle Desktops<br />

• Zwei-Faktor-Authentifizierung für klinische Arbeitsabläufe<br />

• Identitätsmanagement und Authentifizierung<br />

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für die <strong>Krankenhaus</strong>-<strong>IT</strong> herunterzuladen.<br />

Tel: 0911-8819 7330<br />

180


Y Programm Kongresstag 1 | 8. Dezember 2016<br />

15:00<br />

15:45<br />

Stand: 28. November 2016<br />

Workshops C.1 – C.4<br />

(parallele Veranstaltungen)<br />

Workshop C.1<br />

Smarter Dienstleistungseinkauf<br />

– effizient und<br />

automatisiert<br />

Workshop C.2<br />

KR<strong>IT</strong>IS und die EU-Datenschutz-Grundverordnung:<br />

Die Beschaffung von sicheren<br />

<strong>IT</strong>-Zugrifflösungen für Krankenhäuser<br />

– Sicher und effizient auf<br />

Patienten- und Gesundheitsdaten<br />

zugreifen<br />

Workshop C.3<br />

<strong>IT</strong>-Entwicklungen – <strong>Krankenhaus</strong>einkauf<br />

der Zukunft<br />

Workshop C.4<br />

Prozessopt<strong>im</strong>ierung bei der<br />

Lagerung von Sterilgut<br />

Salon 4<br />

Salon 1<br />

Plenarsaal (Palm Court) Salon 2+3<br />

®<br />

› Technische Dienstleistungen<br />

innovativ elektronisch<br />

beschaffen<br />

› Aufmaßerfassung und –<br />

abgleich<br />

› Medienbruchfreier<br />

End-to-End Prozess<br />

› Komplette Integration<br />

in SAP<br />

Referent<br />

Stefan Roggatz<br />

Geschäftsführer, M-Exchange<br />

Solution GmbH<br />

› Kompetenz in der Anwendung<br />

der neuen europäischen<br />

DSVGO erlernen<br />

› Sicherheitskonzepte als<br />

eigenen Bedarf erkennen<br />

› Lösungen für Patientendatensicherheit<br />

erfahren<br />

› Umsetzungen von <strong>IT</strong>-Sicherheit<br />

in der Klinik<br />

erfolgreich planen<br />

Referenten<br />

Harry Mayo<br />

Dipl. Betriebswirt (FA), Channelmanager<br />

EMEA, Imprivata<br />

› Der <strong>Einkauf</strong>sdienstleister als<br />

<strong>IT</strong>-Lösungsanbieter<br />

› Die neue Fokussierung auf<br />

Stammdatenqualität<br />

› Die Nutzung von Bewegungsdaten<br />

für die Opt<strong>im</strong>ierung<br />

des <strong>Einkauf</strong>s<br />

Referent<br />

Markus Wild<br />

Geschäftsführer,<br />

Prospitalia GmbH<br />

› Lean-<strong>Logistik</strong> in der Sterilgut-<br />

Prozesskette erhöht die Wirtschaftlichkeit<br />

der OP-Abläufe<br />

› Platz-, Bau-, Prozess- und<br />

Personalkosten einsparen<br />

› Ein-/Auslagerungen in ergonomisch<br />

opt<strong>im</strong>aler Höhe –<br />

kein Bücken, kein Strecken<br />

› Platzeinsparung bis zu 60%<br />

Referent<br />

Dieter Schoch<br />

Bereichsleiter Vertrieb Dienstleistungssektor,<br />

Produkt- und<br />

Projektmanager, Hänel GmbH<br />

& Co.KG<br />

Andreas Ropertz<br />

Regional Sales Manager<br />

Germany & Austria, Imprivata<br />

15:45<br />

16:15<br />

Networking-Pause und Besuch der Fachausstellung<br />

Platz für Notizen<br />

181


Y Programm Kongresstag 1 | 8. Dezember 2016<br />

16:15<br />

17:15<br />

Fachforen IV – VI<br />

(parallele Veranstaltungen)<br />

1<br />

Handlungsfeld<br />

Fachforum IV<br />

Die Funktion des Einkäufers <strong>im</strong> Wandel<br />

– Anforderungen und Kompetenzen<br />

durch Digitalisierung, Qualitätsmanagement<br />

und Wirtschaftslichkeitsdruck<br />

2<br />

Handlungsfeld<br />

Fachforum V<br />

Wirtschaftslichkeitsbetrachtungen neuer<br />

Finanzierungs- und Betreibermodelle:<br />

Erfahrungsberichte und Praxistipps<br />

3<br />

Handlungsfeld<br />

Fachforum VI<br />

Mehr Effizienz <strong>im</strong> <strong>Einkauf</strong>:<br />

Wie E-Procurement- und E-<strong>Logistik</strong>-<br />

Lösungen zur Opt<strong>im</strong>ierung<br />

der Geschäftsvorgänge beitragen<br />

Plenarsaal (Palm Court)<br />

Salon 4<br />

Salon 2+3<br />

Moderation<br />

Dr. med. Jens Peukert<br />

Vorstandsvorsitzender der Lohfert<br />

& Lohfert AG<br />

Diskutanten<br />

Moderation<br />

Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Leiter des Centrums für <strong>Krankenhaus</strong>-Management,<br />

Universität Münster; Academic Director,<br />

Ludwig Fresenius Center for Health Care<br />

Management and Regulation, HHL Leipzig<br />

Graduate School of Management<br />

Diskutanten<br />

Moderation<br />

Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky<br />

Inhaber des Lehrstuhls für BWL<br />

und Industriebetriebslehre,<br />

Universität Würzburg<br />

Diskutanten<br />

Torsten Brauer<br />

Vertriebsleiter, AGKAMED GmbH<br />

Heinz Kölking<br />

Präsidium der Europäischen Vereinigung der<br />

<strong>Krankenhaus</strong>direktoren (EVKD)<br />

Eckart Barthle<br />

Leiter Kompetenzzentrum 4<br />

(<strong>IT</strong> & Telekommunikation), Vitos GmbH<br />

Ulrike Hoffmann<br />

Geschäftsführerin,<br />

Sana Klinik <strong>Einkauf</strong> GmbH<br />

Dr. Eckhard Schenke<br />

Leiter der Stabsstelle Fundraising, Mitglied des<br />

Vorstandes der Förderstiftung MHH plus,<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

Olaf Berse<br />

Geschäftsführer, clinicpartner eG<br />

Michael Lange<br />

Leiter Key Account Management,<br />

Prospitalia GmbH<br />

Wilfried E. B. Winzer<br />

Kaufmännischer Vorstand,<br />

Universitätsklinikum Carl<br />

Gustav Carus, Dresden<br />

Dr. Alexander Hewer<br />

Leiter Geschäftsbereich Finanzen und <strong>Einkauf</strong>,<br />

Charité – Universitätsmedizin Berlin<br />

PD Dr. med. Dr. rer. medic. Martin Maurer, MHBA<br />

Leitender Oberarzt Radiologie, INSELSP<strong>IT</strong>AL,<br />

Universitätsspital Bern<br />

André Karzauninkat<br />

Leiter <strong>IT</strong>, CIO, EK-UNICO GmbH<br />

Susanne Vachenauer<br />

Leitung <strong>Einkauf</strong>, Klinikum<br />

Bremerhaven Reinkenheide gGmbH<br />

Stefan Roggatz<br />

Geschäftsführer, M-Exchange Solution GmbH<br />

17:15<br />

17:30<br />

Networking-Pause und Besuch der Fachausstellung<br />

Platz für Notizen<br />

182


Y Programm Kongresstag 1 | 8. Dezember 2016<br />

17:30<br />

18:30<br />

Plenum II – Das Expertengespräch am Abend<br />

Die Novellierung der Medical Device Directive und die Konsequenzen für die<br />

Beschaffung <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>wesen<br />

Plenarsaal (Palm Court)<br />

Moderation<br />

Dr. Klaus von Dohnanyi<br />

Vorsitzender des Beirates der Wegweiser<br />

Media & Conferences GmbH<br />

Diskutant<br />

Andreas Haak<br />

Partner, Head of Competition, EU and Trade;<br />

örtlicher Geschäftsführer Düsseldorf,<br />

Taylor Wessing Rechtsanwälte<br />

Diskutant<br />

Robert Schrödel<br />

Vorstandsvorsitzender,<br />

PIONEER Medical Devices AG<br />

Diskutant<br />

Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Zastrow<br />

Leiter des Instituts für Hygiene und<br />

Umweltmedizin, Vivantes Kliniken Berlin<br />

ab<br />

18:30<br />

Get-together<br />

Platz für Notizen<br />

183


Y Programm Kongresstag 2 | 9. Dezember 2016<br />

09:30<br />

10:15<br />

Workshops D.1 – D.3<br />

(parallele Veranstaltungen)<br />

Workshop D.1<br />

OP-Management –<br />

Was muss der <strong>Krankenhaus</strong>-<br />

Geschäftsführer wissen?<br />

Workshop D.2<br />

Global Sourcing: Hilfe zur<br />

Sachkostensenkung oder doch<br />

nur Beratervision?<br />

Workshop D.3<br />

Heute Einkäufer, morgen<br />

Wertschöpfungskettenmanager!? –<br />

was ist möglich, was ist nötig?<br />

Salon 4<br />

Salon 2+3<br />

Plenarsaal (Palm Court)<br />

› OP-Management steuert und verantwortet<br />

Ressourcen<br />

› Der wirtschaftliche Erfolg des Hauses<br />

ist abhängig von der Effizienz des<br />

OP-Betriebs<br />

› Die Institution OP-Management ist<br />

Teil der strategischen und operativen<br />

<strong>Krankenhaus</strong>führung<br />

Referent<br />

Matthias Diemer<br />

MBA – OP-Manager Charité,<br />

1. Vorsitzender, Verband für<br />

OP – Management e.V.<br />

› Ist die globale Beschaffung sekundärer<br />

Bedarfe wie Handschuhe, Textilien oder<br />

Pflaster eine gute Möglichkeit dem<br />

Kostendruck <strong>im</strong> Gesundheitswesen zu<br />

begegnen?<br />

› Weshalb wird die globale Beschaffung<br />

in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen<br />

nicht stärker forciert? Welches<br />

sind die größten Herausforderungen und<br />

Hindernisse <strong>im</strong> Global Sourcing?<br />

› Vorstellung der Ergebnisse der aktuellen<br />

INVERTO Studie und Erörterung der Frage:<br />

Wie passt dies in die aktuelle Diskussion<br />

zur Sachkostenübervergütung?<br />

› Qualifikation und Profession <strong>Einkauf</strong> –<br />

Was haben wir, was brauchen wir?<br />

› Anforderungen an den <strong>Einkauf</strong> –<br />

Selbstbild vs. Fremdbild<br />

› Was braucht der <strong>Einkauf</strong> zur Steuerung?<br />

Was braucht die Medizin? Eine Diskussion<br />

am Beispiel MPN®<br />

Referent<br />

Dr. Axel Kaiser<br />

Stellvertretender Vorstandsvorsitzender,<br />

Lohfert & Lohfert AG<br />

Referent<br />

Jan-Christoph Kischkewitz<br />

Principal, Inverto AG<br />

10:15<br />

10:45<br />

Networking-Pause und Besuch der Fachausstellung<br />

Platz für Notizen<br />

184


Y Programm Kongresstag 2 | 9. Dezember 2016<br />

10:45<br />

12:00<br />

Fachkonferenz<br />

Neues <strong>IT</strong>-Sicherheitsgesetz: Auswirkungen auf<br />

Beschaffungsentscheidungen und <strong>Einkauf</strong><br />

Plenarsaal (Palm Court)<br />

Moderation<br />

Dr. Nicolai Bieber<br />

Director, PriceWaterhouseCoopers AG WPG<br />

Diskutant<br />

Helmut Drummer<br />

Leiter Materialwirtschaft und Service,<br />

Diakonie-Klinikum Stuttgart gGmbH<br />

Diskutant<br />

Thorsten Meier<br />

Leiter <strong>IT</strong>-Security, Rhön-Klinikum AG<br />

Diskutant<br />

Jan Neuhaus<br />

Geschäftsführer Dezernat III – <strong>IT</strong>,<br />

Datenaustausch und eHealth, Deutsche<br />

<strong>Krankenhaus</strong>gesellschaft e. V.<br />

Diskutant<br />

Thorsten Schütz<br />

Abteilungsleiter <strong>IT</strong>, Klinikum Itzehoe;<br />

Beisitzer, Bundesverband KH-<strong>IT</strong> e.V.<br />

Diskutant<br />

Thomas Wüstner<br />

Geschäftsführer, <strong>Krankenhaus</strong> St. Elisabeth und<br />

St. Barbara Halle (Saale) GmbH<br />

12:00<br />

12:30<br />

12:30<br />

13:30<br />

Networking-Pause und Besuch der Fachausstellung<br />

Abschlusskonferenz<br />

<strong>Krankenhaus</strong>strukturgesetz – Eine erste Bilanz<br />

Plenarsaal (Palm Court)<br />

Begrüßung und Moderation<br />

Dr. Johannes Ludewig<br />

Vorsitzender des Beirates der Wegweiser GmbH<br />

Berlin Research & Strategy und Vorsitzender des<br />

Nationalen Normenkontrollrates<br />

Keynote<br />

Lutz Stroppe<br />

Staatssekretär <strong>im</strong> Bundesministerium<br />

für Gesundheit<br />

Anschließend: Fragen an den Staatssekretär von<br />

Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Leiter des Centrums für <strong>Krankenhaus</strong>-Management,<br />

Universität<br />

Münster; Academic Director,<br />

Ludwig Fresenius Center for<br />

Health Care Management and<br />

Regulation, HHL Leipzig Graduate<br />

School of Management<br />

Andreas Haak<br />

Partner, Head of Competition, EU<br />

and Trade; örtlicher Geschäftsführer<br />

Düsseldorf, Taylor Wessing<br />

Rechtsanwälte<br />

Robert Schrödel<br />

Vorstandsvorsitzender,<br />

PIONEER Medical Devices AG<br />

Thomas Wüstner<br />

Geschäftsführer, <strong>Krankenhaus</strong><br />

St. Elisabeth<br />

und St. Barbara Halle<br />

(Saale) GmbH<br />

ab<br />

13:30<br />

Mittagessen und Ausklang<br />

Platz für Notizen<br />

185


Y Programm Kongresstag 2 | 9. Dezember 2016<br />

Platz für Notizen<br />

186


NN<br />

Referenten/Experten/<br />

Moderatoren<br />

187


Y Referenten/Experten/Moderatoren<br />

Jürgen Aberle<br />

Fachforum I<br />

Jürgen Aberle beendete <strong>im</strong> Jahr 1978<br />

die Krankenpflegeausbildung. 1996 besuchte<br />

er eine Weiterbildung zur Leitung<br />

einer Pflegeinheit und von 2000 bis<br />

2002 die Weiterbildung für Intensiv- /<br />

Anästhesiepflege (DKG). Im Jahr 2010<br />

legte Aberle an der Fernschule Weber<br />

die Prüfung zum Qualitätsbeauftragten<br />

TÜV ab. Im Jahr 2001 übernahm er die<br />

stellvertretende Leitung der Intensivstation.<br />

2010 wurde Jürgen Aberle beauftragt,<br />

ein Zentrales Belegungsmanagement<br />

in seiner Klinik einzuführen und<br />

2013 folgte das Projekt Zentrale Patientenaufnahme.<br />

Weitere Abteilungen wie<br />

EKG, ZNA und Sprechstunden der chirurgischen<br />

Kliniken gehören zu seinem<br />

Aufgabenbereich als Gesamtleitung der<br />

Patientenkoordination.<br />

Eckart Barthle<br />

Fachforum VI<br />

Eckart Barthle war nach dem erfolgreichen<br />

Abschluss des Studiums des Wirtschaftsingenieurwesens<br />

zunächst in der<br />

<strong>IT</strong>-Branche selbstständig. Ab 2005 war er<br />

bei einem Konzern der Verteidigungsindustrie<br />

<strong>im</strong> <strong>Einkauf</strong> u. a. für Entwicklung,<br />

Einführung und Betrieb eines standortund<br />

unternehmensübergreifenden Materialtrackings<br />

verantwortlich. Ende 2012<br />

übernahm Eckart Barthle die Verantwortung<br />

als Leiter <strong>Einkauf</strong> und Telekommunikation<br />

<strong>im</strong> Vitos Konzern. Ein großer<br />

Bestandteil seiner Arbeit ist das Entwickeln<br />

und Einführen von konzernweiten<br />

<strong>Einkauf</strong>sprozessen und Standards. Der<br />

bei Vitos eingeführte Bestellprozess für<br />

Regelbedarfsgüter wurde 2015 mit dem<br />

Prospitalia Best Practice Award ausgezeichnet.<br />

Dr. Nicolai Bieber<br />

Fachkonferenz<br />

Dr. Nicolai Bieber ist Director <strong>im</strong> Bereich<br />

Public Sector bei PriceWaterhouseCoopers<br />

AG WPG. Seit über 15 Jahren berät<br />

er Klienten der öffentliche Hand und <strong>im</strong><br />

Gesundheitswesen in Fragen der Digitalisierung,<br />

<strong>IT</strong>-Strategie, Beschaffungsstrategie<br />

und <strong>IT</strong>-Sicherheit. Als Vorstand<br />

der Administration Intelligence AG hat<br />

er bis 2007 die Themen eVergabe und<br />

<strong>IT</strong>-gestütztes Vergabemanagement in<br />

Deutschland maßgeblich vorangetrieben.<br />

Dr. Bieber ist Autor der KR<strong>IT</strong>IS-Sektorstudie<br />

„Gesundheit“ für das BSI und<br />

gesamtverantwortlicher Projektleiter<br />

für den Roll-out der elektronischen<br />

Gesundheitskarte (eGK) in der Region<br />

Nord/West.<br />

Benjamin Aebischer<br />

Workshop A.3<br />

Benjamin Aebischer ist Verkaufs- &<br />

Marketingleiter bei der DIGI SENS AG in<br />

Murten. DIGI SENS AG ist in vielen <strong>Logistik</strong>projekten,<br />

bei denen integrierte Wiegelösungen<br />

gebraucht werden, involviert.<br />

DIGI SENS AG bietet seit dem Jahr<br />

2000 verschiedene <strong>Logistik</strong>lösungen für<br />

die Lagerverwaltung in der Industrie wie<br />

auch in Spitälern an und verfügt über<br />

eine langjährige Erfahrung <strong>im</strong> Bereich<br />

<strong>Logistik</strong>, Export & Import.<br />

Olaf Berse<br />

Fachforum VI<br />

Nach seiner Ausbildung zum Industriekaufmann<br />

war Olaf Berse sieben Jahre<br />

<strong>Einkauf</strong>sleiter in der St. Barbara-Klinik<br />

Hamm-Heessen und qualifizierte sich<br />

neben dem Beruf zum Betriebswirt. Von<br />

1999 bis 2000 war er be<strong>im</strong> Aufbau des<br />

medicalORDERcenters Ahlen <strong>im</strong> Auftrag<br />

der Franziskus-Stiftung zuständig für<br />

die strategische und operative Planung<br />

der Bereiche Medikal-, Wirtschaftsund<br />

Verwaltungsbedarf und übernahm<br />

bis 2004 die Leitung für diese Bereiche.<br />

2004 wechselte Olaf Berse in die <strong>Einkauf</strong>sgemeinschaft<br />

„Klinikeinkauf Niederrhein-Westfalen“,<br />

heute clinicpartner<br />

eG, als Prokurist und seit 2010 als<br />

Vorstand.<br />

Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky<br />

Fachforum I, Fachforum VI<br />

Ronald Bogaschewsky ist Inhaber des<br />

Lehrstuhls für BWL2 der Universität<br />

Würzburg und leitet dort das Zentrum<br />

für öffentliche Verwaltung und Beschaffung.<br />

Er ist seit 1996 Mitglied des Vorstands<br />

des Bundesverbands Materialwirtschaft,<br />

<strong>Einkauf</strong> und <strong>Logistik</strong> e.V. und<br />

leitet dessen Wissenschaftlichen Beirat<br />

sowie den Arbeitskreis <strong>Einkauf</strong> und <strong>Logistik</strong><br />

der Schmalenbach-Gesellschaft<br />

für Betriebswirtschaft e.V. Zudem initiierte<br />

er das Verwaltungs- und Beschaffernetzwerk<br />

(VuBN), eine Web-Plattform<br />

für die öffentliche Hand, der über<br />

13.000 Mitglieder angehören und moderiert<br />

dort u. a. die über 100 Teilnehmer<br />

starke Gruppe „<strong>Krankenhaus</strong>beschaffung“.<br />

188


Y Referenten/Experten/Moderatoren<br />

Torsten Brauer<br />

Fachforum IV<br />

Torsten Brauer, Vertriebsleiter der<br />

AGKAMED GmbH, schaut auf weitreichende<br />

Erfahrungen <strong>im</strong> Bereich <strong>Krankenhaus</strong>einkauf<br />

zurück. Bereits die Berufsausbildung<br />

zum Groß- und Außenhandelskaufmann<br />

schloss er in einem<br />

Handelsunternehmen für Medizintechnik<br />

<strong>im</strong> Jahr 1998 ab. Von 1992 bis 2001<br />

war er <strong>im</strong> <strong>Einkauf</strong> des St. Josefs-Hospitals<br />

in Wiesbaden und anschließend bei<br />

den Frankfurter Diakonie Kliniken als<br />

<strong>Einkauf</strong>sleiter tätig. Sein berufsbegleitendes<br />

Studium zum <strong>Krankenhaus</strong>-Betriebswirt<br />

absolvierte er <strong>im</strong> Jahr 1998.<br />

Von 2001 bis 2007 nahm er Projektmanagement-Aufgaben<br />

für das E-Procurement-Unternehmen<br />

medicforma /<br />

später GHX Europe wahr. Danach war er<br />

insgesamt acht Jahre für den Sana <strong>Einkauf</strong>sverbund<br />

als Key-Account-Manager<br />

tätig, bevor er <strong>im</strong> September 2015 als Leiter<br />

des Vertriebs zur AGKAMED GmbH in<br />

Essen kam.<br />

Dr. Alexander Csaki<br />

Fachforum I<br />

Dr. Alexander Csaki ist seit August 2007<br />

für Bird & Bird als Rechtsanwalt tätig. Er<br />

gehört der Praxisgruppe Öffentliches<br />

Wirtschaftsrecht an und ist Mitglied der<br />

internationalen Sektorengruppe Healthcare.<br />

Dr. Csaki studierte in den Jahren<br />

1998 bis 2003 Rechtswissenschaften an<br />

den Universitäten Bayreuth und Münster.<br />

Nach Abschluss seines Referendariats<br />

promovierte Dr. Csaki an der Universität<br />

zu Münster zu einem aktuellen<br />

Thema <strong>im</strong> Europa- und Völkerrecht.<br />

Promotionsbegleitend arbeitete er bei<br />

einer internationalen Anwaltssozietät<br />

<strong>im</strong> Vergabe- und Kommunalrecht. Bezüglich<br />

vergaberechtlicher Fragen berät<br />

Dr. Csaki sowohl private Unternehmen<br />

als auch die öffentliche Hand. Dabei<br />

beschäftigt er sich insbesondere mit<br />

aktuellen Problemen bei dem Abschluss<br />

von Selektivverträgen durch Gesetzliche<br />

Krankenkassen sowie Fragen der Arzne<strong>im</strong>ittelzulassung,<br />

der Austauschbarkeit<br />

von Arzne<strong>im</strong>itteln und deren Preisfindung.<br />

Er berät sowohl Krankenkassen<br />

als auch Unternehmen, Behörden und<br />

Verbände umfassend in vergabe-, sozialund<br />

europarechtlichen Fragen.<br />

Matthias Diemer<br />

Workshop D.1<br />

Matthias Diemer, MBA, ist Facharzt für<br />

Chirurgie und Unfallchirurgie. Er leitet<br />

das zentrale OP-Management an der<br />

Charité – Universitätsmedizin Berlin.<br />

Herr Diemer ist zudem Consultant <strong>im</strong><br />

Netzwerk der UCM, UKE Consult und<br />

Management GmbH, Hamburg. Im Verband<br />

für OP-Management (VOPM) bekleidet<br />

er das Amt des 1. Vorsitzenden<br />

des Vorstands. Zusätzlich ist Matthias<br />

Diemer Mitglied des Berufsverbandes<br />

der Deutschen Chirurgen und Mitglied<br />

<strong>im</strong> Wissenschaftlichen Beirat der Firma<br />

digmed GmbH hinsichtlich der OP-Kennzahlen<br />

des VOPM.<br />

Dr. Klaus von Dohnanyi<br />

Plenum II – Das<br />

Expertengespräch<br />

am Abend<br />

Dr. Klaus von Dohnanyi ist Bundesminister<br />

a. D. und war von 1981 bis 1988 Erster<br />

Bürgermeister der Freien und Hansestadt<br />

Hamburg. Dr. von Dohnanyi ist Beiratsvorsitzender<br />

der Wegweiser Media<br />

& Conferences GmbH Berlin, die den Beschaffungskongress<br />

der Krankenhäuser<br />

veranstaltet.<br />

Helmut Drummer<br />

Fachkonferenz<br />

Helmut Drummer ist Leiter der Abteilung<br />

Materialwirtschaft + Service <strong>im</strong> Diakonie-Klinikum<br />

Stuttgart. Er ist für den<br />

<strong>Einkauf</strong>, die <strong>Logistik</strong> und für patientennahe<br />

Serviceleistungen verantwortlich.<br />

Seine persönlichen Schwerpunkte sind<br />

die Opt<strong>im</strong>ierung von Prozessen, die Verbesserung<br />

der Qualität und das Führen<br />

und Steuern mit Kennzahlen. Er ist Autor<br />

von Fachartikeln und Moderator und<br />

Referent auf Kongressen. In seiner Freizeit<br />

spielt er Gitarre in der Mitarbeiterband<br />

des Diakonie-Klinikums Stuttgart<br />

„Sandy & The Pacemakers“.<br />

Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Eröffnungsplenum,<br />

Fachforum I, Fachforum V,<br />

Abschlusskonferenz<br />

Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff ist Direktor<br />

des Ludwig Fresenius Center for Health<br />

Care Management and Regulation an<br />

der HHL Leipzig Graduate School of Management<br />

sowie Leiter des Centrums für<br />

<strong>Krankenhaus</strong>management (Münster). Er<br />

war Verwaltungsdirektor und Mitglied<br />

des Vorstands am Uni-Klinikum Gießen<br />

und ist seit 1992 stv. Vorsitzender<br />

des Aufsichtsrats der Kerckhoff-Klinik<br />

GmbH (Bad Nauhe<strong>im</strong>). Seine besonderen<br />

Arbeitsgebiete sind das Management<br />

von Notfallaufnahmen, Rehabilitationsmanagement,<br />

OP-Management, Health<br />

Technology Assessment und Supply<br />

Chain Management.<br />

189


Y Referenten/Experten/Moderatoren<br />

Andreas Göke<br />

Workshop A.2<br />

Andreas Göke ist seit 1998 Pflegedirektor<br />

<strong>im</strong> St. Vincenz-<strong>Krankenhaus</strong> Paderborn.<br />

Nach Stationen an der Klinik der<br />

Universität Heidelberg kam er über das<br />

St. Marienhospital in Marsberg/Sauerland<br />

nach Paderborn. In seiner jetzigen<br />

Position ist er auch zuständig für die Bereiche<br />

Sozialdienst, Physiotherapie/Logopädie/Ergotherapie,<br />

Hauswirtschaft/<br />

Service und Zentraler Transportdienst.<br />

Bradley Gould<br />

Eröffnungsplenum<br />

Bradley Gould ist seit August 2009 Geschäftsführer<br />

der Prospitalia GmbH mit<br />

dem Schwerpunkt Betreuung von Klinikkunden.<br />

Gould blickt auf eine über<br />

35-jährige Führungstätigkeit in verschiedenen<br />

Unternehmen der Medizintechnik-Branche<br />

zurück. Stationen dieser<br />

Laufbahn waren u. a. General Manager<br />

Pregis Hospital Supplies, Vorstandsvorsitzender<br />

Pulsion Medical Systems AG,<br />

Managing Director Smiths Medical Central<br />

Europe, Präsident und CEO Medex<br />

Inc., Präsident Nypro Europe, Managing<br />

Director Philips Heartcare Telemedicine<br />

Services GmbH und Vorstandsvorsitzender<br />

Avolon AG. Der Schwerpunkt seiner<br />

Erfahrung liegt <strong>im</strong> Vertrieb und Marketing<br />

mit Führungserfahrung sowohl in<br />

Europa als auch in den USA.<br />

Martin Gut<br />

Eröffnungsplenum<br />

Martin Gut ergriff <strong>im</strong> Jahr 2008 die Aufgabe<br />

zur Konzeption und Realisierung<br />

einer Abteilung für Beschaffung und<br />

<strong>Logistik</strong> innerhalb der Spital STS AG. Als<br />

Abteilungsleiter initiiert und leitet er innovative<br />

und interdisziplinäre Projekte<br />

zum Gesamtnutzen der Unternehmung.<br />

Beispielhaft kann hier das Projekt „in<br />

house logistics“ genannt werden, mit<br />

dessen Umsetzung die Spital STS AG<br />

für den Swiss Logistics Award 2015 nominiert<br />

wurde. Durch den Ersatz von<br />

Reinigungs- und Desinfektionsgeräten<br />

<strong>im</strong> Projekt „Performance Contracting“<br />

wurde dem Spital zudem der „Innovationspreis<br />

2016“ vom Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Energie in Berlin<br />

und dem BME e.V. verliehen. Martin Gut<br />

verfügt über die Abschlüsse zum eidg.<br />

Dipl. Spitalexperten, zum eidg. Dipl.<br />

<strong>Logistik</strong>leiter und den Fachausweis als<br />

<strong>Einkauf</strong>sfachmann. Er ist Mitglied der<br />

Fachgruppe Supply Chain Management<br />

der GS1 Schweiz.<br />

Andreas Haak<br />

Plenum II – Das<br />

Expertengespräch am<br />

Abend, Abschlusskonferenz<br />

Andreas Haak ist Rechtsanwalt und<br />

Partner der überörtlichen Sozietät Taylor<br />

Wessing. Er leitet dort die Practice Area<br />

Competition, EU and Trade. Als Fachanwalt<br />

<strong>im</strong> Vergaberecht verfügt er über<br />

große Projekterfahrung <strong>im</strong> öffentlichen<br />

und <strong>im</strong> Gesundheitssektor. Andreas<br />

Haak ist Mitglied der Ausschüsse Europa,<br />

des Europäischen Vertragsrechts<br />

der Bundesrechtsanwaltskammer sowie<br />

des Vorprüfungsausschusses zur Verleihung<br />

der Fachanwaltsbezeichnung Vergaberecht<br />

der Rechtsanwaltskammer<br />

Düsseldorf. Als Autor in einem angesehenen<br />

Vergaberechtskommentar veröffentlicht<br />

er regelmäßig Beiträge in Fachzeitschriften<br />

und hält Vorträge zu seinen<br />

Schwerpunktthemen. Hierzu gehört<br />

insbesondere die Beratung von Krankenkassen,<br />

Krankenhäusern und sonstigen<br />

medizinischen Leistungserbringern.<br />

Dr. Alexander Hewer<br />

Fachforum VI<br />

Dr. Alexander Hewer ist seit 2008 Leiter<br />

des GB Finanzen der Charité – Universitätsmedizin<br />

Berlin. Seit 2012 leitet er darüber<br />

hinaus die Abteilung <strong>Einkauf</strong>, die <strong>im</strong><br />

März 2013 unter seiner Leitung zum GB<br />

Finanzen und <strong>Einkauf</strong> fusionierte. In vorherigen<br />

Stationen an der Charité hatte<br />

er die Leitung der Geschäftsstellen von<br />

Vorstand und Aufsichtsrat inne und war<br />

kaufmännischer Geschäftsführer des<br />

Kompetenznetzes Herzinsuffizienz. Er<br />

ist ausgebildeter Groß- und Außenhandelskaufmann.<br />

Nach seinem BWL-Studium<br />

war er wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

an der Deutschen Hochschule für<br />

Verwaltungswissenschaften in Speyer<br />

und hat dort über die „Finanzkontrolle<br />

<strong>im</strong> Neuen Öffentlichen Rechnungswesen“<br />

promoviert.<br />

Ulrike Hoffmann<br />

Fachforum IV<br />

Nach Stationen als Fachbereichsleiterin<br />

Medizintechnik be<strong>im</strong> Städtischen<br />

<strong>Krankenhaus</strong> Berlin – Weißensee und<br />

Projektgruppenleiterin bei der GKD Berlin<br />

war Ulrike Hoffmann als Niederlassungsleiterin<br />

bei Dräger TGM tätig. Es<br />

folgten Stationen als Abteilungsleiterin<br />

und als Ressortleiterin <strong>Einkauf</strong> – <strong>Logistik</strong><br />

– Apotheke bei der Vivantes Netzwerk<br />

für Gesundheit GmbH. Im Oktober<br />

2008 übernahm Ulrike Hoffmann<br />

die Bereichsleitung des Strategischen<br />

<strong>Einkauf</strong>s Investitionsgüter bei der Sana<br />

Kliniken AG. Seit der Ausgründung des<br />

Strategischen <strong>Einkauf</strong>s der Sana Kliniken<br />

AG in die Sana Klinik <strong>Einkauf</strong> GmbH am<br />

01.07.2015 verantwortet Fr. Hoffmann<br />

mit zwei weiteren Kollegen die Geschäftsführung<br />

der Sana Klinik <strong>Einkauf</strong><br />

GmbH.<br />

190


Y Referenten/Experten/Moderatoren<br />

Dr. med. Erwin Horndasch<br />

Fachforum II<br />

Dr. Erwin Horndasch ist Diplom-Gesundheitsökonom<br />

und Facharzt für Innere<br />

Medizin mit den Zusatzbezeichnungen<br />

Notfallmedizin und Ärztliches Qualitätsmanagement.<br />

Seit 2003 leitet er die<br />

Abteilung Medizincontrolling am Stadtkrankenhaus<br />

Schwabach. Seit 2015 ist<br />

Dr. Erwin Horndasch zudem Vorstandsvorsitzender<br />

der Deutschen Gesellschaft<br />

für Medizincontrolling (DGfM). Von 2007<br />

bis 2015 war er zuerst als Mitglied <strong>im</strong><br />

Bundesvorstand, dann als Generalsekretär<br />

der DGfM verantwortlich für die<br />

Geschäftsbereiche Risikomanagement,<br />

Berufspolitik und Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Er ist zudem Mitglied in zahlreichen Gremien,<br />

unter anderem Mitglied <strong>im</strong> Ausschuss<br />

ambulant/stationäre Versorgung<br />

der Bayerischen Landesärztekammer<br />

und <strong>im</strong> Landesvorstand des Marburger<br />

Bundes Bayern.<br />

Priv.-Doz. Dr. Martin J. Hug<br />

Round Table<br />

Priv.-Doz. Dr. Martin J. Hug schloss<br />

sein Studium der Pharmazie an der Albert-Ludwigs-Universität<br />

Freiburg 1992<br />

ab. 1995 promovierte er <strong>im</strong> Fach Pharmazeutische<br />

Chemie und 2013 folgte die<br />

Habilitation <strong>im</strong> Fach Klinische Pharmazie.<br />

Seine berufliche Laufbahn begann<br />

Dr. Hug 1992 als wissenschaftlicher Angestellter<br />

am Physiologischen Institut<br />

der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.<br />

Nach einem zweijährigen Aufenthalt als<br />

Research Assistant Professor an der University<br />

of Pittsburgh, USA, wechselte er<br />

2001 als wissenschaftlicher Assistent<br />

zum Institut für Physiologie II an der<br />

Westfälischen Wilhelms-Universität<br />

Münster. Danach war er als Laborleiter<br />

bei der Aventis Pharma Deutschland<br />

GmbH tätig. Seit 2003 arbeitet Dr. Hug<br />

in der Klinikumsapotheke des Universitätsklinikums<br />

Freiburg, die er seit 2011 als<br />

Direktor leitet. Seit 2008 ist er Fachapotheker<br />

für Klinische Pharmazie und seit<br />

2015 Fachphysiologe der DPG. PD Hug<br />

veröffentlichte zahlreiche Fachbeiträge<br />

und Publikationen in den Bereichen Physiologie<br />

und klinische Pharmazie.<br />

Adelheid Jakobs-Schäfer<br />

Fachforum III<br />

Adelheid Jakobs-Schäfer, ausgebildete<br />

OP-Fachkrankenschwester und<br />

Lehrerin für Pflegeberufe, weitergebildete<br />

Pflegedienstleitung, studierte<br />

Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftsakademie<br />

Blieskastel. Sie leitete<br />

die Vertriebskooperation BEAM Partner,<br />

später die Abteilung Konzerneinkauf<br />

und Medizintechnik der Helios Kliniken<br />

GmbH. Anschließend arbeitete sie als<br />

Geschäftsführerin der Roeser Unternehmensgruppe.<br />

Seit 2014 ist Jakobs-Schäfer<br />

Generalbevollmächtigte für <strong>Einkauf</strong> und<br />

<strong>Logistik</strong> der Sana Kliniken AG.<br />

Dr. med., MBA Axel Kaiser<br />

Workshop D.3<br />

Dr. Axel Kaiser ist stellvertretender Vorsitzender<br />

und seit 2010 Mitglied des<br />

Vorstands der Lohfert & Lohfert AG,<br />

Hamburg; zuvor dort Prokurist sowie<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter der<br />

Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums<br />

der RWTH Aachen und der<br />

Medizinischen Klinik II des Universitätsklinikums<br />

Schleswig-Holstein, Campus<br />

Lübeck; Medizin- und BWL-Studium.<br />

André Karzauninkat<br />

Fachforum VI<br />

André Karzauninkat ist Diplom-Kaufmann<br />

und hat nach seinem Studium<br />

der Wirtschaftswissenschaften mit<br />

den Schwerpunkten Wirtschaftsinformatik<br />

und <strong>Krankenhaus</strong>management<br />

an der WWU Münster seine Laufbahn<br />

2001 am Universitätsklinikum Münster<br />

bei Prof. Roeder <strong>im</strong> Medizincontrolling<br />

begonnen. In den Folgejahren hat er verschiedene<br />

Abteilungen des Finanzcontrollings,<br />

des <strong>Einkauf</strong>s und der <strong>Logistik</strong><br />

kennengelernt. In seiner letzten Position<br />

am Universitätsklinikum Münster war<br />

er 5 Jahre Abteilungsleiter für die Wirtschaftsbetriebe.<br />

2013 wechselte er als<br />

Leiter Informationstechnologie / CIO<br />

in die <strong>Einkauf</strong>skooperation EK-UNICO<br />

GmbH in Münster, welche für 12 Universitätskliniken<br />

unter anderem übergreifende<br />

<strong>IT</strong>-Dienstleistungen erbringt.<br />

Dr. Zun-Gon K<strong>im</strong>, MD, MBA<br />

Fachforum III<br />

Dr. med. Zun-Gon K<strong>im</strong> ist Partner und<br />

Managing Director <strong>im</strong> Münchener Büro<br />

der Boston Consulting Group. Er ist Kernmitglied<br />

der Praxisgruppe Health Care<br />

und verfügt über eine mehr als 15-jährige<br />

Berufserfahrung <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

als Arzt und in der Strategieberatung.<br />

Seine Erfahrung umfasst eine Vielzahl an<br />

Transformations- und Opt<strong>im</strong>ierungsprogrammen<br />

für führende Einrichtungen<br />

der Universitätsmedizin und Max<strong>im</strong>alversorgung<br />

<strong>im</strong> deutschsprachigen und<br />

internationalen Raum. Dr. K<strong>im</strong> studierte<br />

Humanmedizin an der Goethe-Universität<br />

Frankfurt und promovierte in der<br />

exper<strong>im</strong>entellen onkologischen Chirurgie.<br />

Darüber hinaus verfügt er über einen<br />

Master of Business Administration<br />

der Warwick Business School, der École<br />

Supérieure des Sciences Économiques et<br />

Commerciales (ESSEC) und der Universität<br />

Mannhe<strong>im</strong>.<br />

191


Y Referenten/Experten/Moderatoren<br />

Jan-Christoph Kischkewitz<br />

Workshop D.2<br />

Jan-Christoph Kischkewitz ist Principal<br />

bei der auf <strong>Einkauf</strong> und Supply Chain<br />

Management spezialisierten Unternehmensberatung<br />

INVERTO AG. Er leitet<br />

dort das Competence Center Healthcare<br />

& Pharmaceuticals. Als Experte für Kostenopt<strong>im</strong>ierung<br />

und Verbrauchssteuerung<br />

unterstützt er Krankenhäuser, Unternehmen<br />

der Gesundheitswirtschaft<br />

sowie namhafte Unternehmen aus der<br />

Industrie <strong>im</strong> strategischen <strong>Einkauf</strong>. Dabei<br />

verantwortet er Beschaffungsinitiativen<br />

und komplette Neuausrichtungen<br />

von <strong>Einkauf</strong>sorganisationen.<br />

Dr. Martina Klein<br />

Fachforum II<br />

Dr. Martina Klein, Historikerin, promovierte<br />

Soziologin, hat an der Universität<br />

Duisburg unterrichtet, für die UNO in<br />

Südafrika und Südostasien gearbeitet,<br />

eine Gastprofessur in Frankreich innegehabt,<br />

war Geschäftsführerin der Medizinischen<br />

Fakultät am Universitätsklinikum<br />

Münster, zu mehrmonatigen<br />

Hospitanzen am Luries Childrens Hospital<br />

und Grenzebach Glier, Chicago (2011)<br />

sowie 2016 am BC Children’s Hospital<br />

Vancouver zur Begleitung von Capital<br />

Campaigns. Die von ihr geleiteten Fundraising-Großkampagnen<br />

für die Vestischen<br />

Caritas Kliniken sowie das Klinikum<br />

Dortmund wurden mit insgesamt<br />

vier Awards ausgezeichnet.<br />

Heike Kleine<br />

Workshop B.1<br />

Heike Kleine verantwortet für Mercateo<br />

das Vertriebssegment Großkunden.<br />

Hierzu gehören neben Dax-Konzernen<br />

u. a. auch öffentliche Organisationen<br />

und Behörden wie Kommunen, Länder<br />

oder Rundfunkanstalten. Nach mehreren<br />

Stationen als Assistentin der Geschäftsführung<br />

von Industrieunternehmen,<br />

wechselte sie 2004 zu Mercateo<br />

ins Lieferantenmanagement. Mit der<br />

rasanten Entwicklung des Unternehmens<br />

wuchsen auch die Aufgaben und<br />

Heike Kleine übernahm <strong>im</strong> Projektmanagement<br />

die Umsetzung von Anforderungen<br />

großer Kunden. Als Key Account<br />

Managerin lag später der Schwerpunkt<br />

ihrer Tätigkeit in der kontinuierlichen<br />

Entwicklung von Kundenbeziehungen,<br />

bis sie 2014 die Leitung des Vertriebssegmentes<br />

Großkunden übernahm.<br />

Dr. Oliver Klöck<br />

Workshop A.1<br />

Dr. Oliver Klöck ist Mitglied der deutschen<br />

Geschäftsführung der internationalen<br />

Rechtsanwaltssozietät Taylor<br />

Wessing. Er koordiniert die regulatorische<br />

Beratung <strong>im</strong> Gesundheitswesen.<br />

Zu seinen Mandanten zählen Krankenhäuser,<br />

MVZ-Betreiber sowie Investoren<br />

<strong>im</strong> stationären und ambulanten Sektor.<br />

Seine Beratungsschwerpunkte sind Kooperationen<br />

sowie Zulassungsfragen.<br />

Er tritt häufig mit Vorträgen und Veröffentlichungen<br />

hervor, hat einen Lehrauftrag<br />

an der HHL Leipzig Graduate School<br />

of Management inne und gehört u. a.<br />

den Arbeitsgemeinschaften für Verwaltungs-<br />

und Medizinrecht <strong>im</strong> Deutschen<br />

Anwaltverein an.<br />

Kathrin Koch<br />

Workshop A.2<br />

Kathrin Koch ist seit 2016 Leitung der<br />

Sekundären Dienste in 3 Betriebsstätten<br />

und ist hier für die pflegeunterstützenden<br />

Tätigkeiten zuständig. Dazu zählen<br />

Eigen- und Fremdreinigung, Wäscheversorgung,<br />

zentrale und dezentrale<br />

Bettenaufbereitung, Stationshilfen, Servicefachkräfte<br />

und Zentraler Transportdienst.<br />

Gestartet hat Kathrin Koch ihren<br />

beruflichen Lebensweg am 01.08.2010<br />

als Assistentin der Pflegedirektion <strong>im</strong><br />

St. Vincenz-<strong>Krankenhaus</strong> mit der Einführung<br />

von Servicefachkräften auf den<br />

Stationen und der Einführung eines Zentralen<br />

Transportdienstes.<br />

Heinz Kölking<br />

Fachforum V<br />

Nach seiner Ausbildung zum examinierten<br />

Krankenpfleger an der Universitätsklinik<br />

in Münster und der Tätigkeit<br />

als Krankenpfleger in verschiedenen<br />

Krankenhäusern studierte Heinz Kölking<br />

Ökonomie. Von 1984 bis 1989 war er in<br />

der Unternehmens- und Organisationsberatung<br />

für Krankenhäuser bei der Mediplan<br />

Hamburg tätig, davon zwei Jahre<br />

in der stv. Leitung mit Prokura. Danach<br />

war er bis 1994 <strong>Krankenhaus</strong>direktor <strong>im</strong><br />

Verbandskrankenhaus Itzehoe. Von 1994<br />

bis 2014 war Heinz Kölking in verschiedenen<br />

Positionen <strong>im</strong> Management der Diakonie,<br />

u. a. als Vorstand <strong>im</strong> Diakonissen<br />

Mutterhaus Rotenburg/Wümme und<br />

Geschäftsführer <strong>im</strong> Diakoniekrankenhaus<br />

sowie in der Geschäftsführung der<br />

proDiako gGmbH Holding, tätig. Heinz<br />

Kölking war von 2014 bis 2016 Geschäftsführer<br />

der Residenz-Kliniken GmbH und<br />

der Residenz Rehakliniken GmbH in Bremen.<br />

Aktuell ist Kölking Geschäftsführer<br />

der Artemed Klinik Lilienthal (Beratervertrag)<br />

und Leiter Gesundheit in der<br />

192


Y Referenten/Experten/Moderatoren<br />

Residenzgruppe (Anstellung). Seit dem<br />

1.7.2016 ist er Berater auf freiberuflicher<br />

Basis. Seit 2014 Mitglied <strong>im</strong> Präsidium<br />

des Europäischen Verbands der <strong>Krankenhaus</strong>direktoren<br />

(EVKD) und der Kommission<br />

Europa in der Deutschen <strong>Krankenhaus</strong>gesellschaft.<br />

Peter Koop<br />

Round Table<br />

Peter Koop ist Vice President Healthcare<br />

& Finance Solutions bei Arvato Systems<br />

GmbH. Seit 2013 ist er verantwortlich für<br />

Healthcare-Geschäfte mit dem Schwerpunkt<br />

auf Track & Trace Lösungen. Ab<br />

Juli 2012 ist er Gesamt-Projektleiter für<br />

den Aufbau einer zentralen technischen<br />

Plattform zur Fälschungsbekämpfung<br />

<strong>im</strong> europäischen Pharmamarkt und seit<br />

April 2011 ist er verantwortlich für die<br />

Entwicklung und den Betrieb der zentralen<br />

<strong>IT</strong>-Plattform der Unternehmenssoftware<br />

für Abwicklung von Factoring<br />

und Debitorenmanagement. Von 2009<br />

bis 2011 war Peter Koop verantwortlicher<br />

Projektleiter für technische Realisierung<br />

der HIS-Plattform zu Betrugsbekämpfung<br />

<strong>im</strong> Versicherungsbereich inkl. Einbindung<br />

aller Markt-Teilnehmer inkl.<br />

Einhaltung der funktionalen und nichtfunktionalen<br />

Anforderungen <strong>im</strong> Auftrag<br />

des Gesamtverbandes der deutschen<br />

Versicherungswirtschaft.<br />

Michael Lange<br />

Fachforum IV<br />

Michael Lange ist Dipl.-Ing. (FH) Elektrotechnik<br />

mit Schwerpunkt Informationsverarbeitung<br />

und besitzt langjährige<br />

Erfahrung <strong>im</strong> Key-Account- und Projektmanagement<br />

innerhalb von <strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Einkauf</strong>sgemeinschaften,<br />

Betreuung<br />

von E-Procurement-Kunden <strong>im</strong><br />

Healthcare-Bereich und war jahrelang<br />

an der Entwicklung und Beratung von<br />

Beschaffungssoftware in medizinischen<br />

Einrichtungen aktiv. Er ist seit 2010 bei<br />

der Prospitalia GmbH als Leiter Key Account<br />

Management tätig.<br />

Prof. Dr. Ralf Leinemann<br />

Workshop B.2<br />

Rechtsanwalt Prof. Dr. Ralf Leinemann<br />

ist Seniorpartner der auf Vergabeund<br />

Baurecht spezialisierten Sozietät<br />

LEINEMANN PARTNER RECHTSANWÄLTE<br />

mbB mit rund 90 Anwälten und Standorten<br />

in Berlin, Hamburg, Düsseldorf,<br />

Frankfurt, Köln und München. Er ist<br />

Honorarprofessor an der Hochschule<br />

für Wirtschaft und Recht in Berlin und<br />

leitet den vergaberechtlichen Arbeitskreis<br />

des Deutschen Baugerichtstags.<br />

Leinemann Partner sind spezialisiert auf<br />

die Beratung komplexer Großprojekte,<br />

ÖPP-Vergaben, Lieferungen, Leistungen<br />

und Dienstleistungen und beraten zahlreiche<br />

Krankenhäuser und deren Lieferanten<br />

sowie <strong>Einkauf</strong>sgemeinschaften.<br />

Besondere Erfahrungen bestehen bei<br />

Vergabenachprüfungsverfahren, wo die<br />

Kanzlei bereits Hunderte von Verfahren<br />

geführt hat. Ralf Leinemann publiziert<br />

regelmäßig <strong>im</strong> Vergaberecht und ist<br />

Herausgeber des Standardwerks „Die<br />

Vergabe öffentlicher Aufträge“, das 2016<br />

in 6. Auflage erschienen ist. Daneben ist<br />

er Herausgeber und Autor zahlreicher<br />

weiterer Bücher und Fachzeitschriften,<br />

darunter der „VergabeNews“. Ralf Leinemann<br />

ist Fachanwalt für Vergaberecht<br />

und leitet die 25-köpfige Praxisgruppe<br />

Vergaberecht der Kanzlei.<br />

Dr. Johannes Ludewig<br />

Eröffnungsplenum,<br />

Abschlusskonferenz<br />

Dr. Johannes Ludewig, geboren 1945 in<br />

Hamburg, studierte Wirtschaftswissenschaften<br />

an den Universitäten Hamburg,<br />

Stanford, USA und an der École<br />

Nationale d‘Administration, Frankreich;<br />

Abschluss mit der Promotion 1974. Anschließend<br />

arbeitete er <strong>im</strong> Bundeswirtschaftsministerium,<br />

<strong>im</strong> Bundeskanzleramt<br />

(Abteilungsleiter) und erneut <strong>im</strong><br />

Bundeswirtschaftsministerium (Staatssekretär<br />

und Beauftragter für die neuen<br />

Bundesländer), bevor er 1997 als Vorstandsvorsitzender<br />

zur Deutschen<br />

Bahn AG wechselte. Von 2002 bis 2011<br />

war Ludewig Generaldirektor der Gemeinschaft<br />

der Europäischen Bahnen<br />

und Infrastrukturgesellschaften (CER)<br />

in Brüssel. Seit 2006 ist er Vorsitzender<br />

des Nationalen Normenkontrollrats.<br />

Dr. Ludewig ist seit 2015 Vorsitzender des<br />

Beirates der Wegweiser GmbH Berlin Research<br />

& Strategy.<br />

Dirk Lüsebrink<br />

Workshop B.3<br />

Als Diplom-Kaufmann (FH) verfügt Dirk<br />

Lüsebrink über langjährige Berufserfahrung<br />

<strong>im</strong> Bereich <strong>Einkauf</strong> & <strong>Logistik</strong>. Vor<br />

seiner Bestellung zum Geschäftsführer<br />

bei Hospital LogiServe 2014 erlangte<br />

er seine Branchenkenntnis <strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>wesen<br />

in Führungsfunktionen<br />

zweier großer Klinikträger. Die Schwerpunkte<br />

seiner Fachexpertise liegen in<br />

den Themenfeldern Modulversorgung,<br />

Zentrallagersteuerung, Implantate-Management<br />

und Strategischer <strong>Einkauf</strong>.<br />

193


Y Referenten/Experten/Moderatoren<br />

Thomas Maibaum<br />

Workshop B.2<br />

Rechtsanwalt Thomas Maibaum, Berlin,<br />

ist in der Rechtsanwaltskanzlei<br />

LEINEMANN PARTNER RECHTSANWÄLTE<br />

mbB beratend und forensisch <strong>im</strong> Bereich<br />

Vergaberecht tätig. Er war als langjähriger<br />

Delegierter <strong>im</strong> Deutschen Vergabeund<br />

Vertragsausschuss DVA an der Fortentwicklung<br />

der VOB beteiligt, als Mitglied<br />

<strong>im</strong> Ausschuss für die Öffnung des<br />

öffentlichen Auftragswesens der Europäischen<br />

Kommission hat er aktiv auch<br />

die Entwicklung des europäischen Vergaberechts<br />

begleitet. Thomas Maibaum<br />

war ferner Mitglied der Expertengruppe<br />

zur Verschlankung des Vergaberechts <strong>im</strong><br />

Bundesministerium für Wirtschaft und<br />

Technologie und der Reformkommission<br />

Großbauvorhaben der Bundesregierung<br />

(Arbeitsgruppen Vergaberecht und<br />

Partnerschaftliche Zusammenarbeit).<br />

Ehrenamtlich war er über viele Jahre als<br />

Beisitzer bei den Vergabekammern des<br />

Bundes sowie als Themenführer Vergaberecht<br />

bei Transparency International<br />

tätig. Thomas Maibaum ist seit 1999 als<br />

Autor und Herausgeber von zahlreichen<br />

Werken zum Vergaberecht sowie zum<br />

Bau- und Architektenrecht präsent.<br />

Jürgen Manz<br />

Round Table<br />

Jürgen Manz ist studierter Informatiker,<br />

der <strong>im</strong> Laufe seiner Karriere über<br />

Softwareentwicklung und Projektmanagement<br />

in das Business Development<br />

wechselte. Bei der Siemens AG war Herr<br />

Manz von 2006-2013 unter anderem<br />

für die Entwicklung des Serialisierungsportfolios<br />

verantwortlich, was Systemdesign,<br />

Software-Entwicklung, Partner-Gewinnung<br />

und globales Setup der<br />

Dienstleistung beinhaltete. 2008/2009<br />

war Herr Manz mitverantwortlich für<br />

das Serialisierungsprojekt der EFPIA,<br />

in dem die komplette Kette vom Pharmahersteller<br />

bis zur Abgabe des Medikamentes<br />

in der Apotheke dargestellt<br />

wurde. Dann wechselte Herr Manz für<br />

3 Jahre in die Tabak-Industrie um dort<br />

global die Lösung Serialisierung / Track &<br />

Trace zu entwickeln und weltweit auszurollen.<br />

Zurück <strong>im</strong> Gesundheitswesen ist<br />

Herr Manz für die Geschäfts- und Projektabwicklung<br />

<strong>im</strong> Bereich Healthcare bei<br />

der Consileon verantwortlich.<br />

PD Dr. med. Dr. rer. medic<br />

Martin Maurer<br />

Fachforum IV<br />

Priv.-Doz. Dr. Dr. Martin Maurer<br />

(Jahrgang 1978) ist Oberarzt Radiologie<br />

am Universitätsspital Bern, Inselspital.<br />

Er hat sein Studium der Medizin an den<br />

Universitäten Münster, Berlin, Paris und<br />

Dublin absolviert. Darüber hinaus ist<br />

er Diplom-Kaufmann (Fernuniversität<br />

Hagen) und Master of Health Business<br />

Administration, Universität Nürnberg.<br />

An der Charité Berlin machte er zudem<br />

eine Facharztausbildung Radiologie.<br />

Harry Mayo<br />

Workshop C.2<br />

Harry Mayo, Dipl.-Betriebswirt (FA),<br />

arbeitet als Channelmanager EMEA<br />

bei Imprivata. Er beschäftigt sich mit<br />

Partnermanagement für den Vertrieb<br />

des Imprivata Portfolios in Europa, mit<br />

<strong>IT</strong>-Prozessopt<strong>im</strong>ierung (Workflow opt<strong>im</strong>ization),<br />

Single-Sign-on, Virtual Desktop<br />

Access und Fast User Switching.<br />

Harry Mayo besitzt profunde Erfahrungen<br />

<strong>im</strong> Health <strong>IT</strong>-Umfeld durch nationale<br />

und internationale Kunden- und<br />

Partnerbetreuung, Lizenzmanagement,<br />

Cloudmanagement, Big-Data-Management,<br />

Prozessmanagement, Einführung<br />

und Umsetzungsplanung von Virtualisierungs-<br />

und Hostingkonzepten.<br />

Martin Merkel<br />

Fachforum III<br />

Martin Merkel ist seit 2007 bei der Management-<br />

und Servicegesellschaft<br />

Chemnitz mbH, einem Teil der Unternehmensgruppe<br />

edia.con, tätig. Dort<br />

ist er als Leiter Zentraler <strong>Einkauf</strong> u. a. für<br />

den Aufbau eines Reportings von medizinischem<br />

Verbrauchsmaterial innerhalb<br />

der edia.con-Gruppe und für die Konsolidierung<br />

der unterschiedlichen <strong>Einkauf</strong>sorganisationen<br />

zuständig. Zuvor wirkte<br />

er als Assistent der Geschäftsleitung.<br />

Martin Merkel studierte Betriebswirtschaftslehre<br />

an der Staatlichen Studienakademie<br />

Plauen.<br />

Michael Moise<br />

Eröffnungsplenum<br />

Michael Moise arbeitet seit 1995 bei<br />

Nestlé und hat dort die Verantwortlichkeit<br />

ECR und EDI aufgebaut. Er ist<br />

Teamlead ECR / EDI und leitet das Nestlé<br />

EDI-Kompetenz-Center für alle elektronischen<br />

Geschäftsprozesse. Herr Moise<br />

ist verantwortlich für Standards <strong>im</strong> Rahmen<br />

des GS1 Umfelds. Er leitet und koordiniert<br />

ECR- und EDI-Projekte <strong>im</strong> Supply<br />

Chain Management (<strong>Einkauf</strong>, Planung,<br />

<strong>Logistik</strong>, Controlling, Kundenservice) für<br />

Downstream und Upstream der Nestlé<br />

Deutschland AG. Zudem ist er verantwortlich<br />

für die ECR/EDI-Prozesse innerhalb<br />

von GLOBE (Global Business Excellence)<br />

für Deutschland und Österreich<br />

der Nestlé Deutschland AG. Bei Nestlé<br />

leitet er das Global Functional Networks<br />

EDI. Seit 1996 ist Michael Moise in den<br />

verschiedensten Gremien (LK, FG, UAG<br />

und PG) der CCG / GS1 Germany tätig.<br />

194


Y Referenten/Experten/Moderatoren<br />

Antje Niemeyer<br />

Fachforum III<br />

Antje Niemeyer leitet das Geschäft der<br />

Business Unit IBM Watson Health für<br />

die Länder Deutschland, Österreich und<br />

Schweiz. Diese neu gegründete Unit hilft<br />

<strong>im</strong> Bereich Healthcare und Life Science,<br />

die digitale Transformation mit kognitiven<br />

Lösungsansätzen voranzutreiben.<br />

Sie hat mehr als 18 Jahre Erfahrung <strong>im</strong><br />

Umfeld von Healthcare und <strong>IT</strong>. Unter anderem<br />

hat sie für Philips Healthcare als<br />

Strategic Sales Director für Europa, den<br />

Nahen Osten und Afrika gearbeitet und<br />

davor in verschiedenen internationalen<br />

Vertriebs-, Marketing- und Integrationsmanagementrollen.<br />

Antje Niemeyer ist<br />

Diplom-Ingenieurin Biomedizintechnik,<br />

zertifizierte Wirtschaftsmediatorin und<br />

hat an verschieden Weiterbildungen bei<br />

INSEAD teilgenommen.<br />

Jan Neuhaus<br />

Fachkonferenz<br />

Jan Neuhaus ist Diplom-Informatiker<br />

und Geschäftsführer des Dezernates III<br />

(<strong>IT</strong>, Datenaustausch und eHealth) der<br />

Deutschen <strong>Krankenhaus</strong>gesellschaft<br />

e.V. in Berlin. In dieser Rolle vertritt er<br />

die Positionen der DKG innerhalb der<br />

gematik, begleitet die Digitalisierung<br />

der Krankenhäuser und steuert die<br />

Weiterentwicklung der diversen Datenübertragungsvereinbarungen.<br />

In<br />

seiner vorherigen Position bei der Tieto<br />

Deutschland GmbH war Jan Neuhaus als<br />

Director Software Development für die<br />

Entwicklung des <strong>Krankenhaus</strong>informationssystems<br />

iMedOne verantwortlich<br />

sowie für den softwareseitigen Datenschutz<br />

und die Auswirkungen des Medizinproduktegesetzes.<br />

Den Standard<br />

zur elektronischen FallAkte, der eine datenschutzkonforme<br />

elektronische Kommunikation<br />

in verteilten Behandlungsszenarien<br />

ermöglicht, prägte er in seiner<br />

Zeit am Fraunhofer ISST in Dortmund.<br />

Dort hat er auch Projekte zur elektronischen<br />

Gesundheitskarte und andere<br />

<strong>IT</strong>-Anwendungen <strong>im</strong> stationären und <strong>im</strong><br />

ambulanten Bereich bearbeitet.<br />

Dr. Oliver Onusseit<br />

Round Table<br />

Dr. Oliver Onusseit ist Apotheker und<br />

Lebensmittelchemiker. Er hat bis 2002<br />

als Apotheker in verschiedenen Verwendungen<br />

bei der Bundeswehr, von<br />

2002 bis 2007 bei der Zentralstelle der<br />

Länder für Gesundheitsschutz bei Arzne<strong>im</strong>itteln<br />

und Medizinprodukten (ZLG)<br />

gearbeitet und ist seit 2008 <strong>im</strong> Bundesministerium<br />

für Gesundheit <strong>im</strong> Referat<br />

114 tätig. In dieser Funktion hat er unter<br />

anderem die Richtlinie gegen Arzne<strong>im</strong>ittelfälschungen<br />

<strong>im</strong> Rat mit verhandelt<br />

und ist Mitglied in der Expertengruppe<br />

der Europäischen Kommission zu Sicherheitsmerkmalen<br />

bei Arzne<strong>im</strong>itteln.<br />

Dr. med. Jens Peukert<br />

Fachforum IV<br />

Dr. med. Jens Peukert ist seit 2009<br />

Vorstandsvorsitzender der Lohfert &<br />

Lohfert AG, Hamburg. Zuvor war er Geschäftsführer<br />

und Bereichsleiter Consulting<br />

der TUMorrow GmbH München und<br />

am Klinikum Großhadern, München,<br />

tätig. Dr. med. Jens Peukert ist Arzt und<br />

Dipl.-Wirtschaftsingenieur.<br />

Hartmut Ponßen<br />

Fachforum II, Workshop B.4<br />

Hartmut Ponßen ist seit 2003 bei der gök<br />

Consulting AG und dort <strong>im</strong> Vorstand. In<br />

dieser Zeit hat er die Entwicklung der gök<br />

Consulting zum Marktführer in der <strong>Einkauf</strong>sberatung<br />

von Krankenhäusern wesentlich<br />

geprägt. Zuvor war er Partner<br />

und Prokurist für die Zentrum für <strong>Logistik</strong><br />

und Unternehmensplanung GmbH. Sein<br />

Studium des Wirtschaftsingenieurwesens<br />

schloss er <strong>im</strong> Jahr 1995 mit den Fachschwerpunkten<br />

<strong>Logistik</strong> und Controlling<br />

an der Technischen Universität Berlin<br />

als Diplom-Ingenieur ab. Zu seinen Spezialgebieten<br />

gehören die Entwicklung<br />

von <strong>Einkauf</strong>s-/ Beschaffungsstrategien,<br />

Prozessanalysen und Prozessopt<strong>im</strong>ierungen,<br />

Restrukturierungen, <strong>Logistik</strong>planungen<br />

sowie Projekt- und Inter<strong>im</strong>smanagement.<br />

Zahlreiche Projekte in<br />

Krankenhäusern, <strong>Krankenhaus</strong>verbünden<br />

und Universitätsklinika <strong>im</strong> In- und<br />

Ausland schloss er erfolgreich ab. Herr<br />

Ponßen hält regelmäßig Vorträge zum<br />

Thema „Strategischer <strong>Einkauf</strong>“ und veröffentlichte<br />

verschiedene Buch- und<br />

Fachbeiträge.<br />

Sylvia Reingardt<br />

Arena der Lösungen II<br />

Sylvia Reingardt ist seit Oktober 2011 bei<br />

der GS1 Germany als Branchenmanagerin<br />

für den Bereich des Gesundheitswesens<br />

tätig und betreut dabei die Anliegen<br />

der Medizintechnikindustrie und der<br />

Krankenhäuser bzw. <strong>Einkauf</strong>sgemeinschaften.<br />

Sie blickt auf langjährige Berufserfahrung<br />

<strong>im</strong> Bereich Beschaffung<br />

und <strong>Logistik</strong> in der Gesundheitsbranche<br />

zurück. Die letzten zehn Jahre betreute<br />

Sylvia Reingardt bei einem Dienstleister<br />

für elektronischen Datenaustausch<br />

eigenverantwortlich internationale<br />

EDI-Projekte mit Lieferanten aus der<br />

195


Y Referenten/Experten/Moderatoren<br />

Medizintechnik und war maßgeblich an<br />

der Entwicklung und Einführung eines<br />

neuen Produktes beteiligt. Davor war<br />

Sylvia Reingardt mehr als 10 Jahre <strong>im</strong><br />

Beschaffungsbereich an zwei Universitätsklinika<br />

tätig und organisierte dabei<br />

zuletzt den <strong>Einkauf</strong> medizinischer Verbrauchsartikel<br />

in leitender Funktion.<br />

Stefan Roggatz<br />

Workshop C.1, Fachforum VI<br />

Stefan Roggatz ist seit 2015 Geschäftsführer<br />

der M-Exchange Solution GmbH.<br />

Bei der M-Exchange verantwortet er das<br />

Sales, Consulting und Produktmanagement<br />

Department für die DACH-Region.<br />

Seit 2005 beschäftigt er sich mit<br />

der Opt<strong>im</strong>ierung der Beschaffung und<br />

des <strong>Einkauf</strong>s sowie der ganzheitlichen<br />

Prozessbetrachtung vom <strong>Einkauf</strong> bis zur<br />

Zahlung. Zudem berät er Unternehmen<br />

und Konzerne kompetent zu Fragen<br />

rund um die Themen Geschäftsprozessopt<strong>im</strong>ierung<br />

und Outsourcing vs.<br />

Inhouse-Lösungen. Seine beruflichen<br />

Stationen führten Stefan Roggatz 1995<br />

nach dem Studium der Kommunikationstechnik<br />

zur Siemens AG, wo er vier<br />

Jahre für den Fachvertrieb der Sparte<br />

Automatisierungsanlagen verantwortlich<br />

war. Es folgten die Position als Key<br />

Account Manager Nortel Networks<br />

be<strong>im</strong> Value Add Distributor Azlan GmbH<br />

in München und seine Tätigkeit als Vorstand<br />

der DIG AG. Stefan Roggatz ist seit<br />

2004 freier Berater für ERP-Systeme und<br />

deren Implementierung sowie für die<br />

Einführung von Qualitätsmanagementtools<br />

wie ISO9001 in mittelständischen<br />

Unternehmen.<br />

Andreas Ropertz<br />

Workshop C.2<br />

Andreas Ropertz, MBA, ist Vertriebsdirektor<br />

Deutschland und Österreich<br />

bei Imprivata und Fachkrankenpfleger<br />

für Intensivpflege und Anästhesie. Er<br />

besitzt umfangreiche Erfahrung <strong>im</strong><br />

Bereich Identifizierung, Authentifizierung,<br />

<strong>IT</strong>-Prozessopt<strong>im</strong>ierung (Workflow<br />

opt<strong>im</strong>ization), Single-Sign-on, Virtual<br />

Desktop Access, Fast User Switching, Risikomanagement-<br />

und bewertung nach<br />

DIN EN 80001-1, Qualitätsmanagement<br />

in Kliniken nach DIN ISO und KTQ, PDMS<br />

(Patientendaten Management Systeme).<br />

Dr. Frank Schauland<br />

Workshop B.3<br />

Dr. med. Frank Schauland, verheiratet<br />

und Vater zweier Söhne, hat sein vorklinisches<br />

Studium der Humanmedizin<br />

an der Philipps Universität zu Marburg/<br />

Lahn sowie sein klinisches Studium der<br />

Humanmedizin an der Christian-Albrechts-Universität<br />

zu Kiel absolviert. Vor<br />

seiner Tätigkeit als OP-Manager <strong>im</strong> Albertinen-<strong>Krankenhaus</strong><br />

in Hamburg war<br />

der Facharzt für Anästhesiologie und<br />

Transfusionsmedizin als OP-Manager<br />

der AK Segeberger Kliniken beschäftigt.<br />

Dr. Schauland engagiert sich in verschiedenen<br />

Organisationen, wie z. B. dem Verband<br />

der OP-Manager, der Deutschen<br />

Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin<br />

und dem Berufsverband<br />

Deutscher Anästhesisten.<br />

Dr. Eckhard Schenke<br />

Fachforum V<br />

Dr. Eckhard Schenke war von 2000 bis<br />

2003 als Fundraising-Manager bei der<br />

SAZ Marketing AG (Garbsen) tätig. Anschließend<br />

war er drei Jahre Leiter der<br />

Stabsstelle Fundraising an der Stiftung<br />

Tierärztliche Hochschule Hannover und<br />

von 2006 bis 2008 Leiter der Stabsstelle<br />

Universitätsförderung an der Georg August<br />

Universität Göttingen. Seit 2009<br />

ist Dr. Eckhard Schenke Leiter der Stabsstelle<br />

Fundraising der Medizinischen<br />

Hochschule Hannover (MHH) und Mitglied<br />

des Vorstands der Förderstiftung<br />

MHH plus.<br />

Dr. Peter Schinnen<br />

Fachforum II<br />

Dr. Peter Schinnen ist seit über 10 Jahren<br />

<strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong>controlling tätig. Seit<br />

2010 ist er <strong>im</strong> Diakonie Werk Schwäbisch<br />

Hall für den Bereich Controlling zuständig,<br />

der neben dem <strong>Krankenhaus</strong>controlling<br />

auch das Controlling für die Bereiche<br />

Altenhilfe und ambulante Dienste<br />

umfasst. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre<br />

an der Universität Bonn<br />

und anschließender Promotion über<br />

Innovationstheorie war er zunächst 10<br />

Jahre <strong>im</strong> Marketing und Controlling bei<br />

einem internationalen Telekommunikationsausrüster<br />

tätig. Von 1995 bis 2004<br />

leitete er das Controlling der deutschen<br />

Tochter eines großen amerikanischen<br />

Pharmaunternehmens bevor er 2005 ins<br />

<strong>Krankenhaus</strong>controlling wechselte.<br />

196


Y Referenten/Experten/Moderatoren<br />

Dipl.-Ing. Andreas Schlottke<br />

Arena der Lösungen I<br />

Andreas Schlottke ist Produktmanager<br />

und Team-Leiter der „health security<br />

experts“ in der Beratung der Applied<br />

Security GmbH. Der Diplomingenieur<br />

für Elektrotechnik hat sich schon an der<br />

Universität auf den Bereich der Informationstechnologie<br />

spezialisiert und<br />

beschäftigt sich seit 12 Jahren bei der<br />

APSEC mit dem Thema Datenaustausch<br />

<strong>im</strong> Gesundheitswesen.<br />

Christoph Schmitz<br />

Workshop B.3<br />

Christoph Schmitz studierte Volkswirtschaftslehre<br />

an den Universitäten<br />

Freiburg und Basel mit den Schwerpunkten<br />

Marketing und <strong>Krankenhaus</strong>management.<br />

Er war in verschiedenen<br />

Akutkliniken in Baden-Württemberg,<br />

Rheinland-Pfalz, Hessen und am Universitätsklinikum<br />

Hamburg-Eppendorf<br />

tätig. Seit Oktober 2011 ist Christoph<br />

Schmitz kaufmännischer Direktor <strong>im</strong><br />

Marienkrankenhaus Hamburg. Er hält<br />

regelmäßig Vorträge und hat mehrere<br />

Veröffentlichungen schwerpunktmäßig<br />

<strong>im</strong> strategischen Klinikmanagement,<br />

Changemanagement und <strong>Einkauf</strong>s- und<br />

Prozessmanagement.<br />

Dieter Schoch<br />

Workshop C.4<br />

Dieter Schoch ist Bereichsleiter Vertrieb<br />

Dienstleistungssektor, zu dessen Hauptzielgruppen<br />

u. a. auch die Kliniken gehören.<br />

Von 1998 bis 2004 war er Organisationsberater<br />

bei Esselte Leitz und führte<br />

zahlreiche Registratur-Opt<strong>im</strong>ierungen<br />

in Krankenhäusern durch. Anschließend<br />

war er be<strong>im</strong> Wettbewerber Zippel. Seit<br />

2007 verantwortet er als Produkt- und<br />

Projektmanager den Vertriebsbereich<br />

des nichtproduzierenden Gewerbes und<br />

der öffentlichen Verwaltungen bei HÄ-<br />

NEL Büro- und Lagersysteme in Bad Friedrichshall.<br />

HÄNEL stellt automatisierte<br />

Lagersysteme (Paternoster und Vertikallifte)<br />

in Deutschland und in der Schweiz<br />

her und vertreibt diese weltweit.<br />

Robert Schrödel<br />

Plenum II – Das<br />

Expertengespräch am Abend,<br />

Abschlusskonferenz<br />

Robert Schrödel ist Vorstand der Pioneer<br />

Medical Devices AG, Berlin, die sich auf<br />

die Entwicklung, Herstellung und Aufbereitung<br />

von innovativen, l<strong>im</strong>itiert aufbereitbaren,<br />

komplexen Medizinprodukten<br />

spezialisiert hat sowie innovative <strong>IT</strong>-Lösungen<br />

zur Opt<strong>im</strong>ierung und Steuerung<br />

von Prozessen in Gesundheitseinrichtungen<br />

anbietet. Er ist Mitglied <strong>im</strong> Club<br />

der Gesundheitswirtschaft, Präsident<br />

der European Association for Medical<br />

Device Reprocessing (EAMDR), Mitglied<br />

<strong>im</strong> Stiftungsrat der sanoris Stiftung für<br />

Gesundheitsforschung sowie Mitgründer<br />

und Mitglied des Vorstandes des<br />

World Virtual Institute Preventive &<br />

Regenerative Medicine. Zum 01.01.2011<br />

wurde Herr Schrödel in den Europäischen<br />

Wirtschaftssenat berufen.<br />

Thorsten Schütz<br />

Fachkonferenz<br />

Im Anschluss an Medizinstudium und<br />

Approbation an der Universität Hamburg<br />

arbeitete Thorsten Schütz zunächst<br />

als Arzt in der Inneren Medizin.<br />

Nach einer Weiterbildung zur Erlangung<br />

der Zusatzbezeichnung „Medizinische<br />

Informatik“ in München sowie verschiedenen<br />

Industrietätigkeiten <strong>im</strong> Bereich<br />

<strong>Krankenhaus</strong>software begann er 1996<br />

als Leiter <strong>IT</strong> <strong>im</strong> Klinikum Itzehoe. Seine<br />

aktuellen Schwerpunkte liegen in der<br />

Vernetzung von <strong>IT</strong> und Medizintechnik,<br />

dem Ausbau mobiler Technologien und<br />

der <strong>IT</strong>-Sicherheit. Er ist Gastmitglied <strong>im</strong><br />

VDE Normierungsgremium IEC 80001,<br />

Vorsitzender <strong>im</strong> IHK Prüfungsausschuss<br />

Informatikkaufleute, Vorstandsmitglied<br />

<strong>im</strong> Bundesverband der <strong>Krankenhaus</strong>-<strong>IT</strong>-Leiterinnen/Leiter<br />

e.V. (KH<strong>IT</strong>)<br />

sowie stellvertretender Sprecher des<br />

Branchenarbeitskreises „Gesundheitsversorgung“<br />

<strong>im</strong> UPKR<strong>IT</strong>IS.<br />

Dr. Stephan Schwarze<br />

Round Table<br />

Dr. Stephan Schwarze leitet seit 2005<br />

die Funktion Counterfeit Protection Management,<br />

erst für die Schering AG und<br />

nach deren Übernahme für die Bayer<br />

Pharma AG. Nach seinem Pharmaziestudium<br />

in Berlin und anschließender<br />

Promotion in Münster arbeitete er seit<br />

1992 bei Schering mit wachsender Verantwortung<br />

in unterschiedlichen Bereichen<br />

von Forschung, Entwicklung,<br />

Herstellung und ab 2005 in der Qualitätssicherung.<br />

Durch die Definition,<br />

Implementierung und kontinuierliche<br />

Weiterentwicklung von Prozessen zur<br />

Abwehr von Arzne<strong>im</strong>ittelfälschungen<br />

ist er ein ausgewiesener und gefragter<br />

Experte in diesem Bereich.<br />

197


Y Referenten/Experten/Moderatoren<br />

Staatssekretär Lutz Stroppe<br />

Abschlusskonferenz<br />

Lutz Stroppe wurde am 20. Oktober<br />

1956 in Wolfenbüttel geboren. Er ist<br />

verheiratet und hat zwei Töchter. Nach<br />

seinem Studium der Geschichte und<br />

der Politikwissenschaften auf Lehramt,<br />

u. a. an der Johannes Gutenberg-Universität<br />

Mainz, war er wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter <strong>im</strong> Archiv für Christlich-Demokratische<br />

Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung.<br />

Im November 1986 wurde<br />

er Leiter des Bildungswerkes Mainz der<br />

Konrad-Adenauer-Stiftung, <strong>im</strong> Oktober<br />

1991 Leiter des Bildungswerkes Berlin der<br />

Konrad-Adenauer-Stiftung. Von 1999<br />

bis 2001 war er stellvertretender Büroleiter<br />

<strong>im</strong> Büro von Bundeskanzler a. D.<br />

Dr. Helmut Kohl, bevor ihm zum 1. Februar<br />

2001 die Leitung des Büros übertragen<br />

wurde. In den Jahren 2006 bis 2010<br />

arbeitete er als Bereichsleiter „Politische<br />

Programme und Analysen“ in der Bundesgeschäftsstelle<br />

der CDU. Zwischen<br />

Februar 2010 und Juli 2012 leitete er die<br />

Abteilung 5 „Kinder und Jugend“ <strong>im</strong> Bundesministerium<br />

für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend (BMFSFJ). Am 4. Juli<br />

2012 wurde er zum Staatssekretär <strong>im</strong><br />

BMFSFJ ernannt. Seit dem 7. Januar 2014<br />

ist Lutz Stroppe Staatssekretär <strong>im</strong> Bundesministerium<br />

für Gesundheit.<br />

Jan Tr<strong>im</strong>pin<br />

Workshop A.3<br />

Jan Tr<strong>im</strong>pin, Diplom-Ingenieur Informationstechnik,<br />

Produktmanager und<br />

Leiter MedManager in der WIEGAND<br />

AG. Jan Tr<strong>im</strong>pin hat ein breites Erfahrungsspektrum<br />

<strong>im</strong> Bereich von <strong>Logistik</strong>lösungen<br />

– sowohl manuell als auch<br />

automatisiert. Sein in über zehn Jahren<br />

aufgebautes Know-how in den Bereichen<br />

Softwareentwicklung, Projektleitung<br />

und Consulting von Warenflusssystemen<br />

ist ins Produkt MedManager<br />

eingeflossen.<br />

Susanne Vachenauer<br />

Fachforum IV<br />

Susanne Vachenauer, geboren in München,<br />

ist die <strong>Einkauf</strong>sleitung des Klinikums<br />

Bremerhaven. Sie ist verantwortlich<br />

für das dortige Beschaffungswesen<br />

und die <strong>Logistik</strong> und leitet überdies<br />

auch die Vergabestelle des Max<strong>im</strong>alversorgers.<br />

Nach ihrem Erststudium<br />

der europäischen Betriebswirtschaft in<br />

Cambridge und Landshut absolvierte<br />

Susanne Vachenauer <strong>im</strong> Jahr 2007 ihren<br />

Master in International Business Administration<br />

an der Universität Hamburg<br />

und der ISC Paris. Ihre erste berufliche<br />

Station war das Beratungsunternehmen<br />

Deloitte, bevor sie 2011 als strategische<br />

Einkäuferin für Medikalprodukte am<br />

Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf<br />

ihre Tätigkeit aufnahm. Um den<br />

Dialog zur Ärzteschaft zu verbessern<br />

und medizinisches Wissen zu vertiefen,<br />

absolvierte Susanne Vachenauer 2015<br />

zusätzlich einen Master in Health und<br />

Medical Management an der Universität<br />

Nürnberg-Erlangen.<br />

Prof. Dr. Philipp Walther MHMM<br />

Fachforum III<br />

Prof. Dr. Philipp Walther ist Studiendekan<br />

für Gesundheitsökonomie an der<br />

Hochschule Fresenius in Hamburg. Nach<br />

verschiedenen Tätigkeiten als Berater<br />

in der Gesundheitswirtschaft baute er<br />

eines der ersten privatmedizinischen<br />

Ärztenetzwerke auf. In den letzten<br />

Jahren war er in leitender Position für<br />

ein internationales Planungsbüro mit<br />

Schwerpunkt auf Gesundheits- und Sozialeinrichtungen<br />

tätig. Hierbei hat er<br />

sich intensiv mit dem Einsatz von BIM<br />

(Building Information Modeling) auseinandergesetzt.<br />

Digitalisierte <strong>Krankenhaus</strong>entwicklung<br />

und -betrieb sind auch<br />

einer seiner Forschungsschwerpunkte<br />

an der Hochschule Fresenius. Die traditionsreiche<br />

Hochschule Fresenius zählt<br />

zu den größten Hochschulen in privater<br />

Trägerschaft. Die Hochschule bietet Bachelor-<br />

und Masterstudiengänge <strong>im</strong> Bereich<br />

Gesundheitsökonomie an.<br />

Markus Wiegand<br />

Workshop A.3, Fachforum I<br />

Markus Wiegand, MSc ETH Zürich, Geschäftsführer<br />

und Inhaber WIEGAND<br />

AG. WIEGAND AG, gegründet 1975, ist<br />

eine internationale Firma mit Hauptsitz<br />

in der Schweiz. WIEGAND-Lösungen<br />

sind fokussiert auf <strong>Logistik</strong>-Prozesse<br />

wie Richten, Verabreichen, Lagern und<br />

Wiederbeschaffen von Arzne<strong>im</strong>itteln<br />

und Materialien in den Abteilungen. Mit<br />

MedManager verfolgt WIEGAND neuartige<br />

Ansätze, um die Sicherheit und Effizienz<br />

dieser Prozesse zu opt<strong>im</strong>ieren.<br />

Markus Wild<br />

Workshop C.3<br />

Markus Wild ist seit 1. Juli 2007 Geschäftsführer<br />

der Prospitalia GmbH<br />

mit den Schwerpunkten Lieferantenmanagement,<br />

Finanzen und <strong>IT</strong>. Wild<br />

studierte Betriebswirtschaft an der<br />

Otto-Friedrich-Universität in Bamberg.<br />

Seine berufliche Laufbahn begann der<br />

studierte Diplom-Kaufmann in der Softwarebranche.<br />

Nach einer erfolgreichen<br />

Restrukturierung und Neuausrichtung<br />

der Geschäftsfelder eines Softwareherstellers<br />

gliederte er diesen in den britischen<br />

Sage Konzern, für den er dann<br />

bis Mitte 2007 als Geschäftsführer verschiedener<br />

Gesellschaften <strong>im</strong> In- und<br />

Ausland tätig war.<br />

198


Y Referenten/Experten/Moderatoren<br />

Wilfried E. B. Winzer<br />

Eröffnungsplenum,<br />

Fachforum V<br />

Wilfried E. B. Winzer ist seit September<br />

2002 Kaufmännischer Vorstand am<br />

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus<br />

Dresden an der TU Dresden. Vor seinem<br />

Start als Kaufmännischer Vorstand war<br />

er über 15 Jahre in verschiedenen Unternehmensbereichen<br />

der Degussa AG tätig.<br />

Unter anderem managte er Tochterfirmen<br />

in den USA und Portugal, bevor<br />

er 1992 für das Degussa-Tochterunternehmen<br />

Arzne<strong>im</strong>ittelwerk Dresden die<br />

Bereiche Betriebswirtschaft sowie Kosten-<br />

und Ergebnisrechnung aufbaute.<br />

Zuletzt gehörte er der Geschäftsleitung<br />

der AWD-Pharma GmbH & Co. KG an<br />

und war dort für die Bereiche Finanzen<br />

und Informationsmanagement verantwortlich.<br />

Ingo Wolters<br />

Eröffnungsplenum<br />

Ingo Wolters ist seit 2013 bei der GS1 Germany<br />

als Mitglied der Geschäftsleitung<br />

für den Bereich Sales & Implementation<br />

tätig und verantwortet dabei die Verbreitung<br />

der GS1 Standards und die entsprechende<br />

Umsetzungsunterstützung.<br />

Herr Wolters blickt auf langjährige Berufserfahrung<br />

<strong>im</strong> Bereich der Opt<strong>im</strong>ierung<br />

unternehmensübergreifender Geschäftsprozesse<br />

entlang der Wertschöpfungskette<br />

zurück. Die letzten 12 Jahre<br />

leitete Ingo Wolters unter anderem die<br />

Beschaffungs- und <strong>Logistik</strong>bereiche internationaler<br />

Handelsunternehmen und<br />

war zuvor Partner einer Unternehmensberatung<br />

<strong>im</strong> Bereich Consumer Goods &<br />

Retail.<br />

Thomas Wüstner<br />

Fachkonferenz,<br />

Abschlusskonferenz<br />

Thomas Wüstner ist seit 2014 Geschäftsführer<br />

<strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong> St. Elisabeth & St.<br />

Barbara Halle (Saale) (Schwerpunktversorger<br />

in Halle (Saale)). Das <strong>Krankenhaus</strong><br />

St. Elisabeth und St. Barbara Halle (Saale)<br />

GmbH ist eine gemeinnützige Gesellschaft<br />

des Elisabeth Vinzenz Verbundes.<br />

Zuvor war er von 2009 bis 2014 Geschäftsführer<br />

verschiedener Kliniken der<br />

HELIOS Kliniken GmbH und Rhön Klinikum<br />

AG, darunter Gesundheitsmanagement<br />

Elbe-Fläming GmbH, den Kliniken<br />

in Burg, Zerbst, Vogelsang-Gommern,<br />

Boizenburg, Börde sowie Medizinischen<br />

Versorgungszentren und anderen. Von<br />

2003 bis 2009 war Wüstner <strong>im</strong> <strong>Einkauf</strong><br />

tätig, u. a. als Leiter des <strong>Einkauf</strong>s für das<br />

HELIOS Klinikum Berlin-Buch, die Region<br />

Berlin-Brandenburg, <strong>im</strong> Konzerneinkauf<br />

als Warengruppeneinkäufer. Thomas<br />

Wüstner absolvierte sein betriebswirtschaftliches<br />

Studium an der Staatlichen<br />

Studienakademie BA Bautzen mit dem<br />

Abschluss als Diplom-Betriebswirt (BA).<br />

Jan Wunderlich<br />

Fachforum II<br />

Dipl.-Betriebswirt (BA) Jan Wunderlich<br />

M.Sc. arbeitete nach Abschluss seiner<br />

Studien des <strong>Krankenhaus</strong>managements<br />

sowie der Gesundheitswissenschaften<br />

zunächst für die Sächsische Landesärztekammer<br />

(SLÄK), bevor er 2014 als Referent<br />

mit dem Schwerpunkt „Qualitätssicherung“<br />

zur <strong>Krankenhaus</strong>gesellschaft<br />

Sachsen (KGS) wechselte. Seit Januar<br />

2016 ist er berufenes Mitglied der Kommission<br />

Qualitätssicherung der Deutschen<br />

<strong>Krankenhaus</strong>gesellschaft (DKG)<br />

und als Dozent für <strong>Krankenhaus</strong>recht<br />

an der Westsächsischen Hochschule<br />

Zwickau (WHZ) tätig.<br />

199


ave the D<br />

9. BESCHAFFUNGSKONGRESS<br />

DER KRANKENHÄUSER <strong>2017</strong><br />

7./8.<br />

Dezember<br />

<strong>2017</strong> • Hotel de<br />

Rome, Berlin<br />

Aktuelle Informationen unter:<br />

Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Wolfgang Holzgreve, MBA (Mitte) <strong>im</strong> Gespräch mit Robert<br />

Schrödel und Dr. Johannes Ludewig <strong>im</strong> Rahmen des Eröffnungsplenums 2015.


Dr. Klaus von Dohnanyi und die parlamentarische Staatssekretarin des<br />

Bundesministeriums für Gesundheit Annette Widmann-Mauz.<br />

„Interessante Workshops und<br />

Impulsvorträge Verknüpfung<br />

mit OP, Medizintechnik & <strong>IT</strong>;<br />

ate<br />

Diskussionen zu Standardisierung,<br />

Prozesse und nicht nur Preis,<br />

sondern auch Qualität “<br />

www.beschaffungskongress.de • www.wegweiser.de


Y Verzeichnisse<br />

Y Autorenverzeichnis<br />

Borgel, Dominik, Betriebswirt (M.Sc.) und Seniorberater<br />

bei der Unternehmensberatung Roland Berger<br />

<strong>im</strong> Competence Center Pharma & Healthcare...........................................................74<br />

Bornemeier, Dr. Olaf, Vorstandsvorsitzender,<br />

Mühlenkreiskliniken (AöR)................................................................................................ 102<br />

Dittmar, Axel, Kliniksprecher/Leiter Unternehmenskommunikation,<br />

Klinikum Bielefeld gem. GmbH................................................... 132<br />

Drummer, Helmut, Leiter Materialwirtschaft<br />

und Service, Diakonie-Klinikum Stuttgart gGmbH..................................................35<br />

Eiff, Dr. jur. Christoph von, EMBA, Senior Associate,<br />

Rechtsanwalt, CMS Hasche Sigle Düsseldorf.............................................................54<br />

Eiff, Dr. med. Max<strong>im</strong>ilian C. von, Klinik für Urologie,<br />

Kinderurologie und Uro-Gynäkologie,<br />

St. Josef <strong>Krankenhaus</strong>, Hamm......................................................................................... 118<br />

Eiff, Univ.-Prof. Dr. Dr. Wilfried von, Direktor am Ludwig<br />

Fresenius Center for Health Care Management and<br />

Regulation, HHL Leipzig Graduate School of Management und Leiter des<br />

Centrums für <strong>Krankenhaus</strong>-Management,<br />

Universität Münster.............................................................. 12, 16, 54, 68, 84, 96, 118<br />

Fenger, Prof. Dr. jur. Hermann, Rechtsanwalt und Notar, Münster........................50<br />

Freund, Lena, Senior Consultant, gök Consulting AG....................................................46<br />

Golüke, Johannes, Betriebswirt (M.Sc.) und Berater bei der<br />

Unternehmensberatung Roland Berger <strong>im</strong> Competence<br />

Center Pharma & Healthcare.............................................................................................74<br />

Götz, Michael, Associate, Taylor Wessing Rechtsanwälte..........................................66<br />

Gut, Martin, Leiter Beschaffung und <strong>Logistik</strong>, Spital STS AG.....................................42<br />

Haak, Andreas, Partner, Head of Competition, EU and Trade; örtlicher<br />

Geschäftsführer Düsseldorf, Taylor Wessing Rechtsanwälte..............................66<br />

Haft, Janko, Leiter des Geschäftsbereichs <strong>Logistik</strong><br />

und <strong>Einkauf</strong>, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden..........................92<br />

Hansis, Prof. Dr. med. Martin L., Ärztlicher Geschäftsführer<br />

des Städtischen Klinikums Karlsruhe a.D., Ärztlicher<br />

Direktor Diaverum Deutschland GmbH, Honorarprofessur<br />

„<strong>Krankenhaus</strong>management“ K<strong>IT</strong>, Karlsruhe................................................................26<br />

Hewer, Dr. Alexander, Leiter Geschäftsbereich Finanzen<br />

und <strong>Einkauf</strong>, Charité – Universitätsmedizin Berlin...................................................36<br />

Hilbert, Prof. Dr. Josef, Geschäftsführender<br />

Direktor, Institut Arbeit und Technik........................................................................... 104<br />

Hoffmann, Dr. Cornelia, Leiterin Geschäftsbereich<br />

Materialwirtschaft, Universitätsklinikum Heidelberg............................................32<br />

Holzhe<strong>im</strong>er, Alexandre, Manager, gök Consulting AG.................................................46<br />

Junk, Peter M.Sc., Wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter und Doktorand, Internationales Health Care<br />

Management Institut (IHCI), Universität Trier......................................................... 134<br />

Kischkewitz, Jan-Christoph, Principal, Inverto AG.......................................................108<br />

Knehr, Gerd, Freier Fachjournalist & Diplom-Physiker..................................................48<br />

Köchling, Sabine, Geschäftsführerin, Paul Gerhardt Diakonie Services...............38<br />

Kriegel, Prof. Dr. Johannes MBA/MPH,<br />

Professur für Gesundheitsmanagement,<br />

Fachhochschule Oberösterreich............................................................................... 24, 30<br />

Magunia, Dr. Peter, Partner bei der Unternehmensberatung Roland Berger<br />

und Leiter des deutschen Healthcare Bereichs..........................................................74<br />

Marquardt, Prof. Dr. Kurt Heinz, Bereichsleitung Konzern-<strong>IT</strong>,<br />

RHÖN-KLINIKUM AG; Geschäftsbereichsleitung <strong>IT</strong>,<br />

Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH............................................... 110<br />

Merkel, Sebastian, Wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter, Institut Arbeit und Technik.................................................................... 104<br />

Meyer, Holger, Leiter der Abteilung <strong>Einkauf</strong>, Charité –<br />

Universitätsmedizin Berlin..................................................................................................36<br />

Müller, Annett, Bereichsleiterin Medizinische<br />

Dokumentation, DMI GmbH & Co. KG, Münster.................................................... 114<br />

Müller-Mielitz, Stefan, DMI Angewandte Forschung,<br />

Münster und IEKF Institut für Effizienz Kommunikation<br />

Forschung, Ibbenbüren...................................................................................................... 116<br />

Otten, Prof. Dr.-Ing. Hubert, Direktor Competence Center eHealth;<br />

Professor für Technische Systeme, Betriebsorganisation und <strong>Logistik</strong><br />

in Einrichtungen des Gesundheitswesens,<br />

Fachbereich Gesundheitswesen; Hochschule Niederrhein...............................140<br />

Pieper, Ulrich, Geschäftsführer, PIP<strong>IT</strong>S Business Management GmbH.................38<br />

Rathmer, Alfons, Inhaber AR@Consulting, „e“ <strong>im</strong> Gesundheitswesen..............140<br />

Reckwitz, Dr. med. Nanni, Fachärztin für Allgemeinmedizin und<br />

Palliativmedizin, Oberärztin der Zentrale Notaufnahme,<br />

St. Willibrord Spitals Emmerich-Rees.............................................................................30<br />

Riedel, Prof. Dr. Rainer, Direktor des Instituts für<br />

Medizinökonomie & Medizinische Versorgungsforschung,<br />

Rheinische Fachhochschule Köln gGmbH....................................................................78<br />

Risse, Dr.-Ing. Jörg, Vorstand, gök Consulting AG...........................................................46<br />

Sand, Lasse van de, M. Sc. HCM, Fachbereich Gesundheitswesen,<br />

Competence Center eHealth, Hochschule Niederrhein......................................140<br />

Schiefer, Lisa MA/BA, Assistenz des Vorstands<br />

für Anästhesiologie perioperative Medizin<br />

und allgemeine Intensivmedizin, Uniklinikum Salzburg........................................24<br />

Schmieder, Aliki M.A., Masterstudiengang Medizinökonomie,<br />

Rheinische Fachhochschule Köln gGmbH....................................................................78<br />

Städter, Julia, Leitung Projektmanagement<br />

und Strukturentwicklung, Mühlenkreiskliniken (AöR)......................................... 102<br />

Stumpf, Birgit, Leiterin der Fachgruppe Gesundheitswesen<br />

des Deutschen Fundraising Verbandes e.V..................................................................74<br />

Thun, Prof. Dr. med. Sylvia, Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

<strong>im</strong> Gesundheitswesen, Hochschule Niederrhein...................................................140<br />

Walther, Prof. Dr. Philipp, Studiendekan Gesundheitsökonomie an der<br />

Hochschule Fresenius Hamburg....................................................................................106<br />

Wiegand, Markus, Geschäftsführer, Wiegand AG.........................................................44<br />

Wolf, Andreas, Stv. Verwaltungsleiter, Isar Klinikum, München........................... 138<br />

Y Inserentenverzeichnis<br />

Agfa HealthCare GmbH............................................................................................................. 131<br />

ATOSS Software AG...........................................................................................................................7<br />

Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG..............................................................................77<br />

Franz KALDEWEI GmbH & Co. KG.............................................................................................41<br />

gök Consulting AG........................................................................................................................ 137<br />

Hänel Büro- und Lagersysteme.............................................................................................. 165<br />

HSM GmbH + Co. KG.........................................................................................................................7<br />

HHL Leipzig Graduate School of Management..................................................................73<br />

Hospital LogiServe GmbH.........................................................................................................146<br />

Imprivata..........................................................................................................................................180<br />

Leipziger Messe GmbH.............................................................................................................. 176<br />

Lohmann & Rauscher GmbH & Co. KG...................................................................................47<br />

M&M Legionellenfilter GmbH................................................................................................ 133<br />

MCD Medical Computers Deutschland GmbH................................................................. U3<br />

Mercateo AG................................................................................................................................... 168<br />

M-Exchange AG................................................................................................................................83<br />

MT Robot AG......................................................................................................................................53<br />

Pioneer Medical Devices AG.......................................................................................................23<br />

Prospitalia GmbH........................................................................................................................... U2<br />

Sitex – Textile Dienstleistungen..................................................................................................9<br />

Taylor Wessing Rechtsanwälte..................................................................................................29<br />

Wegweiser Media & Conferences GmbH Berlin.............................................................200<br />

Wiegand AG.......................................................................................................................................95<br />

202


Gut genug ist nicht genug!<br />

Denn die Gesundheit der Patienten hängt nicht zuletzt von der sicheren Medical-<strong>IT</strong><br />

ab. Höchste Hygienestandards und höchste Betriebssicherheit <strong>im</strong> 24/7-Dauereinsatz<br />

machen aus Standard-gut-genug-Produkten erst sichere Medical-<strong>IT</strong>-Produkte,<br />

auf die Sie sich <strong>im</strong> Klinikalltag verlassen können.<br />

Deshalb vertrauen namhafte Medizingerätehersteller und Anwender weltweit auf<br />

MCD als OEM/PLM-Partner und die Medical <strong>IT</strong> Solutions der MCD Medical Line.<br />

MCD Medical Line: Medical <strong>IT</strong>-Solutions<br />

Besser als nur gut genug!<br />

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YGanzheitliches Beschaffungsmanagement<br />

<strong>im</strong> <strong>Krankenhaus</strong><br />

Die „Neue Marktdynamik <strong>im</strong> Gesundheitssystem“, die<br />

veränderte Rolle des <strong>Krankenhaus</strong>es und die strategische<br />

Perspektive des Beschaffungsmanagements<br />

Krankenhäuser in Deutschland stehen auch in den Jahren<br />

<strong>2017</strong>/18 unter erheblichem Kostendruck. Dies ist einerseits<br />

durch ordnungspolitische Eingriffe des Gesetz- und Verordnungsgebers<br />

begründet, ist andererseits auf die zunehmende<br />

Inanspruchnahme des Gesundheitssektors durch<br />

ältere, mult<strong>im</strong>orbide und chronisch kranke Patienten zurückzuführen<br />

und ist schließlich auch eine Folge des über<br />

Jahre gewachsenen Investitionsstaus.<br />

Um vor diesem Hintergrund <strong>im</strong> gleichzeitig sich verschärfenden<br />

Wettbewerb bestehen zu können, sind nachhaltige<br />

Einsparungen zwingend erforderlich, um notwendige Investitionen<br />

zu finanzieren. Rationalisierungsmaßnahmen<br />

sollten aber nicht nur Kosten senken, sondern <strong>im</strong> Idealfall<br />

gleichzeitig dazu beitragen, die Versorgungsqualität und<br />

Sicherheit von Patienten zu verbessern.<br />

Ziel des vorliegenden <strong>Jahrbuch</strong>s ist es, dem in der Praxis tätigen Beschaffungsmanager Informationen über<br />

entscheidungsrelevante Trends in der Gesundheitswirtschaft bereitzustellen und ihn darüber hinaus mit Verfahren zur<br />

Bewertung von Beschaffungsalternativen, einschließlich der dazugehörigen Finanzierung, vertraut zu machen. Dazu zählen<br />

innovative Finanzierungsformen ebenso wie Handlungsoptionen, die sich aus „Digital Health“, „Big Data“, „3 D Druck-<br />

Technologie“ und „<strong>Krankenhaus</strong> 4.0“ ergeben.<br />

Univ.-Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff<br />

Direktor am Ludwig Fresenius Center for Health Care Management and<br />

Regulation, HHL Leipzig Graduate School of Management und Leiter<br />

des Centrums für <strong>Krankenhaus</strong>-Management, Universität Münster<br />

Oliver Lorenz<br />

Geschäftsführer, Wegweiser Media & Conferences GmbH Berlin

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