Der Betriebsleiter 4/2016
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FERTIGUNGSTECHNIK<br />
01 Das modernisierte Scharmann-Plattenbohrwerk im Überblick<br />
weight-Design ist für den Fahrzeugbau<br />
effizient, für den Werkzeugmaschinenbau<br />
nicht. Leichte Maschinenbette und gerade<br />
noch ausreichend berechnete Führungsbahnen<br />
begrenzen die Standzeiten<br />
hinsichtlich Genauigkeit und Lebensdauer.<br />
– Vor diesem Hintergrund fiel unsere Entscheidung<br />
gegen eine Neumaschine und<br />
für die Modernisierung leicht.“<br />
Die Überholungs- und<br />
Modernisierungsschritte<br />
02 Dank der Modernisierung können<br />
manche Bauteile jetzt in der Hälfte der vorher<br />
benötigten Zeit bearbeitet werden<br />
Das Plattenbohrwerk wurde in der Werkstatt<br />
der Raffinerie demontiert und zu dem<br />
beauftragten Modernisierungspezialisten<br />
Maschinenbau Hellwig transportiert. Dort<br />
erfolgte die Zerlegung der Maschine in ihre<br />
Baugruppen und deren Reinigung mit Aufnahme<br />
des detaillierten Überholungs- bzw.<br />
Erneuerungsbedarfs.<br />
Das A&O der mechanischen Aufarbeitung<br />
des Bohrwerks waren die Maßnahmen<br />
zur Wiederherstellung der Maschinengeometrie.<br />
Ziel war die Wiedererlangung der<br />
Arbeitsgenauigkeit unter Berücksichtigung<br />
der DIN 8620. Wesentliche Aufgabe war<br />
dabei der Präzisionsschliff der Führungsflächen<br />
am Maschinenbett genau wie an<br />
Tischbett und Tischschlitten in planparalleler<br />
Ausrichtung. Auch die Ständeraufnahmefläche<br />
war planparallel zu den Führungsbahnen<br />
zu schleifen.<br />
Die Führungen von Ständerschlitten und<br />
Spindelkasten wurden mit Gleitbahnbelag<br />
unterfuttert, stichmaßhaltig nachgesetzt<br />
und Ständerschlitten samt Ständerbett<br />
durch Feinstschaben neu verpasst.<br />
Auch der Winkelfräskopf erhielt eine Verjüngungskur:<br />
Die Drehkranzfläche wurde<br />
nachgeschabt, Fräskopf und Ständer unter<br />
Beachtung der Winkellage zur Tischaufspannfläche<br />
neu verpasst. Außerdem war<br />
die 90 Grad Indexierung des Fräskopfs Instand<br />
zu setzen und neue Präzisionsspindellager<br />
wurden eingebaut.<br />
Teil der mechanischen Überholung ist<br />
immer auch die Prüfung und Instandsetzung<br />
der Schmiereinrichtungen. Schmiernuten<br />
der Führungsbahnen waren nachzufräsen<br />
bzw. komplett neu einzufräsen, quer<br />
zur Gleitrichtung angebrachte Nuten waren<br />
anzufasen. Es galt, Schmierkanäle zu öffnen<br />
und gründlich zu spülen sowie die Schmiernippel<br />
zu erneuern. Zur Modernisierung<br />
gehörte die Installation einer zeit- oder<br />
weggesteuerten Zentralschmieranlage zur<br />
Versorgung der Gleit und Führungsbahnen<br />
und Spindeln. Die Schmutzabstreifer der<br />
Führungen wurden durch moderne Abstreifersysteme<br />
ersetzt. <strong>Der</strong> einfache Austausch<br />
der Profillippen macht die neuen<br />
Schmutzabstreifer künftig kostengünstig<br />
und wartungsfreundlich.<br />
Neue Antriebe braucht die CNC<br />
Bestandteil der Modernisierung war der<br />
Umbau der Achsantriebe auf CNC- Einzelantriebe<br />
für Ständer-, Spindelkasten-, Bohrspindel-<br />
und Tischverstellung sowie für<br />
Tischrundbewegung und Hauptspindel mit<br />
X-, Y-, Z-, W-Achse sowie B-Achse als Hilfsachse<br />
und S-Achse. Die Vorschubachsen<br />
(außer B-Achse) erhielten Kugelrollspindeln<br />
sowie spiel- und wartungsfreie<br />
Vorschubantriebe.<br />
Integriert wurde eine Heidenhain Typ<br />
iTNC 530 HSCI CNC-Bahnsteuerung für<br />
fünf Achsen und geregelte Hauptspindel.<br />
Ein tragbares elektronisches Handrad und<br />
ein Werkstück-Tastsystem sind weitere<br />
Komponenten. Zur Anpassung der CNC-<br />
Steuerung an die Maschine sowie zur Realisierung<br />
der Verknüpfungen in der Maschinensteuerung<br />
wurde die in die CNC-Steuerung<br />
integrierte SPS-Steuerung mit den erforderlichen<br />
Ausbaustufen eingesetzt. Die<br />
SPS-Steuerung sammelt die Fehlermeldungen<br />
aus der Maschine, wertet diese aus, um<br />
sie auf dem CNC-Display als Klartextmeldung<br />
anzuzeigen. Das dafür benötigte Programm<br />
wurde durch Hellwig erstellt.<br />
Das neue, schwenkbare und höhenverstellbare<br />
Bedienpult ermöglicht die Ausführung<br />
aller Maschinenfunktionen. X-Achse,<br />
V-Achse, Z-Achse W-Achse erhielten inkrementale<br />
Längenmesssysteme, die B-Achse<br />
ein inkrementales Winkelmessgerät und die<br />
Spindel einen inkrementalen Drehgeber.<br />
Auch der Schaltschrank wurde komplett<br />
neu aufgebaut. Die gesamte Elektroinstallation<br />
der Maschine wurde erneuert. Neu ist<br />
auch die Elektrodokumentation mit Stromlaufplan,<br />
Klemmenplan, Stückliste, SPS-<br />
Programm-CD.<br />
Grundlage der Antriebsauslegung waren<br />
die bisherigen Daten für Drehzahl, Geschwindigkeit<br />
und Antriebsleistung. Die<br />
Vorschubantriebe wurden in Drehstrom-<br />
Servotechnik mit jeweils 27 Nm bei 2000 UPm<br />
ausgeführt, wobei die Drehzahl der Antriebsmotoren<br />
so eingestellt wurde, dass die<br />
alte Eilganggeschwindigkeit der Achsen erreicht<br />
wird. Als neuer Hauptspindelantrieb<br />
dient ein ebenfalls wartungsfreier 11 kW AC<br />
Servo-Motor mit 140 Nm und 750 Upm<br />
Dauerleistung (max. 4500 Upm).<br />
Alle Schläuche und schadhafte Rohrverbindungen,<br />
Armaturen und Steuerventile<br />
der Kühlmitteleinrichtung einschließlich<br />
deren Pumpe wurden erneuert. Zu guter<br />
Letzt sorgt eine Neulackierung in den Farben<br />
Lichtgrau und Lichtblau auch für visuelle<br />
Akzente in der Werkstatt der Raffinerie.<br />
Keine CE-Erklärung erforderlich<br />
Dank der Modernisierung können jetzt manche<br />
Bauteile in der Hälfte der vorher benötigten<br />
Zeit bearbeitet werden, was vor allem<br />
der neuen CNC-Steuerung zu verdanken<br />
ist. Zudem gab es für die modernisierte<br />
Maschine keinerlei Schulungs- und Einarbeitungsaufwand.<br />
<strong>Der</strong> Maschinenbediener<br />
kannte die Steuerung bereits, so dass er<br />
nahtlos von der alten Scharmann auf die<br />
„neue“ umsteigen konnte. Erwähnenswert<br />
ist auch die Tatsache, dass das Scharmann<br />
Plattenbohrwerk durch die Modernisierung<br />
keine Funktionserweiterungen bzw. Änderungen<br />
erhielt, die die Anwendung der Maschinenrichtlinie<br />
erforderlich machen würde.<br />
Warum Hellwig beauftragt wurde? <strong>Der</strong><br />
Auftraggeber kannte Hellwig bereits durch<br />
vorangegangene Überholungs- und Modernisierungsprojekte<br />
für kleinere Werkzeugmaschinen.<br />
Dennoch wurden Angebote zur<br />
Modernisierung zum Beispiel auch direkt<br />
vom Werkzeugmaschinenhersteller eingeholt.<br />
Preis und Lieferzeit – und sicherlich<br />
auch die positiven Erfahrungen aus der Vergangenheit<br />
– gaben den Ausschlag.<br />
www.maschinenbau-hellwig.de<br />
Im Fokus<br />
Effizienz<br />
Sicherheit<br />
Nachhaltigkeit<br />
<strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 4/<strong>2016</strong> 15