Neue Szene Augsburg_2017-01
Das Stadtmagazin für Augsburg.
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26 Zoom<br />
Ist das Gaswerk gerade dein Haupttätigkeitsfeld?<br />
Das nimmt im Moment ungefähr ein Viertel ein. Mein<br />
Kollege, der Kreativwirtschaftsbeauftragte Colin<br />
Martzy, und ich haben die Aufgabe übernommen,<br />
mit den Künstlern und Mietern des Kulturparks in<br />
Kontakt zu treten. Außerdem gibt es verschiedenste<br />
Arbeitskreise und regelmäßige Treffen. Der Prozess<br />
ist riesig und es hat schon seinen Grund, dass es<br />
etwas dauert, doch ich glaube, wir sind auf einem<br />
guten Weg.<br />
Das Ziel, den Kulturpark 2<strong>01</strong>9 umzuziehen, ist<br />
aber schon ambitioniert.<br />
Ja, doch es gibt genug politischen Druck, das mit dem<br />
Theater muss ja auch laufen. (Anm. d. Red: Im Herbst<br />
2<strong>01</strong>8 soll die Brechtbühne im Ofenhaus eröffnet<br />
werden.) Ich sag aber schon gerne mal: „Bitte, bitte,<br />
lasst uns keinen Römer finden!“<br />
Wie sicher ist es, dass das Modular ab 2<strong>01</strong>8 im<br />
Gaswerk stattfindet?<br />
Ich halte das Gaswerk für die beste Alternative zum<br />
Kongress und rechne schon damit, dass das Modular<br />
früher oder später dort stattfindet. Da ist es meiner<br />
Meinung nach am besten beheimatet und könnte<br />
auch längerfristig bleiben. Entscheiden müssen das<br />
aber Stadtjugendring und Stadtwerke.<br />
Ende November fand eine Infoveranstaltung für<br />
die Mieter des Kulturparks in der Kradhalle statt.<br />
Ihr wurdet auf dem Podium teilweise mit einer<br />
heftigen Mischung aus Angst und Misstrauen<br />
konfrontiert. Wo mag das herrühren?<br />
Ich habe schon vor anderthalb Jahren gesagt: „Wir<br />
brauchen eine Sprechstunde, die vertrauen uns<br />
nicht.“ Für viele aus den Reihen der Zweifler hat die<br />
Stadt ganz lange nichts gemacht, da fehlt’s an Urvertrauen,<br />
da ist einfach Angst da. Im direkten Gespräch<br />
ist das anders. Mit der Sprechstunde wollten wir<br />
auch zeigen, dass wir niemandem etwas wegnehmen,<br />
sondern gemeinsam mit den Kultur- und Kreativschaffenden<br />
etwas aufbauen wollen. Wir haben viele<br />
Themen auf dem Schirm, aber wir können halt leider<br />
noch nicht mit endgültiger Gewissheit sagen, wie<br />
zum Beispiel die Parkgebühren aussehen werden.<br />
Das fand ich sowieso erstaunlich bei der Diskussion:<br />
Ausgerechnet der 64-jährige CSU-Stadtdirektor<br />
Hermann Weber musste die alternativen<br />
Kreativen darauf hinweisen, dass heutzutage<br />
der private Pkw nicht mehr der Weisheit letzter<br />
Schluss sein kann.<br />
Es ist offensichtlich, dass es Parkplätze für die<br />
Künstler geben muss, genauso wie sich die Erreichbarkeit<br />
beim ÖPNV verbessern muss und wird. Man<br />
sollte aber viel mehr auch in Richtung Fahrrad und<br />
Carsharing denken.<br />
Wie ist das Verhältnis zu den jetzigen Vermietern,<br />
dem Proberaumkollektiv Kuki e.V. und der Kulturpark<br />
West gGmbH?<br />
Es geht uns nicht darum, funktionierende Strukturen<br />
zu zerschlagen, aber wir sagen auch: Das dezidierte<br />
Vereinsinteresse ist doch nicht die Vermietung.<br />
Und darum geht’s ja: Wir nehmen Vermietung und<br />
Facility-Management ab und jeder Verein oder<br />
Zusammenschluss kann weiter tätig sein.<br />
Die Räumlichkeiten im Gaswerk für Künstler und<br />
Musiker sollen insgesamt etwa dieselbe Fläche<br />
umfassen wie im Kulturpark?<br />
Ja, plus X. Ich rechne damit, dass es ein Künstlerhaus<br />
und zwei Musikerhäuser geben wird mit dem subventionierten<br />
Mietpreis. Dazu kommen weitere, zum<br />
Teil noch zu errichtende Gebäude für die Kultur- und<br />
Kreativwirtschaft, die Stadtwerke wollen schließlich<br />
auch „normale“ Mieter. Der Prozess wird aber sicher<br />
nicht Ende 2<strong>01</strong>9 abgeschlossen sein.<br />
Themenwechsel: Wie geht’s deinem Projekt<br />
„Femme Jam“, der Veranstaltungsreihe, mit der<br />
junge Musikerinnen unterstützt werden sollen?<br />
Gut! Wir haben einige Ortswechsel hinter uns und<br />
sind jetzt in der Kresslesmühle voll zufrieden. Das<br />
Zusammenspiel funktioniert und natürlich dürfen bei<br />
der Jamsession nach dem Konzert auch Jungs auf die<br />
Bühne. Nichtsdestotrotz gab es letztens die Situation,<br />
dass jemand im Publikum „Ausziehen!“ gebrüllt<br />
hat und ich dachte mir: „Genau wegen so Typen wie<br />
dir mache ich das!“<br />
Gibt’s <strong>Neue</strong>s vom <strong>Augsburg</strong>er Poppreis „Roy“?<br />
Wir führen gerade Gespräche, ob man am Preisgeld<br />
schrauben kann, dass es sich zumindest annähert an<br />
andere Kunstpreise der Stadt. (Anm. d. Red.: Zurzeit<br />
sind drei Kategorien mit 1000 bzw. 500 Euro dotiert,<br />
zwei Roys sind reine Ehrenpreise.) Die aktuelle Bandszene<br />
ist ja wirklich vielversprechend, das hat sich bis<br />
nach München rumgesprochen.<br />
Siehst du einen Anteil daran?<br />
Ich sehe schon eine andere Wertschätzung insgesamt,<br />
auch seit es die Stelle des/der Popkulturbeauftragten<br />
gibt. Daneben hat <strong>Augsburg</strong> so viele Macher,<br />
die gerade wahnsinnig aktiv sind. Insgesamt ist da<br />
ein guter Nährboden und eine größere Bereitschaft,<br />
sich untereinander zu helfen.<br />
In einem Interview mit der SZ hast du dir trotzdem<br />
mehr Unterstützung der Politik gewünscht,<br />
„weil sonst die Anwohner der <strong>Szene</strong> diktieren,<br />
wann die Lichter auszugehen haben“.<br />
Ich bin schon lange im Kulturamt und dieses Anwohnerproblem<br />
hatte ich vorher einfach nicht. Bei Veranstaltungen<br />
vom Mozartfest oder der Kunstnacht war<br />
es nie ein Problem, wenn es bis nach 23 Uhr geht.<br />
Popkulturelle Sachen drehen halt oft um 22 Uhr eher<br />
noch auf statt runter. Das Problem mit den Nachbarn<br />
landet jetzt sehr oft bei mir und ich finde das schade,<br />
weil es die Perspektive so verschiebt, wenn Musik<br />
und Kunst als Störung empfunden werden. Bestes<br />
Beispiel ist die Sache mit der Freilichtbühne.<br />
Wie könnte die politische Unterstützung konkret<br />
aussehen?<br />
Ich wünsche mir ein Bekenntnis, dass wir eine offene<br />
Stadt sind für gewisse Veranstaltungsformate auch<br />
außerhalb der Maxstraße. Stell dir mal vor, heute<br />
Interview mit der Popkultur<br />
“Do It<br />
würde einer auf die Idee kommen, so etwas wie die<br />
Dult zu machen: Einfach mal wochenlang eine Straße<br />
komplett sperren, um Bratpfannen, Gewürze und<br />
Kittelschürzen zu verkaufen! Ich liebe die Dult, doch<br />
heutzutage würde man keine Mehrheit für so etwas<br />
bekommen. Oder denk an den Plärrer...<br />
In unserem Gespräch nach deinem Amtsantritt<br />
ging es u.a. darum, nicht nur den „Sprayer aus<br />
dem Akademikerhaushalt“ zu fördern, sondern<br />
auch bildungsfernere Schichten zu erreichen. Wie<br />
gut ist das bis jetzt gelungen?<br />
Es geht so. Das ist ein Grundproblem, dass Menschen<br />
aus bildungsaffinen Familien leichter an Förderungen<br />
kommen, weil sie das Antragswesen besser durchschauen<br />
als andere.<br />
Wie hoch ist dein Budget für Förderungen?<br />
10.000 Euro im Jahr. Wir machen Projektförderung,<br />
keine Künstlerförderung. Wenn also <strong>Augsburg</strong>er<br />
Musiker in <strong>Augsburg</strong> ein Album aufnehmen und die<br />
Releaseparty hier stattfindet, versuchen wir zum<br />
Beispiel, die Miete für den Club zu übernehmen. Wir<br />
unterstützen aber auch strukturell, also Veranstalter<br />
und Festivals etc.<br />
Und beim Auftritt der sechs <strong>Augsburg</strong>er Bands im<br />
Münchner Feierwerk im November 2<strong>01</strong>6 war die<br />
Unterstützung ganz handfest.<br />
Wir haben einen Transporter ausgeliehen, ich habe<br />
den Musikern das Equipment rübergefahren und am