Neue Szene Augsburg_2017-01
Das Stadtmagazin für Augsburg.
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34 Sport<br />
Interview mit FCA-Verteidiger<br />
KONSTANTINOS STAFYLIDIS<br />
„INZWISCHEN KENNT JEDER<br />
IN GRIECHENLAND DEN FCA!“<br />
2<strong>01</strong>6 war ein gutes Jahr für Konstantinos Stafylidis. Beim FCA und in der griechischen Nationalmannschaft<br />
ist er inzwischen Stammspieler. Wegen seines Einsatzes und seiner<br />
kompromisslosen Spielweise ist er bei den Fans beliebt, seine Freistöße sind gefürchtet.<br />
Walter Sianos traf seinen Landsmann zum Interview.<br />
Erst einmal alles Gute nachträglich zum<br />
Geburtstag. Du bist 23 Jahre alt geworden<br />
und hast schon einiges in deiner Karriere<br />
erlebt. Du hast für PAOK Saloniki, Bayer<br />
Leverkusen und den FC Fulham gespielt.<br />
War für dich früh klar, dass dein Weg ins Ausland<br />
führen würde?<br />
PAOK ist der Klub meines Herzens, ich habe mir sogar<br />
das Logo stechen lassen. Ich bin mit elf Jahren in die<br />
Jugendakademie dorthin gewechselt. Mit 18 bin ich<br />
in den Profikader aufgerückt und wäre dort gerne geblieben.<br />
Damals hatte der Verein finanzielle Schwierigkeiten<br />
und mit meiner Ablöse konnte sich der Klub<br />
etwas freischwimmen. Letztendlich war es schon<br />
mein Ziel, eines Tages ins Ausland zu gehen.<br />
Du hast deine Tätowierungen schon angesprochen.<br />
Inzwischen dürfte kaum noch Platz für neue<br />
sein. Wann hast du dir die erste stechen lassen?<br />
Mit 15. Ich hatte die Erlaubnis meines Vaters, mir<br />
etwas Kleines machen zu lassen und mit der Zeit sind<br />
immer wieder neue dazugekommen. Meine Mutter ist<br />
damals schon etwas erschrocken und heute noch<br />
lässt sie es nicht unkommentiert, wenn ich mit einem<br />
neuen Tattoo daherkomme (lacht).<br />
Du bist jetzt seit sechzehn Monaten beim FC<br />
<strong>Augsburg</strong>. Was gefällt dir hier am besten?<br />
Bevor ich nach <strong>Augsburg</strong> kam, habe ich ein Jahr in<br />
London gelebt. London ist eine faszinierende Metropole,<br />
da bleibt kein Wunsch offen, eine tolle Stadt.<br />
<strong>Augsburg</strong> ist zwar wesentlich kleiner, aber im Prinzip<br />
gibt es hier alles, das ich zum Leben brauche. Mir gefällt<br />
in Deutschland, dass in den Klubs und in der Liga<br />
alles toporganisiert ist.<br />
In der griechischen Nationalmannschaft bist du<br />
inzwischen eine feste Größe. Gerade für Südländer<br />
ist es immer eine große Ehre, für ihr Land aufzulaufen.<br />
Wenn vor den Spielen die Nationalhymne läuft, ist das<br />
für mich immer wieder ein bewegender Moment, ich<br />
bin sehr stolz für mein Land spielen zu können.<br />
2004 gewann die griechische Nationalmannschaft<br />
sensationell die Europameisterschaft. Da warst<br />
du gerade mal zehn Jahre alt. Kannst du dich noch<br />
an dieses Ereignis erinnern?<br />
Aber natürlich! Damals habe ich noch in meinem Dorf<br />
gewohnt und die Spiele immer in einem Café angeschaut,<br />
da waren immer an die 600 Leute und die<br />
Stimmung war überragend. Ich werde nie vergessen,<br />
wie wir erst im Halbfinale gegen Tschechien und dann<br />
noch das Finale gegen Portugal gewonnen haben. Ich<br />
habe geweint vor Glück.<br />
Danach spielte die „Ethniki“, wie sie in Griechenland<br />
genannt wird, lange eine gute Rolle, sie war<br />
immer bei Welt- oder Europameisterschaften vertreten.<br />
Vor zwei Jahren kam der Einbruch. Was<br />
war der Grund?<br />
Ich sehe das nicht so dramatisch, jede Mannschaft<br />
fällt mal in ein Tief. Das bringt der Sport so mit sich.<br />
Holland hat viele Jahre überragend gespielt und im<br />
Moment läuft es auch nicht.<br />
In Griechenland ist die Rivalität der vier großen<br />
Teams Olympiakos, PAOK, Panathinaikos und AEK<br />
Athen sehr groß und die Derbys sind immer von<br />
Ausschreitungen begleitet. Behindert diese Feindseligkeit<br />
nicht die Atmosphäre innerhalb des Nationalteams?<br />
Das stimmt, stellenweise herrscht eine richtige Feindschaft<br />
zwischen den Clubs und es war tatsächlich<br />
lange ein Problem auch innerhalb der Nationalelf.<br />
Aber inzwischen haben sich alle zusammengerauft<br />
und das Verhältnis ist fast schon freundschaftlich geworden.<br />
Man erreicht nur etwas, wenn man zusammenhält.<br />
Michael Skibbe hat als neuer Trainer das Schiff<br />
wieder auf Kurs gebracht.<br />
Skibbe macht einen super Job. Er ist ungemein fleißig<br />
und akribisch. Und er lässt uns trotz aller Disziplin die<br />
er von uns einfordert, uns auch eine lange Leine. Wir<br />
danken es ihm mit guten Leistungen.<br />
Wie groß siehst du die Chancen, dass sich Hellas<br />
für die WM 2<strong>01</strong>8 qualifiziert?<br />
Ganz gut, im Moment sind wir ungeschlagen auf<br />
Platz zwei hinter Belgien. Die Bosnier liegen uns zwar<br />
im Nacken, aber wir haben es selbst in der Hand.<br />
FCA-Präsident Klaus Hofmann hat erst kürzlich<br />
bei der Jahreshauptversammlung gesagt, dass<br />
einer der größten Momente des Vereins letztes<br />
Jahr beim Spiel in Liverpool war. 50.000 Engländer<br />
haben im Stadion gezittert, als du in der 89. Minute<br />
zum Freistoß angelaufen bist und die lagen<br />
sich dann alle in den Armen, als du den Außenpfosten<br />
getroffen hast. Hätte auch keiner gedacht,<br />
das Liverpool mal vor <strong>Augsburg</strong> zittern<br />
muss.<br />
Schade, dass der Ball nicht reingegangen ist. Es war<br />
ein überragendes Erlebnis, in der Anfield Road aufzulaufen<br />
und den großen Favoriten bis zur letzten Minute<br />
auf Trapp zu halten. Der FCA spielt jetzt die<br />
sechste Saison in der Bundesliga und die Europa League<br />
war auch wichtig für die Wahrnehmung im Ausland.<br />
Inzwischen kennt jeder den FCA in<br />
Griechenland.<br />
Wenn es so etwas wie einen Gewinner in der laufenden<br />
Saison im Team gibt, du gehörst dazu. Du<br />
hast dir einen Stammplatz erkämpft.<br />
Ja, bisher läuft es wirklich gut für mich. Ich spüre<br />
jeden Tag im Training das Vertrauen der Trainer und<br />
das motiviert mich natürlich sehr.